1830 / 66 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Portugal. ; Die Tim es giebt Nachrichten aus Lissabon bis zum 14. Febr. Unter den dort lebenden Engländern hatte folgen, der Vorfall große Aufregung veranlaßt. Der Commis eines Englischen Handlungshauses hatte dessen Briefe zu spat auf das Englische Packetboot⸗Buͤreau gebracht und begab sich, da er dieses bereits geschlossen fand, dem bestehenden Gebrauche

gemaͤß, selbst zu Wasser nach dem Packetboot, um seine Briefe

dort abzugeben. Nicht weit mehr entfernt von letzterem, wurde er von dem Portugiesischen Polizeiboot, das seit Dom

Miguels Nuͤckkehr neben dem Packetboot stationirt war, an⸗

gerufen. Diesem Ruf Folge leistend, mußte der junge Mann in das Polizeiboot steigen, wo er, aller Gegenvorstellungen ungeachtet, als Gefangener zuruͤckbehalten wurde; auch seine Briese durfte er nicht an Bord des Packetbootes senden, das mithin ohne dieselben in See ging. Als der Chef des Eng⸗ lischen Handlungshauses diesen Vorfall erführ, wendete er sich um Huͤlfe an den Englischen General-Konsul, Herrn Mackenzie, und an den Englischen Vice⸗Konsul. Letzterer begab sich mit dem Kläger zum General⸗-Intendanten der Polizei, stellte ihm die Sache vor, forderte unverzuͤgliche Be⸗ freiung des jungen Mannes und bie Herausgabe seiner

riefe, was ihm auch nach vielen Schwierlgkeiten gewaͤhrt wurde. Tages darauf reichte der Kläger eine foͤrmliche Kla—

eschrift bei dem General-Konsul ein, der sich wiederum 5 tlich an den Vicomte Santarem wendete, und sowohl bie Verhuͤtung solcher Vorfaͤlle fuͤr die Zukunft, als Genug— , für den Kläger und fuͤr England verlangte, das, sei— nen Worten nach, „nirgend so sehr beleidigt worden sey, als

in Lissabon.“ n r kee i.

Die r . enthaͤlt Folgendes:

„Von der Servischen Gränze, 15. Febr. Zu Anfang dieses Monats ist in Servien ein Amnestiedekret in allen Staͤdten kund gemacht worden. Diejenigen, welche im letzten

Kriege dem feindlichen . auf irgend eine Art Vorschub

geleistet, erhalten dadurch von der Pforte Verzeihung; auch wurden bereits mehrere Individuen, die in Schabgez gefan—

gen lagen, weil sie an den im verflossenen Sommer zu Zwor⸗

nick stattgefundenen Bewegungen Anthzil genommen hatten, in Freiheit gesetzt. Ueber die Servien einzuverlelbenden Di—

strikte sollen zwar hinsichtlich ihrer Ausdehnung und Be⸗

graͤnzung noch Unterhandlungen gepflogen werden; doch hofft man, daß dies Geschäft bald beendigt, und die Servier in den Genuß der ihnen durch den Traktat von Adrianopel zugesicherten Rechte gesetzt seyn werden. Obgleich Giurgewo den Russischen Truppen uͤber geben ist und die Tuͤrkischen Einwohner, wie bekannt, das linke Donau⸗uUfer verlassen muͤssen, so hat ihnen doch der Russi⸗ sche Kommandant hierzu und zur Besorgung ihrer Angelegen⸗ heiten eine längere Frist bewilligt. Diese Nachsicht wird um so dankbarer anerkannt, als der Verkauf unbeweglicher Guͤ— ter, und selbst die Fortschaffung beweglicher Habe, in diesem Augenblicke äußerst schwierig sind, und diese Familien bei

strengerer Vollziehung des Traktats ihre geringen Habselig⸗

keiten ganz verschleudern muͤßten. Die Albaneser unter den Befehlen des Pascha's von Skutari haben sich bekanntlich auf ihrem Ruͤckmarsche viele Bedruͤckungen gegen die friedli⸗ schen Bewohner erlaubt; jetzt soll auf Befehl des Sultans eine Kommission die Sache an Ort und Stelle untersuchen, um die Schuldigen zur Strafe ziehen zu kaͤnnen. Der lange Winter hat besnahe alle Communicationen unterbrochen, in⸗ dessen hegt man bei Annaherung des Fruͤhjahrs guͤnstige Hoffnungen wegen eines lebhaften Verkehrs in allen Arten von Manufakturwaaren. Mehrere Spekulanten wollen Ber⸗ sendungen von Ungarischen Weinen nach Konstantinopel ver— fuchen, allein dies scheint uns eine wenig versprechende Un— ternehmung, da die in Konstantinopel wohnenden Fremden ihren Bedarf meist aus Frankreich beziehen, und das Volk, so wie die in der Hauptstadt wohnenden Christen, an die guten und wohlfeilen Weine der Griechischen Inseln ge— wohnt sind

