482
Frankreich.
Paris, 28. Febr. Gestern versammelten die hier anwe⸗ senden Deputirten sich in dem neuen Sitzungs⸗Saale, um zu der Wahl der 24 Mitglieder der großen Deputation zu schrei⸗ ten, welche uͤbermorgen hei der Eroͤffnungs⸗Sitzung, den Al— ters-Praͤsidenten, Hrn. Labbey de Pompières an der. Spitze, den Koͤnig zu empfangen hat. Das Loos traf den Mar quis von . die Grafen von Murat, Guehsneuc, von Preissac, von Lobau, von Lameth und von Lariboissiere, die Bicomtes von Alzon, Du Tertre und von Abancourt, den Baron Thénard und die Herren Odier, Bailliot, Debelleyme, Legendre, Fleury (Calvados), Angot, Bourdeau, Martel, Ing. von Saint-Aignan, Chevalier, Lemore, Vandeuil, De Bray und Bertin de Vaux. Bei dieser ersten Versammlung waren etwa 250 Deputirte zugegen. Der General Du Tertre, welcher fruͤher auf der rechten Seite saß, nahm seinen Platz im rechten Centrum; Hr. Berryer setzte sich (wie bereits ge⸗ stern erwaͤhnt) auf des Grafen von la Bourdonnaye Platz; die neugewählten Deputirten, Herren Guizot und Legendre, wählten den ihrigen im linken Centrum. Das Journal des Däöbats meldet, es rechte Centrum diesmal viel stärker, als im vorigen Jahre seyn werde. Der Gang, welcher bisher die beiden Centra trennte, besteht ubrigens in dem neuen Saale nicht, so daß
das rechte und linke Centrum jetzt nur noch eine Abtheilung
bilden. Vor saͤmmtlichen Baͤnken befinden sich Schreib— pulte. Fuͤr die Zeitungsschreiber ist, der Rednerbuͤhne gegenuͤber, aber doch weit naͤher daran, als in dem bisheri— gen Lokale, eine geraͤumige Tribune mit 18 Pulten eingerich- ret worden. Neben derselben, zur Rechten, befindet sich eine zweite kleinere fuͤr den Moniteur, welcher nicht mehr, wie bisher, im Saale selbst seinen Schreibtisch haben wird, Dem Temps zufolge waren bei dieser ersten Sitzung 220 bis 250 Deputirte anwesend, wovon 30 bis I5 auf der aͤußersten rech— ten Seite, 70 bis 80 im rechten Centrum, 75 bis 90 im lin— ken Centrum und 50 bis 60 auf der linken Seite saßen. Von
den Mitgliedern des vorigen Ministeriums, welche zugleich
Deputirte sind, setzte sich der Vicomte von Martignae im rechten Centrum dicht an die rechte Seite; der Vicomte von Caur nahm ebenfalls seinen Platz im rechten Centrum; der Graf von Saint-Crieg und Hr. Bourdegu dagegen waͤhlten das linke Centrum. Herr Hyde de Neuville war nicht zugegen.
Die erste Zusammenkunsft der hier anwesenden constitu— tionnellen Deputirten wird, dem Courrier franggis zu— folge, am Abend des 2. Maͤrz, also an dem Tage selbst, wo die Kammern eroͤffnet werden, stattsinden.
