1830 / 64 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Am 1sten d. M. Nachmittags war die Fahrpost aus Erfurt

und Langensalza, welche schon 2 Stunden fruͤher eintreffen sollte, 8 nicht angekommen. Auf der Straße nach Nuͤxey sind die Baͤche ebenfalls ausgetreten dagegen ist auf den Chausseen dortiger Gegend nirgends Ge fahr vorhanden. Der

chnee ist bei einer Waͤrme von 6 bis 8 Grad beremts fast ganz verschwunden, und man ff nach Mittheilungen vom jssten d. M., daß auch die Wasser in wenigen Tagen abge⸗ laufen seyn wurden. Aus Perleberg wird berichtet, daß am 27sten v. M. die vor dem dortigen Muͤhlenthore gele⸗ gene uͤber die Stepnitz fuͤhrende massive Bruͤcke von der Gewalt des Wassers und der andringenden Eisschollen fort⸗ gerissen worden ist; die Communication, welche durch Kähne unterhalten wurde, sollte durch den Bau einer Rothbruͤcke gesichert werden. Bei Wusterhausen a. d. Dosse hat dieser Fluß nebst der Schwenze die ganze Umge— gend unter Wasser gesetzt; man besorgte noch am 2ten d. M. bas Austreten des Clenipower Sees, welches die Ueberschwem⸗ mung der ganzen Stadt zur Folge haben wuͤrde. Die auf der Ehaussee nach Hamburg zwischen Wusterhausen und Buck⸗ witz befindliche erst im vorigen Sommer erbaute Bruͤcke uͤber die Schwenze ist von den Fluthen eingerissen worden und muß von Grund aus neu erbaut werden. Uehereinstimmen⸗ den Nachrichten aus Frankfurt a. d. O., Krossen und Grüneberg vom 2ten und Zten d. M. zufolge hat der Bober am 1. Maͤrz die Bruͤcken zwischen Naum burg und Chri⸗ stianstadt, bei Neubruͤck und bei Alt-Rehfeld theils zerstoͤrt, theils mit sich fortgerissen, so daß die Verbindung wischen beiden Ufern gehemmt war; auch soll derselbe Fluß

die Bruͤcke bei Sagan beschaͤdigt haben. Die Eisdecke der

Oder bei Krossen hatte sich am 3ten d. noch nicht bewegt, und sah man wegen der ungewoͤhnlichen Dicke des Eises dem Aufgehen des Stromes nicht ohne Besorgniß entgegen. —=— Aus Reustadt⸗EberswaJlde wird unterm lsten dieses Mo⸗ nats gemeldet; Durch das plotzlich eingetretene Thauwetter hat sich das Wasser in solcher Masse gesammelt, daß es die steinerne Bruͤcke zwischen Trampe und Heckelberg auf der

Chaussee nach Werneuchen zerstoͤrte, auch an verschiedenen

Stellen die Chaussee durchbrach. Die Communication hat daher nur auf Nebenwegen unterhalten werden koͤnnen, und die Posten aus Berlin waren, um Gefahr zu vermeiden, in Werneuchen uber Nacht behalten worden, so daß die Schnell— post ö. heute Vormittag und die Fahrpost gegen Mittag hier eintraf. . . Nach Inhalt einer in dem Merseburger Amtsblatt enthaltenen Nachricht uͤber die in Zeitz bestehende Lehr- und Erziehungs⸗Anstalt fuͤr jugendliche Verbrecher, sind im Laufe des vorigen Jahres von den zu Anfang desselben in ihr be⸗

