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verkuͤndigte bald darauf die Ruͤckkehr Sr. Maj. in die Tui—
1. ; . ; e,. Gazette de Frange äußert sich über die Thron, Rede in folgender Art: „Wir haben so eben die einfachen and wuͤrdigen Worte vernommen, in welchen der Konig seine vaͤterlichen Absichten und die Lage der Angelegenheiten hes Landes seinem Volke verkuͤndigt hat. So viele Sorgfalt fuͤr das oͤffentliche Wohl darf nur von den gesetzgebenden Gewalten unterstüͤtzt werden, um den Erwartungen eines gu⸗ ten Koͤnigs und den Hoffnungen einer großen Nation zu entsprechen. Und doch werden leider Hindernisse zur. Errei— chung aller dieser Wohlthaten in den Weg gestellt. Es giebt nichts Lehrreicheres für ein Land, wo der Einfluß der öͤffent— lichen Meinung sich in dem Gange der Staats⸗Angelegen⸗ heiten verspuͤren laͤßt, als Untersuchungen daruber anzustellen, welche Männer denn eigentlich auf solche Weise den Koͤnig von seinem Volke zu trennen suchen. Haben diese Maͤnner Beweise der Aufrichtigkeit ihrer Gesinnungen und ihrer Liebe für das allgemeine Beste gegeben? Werden sie nicht vielmehr von dem Parteigeiste, von strafbaren Interessen und verderb⸗ lichen Gruͤndsaͤtzen geleitet? Bieten sie, die sich fuͤr so ver— fassungsmaͤßig, so aufrichtig zugethan den Volksfreiheiten, so unbeugsam in ihren Meinungen und Grundsaͤtzen ausge⸗ ben, durch ihr politisches Betragen Buͤrgschaften fur die Reinheit ihrer Absichten? Welche Borwuͤrfe hat man denn bisher dem Ministerium machen ksnnen? Keine, als daß es muthmaßlich die Absicht hege, die Charte zu ver— nichten und auf Staatsstreiche zu sinnen. Werfen wir einen Blick auf die Baͤnke der neuen Opposition, die sich gegen ein tadelloses Ministerium gebildet hat. Das Privatleben unserer Staatsmänner achten wir mehr, als irgend einer,
aber uͤber ihr oͤffentliches Leben durfen wir uns frei aus-
sprechen, und diejenigen, die seit 8 Monaten in dem. fruͤhe⸗ ren Leben der Minister einen Grund zur Rechtfertigung ihrer vorgeblichen Besorgnisse finden, geben uns selbst das
Recht, in ihrein bisherigen politischen Betragen das Geheim— niß ihres jetzigen zu suchen. Auf den Bänken der aͤußersten linken Seite sitzt Herr v. Lafayette, der Mann, der an der Spitze der bewaffneten Pariser National-Garde ein Zeuge
aller Verbrechen der Louis XVI. war; ferner Hr. B. Constant, der Befoͤrderer der Proseriptionen des Fructidor, der am 19. Marz noch schrieb, man werde ihn nie als Flüchtling von einer Macht
zur anderen uͤbertreten sehen, und schon wenige Tage spaͤter
in den Kaiserl. Vorzimmern die Freiheit gegen die Tyrannei vertauschte; Hr. Etienne, der Censor unter der Rovigoschen Polizei; Herr Bignon, der Verfechter der Diktatur; Herr Möchin, der bei seiner Anwesenheit in Casn das um- Brod Fettelnde Volk mit Kolbenstoͤßen behandeln ließ; Herr Soba— stiani, mit dem Beinamen: der liberale Pascha; Herr Bertin de Vaur, der Mann der Palinodien, von dem man behaupten kann, daß er heute nicht eine Person, nicht eine Sache lobt, die er nicht gestern getadelt hatte; Herr Dupin der
Aeltere, der, nachdein er den Thronhimmel bei der Prozession
von Saint Acheul tragen geholfen, die Consultation gegen die Jesuiten unterzeichnet hat. Wer wuͤßte mit einem Worte nicht, daß fast die ganze linke Seite, die, wo es auf Frei— heit ankommt, so gewaltige Anspruͤche macht, nur aus den Trümmern des Kaiserl. Despotismns und der Militair-Ne—
