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— In den letzten Tagen des vorigen Monats ist (Nach⸗ richten im Hamburger Korrespondenten zufolge) von Wien eine kleine Abtheilung vom Bombardier- und Raketen Eorps mit Petarden und Brandraketen an die Kroatische Graͤnze abgegangen, um dort in Verein mit andern Truppen⸗ Gattungen die Raubnester der immer mehr uͤberhand nehmen, den Banditen, mit Bewilligung der Pforte, von Grund aus zu zerstoͤren. Es muß beiden Regierungen daran gelegen seyn, dem Unwesen dieses Gesindels Einhalt zu thun, da jene Hor⸗ den sich taglich vermehren, und die Sicherheit friedlicher Un⸗ terthanen durch die Kuühnheit dieser Halbwilden sehr gefaͤhr⸗ det wird. .
Schweiz.
Zuͤrch, 6. Maͤrz. In der vierten Sitzung des großen Raths des Kantons Luzern am, 141, Februar wurde uͤber das Kreisschreiben des Vororts hinsichtlich einer wegen der
Einfuͤhrung des neuen Straf⸗-Kodex für die Schweizer⸗Trup⸗ pen in Frankreich einzuleitenden Unterhandlung und uͤber
einen hierauf begruͤndeten Antrag des kleinen Raths ein Kom⸗
missional⸗Bericht angehört. Die Meinungen darüber waren mehrfach von einander abweichend. In der darauf folgenden fuͤnften Sitzung am 12. Febr, wurde nach Verlesung des . in AÄnregung gebracht, daß, da der Vorort die zeheimhaltung seines Rundschreibens und dessen, was auf die Unterhandlung mit Frankreich wegen Einfuͤhrung des Militair— Straf⸗Koder Bezug hat, wuͤnsche, diese Geheimhaltung be⸗ schloffen werden mochte, und zwar fiel der Antrag dahin aus: daß diese Geheimhaltung , anbesohlen und demnach jede oͤffentliche Eroͤrterung des jegenstandes untersagt wer—
den mochte. Dagegen aber erhoben sich mehrere Stimmen, indem sie vorstellten, daß eine solche unbedingte Geheimhal⸗ tung in dem Sinne, daß der Gegenstand gar nicht oͤf—
fentlich eroͤrtert werden duͤrfe, nimmermehr angeord— net werden könne, denn Jedermann stehe das Recht zu, seine Gedanken uͤber gleichviel was für Gegenstände frei zu äußern, und wenn demnach jemand, auch ohne naͤhere Kenntniß von Aktenstuͤcken, einen raisonnirenden Aufsatz uͤber die Zweckmaͤßigkeit einer Unterhandlung zwischen Frankreich und der Schweiz, uͤber den dabei einzuschlagenden Pfad, uͤber den wahrscheinlichen Ausgang derselben u. s. w. schrei— ben und oͤffentlich bekannt machen wolle, so duͤrfe er hieran nicht verhindert werden., Auf aͤhnliche Weise lese man in den oͤffentlichen Blattern Abhandlungen uͤber die wichtig sten poli⸗ tischen Fragen, die in Unterhandlung liegen, wie z. B. uͤber die Griechisch⸗Tuͤrkische Angelegenheit, ohne daß es bis dahin selbst den großen Potentaten eingefallen sey, solche Erörterungen verbieten zu wollen. Nur der Staatsrath des Kantons Waadt mache eine Ausnahme, der den Zeitungsschreibern in Lausanne jede Erorterung des Gegenstandes habe untersagen lassen; diesem Beispiele wolle man aber nicht nachfolgen. Demnach folle die Geheimhaltung nur in dem beschränkten Sinne, in welchem der Stand Luzern an der letzten Tag— satzung dem Conelusum uͤber Mißbrauch der Publizitaͤt in Hinsicht auf diplomatische Unterhandlungen beistimmte, an— geordnet werden, welchem zufolge Jemand nur dasjenige hin— sichtlich des obwaltenden . einstweilen nicht offen⸗ baren solle, wovon er von Amtswegen Kenntniß hat, und ein solches Verbot nur gegen die Magistraten als solche, nicht aber gegen Schriftsteller und Zeitungsschreiber zu richten ist. Mit 84 gegen 1 Stimme wurde diese letztere Meinung an— genommen.
