1830 / 57 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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allgemeine Politik bestimmte Grundsaͤtze hat, ein Tarif⸗Mann; sein Staat ist, so wie es alle westlichen Staaten sind, ein Tagrif⸗

Staat. Hr. Eaton ist ein Tarif⸗Mann, und so ist es Hrn. van Bu⸗

ren sogar gegen seine Ueberzeugung wie er es selbst im Senat erklärte, als er in Folge seiner von seinen Kommit—⸗

tenten in New-York erhaltenen Instructionen, und seiner per—

soͤnlichen Ansicht zuwider, für den Tarif stimmte.“

Aus Nashville (Tennessee) schreibt man: „Die uner— schuͤtterliche Ausdauer mit welcher die Mehrzahl in unserer gesetzgebenden Versammlung auf die Beibehaltung der in dem neuen Gesetzbuche gegen das Duell bestimmten strengen Stra— fen besteht, laßt die Einfuͤhrung eines Systems von Gesetzen hoffen, die, wenn sie ihrem Geiste und Buchstaben nach genau befolgt werden, endlich, wenn sie auch nicht ganz zum erwuͤnschten Zweck fuͤhren sollten, doch wenigstens dahin wirken werden, der in den höheren sowohl als mittleren Staͤnden zur herrschenden Mode gewordenen Sitte Einhalt zu thun, die Streitigkeiten durch Duelle auszugleichen oder vielmehr gewaltsam zu beendigen. Waͤre man erst allgemein bestimmt davon uͤberzeugt, daß ein Jeder, der eine Ausfor— derung erläßt, abgiebt oder annimmt, in ein Arbeitshaus wandern und sich fuͤr eine betrachtliche Zeit harte Arbeit und, nach Umständen, ein sehr einsames Gefaͤngniß gefallen lassen muͤsse, so wuͤrden, wie wir glauben, Wenige sich ent— schließen, auf einen so gefaͤhrlichen Handel einzugehen. Wenn anch zwei Personen, in hoͤchst leidenschaftlicher Aufregung, oder um vorgeblichen Gesetzen der Ehre zu genuͤgen, sich be— wogen finden, jeder Gefahr Trotz zu bieten, in der Meinung, ihren guten Ruf dadurch zu bewahren, oder in der Absicht, sich zu raͤchen; so duͤrften doch nur wenige, vielleicht Nie— mand, willens seyn, sich harten Strafen auszusetzen und ihr Leben und das Leben einer zweiten Person in Gefahr zu bringen, lediglich um einem Freunde beizustehen. Wenn das angefuͤhrte Gesetz treulich ausgefuhrt wird, so wird es auch, wie man mit Zuversicht glauben kann, den Duellen zwischen den Bewohnern von Tennessee Einhalt thun.“

In einem, des Praͤsidenten Botschaft begleitenden, Be— richt des Chefs des Ingenieur-Corps wird einer en uen Art von Dampfboot erwaͤhnt, mit dessen Huͤlfe man die im Mis— sisippi-⸗Strom befindlichen Untiefen ohne viele Muͤhe und in sehr kurzer Zeit aus dem Wege raͤumt.

Der Verfasser eines Schreibens im hiesigen American beschwert sich uͤber die hier in der letzten Zeit so haͤufig statt— gehabten Feuersbruͤnste und uͤber die Unzulaͤnglichkeit und Kraftlosigkeit der hiesigen Polizei. „Es ist unleugbar“ sagt er unter Anderem, „daß die Stadt mit Kerlen angefuͤllt ist, die stehlen und rauben und gewoͤhnlich unentdeckt bleiben; die Feuer anlegen, um zu pluͤndern oder begangene Raͤubereien zu verbergen. Und dennoch, obgleich man zahlreiche Beweise von angelegtem Feuer hat, glaube ich, daß seit vielen Jah— ren kaum ein einziges Individuum wegen Brandstiftung von den Gerichten verurtheit worden ist. Den Verlust durch Feuersbruͤnste, die unlaͤngst im Laufe einer einzigen Woche stattfanden, kann man mindestens auf 50,000 Dollars an— nehmen, und es sind leider Gruͤnde vorhanden, zu befuͤrchten, daß im vorigen Monate sogar Mordthaten begangen wurden, um die Urheber dieser Greuel vor Entdeckung zu schuͤtzen.“

