1830 / 44 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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zes Rotours, der Kraͤnklichkeits halber nach Europa zuruͤck⸗ kehren muß, zum Gouverneur der gedachten Kolonie ernannt worden. ;

Die Korvette „Pomona“ mit dem diesseitigen Kommis⸗ sarius fuͤr Haiti, taatsrath Pichon, am Bord, ist am Iisten v. M. von Brest nach Port au⸗Mprinee unter Segel gegangen.

ö Toulon sind Vorsichts-⸗Maaßregeln getroffen worden, damit die in dem dortigen Bagno unter den Strafgefange⸗ nen ausgebrochene ansteckende krankheit sich nicht der Stadt mittheile. Die Zahl der Kranken belief sich zu Ende des vo⸗ rigen Monats auf 700, und täglich starben etwa 8 bis 12.

Der Graf von la Bourdonnaye hat das 7 Talaru in der Rue du Bac, worin sich einer der schoͤnsten Saͤle der Hauptstadt befindet, gekauft.

Auch die Direction des Theaters der komischen Oper be⸗

absichtigt, noch im * dieses Winters 4 Balle, zu dem Eintrittspreise von 29 Fr. fuͤr einen jeden, zu veranstalten und einen Theil der Einnahme den Armen zu widmen. Schon seit einiger Zeit waren hier falsche 1 Sous stuͤcke im Umlaufe; die Verfertiger derselben, ein entlaufener und ein entlassener Galceren-Sklave, sind jetzt entdeckt und ge— faͤnglich eingezogen worden. Vorgestern fruͤh um 8 Uhr zeigte hier das Thermometer 113 Grad unter Null. Abends stellte die Seine sich aufs Neue. Gestern fruͤh um 8 Uhr stand das Thermometer noch auf 107, Grad unter dem Gefrierpunkte.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Febr. Heute fand die angesetzte Eroͤffnung des Parlaments statt. Wenige Minuten vor 2 Uhr Nach— mittags nahmen die Königlichen Kommissarien, naͤmlich der Tord-Kanzler, Graf Bathurst, Graf Roßlyn, der 2a von Wellington und Graf von Aberdeen ihre

itze im Oberhause ein. Als unter den uͤblichen Foͤrmlich⸗ feiten das Unterhaus eingeladen worden, und die Mitglieder desselben, vom Sprecher gefuͤhrt, erschienen waren, verlas der Lor d-Kanzler die Thron⸗-Rede. ) Schon fruͤh hatte sich eine unzaͤhlbare Menge Menschen in und vor dem Ober— hause versammelt, um der Parlaments-Eroͤffnung entweder beizuwohnen, oder doch die erste Nachricht von der Thron— Rede zu erhalten. In der aͤußern Erscheinung der beiden Parlamentshauser ist (dem Courier zufolge) seit der letzten Session keine wesentliche Veraͤnderung eingetreten. Im Un— terhause waren die Mitglieder sehr zahlreich versammelt, und im Oberhause bemerkte man auf der Gallerie mehrere Damen von hohem Range.

Am Dienstage Nachmittags war große Cour bei Sr. Maj. in Windsor, wo sich saͤmmtliche Minister und hier an— wesende Großbeamte des Reichs eingefunden hatten. Herr J. B. Bosanguet, bisheriger Koͤniglicher Gerichts-Anwald, Wurde bei Gelegenheit seiner Ernennung zum Richter beim Gerichtshofe der Common⸗Pleas bei Sr. Maj. zum Hand⸗ kusse vorgelassen. Se. Maj. ertheilten demselben die Ritter— Würde., Im geheimen Conseil wurde darauf die Thron— Rede zur Eroͤffnung des Parlaments in Berathung gezogen und erhielt die Königliche Genehmigung. Die im Schatz⸗ kammer, Gerichte entworfene Liste der fuͤr die verschiedenen Englischen Grafschaften bestimmten Ober⸗Sheriffs wurde Sr. Maj. vorgelegt. Von dreien Kandidaten fuͤr jede Stelle, die fich auf der Liste verzeichnet befanden, hat immer einer die Königl. Zustimmung erhalten. Die ernannten Sheriffs werden noch vor dem Eintritte der bevorstehenden Assisen ihre Aemter ubernehmen. Se. Maj. haben Herrn John

