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aber das zu lachen, was ich sage. (Wiederholtes Gelaͤchter) Ich will mich gar nicht für mehr, als einen hausbackenen Tandedelmann ausgeben; so lange ich jedoch auch Par⸗ lamentsmitglied bin, will ich gewissenhast aufstehen und meine Pflicht thun.“ — Mehrere Oppositions— Mitglieder gaben bei einer hierauf folgenden wiederholten Phrase ihre Ungeduld ziemlich deutlich ju erkennen, worauf der Redner fortfuhr: „Hier koͤnnen Sie mich in Gottes Namen ver— wirren wollen, es soll mich nicht außer Fassung bringen; ich möchte jedoch dem Herrn gegenuͤber nicht rathen, mich außer⸗ halb dieses Hauses so chikaniren zu wollen; ich erklaͤre ihm, daß ihm das Interesse des Landes nicht am Herzen liegt. — Der Sprecher rief hier den Redner zur Ordnung. — „Ich möchte nicht,“ fuhr der Oberst fort, „um alles in der Welt willen der Ordnung zuwider handeln; alles was ich beabsich— tige ist eine wahre Schilderung von dem Zustande meiner Eonstituenten. Ich will nur dem Lande Gerechtigkeit ver— schaffen (die Ungeduld des Hauses gab sich hier neuerdings zu erkennen). Ich will gehört seyn, Sir, ich will meine Pflicht gegen meine Constituenten thun und sollte ich jemals des Sitzes hier unwuͤrdig erscheinen, so will ich am margenden Tage das Haus verlassen. (Lautes Gelaͤchter). Ich wurde behindert in dem was ich sagen wollte, frage aber die Mit— lieder dieses Hauses, ob ich jemals einen von ihnen so be— indert habe?“ — Der Nedner kam nun auf seinen eigent— lichen Vorschlag zur Abhuülfe der Landesnoth und meinte man sollte nur einheimischen Schiffen gestatten, die La— dungen, die sie bringen, namentlich Getreide, Wolle u. s. w. unter Schloß zu legen; auslaͤndische Schiffe hingegen muͤßten, entweder ihre Waaren versteuern, oder wieder mitnehmen. „Was kann das dem Lande helfen,“ fuhr er fort, „wenn das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Montrose (Herr Hume) uns bis 3 hr des Morg:ns damit hier festhaͤlt, daß er sich der Bewilligung von 5000 Mann Truppen widersetzt? War doch das alles nür eine Farce! (Gelaͤchter.) Was sind 5600 Mann, Sir? Gar nichts! (Schallendes Gelaͤchter.) Ich habe mein ganzes Leben lang unter den Rothröͤcen ge, sebt und weiß also etwas von ihnen zu erzählen. (Zur Frage! ruft man von allen Seiten.. Ja, ja, zur Frage! Die Frage, um die es sich handelt, will ich ja eben beantworten. Was hat so eine Reduktion von 5000 Mann zu bedenten? Meine
Constituenten haben mich beauftragt, zu erklaren, daß sie, der Landesnoth ungeachtet, die durch Zeitungen vernommenen Be ⸗
hauptungen des ehrenw. Mitgliedes fuͤr Montrose verwerfen — ju erklären, daß eine unconstitutionellere Behgüptung noch nienials im Unterhause, d. h. in einem ordnungsmäßigen Un—
terhause gehoͤrt wurde. Sie verwerfen sie, verabscheuen sie“,
— (Lauter anhaltender Ruf zur Ordnung). Der Sprecher