sindlich gewesenen 20 Zoͤglingen fuͤnf entlassen worden; da⸗

gegen waren sieben eingetreten, so daß am Schlusse des Jah⸗ res 1829 22 Zöglinge, naͤmlich 18 Knaben und 4 Maͤdchen, wirklich in der Anstalt vorhanden waren. Im Allgemeinen hat sich an diesen die Wahrheit bestätigt, daß, um die Fol gen der in der fruͤhesten Jugend verschuldeten Verwahrlosung aufzuheben, oft ein langerer Zeitraum erforderlich ist, als den Besserungsversuchen in dieser Anstalt bisher hat gewaͤhrt werben können. Unter den seit 1828 entlassenei neun Zöͤg— lingen berechtigen zwei zu entschieden frohen Hoffnungen, drei haben den besseren Lebensweg ebenfalls eingeschlagen; bel den aͤbrigen vieren ist die Besserung mehr oder weniger weifelhaft geblieben. Unter den jetzt in der Anstalt befind⸗ a. 32 Zoͤglingen haben acht ein gutes, sechs ein nicht ver— werfliches Zeugniß uͤber ihr bisheriges Betragen erhalten; an den übrigen muß noch mit Ernst und Geduld fortgearbeitet werden, um sie aus ihrer geistigen und sittlichen Versunken⸗ heit aufzuregen. r

Die aus 43 Wirthen bestehende Gemeinde Dreis— bach, im Kreise Siegen, hat aus eigenem Antriebe und mit verhaͤltnißmaͤßig bedeutendem Kostenaufwand uͤber den Sieg⸗ fluß und Hammergraben daselbst, eine 90 Fuß lange, 18 Fuß breite massive mit Fluͤgel und Geländer-Mauern ver— sehene Bruͤcke erbaut und dadurch den Verkehr auf der 2 ö Netphen nach Siegen sehr erleichtert und gefahr— os gestellt, .

29. Ein Schreiben aus Köln enthält Folgendes: „Wir haben in di c Jahre hier einen stilleren Karneval gehabt, als in den fruheren Jahren, den auch das Wetter bei wei— tem weniger beguͤnstigte. Da das bisherige festordnende Co⸗ mité sich selbst aufgelost hatte, so waren die Festlichkeiten ohne ihren gewöhnlichen Mittelpunkt. Doch fand auf dem großen Saale . Guͤrzenich am 22sten d. M. eine theatralische Darstellung von mehreren Karnevals-Freun— den um 11 Uhr , statt, die zahlreich besucht war, und non welcher zu r

auf etwa 590 Thlr. anschlaͤgt, nach Abzug der Kosten zum

ein großer Maskenball im Theater: eine zahlreiche Gesell⸗ schaft bewegte sich in dem geschmackvoll dekorirten und hell erleuchteten a. und der * Frohsinn ward durch keine

vat⸗-Gesellschaften, Baͤlle und kleine theatralische Darstellun— gen in Privathaͤusern statt, unter denen sich besonders das sogenannte musikalische Kraͤnzchen auszeichnete. Auf den Stra—

Ein Schreiben aus Wesel vom 26. Febr, enthalt Folgendes: Gestern Mittag gegen 3 Uhr hob sich die Eis— decke des Rheins. Das Schauspiel war schrecklich. Das Was— ser stieg plotzlich 6 Fuß. Heute Morgen gegen Uhr wurde der Krahnen zerstoͤrt; schon fruͤher hatte die Bruͤcke uͤber die Lippe dasselbe Schicksal gehabt. In allen uns umgebenden Doͤrfern und in Buͤderich toͤnen ununterbrochen die Sturm— glocke und Huͤlfsgeschrei. An mehreren Stellen sind die

Damme durchbrochen. Vom Rhein abwärts haben wir noch keine Nachrichteu. Der Kanal steht jetzt wieder fest.

Ueber die Charité zu Berlin.

Unter den mannichfachen Zweigen der Medizinal-Ver— waltung, mit deren Verbesserung man, den Anforderungen der Zeit gemaͤß, seit mehreren Jahren ununterbrochen vorge⸗ schrikten ist, hat in der letztern Zeit das Kranken- und Hos—

sich gezogen. Einer voͤlligen Reform bedurfte in dieser Be— ziehung die große Heil-Anstalt Berlins (die Charité), die ih— rem urspruͤnglichen Zwecke als milde Stiftung fuͤr huͤlflose Kranke, und als praktische Unterrichts-Anstalt fuͤr junge, be— sonders Militair-Aerzte, nicht mehr in dem Maaße entspre⸗ chen konnte, wie es in der ursprunglichen Absicht der erlauch⸗ ten Stifter lag, und wie die stets wachsende Population Berlins, die Anspruͤche eines in der Kultur mächtig vorge—

schen Kunst und Wissenschaft es erheischten.

