528
Hause Braganza Portugal streitig machen weil im Frieden von 1663 Karl II. nicht habe fuͤr seine Nachkommen entsa— gen können. —
Die vorangefuͤhrten Gruͤnde scheinen mir doch einige Zweifel an der Entscheidung des Hrn. A—r uͤber die Frage: wer Johanns VI. Thron, Folger sey? zu rechtfertigen.
Die 4Ate Frage: Auch in Absicht ihrer scheint mir Herrn A — r's Beantwortung nicht haltbarer als seine Verwerfung der alten Portugiesischen Reichs⸗-Staͤnde, mit dem Bemerken: daß sie durch dle Verjaͤhrung mehrerer Jahrhunderte außer Gebrauch gekommen seyen.
Da noch Johann VI. im feierlichen Patente vom 4.
Juli 1824 eben diese alten Reichs-Staͤnde foͤrmlich anerkannt und bestaͤtiget hat, so können sie nicht seit Jahrhunderten ver— altet seyn, und bis 1697 spielten sie notorisch noch eine be— deutende Rolle.
Reichs-Staͤnde sind aber doch wohl bei streitiger Thron— Folge die naͤchsten zu entscheiden, wem sie sich unterwerfen sollen. Oder soll bloße Gewalt entscheiden? Die Behauptung, daß sie zu entscheiden haben, fließt doch wahrlich nicht aus der absurden Theorie vom souverainen Volks-Willen. Auch setzen sie sich dadurch nicht, wie Herr A — r meint, uͤher ihren Fuͤrsten; denn es ist 3 gerade streitig, wer ihr Fuͤrst sey?
Mir scheint ferner, Dom Pedro habe seine Constitution fuͤr Portugal 1826 ohne diese alten Reichs-⸗Staͤnde gar nicht geben konnen: so wenig, wie Georg JV. ohne sein Parlament dergleichen koͤnnte. .
Berufen aber konnte Dom Miguel die alten Reichs— Staͤnde, auch ohne Koͤnig zu seyn, schon als Negent, wie auch Dom Pedro Brasilische Staͤnde berief, sogar ordnete, ehe er von seinem Vater als Souverain von Brasilien anerkannt, also selbst Souverain war. Waren in der Versammlung der Reichs- Staͤnde 1828 denn wirklich Unbefugte, wie der von Goa gewesen seyn soll, so war es Sache der Reichs⸗-Staͤnde, selbst daruͤber zu entscheiden, ihn hinauszuweisen oder zuzu— lassen. Abwesenheit der Deputirten einiger Staͤdte konnte auch des Reichstags Beschluͤsse eben so wenig annulliren, wie zufaͤllige Vakanz einiger Deputirten-Stellen die Beschluͤsse des Großbritanischen Parlaments.
Daß ich in meinen Fragen den Treu⸗Eid leicht behandelt haͤtte, das darf ich wohl nicht im Ernste widerlegen. Warum ich glaube, die meisten der literarischen Gegner Dom Miguels in Deutschland und Frankreich wuͤrden eifrig fuͤr ihn Partei nehmen, wenn Er die Constitution von 182765 gegeben hätte, das leuchtet wohl von selbst ein. .
Und wie, wenn sich nun gar bestaͤtigen sollte, was in ei— ner neulichen Schrift erzaͤhlt wird:
1) Daß Dom Miguel bei seinen Eiden auf die Consti⸗ tution von 1826 ausdrücklich zu Protokoll erklärt habe: er leiste sie nur mit Vorbehalt seiner Rechte, und also auf den Fall, daß diese nicht anerkannt wurden; - ö
2) daß selbst Dom Pedro befohlen habe, seine Constitu—⸗ tion den alten Reichs⸗Staͤnden zur Einwilligung vorzulegen, die Meisten aber, welche Dom Miguel extlirt hatte, dies nicht gethan haben? Unglaublich ist beides nicht. 2. .
.
