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werde, waͤhrend der Graf v. Liverpool einmal die Noth der Ackerbautreibenden den mehrjährigen guten Aerndten und dem daraus entstandenen Ueberflusse beigemessen — Der gegenwaͤrtige Belauf der Armen⸗Taxen . es besonders der, als etwas alle fruͤhere Erfahrung Uebersteigendes, einen Beweis von der Noth des Landes geben koͤnne. In dem fruchtbaren Distrikte des Thales Aylesbury käͤmen 39 Shill.
auf den Acre Landes an Armen⸗Taxe. In einem Kirchspiele
der Grafschaft Sussexr sey sogar der ganze Ertrag des Bo⸗ dens nicht hinreichend, die Armen zu n und duͤrfte bald uͤberall die Zeit kommen, wo die Land-⸗Eigenthuͤmer ihre Ländereien nicht besorgen, um sich zu ernaͤhren oder zu berei— chern, sondern nur, um das Curatel uͤber die auf ihren Guͤ— tern befindlichen Armen zu fuͤhren. Der Redner sprach die Besorgniß aus, daß einmal die Masse unbeschaͤftigter Armen ich erheben mochte, um durch Gewalt eine Theilung aller aͤndereien zu erzwingen. Jetzt schon seyen die Arbeiter auf vielen Guͤtern so herabgekommen, daß sie als Lastthiere sich verdingen und, gleich dem Vieh an Karren gespannt, die La— dung ihrer Brodherren ziehen mußten. Dem, was der Kanzler der Schatzkammer im Unterhause uͤber die bessere Lage Ir— lands gesagt hatte, widersprach der Redner, indem er einzelne Beispiele von dem Nothstande dieses Landes namentlich machte. Er ging demnaͤchst zu einer Betrachtung der Ma— nufakturen und Fabriken uͤber, die ihm noch zu grelleren Schilderungen die Veranlassung gab. „Wird uns das Herz nicht zerrissen“, rief er, „wenn wir hoͤren, daß so viele Tausende jener ungluͤcklichen Fabrikarbeiter von 25 Penny taͤglich leben muͤssen?“ Keine Militairmacht sey hinreichend, um diese Unzufriedenen, die wenig zu fuͤrchten und nichts zu verlieren hatten, bestaͤndig im Zaume zu erhalten und eine offene Rebellion zu unterdruͤcken. — Daß die Noth nicht von den Maschinen-Webstuͤhlen herbeigefuͤhrt sey, gehe schon daraus hervor, daß diese nicht erst seit der vorigen Parla— ments-Session erfunden worden, und doch sey erst seitdem die Noth recht groß geworden. Eben so wenig waͤre zu be— 86 , daß das uͤbermaͤßige Anhaͤufen von Fabrikaten die
edraͤngniß herbeigefuͤhrt, denn die Fabrikanten muͤßten uͤber die Maaßen dumm seyn, wenn sie Jahre lang nicht einmal zu beurtheilen verstaͤnden, was genug sey und was zuviel. Gegen die Erklaͤrung der Thron-Rede, daß die Ausfuhren dem Werthe nach im letzten Jahre sehr groß gewesen seyen, machte er die bereits anderweitig vorgebrachte Einwendung, daß der wirkliche Werth der Waaren dem Amtlichen bei Weitem nicht gleich komme, und daß, wenn man den er— steren ermittele, die Differenz sehr zum Nachtheile des letzten Jahres ausfallen wuͤrde. Die einheimischen Ma⸗ nufakturen, fuͤgte er hinzu, wuͤrden gewinnen, wenn man die Westindischen Kolonieen mehr beguͤnstigte; bei dem hohen Zolle jedoch, der auf die Produkte derselben, namentlich den Zucker, gelegt sey, koͤnnten diese unmoͤglich viele Britische Fabrikate verbrauchen. — Weiterhin sagte der Lord, es sey in der Thron⸗Rede gesagt worden, daß das Staats⸗Einkom— men des vorigen Jahres den gemachten Anschlaͤgen ganz ent— sprochen habe; er glaube jedoch, es wuͤrde ehrlicher gewesen seyn, zu sagen, daß das Einkommen des letzten Jahres das des vorhergehenden nicht erreicht habe. — „Nein!