1830 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ters am Thore Saint⸗Martin ein neues Drama in 3 Akten: „Die Araber unter Philipp II.“ uͤbersandt; die Auffuͤhrung desselben wird naͤchstens stattfinden. Die Direction des Cirkus der Gebruͤder Franconi ist fuͤr bankerott erklart worden; nichtsdestoweniger werden die Vor— stellungen auf diesem Theater fortgesetzt.

ren und ihnen Zeit lassen, dem Lande neue Buͤrgschaften zu . dieser Zeit konnten vielleicht er. Er⸗ eignisse eintreten, zahlreiche Wohlthaten uber das Land ver— brritet und unberechenbare Vortheile fuͤr die öffentliche Wohl fahrt vorbereitet werden. Die Kammer zeigte sich auch dann noch kalt oder gar feindlich, so wuͤrde Frankreich hinlaͤnglich

aufgeklärt und der Erfolg einer Appellation an die Waͤhler

nicht mehr zweifelhaft seyn. Sollte es aber anders kommen, sollten die ö. 16. royalistischen Frankreichs getaͤuscht werden, dann wuͤrde der Fall eintreten, wo der Koͤnig auf Mittel zu denken haͤtte, sein Koͤnigreich und die von ihm gegruͤndeten Institutionen vor denen zu bewahren, die, statt sie u vertheidigen, sie in Gefahr bringen.

Der Eonstitutionnel meldet, mehrere Deputirte haͤt⸗ ten bereits ihre Platze in dem neuen Setzungs⸗Saale belegt; Herr Berryer werde den Sitz einnehmen, der fruher dem „Grafen von la Bourdonnaye gehoͤrt habe, und sich sonach zum Oberhaupte der äͤußersten rechten Seite machen.

Der Vice Admiral Buperré, dem der Oberbefehl uͤber das gegen Algier bestimmte Geschwader übertragen ist, hat den Tontre-Abmiral Mallet zum Chef seines Generalstabes ge— waͤhlt. ö 1 Der Contre-Admiral von la Bretonniere, welcher vor einiger Zeit das Kommando des Geschwaders vor Algier Kränklichkeits halber niederlegen mußte, ist auf der Fregatte „Cybele“ aus Mahon in Toulon angekommen.

Der Vicomte Paultre-Delamotte und die Herzoge von

Taills, von Escars und Decazes haben bei dem höesigen Tri— bunale erster Instanz eine Klage gegen den Verfasser und den Drucker einer unlängst hier unter dem Titel: „An die Kam— mern; Aufschluͤsse uͤber die Ermordung des Herzogs von Berry“ in Druck erschienenen Flugschrift anhängig gemacht, worin dieselben als Anstifter und Mitschuldige des Verbre— chens Louvels bezeichnet werden. Der Verfasser, Baron v. SaintClair, ist bereits gefaͤnglich eingezogen und seine Bro— chuͤre in Beschlag genommen worden. Der Prozeß wird bin⸗ nen Kurzem vor dem Zuchtpolizeigericht verhandelt werden.

Der verantwortliche Geschaͤftsfuͤhrer des Courrier fran— gais, Herr Chätelain, ist wegen der (in Nr. 54 der Staats⸗ Zeitung im Auszuge mitgetheilten) Betrachtungen, die er bei der Ankuͤndigung seiner Verurtheilung in dem Prozesse mit Herrn Mangin angestellt, und worin der Koͤnigl. Prokurator eine Verlaumdung des Tribunals erster Instanz selbst erkannt