harles Herries an die Stelle des Herrn Veseny Fitz ge⸗ rald zum Praͤsidenten des Ausschusses zur Berathung aller 4 und Plantagen⸗Angelegenheiten ernannt. Der

ecorder von London sstattete hierauf Sr. Maj. den Bericht sber die wahrend des Monats Januar vom Gerichtshofe Old⸗Bailey zum Tode Verurtheilten ab; 13 derselben 2 ten die Königliche Begnadigung. Nachdem Se. Majestaͤt noch mehreren Ministern eine Privat-Audienz ertheilt hatten, wurden dieselben an die Koͤnigliche Tafel gezogen. Das Königl. Privat-⸗Musik-Corps das man in neuen Uniformen bemerkte, fuͤhrte wahrend des Diners mehrere Musikstuͤcke von Haͤndel und einige von anderen Komponisten aus.

Wir haben dieselbe in einem Supplement zur gestrigen Zeitung nach einer Uebersetzung der Gazette de . u re n gn , sifchen 5 nale haben sich keine wesentlichen Apweichungen weiter ge— 9 Sur als die. deß es im , ,. Absatze der Rede (3. 41 , , n n , n, ge. ersi ch. uli h uaterlichen Gesinnungen u. . heißen muß: Es wurde den

Gestern wurden zwei große, sogenannte Parlamentarische Diners gegeben; das eine vom Herzoge von Wellington, als erstem Lord des Schatzes, in Apsley⸗House, wo sich eine große Anzahl von Pairs eingefunden hatte, und das andere von Herrn Peel, als ministeriellem Leiter des Unterhauses, von dessen e, sehr viele zugegen waren. Nach Beendi— gung des Diners wurde in beiden Gesellichaften die Thron— Rede, dort von dem Herzoge von Wellington und hier von Herrn Peel vorgelesen.

Im heutigen Blatte des Globe heiße es:; „Wir ver—

nehmen, daß, da der Marquis von Chandos das Muͤnzmeister⸗ Amt, unter den vom Herzoge von Wellington gemachten Be— dingungen, nicht annehmen wollte ), Herr Herries vorläufig neben dem Präsidium des Amt noch verwalten wird, err Brougham nimmt heute zwar seinen Parlamentssitz fuͤr Vir ein; es ist je⸗ doch feine Absficht, diesen aufzugeben und sich, an die Stelle des verstorbenen Herrn Tierney, zum Mitgliede fuͤr Knaresborough waͤhlen zu lassen. Herr ö dies, wie man vernimmt, deshalb thun, weil sonst seine un—⸗ abhaͤngige Stellung im Parlament als gefaͤhrdet erscheinen durfte. Winchelse naͤmlich ist das Eigenthum des Lord Dar⸗ lington eines Sohns des Marguis von Cleveland der im Unterhause die Partei der Minister als leitendes Mit— lied zu unterstuͤtzen uͤbernommen hat; man duͤrfte es daher eicht als einen Beweis ansehen, daß Herr Brougham ich ganz mit den politischen Ansichten des genannten Edelman⸗ nes identifizirt habe, wenn er laͤnger noch den dem Lord ge— hoͤrigen Burgflecken im Parlament verträͤte. Es heißt fer⸗ ner, doch koͤnnen wir nicht fuͤr die Wahrheit 35 daß Hr. Kroker, Admiralitaͤts-Secretair, zum Schatzmeister bei der Flotte ernannt werden und in seinem bisherigen Amte Hrn. G. Bankes zum Nachfolger erhalten wird.“

Als an der heutigen Boͤrse die Thronrede bekannt ge— worden war, machte sich die Wirkung derselben im Stande der Fonds sogleich bemerklich. Griechische Obligationen wi— chen um 2WpEt., Consols gingen ebenfalls etwas zuruͤck (auf g2z) erholten sich jedoch bald wieder und schlossen zu dem Course, mit dem die Boͤrse angefangen hatte.