“ rief hier der Herzog von Wellington. — „Es ist mir lieb“, fuhr Lord Stanhope fort, „daß der edle Herzog es verneint, nichts destoweniger glaube ich jedoch, wirs man zugeben muͤs— sen, daß das letzte Einkommen um 1,300,000 Pfd. geringer gewesen sey, als das fruͤhere.“ Seit drei Wochen muͤßten ich übrigens die so bestimmt ausgesprochenen Hoffnungen, daß der Zustand des Landes bald besser werden duͤrfte, schon sehr vermindert haben; die oͤffentlichen Einnahmen, besonders die Aceise, haͤtten seitdem ebenfalls wieder abgenommen. Das Land befinde sich jetzt in einer uͤblern und gefaͤhrlichern Lage, als zur Zeit der Franzoͤsischen Revolution; ein Natio nal⸗ Bankerott, gaͤnzliche Desorganisation und Aufloͤsung dro— heten demselben; nichts sey demnach dringender, als eine bal⸗ dige Untersuchung, um auf diese Weise wo moͤglich Mittel aufzufinden, dem Uebel zu steuern. — Dem Vorschlage ent— gegen erklaͤrte sich zuerst Viscount Goderich. Sey auch, sagte er, was er jetzt thue, etwas Unpopulaires, da es nicht sowohl ihm, als einem Mitgliede der Regierung zukomme, sich zuerst zu opponiren, so muͤsse er doch, ehe das Haus zu weiterer Ueberlegung schreite, seine bereits früher gehabte und durch den Vortrag des edlen Lords nur bestäͤtigte
Meinung von der Unzweckmaͤßigkeit der vorgeschlagenen Un—
tersuchung abgeben. Wider den Antrag spreche schon der Umstand, daß der Antragende weder eine Ursache des vor— handenen Nothstandes, noch ein Mittel zur Abhuͤlfe anzuge— ben gewußt. Ein Ausschuß des ganzen Hauses, wo die Ge— genstaͤnde nur ganz im Allgemeinen behandelt werden können,
schusses, oder des ganzen in einen Ausschuß ver
sey auch gar nicht der rechte Weg, um recht genau in die
Sache einzugehen. — Der Redner suchte darauf fuͤr den ge⸗
genwaͤrtigen Nothstand des Landes einige Ursachen aufzufin⸗ den. England, sagte er, habe sich eben so, wie fast jedes an— dere Land in Europa, während der vorangegangenen 25 Jahre in einem kuͤnstlichen Zustande befunden, der, da er einmal aufhöoͤren mußte, hierdurch bei allen Klassen eine Umwaͤlzung hervorgebracht habe. Die hohen Preise, welche alle Gegen staͤnde waͤhrend jener Zeit erreicht, haͤtten, auf einen natuͤr⸗ lichen Standpunkt zuruͤckkehrend, Vielen unerwartet kommen und dadurch uͤble Folgen nach sich ziehen muͤssen. Die Ein— fuͤhrung der Metall-⸗Valuta — unter zweien Uebeln das klei— nere und nothwendige — hätte, wie auch davon erwartet worden, ebenfalls manche unangenehme Folge gehabt. — Der Lord ertheilte sodann den Rath, immer so viel Gold im Lande cirkuliren zu lassen, daß der auswaͤrtige Cours dadurch keine wesentliche Veranderung erleide, ferner, dem Bank-⸗Systeme eine großere Ausdehnung zu verleihen. In Bezug auf die Herabsetzung der Steuern sagte er, daß er fruͤher, als Mitglied der Regierung, 9 Millionen Pfd. an Steuern in einem Jahre zur Reduction vorgeschlagen habe. Waͤre die Comsumtion immer dieselbe geblieben, so wuͤrde der Staat auch wirklich diese 9 Millionen weniger an Einnahmen erhaltan haben, al— lein diese habe sich so vermehrt, daß in jenem Jahre (1827) die Einnahme nur 3 Millionen weniger, als im vorigen be— tragen habe. — Er brachte darauf mehrere neue Steuer⸗-Er— niedrigungen in Anregung; namentlich, sagte er, sey die Steuer vom