1830 / 47 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 17 Feb 1830 18:00:01 GMT) scan diff

342

lichen Schuldnern beitreiben koͤnnen. Zu diesem Elend truͤ— gen seines Wissens viele Ursachen bei, doch sey der Zu— stand der Landes-Valuta zanz unbezweifelt eine derselben. Er fuͤhle, daß er ein Recht habe, sich daruͤber zu beklagen, daß in der Thron⸗Rede alle Hindeutungen auf diese in Ir— land statt findenden Umstände unterblieben seyen, nicht min⸗ der auch daruͤber, daß der sehr ehrenwerthe Kanzler der Schatz⸗ Kammer derselben in seiner Rede nur im Voruͤbergehen er— waͤhne. Der sehr ehrenwerthr Herr habe im Namen der Re— gierung Sr. Majestaͤt erklart, daß kein Vorschlag wegen Ver— aͤnderung der Landes-Valuta Gehoͤr finden wuͤrde. Er (Hr. O Connell) sey überzeugt, daß das Haus so etwas nicht zu— geben koͤnne, ohne die Taxen herabzusetzen und die dazu nd— thigen Reductionen nicht auf Licht-Enden und Kaäͤse⸗Schnitte zu beschränken, sondern sie auf Millionen uͤber Millionen aus—

zudehnen. (Hort, hoͤrt, hoͤrt!) Anstatt bei einem Abgaben!

System von 60 Millionen stehen zu bleiben, wenn man die Gold⸗-Valuta beibehielte, muͤsse man diese Abgaben auf 15 oder 16 Millionen ermäßigen. (Hört, hort) Nur wenn das geschaͤhe, so moge die Valuta bleiben, wie sie ist. Zu den großen Ursachen an dem Elende der Nation zaͤhlte der Redner die Mißbraͤuche in den Gerichtshoͤfen, und erklaͤrte sich demnach innig mit demjenigen Theile der Thron-Revde einverstanden, in welchem es heißt, daß Se. Majestaͤt ver— schiedene wichtige, mit der Verbesserung der allgemeinen Handhabung der Gesetze in Verbindung stehende Gegenstaͤnde auf das ernstlichste beruͤcksichtigen werde. Dieses, sagte er, sey die einzige Stelle in der Rede, der er von Herzen beistimme, und er statte dem sehr ehrenwerthen Staats-Secretair ihm gegenuber seinen Dank ab, daß er auf diese Weise das Prin— zip der Opposition gegen alle Reform der Gesetzgebung nie— derschlage. Herr O'Connell kam hierauf wieder auf das in Irland herrschende Elend zuruͤck, und bemerkt dabei, daß er den Nothstand des Volkes in England eben so sehr aner— kenne; trotz des Gewerbfleißes, der Kenntnisse, der Vorsicht, der Sparsamkeit und der Ausdauer, die Englands Bewoh— ner auszeichnen, sey in der That auch bei ihnen großes Elend vorhanden. Da man also der Nation nicht ihre traurige Lage vorwerfen koͤnne, so muͤsse die Schuld an der Regie— rung liegen. (Hort! hoͤrt!]ᷓ Die Sache des Parla— ments sey es, ernstlich zu untersuchen, inwiefern die so oft vorgenommenen Veraͤnderungen in der Landes-Valuta nach— theilig auf den Zustand des Landes einwirkten, wenn es näͤm— lich das Rertrauen der Nation besitzen wolle und den Wunsch hege, daß sie sich nicht in Verzweifelung, sondern mit Hoff— nungen an ihre Repraͤsentanten wende. Er hoffe, die Nation werde sich selbst getreu bleiben, in den Provinzen und in den Staͤdten zusammentreten und Seiner Majestaͤt Minister zu Maaßregeln noͤthigen, die nur von heilsamen Folgen seyn koͤnnten. (Hort! hort! Ganz vorzüglich aber muͤsse das Parlament auf, das genaueste untersuchen, ob die Natio— nal⸗Repraͤsentation wirklich so sey, um die Nation zu uͤber— zeugen, daß ihr Elend sich nicht von den Maaßregeln der ge—