Ein in der hiesigen Abendpost enthaltenes Schreiben empfiehlt allen Lungenkranken den Aufenthalt in der auf dem Gebiet von Ost-Florida belegenen Stadt St. Augustin. „Diese Stadt,“ heißt es unter Anderem, „gehoͤrt zu den aͤl— testen Plaͤtzen des Festlandes von Nordamerika und liegt an der Kuͤste des Atlantischen Meeres, ungefaͤhr unter dem 30sten Grade noͤrdlicher Breite. In einer Umgebung von mehreren Meilen besteht der Boden aus einer Mischung von Muscheln und Sand. Die theils steinernen, theils hoͤlzernen Haͤuser sind nach alter Spanischer Sitte, mit hinten ansto— ßenden Pomeranzen⸗Waäͤldchen, erbaut. Der Ort hat eine Katholische und eine Presbyterial-Kirche und ein Versamm— lungs⸗Haus fuͤr Methodisten; man beschaͤftigt sich in die sem Augenblick mit Maaßregeln zur Erbauung einer bischoͤflichen Kirche. Die oͤffentlichen Marktplaͤtze bieten eine hinreichende Mannigfaltigkeit an Gemuͤse, Fleisch und besonders einen Reichthum an Fischen dar; an Fruͤchten giebt es Pomeran— zen, Limonien und Feigen; Wein, Oliven und Datteln wuͤr— den auch ie gut fortkommen und werden gewiß bald angebaut werden. er wöchentliche Preis fuͤr Wohnung und Kost ist von 7 bis 10 Dollars. Das Klima ist das ganze Jahr hindurch eg mn mhz angenehm und bestaͤndigz. In den

drei ersten Monaten des Jahres 1829 stand das Fahrenhei⸗

tische Thermometer im Durchschnitt Morgens um 7 Uhr auf 53. um 2 Uhr Nachmittags auf 69 bis 63, und Abends

um 9 Uhr auf 527 bis 5a Grad; im April zu den genannten Tageszeiten auf t, 64 und 65 Grad me; jm Sommer

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hne deswegen laͤsti nkheiten sind h ?

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Die Englische Zeitung Atlas enthalt folgendes Schrei— ben aus Bog Sta vom 12. Dezember: „Unbezweifelt werden Sie kurzlich uͤber New-⸗York einige sehr beunruhigende Nach⸗ richten uͤber die gegenwärtige Lage Eolumbiens erhalten ha⸗ ben; ich beeile mich darum, Ihnen anzuzeigen, daß nicht Ein Wort Wahres an dem ist, was von einer beabsichtigten Tren⸗ nung Venezuela's von der uͤbrigen Republik gesagt wird, so wie auch das unwahr ist, daß der Libertador damit umgehe, sich den Kaiser-Titel beizulegen. Seine Feinde haben ihm freilich vor einiger Zeit diese Idee an die Hand geben wol⸗

len, er ist jedoch nicht in die Schlinge gegangen. Er war

weise genug, erst zu erforschen, wie das Volk daruͤber denke, und fand bald, daß es nicht gut gethan seyn wuͤrde, den Versuch zu machen, der unbezweifelt einen uͤblen Ausgang fuͤr ihn gehabt haͤtte, dessen anderweitige Folgen aber gar nicht abzusehen gewesen waͤren. Inzwischen hat man doch guten Grund, zu erwarten, daß Bolivar zum Praͤsidenten fuͤr's ganze Leben ernannt werden duͤrfte; dieser Plan würde wenigstens, sobald er ernstlich in Vorschlag gebracht wird,

von allen Seiten Unterstuͤtzung finden, denn allgemein giebt man zu, daß eine solche Maaßregel sich besonders dazu eignen

wuͤrde, unsere Regierung zu konsolidiren. Sind Sie vielleicht noch im Besitze Columbischer Obligationen, so wuͤrde ich Ihnen nicht rathen, sie zu verkaufen, denn ich weiß aus sicherer Quelle, die Regierung habe Befehl ertheilt, daß aller in den oͤffentlichen Magazinen gegenwartig befindlicher Taback nach England ver— schifft werden soll, um ihn dort zu verkaufen und fuͤr den Ertrag einen Theil der ruͤckstaͤndigen Dividenden einzuloͤsen. Im Ganzen geht es uns uͤbrigens hier viel besser, als wir vor Kurzem noch ein Recht hatten, zu erwarten; beson⸗ ders seitdem der r ur tee e Ge fh. Cordovas mißgluͤckt ist. Ich bedaure sehr, daß ich nicht im Stande bin, Ihnen etwas Bestimmtes uber den Zustand der Bergwerke mitzu— theilen, ven denen ich weiß, daß sie viele Ihrer Freunde sehr lebhaft interessiren; erfreulich kann diesen indessen die Nach⸗ richt seyn, daß die der Regierung von dem Ertrage der Berg— werke zu erlegende Abgabe in der letzten Zeit immer mehr soll an Bedeutung gewonnen haben. Schließlich muß ich Sie noch gegen alle unguͤnstige Nachrichten warnen, die Sie in Bezug auf Columbien uber New⸗York erhalten;) Sie wissen vielleicht noch nicht, daß es her ein foͤrniliches Eomité giebt, dessen Mitgäeder Allarmisten genannt werden; diese beste— hen zur Halfte aus Englaͤndern, deren Haupt-Beschaͤftigung es ist, schreckliche Nachrichten fur das Ausland zu fabriziren. In Mexiko giebt es ebenfalls ein solches Comité und in New-⸗Hork ein sehr thätiges Unter-Comité, das hin und wieder zweite Ausgaben von den Berichten der beiden ersten, und zwar mit eigenen Zusätzen und Ausschmuͤckungen, veran staltet.“

