1830 / 71 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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hoͤchstn Sinne kann und soll jeder aͤchte Stagtsmann bie Pflichten gegen sein Vaterland, als Patriot, und egen die uͤbrige Welt, als Kosmopolit in Uebereinstimmung biheen. Indem Napoleon alle anderen Staaten seinen Sperrungsgrundsätzen zum Opfer bringen wollte, stuͤrzte er sich selbst ins Verderben; wogegen Preußen (bei geringerer Macht und in schwieriger geographischer Lage) durch die so kuͤhne als weise Annahme eines mildern und freiern Systems seinen Nachbarn das freundliche Anschließen erleichtert und alle Kuͤnsteleien vermeidet, ohne irgendwo die Pflichten ge—⸗ gen sich selbst zu vernachlaͤssigen. Mit dem Allen stehen drittens die Irrthuͤmer in Verbin— dung, welche bei der Lehre von der Handelsbalanz in nur zu großer Zahl noch immer im Schwange gehen. Der eine sieht lediglich Gewinn in dem Ueberschuß edler Metalle, als waren diese das einzig Werthe auf Erden; der zweite kann nicht begreifen, daß in Handel und Wandel beide, der Ver kaͤufer und Käufer, gleichmäßig Vortheil haben koͤnnen; und so steigert sich die Thorheit bis zu dem Bestrehen, immer nur zu verkaufen, nie zu kaufen. Und doch ists außer allem Zweifel, daß ein Einzelner, gleichwie ein Volk, auf die Dauer nur kaufen oder ausgeben kann, sofern er auch verkauft oder ein— nimmt. In so weit, als bie Zoll— und Douanen⸗Gesetze Handels⸗Regulatoren seyn sollen, koͤnnte man sie entbehren; nacht so als Einnahme⸗Quellen. Aber auch hier darf man be— kanntlich ein gewisses Maaß nicht uͤberschreiten, ohne die Ein⸗ nahmen zu verringern! und einen kuͤnstlichen Zustand zu er— zeugen, der, wie England dies erfährt, große Gefahren mit . fuhrt. Steuern von fremden Produkten (Getreide) und abrikaten treiben sich wechselseitig immer hoͤher hinauf, und erst in den neuesten Zeiten haben die Einsichtsvolleren dahin gearbeitet, zu dem natuͤrlicheren Mittlern zuruͤckzukehren. Viertens. Obgleich das neueste Englische Korngesetz dadurch einen gleichartigern Preis zu erzeugen sucht, daß die Steuer bei sinkendem Preise steigt und bei steigendem sinkt, kann es diesen Zweck doch nicht vollkommen erreichen, und eben so wenig den, in dem einen Zeitraume die Zufuhr ab— n und in dem andern ihrer gewiß zu seyn. Unsers Erachtens haͤngt naͤmlich die Zufuhr keineswegeß allein von dem Verkaufspreise in England ab, (und doch behaͤlt das Ge—⸗ setz denselben ausschließlich im Auge, und bestimmt danach Zoll, Erlaubniß, Verbot und dergleichen); sie haͤngt eben so wesent⸗ sich ab von dem Einkaufspreise a , m England. Ist dieser hoch, so kann, ungeachtet des bei steigenden Prei⸗ sen in England sinkenden Zoͤlles, doch vielleicht kein Kauf⸗ mann im Stande seyn, einen Scheffel dahin zu senden; ist er sehr niedrig, so kann England, ungeachtet des steigenden Zolles, mit Getreide uͤberschuͤttet werden. Erst nach beiden, den Preisen in und außerhalb England, richtet sich die Moͤg⸗ lichkeit, so wie der Vortheil oder Nachtheil des Getreide—

handels. ö . . . Fuͤnftens. Die Bemerkung des Verfassers, daß das apiere in den neuesten Zeiten den Kapi⸗

Steigen der Staats talisten großen Vortheil gebracht habe, ist fuͤr den Augenblick sich dadurch wie—