Die Privilegirte Schlesische Zeitung meldet in einem Schreiben aus Belgrad vom 18 Febr.. „Vor einigen Tagen sind die Tuͤrkischen Kommissarien hier einge— ne. welche die mit der Einverleibung der 6 Distrikte mit Servien verbundenen Geschaͤfte ordnen und vorzuͤglich die

Entschäͤdigung fuͤr liegende Guͤter der auswandernden Tuͤr⸗= ken in diesen Gegenden reguliren sollen. In dem Thurm an der hiesigen Griechischen Kirche wurde kuͤrzlich eine Glocke angebracht, welche nun bei jeder Feierlichkeit gelaͤutet wird. Der Pascha stutzte zwar anfangs uͤber diese Neuerung und wandte sich deshalb an den Stellvertreter des Fuͤrsten Mi—⸗

losch hierselbst, der ihm jedochganz kurz erwiederte, daß er hierzu

Ordre habe, and daß der Pascha, im Fall er Einsprache zu machen habe, sich unmittelbar an den Fuͤrsten selhst wenden moͤge. Aus Sophia wird vom 13. Februar geschrieben, daß der Pascha die vom Sultan erlassene Amnestie daselbst habe vorlesen lassen und daß uͤberdies eine Bekanntmachung erschienen sey, die namentlich den Rajah's vollkommene Si⸗ cherheit verspricht und die Moslims unter Androhung der härtesten Strafen warnt, sich gegen Jene irgendwie zu ver— gehen. Briefe aus Adrianopel sind voll von Verwunde— rung uͤber die völlige Umwandlung der Tuͤtken, und uner— schoͤpflich in Lobeserhebungen uͤber ihre Toleranz im Umgang

mit Griechen und Franken.“

89 nig ae n d.

Berlin, 7. Maͤrz. In den in Nr. dieser Zeitung mitgetheilten Nachrichten aus Wittenberg ist von den großen Anstrengungen die Rede, welche von Seiten der „Festungs⸗ Mannschaften“ zur Verhuͤtung der Ueberschwemmung gemacht worden seyen. Dies beruht jedoch auf einem Irrthume und ist dahin zu berichtigen, daß die Vertheidigungs-⸗Mann— schaften, d. h. diejenigen maͤnnlichen Einwohner der Elb— Aue, welche der Reihe nach bei Wassersnoth und Eisgang sich auf den Dämmen befinden und uͤberall da hinzueilen, wo Gefahr eines Durchbruches obwaltet, sich in der gemeldeten Weise aufs Aeußerste angestrengt haben, um das Ungluͤck abzuweh—

ren. Die Festungs-Behörden zu Wittenberg haben zwar auf

das bereitwilligste ihre Theilnahme zur Abwendung der Was— sersnoth bei dasiger Stadt angeboten und bewiesen, was aber die Landdaͤmme in der Elb-Aue betrifft, so sind dieselben zu weit aus deren Bereich, als daß eine Mitwirkung von Sei—

ten der Wittenberger Besatzung bei der Erhaltung dieser

Daͤmme haͤtte stattfinden koͤnnen.

Zu Koln war am 2ten d. Nachmittags ' Uhr die

Rheinhshe 20 Fuß 10 Zoll Preuß. Maaß und das Wasser im Fallen. e ĩ

8

Königliche Schauspiele. Montag, 8. Maͤrz. Im Schauspielhause: Torquato Tasso, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Gothe.

Königsstädtsches Theater. . Montag, 8. Maͤrz. Das Maͤdchen aus der Fernwelt, oder: Der Bauer als Millionair, großes romantisches Ori—⸗ ginal-Zauber-Mäͤhrchen in 3 Akten, von Ferd. Raimund; Musik vom Kapellmeister Drechsler. J

Aus wärtige Bürsen. Ams t erdain, 2. Mär Oeslerr. 5proc. HHetall. 100. Loose zu to) Ele 2e, Fart. Oblig. 417. Huss. Eugl. Aul. 163.