Dubliner Blättern zufolge ist die Parlaments⸗Wahl von Limerick schon am vorigen Freitage beendigt worden; Oberst O Grady, der von der katholischen Geistlichkeit unter⸗ stuͤtzt wurde, hat die Mehrheit der Stimmen behalten, und die Vermuthung des Courier, daß Herr Dawson gewaͤhlt werden duͤrfte, ist demnach nicht in Erfuͤllung gegangen,

Herr O'Connell, der am vorigen Sonnabend von Dub— lin nach London abreiste, wurde von einem zahlreichen Ge— folge bis an den Ort der Einschiffung begleitet. Die Rede,

die er bei dem (gestern erwahnten) ihm zu Ehren ,

Abschieds⸗Schmause gehalten hat, ist jetzt auch in allen hie⸗ sigen Zeitungen abgedruckt. Folgende Stelle kommt darin vor: „Nicht des Indus Schaͤtze alle sollen mich bewegen koͤn— nen, die Sache Irlands auch nur auf einen Augenblick zu verlassen. Ich bin im Begriff, mich nach dem Parlamente zu begeben, und kenne die Stoffe, aus denen es zusammen— gesetzt ist, aur allzu gut. Was zunächst das Oberhaus be— trifft, so bin ich nie darin gewesen, und denke ich auch, daß ich niemals hineinkommen werde; nicht vergessen werde ich es aber, daß eine Frage, die dieses sehr ehrenwerthe Haus ein Jahr vorher mit einer Majoritaͤt von 45 Stimmen ver—⸗ worfen hatte, in der folgenden Session mit einer Mehr— heit von 105 Stimmen durchgefuͤhrt wurde, ohne daß auf die Berathungen Ihrer Herrlichkeiten ein anderes neues Licht geworfen wurde, als das der Fackel, die der Herzog v. Wellington über dem Schatz Amte hielt Im, Uinterhanse

gab es sonst verschiedene Parteien, von denen die eine sich

die der Whigs nannte; doch diese Partei hat alle unsere

Straf⸗Gesetzẽ durchgehen lassen; sie zaͤhlt vortreffliche Maͤn⸗

ner, aber auch Viele, die bloße Tories am unrechten Orte sind. Ich gehe jetzt in das Parlament und werde mich we⸗ ber um Whigs, noch um Tories kuͤmmern. Ich weiß, man wird mich bitter und nachsichtslos anfeinden, und zwar unter mehr als Einer Form. Hier in Irland haben blos Sper— linge nach mir gepickt und die Maͤuse mich benagt; ganz an⸗ dere Angriffe sind es, die ich im Unterhause zu bestehen ha—⸗ ben werde. Keine Partei, keine Kaste werde ich dort zu verlieren haben; als ein Paria gehe ich hin, den die Zwecke der verschiedenen Confoͤderationen nichts angehen; alle Kasten aber werde ich angreifen, deren Interesse dem des Irlaͤndi⸗ schen Volkes feindlich ist. Ich werde vielleicht mehr in der Minorltät mich befinden, als irgend ein anderes Mit⸗

I Cg sollte näͤmlich, wie der Globe ebenfalls bemerkt, kein Sitz im Kabinette damit verbunden seyn. ere.