Unter der Rubrik: „Ueber die Aufloͤsung der Kammer
in Bezug auf die verschiedenen Fractionen derselben“ liest man im Temps nachstehenden Artikel: „Um den Ministern eine Masoritaͤt zu verschaffen, hat man viel von einer Auf— loͤsung oder einer Prorogation der Deputirten-Kammer ge— sprochen. Obgleich wir nicht glauben, daß die Minister einen solchen Plan hegen, so durfte es dennoch interessant seyn, jene Magßregel, namentlich die Aufloͤsung der Kammer, naͤher ju beleuchten. Seitdem die Kammer siebenjaͤhrig ist, erfolgt eine solche Aufloͤsung regelmaͤßig in bestimmten Fristen; doch kann die Regierung, ihrer Praͤrogative zufolge, sie auch fruͤ— 364. eintreten lassen. Wir haben in Frankreich drei solcher w ,., gehabt: die eine erfolgte durch die Verordnung vom 5. Sept. 1816; die zweite nach dem Spanischen Kriege im Jahre 1824, die dritte im J. 1827, wo sie den Sturz des Herrn von Villele herbeifuͤhrte. Die Aufloͤsung der Kam— mer am 5. Sept. hatte ein guͤnstiges Resultat; die Wahlen von 1815 waren in der ersten Hitze politischer Meinungen und nach einer eben uͤberstandenen Umwaͤlzung vor sich gegangen, und die Aufloͤsung der Kammer war eine Appellation von dem aufgeregten und bestuͤrzten Lande an das zur Besonnen⸗ heit zuruͤckgekehrte Frankreich. Die neue Deputirten⸗Wahl nach dem Spanischen Kriege war nur ein verfaͤlschter Aus— druck der oͤffentlichen Meinung, denn uͤberall hatten Wahl— Unterschleife stattgefunden. Die Wahlen von 1827 waren energischer und gleichsam eine Protestation gegen das System des Ministeriums; sie brachten verschiedene Meinungs⸗Nuͤan— cen in der Kammer hervor, die aber saͤmmtlich, mit Aus— nahme einer unbedeutenden Minotität, eine tiefe Abneigung gegen das System des gefallenen Ministeriums zeigten. Dies ist die Kammer, welche, wie man sagt, aufgeldst werden soll, und wir wollen nun den Zustand des Landes betrachten, an welches man von ihr appelliren will. Das Land hat das Benehmen der jetzigen Kammer, nach seiner Ansicht, schwach gefunden, und wenn es sich zu beklagen hat, so ist es gewiß nicht uber zu große Energie derselben, sondern vielmehr uͤber ihre Geduld, ihre Maͤßigung, ja uͤber ihre Schuͤchternheit.
scheine, als ob besonders das
Die Wahl-Kollegien werden jetzt durch ein Gesetz gebildet, das nicht leicht Unterschleife zulaͤßt; die neuen Wahlen wer— den daher der wahre Ausdruck der Meinung des Landes seyn.
Die Praͤfekten und Maires haben zu dem jetzigen Ministerium
nicht so viel Vertrauen, als sie zu Herrn von Villele hatten, und sehen ein, daß sie sich nicht kompromittiren duͤrfen. Mit Ausnahme einiger wenigen werden sie sich alle im Kreise ihrer Pflichten halten und nicht einem Minister, der bald abgesetzt werden kann, zu Gefallen, ihr administratives An⸗ sehen auf immer verscherzen wollen. Die Waͤhler sind jetzt fester und muthiger; das Gesetz giebt ihnen ein Recht, die
falschen Waͤhler anzuklagen, und der Rechtsgang der Königl.
Gerichtshoͤfe steht fest. So ist der Zustand des Landes. Be⸗ trachten wir nun, welchen Nuͤancen der Kammer eine Auf— loͤsung nachtheilig seyn wuͤrde. Die Kammer zerfallt nach ihrer großen Masse in aͤußerste Rechte, rechtes Centrum, linke Seite, und linkes Centrum. Diese Nuͤancen wuͤrden also mit ihren Anspruͤchen, die sie auf ihr fruͤheres Leben, auf
ihre Verdienste und politischen Ansichten gruͤnden, vor den
Wahl-Kollegien erscheinen. Wie ist die aͤußerste Rechte im
Jahre 1827 gewahlt worden? Hier muͤssen wir die gegen
