1830 / 43 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 13 Feb 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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bereits im Jahre 1806 entworfen hatte, und machte mehrere andere nützliche Einrichtungen.“ „Das neue Muͤnz⸗Gesetz ward am 20. April 1818 pu⸗ blizirt. Mehrere andere von dem gewandten Staatsmanne vorgeschlagene Verbesserungen konnten, namentlich auf Siei⸗ lien, wo die Barone und die Geistlichkeit ihnen große Hin. derkisse in den Weg legten, nur langsam ins. Werk gerichtet werden. Medici nahm sich mit besonderm ** der Reform der Justiz⸗Verwaltung an und beschaͤftigte sich mit der Entwer⸗ . eines neuen Gesetzbuches. Er hatte den Grundsatz, daß der Richter nach dem Buchstaben des Gesetzes entscheiden, und wo dieser zweifelhaft sey, ihn nach der gesunden Vernunft, nicht aber noch dem alten Auslegungen der Rechtsgelehrten erklaren muͤsse. Auch wollte er, daß die Gruͤnde, die das Ur⸗ theil herbeigefuhrt haͤtten, oͤffentlich bekannt gemacht wuͤrden.“ „Große Raͤuberbanden beunruhigten damals das Land und fuͤllten die Gefaͤngnisse mit Verbrechern. Medici schloß daher mit dem Hofe von Rio Janeiro einen Vertrag ab, woburch die Neapolitanische Regierung der Brasilianischen 20h) Galeeren⸗Sklaven zur beliebigen Verfuͤgung stellte Un⸗ geachtet des Eifers, den Mediei uberall fuͤr das Beste seines Tandes bezeigte, war seine Verwaltung doch nicht allgemein beliebt; namentlich zog die Wiederherstellung einer großen Menge von Klöͤstern ihm die Mißbilligung des aufgellaͤrten Theiles des Publikums zu; auch die von ihm ö. rte neue Grundsteuer machte ihm das Volk abgeneigt. och war an der militairischen Empoͤrung, die am 2. Juli 1820 in Nola ausbrach, nicht sowohl die Unzufriedenheit mit seiner Ver⸗ waltung, als das von dem General Nugent eingefuͤhrte Mi⸗ litair⸗Reglement, so wie das System des damaligen Polizei⸗ Ministers, Fuͤrsten von Canosa, der nach ganz andern Grund⸗ faͤtzen als Medici verfuhr, Schuld. Medici verachtete die Carbonaris und Calderaris, und ließ die exaltirtesten derselben in e,. einsperren. Canosa dagegen verband sich mit den Calderaris gegen die Carbonaris, wodurch Alles in solche

Gaͤhrung gerieth, daß selbst die Absetzung dieses Ministers

den Ausbruch der Empoͤrung nicht mehr verhindern konnte.“

„Der General Nugent und Medici riethen dem Koͤnige, sich fofort mit seiner Familie einzuschiffen und an den Kuͤsten des Adriatischen Meeres zu landen, um demnaͤchst mit einem DOesterreichischen , m. die Ruhe in seinem Lande wie⸗ derherzustellen. ie Vorstellungen des Koͤnigs von England,

hielten ihn indeß in Neapel zurück, woburch Medici sich be⸗

wogen fand, seine Entlassung zu nehmen und sich nach Rom zuräͤckzuziehen, wo er selbst noch, nachdem der Koͤnig wieder ruhig auf seinem Throne saß, eine Zeit lang blieb. Der Fuͤrst Canosa, zum zweitenmale Polizei⸗Minister. verfuhr da— mals in Neapel mit aͤußerster Strenge gegen die Familien, die in dem Verdachte standen, an der Revolution Theil ge— nommen zu haben. Die Finanzen befanden sich ebenfalls in ei— nem hoöͤchst kläglichen Zustande, so daß Koͤnig Ferdinand im Monat Juni 1822, auf den Rath OHesterreichs, ein neues RMinisterium bildete, an dessen Spitze er den Fuͤrsten Alvaro

und Eanosa entließ. Mediei trat als Finanz—

die neue Berwaltung ein, und sein Freund und=

der Marquis Tomasini, erhielt das Gna⸗ ment. Von diesem Augenblicke an stem in Neape

1. ch

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. Königliche Schau spiele— Freitag, 12. Febr. Im Opernhause: Fernand Cortez, oder Die Eroberung Mexiko's, Gper in 3 Abtheilungen,

mit Ballets, Musik von Spontini. (Hr. Rozier wird hierin

tanzen.) Wegen Heiserkeit der Mad. Seidler kann die zu heute

angekuͤndigt r, ,, Nurmahal, nicht gegeben werden.