Hopfen etwas ganz Unstatthaftes, denn eben so gut koͤnnte man von den Birnen und Aepfeln, die noch am Baume haͤngen, eine Steuer fordern; eben so sey die Steuer, die man von inlaͤndischen bedruckten Baumwollen⸗Waaren be— zieht, und die zum groͤßten Theile wieder zu Ruͤckzoͤllen bei der Ausfuhr verwandt werde, abzuschaffen. Die Steuer vom Le— der, von Kohlen und Bier empfahl der Lord ebenfalls zu er— maͤßigen. Schließlich sprach er die besten Hoffnungen in Bezug auf Irland aus, von dem er erwartete, daß es bald, in einen bluͤhenderen Zustand versetzt, einen groͤßeren Theil der gemeinschaftlichen Staats-Ausgaben werde tragen
helfen. — Der Herzog v. Richmond unterstuͤtzte den An—
trag des Grafen von Stanhope und sprach sich dabei sehr bitter gegen das Ministerium aus. Er eitirte, eben so wie der Antragende, grausenerregende Beispiele von dem Elende unter den Landleüten, deren Noth blos deshalb nicht von den Ministern beruͤcksichtigt werde, weil sie keinen Laͤrm machten, ur das Parlament in Furcht zu jagen. —Der Redner forderte na— mentlich die Bank der Bischoͤfe auf, fuͤr den Vorschlag des Grafen von Stanhope zu stimmen. Sie muͤßten, sagte er, von den Geistlichen in ihren Didcesen am besten vernommen haben, wie groß die Noth des Landes sey, und wie der sonst wohl— habende Landmann in der letzten Zeit zum Sklaven und Bett— ler erniedrigt worden. — Graf v. Roseberry erklärte, daß er, wiewohl eine zweckmaͤßige Untersuchung für wuͤnschens— werth haltend, dem Vorschlage doch keine Unterstuͤtzung lei⸗ hen konne, weil dieser, so wie er gemacht worden, weder aus— fuͤhrbar täoch zweckmaͤßig sey. = Graf von El don erhob sich hierauf und sagte: „Bereits fruͤher wuͤrde ich die Gelegen— heit wahrgenommen haben, uͤber die verschiedenen seit dem Beginn dieser Parlaments-Session zur Erwaͤgung gekomme⸗ nen Angelegenheiten meine Meinung abzugeben, wenn ich nicht durch haͤusliche Angelegenheiten, uͤber die ich mich wohl hier nicht zu erklaͤren habe, daran verhindert worden waͤre. Ich gestehe, daß ich nichts in meinem Leben so sehr bedaure, als den Umstand, daß ich bei der Eroͤffnungs-Sitzung dieser Session nicht im Parlamente erscheinen konnte; denn ich wuͤrde den Zustand des Landes von einer ganz andern Seite geschildert haben, als wie ihn der Premier-Minister und seine Kollegen auffaßten. Es war mir unmoglich, zu glauben, daß dasjenige, was ich in den Zeitungen von den Erklaͤrungen der Minister gelesen hatte, ganz richtig wiedergegeben sey; in— zwischen haben mir die uͤber einstimmenden Berichte verschie⸗ dener Freunde jene Zeitungs-Meldungen bestaͤtigt, be— sonders ruͤcksichtlich des Umstandes, daß die Landes⸗ Noth blos partiell und temporair sey, und der uͤbten Witterung, so wie solchen andern Ursachen, zugeschrie⸗ ben werben muͤffe, die außerhalb der gesetzlichen Kon— trolle liegen.“ — Seltsam, fuhr der Lord fort, sey es aber, daß die Minister von „solchen anderen Ursachen“ redeten, ohne dem Parlamente zu gestatten, sich wirklich von der Un— moͤglichkeit aller Abhuͤlfsmittel zu uͤberfuͤhren. Ein end e Mittel, um zu dieser Ueberzeugung zu gelangen, ir es aber
eben nicht, als eine Untersuchung, entweder eines be ondern Aus⸗ r wandelten
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ass Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Æ 67.