Bern, 4. Maͤrz. Vor einigen Tagen kam ein Wagen in Gestalt eines Kastens mit Fenstern und einer Thuͤre durch unsere Stadt; in diesem Portativ, Zimmer befand sich eine Waadtlaͤndische Familie, aus einem Manne, einer Frau und fechs Kindern bestehend, die nach Ackerman an der Graͤnze Bessarabiens auswandern, wo sich unter dem Schutze der Russischen Regierung eine Schweizer Kolonie bildet. Die Auswanderer kuͤndigten an, daß ihnen binnen Kurzem zehn Familien nach demselben Bestimmungsorte folgen wurden.
, Spanien. Pariser Blätter theilen Folgendes aus Madrid vom 25. Februar mit: „Der Koͤnig und die Koͤnigin von
Sicillen sind noch immer in Toledo. Die junge Koͤnigin
benutzt das jetzt eingetretene schoͤne Wetter zu häufigen Spa— ziergaͤngen auf dem Prado. — Der Graf Casa-Sarxia ist an die Stelle des mit Tode abgegangenen General- Lieute— nant O Donel zum General-Direktor der Artillerie ernannt worden. — Die vor Kurzem ernannte Kommission wegen Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld hat schon mehrere Sitzungen gehalten. Man erwartet in einigen Tagen, die Bedingungen der von der Regierung im Auslande abgeschlosse—
nen neuen Anleihe in der hiesigen Hofzeitung zu lesen. — Die
consolidirten Vales sind auf 453 gefallen. Die Englischen Inhaber von Cortes-Bons haben den Beschluß gefaßt, einen Kommissarius zu ernennen, der auf die Konvertirung eines Theils der Hollaͤndischen Anleihe in dieses Papier antragen
soll. Die Franzoͤsischen Banquiers, so wie das Haus Hope
und Comp., in Amsterdam werden, wie es heißt, diesem Be— schlusse beitreten.“
Griechenland.
Der Courrier frangais theilt folgende Privat⸗Nach⸗ richten aus Navarin vom 10. Febr. mit: „Der Praͤsident befindet sich mit dem General Gerard in Aegina; der Gou—⸗ verneur von Napoli di Romania, Oberst Pisa, ist zum Ge— neral ernannt und nach Rumelien geschickt worden, um den General Dentzel dort zu ersetzen; seinen bisherigen Posten in Napoli di Romania hat ein Portugiesischer Philhellene, Namens Almeida, erhalten. — Das Thermometer ist hier nie auf 5 Grad unter Null gefallen. Dagegen haben Gewitter, Wind und Regen den Winter hindurch heftig getobt; besonders sind die Gewitter in diesem Lande furchtbar. Seit 3 Tagen
ist schoͤnes Wetter, und wir haben heute 12 Grad Warme im
Schatten. — Die Schiffe „Volage“, „Surprise“ und „Pa—
linure“ sind gestern von hier in See gegangen, um zu dem
Admiral von Rigny zu stoßen, der vor zwei Tagen von Aegina nach Smyrna gesegelt ist.“
Süd-Amerika.
Der Pariser Globe meldet nach einer Zeitung aus Buenos-Ayres vom 19. Dez., daß in Monte-Video in der Nacht auf den 14. Dez, ein Aufstand ausgebrochen ist; das großentheils aus Indianern bestehende zweite Kavallerie— Regiment drang in die Stadt und wandte sich nach der Mu⸗ nicipalitat, die von einem Detaschement Infanterie bewacht wurde. Die Aufruͤhrer wollten die Strafgefangenen befreien, wurden aber zurückgeworfen und griffen nunmehr die Cita—
delle an, mußten aber auch hier sich mit Verlust an Todten
und Gefangenen zuruͤckziehen.