ierung zusammengesetzt ist. Auf den Banken des linken Lern nn bemerken wir vor allen andern Herrn Royer-Col— lard, den Doctrinair ohne Doctrinen, der den Skandal der
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Palinodien fast eben so weit, als das Journal des Dedbats,
getrieben hat und ein wuͤrdiger Alltirter der Herrn Bertin de Vaux und Benjamin-Constant ist. Im rechten Cen⸗
trum endlich erblicken wir den wichtigen Herrn Agier, der, nachdem er sich mehrere Jahre hindurch als Muster des Ultraismus gezeigt, die personifizirte Partei der Ab— truͤnnigen ist. Dies waͤre also die Opposition, welche die Loyalität eines Koͤnigs von Frankreich in Frage stellt und ihm zu Ministern, an die Stelle gewissenhafter und achtba— rer Maͤnner, Verfechter des Despotismus, der Anarchie und der Palinodien, die alle Parteien verrathen und mit allen Meinungen ihr Spiel getrieben haben, aufbuͤrden moͤchte.“ In Nantes ist am 28. v. M. der ministerielle Kandi— dat, Baron Dudon, an die Stelle des in die Pairs⸗-Kammer eingetretenen Grafen Donatien de Sesmaisons mit 133 Stimmen unter 256 zum Deputirten gewahlt worden; sein Mitbewerber, Herr von Vatimesnil, erhielt 1909 Stimmen; die uͤbrigen zersplitterten sich. Einen Auszug aus der Rede des Herrn Dudon bei der Eroͤffnung des Wahl-Kollegiums behalten wir uns vor.
sevolution und der Kerkermeister
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Wir haben aus den (vorgestern erwähnten) Verhandlungen des Unterhauses aber den Antrag des Lord J. Russel, den Städten Leeds, Birmingham und Manchester Wahlrechte zu verleihen, nach traͤglich noch Einiges aus der sich daran knuͤpfenden Debatte der Herren Huskisson, Peel und Btougham mitzutheilen. Herr Huskisson sagte zunaächst, er wuͤnsche sich in keine lange Diskussion uͤber den in Rede stehenden Gegenstand aus— zulassen, koͤnne ihn aber nicht ganz mit Stillschweigen Üͤber— gehen. Dem Amendement des edlen Lords (Sandon) muͤsse er seine Beistimmung versagen; denn dieser mache, anstatt ein Mittel anzugeben, dem großen und anerkannten Uebel abzu— helfen, den Vorschlag, die Wahlfreiheit den großen Manu— faktur-Staͤdten erst dann zu uͤbertragen, wenn sich drei Burg— flecken eines großen Verbrechens wuͤrden schuldig gemacht ha—
ben. Es hinge also das Huͤlfsmittel gegen ein anerkanntes
Uebel von der Entdeckung eines großen Verbrechens ab. Er
erlaube sich, den edlen Lord daran zu erinnern, daß beide
Haäͤuser uͤber den Punkt, die Entdeckung einer Schuld bei ei— nem Burgflecken zur Bedingung einer Abhuͤlfe zu machen, sich niemals hatten verstaͤndigen koͤnnen, wovon East-Retford und Penryn hinlängliche Beweise geliefert hatten. (Hort, hoͤrt! Auf diese Art wurde man also nie zum beabsichtigten Zweck gelangen. — Ueber die sehr sorgfältig ausgearbeitete Rede seines sehr ehrenwerthen Freundes (Herrn W. Wynn), die sich vorzuͤglich auf die große Gefahr einer Neuerung gruͤnde, brauche er sich nicht weitlaͤuftig auszulassen, da sie groͤßtentheils Stellen enthalte, die man in vielen in den letzten Fahren entweder gegen eine Parlaments-Reform oder gegen die Katholische Emancipation gehaltenen Reden schon gechoͤrt habe. (Hort! und Gelaͤchter). Bleichergestalt halte er es