Frankfurt a. , 2. nen, Oesterr. 5proc. Metall. 10515. Apror. 933; Bank- Actien 1597. Part- Oblig. 1393. Loose zu 100 EIL. 183. Alles Geld.

. Ham fur g. 5 Märæ.

Oesterr. 5proc. Metall 19453 proc. 977. Part Oblilig. pr. ult. 1393. Bank- Actien, dess. 326. Kuss. Engl. An]. desl. 1098 Russ. Anl. Lamb. Cert., Cassa. 1 53. oln. hr. ult. 1243. Din. 733.

Paris. 26. Fehr. 3proc. Rente pr. compt. S3 Fr. 9) Cent,, sin cour. S3 Er. 95 Ceut. 5proc. Br. compt. 109 Fr. 25 Cent,, sin Tour. 169 Er. 30 Cent.

Zt. Petershurz. 26. Fehr. Hamburg 3 Mon. 933. Silber-Kubel 363 Kop. pra. Iuscrih- tionen in Bank- Ass. 1365.

. Neueste Börsen⸗Nachrichten. ; Frankfurt a. M., 3. Marz. Oesterr. 53 Metalliq. 1033. 453 Melalliq. 98z. Bank⸗Actien 1595. Partial Ohli⸗

gationen 1393. Loose zu 100 Fl. 1833 Paris, II.

ebr. IZproc. Nente per compt., und sin cour. 83 Fr. 55 Cent., 5proc. Rente per eompt. und sin

eour. 108 Fr. 25 Cent. öproc. Neapol. O2 Fr. 10 Cent. 5proc. Spanische Rente perp. 683.

Gedruckt bel A. W. Hayn. f

Redaecteur Joh n. Mitredactenr Cottel.

Supplement zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Nr. 67.

Berlin, 8. Marz. Morgens 7 Uhr. Gestern Abend um 8 Uhr erhielten wir die Rede, womit Se. Majestaͤt der Konig von Frankreich am 2ten d. M die Kammern eroͤffnet haben, zu späͤt jedoch, um sie noch unserm am Abend erschienenen Blatte beifuͤgen zu konnen. Wir beeilen uns daher, dieselbe unsern hiesigen Lesern in dem gegenwartigen Sup⸗ plemente mitzutheilen; sie lautet wie folgt: .

„Meine Herren, stets mit Vertrauen versammele Ich um Meinen Thron die Pairs des Reiches und die Abgeord⸗ neten der Departements.“ .

„Seit Ihrer letzten Sitzung haben wichtige Ereignisse den Frieden Europa's und das zum Gluͤcke der Voͤlker zwi— schen Meinen Verbuͤndeten und Mir bestehende gute Vernehmen befestigt.“

„Der Krieg im Orient ist beendigt; die Maͤßigung des Siegers und die freundschaftliche Dazwischenkunft der Maͤchte haben das Osmanische Reich vor den Unfaͤllen, die dasselbe bedroheten, bewahrt, das Gleichgewicht der Staaten auf⸗ recht erhalten und die bisherigen Verhaͤltnisse unter denselben befestigt.“

„Unter dem Schutze der Maͤchte, welche den Traktat vom 6. Juli unterzeichnet haben, wird das unabhaͤngige Grie⸗ chenland aus seinen Truͤmmern neu erstehen; die Wahl des Prinzen, der dazu berufen ist, uͤber dasselbe zu herrschen, zeugt hinlaͤnglich von den uneigennuͤtzigen und friedfertigen Absichten der Souveragine.“ ö

„Im Einverstaͤndnisse mit Meinen Alliirten lasse Ich in diesem Augenblicke Unterhandlungen pflegen, deren Zweck 9 geht, unter den Fuͤrsten des Hauses Braganza eine fuͤr die Ruhe der Halbinsel nothwendige Versoͤhnung herbei— ufuͤhren. ; ; . „Inmitten der wichtigen Begebenheiten, welche Europa beschaͤftigten, habe Ich Meinem gerechten Unwillen gegen einen Barbaresken-Staat keine Folge geben konnen; nicht laͤnger kann Ich jedoch einen Meiner Flagge zugefügten Schimpf ungeahndet lassen. Die glaͤnzen de Genugthunng, die Ich Mir verschaffen will, wird der Ehre Frankreichs Genuͤge leisten, und zugleich, mit Huͤlfe des Allmaͤchtigen, zum Vortheile der Christenheit ausschlagen.“ . .

