1830 / 41 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

296

Dasselbe Blatt enthält auch nachstehenden Be— schluß des Präsidenten. 3

„Se. Allerchristlichste Majestaͤt haben einen neuen Beweis Ihres Wohlwollens fuͤr Griechenland gegeben, indem Hoͤchst— dieselben den Herrn Gerard, einen Obersten Ihres Heeres, der diesseitigen Regierung zugetheilt haben, damit derselbe zur Organisation der regelmäßigen Truppen Griechenlands mit—

wirken solle. In Betracht dessen, und um einem so ausge⸗

zeichneten Offiziere einen Beweis von dem Vertrauen zu ge— währen, welches uns die Wahl Sr. Majestaͤt einfloͤßt, verord—⸗ nen wir Folgendes: 1) Der Herr Oberst Gérard ist zum General⸗Lieutenant ernannt. 2) Derselbe wird als solcher spe— eielle Befehle von Uns, sowohl in Betreff der Organisation und Inspertion der Truppen, wie in Ansehung anderer auf das Militairwesen Griechenlands Bezug habender Verrichtun— gen erhalten. 3) Dergleichen specielle Befehle werden von Uns an den Staats-Seeretair fuͤr das Kriegs“ und Marine— wesen und an den General-Direktoör der regälairen Truppen erlassen werden, damit ein jeder von ihnen, in so weit es ihn angeht, deren Vollziehung besorge. Der Secretair der Regierung fuͤr das Kriegs- und Marinewesen wird gegenwaͤr— tigen Akt dem Hrn. Trézel zu dessen Dangchachtung mit— theilen. Nauplia, am 3. Dezember 1829. Der Praͤsident: J. A. Capo distrias. Der Staats-Secretair fuͤr das riegs- und Marinewesen: V. A. Capodistrias.“

Die vier ersten Blaͤtter des Courrier de la Grace

bis einschließlich 27. Dez. enthalten (außer der vorstehend

mitgetheilten Ernennung des Hbersten Gérard zum General— Lieutenant) noch verschiedene Ernennungen, non denen nach— stehende die bemerkenswerthesten sind: Major Villani wird zum Kommandanten der Festung Koron ernannt. Herr C. Kanaris (der bekannte Brander führer) wird zum Grade eines Mirarchen (Kommandanten einer Flottille) befoͤrdert. Herr Alexis Lukopulos, General-Post-Direktor, wird zum außerordentlichen Schatzmeister und Zahlmeister der verschie— denen Truppen-Corps in Ost- und West-Griechenland ernannt, um zur Bezahlung ihrer Ruͤckstaͤnde vom dritten Semester zu schreiten und dabei allen Mißbrauch oder Kassenraub zu verhindern. Bis zur Ruͤckkehr des Herrn Lukepulos wird Herr D. Ampelos provisorisch zum General-Postmeister er- nannt. Herr A. Mustoxidi, ein ausgezeichneter Archäo—

log und Gelehrter, (wie es im Ernennungs-Dekrete heißt),

wird zum Direktor und Aufseher des Natlonal⸗Musenms er— nannt, mit dem Auftrage, allmaͤlig alle Antiken zu sammelu, welche Griechenland noch besitzt, und die, in verschiedenen Provinzen zerstreut, fuͤr die Wissenschaft und die Kuänste ver— loren sind. Durch ein anderes Dekret wird Hr. Mustoxidi