hatte, von diesem Tribunale vorgestern zu 14tägiger Haft

und einer Geldbuße von 300 Fr. kondemnirt worden. . Ein ehemaliger Soldat, Namens Perdereau, stand ge— stern vor dem hiesigen Assisenhofe unter der Anschuldigung, falsche 14 Sousstuͤcke fabrizirt und ausgegebeh zu haben. Er ge⸗ stand das Verbrechen selb t ein und schuͤßte zu dessen Ent— schuldigung seine große Armuth vor. Nichts desto weniger erklärten die Geschwornen ihn aus Mitleid, und um ihn vor der Brandmarkung und der Galeerenstrafe, die ihn sonst er⸗ wartet hätten, zu bewahren, fuͤr un schuldig. Er wurde daher fteigesprochen, soll jedoch sofort dem neuen Armenhause uͤberwiesen werden. . . Aus Saint-Omer meldet man, daß in diesem Jahre kein Uebungslager in dortiger Gegend werde aufgeschlagen werden. Die Spanischen Offiziere, welche im J. 1833 in Folge der von den Festungs⸗ Kommandanten mit den Franzoͤsischen Truppen geschlossenen Capitulationen sich nach Frankreich zu⸗ ruͤckzogen und sich noch jetzt daselbst befinden, werden, wie der Courrier de Bayonne wissen will, von der Franzoͤsischen Regierung eine ihren Graden entsprechende Pension erhalten. Aus Martinique wird unterm g. Jan. gemelbet, daß eine aus dem neuen Praͤsidenten des Königl. Gerichtshofes, errn Perinelle, dem Königl. Prokurator in St. Pierre, errn Champvallier, und einigen andern Personen bestehende eputation sich mit dem Gouverneur, Admiral Freycinet, nach Frankreich begeben werde, um die Abschaffung der von dem vorigen See-Minister, Baron Hyde de Neuville, getroffenen Einrichtungen bei der Regierung zu vertheidigen. Um die Reise⸗Kosten dieser Deputation zu bestreiten, war bei den vermoͤgendsten Pflanzern eine Subsceription ven 500 Fr. fuͤr seden einzelnen eröffnet worden.

Ein neues fuͤnfaktiges Drama in Versen, von Herrn.

Victor Hugo, „Hernani oder die Castilianische Ehre“ ist . zum erstenmale auf dem Théatre-frangais mit gro— Fem Beifalle gegeben worden. Die Einnahme betrug 5134 Fr. die staͤrkste, die dieses Theater bei der Auffuͤhrung ei⸗ nes neuen Stuͤcks jemals gehabt hat. . Herr Martinej de la Rosa, der unter den Spanischen Cortes Minister der auswärtigen Angelegenheiten war und gegenwartig in Frankreich lebt, hat der Direction des Thea—⸗

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen Ehe Lord J. Rus— sel in der Sitzung des Unterhauses vom 23. Febr. (wie vorgestern erwaͤhnt wurde) darauf antrug, daß den Städ— ten Leeds, Birmingham und Manchester das Recht verliehen werde, Repraäͤsentanten in das Parlament zu senden, legte er noch eine Bittschrift der Einwohner von Sheffield vor, die dasselbe Recht nachsuchten. Herr Stuart Wortley sagte, daß diese die Wohlthat eben so verdienten, wie die drei in den nachfolgenden Antrag be— griffenen Staͤdte. Die Bittschrift wurde zum Druck verord⸗ net, worauf Lord J. Ru ssel seinen von den Zeitungen aller Farben als hoͤchst gemäßigt und lichtvoll geschilderten Vortrag folgendermaßen begann: „Wiewohl ich in die Gerechtigkeit und Zweckmaͤßigkeit meiner dem Hause heute zu machenden Vorschläge nicht den geringsten Zweifel setze, kann ich doch die Besorgniß nicht unterdruͤcken, daß sie nicht den Erfolg finden duͤrften, der ihnen wohl bei der Majoritaͤt dieses Hau⸗ ses zu wuͤnschen ware. Ich weiß sehr wohl, daß es viele Mitglieder glebt, die, von gewissenhaften Motiven geleitet, doch vor dem Worte Reform, dem oft schon die Beiwoͤr— ter „„wild““ und „„phantastisch““ gegeben worden sind, so erschrecken, daß sie jeden Antrag, der irgend eine Reform zum Zwecke hat, argwoͤhnisch betrachten. Diesen jedoch kann ich hier— mit versichern, daß, wenn es jemals einen Reforms⸗Vor sehlag ge⸗ geben hat, der nicht wild und phantastisch, sondern sowohl dem Zwecke als den Mitteln nach ausführbar gewesen, so ist es der meinige, (Hort, hort) Auch diejenigen, fuͤrchte ich, denen das Ackerbau-Interesse des Landes mehr am Herzen liegt, durften meinen Antrag mit Mißtrauen vernehmen; denn nur zu bekannt ist mir, daß in den letzten Jahren zwi— schen dem Ackerbau- und dem Handels-Interesse eine thoͤricht unterhaltene Eifersucht stattgefunden hat. Ich hoffe jedoch, man werde heute diese kleinlichen Ruͤckstchten, wenn auch nicht ganz beseitigen, doch mindestens weniger vorwalten lassen und zu der Erwägung der angeregten Frage, weder ausschließ—