fuͤr uͤberfluͤssig, sich auf das weite Feld der Par— laments-Reform zu begeben. In Betreff der aus der Union mit Schottland geschoͤpften Gruͤnde gegen den Antrag des edlen Lords (Russel) konne er nicht umhin, zu bemerken, daß sie nur wenig Aufmerksamkeit verdienten, indem er sich erinnere, daß das Parlament, wo es zum Besten des Lan— des und fuͤr die wesentlichen Interessen des Staates noͤthig gewesen ware, von dem bloßen Buchstaben der Unions-AUkte jederzeit abgewichen sey, und die Ueberzeugung hege, daß es dem gesunden Menschenverstande entgegen gehandelt seyn wuͤrde, ein anderes Verfahren zu beobachten. Bei der gro— ßen Maaßregel in der vorjaͤhrigen Sitzung haͤtte man dasselbe gethan. Sein sehr ehrenwerther Freund (Herr Peel) solle sich erinnern, daß man, hinsichtlich des vom edlen Lord heute gemachten Vorschlages, nicht in dem Grade von jener Akte abweichen würde, als es durch die Einfuͤhrung 100 neuer Mitglieder in das Haus bei Gelegenheit der gesetzmaäßigen Union mit Irland der Fall gewesen sey. (Hort, hört!) Durch Bewilligung einer Repraͤsentation für die großen Ma— nufaktur-Bezirke, wurde das Haus auf einmal dem gegen— waͤrtig bestehenden Uebel ein Ende machen, und zu einer fol— chen Reform⸗Maaßregel wuͤrde er mit Freuden seine Zustim⸗ mung geben. Gegen eine allgemeine Parlaments-Reform und Aenderung der alten Verfassung waͤre er von jeher ge— wesen, und wuͤrde sich ihr, so lange er im Hause saße, auf das allerentschiedenste widersetzen. Er sei überzeugt, daß, wenn eine große Reform wirklich zu Stande kaͤme, die Sa— chen wohl in guten und ruhigen Zeiten zwei oder drei Jahre lang recht gut fortgefuͤhrt werden koͤnnten; daß aber, wenn irgend eine große oͤffentliche Aufregung eintraäͤte, ein gaͤnzli— cher Umsturz der Verfassung und daraus entspringende Anar— chie und Verwirrung, die entweder in die Tyrannei einer uͤbermuͤthigen Demokratie oder in militairischen Despotis— mus ausarten muͤsse, die nothwendige Folge davon seyn wurde. Aus diesem Grunde ware er gegen eine allgemeine Reform. Leicht moͤge es seyn, alle einzelnen Theile eines so zusammen— gesetzten 25 wie die Englische Verfassung, von einander zu trennen, er zweifle aber daran, daß es menschlicher Klug— heit moglich werden duͤrfte, diese einzelnen Theile wieder zu vereinigen, um so auf das Land einzuwirken, wie jetzt. In diesem Augenblicke frage es sich indessen nur, ob es gefaͤhrli⸗ cher sei, den ausgedehnten Manufaktur-Bezirken die Wahl⸗
freiheit zu bewilligen, oder nicht. Nun wuͤrde wohl nicht
leicht Jemand bezweifeln, daß es hart fuͤr die Bevoͤlkerung dieser Bezirke sey, keine Repraͤsentanten zu haben, mit denen sie sich täglich besprechen, und die uͤber ihre theuersten Inter— essen wachen koͤnnten? (Hort, hoͤrt! Gewiß wurde die
Bewilligung eines so nothwendigen Vorrechtes die Freiheiten
Großbritanniens und seine Verfassung 2 in Gefahr bringen. Die Behauptung, diese wichtigen Bezirke seyen im Parla— mente besser vertreten, weil sie im Unterhause keine Repraͤ—⸗—