delnden Aerzte, standen im Verhaͤltnisse zu dem Andrange und der Zahl der wirklich aufgenommenen und verpflegten Kranken, noch war die innere Organisation der Anstalt so be—

hervorgehen koͤnnen.

das Koͤnigliche Ministerium der Geistlichen, Unterrichts, und Medizinal-Angelegenheiten einen Rath aus seiner Mitte, den mit dem Medizinal-Unterrichts, und Hospital⸗Wesen wohl

3 Jahren zum Kommissarius fuͤr alle Angelegenheiten der Charits ernannt, und es ist diesem unter Bekämpfung so mancher sich entgegenstemmenden Hindernisse bisher gelungen, einen wenigstens zum Theil gebesserten Zustand dieser Heil— Anstalt herbeizufuͤhren. Die Aufnahme von Kranken ist auf den vorhandenen Raum-Inhalt der Anstalt nach medizinisch- polizeilichen Grundsaͤtzen beschraͤnkt wor— den, wodurch allein den verderblichen Folgen einer Ueber— fuͤllung in Spitaͤlern abgeholfen und einer erneuerten Ent⸗

dern mittelbar selbst das Gesundheitswohl der Stad gefaͤhr— denden Krankheiten, vorgebeugt werden konnte. In gleichem Sinne ist zur moͤglichsten Beschraͤnkung der seit den letzten Jahren wieder herrschend gewordenen Pocken Epidemie ein Fon der Anstalt ganz isolirtes Gebäude zur Aufnahme von Blatter-Kranken eingerichtet worden. Die saͤmmtlichen Di⸗ rections-Geschaͤfte der Charité sind Einem im Hosgyital— Dienste bewährten Arzte (dem Geheimen Medizinal-Rathe Dr. Kluge) allein uͤberwiesen worden, waͤhrend nach der fruͤheren Organisation die ärztliche Ober, Leitung unter vier

eine besondere war, eine Trennung, bei welcher unmoͤglich Einklang in alle Verhaͤltnisse des ö ebracht werden konnte. Die Kranken selbst sind zum Vortheil fuͤr ihre Behandlung in zahlreichere Abtheilungen geschieden und jeder Abtheilung ein behandelnder Primair- oder sogenannter dirigirender Arzt vorgesetzt worden. Einzelne gesonderte Kran— ken? Abtheilungen sind zu klinischen Anstalten umgeschaffen worden Und bei diesen tüchtige, zum Theil beruͤhmte Lehrer, in eine den Kranken wie den Studirenden und der Wissen schaft uͤberhaupt gleich ersprießliche Wirksamkeit getreten. Sonach bestehen schon gegenwartig außer dem medizinischen, chirurgischen und geburtshuüͤlflichen Unterrichte auch gesonderte

hmen ist, daß die Einnahme, welche man

Besten der hiesigen Armen verwendet wird. Am 23sten war Unanstaͤndigkeit gestoͤrt. Außerdem fanden noch mehrere Pri⸗

ßen aber sah man nur wenige und meist schlechte Masken.

pital⸗Wesen die besondere Aufmerksamkeit der Behoͤrden auf

schrittenen Volkes und der hoͤhere Standpunkt der medizini⸗

Weder der vorhandene Raum, noch die Zahl der behan⸗

schaffen, daß ein besonders guͤnstiges Resultat sowohl fuͤr die Krankenpflege als fuͤr den praktischen Unterricht daraus hätte