erhob sich und machte dem Obersten bemerklich, daß es hoͤchst n . sey, die Vorgaͤnge des Hauses zum Ge— genstande solcher Mirtheilungen zu machen — noch mehr aber, dieser Mittheilungen im Hause selbst zu erwaͤhnen. Der Oberst Wil son ließ sich jedoch dadurch nicht zuruͤckhal⸗ ten, die Mäßbilligung des Humeschen Vorschlages nochmals — und zwar nun mehr in seinem eigenen, als im Namen seiner Konstituenten — auszusprechen und zuletzt die „wahre Schilderung von dem Zustande seiner Konstituenten,“ falls die Minister keine Ruͤcksicht darauf nehmen sollten, dem Throne seibst zu empfehlen. — Bei Gelegenheit einer einfa— chen Bewilligung fuͤr das Marine-Budget, die hierauf im Ansschusse des ganzen Hauses stattfand, fragte Lord Alt—
horp, was es für einen Grund habe, daß in der . Ze i⸗ 2
tung niemals eines brillanten Gefechtes bei Patras Er— waͤhnung geschehen sey? Die Englische Flotte habe sich da—⸗ selbst, als sie mit einer weit staͤrkeren Uebermacht in Collision ekommen, auf das tapferste ausgezeichnet; denn vie Tuͤrken ätten zu jener Zeit noch eine Flotte von nicht weniger als 59 Segeln gehabt, während Sir Edw. Codrington, der Eng— lische Admiral, sie mit geringer Macht zum Ruͤckzuge gendͤ— thigt und den Ruhm der Britischen Marine zu behaupten gewußt habe. — Sir G. Cockburn erklaͤrte, es sey ihm nicht bekannt, daß die Erwaͤhnung in der Hof ⸗Zeitung aus irgend einer besondern Ursache unterblieben ware. „Als wir,“ sagte er, „darauf bestanden, daß die Tuͤrkische Flotte sich zu⸗ ruͤckziehen muͤsse, geschah es, ohne daß Widerstand geleistet wurde. Ob ein Schuß dabei abgefeuert worden oder nicht, kann ich nicht einmal mit Gewißheit sagen.“ — „Hat man mich nicht,“ erwiederte Lord Althorp, „ganz falsch unter— richtet, so sind mehrere Schuͤsse dabei abgefeuert worden.“ — „Gleichviel,“ entgegnete Sir G. Cockburn, „in keinem Falle war doch, wie ich glaube, das Gefecht von der Art, daß davon in der Hof-Zeitung Erwaͤhnung zu geschehen brauchte.“ — Es kam hierauf (wie bereits erwähnt) die von Herrn Tenny son vorgeschlagene Uebertragung des Wahl—
rechts von East⸗Retford nochmals zur Sprache. Mehrere
Mitglieder, namentlich auch Herr Peel und * Duskis⸗ son äußerten sich ganz auf dieselbe Weise wie fruher uͤber diesen Gegenstand. Bei der diesmaligen Abstimmung ergab sich auch ein der fruͤhern ziemlich ähnliches Stimmen-Ver— haͤltniß; es zeigten sich naͤmlich 119 Stimmen dafur (das erste Mal 99) und 152 Stimmen dag egen (das erste Mal 126) so daß das Amendement durch eine Majoritaͤt von 33 Stimmen (von 26 St. das erste Mah verworfen wurde. — Herr O Connell machte den Antrag, daß in der Bill, welche das Wahlrecht von East-Retford auf den ganzen
Bezirk von Bassetlaiv ausdehnt, ausdruͤcklich vermerkt
werde, daß zur Verhuͤtung kuͤnftiger Mißbraͤuche, bei streitigen Wahlen durch Ballottement von den Waͤhiern ab— gestimmt werden solle. Er fuͤhrte dabei die Beispiele Frankreichs und Nord- Amerikas an, wo das Abstimmen der Waͤhler auf ahnliche Weise geschehe und machte nochmals auf die Nothwendigkeit aufmerksam, das eigentliche Volk mehr als bisher an der Repraͤsentation Theil nehmen zu laf— sen. — Hr. Peel widersetzte sich dem Vorschlage, zunaͤchst weil nicht angegeben sey, wie eigentlich das —— statt finden solle, alsdann aber weil dies nicht die rechte Ge— legenheit sey, die Annahme eines so allgemeinen Prinzipes vorzuschlagen. Wollte das ehrenw. Mitglied (Hr. O Connell) seinen Vorschlag in einer regelmaͤßigern Form machen, so würde er (Hr. Peel) bereit seyn, naher darauf einzugehen und