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sentanten haäͤtten, sey ein Paradoxon, das gewiß keiner der edlen Herren vertheidigen werde. Sein sehr ehrenwerther Freund (Herr Peel) habe dem Hause vor einigen Tagen zu verstehen gegeben, daß er vielleicht in spaͤterer Zeit einmal seine Einstimmung dafuͤr geben werde, den Staͤdten Leeds, Birmingham und Manchester die Wahlfreiheit zu ertheilen. Er, (Herr Huskisson), sey der Meinung, daß wenn man dies einmal thun wolle, jetzt der rechte Augenblick dazu gekommen sey. Er fuͤrchte aber, daß, was auch das Haus hierin thun möge, es von einer anderen Seite her Widerstand finden würde. (Hört!) Er sey vollig der hier bereits vernommenen Meinung, daß in den Augen aller einsichtsvollen und wohl—
unterrichteten Manner dieser Mangel an Repraͤsentation von
Selten der großen Manufaktur, Bezirke der größte Flecken in der Geschichte Großbritaniens sey. Lord Liverpool haͤtte sich bei einer fruͤhern Gelegenheit auch dahin erklärt, daß, wenn
es der Krone uͤberlassen wurde, einen Ort zur Ertheilung der
Wahlfreiheit zu wahlen, diese irgend einer großen und volk— reichen Stadt ertheilt werden muͤsse; der Meinung waͤre er (Herr Huskisson) damals beigetreten, und jetzt auch, glaube er, sollten kunstliche Ruͤcksichten wirklichen praktischen Verbesserungen nie⸗
mals im Wege stehen. (Hoͤrt, hoͤrt! Ihm scheine es nicht rathsam,
daß sich das Parlament nicht eher zu wichtigen Maaßregeln entschließe, als bis es durch die Gewalt der Menge dazu genoͤthigt wuͤrde. Der edle Lord sey noch jung und würde
es wohl erleben, daß die Wahlfreiheit den großen Manufak⸗—
tur-Bezirken zugestanden werden muͤßte. Er muͤsse offen be— kennen, daß, seiner Ansicht nach, die Zeit sehr nahe sey, wo die Minister dem Hause eine solche Maaßregel, als zur Erhaltung und Sicherheit des Landes noͤthig, anempfehlen wurden. (Hoͤrt!) Er glaube, es sey wenig Aussicht vorhanden, den besagten Staͤdten die Wahl-Freiheit durch den Verlust derselben von
Seiten der verrotteten Burgslecken zu verschaffen, und wuͤrde
dem edlen Lord vorschlagen, daß, wenn er die Erlaubniß er⸗ hielte, eine Bill einzubringen, er auf Ernennung eines Aus.
schuffes antragen möge, der uͤber döese Angelegenheit in Zu— kunft zu entscheiden und dem Hause zu berichten haͤtte, wenn sich ein Burgflecken einer Bestechung wuͤrde schuldig gemacht
haben; bann muͤßte die Sache einem zweiten Aus schuß aͤber⸗ tragen und von diesem daruͤber entschieden werden, 5b dem Burgflecken sein Wahlrecht zu entziehen sey, in welchem Fall
ohne Weiteres zur Vollziehung dieser Entscheidung geschritten werden muͤsse, ohne zu irgend einer anderen richterlichen Be— horde seine Zuflicht zu nehmen. CHoͤrt! Dieses Verfahren waͤre nicht neu und fände bei allen Wahl-Ausschuüssen des Unterhauses statt, und ohne Beobachtung desselben saͤhe er nicht ein, wie die Manufaktur-Bezirke jemals zum Wahlrecht gelangen sollten, was er auf das eifrigste wuͤnsche. Aus den angeführten Gruͤnden unterstuͤtze er des edlen Lords Antrag,
Lord — wie er (Herr Huskisson) neulich dem Hanse anem— pfohlen haͤtte — darauf wuͤrde angetragen haben, die Wahl⸗ Freiheit von East-Retford ohne Weiteres auf Birmingham
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zu uͤbertragen; er hoffe indessen, daß, wenn er und der edle
Lord auf dem Wege, den sie betreten, sich auch biswe len von einander trennten, sie doch am Ende ihrer Reise an Einem Punkte wieder zusammentreffen wuͤrden. (Hort, Hort) — An die Nede des Hrn. Huskisson schlossen sich die kurzen Bemerkun— gen einiger anderen Mitglieder an, worauf Herr Peel sich erhob und sagte; .
