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Zusammenfluß der Kumara und des Kuban) erreicht, hah— ich dem kommandirenden Major den Einladungsbrief er, die Tscherkessen⸗Fuͤrsten der Umgegend abgegeben, der ihn sogleich abfertigte. Den andern Morgen begab ich mich sogleich nach der Kirche, die sich auf dem Tschung befindet. Die sonder— bare Lage dieser Ruinen, auf der Spitze eines steilen Felsens, nahm züerst meine Aufmerksamkeit in Anspruch; aber was mich besonders in Erstaunen setzte, war die Festigkeit und die Kunst ihres Baues. Die Woͤlbungen waren alle aus behauenen Steinen gebaut, die Bogen aus vortrefflichen Ziegeln. Der Felsen, auf dem sie steht, ist ein Porphyr, als Baustein hat man einen Sandstein benutzt, den man auf dem dem Tschung gegenuͤber liegenden Berge und am Kuban findet. Alle meine Bemuͤůhungen, Inschriften, Bildsaͤulen ꝛc. zu finden, waren vergeblich. Auf dem Abhange des Berges Tschuna, welcher gegen den Kuban gekehrt ist, habe ich mehrere unterirdische mit Stein ausgemauerte Graͤben gefunden. Ich kehrte den— selben Tag nach der Festung zuruͤck und fand am Fuße des Berges wieder einige Lager von Steinkohlen. Ich habe auch alle Inschriften Tscherkessischer Graͤher, die ich antraf, gezeichnet. — Den 16ten (25sten) ging ich den Ku— ban hinauf, bis zur steinernen Bruͤcke '); ich zeichnete die Tscherkessischen Grab⸗Inschriften, die sich daselbst finden, so wie ein altes und schoͤnes Grabmahl am Zusammenfluß der Te— berda und des Kuban. Auf dem rechten Ufer des Kuban habe ich eine Salzquelle entdeckt. — Als ich Abends nach der Festung zuruͤckkehrte, fand ich bei dem Major die vier Tscher— kessenfuͤrsten, an die der Einladungsbrief von Ew. Excellenz abgefertigt worden war, und welche mir auf alle meine Fra— gen nicht anders antworteten, als mit Betheuerungen, daß sie nichts wußten, und daß es gefaͤhrlich sey, sich von der Festung zu entfernen: man merkte deutlich, wie ungern sie es sahen, daß ich ihr Land naͤher kennen lernen wollte. Ich anwortete ihnen indessen, daß ich entschlossen sey, den andern Morgen abzureisen, um die andere Kirche an der Teberda zu besirchtigen. — Ich machte mich auch wirklich den 17ten (2hsten) auf den Weg, begleitet von den Tscherkessenfuͤrsten Loov und Ketschef, dem Kosacken-Ofsiziere Krasnow und 59 Mann Kosacken und eben so viel Infanterie. Wir ritten die Teberda hinauf. Unsere Tscherkessen fuͤhrten uns die fuͤrch— terlichsten Wege, von einem Ufer zum andern, oft uͤber ge— faͤhrliche Stellen, in der Hoffnung, mich von meinem Vor— haben abzuschrecken; aber ich ließ mich nicht irre ma— chen; und so kamen wir endlich, nach vielen Beschwerden, am Fuße des heiligen Berges an, auf welchem die Ruinen liegen, und der sich wohl 150 Faden uͤber den Spiegel der Teberda erheben mag. Der Berg ist so steil, daß wir un— sere Pferde unten lassen und zu Fuß hinauf klettern müß— ten. — Im Innern der Kirche sind mehrere Stellen aus der Leidensgeschichte Christi al Tresco auf die Waͤnde gemahlt; viele von diesen Mahlereien waren noch sehr gut erhalten. Im Hintergrunde, da, wo der Altar gestanden hat, befin— den sich drei Fenster, uͤber welchen ein großes Bild der Ma— ria, die ihre Arme ausstreckt; uͤber demselben unterscheidet man noch das Abendmahl der Apostel. Zwischen zwei Figu— ren befindet sich eine Inschrift, die ich kopirt habe. Diese Kirche ist aus demselben Stein erbaut, wie die Kirche