setzgebenden Gewalt herschreibe. Wuͤrde es sich ausweisen,

daß die Repraͤsentanten in der That die Dollmetscher der oͤffentlichen Meinung seyen, so konne sich das Volk uͤber ihre Handlungen nicht beklagen. Waͤre das aber nicht der Fall und . es sich, daß ein großer Theil der Mitglieder des Pa in Folge des Handelns mit den Stimmen der alten

urgflecken erwaͤhlt seyen und durchaus keine Ruͤcksicht auf die Meinungen und Gefuͤhle der Nation naͤhmen, so koͤnne letztere die Verhandlungen des Hauses nnr mit steigendem Widerwillen und mit zunehmender Feindseligkeit ansehen. Er seinerseits saͤhe mit den groͤßten Erwartungen dem JZeit— punkte entgegen, wo die Nation sich von einem Ende des Reichs bis zum anderen oͤffentlich versammeln und ihre Stimme fuͤr eine sorgfäͤltige und gruͤndliche Reform der Re— praäͤsentation erheben werde; er halte es mit solchen Gesinnun— gen fuͤr seine Pflicht, das vorgeschlagene erste Amendement zu unterstuͤtzen. Sollte es nicht durchgehen, so muͤsse er fuͤr ein zweites stimmen, und wenn auch dieses nicht durchginge, muͤsse er darauf antragen, daß das Haus Nachforschungen nach den eigentlichen Üirsachen des herrschenden Elendes an— stelle, um ihm gruͤndlich abzuhelfen. . dieser Antrag durch, so wolle er vorschlagen, daß, dieses Gegenstandes we— gen, das Haus taͤglich : Herr Huskisson, der hierauf das Wort nahm, warnte liegt 'sst davor, einerseits bei der . allgemeinen

ruhe und Unzufriedenheit, eine feindselige Stimmung zwi— schen Volk und Parlament zu erwecken, und andererseits dem

Unterhause den Vorwurf zuzuziehen, baß es die Noth des Landes und die a n, schwere Zeit nicht erkenne. Das Beste, was 9 un sey, waͤre immer, alle Schwierigkeiten richtig in uge zu fassen und sie ehrlich einzugestehen. Kel⸗

6

zusammen komme. (Hört! hort!)

nesweges sey er Einer von denjenigen, die diese Schwierig keiten fuͤr so ungeheuer groß halten, auch ver weifle er nicht daran, das Land wieder in einen gluͤckseligen Zustand herge⸗ stellt zu sehen. Inzwischen seyen doch seine Nachrichten daruͤber von der Art, daß er die Ueberzeugung habe, der Druck sey unter den produzirenden Klassen so groß, daß, wenn er

laͤnger noch so anhielte, diese unmöglich ihrer ferneren Existenz

sicher seyen. (Hört!) Er hoffe und glaube indessen auch, daß das Land im Allgemeinen in keinem sinkenden Zustande sich befinde. (Von dem weiteren Inhalte der Rede des Herrn Huskisson so wie von der Entgegnung des Herrn Peel, des— Leichen von den Reden des Lord Leveson Gower und des Herrn Brougham werden wir noch einige Mittheilungen machen.)

London, 5. Febr. Im auswaͤrtigen Amte wurde heute Nachmittags um 3 Uhr ein Kabinetsrath gehalten, dem fa st saͤmmtliche Minister beiwohnten. .