andels⸗Buͤreaus auch jenes

rougham will

glied des ehrenwerthen Hauses; ich werde, wie die Zei⸗

tungen es nennen, oft eine Niederlage erleiden; die lei⸗ tenden Artikel von 8 bis 10 verschiedenen Blaͤttern wer⸗ den einstimmig melden, daß an dem und dem gestrigen Abend

err O Connell vollständig zu Boden geworfen wurde; das

nächste Packetboot wird jedo

ch den Freunden berichten, daß

derfelbe O Connell sich schon wieder auf den Beinen befinde, Die Wiederherstellung von Irlands eigener Legislatur soll

mein liebstes Augenmerk se ben, daß ich diese Frage im. Parlamente bestaͤndi gen, oder den Sykophanten jenseits des Wassers

Zoben werde, sie gleich bei der Geburt zu ersticken.

man nur ja

bei ihrer ersten

rk seyn. mm, irren, die da glau⸗

vorbrin⸗ elegenheit Glaube nicht, daß die Frage aufgegeben wird, weil ich Erwaͤhnung im arlament verspottet

und verlacht werde; oder weil ich, wenn ich eine Bitt⸗

schrift in zeige von werde ich

nicht eher machen, als

darauf uͤberreiche, nicht sogleich An⸗ Nein, einen Antrag bis mir die ange⸗

Bezug einer Motion mache.

nehme Ueberraschung zu Theil geworden, die verschiede—

nen Theile

Irlands daruͤber einig zu sehen und geschehen

wird dies r. So wie aber dieser Augenblick einge—

treten ist, werde i

auch die Frage ins Parlament bringen,

unterstuͤtzt von dem Donner von 9 Millionen vereinigter

Menschen. gen von Katholiken und Protestanten aufgehört.

Bereits haben fast uͤberall hier die Unterscheidun⸗ Im Nor⸗

den Irlands sind die Factionen der Orange und Band⸗Maͤn⸗

ner schon fast aus dem Gedaͤchtnisse verschwunden.

sollten auch

Warum die verschiedenen Religions-Genossen sich jetzt

noch absondern? Fuͤr den Protestanten giebt es kein Mono—⸗ pol mehr, fuͤr dessen Aufrechthaltung er zu kaͤmpfen hat; der Katholik hat keine vorenthaltenen Rechte mehr zu fordern.

Der gemein

same Kampf gilt jetzt dem Wohl des Vaterlandes

und die Vergangenheit sollte Allen zur Lehre dienen, um ihr

zukuͤnftiges

Bruͤssel, 8. Febr.

Verfahren danach einzurichten.“

Nieder lande. Der Inspektor der Loͤwener Uni—

versitaͤt erklart in der hiesigen Gazette, daß die von einigen

offentlichen Blaͤttern gegebenen Berichte uͤber die daselbst vor gefallenen Unruhen uͤbertrieben und großentheils irrig seyen.

Dem Vernehmen nach ist der bisherige Gouverneur von Suͤd⸗Brabant, Herr van der Fosse, zum Gouverneur der Provinz Antwerpen ernannt worden, und wird der bisherige Distrikts⸗Kommissarius, Herr van den Bogaͤrdt, an seine Stelle in exsterer Provinz treten.

Demoiselle Sonntag ist vorgestern in Luͤttich eingetrof⸗ fen und hat dort gestern ein Konzert gegeben.

Bei der hiesigen Sparkasse sind im verflossenen Jahre

565,853 Fl.

angelegt worden; 179,523 waren am 1. Jan.

1829 bereits darin vorhanden, und das ganze Kapital bestand

also aus 745,376 Fl.

Jahres an ausgezahlt, am 1. Jan

Davon wurden im Laufe des vorigen Kapitalien und 3 procentigen Zinsen 306,638 Fl. so daß die in der Kasse zuruͤckgebliebene Summe nar d. J. 438,738 Fl. betrug.

Im einigen Theilen der Provinz Hennegau sind die na— tuͤrlichen Blattern ausgebrochen.

Sto ck

n r . mit der Diskussion eines neuen h

Schweden und Norwegen.