„So lange ich im Parlament meinen Sitz einnehme, habe ich, so oft auch das Haus mit einer Diskussion uͤber Reform be— schaͤftigt war, doch selten dder gar nicht an der Debatte uber diese Frage Theil genommen Da ich immer bemerkte, daß der Gegen⸗ siand von übergus talentreichen Mannern besprochen wurde, so begnuͤgte ich mich damit, mein stillschweigendes Votum abzugeben. Isnzwischen habe ich doch, wiewohl ohne aktive Theilnahme daran, die Frage nicht als Partei⸗Mann behandelt, sondern als Zeuge von allen Seiten erwogen, und wurde dadurch in der Ueberzeugung bestaͤtigt, die mir die maͤchtigen Argumente Burke's und meines Freundes Canning beigebracht hatten. Beide haben bewiesen, daß es höoͤchst gefaͤhrlich fuͤr die Constitution ist, eine Reform einzu⸗ fuͤhren, die auf demokratischen Prinzipien beruht Canning na⸗ mentlich hat dargethan, daß die Verfgssung dieses Hauses auf Vor⸗ schriften begruͤndet ist, welche einen Theil der Constitution aus⸗ machen. Unsere Legizlatur besteht aus dreien Zweigen, von denen das Unterhaus nur einen ausmacht; führen wir nün eine Reform ein, so verleihen wir diesem Hause dadurch ein Ucbergewicht und eine Macht, die sich mit der Verfassung des Oberhauses und mit unserer beschraͤnkten Monarchie nicht vertraͤgt. Es ist zwar ge⸗ sagt worden, eine Reform wuͤcde den Erfolg haben, daß eben so⸗ wohl jeder Kriegs- Anlaß, als alle unnuͤtze Verschwendung von öffentlichen Geldern vermieden wird; ich muß jedoch einen sol= chen Erfolg sehr bezweifeln. Das Beispiel freier Republiken in
fruͤheren Zeiten giebt uns eben keine Beweise davon, daß das Volk, wo es regiert, immer den Wunsch hege, Krieg zu vermei⸗
den; Genug und Venedig duͤrften uns schwerlich dadon uͤberfüͤh⸗
ren, daß Volks⸗Regierungen immer die besten seyen. Ich kann auch durchgus nicht glauben, daß die Kriege Gir denn n Widerspruche mit der allgemeinen Gesinnung gefuhrt worden seyen. Es mag wohl Perisden gegeben haben, wo daz Volt des Krieges uͤberdruͤssig wurde; im Allgemeinen hat es jedoch immer danach begehrt Ich habe die schöne Rede gelesen, die Burke im Jahre 1756 an seine Konstituenten in Bristol gehalten hat; als Kandidat dort bei der Wahl auftretend, gelang es ihm nicht, die Stimmen der Waͤhler wieder fuͤr sich zu gewinnen, weil ihm zum Vorwurfe gemacht wurde, er habe Alles gethan, die Regierung bon einem Kriege abzureden Burke verlör aus diesem Grunde seine Popularität und die Vota seiner Konstituenten. Wer wird etwg behaupten wollen, daß im Jahre 1793 der Krieg wider den Willen des Landes geführt wurde! Ich erinnere nur daran, daß For eine den Krieg mißbilligende Resolution damals in Antrag brachte und nicht mehr als 366 Mitglieder zu seiner Unterstuͤtzung fand; 2I3 aber waren wider den Antrag. Dies wird hinreichend be⸗ weisen, daß das Volk den Krieg wuͤnschte, und daß das Parlament es nicht gegen seine Beistimmung in den Krieg hinein zog. — Wenn uͤbrigenz irgend etwas mich in der Meinung, daß das Haus nicht besser als jetzt konstituirt zu seyn brauche, noch mehr be⸗ staͤtigen konnte, so waͤre es die Rede eines ehrenwerthen und ge⸗ lehrten Mitgliedes, (Dr. Lushington, welches gesagt hat, daß das Haus bei allen Gelegenheiten, wo es auf Verbesserungen ankomme, sich denselben geneigt zeige. Denn wenn das Parlament alle un⸗ sere Institutionen verbessert, ohne bei sich selbst eine Reform ein⸗
zufuͤhren, so ist das nur ein Beweis, daß der Geist eines verstaͤn⸗
digen Fortschreitens und Verbesserns in dieses Haus schon einge⸗ drungen ist, und eine leere Behauptung muß man es nennen, wenn die Meinung aufgestellt wird, daß dazu erst eine Reform dez Hauses selbst nöthig sey. Ich möchte sogar behaupten, daß dieses Haus unter keiner andern Verfassung so sehr als jetzt den Wunsch hegen koͤnne,a lle in den verschiedenen Verwaltungszwei⸗ gen bestehenden Mißbraͤuche abzuschaffen. Betrachte man in die⸗ ser Hinsicht nur einmal einen andern Stagt, wo allgemeine Volkswahlen eingefuͤhrt sind — mir hat sich diese Betrach⸗ tung erst kurzlich bei einer Frage aufgedrungen, die das ch⸗ renwerthe Mitglied fuuͤr Clare (Herr O'Connell) mir vor⸗ legte) — und es weeden sich ganz eigene Resultate ergeben, Ich hege die größte Achtung gegen die zunehmende Wohlfahrt
der Vereinigten Staaten, allein wuͤrde wohl das Britische Unter⸗
haus jemals eine Parlaments⸗Akte durchgehen lassen, wie die in dem Staate Georgien passirte, die unter dem Vorwande, daß die Gesundhheitssicherung es erheische, eine Quarantaine von 1 Tagen
allen Schiffen auflegt, die einen Farbigen am Bord haben?“ (Der
Minister las hier das in Georgien erschienene Gesetz vor, worin es unter Anderm heißt, daß Jeder, der einen Sklaven schreiben oder lesen lehrt, durch Auflegung einer Geldbuße, Peitschenhiebe oder Einsperrung bestraft werden sollf. „Schwerlich durfte das Uzterhaus Jemanden so bestrafen wollen, der cinen freien Farbigen lesen oder scheeiben lehrt. — Darum, das heißt, wenn ich die
Wirkungen einer popnlgiren Repraͤsentgtion mit denen unserer alten Landes⸗-Verfassung vergleiche, kann ich meines Theils mich
der Gefahr nicht aussetzen wollen, die Vortheile einzubuͤßen, die
46 r. d r das Land von einem in der gegenwaͤrtigen Weise konstituirten Un⸗ mit dem er noch zufriedener gewesen seyn würde, wenn der 3 . ᷣ r.