— Handels⸗Briese aus Valparaiso vom 5. Dez, welche in Hamburg eingelaufen sind, melden (in Uebereinstimmung mit den gestern von uns mitgetheilten Nachrichten von daher) den Ausbruch neuer Unruhen in Chilt. „Kaum“, heißt es in einem jener Schreiben, „hatten wir uns von dem Schrek—
ken über die unlaͤngst stattgehabten Erdbeben erholt, als wir
von Neuem durch Uneinigkeiten, welche hier zwischen den
Parteien ausgebrochen sind, beunruhigt wurden. Es ist sehr
zu wuͤnschen, daß diese Zwistigkeiten bald beigelegt werden, damit der Handel, der durch diese Ereignisse dermalen ge⸗ hemmt ist, wieder in den fruͤheren Gang kamme. Die Ver— bindung mit St. Jago und anderen Orten ist jetzt unter⸗ brochen, und in ersterer Stadt hat ein Gefecht stattgefunden. — Die Milizen sind unter den Waffen, und es sind hier alle Anstalten getroffen, um die Stadt gegen etwanige Angriffe zu schuͤtzen Man kann sich deshalb um so mehr gesichert halten, als eine Englische und drei Franzoͤsische Fregatten , vor Anker liegen, welche zum Schutze des fremden Ei— genthums bereit sind und, falls der mindeste Angriff. au sel⸗ biges stattfinden sollte, sofort ihre Mannschaften an's Land setzen wuͤrden. — Man hegte die Hoffnung, daß durch eine neue Praͤsidenten⸗Wahl 2A in Ordnung kommen und die Ruhe wieder hergestellt werden wuͤrde.“
K
Berlin, 14. Maͤrz. Aus Frankfurt a. d. O. wird unterm 12. Maͤrz geschrieben: Der Ausfall der fuͤr den Großhandel nun beendigten hiesigen Reminiscere-Messe
war diesmal mittelmäßig. Nach einem so ungewoͤhnlich stren—
gen und anhaltenden Winter, wie der gegenwärtige, war von Seiten des Handelsstandes kein großes Geschaͤft erwartet
worden, und die Verkaͤufer hatten daher auch weniger Waa⸗
ren hierher gesandt, als zu den vorjaͤhrigen Messen; sie wa⸗ ren also auf einen geringeren Absatz vorbereitet. Dessenun— geachtet wurde viel geklagt, besonders von Seiten der Baum⸗
wollen⸗, Wollen⸗ und Seidenzeugwaaren⸗Handlungen. Mit
Tuch ist der Absatz gut ausgefallen. Es hatten sich dazu Käufer nicht nur aus Deutschland, namentlich Hannover, so wie aus Baiern, Wuͤrtemberg, Frankfurt a. M. und von mehreren Orten des Unter-Rheins, sondern selbst aus Tiflis eingefunden, und es wurden bedeutende Quantitaͤten durch sie abgefuͤhrt. übrigen Waaren, aus Brody, Krakau und andern Polnischen Städten. Inlaͤndische Einkäufer waren aus Berlin, Stettin, Danzig, Königsberg, Posen, Breslau und andern kleinern
Auch fehlte es nicht an Einkaͤufern zu den
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Staͤdten zahlreich auf dem Platze; aus Magdeburg und den westlich gelegenen Orten uͤberhaupt sind dagegen viele aus⸗ geblieben. Rohe Produkte waren wenig vorhanden und wurden fämmtlich verkauft. Die Preise der Wolle waren von den hordingiren und mittleren Qualitäten hoher, als auf den Messen des vorigen Jahres. Der Pferdemarkt war nicht stark besetzt. Die Pferde standen hoch im, Preise. Land⸗ pferde fanden wenig, Luxuspferde hingegen ziemlichen Absatz. Ein Unternehmen des Herrn Papenfuß, naͤmlich die Einrich—⸗ tung einer anstaͤndigen Restauration, wo man zu allen Tages⸗
zeiten gute Speisen und Getraͤnke erhalten kann, hat viel
Beifall gefunden. Wenn einerseits von den hiesigen Einwoh— nern daruͤber geklagt wird, daß die Meßfremden, sobald sie ihr Geschaͤft beendigt haben, gewoͤhnlich sehr eilen, um den
