1830 / 67 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Allgemeine

preußische Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

ö Des Königs Majestaͤt hat die Ober Zoll-Inspektoren Becher zu Heiligenstadt, von Tens polde zu Nordhau sen,

Raͤthen, und den beim Finanz⸗Ministerium angestellten Chemi—⸗ ker und Technologen, Kommissions⸗Rath ernannt.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. Frankreich.

Paris, 1. Marz. Gestern vor der Messe hatte der

Kaiserl. Oesterreichische Botschafter, Graf von Appony, die

Ehre, dem Könige in einer Privat-Audienz das Notifications:

Schreiben seines Souverains, in Betreff des Absterbens Ih— rer Kaiserl. Hoheit der Erzherzogin Henriette, Gemahlin des Erzherzogs Karl, zu uͤberreichen. Der Hof legt wegen die— ses Todesfalles übermorgen die Trauer auf eilf Tage an.

Nach der Messe machten die uͤbrigen fremden Botschaf— ter und Gesandten dem Koͤnige und der Koͤnigl. Familie ihre Aufwartung. .

Gestern fand eine Versammlung von constitutionnellen Pairs bei dem Herzog von Choiseul statt.

Die Functionen der vier provisorischen Secretaire der Deputirten⸗ Kammer, woza jedesmal die juͤngsten Deputir— ten berufen werden, duͤrften viesmal den Herren Berryer, Guizot, von Lariboisstere und von Cormenin zufallen.

Die Gazette de France eitirt die nachstehende Stelle aus einem von Herrn Royer-Collard am 12. Febr. 1816 ge— haltenen Vortrage: „Von dem Tage an, wo die Regierung nur noch durch die Majoritaͤt der Kammer existirt, und es thatsaͤchlich fetch daß die Kammer die Minister des Koͤnigs zuruͤckweisen und hm deren andere, die ihre eigenen Minister, nicht aber die Mintster des Koͤnigs sind, aufdringen kann, von diesem Tage an ist es auch nicht nur um die . sondern selbst um unser Koͤnigthum, um jenes unabh

hen, welches nnsere Vaͤter beschuͤtzt hat, und dem Frankreich allein Alles verdankt, was es jemals an Freiheit und Wohl— fahrt besessen; . von diesem Tage an ist die Republik voll— endet.“ 2. .

Der Constitutionnel meldet noch um 11 Uhr Abends, es gehe das Geruͤcht von einer gaͤnzlichen Veraͤnderung des Ministeriums; man versichere, der Herzog von Mortemart werde die auswaͤrtigen Angelegenheiten, der Vice Admiral

von Rigny die Marine, Herr Debelleyme den oͤffentlichen Unterricht, Graf Roy die Finanzen, der Vicomte von Mar— tignae das Innere und Hr. von Vatimesnil die Siegel er, 3 Die Gazette zaͤhlt dieses Geruͤcht zu den Tages—

gen. ; a , .

Die Gazette de France ist der Meinung, daß, da der Ober-Befehlshaber fuͤr die gegen Algier bestimmte Expe— dition noch nicht ernannt sey, auch die Wahl der unter ihm kommandirenden Generale noch nicht definitiv feststehe. „Wir Alauben“, fuͤgt jenes Blatt hinzu, „daß nicht das min deste Wahre an der Behauptung einiger Journale ist, daß die Aeichzeitige Wahl des Vice⸗Admirals Duperr« und des Kriegs—

Ministers, fuͤr den Fall, daß Se. M. es angemessen finden

Berlin, Dienstag den 9gten Marz

Steinhauer zu Minden, Gaischard zu Reichenbach, von Ammon zu Cranenburg, und die Ober⸗Steuer⸗Inspek⸗ toren von Boyen zu Gumbinnen, Koch zu Bonn, Gott⸗ wald zu Ratibor und Heid feld zu Koͤnigsberg zu Steuer⸗

abriken⸗Kommissarius Dorn, zum

gen und nach einer kurzen Anrede unter einem Thronhim

aͤngige Koͤnigthum gesche⸗

Rede. Nach Beendigung derselben forderte der

1330.

sollten, diesem Letztern das Ober-Kommando der Landungs— Truppen zu uͤbertragen, Schwierigkeiten gefunden habe.“

In dem Zeitraume vom 1. Febr. bis zum 1. Marz sind abermals 333 Emigranten⸗-Entschaäͤdigungs-Forderungen an die Behoͤrde gelangt. Von den aͤlteren sind 128 fuͤr guͤltig be— funden und in das große Buch der oͤffentlichen Schuld ein— getra 1 96 ,, 12 der eingeschriebe⸗ nen Reelamationen betragt jetzt in Kapital 810, 767,40 . in Renten 24,323,181 233 . 2 i , ,