auf dem Berge Tschuna, und aus welchem auch der heilige Berg besteht. Die Ziegel, die man an einigen Stellen angebracht hat, haben 8 Werschok im Quadrat und 1 W. Dicke, und be⸗— stehen aus einem sehr guten Thon. Das Dach ist mit Dach— ziegeln von alter Form gedeckt; der Fußboden ist ganz aufge— wuͤhlt, ich vermuthe von den Tscherkessen, die hier wohl nach S ätzen gesucht haben. Nicht weit von der Kirche besinden sich zwei Grabmaͤhler, das eine gewoͤlbt und gut gebaut, das andere mit Steinen bedeckt und schon ganz zerstoͤrt. Etwas weiter bemerkt man die Fundamente zweier kleinen Haͤuser. Diese und die Kirche sind von alten Eichen umgeben. Ich wollte die Nacht hier zubringen, um den andern Morgen weiter ziehen zu konnen; aber ich mußte endlich den Bitten meiner ö nachgeben, die nicht an einem solchen Orte bleiben en. dem Abhange der Berge befanden sich Graͤber und Kreuze. Endlich ritten wir durch die Teberda, nach dem rechten Ufer, wo wir reiche . und viele verlassene Aulen (Dorfer) antrafen; da die Nacht hereinbrach, so machten wir hier Halt und erwarteten den Morgen. Den andern Morgen, den 181en (30) erreichten, wir auf einem sehr guten Wege unsere Festung; man sah deutlich, daß die Tscherkessen mich mit Absicht den schlechtern Weg hingefuͤhrt hatten. Doch ich
) So nennt man eine Verengung, die der Kuban hier bil⸗ git wen gin nl cz en ich , ,, g, hinᷣ ergehen. ß man e . den selben schlagen ünd
Man führte uns einen andern Weg zuruͤck; auf
war zufrieden, denn ich hatte mein Ziel erreicht; die Tscher— kessen versicherten mich, ich sey der erste . 369 * neuerer Zeit diese Gegend besucht habe.“
Einer Kaiserlichen Verordnung zufolge ist bei der Uni— versitaͤt zu Helsingfors seit dem Jannar dieses Jahres eine 96 eingesetzte Ober-Censur-Verwaltung in Wirksamkeit ge⸗ reten. .
Gegenwaͤrtig studiren in Dorpat: aus Liefland 263, Esthland 90, aus Kurland 126, aus andern . 157, aus dem Auslande 11, zusammen C647, und zwar Theo— logie 8ü, Jura 89, Medizin 227, Philosphie 256. Aus dem Jahres-Bericht des Departements des auswaͤr⸗ tigen Handels geht hervor, daß im Laufe des vorigen Jahres die Gesammt-Einfuhr im ganzen Russischen Reiche, fuͤr welche die Zollgebuͤhren eingegangen stnd, 202, 648,313 Rußbet betrug,
und die Gesammt- Ausfuhr 253,934,164 Rubel, wonach die
Einfuhr von der Ausfuhr um 51,285, 851 Rubel uͤberstiegen wurde. Am bedentendsten hatte die Ausfuhr von Talg zuge— nommen; sie belief sich auf beinahe 44 Mill. Pud; dagegen ist beträchtlich weniger an Hanf ausgefuuͤhrt werden. Aus dem Schwarzen Meere wurden nach dem Friedensschluß mit der Pforte, vom 13. Okt. an, 313,000 Tschetwert Weizen ver— schifft, ungeachtet der herrschenden ansteckenden Krankheiten und des früh eingetretenen Frostes. Zugenommen hat der Handel auf dem Kaspischen Meere, an der Sibirischen Linie mit dem Chinesischen Turkestan, nach Persien und der Han— del nach Asien im Allgemeinen. Die Gesammt⸗Zolleinnahme
betrug 68. 285, 000 Rubel, also 5 Millionen mehr, als im Jahre 16328, und 35 Millionen mehr, als im Jahre 1823, fuͤr verschiedene Lokal-Verguͤustigungen
außerdem gingen gä5, 0900 Rubel ein. Der Werth der Wagren, die zu der im Januar d. J. zu Kiew gehaltenen Jahresmesse gebracht worden, betrug 1,465,450 Rubel; der Werth der zum Verkauf gebrachten
Pferde und Schafe belief sich auf 16,8090 Rubel; verkauft
wurden an verschiebenen Waaren fuͤr 626,875 Rubel.