Hru. v. Villele feindlich gesinnte Rechte von der ihm ergebenen unterscheiden; die erstere wurde durch die liberalen Waͤhler in die Kammer gebracht; dies ist eine feststehende Thatsache; wir konnten nöthigenfalls die Listen vorzeigen, wo die Herren v. la Bourdonnahe, Bacot de Romand und von Cony neben den Herren Benjamin Constant und Casimir Périer den constitutionnellen Wählern empfohlen wurden. Jetzt sind die Verhaͤltnisse anders; jene Deputirten haben sich seit— dem der Verwaltung des Herrn von Poltgnac ange— schlossen; die constitutionnellen Wähler wuͤrden also gar kei⸗ nen Grund haben, sie aufs Neue zu waͤhlen; sie wuͤrden schwerlich, ausgenommen bei einigen großen Wahl-Kollegien, wiedergewählt werden. Die dem Herrn von Villele ergebene aͤußerste Rechte ist groͤßtentheils durch Wahl-Unterschleife in die Kammer gekommen. Wuͤrden die Herren von Bully, v. Curzay, Saint-Blanquat, Saint-Lue und Blin de Bourden wohl wieder gewählt werden? In noch hoͤherem Maaße gilt dies von demjenigen Theile des rechten Centrums, der mit dieser Nuͤance der Rechten stimmt. Dann folgt die unab— haͤngige Fraction des rechten Centrums. Die Aufloͤsung der Kammer ist eine große Krisis, die Nuancen verwisthen sich, um nur die allgemeinen Interessen walten zu lassen. Jeder Deputirte, der fuͤr die Repraͤsentativ- Regierung, fuͤr die Freiheiten der Charte stimmt und den von der Masoritaͤt bezeichneten Weg verfolgt, verdient, der Nation empfohlen zu werden. Gegen die unabhängige Fraction des rechten Cen— trums wuͤrde vornehmlich die Taktik des Ministeriums bei den neuen Wahlen gerichtet seyn; sie ist demselben in der Kammer laͤstig und entkräftet seine Verlaͤumdungen gegen die constitutionnelle Meinung. Diese Fraetion hat aber von der Auflösung gar nichts zu fuͤrchten. Eben so wenig das linke Centrum, dessen Einfluß sich dadurch nur noch vermehren wurde. Man hat gesagt, das Land sey linkes Centrum, und man hat Recht gehabt. Je mehr die Kammer zum Ausdruck der oͤffentltchen Meinung wird und je mehr die neue Gene— ration vorschreitet, desto mehr wird auch das linke Centrum der Stutzpunkt aller Meinungen und sogar der Macht wer⸗ den. Auch die linke Seite wuͤrde sich durch neue Wahlen verstaͤrken. Die aufgereizte oͤffentliche Meinung erfaßt ge⸗ wohnlich die schroffen und energischen Ansichten. Nur zwei Fractionen der Kammer haben also bei einer neuen Wahl Verluste zu besorgen, und zwar sind dies die durch constitu⸗ tionnclle Stimmen gewaͤhlten Deputirten von der aͤußersten Rechten und die Partei des Herrn von Villele.“ .
Die Gazette de France aͤußert uͤber denselben Gegen⸗ stand: „Seitdem es erwiesen ist, daß, wenn das jetzige Mi— nisterium die Majoritaͤt in der Deputirten⸗Kammer nicht hat, kein anderes sie haben wird, sprechen alle Parteien von der Aufloͤsung der Kammer, als von einem unvermeidlichen Er⸗ eignisse. Wir unsererseits blieben bei unserer Meinung, daß, wenn die Minister jene Majoritaäͤt in diesem Augenblicke noch nicht haben, sie ihnon allmaͤlig und in dem Maaße zu The l werden muß, als im Laufe der Berathungen die Ungerech— tigkeit der Borurtheile, die der Liberalismus gegen sie hegt, klar und deutlich hervortritt.“ 5
Morgen tritt ein Garnison-Wechsel zwischen dem hier
stehenden 1sten Garde⸗-Grenadier-Regimente und dem in Ver⸗
sailles stehenden 2Zten Regimente ein. Das Garde⸗Dragonet⸗ Regiment geht nach Fontainebleau und statt seiner ommt das Garde⸗Jaͤger⸗Reglment zu Pferde aus Meaux hicher. Der Graf Vozon von Tallchrand⸗Périgord, Bruker des Fuͤrsten Talleyrand und Gouverneur des Schlosses von Saint— Germain, ist gestern hieselbst mit Tode abgegangen.
K
/// C // n . 2 . k u e 353232 . ö 83 K ö // l Kö * .