(der zugleich auch Direktor des Waisenhauses ist) mit der

Aufsicht über die Staats-Druckereien beauftragt. Behufs der Regelmaͤßigkeit des Dienstes im Hafen von Poros wird der Admiral Miaulis, wenn er sich im gedachten Hafen be— findet, zum Chef saͤmmtlicher in diesem Hafen liegenden Kriegs- und Transportschiffe ernannt; in seiner Abwesenheit ersetzt ihn der Vice-⸗Admiral Sachturis, und wenn auch bie— ser nicht da ist, der Divisions-Kommandant Kanaris.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-YPork, 31. Dez. Am 258sten d. M. fand hier eine zahlreiche aus den achtungswerthesten hiesigen Einwoh⸗ nern bestehende Versammlung statt, in welcher der Beschluß Lleht wurde die Bewohner der verschiedenen Theile der

ereinigten Staaten aufzufordern, den Kongreß zu bitten, daß die Cherokesen und andere suͤdliche Indianische Stamme im ungestoͤrten Genuß ihrer nationalen und gesellschaftlichen Nechte gelassen und dadurch die Ehre und der gute Ruf der Vord-Amerikanischen Nation aufrecht erhalten werden moͤge. Der Zweck dieser , findet die größte Theilnahme, und es heißt, daß man an allen hiesigen offentlichen Orten Listen zum Unterzeichnen fuͤr diejen gen auslegen werde, de— nen das Schicksal der armen Indianer am Herzen liegt. Bei dieser Stimmung des Publikums wird hier folgender Artikel in einer , der die Ver⸗ haͤltnisse der Indianer zu Washingtons Zeiten wieder in Er- innerung bringt, mit vielem Interesse gelesen. In dem ge⸗ nannten Blatte heißt es: „Einen eben . ausgezeichneten als authentischen Beweis Indianischer Beredsamkeit liefert die Adresse der beruͤhmten Gberhaͤupter der Seneka⸗Ration Corn⸗ Plant, , wn und Big-Tree (Kornpflanze, Halb— stadt und? ick Baum), an den General Washington im

ahre 1790. Fur den Verfasser dieser Adresse haͤlt man

orn,- Plant, der lange Zeit den Mtuf des beredtest r ange Ze Ru en, tapfer⸗ sten und dn echt ers ffn Hen auptes der verschiedenen In,

. 2

dianischen Nationen genoß. Sein wuͤrdevolles Aeußere und seine e n n, ind noch bei Vielen in frischem Andenken, die ihn fruͤher in Philadelphia gesehen haben. Eine Reihe

von Jahren hindurch war er einer der waͤrmsten Vertheidi⸗

ger der Reformations- und Verbesserungsplaͤne, mit denen sich der Ausschuß unserer jaͤhrlichen en,, fuͤr die . dianischen Angelegenheiten hinsichtlich feines Stammes be— schaͤftigte, und er lebt noch jetzt als ein wuͤrdiger Greis Folgendes ist ein Auszug aus der erwaͤhnten Adresse: „„Dem großen Rath der 13 Feuer (Vereinigten e. * 3 i, m. und , er Seneka⸗Nation, Corn⸗-Plant f Town und Big⸗Tree.““ ; * ; 33 256 „„Vater! Die Stimme der Seneka-Nation spricht zu Dir,; dem großen Rathgeber, in dessen Herz die wei⸗ sen Maͤnner aller 13 Feuer ihre Weisheit gesetzt haben; sie mag Deinem Ohr nur sehr schwach erklingen, und

daher bitten wir Dich angelegentlichst, uns aufmerksam zu⸗

zuhoͤren, denn wir wollen von Dingen reden, die uns sehr wichtig sind. Als Deine Armee das Land der Indianer betrat, nannten wir Dich den Staͤdte-⸗Verwuͤster, und noch heute, wenn man Deinen Namen hoͤrt, sehen sich unsere