. Berling 26. Febr. Zu Vreslgu feierten am 2hsten d. M. die Jagdfreunde ihr viertes Jagbfest in dem auch diesmal zu dem Ende geschmackvoll und sinnreich geschmuͤck— ten Saale des dasigen Schuͤtzenhauses. Die Geselsschaft be— stand aus 130 Personen. Der 56 Polizei⸗Praͤsident Heinke brachte bei dem heiteren Festmahle folgenden Toast auf das

Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs aus:

Es lebe der König! der edelste Schuͤtz, Der sich zum hoͤchsten Ziel in der Welt Das Gluͤck und Wohl Seines Volkes gestellt!

J Vergs. die gestern aus der Bremer Zeitung gemachten Mit— theilungen, die im Wesentlichen . 8 * i . Beile ge

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Im Regierungs- Bezirk Arnsberg haben im verwiche— nen Jahre die zu Gunsten von Kirchen, Kapellen, Pfarreien, Vikakieen und Schulen erfolgten und von der Staats- Be⸗ hörde genehmigten Schenkungen und Vermaͤchtnisse uberhaupt S857 Rihlr. 10 Sgr. 2 Pf. betragen

Die Rheinisch⸗Westphaͤlische Gefaͤngnißgesellschaft ge⸗ winnt immer mehr an Ausdehnung; naͤchst den Tochtergesell— schaften zu Trier und Köln sind auch in Achen, Bonn und Solingen, nicht minder . . Kreisen Bernkastel und Ahaus Huͤlfsvereine zusammengetreten. da fee, ö. n i man: Bei den mancherlei Schwie— rigkeiten, denen eine durchgreifende Verbesserung des Elemen— tar⸗Schulwesens hierselbst trotz aller Anstrengungen der staͤdti— schen Behoͤrde unterworsen ist, verdienen um so mehr die hiesigen Industrieschulen wegen ihrer erfreulichen Resultate eine besondere Erwähnung. Koͤln zaͤhlt deren jetzt drei, zuerst die Schule in der ehemaligen Agenten-Kapelle auf dem Neu— markte, unter der Leitung des thatigen Pastors an der Kirche der heiligen Apostel, Herrn Geistmann, wo 78 Kinder im Naͤhen, Stricken, Lesen, Schreiben und Rechnen, so wie in der Religion, unentgeltlich unterrichtet werden. Die Anstalt erhaͤlt sich durch einen Zuschuß von Seiten der Armen, Ver— waltung, durch Geschenke von Wehlthaͤtern und durch den erworbenen Arbeitslohn. Die evangelische Armenschule wird

ebenfalls durch milde Beiträge der Gemeindeglieder unterhal—

ten; in ihr wurden im Laufe des Jahres 1829 hundert Maͤd— chen unterrichtet und gekleidet. Die dritte Anstalt is die Armen-Maäͤdchenschule zum h. Andreas, die seit dem Jahre 1827 besteht und sich auf ähnliche Weise wie die Agentenschule erhaͤlt. In ihr wurden unter der Oberaufsicht eines Frauen Vereins 80 Maͤdchen im verflossenen Jahre unterrichtet und bekleidet. Fuͤr Knaben besteht seit dem Jahre 1826 eine In— dustrieschulle im Waisenhause. Die eifrige Sorge unsers Gouvernements für jeden Zweig intellektueller Bildung hat auch die Nacheiferung der Privatpersonen und die daraus hervorgehende Gruͤndung von Bau- und Gewerbeschulen für Kuͤnstler und Handwerker, so wie die Bildung mehrerer Vereine zur Folge gehabt. Die bereits seit dem Jahre 1822 bestehende Mengelberg sche Gewerbschule erfreut sich eines guten Fert— ganges; aus der Stadt-Kasse erhaͤlt dieselbe den jährlichen Zuschuß von 300 Rthlr. Eine Sonntags Zeichenschule haben die Herrn Nolden, Grein und Imhof seit zwei Jahren eroͤff— net, wozu dieselben aus der Stadt-Kasse einen Zuschuß von 50 Rthir, erhielten. Ferner besteht unter der Leitung des Stadtraths de Noöl im Wallraf'schen Museum ein Verein junger Knustler, die sich theoretisch und praktisch im Zeichnen uͤben. Der Gruͤndung eines polytechnischen Vereins in hiesiger Stadt seit dem November 1829 ist bereits zu seiner Zeit?) edacht worden.