Der Reichstag beschaͤftigt sich

holm, 29. Jan. a reßgesetzes. Es

andelt sich ee um Abschaffung der Jury bei Unter,

suchung der

vergehen, deren Cognition und Erkenntniß

Pre

in erster Instanz den Koͤniglichen Gerichtshoͤfen uͤbertragen

wuͤrde. Zugleich wuͤrde das jetzt dem Recht, ein

Hofkanzler zustehende Journal zu confiseiren und die Herausgeber pe⸗

riodischer Schriften anderen und wirksameren Buͤrgschaften zu

unterwerfen, aufhoͤren.

Da die vier Staͤnde hinsichtlich der

meisten dieser Punkte verschiedene Beschluͤsse gefaßt haben, so

duͤrfte vermuthlich der Constitutions-Ausschuß berufen wer—⸗

den, die Meinungs⸗Abweichungen auszugleichen und den Ge⸗ setz Entwurf zu modifieiren, welcher hierauf beim naͤchsten Reichstage den Staͤnden zur definitiven Annahme oder Ver— werfung und in ersterem Falle der Koͤnigl. Sanction vorge⸗ legt werden wird. 4.

Der Buͤrgerstand hat den Antrag des Bank⸗Ausschusses,

im Auslande eine Anleihe von 2 Millionen H

amb. Banko zu

kontrahiren, um bedraͤngten Gutsbesitzern mittelst Darlehn gegen Verschreibungen in Schwedisch Banko zu Huͤlfe zu kommen, verworfen. .

Am 26ͤsten d. M. hatten die Sprecher der Stande Au—⸗ dienz bei Sr. Masestaͤt dem Koͤnige. Seitdem verbreitet ö

das Geruͤch sen werden.

t, der Reichstag werde am letzten Februar geschlos⸗

Se. Majestaͤt der Konig haben den General, Grafen v. Piper, zur Wuͤrde eines Reichsherrn erhoben. ñ . Norwegische Storthing wird sich am 1. Febr. ver⸗ ammeln.

Dent sch lan d. t Weimar, 9. Febr. Am Z0sten v. M. wurde hier der 73ste Geburtstag Ihrer Königl. Hoheit unserer ver⸗ wittweten Frau Großherzogin gefeiert, aber leider belebte ihre persoͤnliche Theilnahme nicht das ihr zu Ehren bei Hofe

1. Fest, das aus einem glaͤnzenden Mittagsmahl und

all nebst Souper bestand, da ihre, durch einen ungluͤckli⸗ chen Fall, der bekanntlich den Bruch des Schluͤsselbeins veranlaßte, noch immer etwas geschwaͤchte, aber, Gott sey Dank, keinesweges