Paris, 2. Maͤrz. Gestern, als am Tage vor der Er— oͤffnung der Kammern, wurde in der erzbischoͤflichen Kirche eine feierliche r, in Gegenwart Sr. Maj. des Koͤnigs, so wie der Königlichen und der Orleansschen Familie gehalten. An der Kirchthuͤr wurden Se. Majestaͤt von dem Erzbischofe, unter Vortritt der Geistlichkeit, empfan⸗ mel in Prozession nach Ihrem, dem Altare gegenuͤber errichteten, Betstuhle gefuͤhrt. Zur Rechten des Monarchen nahmen die . zur Linken die Prinzessinnen Platz. Vor der gro— ßen Messe ward das veni creator und demnaͤchst das sau- diat angestimmt. Nach Beendigung derselben, gegen 2 Uhr, wurden Se. Maj. mit demselben Ceremoniel bis zur Kirch— tyür zuruckgeleitet und trafen um 25 Uhr wieder in den Tuilerien ein.

Heute Mittag wurden die Kammern von dem Koͤnige in Person eröffnet. Eine Salve von 21 Kanonenschuͤssen verkündigte um 1 Uhr die Abfahrt Sr. Maj. aus den Tui— lerien. Eine Deputation von 12 Pairs und eine andere von 25 Abgeordneten der Departements empfingen den Monarchen bei Seiner Ankunft. 9 dem Sitzungs⸗Saale angelangt, nahmen Se. Maj. auf dem Throne Platz, zur Rechten den Dauphin und mehr zuruͤck den Herzog von Chartres; zur Lin⸗ ken den Herzog von Orleans und weiter nach vorn den Kanzler von Frankreich. Auf den Stufen des Thrones befanden sich die dirigirenden Minister, die Staats-Minister, die Marschaͤlle, die Ritter des Heiligen-Geist-Ordens, die von Sr. Maj. beson⸗ ders dazu ausersehenen Groß-Offiziere und Komthure des St. Ludwigs-Ordens und der Ehrenlegion, sechs Staatsraͤthe, sechs Requätenmeister und zwei Auditoren des Stats⸗Naths. Die Baͤnke fuͤr die Abgeordneten der Departements befanden sich dem Monarchen gegenuͤber und zur Linken desselben, die der Pairs zur Rechten. Die Prinzessinnen und der Herzog von Bordegux wohnten der Feierlichkeit auf einer besonders fuͤr sie errichteten Tribuͤne bei. Die ganze Versamm— lung stand mit entbloßtem Haupte. Nachdem Se. Maje— staͤt den Pairs die Erlaubniß ertheilt hatten, sich zu setzen, und der Kanzler von Frankreich den Deputirten angekuͤndigt hatte, daß der Koͤnig ihnen gestatte, ihre Plaͤtze einzunehmen, hielten Hoͤchstdieselben die , Bl. der St. Zeit. in einem Supplemente zur gestrigen Nummer , d. ) Thron⸗

anzler, nachdem er dieserhalb die Befehle des Koͤnigs eingeholt, die neu ernann— ten Pairs, welche den Eid noch nicht geleistet, auf, solches in Gegenwart Sr. Maj. zu thun, und verlas zu diesem Be— hufe die Eides⸗Formel; die anwesenden Pairs, 7 der Her⸗ zog von Nemours, antworteten stehend: Ich schwoͤre es. Ein Gleiches geschah demnaͤchst hinsichtlich der seit der vori⸗ en Session gewählten Deputirten, worauf der Kanzler im amen bes Königs erklaͤrte, daß die Kammern fuͤr 1830 geoͤff— net waren und daß beide sich am folgenden Tage in ihren ge⸗ wohnlichen Sitzungs⸗Lokalen zu versammeln haͤtten, um ihre Arbeiten zu behinnen. Derselbe Freuderuf, womit Se. Mas. bei Mr Ankunft begruͤßt wurden, begleitete Höͤchstdieselben, als Sie den Saal verließen. Eine zweite Artillerie Salve

J FPfcscnigen unserer auswaͤrtigen Abonnenten, denen das obgedachte nn mit dem heutigen Stuͤcke der Staats⸗Zei⸗ tung nicht zugeht, werden dasselbe bereits einzeln durch eine fruͤ⸗

here Post erhalten haben.