Ich das Interesse des Ackerbaues, noch das des Handels, son⸗

dern immer beide vereinigt im Auge haben ; besonders da wir jetzt in einer Zet allgemeinen Nothstandes uns be— finden, und es daher mehr als jemals dringend erscheint, daß

diejenigen, die verschiedenartige Interessen repräͤsentiren, ich

vereinigen, um gemeinsam das Uebel, das jetzt auf uns lastet, zu bescitigen und den Gefahren vorzubeugen, die später das Land bedrohen koͤnnen. (Hört, hoͤrt!) Endlich aber fuͤrchte ich auch noch Widerstand von denen, die in diesem Hause unter den: Einflusse der Regierung sich befinden; diese, sollte ich jedoch meinen, wurden weise daran thun, nicht als ein vereinigtes Corpus gegen einen Vorschlag zu er— klaren, der eine parlamentarische Vertretung derjenigen gro⸗ ßen Gewerbs⸗Klassen bezweckt, welche einen ansehnlichen Theil der öffentlichen Lasten tragen. Lord Bakons Wort: „„Die Zeit ist ein großer Neuerer,““ wuͤrde jetzt dahin zu verän— dern feyn, daß gesagt werden kann, die Besteuerung ist ein großer Neuerer; bie Besteuerten fragen sich namlich, war⸗ um sie so große Lasten zu tragen haben, und ob die Verwal⸗ tung, die sie auflegt, auch mit der strengsten Nedlichkeit zu Werke geht Fragen, die sie sich nicht machen wurden, wenn die Besteuerung minder hoch wäre. Naturlich sieht das Volk jetzt auch mit groͤßerem Mißtrauen, als sonst, auf die Motive, nach denen dieses Haus verfaͤhrt, und dies ist es, was ich jenen Mitgliedern zu bedenken geben wollte.. Nach dieser Einlezung ging der Lord auf seinen Vorschlag selbst uͤber. Die bin g ichn ee Repräsentanten-Vermehrung, sagte er, solle nur eine einstweilige, nicht aber permanente seyn, da durch eine Klausel in der Bill festgesetzt werden soll, daß, wenn in der Folge einem Burgfiecken wegen Cor⸗ ruption sein Wahlrecht genommen werde, keine Uebertragung auf einen anderen Ort eher statt zu finden habe, als bis die Zahl der Unterhaus⸗-Mitzglieder auf den gegenwärtigen Stand⸗ punkt wieder zuruͤckgekommen sey. Waͤhler in den vorgeschla⸗ genen Orten solle seyn, wer jahrlich uͤber 20 oder 16 Pfo— ie gaben zahle, und zwar soͤllen nur solche Stimmrecht . die an dem Orte selbst sich aufhalten, was sowohl deah̃ J nothwendig sey, um die Wahlen nicht in die Länge zu h * hen, als um der sonst uͤblichen Bestechung vorzubeugen. 9

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zu uͤbertragen, und wiewohl die Mini