Es wird versichert, daß Admiral Sir Sydney Smith . Hafen-Kommandanten von Plymouth ernannt werden soll. „Ueber die Thronrede sagt die Times: „Man darf die— selbe allgemein faßlich, ansprüchslos, geschickt und aufrichtig in dem, was sie sagt, nennen; sie ist auch insofern minder ent— muthigend, als fruͤhere Aktenstuͤcke dieser Art, weil ihren Ver— sprechungen unbedingtes Vertrauen geschenkt werden darf. Besonders sind es zwei dieser Versprechungen, die unser In— teresse in Anspruch nehmen. Die eine betrifft eine ausgedehnte Reform unserer Rechtsverwaltung und die andere den Vor— satz, die strengste Sparsamkeit in jedes Verwaltungs-Depar⸗ tement einzufuͤhren.“

In demselben Blatte heißt es auch: „Aus den Ver— handlungen der ersten Parlaments-Sitzung scheint hervorzu— gehen, daß die ministerielle Opposition aus so unharmonischen Elementen gebildet ist, daß ein Zusammentreten zu gemein— schaftlichem Zwecke nicht leicht sich ereignen duͤrfte. Die Whigs oder liberalen Redner im Oberhause, die mehr arg— woͤhnisch als feindlich gegen die Minister gesinnt zu seyn scheinen, weigerten sich, mit alleiniger Ausnahme des Grafen von Carnarvon, das Amendement des Lord Stanhope zu un— terstützen. Wenn solche Spaltungen im Feldlager sich zeigen, so ist es nicht wahrscheinlich, daß große oder gewichtvolle kriegerische Operationen unternommen werden duͤrften.“

.

Bruͤssel, 11. Febr. Die Regierung hat im verflossenen Jahre 107 Patente fuͤr nuͤtzliche Erfindungen verliehen.

Der unter dem Schutze Ihrer Maj. der Koͤnigin stehende hiesige Wohlthaͤtigkeits-Verein ernaͤhrt taͤglich uͤber 500 Arme; außerdem empfangen uͤber 20090 Personen Unterstuͤtzungen an Brodt, Heizungsmitteln, Kleidung und dergl.; der Verein hat bereits 6023 Brodte und 41,000 Pfund Steinkohlen aus—

getheilt; zwei Waͤrmestuben sind taͤglich fuͤr die Armen ge⸗

oͤffnet. Nachrichten aus dem Haag zufolge haben JJ. MM. der Koͤnig und die Koͤnigin, so wie der Prinz von Oranien nnd die Prinzessin Mariane Koͤnigl. Hoheiten ein von der Königl. Kapelle zum Besten der Armen gegebenes Konzert mit Ihrer Gegenwart beehrt. Von eben daher wird ge— meldet, daß die Regierung in Folge der Konferenzen des Fi—

nanz⸗Ministers mit der Central⸗Section der zweiten Kammer

der Generalstaaten in einige Veraͤnderungen des Gesetz-Ent—

wurfes uͤber die Ein-Aus- und Durch fuhr-Zoͤlle gewilligt

habe. Auch in dem Entwurfe einer Kriminal⸗-Gerichtsordnung sind einige Abaͤnderungen gemacht worden.

Die Gazette des Pays-Bas meldet: „Der Direktor der hiesigen Akademie der Musik, Herr Mees, hat von Sr. Maj. dem Koͤnige von Preußen fuͤr die Dedieation seiner „Geschichte der Musik seit dem vierten Jahrhundert“ eine goldene Tabatiere empfangen“. . .

Dr. Deswert in Loͤwen, Verfasser einer Abhandlung uͤber Heraklides Pontikus, beabsichtigt, alle Fragmente dieses Autors zu sammeln. Professor Siegenbeek hat den ersten Band seiner Geschichte der Universitaͤt Leyden herausgegeben und das ganze Werk Sr. Majestaͤt dem Koͤnige gewidmet.

Die Universitaͤten Loͤwen und Utrecht werden, dem Ver⸗ nehmen nach, aufgehoben werden; die erstere wurde im Jahre 1426 vom 11 Johann IV. von Brabant gestiftet, die letztere besteht seit dem Jahre 1634. 2

Eine in Amsterdam am 5 d. M. veranstaltete Kollekte

fuͤr die Armen trug 32,072 Fl. ein, ohne einige auslaͤndische Muͤnzen und die Anweisungen auf Vertheilung von Brodt und Torf zu zaͤhlen; außerdem wurden bei einem Magistrats⸗ Mitgliede 5065 Fl. und bei der Unterstuͤtzungs⸗Kommission 3017 Fl. abgegeben. Eine Vorstellung des Deutschen Th ters gab einen Ertrag von 338 Fl. 46

343

Deut schlan d.