483
Der gegenwartig noch hier anwesende General Barradas hat das nachstehende Schreiben an den Nedacteur der Quo⸗ lidienne erlassen: „Paris, 24. Febr. 1830. Mein Herr! Bei meiner Ankunft in Paris habe ich mit dem tiefsten Schmerze vernommen, daß man in Ihrem Blatte die Ursache meiner Capitulation dem unwuͤrdigsten Verrathe beigemessen
hat, mit dem Hinzufuͤgen, ich haͤtte mich nach New. Orleans
begeben, um daselbst den Lohn meiner Nichtswuͤrdigkeit zu empfangen. Ich weiß nicht, was Sie bewogen haben kann, durch Ihr Journal eine solche Beschuldigung gegen einen Of⸗ fizier zu verbreiten, dessen Uneigennuͤtzigkeit selbst von seinen Feinden anerkannt wird, der im Dienste seines Monarchen vierzehnmal den Ocean durchschifft hat, und dem als ganzes Vermögen nichts, als ehrenvolle Narben und ein fleckenloser Rame verbleiben. Waͤre die Ursache meiner Capitulation nicht bereits der ganzen Welt bekannt, so wuͤrde es mir ein Leichtes seyn, zu beweisen, daß ich meine Feinde uͤberall, wo ich auf sie gestoßen bin, in die Flucht geschlagen, daß ich ih— nen ihre ganze Artillerie abgenommen habe, obgleich sie zehn⸗ mal staͤrfer als ich waren, und daß ich mich wur dann erst zu kapituliren entschloß, als mir kein anderer Ausweg mehr übrig blieb, und nachdem ich bereits lange mit den drei furcht— barsten Uebeln, dem Hunger, der Seliche und der Wuth der Elemente gekaͤmpft hatte. In dem Augenblicke meiner Capi⸗ rulation lagen 1200 meiner Soldaten krank danieder und konnten in den Spitaͤlern, wo sie sich befanden, in Erman— gelung von Aerzten und Medikamenten, keine Heilung finden; nur 600 dienstfähige Leute blieben mir noch uͤbrig, und auch diese waren von den großen Strapatzen erschoͤpft. Sollte ich nun das Leben dieser Tapferen durch einen hartnaͤckigen und unnuͤtzen Widerstand auf's Spiel setzen? Muß ich mir nicht viel⸗ mehr Gluͤck wuͤnschen, eine so vortheilhafte Capitulation, die der Feind uns gewiß nicht bewilligt haben wuͤrde, wenn er unsere wahre Lage gekannt haͤtte, erlangt zu haben? Meine Reise nach New-Orleans hatte nur in Folge eines gehaltenen Kriegs— Raths statt, in welchem beschlossen wurde, daß ich mich, um
den Rest der Expedition zu retten, nach jener Stadt, als der
naͤchsten an Tampico, zur Herbeischaffung von Huͤlfsmitteln und Fahrzeugen, worauf meine Truppen nach Havana trans— portirt werden konnten, begeben sollte. Die amtlichen Beweise von allen diesen Angaben habe ich in Händen, und es wuͤrde mir daher leicht seyn, meine Feinde, falls sie mir widerspre⸗ chen sollten, zu beschaͤmen. Der royalistische Geist, welcher in Ihrem Blatte vorherrscht, laßt mich nicht zweifeln, daß Sie es bedauern werden, Geruͤchte aufgenommen zu haben, welche die Ehre eines Ihnen gleichgesinnten Offiziers, dessen Ergebenheit fuͤr seinen Koͤnig von— jeher keine Graͤnzen kannte, und der bereit ist, ihm neue Beweise davon zu geben, kompromittiren konnten. Empfangen Sie u. s. w. (gez. Isidor Barradas.“
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. In der Sitzung
des Gberh auses vom 25. Febr. ward die (im Unterhause von Hrn. R. Grant vorgebrachte) Bittschrift der Juden um ihre buͤrgerliche Gleichstellung von Lord Bexley uberreicht. „Ich hoffe,“ sagte der Lord, „daß der Gegeustand Ihrer Aufmerksamkeit gewürdigt werden wird, und daß Ew. Herr— lichkeiten, frei von allen angeerbten Vorurtheilen, zur Erwaͤ— gung desselben schreiten werden. Ich wenigstens habe mich