2 In dem Kirchspiele Buͤtow, Regierungs-Bezirk Köͤs— lin, starb im vorigen Jahre ein Mann in dem seltenen Alter von 104 Jahren. Er war der Sohn eines Verwalters, hatte 265 Jahr als Dragoner gedient und den ganzen siebenjaäͤhri—

gen Krieg mitgemacht. Er war zweimal Wittwer geworden.

In beiden Ehen erzeugte er 13 Kinder, uͤbergab vor 20 Jah— ren seinem juͤngsten Sohne den Bauerhof, welchen er so lange bewirthschaftet hatte, und blieb im leidlichen Gebrauche aller seiner Sinne bis an seinen Tod. Er war sehr gottesfuͤrchtig.

Im verflossenen Monat Janugr sind von Pillau 2Schiffe ausgelaufen, und eins ist daselbst glücklich angelangt.

Das Koͤnigliche Zeughaus in Berlin.

Auf dem Platze, welchen das jetzige Koͤnigliche Hens, haus schmuͤckt, stand zuvor ein von dem Kurfuͤrsten Georg Wilhelm erbautes Arsenal, welches nach dem Zeugnisse des Gregorio Leti (in seinem im J. 1687 zu Amsterdam gedruck⸗ ten Ritralti della casa serenissima clletioral Branden- burgo Theil J. pag. 341) zu den 6 und trefflichsten Gebäuden seiner Art gehörte. „Ich sah,“ sagt Leti, „viele Zeug⸗ häuser in Europa, welche reicher an Waffen waren, aber keines von so schoͤner und trefflicher Anordnung, und ich kann dem Leser versichern, daß es in Amsterdam kein so sorgfaͤltig gehaltenes und so zweckmäßig eingerichtetes Haus giebt, als dieses Arsenal.“ Leti schließt seine Schilderung dieses ehema— ligen Arsenals mit der Bemerkung, daß dasselbe den Namen eines „Heiligthums der Waffen“ verdiene.

Der Koͤnig Friedrich J. (damals noch Kurfuͤrst) fand aber dieses Arsenal, welches wahrscheinlich nicht von sehr großem Unfange war, nicht mehr genuͤgend fuͤr die waͤhrend

In Nr, 354 der Stants⸗Zeitung vom vorigen Jahre.

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Stgats-Zeitung 58.

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der glorreichen Regierung des großen Kurfuͤrsten sehr ver— mehrten Waffenvorraͤthe. Die 6 ein . , Zeughaus erbauen zu lassen, war bereits im J. 1680 von Friedrich Wilhelm dem Großen projektirt, aber noch nicht zur Aus fuuͤhrung gekommen, wie dieses aus einem im Königlichen Staats- Archiv aufbewahrten Schreiben nebst Zeichnung vom 9. Juli 4689 hervorgeht, worin der Baumeister Lindholz an den großen Kurfuͤrsten Bericht erstattet: „wie er, in Gemeinschaft mit dem Artillerie⸗Oberst, Lieutenant Weiler mehrere Plaͤtze zur

Anlegung eines größern Zeughauses besichtigt und den Ort,

wo schon ein Arsenal stnde, am passendsten fande“ Kurfuͤrst Friedrich III. legte den 28. Mai 1695 Nach⸗— mittags, unter dem Donner des Geschuͤtzes von den Waͤl—

len des damals befestigten Berlins, so wie mit Beachtung

der bei einer solchen Feierlichkeit gebräuchlichen Solenni— taͤten, den Grundstein ju dem jetzigen prachtvollen Zeug⸗ hause, dessen voͤllige Vollendung der Konig nicht erlebte. Erst unter Friedrich Wilhelm LJ. ward der innere Ausbau des obern Stockwerks vollendet.