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auses. Der Lord sagte, es sey unter Anderm (von Lord eben so sehr ab, als ein kuͤrzlich ihm vorgekommenes orienta—
Roseberry) angefuͤhrt worden, daß die Uebervoöͤlkerung eine von den , . *. Noth sey, und fragte, ob diese etwa zu denen gehoöͤre, die außerhalb der legislativen Kontrolle la⸗ gen. Keinesweges sey er auch der Me nung, daß eine Re— viston und abermafige Aenderung der Landes-Valuta etwas
so Gefaͤhrliches sey, wie es die Minister geschildert hatten. Die
aus dreißigjaͤhr iger Kriegfuͤhrung hervorgegangenen Uebel koͤnn. ten freilich, wie er besorge, nie ganz beseitigt werden, doch sicherlich duͤrfte man sie lindern konnen, wenn man sie genauer unter uch te. — Der Herzog v. Wellington nahm hierauf das Wort und machte zunächst dem Grafen von Stanhope den Vorwurf, daß er in seinen Vortrag viele Persönlichkeiten auf ihn (den Herzog) habe einfließen lassen. Auch er sey von der Noth der Ackerbautreibenden uͤberzeugt, allein um eine Untersuchung zu veranlassen, sey egsuuͤblich, auch vorher zu bestimmen, welche Maaßregeln man dadurch zu erreichen bezwecke. Wenn nun etwa der edle Graf eine Abschaffung oder Aenderung der Korn⸗Gesetze vorzuschlagen beabsichtige, so müsse er (der Her—⸗ zog) im Voraus erklären, daß er sich widersetzen wuͤrde;
Fean die Korn-Gefetze konnten ohne Nachtheil fur das Land nicht geändert werden. Die bestehen⸗
ben Vorschriften hatten ganz den von ihnen erwarteten Er⸗ folg gehabt, indem sie eine allzugroße Steigerung der Ge⸗ treide⸗Preife verhindert hatten, wahrend zugleich der Land— mann dadurch in den Stand gesetzt worden sey, einen seiner Arbeit einigermaßen gleichkommenden Lohn zu erhalten. Im zweiten Jahre, nachdem das gegenwärtige Gesetz in Kraft ge— treten, fey niehr als jemals Getreide eingefuhrt worden: namlich an 5 Millionen Ar,, wovon die Hälfte aus Irland, und doch fey der Preis in England nicht unter den Maaß— stab gewichen, der nothwendig sey, um dem Britischen Acker⸗
Bauer ein angemessenes Entgeld zu sichern. Von anderen
Artikeln des Landbaues und der Viehzucht, namentlich dem Bauholze und dem Fleische, lasse sich sagen, daß sie jetzt noch eben so hoch im Preise seyen, als in den theuersten Zeiten, da die Steuern alls noch viel hoher gewesen (Nein, nein rufen Einige). Wenn dies also, was er zu beweisen bereit waͤre, der Fall sey, was koͤnne der edle Graf noch zur Erleichterung der Ackerbautrei⸗ benden vorschlagen? Keinesweges habe die Thronrede aus—
schließlich der schlechten Witterung die Ursache der Landesnoth. beigemessen; unstreitig sey dieselbe unter den Manufakturisten
durch die von Dampfmaschinen unterstuͤßte zu starke Pro—
duction mit hervorgerufen worden. „Um,“ fuhr der Her⸗
zog fort, „von unserm gegenwaͤrtigen Zustande eine richtige Alu sicht zu erhalten, ist es nothwendig, auf den Zustand Eng— janbs bei Beendigung des Kontinental-Krieges in den J. 1814 und 1815 zuruͤckzublicken. Europa war 39 Jahre lang
der Kampfplatz fur streitende Armeen gewesen; ein Konig reich nach dem andern wurde zür Militair⸗Macht nmgeschaf⸗
fen, und mir an neue Armeen, so wie an die Mittel zur Er⸗ haltung derselben, konnte man denken. Als endlich der Friede