die Gruͤnde, weshalb er sich widersetzen muͤsse, anzuge— ben. Vorlaͤufig bemerke er nur, daß durch Ballottement der Waͤhler neue Mißbraͤuche herbeigefuͤhrt, Bestechung aber und Corruption nicht vermieden werden durften. — Nachdem Sir Francis Burdett und Andere ihre Billigung des ge— machten Antrages ausgesprochen hatten, nahm zn Herr O Connell einstweilen zuruͤck, um, wie er sagte, nicht zu dem Vorwande Anlaß zu geben, daß er das Haus damit ploͤtzlich haͤtte uͤberraschen wollen. Er behielt sich jedoch vor, ihn bei der dritten Lesung der Bill in Bezug auf East-Ret— ford zu erneuern. ; . ⸗
— Im Oberhause fiel auch am 8. Maͤrz nichts Er— hebliches vor. Graf Stanhope zeigte an, daß der Herzog von Richmond, wegen Unwohlseyns, seinen Antrag auf Un— tersuchung des Zustandes der arbeitenden Klassen des Landes auf unbestimmte Zeit ausgesetzt habe. 3
— Im Unterhause wurde von Herrn Sadler ein Antrag in Bezug auf das Pasquill-Gesetz angekuͤndigt, nach—⸗ dem der Sprecher einige Ertaͤuterungen uͤber die parlamen— tarischen Gebuͤhren gegeben hatte, welche von Privat-Bills zu erlegen sind. Mehrere Bittschriften, die vornehmlich auf die Landesnoth sich bezogen, wurden wieder eingereicht und gaben zu einzelnen Erklärungen Anlaß; namentlich auch dem Lord Althorp. Sir G. Eockburn nahm diese Gelegen⸗
heit wahr, dem Lord auf die letzthin vorgelegte Frage in Be—
zug auf das Gefecht bei Patras (S. oben) noch eine auf nähere Erkundigung beruhende Erwiederung zu ertheilen. „Als,“ jagte er, „unser Admiral erfahren hatte, daß Pa—
drone Bey von Navarin abgegangen sey, um in Patras.
einzulanfen, näherte er sich demselben und machte ihm be— merklich, daß dieser Schritt eine Uebertretung des fruher ge⸗ gebenen Ehrenwortes seyn wurde. Padrone Bey antwortete
darauf in der gewohnlichen lakonischen Form der Mahome—
daner: „„Wenn Ihr uns erlaubt, nach Patras zu gehen, gut; wenn nicht, auch gut. Wir werden uns Euch jedoch nicht widersetzen, wenn Ihr. uns auch in den Grund bohren solltet.““ — Da das Tuͤrkische Geschwader seinen Lauf nach Patras darauf fortsetzte, so feuerte unser Schiff einen Schuß ab, der jedoch, was auch in der Absicht lag, keins der Tuͤrkischen Schiffe traf; es hatte indeß den gewuͤnschten Er— folg, denn Pabrone Bey nahm einen andern Weg und un⸗ ser Admiral. ging darauf nach Zante zuruck. Noch zweimal wurde inzwischen der Versuch von den Tuͤrken wiederholt. Das erstemal bemerkte man, daß sie mit Ibrahim Pascha
durch Signale kommunizirten, was jedoch keinen weitern Er—
folg hatte. Das zweitemal feuerten unsere Schiffe einige Schuͤsse ab, um die Tuͤrken zu noͤthigen, ihre Flaggen aufzu— ziehen. Padrone Bey ließ sah darauf von unserm Admiral eine geschriebene Bescheinigung geben, daß er durch Gewalt gezwungen worden, sein Unternehmen n, , denn da er den ihm zugekommenen Befehlen nicht nachgekommen war,
wuͤrde sein Kopf sonst gefauͤhrdet worden seyn. Das Tuͤrkische
Geschwader ging alsdann nach der Bucht von Navarin, ohne ein einziges Mal in allen drei Fallen unserm Admirale
sich widersetzt zu haben.“ — Lord Fohn Russel ruͤhmte die Tapferkeit und das ausgezeichnete Betragen der
Beilage
Beilage
zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 77.