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Bekraͤftigung seines Vorschlages sagte der Lord; „Allgemein ugegeben wird, es sey fruͤher ein Prinzip der Constitution gewe⸗ en, daß das Parlament denjenigen Staͤdten, die noch keine Vertreter gehabt, aber ihres Vermoͤgens und Interesses wegen dazu berechtigt worden, dieses Recht übertragen dur se. Naäͤchst⸗ dein ist durch die Protokolle von den fruͤher uͤber diesen Ge⸗ genstand gehaltenen drei Berathungen (welche der Lord, ehe er 66 Vortrag begann, dem Hause hatte vorlegen lassen) festgestellt worden, daß Manchester, Leeds und Birmingham im Unterhause nicht gehörig vertreten seyen und es darum wuͤnschenswerth erscheine, bei eintretenden Vakanzen diesen Orten eine Repraͤsentation zu verleihen. Die beiden Punkte, daß das Parlament befugt sey, einem Orte die Wahl-Be— rechtigung zu geben, und daß jene drei Staͤdte eine ganz besondere Anwartschaft darauf haben, sind demnach einmal estgestellt. Ich will demnaͤchst nun darzuthun suchen, das edürfntß einer Repraͤsentation sey in jenen drei Orten so groß, daß das Parlament sie ihnen sogleich verleihen muß, ohne erst eine Vakanz abzuwarten. Auch ist wenig Hoffnung dazu vorhanden, daß sie jemals zur Vertretung gelangen wer— den, wenn diese Bedingung daran geknuͤpft bleibt, denn schon seit 9 Jahren mache ich den Vorschlag, das Wahlrecht der der Beffechung uͤberwiesenen Flecken auf eine große Stadt 1. dem Vorschlage im⸗

mer ein geneigtes Ohr leihen, so wird doch kein Schritt gethan, um ihn in Ausfuͤhrung zu bringen.“ Der Redner machte darauf bemerklich, daß, wenn die vielen Schwierigkeiten einer solchen Uebertragung auch im Unterhause beseitigt seyen, dem Ober—

hause immer noch der Ausweg bleibe, wenn es der Wahl—

rechts-Ertheilung an einen großen Ort sich widersetzen wolle, es zu bestreiten, daß der angegriffene Flecken strafbar sey.

Man moͤge sich daher nach dem Oberhause nicht mit der den doppelten Zweck der Bestrafung und der Wahlrechts-Verlei⸗

hung habenden Bill begeben, sondern mit einer, worin sich das Unterhaus auf das unwiderlegliche Prinzip einer allge— meinen Repraͤsentation stuͤtze, welches, wenn es dort zugege— ben, der Sache den Sieg verschaffen, wenn es aber gelaͤug— net werde, klar an den Tag bringen muͤsse, worauf eigentlich die Differenz der beiden Häuser beruhe. (Hort, hort! Der Nedner ging nun einzeln zu den drei Staͤdten uͤber, um nach— zuweisen, wie sehr dieselben im Verlaufe der Zeit an Umfang und Bedeutung zugenommen haben. Manchester habe im J. 1708. S009), im J. 1791: 70000 und im J. 1821: 133,000 Einwohner gezählt; mit Hinzurechnung der naͤchsten Umge⸗ bungen könne man jetzt eine Einwohnerzahl von 186,060 Seelen annehmen. Leeds habe im J. 1774: 17000, 1801:

3,000 und 1823: 83,000 Einwohner gehabt; Birmingham zur ö. der Restauration: 5000, im J. 1700; 13,0090 und«

im J. t8213 196,000 Einw. Die Grafschafts-Taxe wird in Manchester von einer Hausrente von 750,000 Pfd. erho— ben, während der Werth der Grundstuͤcke in und bei dieser Stadt auf 30 Millionen und daruͤber geschaͤtzt wird. Die eingehenden Armen⸗Taxen betragen in Manchester 54, 009 Pfd.;