Im Schauspielhause: 1) Lartiste, vaudeville en 1 acte, par Scribe. 25 La premiere représentation de: Le nou-

veau Pourceaugnae, vaudeville comique en 1 acte, du thõ-

tre de Madamèe, par Scribe. 3) Le petit tambour, vaude- ville anecdotique en 4 acte

Koͤnigsstädtsches Theater. Freitag, 12. Febr. Das Pfeffer⸗Roͤsel, oder; Die Frank⸗ furter Messe im Jahre 1297, ein Gemaͤlde der Vorzeit in

5 Akten.

Sonnabend, 13. Febr. Herr und Sklave, Melodrama in 2 Akten. Hierauf: Der leichtsinnige Luͤgner, Lustspiel in 3 Akten. (Herr Pohl, vom Stadttheater zu Posen, im er⸗ sten Stücke: den Sklaven, im zweiten Stuͤcke: Felix Wahr, als Gastrollen.) ;

Berliner Börse.

Den 11. Februar 1830. 4 Amtl. Fonds- und Gesd Gours Zettel. (Prent/s Coid-) . Fr, .

1003 Schlesische do. 4 107

bomm. Dom. 40. 5 i108

e, go, do. 3 ig Ostpr. do.. d. 5 107 Rückst. C.d. Emk. 76 do. do. d. Ik. 75 Zins- Sch. d. RLmk. 77

dito d. Nmk. 77

St. Schuld- Sch. Er. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Kurm. Ob. mI. C. Neum. Int. Sch.d. 2 66 Ob. ni gsbg. do. Hbinr der do. Danz do in IH Z.

Wos ipr. Plãb. A. 4 dito dito B. 4 Holl. vollyvv. Duc.

Grosshz. Pos. do 4 11 Nene dilo Ostpr. fandbrf. 1023 Friedrichsd' or. Pom. Pkandbr., 4 10663 Disconto.... Kur-n. Jeum. de. 4 1063 ioß

Wechsel- Cours.

n r nn,, . 250 FI. Kur?

V . 2590 Fl. 2 Mt. Hamburg... 300 Mk. Kurz

dilo 300 Mk. 2 Mt. London 1Lëẽ8St1. 3 Mi. Paris 300 Fr. 2 Mt. Wijen in 26 Ar. 150 HI. 2 Mt. Augshurg 150 FI. 2 Mt.

Breslau 100 Ih. 2 Mt. Us o

Leipzi ! Frahkfurt a. M. W] 1 Petersburg BN e 3 Woch

Riga BN. 3 Woch.

Warschau Kurz

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Pretri/ss Gour.

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C60 82

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Auswärtige Börsen. Amsterdam, 6. Febr. Oeslerr. 5proc. Metall. 1003.

Hamburg, 9 Febr.

London, 1. Febr.

38 3574. Nexie. 2 Wien, 6. Febe.

dtedactenr John. Mitrcbactenr Cott l.

Oesterr. Spro. Metall. 10933. 4proc, pr; ult. 9535. Part. Oulig. 1373. Bank- Adqtien 1284. Russ. Engl. Anl. 1088. Russ. Anl. Hamb' Certisie. 1043. Poln. pr. 1. März 1247. Dan, 732.

Z‚proe. Cons. Mz. Russ. 1165. Dun. 75. Prasil. 7 1. Griech.

k aploe. sss, Loose a too Fl 1s6.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 44.