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commandirenden Admirale des vereinigten Geschwaders in der beruͤhmten Schlacht von Navarin, und bedauerte es, daß eine geschichtliche Darstellung derselben erst seit wenigen Tagen durch einen Bericht in der „Foreign⸗Quaterly. Review“ versucht worden sey. — Die Marine ⸗Disciplin. Bill wurde zum ersten Male verlesen, worauf das Haus sich in einen
Subsidien⸗Ausschuß verwandelte. Bei der zunaͤchst vorge⸗
schlagenen Bewillignng von 16,143 Pfd. fuͤr das Britische Mu feunm beschwerte sich Hr. Hume daruͤber, daß dasselbe nur 3 Mal woͤchentlich üud zwar jedes Mal nur auf wenige Stunden dem Publikum geoͤffnet sey. In Folge der Hin— dernisse, die man dem Publikum in den Weg lege, hätte sich die Zahl der Besucher von 127,000 (im Jahre 1828) auf 68,000 (im Jahre 1829) vermindert; er sehe daher nicht ein, warum das Museum nicht 5 Tage woͤchentlich geoͤffnet seyn solle, besonders da die Beamten doch hoch genug salarirt werden. Herr Bankes erwiederte, die Beamten seyen 6 Tage woͤchentlich beschaͤftigt, wenn auch das Museum nur an 3 Tagen in der Woche dem Publikum ge— oͤffnet sey. Freunde und Empfohlene der Custoden werden auch an den anderen Tagen zugelassen. Habe sich auch die Zahl der Besucher aus dem Publikum im vorigen Jahre ver— mindert, so sey es doch erfreulich zu vernehmen, daß die Zahl der Kunst-Studierenden, die das Mustum besuchten, beden— tend zugenommen habe. Herr P. Thom son sprach den Wunsch aus, daß die Custoden des Britischen Museums dem Beispiele der Custoden der Koͤnigl. Bibliothek folgen mochten. Diese gestatteten nämlich jedem als achtbar erwiesenen Gelehr⸗
ten oder Studierenden diejenigen seltenen und kostbaren Werke,
die sie zu ihren Studien gebrauchten, mit nach Hause zu nehmen, und seyen dadurch der Verbreitung von Wissenschaft und Litera—⸗ tur gewiß sehr forderlich. — Die Anschlaͤge fuͤr die Ausga— ben der Armee wurden sodann in Erwaͤgung gezogen und saͤmmtlich bewilligt. (Auf Einzelnes werden wir noch zuruͤck— kommen. — Die Debatte über den von Hrn. Stewart am 4ten d. gemachten Antrag auf Vorlegung der auf die Nichter⸗Angelegenheit in Bombay Bezug habenden Papiere *) wurde hierauf fortgesetzt. Es ließen sich die Hrn. Hume, O Connell, G. Sankes, W. Wynn und Peel verneh⸗— men und kam dabei der vielbesprochene Brief des Lord El— lenborough neuerdings zur Sprache. Bei der Abstimmung
waren nur 15 Mitglieder fuͤr den Antrag; 106 aber dage⸗
gen. — Nach Beseitigung einiger anderen unerheblichen Ge— genstaͤnde vertagte sich das Haus um 2 Uhr.