Stuttgart, 7. Febr. Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben,

nach hoͤchstem Dekret vom heutigen Tage an den Ordens— Vicekanzler, des Erbprinzen von Hohenzollern-Hechingen Durchlaucht unter die Großkreuze des Wuͤrtembergischen Kronordens aufgenommen.

Frankfurt, 11. Febr. Gestern Abend halb 10 Uhr

verkuͤndeten die gewohnlichen Signalschuͤsse den Aufgang des Mains bei hiesiger . der sich jedoch blos bis an die Bruͤcke erstreckte. Heute Morgen halb 4 Uhr brach der Marn oberhalb der Bruͤcke auf; das Eis stellte sich aber bald wie⸗ der, und trat erst den Vormittag seine Reise an. Nach der Mittagsstunde traf das Eis aus der Gegend von Hanau, Aschaffenburg ꝛc. ein, und der Strom schwoll mit außerordent— licher Geschwindigkeit an, so daß er um 5 Uhr Abends zu den Wasserthoren in die Stadt hereingetreten war, und die Schollen noch eben so gedraͤngt wie Anfangs hier vorbeitrie— ben. Es ist leider zu befuͤrchten, daß aufwärts des Stromes dieser Eisgang große Verwuͤstungen angerichtet haben wird. Bis zum Einbruch der Daͤmmerung waren bereits mehrere, gluͤcklicher Weise leere Schiffe, die, wahrscheinlich aus einem Winterhalte (vielleicht aus der Tauber bei Wertheim) losge— rissen, mitten unter den mit donnerähnlichem Gekrache gegen die Mainbruͤcke anstoßenden Schollen schwammen, an den Pfeilern zerschellt worden. Von vier derselben war das eine noch ganz neu; ein fuͤnftes hatte sich queer vor die Pfeiler gelegt, und man bot, obgleich schon spaͤt, noch alles zu dessen Rettung auf. In der Ferne sah man noch zwei anbere Ge— schirre den Fluß herabkommen. i.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt Nachstehendes:

„Konstantinopel, 11. Jan. Morgen oder uͤbermor— gen erwartet man die Ankunft des Herrn v. Ribeaupierre; das Schiff, das ihn hierher bringt, ist bereits bei den Darda— nellen signalisirt worden. Die Ankunft dieses Botschafters ist in diesem Augenblicke um so erfreulicher, als seit einiger Zeit die beunruhigendsten Geruͤchte hinsichtlich auf Griechen— land verbreitet werden, und man aus seinem Munde genaue Kunde uͤber die Vorfaͤlle in Morea zu erhalten hofft; auch duͤrfte seine Gegenwart zu Poros viel zur Besaͤnftigung der Parteien beigetragen haben. Zwar wurden noch vor einigen Tagen Briefe aus Aegina vorgezeigt, worin die Lage des Grafen Capodistrias als sehr bedenklich geschildert wird, falls ihm nicht bedeutende Fonds zukaͤmen, um den von allen Sei— ten gegen ihn anstuͤrmenden Anspruͤchen Genuͤge leisten zu koͤnnen. Allein es ist dagegen auch glaublich, daß, sobald Hr.