ö nt m ach u . Die Loose zu der von dem unterzeichneten Verein unterm
12. August v. J. angekündigten Ausspielung des von dem
Mechanikus Herrn Sturm zu Suhl, nach Abzug von 150 Rthlr., die derselbe sich vorbehalten, fuͤr die durch Ueberschwem⸗ mung verunglückten Gegenden von West- und Ostpreußen ge— schenkten Tasten-Instruͤments: Aelodikon genannt, sind jetzt bis auf 30 Stuͤck abgesetzt. Es wird daher die Ausspielung selbst nach dem der Bekanntmachung vom 12. August v. J. beigefügten Plane, am 22sten d. M., Vormittags um 12 Uhr, oͤffentlich in dem hiesigen Lotteriehause (Markgrafenstraße Nr. 47) in Gegenwart einiger Mitglieder des Vereins erfolgen, und die Nummer a , Looses, auf welches das Justru— ment gewonnen worden, bekannt gemacht werden.
) Obwohl uns bereits uber denselben Gegenstand wie⸗
derum einige Aufsaͤtze zur Aufnahme mitgetheilt wörden sind, so
nehmen wir doch Anstand, der . einer, bis jetzt noch mehr der Politik als der Geschichte angehör serem Blatte noch weiter. Raum zu geben. 24
2. . Die Redaction.
Gedruckt bei . W. Hayn.
Elbinger do.
enden Frage, in un⸗
— 0 m
Wer von den unabgesetzten Loosen noch welche zu haben wuͤnscht, kann solche zu dem planmaͤßigen Preise 9 . 5 Sgr. bei dem Geheimen expedirenden Haupt⸗Banko⸗Secre⸗ tair, Hrn. Legavi, auf der Bank erhalten.
Berlin, den 8. Maͤrz 1830.
Der Verein zur Unterstuüͤtzung der durch Ueber— schwemmung verungluͤckten Gegenden in West— und Ostpreußen und in Schlesien.
Königliche Schauspiele.
Sonnabend, 13. Maͤrz. Im Schauspielhanse: Die Braut von Messina, Trauerspiel in 4 Abtheilungen, von Schiller. Sonntag, 14. März. Im Opernhause: Die Wiener in Berlin, Posse mit Gesang in 1 Aufzug, von C. v. Hol— tei. ierauf, zum erstenmale wiederholt: Röschen Aescher⸗ ling, Feen-Ballet in 2 Abtheilungen, vom Koͤnigl. Ballet— 6 Titus. (Hr. Rozier: Prinz Ramiro, als letzte Gast⸗ rolle. Im Schauspielhause: Der Diplomat, Lustspiel in 2 Ab⸗ theilungen, aus dem Franzoͤsischen. Hierauf: Hans Luft,
Montag, 15. Maͤrz. Im Opernhause: Hamlet, Prinz von Daͤnemark, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Sha⸗ kespeare, nach Schlegels Uebersetzung.
dramatische Skizze in 3 Abtheilungen.
Im Schauspielhause: La prenniere représentation de: Marie Mignot, piece historique nouvelle en 3 époques, par MM. Bayard et Paul Dupori.
Koͤnigsstädtsches Theater.
Sonnabend, 13. Maͤrz. Die Majoratsherren, Melo⸗ drama in 3 Akten.
Sonntag, 12. Maͤrz. Das Maͤdchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionair, großes romantisches Ori⸗ ginal-Zauber-Maͤhrchen in 3 Akten, von Ferd. Raimund; Musik vom Kapellmeisier Drechsler.
Montag, 15. Maͤrz. Das Schloß Greifenstein, oder, Der Sommtschuh, Gemaͤlde der Vorzeit in 5 Akten, nebst einem Vorspiel, genannt: Zulima. .
Berliner Börse. Den 12. März 1830. ⸗ Amtl. Fonds- und Geld Cours. Zettel. ¶ Pretss. Cour.)
k 3 82 1017 101 Schlesische do. i057 Pomm. Lom. do. 105 k. do. 1095 98tp . d0. lo] Rü c kt. C. d. mk do. do. d. Nnik.
Zius : S ili. q. Km.
dito d. Nnik.
St. · Schuld- S eh. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Kurm. Ob. n.. C. Neœuiu. Int. SRli.d. Herl. Stadt- ôb. kKönigsbg. do.
ol
Dan. 9. in IIZ. VW estpr. Pldb. A.
dito dito B. Grosshrꝛ. Pos. do. Ostpr. Ptanihrł. Pomm. Pfandhr. Kur- u. Neum. do.
Auĩs wärtige Börsen. Frankkurt 2. M., 8. Märrxnæn. Oosterr. 5proc. Metall. 10933. 4proc. 33. . Iproc. 278. Bank- Actien 1596. Part-Oblig. 1383. Loose zu 100 FI. 1845. Alles Geld.