Unm'diesen mannichfachen Uebelstaͤnden abzuhelfen, hat

vertrauten Geheimen Ober⸗Medizinalrath Pr. Ru st, schon vor

wickelung kontagioͤser, nicht blos die Hospital⸗Bewohner, son⸗

Aerzte gethellt und die Aufsicht uͤber die Oekonomie wieder

klinische Anstalten fuͤr Augenkranke, syphilitisch‘ Kranke

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und kranke Kinder, wodurch außer der in medizinischer and zum Theil. felbst in moratischer Hinsicht so nb

thigen Scheidung von Kranken auch gleichzeitig, und

ohne alle Beeintraͤchtigung sonst obwaltender Gerechtsame, einem laͤngst gefuͤhlten Beduͤrfnisse des Unterrichts abgeholfen worden ist. Dem assistirenden aͤrztlichen Personale ist ein bestimmterer, seinem Berhaͤltnisse angemessener Wirkungskreis angewiesen, und der bisherige, auf gar kein Zeitmaaß beschraͤnkte,

dem Krankendienst aber eben deshalb so nachtheilig gewesene

Wechsel desselben, auf geregeltere Normen zuruͤckgefuͤhrt wor⸗ den. Desgleichen ist für die Anstellung eines bessern Ober— und Unter“ Krankenwaͤrter-Personals, fuͤr eine mehr hu— mane Behandlung der Kranken uͤberhaupt, fuͤr die bestmöͤg— lichste diätetische Verpflegung derselben, fur die Abhnltung eines angemessenen religiöͤsen Kultus, besonders aber fuͤr die Beobachtung einer gröoͤßern Reinlichkeit in der ganzen An— stalt, gesorgt worden.

Allein trotz der Herbeifuͤhrung dieser und noch so man—

cher anderen wohlthaͤtigen Einrichtungen, deren naͤhere Er⸗

waͤhnung hier zu weit fuͤhren wuͤrde, kann es dem unbefan— genen Beobachter doch nicht entgehen, daß noch Vieles zu wunschen und zu schaffen uͤbrig bleibt, ehe sich die Charité zu einer Muster-Kranken-Anstalt, wie sie bereits andere Staaten besitzen, erheben wird, t

Lassen schon die klinischen Institute in ihr noch Manches vermissen, was mit der jetzt bestehenden Lokalitaͤt nicht zu vereinigen war, so ist solches in noch viel hoͤherem Grade mit der Hauptfeite der Anstalt, ihrer Beziehung namlich zu der Krankenpflege, der Fall. Beschaffung des noͤthigen Raums tritt hier zunaͤchst als das dringendste Requisit uns entgegen. Schon ein fluͤchtiger Blick auf die in der juͤngsten Zeit so ungemein gestiegene Population von Berlin, mit der die Vermehrung der Armen einen mehr als gleichen Schritt

felt, muß die Unzulaͤnglichkeit des bisherigen Raums der

harité begreifen lassen, selbst wenn dieser auch ferner nur fuͤr arme Krell. aus den Residenzen selbst und ihrem Weich— bilde beschraͤnkt bleiben soll. Die Erfahrung hat diese Un— zulaͤnglichkeit auf das empfindlichste erkennen lassen.

Üngeachtet alle disponiblen Raäͤume zur Aufnahme von Kranken verwendet, mehrere zur Anstalt, ihrer urspruͤnglichen Bestimmung nach, nicht gehoͤrige Institutionen aus derselben entfernt, und somit seit den letzten Jahren Raum fuͤr eine nicht unbedeutende Anzahl von Kranken in der Charité selbst neu geschaffen, uͤberdies auch mehrere Aushuͤlfs⸗-Lokale zur Aufnahme von Kranken eingerichtet worden sind, so reicht dies alles doch bei weitem nicht hin, um die Anspruͤche zur Aufnahme von Kranken zu befriedigen. Besonders hat der diesjaͤhrige strenge Winter dieses Gebrechen sehr fuͤhlbar ge— macht und manche Opfer herbeigefuͤhrt, was nicht der Fall gewesen waͤre bei einer geregelteren aͤrztlichen Be⸗ handlung, wie sie dem armen Kranken wohl in Spitaͤlern, nicht aber unter Umstaͤnden zu Theil werden kann, wo ihm eine ungeheizte Kammer oder gar eine einzige Schlafstelle nicht einmal eine gehörige Lagerstelle gewahrt.