London, 9g. Maͤrz. Der Koͤnig genießt fortwaͤhrend der besten Gesundheit und beschaͤftigt sich, dem Vernehmen nach, auf das angelegentlichste damit, die Beendigung des seinem verewigten Vater in Windsor zu errichtenden Denk— mals beschleunigt zu sehen. e
Se, Majestaͤt haben an die Stelle des verstorbenen Vice— Admirals Sir George Montagu, den bisherigen Comman— deur des militärischen Bath⸗Ordens, 1 Sir Tho⸗ mas Byam Martin, zum Großtreuz desselben Ordens er— nannt.
Dem Hof-Journal zufolge will uan wissen, daß der Herzog von Clarence, in Stelle des Sir Robert Stopford den Oberbefehl uͤber die Marine in Portsmouth erhalten werde, wobei auf alle irgend moglichen Ersparungan ganz be— sondere Ruͤcksicht genommen werden soll. z
Die Times enthalt einige biographische Notizen von dem kuͤrzlich verstorbenen Parlamentsgliede Herrn Lierney. Er war, denselben zufolge, ein Sohn eines Kaufmanns und am 20. März 1761 in Gibraltar geboren. Nachdem er sich anfangs den Rechtswissenschaften gewidmet hatte, wurde bald die Politik sein Lieblingsstudinm. Spater zeichnete er
sich bekanntlich neben For, Burke, Sheridan, Windham und
Pitt durch Beredtsamkeit und namentlich durch schlagenden Witz aus. Die vortrefflichen Eigenschasten seines Geistes, heißt es am Schluß dieser Notizen, konnten nur mit der ausgezeichneten Guͤte und dem aufrichtigen Wohlwollen sei— Herzens verglichen werden.
In einer zweiten Ausgabe seines Blattes hatte der Co u—
rier gestern erzaͤhlt, daß, Nachrichten aus Irland zufolge,
Lord Plunket, bei Abhaltung der Assisen von West-Meath, ermordet worden sey. Heute ergab sich jedoch, daß diese Neu— igkeit auf einem Mißverständnisse beruhe. Der urspruͤngliche
ericht aus Irland lautete namlich: „Heute Morgens be— gannen hier die Assisen; Lord Plunket, Richter. Ein Vater
von 16 Kindern, der Zeuge hatte seyn sollen, wurde gestern
) Vergl. Nr. Il der Staats zeitung.
Abend auf das Unmenschlichste ermordet.“ Un ü Weise war statt des Punktes nach dem k ein Komma gesetzt worden, so daß es den Anschein erhielt, als sey Lord Plunket der ermordete Vater von 19 Kindern gewesen. Der Courier hat demnach die zahlreichen Freunde des Lords ohne Ursache in große Unruhe versetzt.
Aus Leeds schreibt man, daß in der letzten Zeit die Zahl der dortigen unbeschaͤftigten Armen berraͤchtlich abgenom⸗ men habe, indem sich viele Weber des n edrigen Arbeitslohns
ungeachtet, dennoch endlich entschlossen hatten, zu ihren fruͤ—
heren Beschaͤftigungen zuruͤckzukehren. Die Handels berichte aus mehreren Theilen des Königreiches lauten immer güͤnsti⸗ ger, besonders zeigt sich bei Weitem mehr Lehen im Baum— wollen Wollen⸗ und im- Indigo⸗Zucker⸗ und Kaffee ⸗ Handel.
Von der neuen Kolonie am Schwanenfluß sind Nach— richten eingelaufen, die eine, nach der Meinung der Times, zwar etwas uͤbertriebene, schlechte Schilderung derselben lie⸗ fern, aber doch beweisen, daß man von dieser Unternehmung zu große Resultate erwartet hatte. „Die Kolonisten“, sagt die Times, „werden sich noch viele harte Anstrengungen und Entbehrungen gefallen lassen muͤssen, bis es ihnen gelingt, die Fruͤchte ihrer Arbeiten aus dem unkultivirten Boden einer volligen Wildniß zu ziehen.“
Nieder lande.