Weiber um und erbleichen, und unsere Kinder umklammern

den Nacken ihrer Muͤtter. Unsere Rathgeber und Krieger sind Manner und kennen keine Furcht; ö Herzen aber lei⸗ den bei dem Schrecken unserer Weiber und Kiüder, und wün— schen, daß dieser so tief begraben laͤge, daß man nie wieder etwas von ihm hoͤre. Als Du uns den Frieden gabst, nannten wir Dich Vater, weil Du versprachst, uns den Be— sitz unserer Laͤndereien zu sichern. Thue das, und fo lange das Land bestehen wird, soll dieser geliebte Name in dem Herzen jedes Seneka leben. Vater! Du hast gesagt, daß wir in Deiner Hand waͤren, und daß, wenn Du sie schloöͤßf— sest, Du uns zu Nichts zermalmen koöͤnntest. Bist Du denn entschlossen, uns zu zermalmen? Wenn Du es bist, so sage es uns, damit diejenigen von unserer Nation, die Deine Kin— der geworden und entschlossen sind, als solche zu sterben, wis— sen, was sie zu thun haben. In diesem Falle hat ein Ober⸗ haupt gesagt, es wolle Dich bitten, seinem Leiben ein Ende zu machen. Ein anderes, das nicht daran denken mag, von

der Hand seines Vaters oder seines Bruders zu sterben, will

sich zu den Chataughquen fluͤchten, giftige Wurzeln essen und mit seinen Vaͤtern in Frieden schlafen. Bevor Du eine H ungerechte Maaßregel beschließest, steh zu Gott hinauf, des— sen Geschoͤpfe wir eben so wohl sind, als Du; wir hoffen, er werde es Dir nicht erlauben, unsere ganze Nation zu vernichten. Vater! hoͤre unsere Sache: Viele Nationen bewohnten die⸗ ses Land, fie besaßen aber keine Weisheit, und deswegen fuͤhr— ten sie mit einander Krieg; 6 Indianische Staͤmme, worunter auch wir, waren maͤchtig und zwangen sie zum Frieden. Es wurden thnen weitlaͤuftige Laͤndereien angewiesen; aber die Stamme, die nicht vernichtet wurden, blieben, wo sie waren,

und riefen die 6 großen Stamme als Bruͤder ihrer Vaͤtet

um Schutz an. Sie waren Menschen und hatten im Frie— den ein Recht, auf der Erde zu leben. Die Franzosen kamen zu uns und baueten Niagara; sie wurden unsere Vaͤter und sorgten fuͤr uns. diese Festung den Franzosen weg; er ward unser Vater, ver— sprach fuͤr uns zu sorgen und that es, bis Du seinem Könige zu stark wurdest. Ihm gaben wir 4 Meilen rund um Niagara zum Handelsplatz. Wie wir dazu gekommen sind, uns gegen Dich zu verbinden, haben wir schon gesagt; wir sahen unseten Irrthum ein, wir wuͤnschten Frieden; Du verlangtest ein großes Stuͤck Land fuͤr Dich, das Du auch als Preis des Friedens erhieltest, und nun sollte uns denn auch Frieden und der Besitz des wenigen Landes, das uns nachgeblieben ist, gesichert seyn. Vater! Als Dir das große Stuͤck Land gegeben wurde, waren nur wenige Oberhaͤupter gegenwärtig und gezwungen, es Dir abzutreten. Und nicht nuͤr die 6 In—

dianischen Hauptstaͤmme machen daruͤber den genannten Ober-

haͤuptern Vorwuͤrfe. Auch die Chipaways und alle Nationen,

die westlich von jenem Lande lebten, kamen zu uns und frag-

ten: „Bruͤder unserer Vaͤter, wo ist der Raum, den ihr fuͤr uns aufbewahrt habt, damit wir ihn einnehmen konnen?“ Vater! Du hast uns gezwungen, etwas zu thun, dessen wir

uns schaͤmen. Wir koͤnnen den Kindern der Bruder unserer

Vaͤter nichts antworten. Als sie uns im letzten Ftuͤhjahr

zum Kriege aufforderten, um ihnen ein Lager zu verschaffen,

wo sie ihr Haupt niederlegen könnten, so baten die Seneka's

sie, ruhig zu seyn, bis wir mit Dir würden gesprochen ha— ben; doch wir hoͤrten bald darauf, daß Deine Armee gegen das Land gezogen waͤre, welches jene Völker bewohnten; und

treffen beide aufeinander, so wird das beste Blut von beiden Seiten die Erde traͤnken. Vater! Wir wollen es Dir

Sir William Johnson kam, und nahm

* .

mn w

.