dieser Vorurtheile ganz entschlagen und bin bereit, den Bitt—
stellern. die Rechte, die sie verlangen, zu gewaͤhren.“ — Graf von Eldon ließ sich heute zum erstenmale in der gegenwaͤr— tigen Session, und zwar bei mehreren Gelegenheiten verneh—
men; zunaͤchst in Bezug auf die Geeichtsbarkeit in Wallis,
die durch eine Bittschrift zur Sprache gebracht wurde, und von der er sagte, es wuͤrde Unrecht seyn, wenn sie durch Ein— verleibung in die Englische eine Aenderung erlitte; 25 Jahre
lang habe er das große Siegel gefuͤhrt, und wahrend dieser
Zeit haͤtten die Walliser es kaum ein einziges Mal fuͤr noͤ—
thig befunden, von ihrer Gerichtsbarkeit an den Kanzleige—
richtshof zu appelliren. — Marquis von Clanricarde
brachte folgenden Gegenstand zur Sprache: „Vor einigen
Abenden,“ sagte er, That der edle Herzog (von Wellington) bei Gelegenheit der Debatte uͤber Portugal geäußert, er habe eine juridische Autorität fuͤr sich, wenn er behaupte, daß
sich das Feuern auf die Portugiesischen Schiffe bei Terceira
rechtfertigen lasse. Nun wuͤnschte ich wohl zu wissen, ob jene
juridische Meinung in einem amtlichen Dokumente abgegeben
werden, ünd ob, wenn dem so ist, der edle Herzog wohl die
Geneigtheit haben möchte, es dem Oberhause vorzulegen? Ein
solches Ver fahren ist, iwie ich glaube, nicht ungebraͤuchlich und
wuͤrde in keinem Falle unparlamentarisch seyn.“ — Der
Herzog von Wellington erwiederte, er wolle nicht laͤugnen,
dient der edle
daß er im Besitze eines solchen Aktenstuͤckes sey, allein er glaube, die Regierung pflege Papiere dieser Art dem Par⸗
lamente niemals vorzulegen. — „Da haͤtte ich,“ rief Lord
Holland, „den edlen Herzog wohl zu erinnern, daß die
sinister juridische Dokumente, die auf das Urtheil der Lords einen Einfluß uͤben, nicht allegiren durfen, wenn sie sie den⸗ selben, zur Pruͤfung ihres Inhalts, nicht auch vorlegen wol— len.“ — Der Herzog von Wellington entgegnete: „Ich bin fuͤr das, was ich thue, unbedingt verantwortlich; eben so ist es die Regierung. Ich habe zwar, als Argument dafuͤr, daß das Verfahren der Regierung zu rechtfertigen sey, gesagt, die Minister seyen auf eine juridische Autorität gestuͤßt, die zu befragen, sie fuͤr ihre Pflicht gehalten hatten; allein ich appellire hier an den edlen und gelehrten Lord auf dem Wollsack, der hierin viel Erfahrung besitzt und entscheiden mag, ob es nicht uͤblich sey, die Vorlegung von Gutachten, die ein Justizbeamter der Krone den Dienern der Krone abgegeben hat, zu verweigern? Die Diener der Krone muͤssen vielmehr allein die Verantwortlichkeit ihrer Handlungen auf sich nehmen.“ — Der Lord-Kanzler sagte darauf, er habe als General-Anwald und General-Fiskal oft genug Gelegen⸗ heit gehabt, sich hieruͤber zu belehren, und wiewohl er nun eben nicht sagen koͤnne, daß die Gutachten der Kron-Justiz—⸗ beamten dem Parlamente niemals vorgelegt worden, so sey es doch niemals gebraͤuchlich gewesen, die Vorlegung derselben zu fordern. Es seyen in der Regel vertrauliche Mirtheilun—⸗ gen, die der juridische Rathgeber der Krone den Ministern zur Leitung ihres Verfahrens mache, und die darum dem Parlamente nicht vorgelegt zu werden brauchten. — Lord Holland sagte darauf: „Da man diese Gutachten aber dazu gebraucht hat, auf das Üͤrtheil Ihrer Herrlichkeiten einen Einfluß zu uͤben, so hoffe ich, der edle Lord (Clanricarde) werde auf Vorle⸗— gung der Papiere foͤrmlich antragen, um auf diese Weise zu erfahren, durch welche Argumente eigentlich ihre Verweige⸗ rung gerechtfertigt werden kann.