Amtliche Nachrichten. KKronik des Tages. Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Nie⸗

porozniew, als Courier von St. Petersburg kommend, nach London.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

* Rußland. St. Petersburg, 3. Febr. Der Fuͤrst A. Galitzin,

Kaiserl. Wirklicher Geheimer Rath und Mitglied des Reichs—

Rathes, 1 mit Beibehaltung der Aemter, die derselbe gegen⸗ me, bekleidet, zum Kanzler der Russischen Orden ernannt Der Chef der 16ten Infanterie⸗Division, General⸗Lieu— tenant Fuͤrst Gortschakoff II., ist zum 3 des St. Wla⸗ dimir-Ordeus zweiter Klasse ernannt, und den General— Majoren Scheremeteff J.. Rogoffsky J., Gortschakoff 11I., Swetschin II., Jessauloff J. und Murawieff ist der St. An— nen⸗Orden erster Klasse verliehen worden; der Commandeur der zweiten Brigade der dritten Uhlanen-Division, General— Major von Brinken, hat denselben Orden mit der Kaiserli— chen en ö Die hiesige Zeitung enthalt ein zahlreiches Verzeich— niß von Allerhoͤchst genehmigten e . en, . von Seiten der Feldmarschaͤlle Grafen Diebitsch— abalkans ki und Paskewitsch⸗Eriwanski bei den Offizier-Corps der unter ihrem Ober⸗Befehl stehenden Armeen statt gefunden haben. Einem am 27sten v. M. vom dirigirenden Senat erlasse⸗ nen Ukas zufolge, sollen die Kinder von Priestern und Dia— konen, die, ehe noch ihre Vaͤter zu dieser Wurde gelangten, geboren sind, nicht im Civil-Dienst angestellt werden duͤrfen. Der Kreisrichter von Grobin in Kurland, Baron von Offenberg, und der Rath bei der Gouvernements-Regierung 2 A. Dedeneff, sind zu Kammerjunkern ernannt Der Militair-General-Gouverneur von Moskau, Fuͤ *. r. 561 ag ,, n n, fr Seit einer eihe von Jahren besteht au ier eine n dem Vorbilde der Sing⸗-Akademieen rc r 1 . Gesellschaft von Musikfreunden, die sich zu dem Zwecke ver— eint haben, durch Uebung der Meisterwerke Deutschlands und taliens sich im Gesange zu vervollkommnen. Der Musik— irektor (Herr Behling) hat die Bestimmung und Leitung alles dessen, was zum mustkalischen Fache gehoͤrt, und vier Vorsteher besorgen die oͤkonomischen Angelegenheiten der Ge— sellschaft. Am 31. Dezember v. J. war die letzte vorjaͤh— rige Auffuͤhrung dieser Sing⸗Akademie; zahlreiche Gaͤste 6 ten sich dazu eingefunden, und konnten sich dabei von der

wahrhaft harmonischen Weihe uͤberzeugen, die uͤber dem

kunstsinnigen Vereine waltet. Die geschmackvolle und wuͤr⸗ dige Einrichtung des Lokals und . der lauschenden Menge stimmten ganz zu den Feier⸗Tönen des Gesanges, der, durch den Verein der trefflichen Stimmen meisterhaft gelei— tet, und bei der Wahl klassischer Stuͤcke, den tiefen Eindruck auf die Hoͤrer nicht verfehlte. Man gab im ersten Theile das „Stahat mater' von Haydn, im zweiten die Psalmen „Neige, Herr, dein Ohr“ ECfuͤnfstimmig) und „Herr, unser Zufluchtsort warst du, (doppelchörig) von Andr. Romberg, ferner die „Sancta Maria“, Chor von Mozart und daͤs „Halleluja!“ aus dem Messias von Haͤndel.

Berlin, Sonnabend den 13ten Februar

18630.

Frankreich.