297

icht verbergen, daß der große Gott und nicht Menschen den

r F n, seinen eigenen Landsleuten geschuͤtzt hat. Denn diese fragen bestandig! „„Wo ist das Land unserer Kinder und Kindeskinder? Ihr sagtet uns, daß die von Pensylva— nien bis zum Ontario, See gezogene Linie fuͤr immer die Graͤnze gegen Osten und die Linie von der Biber-Bai bis nach Pensylvanten die Graͤnze gegen Westen machen wuͤrde; wir sehen aber, daß es nicht so ist: denn bald kommt Einer, und dann der Andere, und nimmt uns Land auf Befehl des Vol⸗ kes weg, das, wie Du . versprochen hat, uns zu beschuͤz⸗ Corn⸗Plant schweigt, weil er nichts antworten

kann. Wenn die Sonne untergeht, schließt er Gott sein Herz auf, und bevor sie wieder auf den Bergen er— scheint, dankt er ihm fur seinen Schutz uͤber Nacht, denn er fuͤhlt es, daß fuͤr Menschen , die durch ihnen zuge— fuͤgtes Unrecht zur Verzweiflung gebracht werden, nur Gott der einzige Retter ist. Er liebt den Frieden und hat seine Vortaͤthe denen gegeben, die Dein Volk gepluͤndert hat, da— mit sie nicht kin fn dt pluͤndern, um ihren Schaden zu er⸗ setzen. Die ganze Jahreszeit, die Andere dazu verwendet haben, um ihre Familien zu versorgen, hat er mit Anstren⸗ gungen zugebracht, um den Frieden zu erhalten, und in die⸗ sem Augenblick liegen sein Weib und seine Kinder auf dem nackten Boden und haben nichts zu essen; sein Herz leidet fuͤr sie, er fuͤhlt aber, daß der große Geist seine Festigkeit pruͤfen will, dasjenige zu thun, was Recht ist. Vater! Das Wildpret, das der große Geist in unser Land zu unserer Nahrung sandte, verlaͤßt uns. Wir glaubten, er wolle, daß wir das Land pstuͤgen sollten, wie das weiße Volk es thut, und sprachen mit einander daruͤber; doch bevor wir mit Dir daruͤber sprechen, muͤssen wir von Dir erfahren, ob Du uns und unseren Kindern auch Land zum Phfluͤgen lassen willst. Sprich deutlich zu uns uͤber diesen großen Gegenstand. Alles

zen.““

Land, von dem wir gesprochen haben, gehoͤrte den 6 Indiani—

schen Stammen; niemals gehoͤrte ein Theil davon dem Koͤ— nige von England, und er konnte es Dir nicht abtreten. Un— sere Vaͤter erhielten es von Gott, und uͤbergaben es uns und unseren Kindern, und wir koͤnnen uns nicht von ihm trennen. Vater! Wir sagten Dir, daß wir Dir unsere Herzen auf— schließen wollten: hoͤre uns noch einmal an. In der Festung

Stanwix machten wir uns anheischig, diejenigen unserer Lands—

leute auszuliefern, die Dir Unrecht gethan haben wuͤrden,

damit Du uͤber sie richten und sie nach Euren Gesetzen be-

strafen koͤnntest. Zwei Maͤnner sind dem zufolge von uns ausgeliefert worden; anstatt sie aber nach Euren Gesetzen zu richten, nahm sie der Niedrigste aus Eurem Volke von Eurer Obrigkeit weg und toͤdtete sie auf der Stelle. Es ist Recht, einen Moͤrder mit dem Tode zu bestrafen; die Seneka's aber werden ihre Landsleute nicht Leuten ausliefern, die keine Ach— tung vor ihren eigenen Vertraͤgen haben. Vater! Un— schuldige Leute unseres Volkes und von unsern besten Fami— lien sind einer nach den andern getoͤdtet worden; aber die eigentlichen Moͤrder von Deinem Volke haben keine Strafe erhalten. Wir erinnern uns, daß Du uns versprochen hast, diejenigen zu bestrafen, die einen der Unsrigen toͤdten wuͤrden, und fragen nun, ob es absichtlich geschah, daß Deine Lands— leute die Seneka's umhrachten und unbestraft blieben? Vater! Dieses Alles sind fuͤr uns sehr wichtige Dinge; wir wissen, daß Du sehr stark bist, wir haben gehort, daß Du weise seyn sollst, und sind nun auf Deine Antwort be— gierig, um zu erfahren, ob Du gerecht bist.““