allerdings richtig; doch gleicht dies Ereigniß der aus, daß (sobald man einen laͤngern Zeitraum ins Auge faßt) alsdann der Zinsfuß faͤllt und auch der Kapitalwerth ber Grundstuͤcke und sachlichen Hypothelen steigt. Sechstens endlich machen wir auf einen wichtigen Um⸗ stand aufmerksam, den hoffentlich ein Sach verständiger bald gruͤndlich erörtern wird. Je mehr die Kultur eines Landes zunimmt, desto großer ist das Betriebskapital im Verhaͤltmiß zur Grundfläche. Gewoͤhnlich besteht alsdann jeder steigende Ertrag der letzten nur in den Zinsen des darauf mehr ver— wandten Geldes, so wie der physischen und geistigen Betrieb⸗ samkeit, dergestalt, daß zur Erhöhung der Bodenrente fuͤr den Eigenthuͤmer als solchen kein besonderer Ueberschuß bleibt. Betrachten wir diesen Boden als Maschine, auf welcher der Landwirth arbeitet, so liefert er in neugngebauten Ländern, 8 B. in Nord-Amerika) einen viel reichlicheren Antheil zum esammtbetrage; wahrend im alten Europa die verwandte Arbeit groͤßer und die Selbstthaͤtigkeit des Bodens geringer erscheint. Daher moͤchte es wohl eine taͤuschende . seyn, daß der Mehrertrag unserer verbesserten Landwirthschaften hauptsaͤchlich den Grundeigenthuͤmern zufallen und der Werth ener Guͤter fuͤr sie deshalb steigen muͤsse; daher duͤrften jene, sofern sie nicht selbst wirthschaften und Kapital und Hand anlegen, zum Theil mit von denen abhaͤngig werden, welche

dies vermoͤgen und thun. Nicht minder ließe sich von hier⸗ aus erweisen: daß die Staats-Beduͤrfnisse jetzt keinesweges vorzugsweise von den Grundeigenthuͤmern zu erheben sind; aber auch schon deshalb den uͤbrigen Klassen der Steuer .

t

lenden Einwohner ihre oͤffentliche Bedeutung im Staate ni

abgesprochen werden kann; daß endlich jene Gruͤnde und Ver⸗ haͤltnisse bei der Behandlung, Abschaͤtzung und Benutzung red 90 Dmaineneine ernste Ruͤcksicht verdienen. R.

Königliche Schauspiele. Freitag, 12. Maͤrz. Im Opernhause: Die Stumme von Portici, große Oper in 5 Abtheilungen, mit Ballets; Mustk von Auber. (Hr. Rozier wird hierin tanzen.)

Preise der Platze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 19 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause: 1) La suite d'un bal masquè. 2) Mon onelè le Bossu. 3) Le nouveau Pourceaugnac.

Königs städxtsches Theater.

Freitag, 12. Maͤrz. Das Maͤdchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Milltonair, großes romantisches Ori⸗ ginal-Zauber-Maͤhrchen in 3 Akten, von Ferd. Raimund; Musik vom Kapellmneister Drechsler.

111i Den 11. März 1830. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Vettel. (Preuiss. Cour.)

, Dr, s.. St. Schuld- x ch. i' ä, ir öchlesische do, 4 654 Pr. Engli An]. 18 1053 Pomm. Dom. do. Pr. Engl. lärk. do. do. Kurin. ¶UIUb. m. I. CG. Osipr. do. do. Renm. Int. Sch. d. ckst. C. d. mb. Berl. Stadt- Ob. do. do. d. NImk. Königsbg. 40. Lins - Sch. d. Em. Elbinger de. dito d. Nm. Panz. do. in HI 7. Weslpr. Pidb. A. 4 dits dito B. Grolsbhz. Pos. do. Neue dito Ostpr. Pandhrt. ; Friedrichsdor . Pomm. . 63 1063 1JDisconto. Kur- u. Nenm. dio. ü

sloll. vollw. ur.

* Prers ss. Cour. Brief. Geld.

Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 t. 2 M. 2 At. Uso. 2 Mt. 3 Woch. 3 Woch.

Kurz

wechsel- Cours.

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dito London Paris Wien in 20 Xr. Augsburg Breslau.

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Petersburg BN.

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=. 38111

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 6. Märæ. Oesterr. proc. Metall. 002. Russ. Engl. Anl. 103.

Era nkfurt a. IM., 7. März. Oesterr. 5proc. letall. 1033. 4proe. OMG. Bank- Actien 1591. Part- Oblig. 1393. Alles Geld.

Ham kburg, 9. Märr. Oesterr. 5proc. Metall 104. 4proc. pr. ult. 973. Part.

Oblig. desgl. 139. Bank- Aetien 3. 13253. Russ. Engl. Anl. 1095 Russ. Anl. Hamb. Cert. 165. Boln. pr. ult. 125. Dan. 733.

St. Petersburg., 2. Märæ. Hamburg 3 Mon. 933. Silber- Kubel 363 Kop. 5proc. Inserip-

tionen in Bank- Ass. 137.

Neue st

Paris, 4. Maͤrz. 108 Fr. 65 Cent., sin. Cour.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

108 Fr. 8

3proc. Rente . compt. 82 Fr. 0 Cent.; 5proc. Neapol. 92 Fr. ö

e Böͤrsen⸗Nachrichten.