v. Ribeaupierre das Ansehen seines offiziellen Charakters bei

den Wortfuͤhrern der Parteien geltend zu machen gesucht hat (was er ohne Zweifel gethan haben wird), diese zum Gehorsam gegen den Praͤsidenten zuruͤckgekehrt seyn werden. Die Pforte glaubt aber die innern Unruhen Griechenlands Fuͤr ihre Verhaͤltnisse benutzen zu koͤnnen, und ist dem Ver— nehmen nach Willens, ein Memoire daruͤber abfassen zu lassen, Das den großen Europaͤischen Hoͤfen zugestellt werden soll. Die Tuͤrkischen aus Alexandria zuruͤckgekommenen Schiffe sind in das Arsenal gebracht worden, da sie sehr der Aus— besserung beduͤrfen. Die Englische Fregatte „la Blonde“, aus dem Mittellaͤndischen Meere gekommen, liegt seit einigen Ta— gen hier vor Anker und hat Briefe aus den Jonischen Inseln mitgebracht. Obwohl Graf 9Orloff bis jetzt uͤber seine Mission moch keine Eröffnungen gemacht hat, so sieht er doch haufig die Tuͤrkischen Minister, mit denen er die auszufertigende Schiff— fahrts-Akte zu besprechen scheint, und man will diesen Ge— genstand fast als abgemacht ansehen. Der Großwesir ist noch immer in Adrianopel, Hussein-Pascha aber mehr als je in

der Gunst des Sultans, er begleitet ihn uͤberall, besonders

auf die Jagd, woran der Großherr seit Kurzem vielen Ge— schmack zeigt, indem er mit großem Prunke Jagdpartieen veran⸗ staltet. Man spricht auch von einer Italiänischen Schau— spieler⸗Truppe, welche das nachste Frühjahr nach Konstanti— nopel kommen soll, um sich vor dem Sultan zu produziren; es soll deshalb ein Kontrakt mit einem Italiaͤnischen Thea— ter- Direktor geschlossen worden seyn. Es scheint dies eine

Nachahmung des Pascha's von Aegypten zu seyn, der seine

Umgebungen ganz nach Europaͤischer Art einrichtet. Im Serail finden Abendunterhaltungen statt, wobei Tanz Äünd Musik ahwechseln, die Frauen aber verschieiert erscheinen. Der Tuͤrkische Unter, Lieutenant Mustapha, welcher in Ber— lin so viel Aufsehen machte, ist bei seiner Ruͤckkunft aus Ruͤcksicht auf die vom Könige von Preußen und Kaiser von Oesterreich empfangenen Gnadenbezeugungen zum Kolaga (Ma— jor) befördert worden, doch, wie es heißt, unter der Bedin⸗

gung, daß er lesen und schreiben lerne. Der Oesterreichische

Offizier Graf Malaeuzzi, welcher von Seiten seines Monar⸗ chen dem Sultan eine Husaren-Uniform uͤberbrachte, wurde zu Ramis-⸗Tschiftlik durch den Exerziermeister der neugere⸗ gelten Truppen, den Piemonteser Calasso (nicht nach der sonstigen Gewohnheit durch die Dragomans der Gesandt⸗ schaft) vorgestellt, und erhielt eine brillantirte Rose von fuͤnf⸗ hundert Dukaten im Werthe zum Geschenk. .

Ein im neuesten Blatte der Allgemeinen Zeitung befindliches Schreiben aus Wien vom 4. Februar enthaͤlt in Bezug auf eine fruͤhere Mittheilung der selben Zeitung Fol⸗ gendes; „Mit nicht geringer Verwunderung hat man hier einen Artikel von der Servischen Gränzete vom 18. Januar“) gelesen, dessen Schreiber es eigens darauf ange⸗ legt zu haben scheint, neue Besorgnisse und Unruhe uber die Aufrechthaltung des so gluͤcklich wieder hergestellten Friedens im Orient durch das Organ eines viel gelesenen Blattes aus⸗ zustreuen. Der ganze Artikel der Ort, woher er datirt ist, mag nun wahr oder erdichtet seyn ist von Anfang bis zu Ende ein Gewebe von Erdichtungen und grundlosen Behaup⸗ ungen, die mit allen aus den zuverlaͤssigsten Quellen einge⸗ henden Nachrichten im grellsten Widerspruche stehn.“

Griechenland.