Paris, 4. Februar. Die Quotidi uͤber die Politik des Journal des Debats e n ü, * * „Dieses Blatt ist fuͤnf Jahre hindurch eines der gea —— * beredtsten Organe der royalistischen Partei gewesen; es hat sich waͤhrend jener ganzen Zeit gerechte Aunspruͤche auf das Vertrauen dieser Partei erworben; es hat mit dem Con“ servateur, der Quotidienne, der Gazette de France, dem Sra⸗ . bad, und anderen Journalen unter den schwierigsten 23. 4 e vertheidigt und fort— . echs Jahren ist es d in eifri⸗ ger Verfechter des Laon stl le on end * . . geworden; es hat sich zu einem der Haͤupter der Revolutions— . aufgeworfen; mit der dreifarbigen Fahne in der dand, ruft es aus: Es lebe der Koͤnig! Am 7. Juni 1824 war es royalistisch, wie Hr. v. hte nn cia im Jahre 1815 am folgenden Tage war es royalistisch, wie Hr. Guizot; im Jahre 1828 royalistisch, we Hr. v. Martignac; im Jahre 1829 royalistisch, wie Hr. v. la Fayette; im Jahre * *d royalistisch, wie Hr. Benjamin Constant. Gott behuͤte uns vor dessen Royalismus im Jahre 1831. Das Journal des Dẽehats macht mit einem Worte stets Anspruch auf royalistische Gesinnungen, und es hat Recht; denn nur durch ein solches Gau ke spiel kann es sich den wenigen Kredit erhalten, dessen es noch bei einigen bethoͤrten Mannern genießt. Sobald es seine wahren Meinungen frei eingestehen und seinen Artikeln nicht mehr den Mantel der Scheinheiligkeit umhaäͤngen wird wird. es auch zum letzten der Oppositions⸗Blaͤtter hinabsinken * gilt nur noch, weil man es fuͤr royalistisch haͤlt und wein Tn, . ,, en noch eine große Anzahl Le a glauben, daß ein n i weder Titel noch Eigenthuͤmer, weber en. 6 veraͤndert hat, auch unmöglich ihre politische Farbe geändert haben konne. Das Publikum in den Provinzen, und ein großer Theil des Pariser Publikums wissen ganz und gar nicht, was fuͤr einen großen Einfluß ein verlorenes Porte— feuille, ein beleidigter Ehrgeiz, eine getaͤuschte Erwartung 2 die Redaction eines Journals haben koͤnnen. Was den inen sofort klar einleuchtet, bleibt den Anderen oft lange . mittlerweile wechseln die Gedanken, unmerklich ndern sich die Ansichten, man giebt sich Eindruͤcken hin, die man fuͤr unver fanglich haͤlt, man faͤhrt fort, der Zeitung, die man immer gelesen, Glauben beizumessen, weil man so lange schon Vertrauen zu ihr hatte; man liest in jeder Zeile den absichtlich hingeworfenen Namen des Koͤnigs, und man ist ploͤtzlich ganz erstaunt, auf solche Weise allmälig in die Klasse der Abtruͤnnigen, die sich zu dem Royalismus der Constitu— tion von 1791 bekennen, gerathen zu seyn. Dies ist die wahre Lage des Journal des Debats und aller Derer, die noch zu dessen Fahne schwoͤren. Diese muͤssen mit unheilbarer

Blindheit geschlagen seyn, wenn sie nicht sehen, wohin eine

Zeitung sie fuͤhrt, welche sich unter den Schutz d ! es leitenden Ausschusses begeben hat, die Maͤnner des Constitutionnel an—

preist, die Kandidaten des Courrier vertheidigt, mit dem

Globe die Minister angreift, sich zu dem j jungen Frank— ,,, und sich die r er Ken das Ansehen giebt, als ob sie Vertraute bei Hofe habe. Alles dieses sieht nichts weniger, als dem Royalismus ahnlich.“ R Das Journal des Débats nimmt von diesen An— griffen keine weitere Notiz; dagegen enthaͤlt es einen Artikel, 2 es dem Ministerium, insofern dasselbe die Kammern wirklich eroͤffnen wollte, mit der Adresse droht und die Be— hauptung der Gazette de Franee zuruͤckweist, daß die Adresse im Grunde genommen nichts, als eine hoͤfliche Wiederholung der Worte des Monarchen, nichts als ein Akt sey, wodurch man die Einigkeit unter den drei politischen Gewalten auf

eine authentische Weise darthue. „Die Minister“, aͤußert