15 Cent., fin cour. 82 Fr. 30 Cent.; 5proc. Rente per compt. 75 Cent.; Span. Rente perp. 713 gr.

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ö. ö * ö ö. 441

Redaeteur John. ¶Mitredactenr Cottel. ö

drei uͤbigen Kandidaten zu einer zweiten Abstimmung geschritten

bastiani, Agier, v.

büuhrt, obgleich diefer eben so viel Stimmen als Jener hatte)

Journal du Commerce stellen Betrachtungen uber die obige

auf 175 stieg. Aus diesem Umstande läßt sich mit ziemlicher

All ge

ische St

meine

aats-Zeitung.

Berlin, Sonnabend den sten Maͤrz

Amtliche Nachrichten. Kronitk des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem pensionirten Thor⸗ Controlleur André zu Frankfurt a. d. O. das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.

Adbgerei st: Der außerordentliche Gesandte und bevoll— maͤchtigte Minister am Koͤnigl. Daͤnischen Hofe, Graf Ana— thasius von Raezinskt, nach Kopenhagen.

Zeitungs-Rachrichten. Ausland.

Frankreich.

Deputirten Kammer. In der Sitzung vom 4. März, bei welcher die Minister des Innern und der Ma⸗ rine zugegen waren, beschaͤftigte die Kammer sich mit der Wahl der fuͤnf Kandidaten zur Praͤsidentenstelle. Die Baͤnke waren bei der Eroffnung der Session ziemlich leer, fuͤllten sich aber allmälig, so daß der um 25 Uhr beendigte Namens⸗ Aufruf 361 anwesende Mitglieder ergab, die absolute Majo⸗ Fität mithin 181 Stimmen betrug. Herr B. Constant, wel⸗ cher erst in den Saal trat, nachdem das Skrutinium bereits ae war, konnte fein Votum nicht mehr abgeben. Während die Skrutatoren die Wahlzettel sortirten, entspann sich ein lebhaftes Gespraͤch auf allen Punkten der Versamm— lung. Um 4 Uhr, wo jenes Geschaͤft beendigt war, verkuͤn⸗ digte der Praͤsident das Resultat desselben. Herr Royer⸗ Eollard hatte 225 Stimmen, Herr Casimir Peörier 190, der General Sébastiant 177, Herr von Berbis 131, Herr Delalot 130, Herr Agier 118, Herr von Lastours 116 u. 3 Da hiernach die Herren Nover Collard und Cas. Pẽé—⸗ rier die erforderliche Stimmen⸗Mehrheit erhalten hatten, so wurden sie zu Kandidaten proklamirt, und es mußte wegen der

werden. Die Zahl der Anwesenden hatte sich mittlerweile bis auf 372 vermehrt, so daß die absolute Majoritaͤt jetzt 187 betrug. Hr. Dela lot erhielt 1389 Stimmen, der Gene— ral Sebastiani 18, Hr. Agier 175, Hr. v. Berbis 121, Hr. v. Lastours 116, Hr. v. Chantelauze ebenfalls 116 u. s. w. Hr. Delalot wurde sonach, da er die bendͤthigte Stimmen— zaͤhl erhalten hatte, zum dritten Kandidaten fuͤr die Praͤsiden⸗ tenstelle ausgerufen. Wegen der Ernennung des vierten und fünften sollte am folgenden Tage zwischen den Herren Se— . Berbis und v. Lastours (welchem Letztern, da er alter als Herr v. Chantelause ist, der Vorrang ge⸗

ballotirt werben. Die Sitzung wurde um 57 Uhr auf— gehoßen⸗e· 3 , n.

Paris, 5. Maͤrz. Der Courrter frangais und das Sitzung der Kammer an. „Drei Kandidaten fuͤr die Praͤsidenten⸗ stelle/ „äußert das er stere Blatt, „die Herren Royer-Collard Cas, . Delalot sind gewahlt worden; dem General Sebastigni fehlten nur 3 Stimmen und Hrn, Agier 12. Hr, von Berbis dagegen, welcher hei der ersten Abstimmung 151

w

Mann ist.

kennt die

Stimmen hatte, erhielt bei der zweiten nur 121, waͤhrend Herr Sebastiani von 177 auf 183 und Herr Agier von 118

Bestimmtheit annehmen, daß die beiden letzteren ehrenwer⸗

then Kandidaten morgen die erforderliche Stimmen deh rheit

1830.