Aus dem Haag, 12. Marz. Die Sitzungen der zweiten Kammer der Generalstaaten vom 9. 10. und 11. d. M. waren fast ausschließlich der Fortsetzung der Berathungen uͤber die vielen bei der Kammer eingegangenen Bittschriften in Betreff der sogenannten National ⸗Beschwerden gewidmet. Der Antrag der Commission welche in der Sitzung vom 8. Maͤrz ihren Bericht uͤber diese Petitionen abgestattet hatte, lautete bekanntlich dahin, diefelben, mit Aus sonderung einiger wenigen auf das Nachweis-Buͤreau niederzulegen, wogegen Herr Donker-Curtius die gaͤnzliche Abweisung diefer Blttschriften, in welchen das Petitionsrecht nur gemißbraucht sey, verlangte; er wurde in diesem Antrage von vielen Ab—
geordneten der noͤrdlichen Provinzen unterstuͤtzt, während die
eine Opposition bildenden Deputirten der suͤdlichen Provinzen, die gern von Stassart und von Serus an der Spitze fur das Niederlegen auf das Nachweis-Buͤrean sprachen. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer wurden die Debatten uͤber die sen Gegenstand geschlossen und der Antrag der Commission, die Bittschriften mit Ausnahme einiger aufs Nachweis-Buͤ6reau niederzulegen, mit 88 gegen 11 Stimmen angenommen. — In der Sitzung vom 10ten hat die Central-Section ihren Bericht über den Ent—⸗ wurf einer neuen Criminal⸗-Gerichtsordnung erstattet, in wel⸗ chem der Justiz⸗Minister in Folge einiger Conferenzen mit der Lentral⸗Sertion mehrere Veränderungen vorgenommen hat. Die oͤffentlichen Berathungen uͤber diese neue Kriminal-Ge⸗ richtsordnung werden in der naͤchsten Sitzung beginnen.
Der von dem Bruͤsseler Gerichtshofe freigesprochene Abbes von Zinzerling hat am 9ten d. seine Funktionen als Vorsteher des Genter Waisenhauses wieder angetreten.
G est erreich.
Wien, 9. Marz. Die neuesten Nachrichten, welche von dem Naturforscher Joh. Natterer aus Brasilien vor einigen Tagen hier anlangten, sind vom 10. Juli v. J. aus Cidade de Matto grosso, in der westlichen Graͤnz-Kapitanie gleichen Namens gegen Bolivia. Er hatte diese große, noch nie frü⸗ her von einem Naturforscher besuchte Provinz, während eines Zeitraums von vier Jahren zweimal durchreist, und auf vier
Haupt⸗Standpunkten, oͤstlich zu Cuyaba, suͤdlich am Rio de
la Plata bei Caissara, westlich in Villa bella, und etwas nördlicher in San Vincente in naturhistorischer Hinsicht er— forscht. — Bei Abgang des Schreibens stand er eben im Begriff auf zwei Kaiserl. Booten den Guaporé“ und Ma⸗ deira⸗Fluß abwärts diese so sehr ungesunde Provinz zu ver— lassen, welche allgemein das Grab der Europäer genannt wird. Auch er wurde zweimal von jenen moͤrderischen Klimafiebern befallen, und war nahe am Tode, von welchem sein treuester Gefaͤhrte und Gehuͤlfe, der Kaiserl. Hof. Buͤch⸗ senspanner Sochor, am 13. Dez. 1826, in San Vincente und im darauf folgenden Jahre sein sehr brauchbarer Neger dahin gerafft wurden. — Seiner Abreise auf den Fluͤfsfen stellten sich zahlreiche Hindernisse entgegen, und er verdankt den endlichen, gluͤcklichen Fortgang nur der Freundschaft und Fuͤrsorge des wackern Kommandanten von Matto grosso, Tapitain Mor, J. P. de Azevedo. Die dort gesammelten