Eine Kranken-Anstalt, wie die Charité, wo Alles, was die aͤrztliche Kunst zu leisten im Stande ist, im vollstaͤndigsten Vereine sich befindet, sollte indessen auch nicht allein zur Auf⸗ nahme armer Kranken der Residenzstaͤdte Berlin und Pots— dam dienen, sondern einzelne arme Kranke aus allen Gegen—

den des Reiches muͤßten daselbst Unterkommen und diejenige

Huͤlfe finden koͤnnen, die ihnen sonst im ganzen Staate, in welchem keine zweite ahnliche Anstalt existirt, nirgends ge— währt werden kann. Ja nicht allein fuͤr arme Kranke uͤber⸗ haupt, sondern auch fuͤr die Aufnahme bemittelter Kranken aus den gebildeteren Staäͤnden muß ein wohleingerichtetes Krankenhaus die Gelegenheit darbieten. Als ein besonders dringendes Erforderniß aber erscheint dies in volkreichen Städten, wo viele Fremde, Durchreisende und unbeweibte Personen jedes Standes sich befinden, denen es im Erkran⸗ kungsfalle an aller haͤuslichen Pflege und Wartung, also an dem gebricht, ohne welches in der Regel jede ärztliche Huͤlfe fruchtlos angewendet wird, was sich aber weder durch Geld erkaufen, noch außer dem Familienkreise sonst irgendwo anders, Als in wohleingerichteten Spitälern finden laßt. Durch eine Einrichtung, die auch solchen Beduͤrfnissen eine humane Be⸗— ruͤcksichtigung widmet, gewinnt zugleich der ganze Charakter eines jeden Krankenhauses schon insofern, als der Umgang mit Kranken aus den gebildeteren Standen das beste Mittel ist, eine sich nur zu leicht einschleichende Indolenz des unter aͤrztlichen und Rohheit des Wart-Personals aus allgemeinen

Krankenanstalten entfernt zu halten.

Gleichzeitig aber ist in eben jener Einrichtung auch ein Mittel enthalten, welches manchem Vorurtheile begegnet, wo—

durch der gemeine Mann oft von Hospitaͤlern uͤberhaupt ab—

eschreckt und diese nur zur Zeit der hoͤchsten uufzust lle, 6 t 3 hoͤchst Noth aufzu suchen enn uͤberhaupt naͤchst der Beschaffung des noͤthigen Raumes nichts wuͤnschenswerther e,, * 2. er⸗ nung alles dessen, wodurch einer Heilanstalt die einladende und Zutrauen erweckende Form fuͤr die Mehrzahl huͤlfsbeduͤrf⸗ tiger Kranken geraubt wird, so muß auch aus eben dem Grunde als ein wesentliches Gebrechen der Charité die noch statt findende Vereinigung derselben mit der Irren⸗Anstalt, so wie die gleichzeitige Unterbringung der kraͤtzigen, syphiliti⸗ schen und aus den hiesigen Gefaͤngnissen eingebrachten Kran—⸗ ken daselbst, angesehen werden. Nothwendig muͤßten fuͤr diese, wenn die gehoͤrige Ordnung, Reinlichkeit, Zucht und Anstaͤndigkeit erhalten werden soll, besondere Anstalten ge—⸗ schaffen werden, oder wenigstens die Lokalitaͤt ihnen streng abgesonderte und geschlossene Raͤume anzuweisen gestatten.

Soll die Charité allen in Obigem angedeuteten Forde⸗ rungen genuͤgen, ern. die man mit Recht an jedes wohl eingerichtete Krankenhaus machen kann, so wird die Erweiterung der gegenwartigen Anstalt auf das Dreifache des vorhandenen Raumes und die Erbauung einer gesonder⸗ ten Irren-A nstalt unerlaͤßlich.