„General Washington antwortete hierauf in dem ge— woͤhnlichen Styl unserer Indianischen Mittheilungen, d. h. mit abwechselnden Mißbilligungen und Versprechungen. Eine Stelle in seiner Antwort verdient es, unter den gegenwaͤrti— gen Umstäanden, ausgehoben zu werden: „„Eüer groͤßter Wunsch““, sagte er, „„scheint der sichere Besitz des Landes zu seyn, das Euch uͤbrig geblieben ist, und daher habe ich mich, meiner Meinung nach, uͤbex biesen Punkt hinlaͤnglich klar und bestimmt ausgesprochen. Ihr duͤrft naͤmlich kuͤnftig nicht Eures Landes beraubt werden; Ihr besitzt das Recht, Euer

Land zu verkaufen oder den Verkauf desselben zu verweigern;

so daß in Zukunft der Verkauf Eures Landes gaͤnzlich von Euch selbst abhaͤngen wird.““ „Die Erwiederung Corn-Plants beginnt auf folgende be— merkenswerthe Weise: „„Vater! Deine auf dem großen Papier geschriebene Rede war fuͤr uns, wie der erste Strahl

des Morgenrothes für einen Kranken, dessen Puls zu heftig

in seinen Schlafen klopft und ihn am Schlafen hindert; er erblickt das schoͤne Morgenroth, er freuet sich, aber geheilt ist er nicht.““

4

Berlin, 10. Febr. Nach Inhalt des neuesten Amtsblatts der Koͤnigl. Regierung zu Arnsberg haben Se. Maj der Kö, nig zu beschließen geruhet, daß zur Beschleunigung der Prozesse, welche die in dem Verwaltungs⸗Bezirk derselben , ,. Fabriken betreffen, besondere, aus einem Mitgliede des be⸗ treffenden Ortsgerichts und aus einem waͤhlbaren Fabrik-In— haber als technischem Mitarbeiter bestehende Fabrik-Gerichts— Deputationen angeordnet werden, welche ihren Sitz zu Iser⸗

sohn, Limburg, Altena, Plettenberg, Luͤdenscheid, Hagen,

Schwelm, Hattingen und Siegen haben sollen. Das ge⸗ nannte Blatt enthaͤlt das von Sr. Majestaͤt unterm 26. November v. J. Allerhoͤchst vollzogene Reglement fuͤr diese Fabrik⸗Gerichts⸗Deputationen, deffen dem Herrn Hofgerichts-Direktor Nettler in Arnsberg uͤbertragen worden.