hiesigen Ort zu verlassen, so muͤssen andererseits die Verstaͤn— digeren auch zugeben, daß von Seiten der Kommune wenig
oder nichts geschieht, um den Fremden den Aufenthalt ange⸗
nehm zu machen. In unseren uͤbrigens recht huͤbschen Um⸗ gebungen sieht man die Stadtmauern und die Waͤlle noch in dem gat n e, wie das Mittelalter sie uns, wiewohl im Laufe der Zeit verfallen, hinterlassen hat; kaum daß ein schma⸗ ler mit einigen Bäumen besetzter Fußsteig eine Promenade um die Stadt erlaubt, und welches Chaos erblickt man auf dem Wege von der Bruͤcke, an der Oder entlang, bis zu der Lebuser Vorstadt! Dem Fremden, welcher die Meßstaͤdte deipzig, Frankfurt a. M., Vraunschweig oder auch nur Naum⸗ burg kennt, muß diese Vernachlaässigung aͤußerst auffallen. Möchte doch bald ein zweiter Muͤller ) dem Uebelstande bei uns abhelfen! J
— Nachrichten aus Kyritz vom 41ten d. zufolge hat auch in der Gegend von Wilsnack die Elbe durch Üebertreten der Ufer mannigfache Zerstoͤrungen und Ungluͤcksfaͤlle veran⸗ laßt, und es standen bei dem fortdauernden Steigen des Wassers noch mehr Gefahren fuͤr die dasigen Niederungen zu be— sorgen. Folgendes sind Auszuͤge aus Meldungen von Wilsnack vom 8 Maͤrß. Nachdem in den ersten Tagen des Monats das Wasser in der Elbe außerordentlich gewachsen war, brach in der Nacht vom Aten zum ö5ten die Eisdecke, und da zwischen den Doͤr— fern Quitzbbel und Abbendorff eine Eisstopfung entstand, stuͤrzten sich die Wogen mit furchtbarer Gewalt gegen die Deiche und burchbrachen dieselben an vier verschiedenen Stellen. Mit reißender Schnelligkeit ergoß sich nun der Strom uͤber die Elb⸗Niederüngen und setzte sie unter Wasser / so daß vte armen Bewohner kaum sich selbst und ihr Vieh von dem Un— tergange retten konnten. Mehrere Doͤrfer stehen unter Wasser, in Quitzoͤbel sind sogar einige Gebaͤude von der Fluth nieder⸗ gerissen, und das Wasser reicht bis an die Daͤcher, so daß
mehrere Ungluͤckliche aus dem zweiten Stockwerk gerettet wer—
den mußten. Es ist noch im Steigen begriffen, und das Ungluͤck, weiches noch bevorsteht, wenn das Wasser nicht bald faͤllt, ist gar nicht zu berechnen. Die Ueber schwemmung reicht bis an die Stadt Wilsnack; die Dorfer Quitzöbel, Haverland, Abbendorf und Gnersdorf befinden sich in der größten Gefahr; Lennewitz, Legde, Groß Luͤben, Nuͤhstaͤdt und Klein Luͤben stehen mehr oder weniger unter Wasser. — Vom 9. Maͤrz. Das Wasser ist wirklich noch gestiegen und in gleichem Maaße auch die Gefahr und Noth der armen Niederungs Bewohner. Bis dahin hatte die Fluth doch wenigstens noch keinem Menschen das Leben gekostet; doch auch dieses Trosts sollten wir durch folgenden gestern Nachmittag statt gehabten Ungluͤcksfall be⸗ raubt werden. Es bestiegen namlich 12 bis 15 Personen aus dem Dorfe Abbendorf einen Kahn, welcher sie nach dem Dorfe Legde, Meile entfernt und theilweise noch frei vom Was— ser, fuͤhren sollte. Da erfaßte eine mehrere Fuß dicke Eis— scholle das schwer belastete schwache Fahrzeug und . es um, wobei 5 Menschen sogleich ihren Tod in den Wellen fanden. Unter den Ertrunkenen waren 4 Kinder, deren Ael—⸗ tern, arme Tazeloͤhner, sich ebenfalls auf dem Kahn befan⸗ den. Den uͤbrigen Ungluͤcklichen gelang es, nahe stehende
Weidenbäume zu erreichen, von wo sie auf ihren Huͤlferuf
spaͤterhin gerettet wurden.