Der erste Plan zu diesem neuen Gebäude wurde von dem Franzoͤsischen General Blondel, welcher ungefahr im Jahre 1680 Staatsgeschaäfte halber nach Berlin gekommen war, entworfen, spaͤter aber mit der Ausfuͤhrung dessel— ben der Baumeister Nehring beauftragt; als dieser aber schon im Oktober 1695 starb, wurde die Leitung des Baues dem Architekten Gruͤneberg, und einige Jahre spaͤter dem damaligen Obersten, nachherigen General⸗Major Johann de Bodt uͤbertragen, welcher das schoͤne Werk weiter ausfuͤhrte und im Jahre 1706 vollendete.

Welchen Antheil der beruͤhmte Andreas Schluͤter an die—⸗ sem Bau nahm, laͤßt sich, nach den vorhandenen Nachrich— ten, nicht mit Sicherheit bestimmen. Nach Kuͤster (Altes und Neues Berlin, Abtheil. 3, S. 154) soll Schluͤter unmittelbar nach Nehrings Tode den Bau einige Zeit geleitet haben, nach der Nachricht aber, die auf einem der (weiterhin mehr zu er— waͤhnenden) Broͤbesschen Plane sich findet, war er der Nach⸗ folger Gruͤnebergs. Die 22 vortrefflichen Larven sterbender Krieger im Hofe des Zeughauses dagegen, welche die Schluß— steine der im Erdgeschoß befindlichen Bogenfenster bilden, und vielfach von Kuͤnstlern und Dillettanten abgezeichnet wor— den sind, werden allgemein als Werke Schluͤters anerkannt, so wie auch saͤmmtliche Trophaͤen und andere Zierrathen, welche das Gehaͤude innerhalb und äußerlich schmuͤcken, von ihm entwor⸗ fen, auch mehrere derselben von ihm selbst modellirt wurden. Die uͤbrigen Ornamente bearbeitete Huͤlot.

Aus den von Broͤbes mitgetheilten Prospekten (Vues des

alais et maisons de plaisauce de S. M. le roi de Prusse), welche 1733 zu Augsburg erschienen, geht hervor: daß zwei, sowohl unter sich selbst, als von der jetzigen Gestalt des Zeug⸗ hauses sehr abweichende Plaͤne dem ausgefuͤhrten vorange⸗ gangen sind. 6

Der erste dieser Plane, welchem Broͤbes die Unterschrift giebt: Fagade de Arsenal de Berlin du dessin de Mr. Blondel, conduit par Nerin, Archit. Gräneber, Sch. (Schlüter) et Bot, zeigt eine der jetzigen sehr aͤhnliche Fagade, welche sich durch edle Einfachheit auszeichnet. Ueber dem obern Geschosse er— hebt sich eine Attika von betraͤchtlicher Hoͤhe, und langs derselben sind in 1 Feldern von verschiedener Laͤnge Basre—⸗ liefs angedeutet, welche die vorzuͤglichsten Kriegsthaten des großen Kurfuͤrsten darstellen. Auf einem zweiten Prospekte,

welcher von Broͤbes mit der einfachen Unterschrift: „Arse-

nal de Berlin' bezeichnet ist, besteht die Fasade außer dem Erdgeschosse aus zwei obern 6 es laͤßt sich jedoch

sowohl aus den Dimensionen, als auch vermittelst der Thü⸗ ren des Balkons sehr leicht entnehmen, daß die beiden Stock—

werke nur einen sehr hohen Saal bilden sollten. Die Fa— gade dieses Prospektes bietet außer sehr zahlreichen Verzie⸗ rungen ein recht schoͤnes mit gekuppelten Säulen versehenes Portal dar. Ob diese zweite Zeichnung von Schluͤter ent⸗ worfen worden, laͤßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; da⸗

egen kann man mit Sicherheit behaupten, daß der wirklich 1 ö Wert 2 Geüerals Johann de

ausgeführte Plan das en, . 6 Bodt ist, welcher den Grundriß des schon im Bau begriffe⸗ nen Gebäudes abaͤnderte und ihm, Er der im hintern Theile, welcher in einer Bastion der Befestigung Berlins lag, abge—⸗ rundeten Gestalt, die eines regelmäßigen Vierecks von 290 Fuß Seitenlänge gab.

Das prachtvolle Gebaͤude erregte, nachdem es vollendet,

die allgemeinste und verdiente Bewunderung, und ein im

Jahre 1733 zu Augsburg von Jeremias Wolf herausgege⸗ bener Kupferstich, welcher Fagade und Grundriß des jetzigen

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