an jährlichen Frachten auf dem dortigen Kanale werden 300,900

Pfd. bezahlt; zur Erbauung der Eisenbahn von Manchester nach Liverpool, welche 800, 009 Pfd. kostet, werden Jährlich 55,000 Pfd. verwandt und zwar um hernach die Waaren von einem Orte zum andern binnen einer Zeit transportiren 6 koͤnnen, welche dreimal so kurz ist, als die Zeit, die zur Befoͤrderung der Post Briefe zwischen beiden Orten gebraucht wird. Um darzuthun, wie sehr auch die Wissenschaft in Man⸗ chester gepflegt werde, nannte der Redner die Namen Dr. Bostock und Dalton. Seine Fabrikate (sagte der Lord) versende Man⸗ chester nach allen Theilen der bewohnten Erde, stehe mit jedem Orte Großbritaniens in der innigsten Verbindung, und nur vom

Parlamente sehe es sich ausgeschlossen. Aehnliche Bemer—

kungen machte der Redner auch in Bezug auf Leeds und Birmingham. Daß uͤberhaupt das Interesse der Fabrikstaͤdte des Landes im Parlamente nicht gehoͤrig vertreten sey, suchte ert darin nachzuweisen, daß, wenn irgend eine Frage von

Wichtigkeit in Bezug auf diesen Industrie⸗Zweig einmal vor—

komme, die dabei Betheiligten, statt durch ihre Vertreter ihre Interessen wahrnehmen zu lassen, sich durch Deputationen an die Minister wenden, um durch Konferenzen mit diesen das, was Noth thut, der Regierung einleuchtend zu machen. So waren es auch in der gegenwärtigen Session Gegenstaͤnde, wie der Freibrief der Ostindischen Compagnie, oder spaͤter der Freibrief der Bank von England, welche es sehr wuͤnschens— werth machten, daß Staͤdte, wie Leeds, Birmingham und Maunchester im Parlamente ihre Vertreter haben. Gegen den Einwurf, daß bei der Union mit . und Ir⸗ land die Zahl der Repraͤsentanten von England definitiv fest⸗ gesetzt worden sey, verwahrte sich der Lord im Voraus, denn

von sechs Repraäsentanten fuͤr Irland benachtheiligt; auch koͤnne ja einmal der Fall vorkommen, daß in die⸗ sen Laͤndern ebenfalls Staͤdte aufkommen, die das Repraͤ⸗ sentations Recht für sich in Anspruch nehmen. Der Unious⸗ Vertrag mit diesen beiden Landern sey ubrigens schon so oft uͤbertreten worden, daß es laͤcherlich seyn wurde, ferner noch von einer skrupuloͤsen Richtung nach demselben sprechen zu wollen. Gegen die Einwendung, daß eben so gut, wie die vorgeschlagenen 6, noch 30 oder 0 neue Mitglieder ins Par— lament kommen konnten, verwahrte er sich ebenfalls im vor— aus, indem er bemerklich machte, daß Birmingham, Leeds und Manchester die Hauptstädte dreier großen Branchen der Britischen Manufakturen und Fabriken seyen, und daher kein anderer Ort, selbst nicht Sheffield, dasselbe Recht so leicht geltend macheu koͤnne. „Ich bin nicht“, sagte er schließ⸗ lich, „einer von denen, welche die Constitution fuͤr einen Griechischen Tempel ansehen, der vollkommen in allen seinen Verhaͤltnissen ist, fuͤr ein Modell an Ebenmaaß und Zierlich⸗ keit, das ein Hinzuthun entstellen und ein Hinwegnehmen zerstoͤren kann; ich sehe sie vie mehr fuͤr ein Gothisches Ge— baude an, von dem viele Auswuͤchse entfernt werden können, und dem so Manches hinzugefuͤgt werden kann, was seine Verhaͤltnisse uͤbereinstimmender macht und die Sicherheit seiner Bewohner vermehrt. (Hoͤrt, hoͤrt!) Eine der richtigsten Weisen, dem Uebel zu steuern, wird darin bestehen, daß wir innerhalb der Mauern dieses Hauses so viel als moͤglich Mitglieder ver⸗— sammeln, welche die wirklichen Vertreter des Volkes sind. Erst dann und nur dann können wir uns als die wahr— hafte Repraͤsentation und das Abbild eines großen, mächtigen und freien Landes ansehen. Schaue ich um mich her nach anderen Laͤndern, sehe ich nach einem benachbarten Staate, wo die Koͤnigliche Autoritaͤt auf der einen und der Volks— Widerstand auf der andern Seite in bestaͤndiger Reibung mit einander sind, wo Leidenschaften und Animositaäͤten vorherr— schen, die nur das volle Vertrauen in eine wahrhaft repraͤ—⸗ sentative Regierung zu mildern vermag, so kann ich auch nicht die Ueberzeugung in mir aufkommen lassen, daß eine Gefahr fuͤr uns aus anderer Quelle entspringen kann, als die von mir bezeichnet worden ist. Darnm, und weil ich, wie—