— Ein Schreiben aus Koblenz vom Sten d. M. ent— haͤlt Folgendes: Die große Kalte des Winters, welche in den waͤrmeren Rebenthaͤlern des Rheins und der Mosel hin und wieder 18 und 21 Grad erreicht hatte, hat einen sehr beden— tenden Schaden verursacht. Der Weinstock ist groͤßtentheils erfroren. Der Viehstand hat viel durch die Kaͤlte gelitten und wird es noch mehr durch taͤglich zunehmenden Futter—
SC. W. Muͤller war Buͤrgermeister zu Leipzig, und ist der Begruͤnder der aͤußerst schonen Anlagen um die Stadt, zu wel⸗ chen die ehemaligen Festungswerke umgeschaffen worden sind. Ihm ist von der Kommune ein kostbares Denkmal mitten in diesen Anlagen errichtet worden.
mangel. Das Eis des Rheins, welcher am 2. Februar bei einer naͤchtlichen Kaͤlte von 167 5! hier zugefroren war — ein seltenes Ereigniß, welches in dieser Strecke in 43 Jahren nur dreimal eingetreten ist, — hatte im Ganzen einen gluͤck— lichen Abgang. Am 25. Februar Mittags gegen 3 Uhr kam das erste stellenweise aufgebrochene und in Intervallen abge— hende Rheineis hier an, und am 6. Marz war die hiesige Rhein-Schiffbruͤcke schon wieder aufgefahren. Dagegen hat der fruͤher und zwar am 19. Februar eingetretene Eisgang der Mosel Schauder erregende Verwuͤstungen verursacht. An vielen Punkten entstanden durch die ungeheuren Eismassen momentane Stockungen des Abflusses und folglich aäͤußerst schnell emporsteigende Ueberschwemmungen, deren Zerstoͤrung unberechenbar gewesen seyn wuͤrde, waͤre nicht im Augenblicke des Eisbrechens der Wasserstand zum Gluͤck sehr maͤßig gewesen. Die groͤßten Verwuͤstungen erfolgten jedoch in den unteren Gegenden des Flusses und namentlich im Kreise Koblenz in der Naͤhe der Stadt. Als am 10ten Nachmittags 4 Uhr das Eis der oberen Mosel in der Naͤhe von Koblenz sich muͤhsam eine Bahn brach, wurde es durch das Eis des rech—⸗— ten Ufers, so wie durch das Rheineis am Einflusse des Stroms, daran gehindert und kaͤmpfte mit diesen Hindernis— sen bis 113 Uhr, wo es den Rhein hinah sich einen Ausweg verschaffte. Der Drang des Mosel-Eises war in der Zwi—⸗ schenzeit so groß gewesen, daß es das Rhein-Eis mehrere Stunden weit stromaufwaͤrts trieb, dessen Andrang bis zu der 27 Meile entfernten Stadt Boppard gespuͤrt wurde. Waͤhrend dieses achtstuͤndigen Kampfes war auch der Rhein auf 25 Fuß gestiegen, und der untere Theil der Stadt Ko— blenz wurde in der größten Schnelligkeit über schwemmt. Nach⸗ dem in dieser Art das Mosel-Eis Abfluß bekommen hatte, fiel auch das Wasser. Am Morgen, welcher auf diese wahrhaft angstvolle Nacht folgte, sah man ein furchtbares Schauspiel von der Gewalt des Elements und von Zerstoͤrung. An den Ufern von Ehrenbreitstein, Koblenz, Neuendorf und der Veste Franz sah man drittehalb bis 3 Fuß dicke Eisschollen in Mafsfen von 20 bis 