Auch hierzu sind bereits die erforderlichen Einleitungen geschehen, und vertrauungsvoll läßt die Huld und Gnade Sr. Majestaͤt des Koͤnigs uns hoffen, daß Allerhoͤchstdieselben, durch Gewaͤhrung des projektirten Baues eines vollständigen Krankenhauses, wozu die Plaͤne bereits entworfen sind, Sich ein nicht minder wuͤrdiges Denkmahl Ihrer glorreichen Regierung setzen werden, als Allerhoͤchstdieselben dies bereits fuͤr die Kunste und Wissenschaften, auf eine eben so erhabene

und ausgezeichnete, als huldvolle Weise, zu vollziehen geruhet

haben. Schon haben des Koͤnigs Majestaͤt den Situations⸗ Plan des Krankenhauses im Allgemeinen zu genehmigen und die durch den Anbau nothwendig werdende Verlegung der Stadtmauer aus Staatsfonds zu bewilligen die Allerhoöͤchste

Gnade gehabt.

Nicht minder haben Allerhoͤchstdieselben unter dem 24. Nov. v. J. die Errichtung einer eigenen Behdrde, Behufs e ner zweckmaͤßigern Leitung der Charité⸗-Angelegenheiten und zur Verbesserung des Kranken und Hospitalwesens uͤberhaupt zu befehlen, auch den Geheimen Ober ⸗Medizinal⸗Nath, Dr. Ru st, zum Präsidenten derselben zu ernennen geruhet.

Diese neue Behoͤrde soll unter der Benennung „Koͤ⸗ nigliches Kurgtorium für die Kran ken, und Hos⸗ pital-Angelegenheiten“ der doppelten Bestimmung ent⸗ sprechen: 22

a. die Ober⸗Aufsicht und Leitung der Angelegenheiten des hiesigen Charité⸗Krankenhauses in administrativer Hinsicht zu übernehmen, und 6e

b. eine begutachtende und Rath gebende Behöoͤrde in al— len Angelegenheiten des Kranken- und Hospital⸗Wesens der ganzen Monarchie zu bilden.

Außer den hierzu erforderlichen Technikern sollen ihre Mitglieder aus Raͤthen solcher hiesigen Behoͤrden bestehen, die an dem Kranken- und Hospital-Wesen uͤberhaupt, oder an der Verwaltung der Charité insbesondere, ein amtliches Interesse haben. Der Organisations⸗Plan dieser neuen Be⸗ hörde ist bereits so weit gediehen, daß er Sr. Maj. binnen Kurzem zur Allerhoͤchsten Entscheidung und Vollziehung vorgelegt werden kann, und steht demnach zu hoffen, daß mit der eintretenden Wirksamkeit dieser Behoͤrde alle jene Wuͤnsche, die im Herzen jedes Patrioten und Menschenfreundes fuͤr die Verbesserung der Krankenpflege noch laut werden, ihre bald⸗ moͤglichste Befriedigung erhalten werden. 6

Diese wenigen aus authentischen Quellen geschöͤpften Be⸗ merkungen duͤrften vorlaͤufig hinreichend seyn, die hier und

da, selbst in fremden oͤffentlichen Blaͤttern, verbreiteten grund⸗

losen oder entstellten Nachrichten uͤber diesen Gegenstand eben so zu berichtigen, als Diejenigen zu beruhigen, welche an jeder weiteren Abhuͤlfe der obwaltenden Gebrechen unseres Hospital, Wesens so voreilig verzweifeln, oder wohl gar in der neueren Einrichtung eine Beeinträchtigung der, einzelnen Thei⸗ len bisher zugestandenen Gerechtsame erblicken wollen.

Berichtigung. . In dem in Nr. 58 dieser Zeitung befindlichen Artikel uͤber das Koͤnigl. Zeughaus hierselbst ist, bei Erwähnung der in fruͤherer Zelt eroberten Tuͤrkischen Trophäen irrthuͤmlich

der General Schomberg als Fuͤhrer der Brandenburgischen

Hülfsvölker genannt, dieser soll jedoch Schöning heißen. Zwar war Friedrich v. Schomberg als Feldmarschall von 1685 bis 1683 in Brandenburgischen Dlensten, stand aber nie gegen die Tuͤrken im Felde, sondern half seit 1688 dem Koͤnig Wil— helm von England feinen Thrön gegen Jacob II. (Stuart)