Aus Stralsund vom 31. Jan. wird folgendes Ereig—⸗ niß gemeldet, das sich bei dem Dorfe Prerow auf der Halb⸗ insel Darß, Franzburger Kreises, zugetragen hat: Am 8. Ja⸗ nuar d. J. sah man gegen Norden, etwa 13 Meile vor ge⸗ nanntem Dorfe, ein Schiff ohne Masten, welches im Eise fest geworden zu seyn schien, und Nothsignale gab. Etwa 60 Be⸗ wohner Prerows machten unter Leitung des Schulzen und meh— rerer er fahrener Schiffer den Ver such, den Nothleidenden zu Huͤlfe zu kommen, sie sahen sich jedoch, wegen des uͤber einander gescho— benen Eises, außer Stande, zum Schiffe zu gelangen. Fuͤnf junge ruͤstige Matrosen aber, die zu kuͤhn den Uebrigen fast 4 Meile weit vorausgeeilt und nicht mehr zuruͤckzurufen waren, wurden durch eine sich um Mittag abloͤsende große Eismasse, auf welcher sich auch ein Theil der Letzteren befand, die jedoch mit Lebensgefahr das feste Eis wiedergewannen, von ihren Ge— faͤhrten getrennt und in das offene Meer hineingetrieben. Zum Gluͤck nahm die Eisscholle ihre Richtung nach dem ein— geeiseten Schiffe zu. Von den Zuruͤckgebliebenen konnte so viel erkannt werden, daß zwei Menschen von der Schiffs— Besatzung den sich nähernden Matrosen entgegenkamen, daß sie insgesammt das Schiff bestiegen, und daß bald darauf ei— nige Menschen, ob die Matrosen, ob ein Theil der Schiffs—⸗ Besatzung, war nicht deutlich zu ersehen, daffelbe wieder ver⸗ ließen. Durch das inzwischen gegen 3 Uhr Nachmittags bei westlichem Winde emngetretene, bald uͤberhand nehmende Schneetreihen, wurde die schwimmende Eismasse dem Auge der aͤngstlich Spaͤhenden ganz entruͤckt, und am Morgen dar— auf war auch das Schiff nicht mehr sichtbar. Ueber das Schicksal der Matrosen, der Schiffs⸗-Besatzung und des Schif⸗ fes selbst ist bis jetzt nichts Näheres bekannt geworden; doch hegt man die Hoffnung, daß saͤmmtliche Ungluͤcks⸗-Gefaͤhrten

8

das Schiff wieder erreicht haben, und daß solches mit westli⸗— chem Winde der Schwedischen Kuͤste zugetrieben und daselbst geborgen sey. .

Aus Koͤln vom 6ten d. M. wird gemeldet: Die feste Eisdecke, mit welcher seit einigen Tagen der Rhein bei unfe⸗ rer Stadt belegt ist, gewaͤhrt den herrlichsten Anblick. Bei der nunmehrigen Sicherheit und Bequemlichkeit der angeleg⸗ ten Eisbahnen sehen wir den lebendigsten Verkehr zwischen den beiden Ufern, und ein Lustgang auf den weiten Eisfeldern ist fast zur Modesache geworden.

Wohlthätigkeit.

Der Privat-Gelehrte Herr August Boͤhringer zu Mag— deburg hat dem Koͤniglichen Kriegs ⸗Ministerium 360 Exem— plare seiner zur diesjaͤhrigen Kroͤnungs, und Ordensfeier herausgegebenen Rede eingesandt, um den Erloͤs aus dersel— ben zum Besten des Invaliden-Fonds zu verwenden, auch den Erloͤs von anderweitigen 100 Exemplaren derselben zu gleichem Zwecke bestimmt. .

Mit dankbarer Anerkennung bringen wir diese wohlthaͤ— tige Gabe hierdurch zur allgemeinen Kenntniß.

Berlin, den 3. Februar 1830, Kriegs⸗-Ministerium. Militair⸗Oekonomie⸗Departement. Jas ki. v. St ach.

Wissenschaftliche Nachrichten.

(Auszug aus dem 18ten Briefe des juͤngern Herrn Cham—

pollion) 6. Medinet⸗Habu bei Theben vom 30. Juni 1829. Auf dem großen Huͤgel bei Medinet-Habu befindet sich eine Menge wichtiger Denkmaͤler, die theils große historische Erinnerungen enthalten, theils von dem Znstande der Kuͤnste Aegyptens in den bedeutendsten Epochen seines politischen Be⸗ stehens zeugen; es ist gewissermaßen ein zusammengedraͤngtes Gemaͤlde aller Aegyptischen Monumente. Man findet hier einen Tempel aus der glänzenden Zeit der Pharaonen von