„Die Einnahme- und Ausgabe-Rechnungen werden Ihnen, gleichzeitig mit einer Uebersicht der Beduͤrfnisse und Huͤlfsquellen fuͤr das Etatsjahr 1831 vorgelegt werden. Es gereicht Mir zum Vergnuͤgen, daraus zu ersehen, daß die Ein— künfte von 1829, ungeachtet der Verminderung, die sie im Vergleiche zu denen des vorigen Jahres erfahren haben, doch die Abschaͤtzungen des Budgets uͤbersteigen.“ . . . ö

„Eine unlaͤngst erfolgte Finanz⸗Operation hat zur Genuͤge gezeigt, zu welchem Zinsfuße die Anleihen gegenwaͤrtig negociirt werden können; sie hat die Moͤglichkeit dargethan, die Lasten des Staats zu vermindern. Es wird Ihnen ein Gesetz in Be— treff des Tilgungs⸗Fonds vorgelegt werden; dasselbe knuͤpft sich an einen Einloͤsungs⸗ oder Austauschungs⸗Plan, der, wie Wir hoffen, Dassenige, was die Steuerpflichtigen von Unserer Sorgfalt fuͤr sie erwarten, mit der Gerechtigkeit und dem Wohl⸗ wollen vereinigen wird, welche Wir denjenigen Unserer Unterthanen schuldig sind, die ihre Kapitalien in Staats⸗Fonds an⸗ gelegt haben. Die Maaßregeln, woruͤber Sie zu berathschlagen haben werden, haben den Zweck, allen diesen Interessen zu genuͤgen, sie werden die Mittel darbieten, ohne neue Opfer und in wenigen Jahren, die Ausgaben zu bestreiten, welche die Yirbelten an den Festungswerken, die zu beendigenden Hafenbauten, die Ausbesserung der Landstraßen und die Vollendung der Kanaͤle, zur Vertheidigung des Reiches, so wie zur Wohlfahrt des Ackerbaues und des Handels gebieterisch erheischen.

„Sie werden Sich auch mit mehreren Gesetzen in Betreff des Justiz⸗-Wesens, mit verschiedenen Staats verwal⸗ tungs⸗Plaͤnen, und mit einigen Maaßregeln zur Verbesserung des Looses der pensionirten Militairs zu beschaͤftigen haben.“

„Die Leiden, die ein langer und strenger Winter uber Mein Volk verbreitet hat, habe Ich tief beklagt: aber die Wohlthaͤtigkeit hat die Huͤlfe verdoppelt, und mit lebhafter Zufriedenheit hat Mich die großmuͤthige Sorge erfuͤllt, die auf allen Punkten Meines Reiches und vornehmlich in Meiner guten Stadt Paris der Armuth in reichem Maaße gewidmet wor—

den ist.“

; „Meine Herren! Mein erstes Beduͤr fniß ist zu sehen, daß Frankreich, gluͤcklich und geachtet, alle Reichthuͤmer sei⸗

nes Bodens und seines Gewerbfteißes entwickele und im Frieden der wohlthaͤtigen Institutionen genieße, welche zu befesti⸗ gen, Mein bestimmter Wille ist. Die Charte hat die Volksfreiheiten unter die Obhut der Rechte Meiner Krone gestellt: biese Rechte sind heilig, und Meine Pflicht gegen Mein Vokk erheischt, daß Ich sie unversehrt Meinen Nachfolgern uͤber⸗ e,, . ; „Pairs von Frankreich, Abgeordnete der Departements, Ich zweifle nicht an Eurer Mitwirkung zur Begruͤndung des Guten, das Ich Mir vorgenommen habe; Ihr werdet die treulofen Einfluͤsterungen zuruͤckweisen, welche Uebelwollende zu verbreiten suchen. Sollten Meiner Regierung durch strafbare Umtriebe Hindernisse, die Ich nicht vorhersehen mag, in den Weg gelegt werden, so wuͤrde Ich die Kraft, sie zu uͤberwinden, in Meinem Entschlusse die öffentliche Ruhe aufrecht , so wie in dem gerechten Vertrauen und der Liebe finden, welche die Franzosen stets fuͤr ihre Koͤnige bewiesen haben.“. ; .