“ — Lord Eldon bemerkte zum Schluß dieser Debatte: „Ich bin der Meinung, daß es nicht uͤblich sey, die Gutachten des General-Anwalds und Fiskals vorzulegen, indessen glaube ich auch, es sey eben so wenig uͤblich, sie zu allegiren. (Hoͤrt, hoͤrt ).“ — An der Tages-Ordnung war heute der vom Grafen von Stanhope angekuͤndigte Antrag, daß das Haus sich in einen Ausschuß verwandle, um den innern Zustand des Landes in Be⸗ rathung zu ziehen. Der Graf nahm das Wort und be— merkte zunaͤchst, man pflege gewohnlich einen solchen Antrag als einen direkten Angriff auf das Ministerium zu betrachten, und zwar sage man: eine Untersuchung des National⸗Zustan⸗ des verlangen, heiße nichts mehr und nichts weniger, als auf die Absetzung der Minister antragen. Hiervon sey er jedoch weit entfernt, denn wollte er dies, so wuͤrde er lieber gerade—⸗ zu den Antrag machen, Se. Maj, in einer Adresse zu er su⸗ chen, die Minister zu entlassen. Er wolle zwar zugeben, daß die Irrthuͤmer der Minister durch eine Untersuchung, wie er sie wuͤnsche, zum Vorschein kommen duͤrften, allein er frage, ob nicht die Minister selbst, zu ihrer Rechtferti⸗ gung, eine solche Untersuchung eben wuͤnschen mußten? — Durch eine Untersuchung muͤsse es sich ergeben, ob die in der Thronrede ausgesprochene und von dem edeln Herzog Son Wellington) wiederholte Meinung, daß die Noth des Lan⸗ des blos partiell und temporair sey, daß sie nur der Witte— rung, nicht aber der Verwaltung zugeschrieben und von die— ser nicht hinweggeschafft werden koͤnne, wahr sey. „Ich hege“, fuͤgte er hinzu, „die hoͤchste Verehrung fuͤr die Per— soͤnlichkeit des edlen Herzogs, der sich an der nl. der Ver⸗ waltung befindet, und wuͤnsche herzlich, die Untersuchung moͤge das Resultat ergeben, daß keines von den Uebeln existire, welche, meiner Meinung nach, der Verwaltung des edlen Herzogs zur Schande und den . des Landes zu offeuͤbakem Nachtheile gereichen. Große Verehrung ver— Herzog, der auf die spaͤteste Nachwelt als der tapfere Krieger kommen wird, der . vertheidigt hat; aber auch als der Minister wird er der Nachwelt bezeichnet werden, unter desfen Verwaltung der Ruin des Landes vollendet worden ist! Welchen Zustand hat dieses Land nicht schon? Wahrlich, wer nur im geringsten damit bekannt ist, der kann nicht ohne Schauder und Bangen darauf hin⸗ blicken “ (Hoͤrt, hört! — Der Lord begann zunaͤchst von der Noth der Ackerbautreibenden eine detaillirte Schilderung zu entwerfen, die er mit einzelnen Beispielen belegte. Man habe zwar, sagte er, den Rath ertheilt, den Pachtzins herab— zufetzen; allein an vielen Orten werde ohnedies schon keiner be⸗ zahlt, und da koͤune man die Reduetion wohl er sparen. Auch wurde, wenn auch gar kein Pachtzins bezahlt werde, dies doch nur gerin⸗ gen Einfluß auf den Preis des Brodtes aͤben. Seltsam sey es, daß jetzt der schlechten Witterung alle Schuld gegeben