nach langem Zwischenraume eintrat, wandten natuͤrlich die
Einwohner aller jener Staaten ihre gleichzeitigen Bestrebun— gen und Krafte dahin, ihre gesellschaftlichen Zustande zu ver— keen, und Manufakturen wurden uͤberall errichtet. Eine unvermeidliche Folge davon mußte ein Weichen aller Fabrik⸗ wagren-Prejse seyn; wie sehr diese gewichen, wird man un— ter Anberem aus folgenden Beispielen ersehen koͤnnen: Im J. 1814 hat die Baumwolle in England? Sh. 2 P., mit dem Zoll Sh. 4 D. Jegosten; im J. 1817 konnte man sie zu 1 Sh. 3 P. und im J. 1825 zu 5 P. haben! Seide ist seit i816 ven! Pfd. 19 Sh (mit dem Zoll) auf 8 Shill. 11 P. gewichen; Spanische Schaafwolle von 8 Shill. 2 P. auf 2 Shill. 4 P. Dies sind unstreitig Dinge, die außerhalb der parlamentarischen Kontrolle liegen und denen kein Gesetzgeber abhelfen kann.“ — Der Minister machte darauf noch andere Beispiele von gesunkenen Preisen namentlich und fragte die Lords auf der Oppositionsseite, ob sie hier gegen ein Mittel wußten? „Wozu alfo das Einschreiten des Parlamentes, wenn damit nichts Gutes bewirkt werden kann?“ Ein Comité des ganzen Hau— ses wuͤrde rein zu gar nichts fuͤhren. (Wegen Mangels an Raum muͤssen wir uns vorbehalten, aus der Rede des Re von Wellington noch Einiges mitzutheilen. —
achdem auch noch der Marquis v. Salisbury und Graf v. Radnor für den Vorschlag des Grafen Stanhope sich ausgesproͤchen hatten, erhob sich der Marquis v. Lans— downe dagegen. Der Antrag, i er, wuͤrde seinen herzlichen Beistand haben, wenn er wuͤßte, 14 dadurch der Zweck einer Untersuchung zu erreichen sey. ine Untersu⸗ chung aber, die von dem ganzen Hause ausgehe, schrecke ihn
lisches Buch, das den Titel führte: „Das Meer von kaͤm— pfenden Weilen.“ Ein solches Meer scheine ihm auch das Haus, wenn es sich mit seinen Widerspruͤchen, kleinen und großen Zaͤnkereien in eine Untersuchung der Ursachen von dem gegenwartigen Zustande des Landes einlassen wolle. Wenn er inzwischen gegen diese Form sey, so mißbillige er doch kei— nesweges auch alles das, was im Laufe der heutigen Debatte gegen die Minister ausgesprochen worden. Es habe sich viel Begruͤndetes dabei gefunden, das eine ruhige, ernste Erwaͤ—
gung erheische. Zunaͤchst aber und vor Allem muͤsse man den
Zustand der niederen arbeitenden Klassen zu verbessern su— chen. — Der Grund alles Uebels, sagte der Marquis wei— terhin, seyen die Anleihen und Geld⸗Geschaͤfte, wesche die Regierung fruͤher gemacht und, wiewohl durch den üblen Erfolg gewarnt, immer noch fortgesetzt habe. Da man, wiewohl sie laͤstig und druͤckend seyen, die in dieser Hinsicht eingegangenen Verpflichtungen immer streng erfuͤllen muͤsse, so sey das einzige Mittel zur Abhuͤlfe: Einschränkung anderer Art und Steuer-⸗Erlaß. — Wie der edle Herzog das Sinken der Preise von rohen Materialien, wie Baumwolle u. s. w. als ÜUrsache der Landesnoth habe anfuͤhren können, sey ihm (dem Marquis) unbegreiflich; ein solches Sinken der Preise haͤtte vielmehr dem einheimischen Fabrikanten noch mehr zu gut kommen muͤssen, um mit dem auswaͤrtigen zu konkurriren. — Der Herzog von Wellington siel hier dem