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terhause hat, um Neuerungen zu erlangen, deren Nuhen noch sehr problematisch ist. -Was nun insbesondere den Vorschlag des edlen Lord (NREussel) anlangt, so lassen sich dagegen sehr große Einwuͤrfe erheben. Er will dem Hause 6 neue Mitglieder als Repraͤsentan⸗ ten dreier großen und reichen Staͤdte geben, und damit die Zahl der hier befindlichen Mitglieder sich nicht vermehre, will er es dadurch wieder ausgleichen, daß er dreien Burgflecken, die spaͤter der Corruption uͤberwiesen werden, das Wahlrecht zu nehmen vorschlaͤgt. Nun glaube ich aber in der That, daß es ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die Vorschriftem der Schottischen Union seyn wuͤrde, wenn man die Zahl der Englischetz; Repraͤsen⸗ tanten vermehrte, ohne denen von Schottland ein aͤhnliches Ge⸗ gengewicht ß verleihen Wenn Schottland nun auftraͤte und sagke: „„Ihr habt fechs neue Englische Repraͤsentanten gemacht, ich verlunge fuͤr mich dasselbe Recht,““ was wuͤrde däz Haus wohl dagegen einwenden koͤnnen? Schwerlich durfte es auch in England bei den sechs Mitgliedern allein sein Bewenden haben; andere Siaͤdte wuͤrden bald eben so gut, wie die vorgeschlagenen drei, ihre Repraͤsentanten verlangen. Auch ist des edlen Lords Vorschlag dem Verhaͤltnisse des Unterhauses, gls eines Zweiges der Legislatur, durchaus nicht anpassend. Ueberzaͤhlige Parlgments⸗ Mitglieder, im Voraus fuͤr kuͤnftig eintretende Zufaͤlligkeiten be⸗ schaft, kommen mir in der That schr neu und seltsam vor. Da es fuͤr Ueberzaͤhligkeit keine Norm geben kann, so werden sich da⸗ für, wic fuͤr andere überzählige Stellen, eine Masse von Süppli⸗ kanten finden, und es wuͤrde sich dann mit Necht fragen, warum nicht neun und mehr uͤberzaͤhlige eben so gut, als sechs? Dee Red⸗ ner erklärte sich hierauf fowohl gegen den ursprunglichen Vorschlag als gegen das Amendement (des Lord Sandon) und machte endlich dem General Gaseoyne, der dem Minister heute wieder seine vor⸗ jaͤhrige Unterstuͤtzung der katholischen Frage vorgeworfen hatte, be⸗ merklich, daß er selbst (der General seinen fruheren Grundsaͤtzen untren geworden sey, indem er heute die Frage einer partiellen Parlaments⸗Reform unterstuͤtze. Schließlich antwortete er auf die Aufforderung, daß er, um pspulgir zu bleiben, den gemachten An⸗ trag unterstützen möge: „Ein Minister hat immer die Mittelstraße zu beobachten; er darf weder als Werkzeug einer Partei sich ge⸗
Vergl. Nr. 64 der Staats⸗Zeitung.