erhalten werden. Den beiden ministeriellen Kandidaten 1

Lastours und von Chantelauze, wurden nur 116 ̃ Theil, welche Zahl also als diejenige zu enn ,,,, Ministern in der Kammer zu Gebote steht.“ Das Jo ur⸗ nal du Commerce sagt: „Eine imposante Majoritäaͤt hat sich heute wieder in der Deputirten⸗Kammer gezeigt; das Mi⸗ nisterium erhielt nur 116 Stimmen für seine Kandidaten, 8 . der Opposition deren 225 zu Theil wurden; es lei det keinen Zweifel, daß letztere morgen, bei der Wahl des vierten und fuͤnften Kandidaten, sich desselben Erfolges zu er— freuen haben werde. Man darfuͤbrigens nicht vergessen, daß Hr. Delalot es war, auf dessen Vorschlag die Ville lesche Verwaltung mit dem Namen der beklagenswerth en gestempelt wurde.“ Auf diese letztere Aeußerung erwiedert die Gazette de Franee „Es scheint 8 26 3. ß 2 Herr 2 der Adressen⸗

ar es, der im Jahre 1821 eine rase gegen den Herzog von Richelieu in die Adresse e , Er hat. die Adresse gegen Herrn von Villele herbeigeführt und wird auch eine gegen Herrn von Polignae zuwege brin⸗ gen. Nur hinsichtlich des Herrn von Martighae ist er glimpf⸗ licher verfahren. So lange er nicht selbst Minister ist, wird er auch irgend ein Wort zu ersinnen wissen, um die Verwal⸗ tung zu stuͤrzen. Wir wollen doch sehen, ob er bei allen sei⸗ nen . 6 , erreichen wird.“

Das Journal du Cemmerce berichtet uͤber die obi Sitzung, Herr von Montbel habe, als * rrn Wir mit den Herrn Bourdean und Chabrol im lenhaften Gespraͤ⸗ che gesehen, sich ihnen lächelnd genähert, um an der Unter— haltung Theil zu nehmen; es seyen hierauf folgende Worte zwischen ihnen gewechselt worden: Hr. Mauguin: Wie sollte die Kammer nach dem Schlußsatze der Thron⸗Rede nicht auf— geregt seyn! Herr v. Montbel: Sie haben diesen Satz unrichtig verstanden; wir haben nur von dem äußern Ein flusse, welcher auf die Kammern zuruͤckwirken moͤchte, spre⸗ chen wollen nicht aber von der Wahl-⸗Kammer und ihren

esetzlichen Maaßregeln. Herr Mauguin: dann aber ha—

en Sie ganz das Gegentheil von dem gesagt, was

Sie sagen wollten. Herr von Montbel? Wir wer⸗ den uns von der Tribuͤne herab deutlicher erklaren. Hr. Mauguin: Wie, Ihren eigenen Journalen gegenüber? Sr. v. Montbel: Unsere Journale kennen unsere Gedan⸗ ken nicht. Hr. Mauguin: So desavouiren Sie dieselben. Hr. v. Montbel- Wir werden uns von der Tribuͤne herab erklaren. Hr. Mauguin: Wir wollen sehen. Die Ga⸗ zette de France zweifelt daran, daß . Gespraͤch statt gefunden habe, einmal weil der Schreiber des Journal du Commerce dasselbe, wenn gleich es laut gefuͤhrt worden, doch

nicht fuͤglich haͤtte hoͤren koͤnnen, und zweitens, weil kein ande—

res 3 anfuͤhre.

er Constitutionnel erinnert bei der gegenwartigen Stellung der 1 zu dem Wie fn , ö. diejenige vom Jahre 1821, wo sich die royalistische Partei zum Sturze des Herzogs v. Richelieu mit der liberglen ver⸗ band. Diese Majorität“, bemerkt jenes Blatt, „uͤberreich te dem Koͤni e eine merkwuͤrdig strenge Adresse. Jedermann ͤ Ursache davon. Die unparteiische Geschichte wird sie wuͤrdigen und zugleich erzaͤhlen, mit welcher Waͤrme die heftigsten Ausdrucke in jener Adresse gerade von den ,. der äͤußersten rechten Seite verfochten wurden. Was war die Folge davon? Man zuͤrnte Anfangs; der Hof der heute uͤber das Verfahren der Deputirten Kammer aul gebracht ist, suchte derselben damals, ungeachtet der sehr be— kannten Abneigung Ludwigs XVIII, gegen Herrn von Vill ele, den Sieg zuzuwenden; die Qpposition behielt die Oberhand, und das Ministerium fiel. Was giebt es denn fuͤr einen Unterschied zwischen heut und damals? Sollte, was damgls erlaubt war und gebilligt wurde, heute strafbar seyn? Ge—

wiß nicht; Alles wird vielmehr wie im Jahre 1826 enden.“