gefährdete Gesundheit der Ruhe und Schonung bedarf, um

sich vollig zu erholen. Sie nahm daher auch nicht die sonst gewohnlichen zahlreichen Gluͤckwuͤnsche an, sondern sah blos auf eine kurze Zeit ihre Familie und deren engere Umgebung Morgens auf ihrem Zimmer. Se. Königl. Hoheit der Groß— herzog brachte selbst bei der Mittagstafel die Gesundheit sei⸗ ner verehrten Frau Mutter aus, und Jeder war gewiß von dem innigen Wunsche durchdrungen, daß der Himmel das theure Leben einer so edlen und allgemein geliebten Fuͤrstin noch lange erhalten moͤge. Der 2. Februar, Geburtstag Sr Koͤnigl. Hoheit des Großherzogs, ward von Ihrer Kai⸗ serl. Hoheit der regierenden Frau Großherzogin Großfuͤrstin durch einen glänzenden Maskenball auf dem Schlosse verherr⸗ licht, zu welchem 750 Personen eingeladen waren. Ein eben so sinnig ausgedachter, als angemessen mit Pracht und Ele⸗ ganz ausgefuͤhrter Maskenzug stellte den Wettstreit der Mei⸗ sterfaͤnger auf der Wartburg dar, der im Jahre 1206 dort durch Klinsor (Klingsohr), den beruͤhmten Sterndeuter, Ma⸗ gier und Meistersaͤnger aus Ungarn entschieden ward. Der größte Theil des Adels und der Hoffäͤhigen nahmen an die⸗ fem Zuge Theil, der unter den Toͤnen eines praͤchtigen Mar⸗ sches in den Saal trat, und, nachdem er mehreremale in feierlicher Prozession die schimmernden Raͤume durchschritten hatte, sich in mehrfachen Kreifen um unser verehrtes Fuͤrsten⸗ paar ordnete, und vermittelst eines Herolds und zweier Sprecher (in einem vom Professor Riemer verfaßten Ge⸗ dicht) seine Darstellungen erlaͤuterte. Ihro Kaiserl. Hoheit die Frau Großherzogin Großfuͤrstin als Eisenacher Buͤr⸗ gerfrau kostuͤmirt zeigte sich bei diesem herrlichen Masken— seste zugleich als Wirthin in solcher Huld und Anmuth, wie man wohl selten eine erhabene Wirthin gesehen haben mag. Vorgestern wurde dies durch den Zauber aller Kuͤnste belebte Maskenfest wie⸗ derholt. Es begann in den Zimmern Ihrer Koͤnigl. Hoheit der verwittweten Frau Großherzogin, welche alle Masken, aufmerk⸗ sam betrachtend, an sich vor überziehen ließ, und endigte, wie das vorigemal, im großen Saal des Residenz⸗Schlosses unter Tanz und geselliger Freude. .

München, 7. Febr. Bei dem letzten Brande in der Residenz, der großeren Laͤrm verursachte als er bedeutend war, fuͤgte es sich gluͤcklich, daß Se Majestaͤt der Koͤnig, welcher noch fortwährend unpaͤßlich ist, im tiefen Schlafe sich befand, und deshalb nicht im Geringsten beunruhigt wurde. Das Koͤnigl. Regierungs-Blatt enthaͤlt die Bestaͤtigung der auf den Prokanzler und Professor der Rechte, Dr. C. F. 5 gefallenen Wahl zum Prorektor der Universitaͤt Er⸗ angen. ;

Das Karnevalsleben wird nun. allmälig immer reger und bunter. Naͤchsten Sonnabend wird den Kuͤnstlern der sogenannte Revanche⸗Ball im Odeon gegeben. Unter den Gesellschafts⸗Baͤllen sind die des Museums die giaͤnzendsten. Die Maskenbaͤlle im Hof und National⸗-Theater sind dies⸗ mal nicht sehr besucht. .

Karlsruhe, 7. Febr. Auf Anordnung Sr. Koͤnigl. Hoheit des Großherzogs ward am 10ten v. M., in Aller⸗ hoͤchstihrem und der roßherzoglichen Familie Beiseyn, so

wie in Gegenwart des Hofes und einer zahlreichen Versamm⸗

lung, die neue, nach der Koͤnigl. Preußischen Agende vom Jahre 1829, mit gewissen Modificationen ausgearbeitete Li⸗ furgie, zum Hauptgottesdienste in der Hof⸗ und zugleich in der Garnison Kirche hieselbst eingefuͤhrt, Der allgemeine und ungetheilte Beifall, den dieselbe durch ihren eben so ein fachen als acht christlichen und erbaulichen Nitus fand, veranlaßte den evangelischen Kirchen-Gemeinde- Rath und den Stadtrath hieselbst, sich im Namen der evangelischen Stadtgemeinde mit nachstehender Adresse an Se, l= den Groß⸗ herzog zu wenden, und um Einfuͤhrung die er Liturgie in der Stadtkirche a bitten: ; . „Durchkauchtigster Großherzog, gnaͤdigster Fürst, und

Herr! Ew. Königl. Hoheit haben gerühet, die Liturgie der