. Schottland noch Irland wuͤrden durch den Eintritt

wohl ein Freund der Freiheit, doch ein Feind aller Unord—

nung bin, mache ich den angegebenen Vorschlag, der ebenfalls dahin geht, dem Lande eine Legislatur und eine Verwaltung zu verschaffen, die seiner Achtung und seiner Liebe wuͤrdig

find.“ Der Antrag, die Bill einbringen zu duͤrfen, surde

von Herrn Wilbraham unterstuͤtzt. Lord Sandon

erklaͤrte sich zwar damit einverstanden, daß den drei Staͤdten

das Wahlrecht zu verleihen sey, jedoch nur dann, wenn ein anderer Ort es verwirkt habe, und wollte daher ein diesen Zweck habendes Amendement statt des urspruͤnglichen Antra—⸗ ges geltend machen. Herr H. Twiß war jedoch gegen dieses Amendement, eben so wie gegen den Antrag des Lord Russel. Man wolle, sagte er, das Haus zur Annahme eines ganz allgemeinen Reform -⸗Prinzipes verleiten, ohne die Noth⸗ wendigkeit desselben gehoͤrig dargethan zu haben. Gebe man einer Stadt von 860,000 Einwohnern die Befugniß 2 Mit glieder in das Parlament zu senden, so bekaͤme jede andere halb so volkreiche Stadt das Recht, doch mindestens einen Nepraͤsentauten zu wählen. Er sehe, sagte er, den Vorschlag des Lords nur als den ersten Schritt zu allgemeiner Reform, nicht aber als dazu geeignet an, der gegenwartigen Landes⸗ noth abzuhelfen. Dr. Lushington gab sich als einen langjaͤhrigen Freund von Parlaments-Reform zu erkennen; das gegenwartige System, sagte er, sey zu sehr in den Haͤnden der großen Land -Eigenthuͤmer und verschaffe ihnen einen unbeschraͤnkten Einfluß auf das Unter— haus. Herrn Peel forderte er auf, den Antrag zu unterstuͤtzen, weil er dadurch eben so seinem eigenen Gewissen Genuͤge leisten, als , , , . uͤber das Land verbreiten würde. Sir G. Murray sagte⸗, er sehe keinesweges die Constitution fuͤr einen Griechischen Tempel an, vielmehr freue er sich, daß sie, wie der edle Lord (Russel) sie genannt, ein Gothisches Gebäude sey, das die Altvordern zu verschiedenen Zeiten auf einander gesetzt haͤt⸗ ten. Daß er kein Feind von Verbesserungen an diesem Go⸗ thischen Gebaͤude sey, habe er im vorigen Jahre durch seine Unterstuͤtzung der katholischen Maaßregel bewiesen; er wolle auch gern zugeben, daß die großen Städte zu einer Stimme im Repraͤsentanten⸗Hause berechtigt seyn, allein die Prin

pien, nach welchen man diesen Zweck 3 wolle/ koͤnne er nicht billigen. Das, was man „Vol ** nenne, wisse er uͤberaus zu schaͤtzen; das Volk lasse sich

jedoch nur allzuoft durch falsche blinde Fuͤhrer leiten, und wenn