Nene dito Friedrichsd or. Disconto ....
.
S . b m-, - = ü . r ö n r.
Hamburg, 10. MärTa.0 45 Oesterr. 5proc. Metall. 104. 4proę. 88. Part- OQulig, 1393. Bank Actien 125. Russ. Engl. dul. 1094. Russ, Anl. Hamb. Cert. 105. Dän. 733. Poln. pr. 31 Mürz . 29 Neap. 97*. Falc. 915. Preuss. 4proc. von 1830: 993 2 NI. n. E.
. Wien, 6. Mürz. . 5proc. Metall. 1o33. 4proc,. 97. Loose zu 100 FI. 1831. Bank Actien 1320.
Redactenr Joh n. Mitrebactenr Caott el.
sind bereits 7 Schiffe
Allge
meine
Preußische Staats-Zeitung.
6 73.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben die Friedensrichter Will— mann zu Lissa und Jasielski zu Kosten im Großherzog— . Posen zu Justizraͤthen Allergnaͤdigst zu ernennen ge— ruhet. .
; Des Koͤnigs Majestaͤt haben geruhet, den Qber-Lanbes— gerichts⸗Assessor Schutz zum Justizrath bei dem Stadtgerichte zu Breslau zu ernennen.
Der bisherige Ober-Landesgerichts⸗Referendarius Kaß— mann ist zum Justiz, Kommissarius bei dem Kreis- und Stadtgerichte zu Maͤrkisch-Friedland und den Land- und Stadtgerichten zu Deutsch-Krone und Schloppe, so wie dem Patrimonial⸗Gerichte der Filehner Guͤter, mit Anweisung des Wohnorts in Maͤrkisch Friedland, bestellt worden.
Angekommen: Se. Durchlaucht der General der In— fanterie und Gouverneur von Luxemburg, Landgraf Lud— wig von Hessen⸗Homburg, von Luxemburg.
— — — — — —
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
Ruß lan d.
Odessa, 24. Febr. Das Eis, das unseren Hafen und einen Theil des Meeres bedeckte, ist geschmolzen oder vom Winde zerbrochen und vom Strome fortgefuͤhrt worden. Es ĩ i hier angelangt, von denen das letzte Konstantinopel vor Tagen verlassen hatte.
Vor einigen Tagen wurde in der hiesigen Hafen-Qua— rantaine ein Desterreichischer Matrose von seinem Stuben⸗ Kameraden, einem Neapolitanischen Matrosen, mit dem er bisher im besten r, ,. gelebt hatte, in der Nacht und im sesten Schlafe uͤberfallen und mit einem Beile am Halse verwundet. Hierdurch erweckt, sprang er auf, wehrte sich verzweifelt, sprengte in der Todesangst die Thuͤre des Gemachs und eilte Huͤlfe rufend und von dem Neapolitaner verfolgt den anstoßenden Corridor entlang, wo dann jener, von herbeigeeilten Personen umringt und außer Stande, zu entfliehen, mit den Worten: „Gott allein kann meine That richten“, sich ein Messer ins Herz stieß und darauf leblos nieder fiel. Begierig ist man, den Gr ß zu diesem Verbre—⸗ chen zu erfahren; viele glauben, der Thaͤter sey wahnsinnig gewesen. Die Wunden des Oesterreichers sind zwar beheu—= tend, jedoch dem Vernehmen nach nicht toͤdtlich.
Polen. .
Warschau, 9g. Maͤrz. Das auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers dem Tuͤrkenbezwinger Koͤnig f, II. von o! in der ,, Kapuziner⸗Kirche errichtete prachtvolle Monu⸗ ment von weißem Marmor hat folgende Inschrift erhalten: V Servandis Praecordiis
Invictissimi Principis Johannis III. Poloniarum Regis Ob Fusas Sacpius Turcarum Copias Et Liberatam ab Obsidione Viennam Clarissimi Praedegessori Suo Augustissimus Fotius Russia Imperator Nicolaus I. Rex Poloniae Monumentlum hoc F. C. Anno
Rp Cob Xl.
Berlin, Sonntag den 14ten Marz
1830.