Ein vom Nürnberger Korrespondenten mitgetheil⸗ tes Schreiben aus der Schweiz vom 4. Februar enthält Fol⸗ gendes: „Die juͤngsten Nachrichten, welche wir in Betreff der gegenwaͤrtigen Lage Griechenlands sowohl uͤber Livorno as uͤber Venedig erhalten haben, geben zu mancherlei Be—

trachtungen Anlaß; denn in Folge derselben duͤrfte die Be—

sorgniß nicht als ungegruͤndet erscheinen, daß die wohlgemein⸗ ten Absichten der zu Gunsten der Hellenen verbuͤndeten Maͤchte keinesweges allgemeine Anerkennuͤng bei diesen finden, und selbst bei ihrer Ausfuuͤhrung auf unerwartete Schwierigkeiten stoßen durften. Vereine, so heißt es, sollen sich auf verschie— denen Punkten des Landes, und namentlich zu Navarin, Koron, Patras u. s. w. gebildet haben, um dem bevorstehen— den National-Kongresse Petitionen zu uͤberreichen, worin ge⸗ gen jeden Vorschlag protestirt wird, der zum Gegen— stande haben moͤchte, der Nation irgend einen fremden Sou— verain oder irgend eine Regierungsform aufzudringen, ohne daß solche das Ergebniß einer reiflichen und wohl uͤberdachten Berathung der Repraͤsentanten des Volks gewesen. „„Der jekzige Zustand unseres Vaterlandes, sagen unter AÄnderm die Bittsteller das im Begriff seiner Wiedergeburt ist, verträgt sich in keiner Weise mit dem Monarchischen Prinzip, wie solches im uͤbrigen Europa verstanden wird. Noch weniger gestattet die allgemeine Verarmung, zu der wir herabgebracht sind, der Nation, die unumgaͤnglichen Kosten zu ertragen, welche die Aufrechthaltung der Königlichen Wuͤrde erheischt, bei welcher wir uns vielleicht noch ungluͤck⸗ licher befinden mochten, als wir es unter der Tuͤrkischen Herr— schaft waren. Die Anstrengungen, die wir waͤhrend eines zehnjährigen verzweifelten Kampfes machten, haben das Ver⸗ moͤgen der Bevoͤlkerung sowohl in den Staäͤdten, wie auf dem platten Lande dergestalt erschoͤpft, daß uns ganz besondere Institutionen Noth thun, um unsere Wunden heilen zu koͤn—⸗ nen. Bor Allem aber beduͤrfen wir einer Regierung, fern von jedem Peunke und so wenig kostspielig als möglich. Zu dem Ende duͤrfte vielleicht eine Verfassung, ahnlich der der Schwei⸗ zerischen Eidgenossen, fuͤr uns die angemessenste seyn.““ Im Allgemeinen geben die obigen Nachrichten zu erkennen, daß die Griechen voll (wahrscheinlich hoͤchst ungegtündeten) Argwohnes gegen ihre erhabenen Beschuͤtzer, insbesondere aber gegen England sind, das sie einer zweideutigen Politik gegen Grie⸗ chenland, von Anheginn des 318 bis zur heutigen Epoche, beschuldigen. Die oͤffentliche Meinung aͤußert sich in Griechen

land schonungslos auf Rechnung dieser Macht. „Die Britten so wird laut gesagt haben, wie , , so auch jetzt, kei⸗

nesweges die Befoͤrderung unseres Wohls im Auge. In ih⸗ ren Intriguen muß man besonders die eigentliche Veranlas⸗— sung zu dem Blutvergießen suchen, das noch jetzt Kandia verwuͤstet. 7 den von den Tuͤrken okkupirten Staͤdten, so wie in den Bezirken, welche die Griechen inne haben, befin⸗ den sich Englische Emissaͤre, welche beide Theile zur Fort⸗ eng eines Kampfes ermuntern, der wahrscheinlich erst mit der gaͤnzlichen Ausrottung beiderlei Bevölkerungen der Insel endigen wird....“ Bei dieser Stimmung der Gemuͤ⸗ ther nun darf man nicht erstaunen, daß sich Auswanderungs⸗ lust unter den Hellenen bemerklich macht. In 8 That 1 mehrere, noch einigermaßen wohlhabende Familien Anstalten, ihren heimathlichen Boden mit den Suͤd-⸗Russi⸗ schen Provinzen zu vertauschen, und namentlich nach Odessa

5 S. r s der Staats eltung. .