Redner ins Wort und bemerkte, er habe damit blos bewei—
sen wollen, daß auch das Ausland herunter gekommen sey, und daß der Fall der Waaren-Preise darin zum Theil seine Ursache zu suchen habe. — Der Marquis von Lausdowne nahm wieder das Wort und beruͤhrte nun die Landes-Valuta. Er sey, sagte er, immer dafuͤr gewesen, Silber und nicht Gold zum gesetzlichen Circulations- Mittel zu machen, und zwar hauptsaͤchlich schon deshalb, weil es wuͤnschenswerth sey, daß alle Nationen Europa's, eben so wie einerlei Maaß und Gewicht, auch einerlei Werthmaaß und Munz— fuß haben sollten. Das Silber sey jetzt auch im Verhäͤlt— nise zu Gold in großeren Quantitaͤten vorhanden, als vor der Franzoͤsischen Revolution, und verdiene daher die— sen Vorzug um so mehr; auch sey es bereits fruͤher die courante Valuta des Landes gewesen. Es wuͤrde daher gut seyn, zu untersuchen, in welchem Verhaͤltnisse die beiden Me⸗ talle jetzt in Amerika, oder uͤberhaupt auf der Erde, pro duzirt werden. — Gegen das bestehende Bank-System sprach er sich ebenfalls aus, so wie fuͤr eine Herabsetzung der Steuern. Das Einkommen, sagte er, wuͤrde sich bedeutend erhshen,
wenn man den Zoll von verschiedenen Artikeln so herabsetzen wollte, wie es bereits mit den Franzoͤsischen Weinen gesche—
hen sey, die jetzt noch einmal so stark getrunken werden, als fruͤher, und daher die Revenue vermehren helfen. Als Arti— kel dieser Art bezeichnete er zunächst Hopfen, Malz und Zucker. Hebe man, sagte er schließlich, nur die Indnstrie des Landes, so brauche gar kein sinkender Fonds zu bestehen, um den Kredit des Staates und den Cours der oͤffentlichen Papiere hach zu erhalten. — Lord King erklärte sich gegen den urspruͤnglichen Antrag, machte jedoch das Amen— dement, daß ein besonderes Komits ernannt werde, um den Zustand des Ackerbaues und der Manufakturen zu un— tersuchen und die Mittel zur Vergrößerung des quswaäͤrtigen Handels aufzufinden. Nachdem noch die Lords Bute, Wharneliffe und Darnlen sich mit einigen Worten gegen den Antrag sowohl als gegen das Amendement ausgesprychen hatten, nahm Lord King das Letztere zuruͤck. Es wurde darauf äber den Autrag des Grafen Stanhope abgestimmt. Da für waren 15 gegenwärtige und 10 durch Vollmacht vertretene Stim— men; dagegen zeigten sich 67 gegenwärtige und 51 durch
Vollmacht vertretene Stimmen. Der Antrag wurde mithin
durch eine Mehrheit von gg Stimmen verworfen, worauf
das Haus sich um 25 Uhr Morgens vertagte. CFondon, 26. Febr. Vorgestern am Mittwoch war im
Unterhause eine kurze Sitzung, in der nichts Erhebliches vor⸗
kam. Eine von Herrn Lamb eingebrachte Bill, die in Bezug
auf dramatische Schriften bestehenden Gesetze zu ändern und zu verbeffern, wurde zum ersten Male verlesen (die Will selbst, die vielleicht von du ere ss⸗ ist, wird von unseren Zeitungen nicht mitgetheilt). — Gestern fanden sich nicht Mitglieder enug im Unterhause zusammen, um ein Ballottement, Be— hufs Unterfuchung der Parlaments-Wahl von Cork, vorzu— nehmen (Es waren nur 73 Mitglieder anwesend, 109 haͤtten aber zu jenem Behufe da seyn müssen) Das Haus vertagte sich daher ohne Weiteres um 4 Uhr Nachmittags.