24 Fuß hoch aufgethuͤrmt, Gartenhäͤuser und Mauern an dem linken Moselufer zerschmettert, Baume niedergerissen, Schiffe zum Theil zertrümmert, zum Theil 500 bis 800 Schritte weit vom Ufer auf die Felder geschleu—⸗ dert c., so wie die Landstraßen nach Trier und Koln durch die Eismassen versperrt. Der groͤßte Schaden wurde in der Nähe von Kobtenz an den auf dem Rhein und der Mosel liegen— den Schiffen angerichtet und dadurch ganze Familien ruinirt. 33 dieser mehr oder minder bedeutenden Schiffe wurden theils zusammengedruͤckt und zerstoͤrt, theils beschaͤdigt und theils mit dem Eise fortgetrieben; die ersteren liegen noch groͤßtentheils im Trockenen und zwischen Eismassen einge— klemmt. In den naheren stromaufwaͤrts liegenden Ortschaf⸗ ten hat die Mosel, welche daselbst mehrere Fuß hoher als in der merkwuͤrdigen Ueberschwemmung von 1784 angeschwollen war, an Gärten, Weinbergen, Baͤumen und Gebaͤuden viele Zerstoͤ⸗ rung angerichtet, ganze Wohnungen und Wirthschaftsgebäude zertrümmert, gefuͤllte Weinfässer zerdruͤckt, Vieh ertraͤnkt ꝛc. Unter allen aber litt am meisten das 3 Stunden von hier liegende Dorf Lay. Auf diesen Punkt hatte sich die ganze Wuth des Elements concentrirt, und die Einbildungskraft kann das Bild nicht ausmalen, welches sich dort am folgen⸗ den Tage dem Auge darbot und zum Theil noch darbietet. Auf der Flußseite haben sich in einer Breite von mehr als 50 Fuß Eismassen von 40 bis 50 Fuß Höhe aufgethünmt, deren Wegschaffung unmoͤglich war, weshalb man sich damit begnügen mußte, nur eine nothduͤrftige Communication her⸗ zustellen und die uͤbrige Bemuͤhung ganz den Wohnungen zu widmen. Im Orte selbst wurden 8 Wohnhaͤuser zer⸗ stoͤrt und vom Eise begraben; 13 andere standen nur noch vom Eise gestützt; 19 andere sind zum Theil betrachtlich be⸗ schaͤdigt und 25 Staͤlle und Scheunen entweder eingestuͤrzt oder werden vom Einstuͤrzen nur noch durch die sie umla⸗ gernden Eismassen abgehalten. Außer dem Schaden an Gebäuden, Weinbergen, Wein, Gaͤrten ꝛc. haben 200 Men⸗ schen ihre Vorraͤthe an Lebensmitteln, ihre Mobilien, Klei⸗ dungsstücke ꝛE. verloren und sahen sich ohne Obdach der Noch und dem Elende preisgegeben. Die Magßregeln, welche die Koͤnigl. Reglerung eben so schnell getroffen hatte, als schleunige Hülfe noͤthig war, haben theils durch Gelduͤber⸗ weisungen, theils durch veranlaßte Kollekten an Lebensmitteln, Kleidungsstuͤcken und Geld die Ungluͤcklichen gegen die erste Noth gesichert. Um augenblicklich der Noth zu steuern, war die Herstellung der Communication durch Befreiung des Leinpfades sowohl als des Dorfes von den Eismassen nsthig, zu welchem Endzwecke Se. Excellenz der kommandirende General, Herr von Borstell, mit der hier schon so oft bethaͤ—
tigten Bereitwilligkeit, den Leidenden zu helfen, eine Huͤlfe