Se. Maj. der Kaiser haben die Dedicatiot ö des Herrn Witwicki uͤber die Bienenzucht in 2366 646 die des geschichtlichen Werkes des Herrn Golebiowskt für den Elementar-Gebrauch anzunehmen und zu befehlen geruhet daß von dem ersteren Werke 190 Exemplare fuͤr Hoͤchst Jhrẽ Rechnung angekauft und dem Herrn Gotebiowski eine Dre u, . 16. , ar erh werden solle.
on Seiten der hiesigen Regierungs-Kommission
Schatzes ist eine Verordnung bekannt . 2 , nach die Inhaber von Schatz-A1Assekuranzen und Anerkennt— nissen der Central-Liquidations-Kommission aufgefordert wer— den, sich an die Polnische Bank, Behufs Empfangnahme der ihnen zustehen den Zahlungen, zu wenden. Eine Nachweisung derjenigen Inhaber solcher Assekuranzen und Anerkenntnisse, welche sich deshalb bis jetzt noch nicht gemeldet haben, ist denn hiesigen 6 beigefuͤgt worden.
Unsere Besorgnisse wegen Austretens der Fluͤsse in un— serem Königreiche haben sich leider bereits bestaͤtigt. In der Wo jewodschaft Kalisch hat der Prosnafluß bedeutende Ver— heerungen angerichtet. Ein großer Theil der Stadt Kalisch, welche von diesem Flusse . durchschnitten wird, steht unter Wasser. Die Uferbewohner haben ihre Wohnun—
gen, welche dem Wasser Preis i sind, verlassen muͤssen. )
Die Eisdecke auf der Weichsel bei unserer St noch nicht gehoben. serer Stadt hat sich
In der Druckerei der Bank befindet sich jetzt das er Heft der von dem Herrn Chatomowski . 3 se el des Königreichs Polen mit Texten in
ö . der 6 l Poltfischer. Franzoͤsischer und Deutscher Sprache unter der
Presse. Diesem Hefte werden 7 Zeichnungen beigefuͤat
soll bis zur Beendigung des ganzen 3 . J
. . erste belt die Ueberzeugung
gewähren wird, daß die Kosten dieses Werkes durch
3 pe e, * .
m Dorfe Modlowo ist eine Bäuerin von 5 Ki
entbunden worden, die indessen nur kurze Zeit gelebt 1 Die Mittelpreise des Roggens sind etzt ar 9 Fl. der
. 9. Weizens 21 Fl., der Gerste 77 Fl. und des Ha⸗
fers 67 Fl. 3
Frankreich.
Deputirten⸗Kamm er. Die Sitzung vom. in welcher, wie Tages zuvor, von den Mun tern nur . Innern und der Marine zugegen waren, begann mit einem Ballotement zwischen den Herren Sebastiant, Agier, v. Ber bis und v. Lastours, Behufs der Wahl des vierten und fuͤnf⸗ ten Kandidaten fuͤr die Praͤsidenten⸗Stelle. Der Namens; Aufruf ergab 367 anwesende Deputirte. Herr Agier erhielt 206, Herr Sebastiani 200, Herr v. Berbis 170 und Herr v. Lastours 144 Stimmen. Die beiden Ersteren wurden sonach, da ihnen die meisten Stimmen zu Theil geworden waren, zum vierten und fuͤnften Kandidaten proklamirt, und die Kammer beschloß, daß die nunmehr vollstaͤn dige Kandidaten⸗ Liste, bestehend aus den Herren. Royer-Collard, Ea. Périer, Delalot, Agier und General Sebastianti, dem Koͤnige zur Wahl des Praͤsidenten von dem provisori⸗ schen Buͤreau der Kammer vorgelegt werde. Die Versamm⸗ lung schritt hierguf zu einer zweiten Abstimmung, Behufs der Wahl der vier Vice⸗Praͤsidenten. Die Zahl der Stimmen⸗ den belief sich jetzt auf 362; absolute Majoritaͤt 182. Herr Dupin d. Aeltere erhielt 178 Stimmen, Herr Dupont v. d. Eure 155, Herr Girod 136, der Vicomte von Martignac 190, Herr Bourdeau 938, Herr v. Berbis 9 u. s w. Da hiernach kein Einziger von Allen die erforderliche Stimmen zahl erhalten hatte, so sollte das Skrutinium wiederholt wer— den. Es war indessen schon so spaͤt, daß die Versammlung es vorzog, diese Abstimmung, so wie die Wahl der vier Se— eretaire, auf den folgenden Tag zu verlegen.