Von der Regierung durch Geldbeitraͤge unterstuͤtzt, beab— sichtigt der seit mehreren Jahren in Moskau lebende Arzt Dr. Mandileny am 1. Juni dieses Jahres dort ein orthopaͤ— disches Institut zu eroͤffnen. Er hat zu dissem Zweck vor Kurzem „ne große Reise durch Europa gemacht und die hinsichtlich solcher Anstalten vorzuͤg ich ausgezeichneten Orte besucht. Zu konsultirenden Aerzten bei diesem neuen Insti— tute haben sich die bekannten Aerzte Dr. Loder und Dr. Rich⸗ ter angeboten.
Ein Beamter, der im Dezember v. J. in Kutaiß (Pro⸗ vinzialstadt von Imerethi) angelangt ist und um die Weih— nachtszeit von dort geschrieben hat, kann, Nachrichten aus Tiflis zufolge, die außerordentliche Fruchtbarkeit jener Gegend und das milde Klima nicht genug ruͤhmen. Er fand daselbst noch Weintrauben an den Reben hangen, frisches Gras, sogar bluͤhende Kraͤuter und die Bäume zwar entblättert, allein voll Leben und Sprossen. „Dort scheint“, schreibt er, „die Vegetation gar nicht zu rasten, und die Productionskraft der Natur ist so groß, daß die Henne im Dezember Eier legt und ausbruͤter, die Schafe zweimal im Jahre tragen.“ z
In Tiflis zeigte sich die erste Haͤlfte des Winters so ge— linde und heiter, wie es der Lenz im noͤrblichen Rußlande zu seyn pflegt, und die Garten und offentlichen Spatziergaͤnge waren wie gewuͤhnlich besucht. Im November fiel das Ther⸗ mometer allmaäͤlig und stand am 141ten (23sten) Mittags auf 6 Grad Waͤrme, am 26sten (3 Dez.) zum ersten Male un— ter dem Gefrierpunkte, und zwar in der Nacht auf 5 Grad Kalte, welche drei Tage anhielt; am 28sten (10. Dezember) auf 7 Grad Kaͤlte. Die strengste Kaͤlte im December war am 2östen, nehmlich 5 Grad, 5. Die groͤßte Barometer⸗ hoͤhe war am 1, Dezember Mittags, d i. 27,91 Pariser Zoll, die geringste am darauf folgenden Tage: 26,75.
Am 19. September zeigten sich unweit der Stadt Geor⸗ gjevsk Spuren der Rinderpest, begleitet von Entzuͤndung der Augen und des Magens. Das im vergangenen Monate in dem Dorfe Sredne⸗Jegarlizk stattgehabte Viehsterben, bei welchem 258 Stuͤck fielen, hat in den ersten Tagen d. M. aufgehoͤrt. ( ͤ
F ale n. . War schau, 14. Maͤrz. Einer Bestimmung des hiesi⸗ gen Verwaltungs-Rathes vom gten d. M. zufolge, ist die
Regierungs-Kommission der Einkuͤnfte und des Schatzes er⸗
maͤchtigt worden, den Landes⸗-Fabriken Erlaubniß⸗Scheine zur Einfuhr der Venetianischen und Marselller Seife gegen Ent— richtung einer Zoll⸗Abgabe von 12 1. Dan. vom Lentner fu ertheilen. Dagegen ist nach einer Bekanntmachung der 8. sigen Wojewobschafts⸗Kommisson die Einfuhr des zur Be—
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deckung von Galanterie⸗Gegenstaͤnden dienenden Glases ver—
oten worden. . . ; ‚ Das Eis auf der Weichsel bei unserer Stadt beginnt
14 zu heben. Aus dem Krakauschen erfahren wir, daß die
FTlässe Przemsza und Rudowa bereits aufgegangen sind. Die h ken in jenen Gegenden auf 7 Fuß 5 Zoll gestiegen. Der wieder eingetretene Frost hat indessen dem gaͤnzlichen Aufgange des Stromes Einhalt gethan. Wenn das Frost⸗ wetter hoch einige Zeit vorhaͤlt, so duͤrfen die gehegten Be⸗
sorgnisse fuͤr den Eisgang schwinden.
. Frankreich.
Paris, 11. Maͤrz. Der Graf Humbert de Ses mai⸗ . — Vetter des kurzlich aus der, Arme e⸗Liste gestrichenen Pairs dieses Namens, hatte gestern eine Privat⸗Audienz beim Könige. ; n , 2 Vormittag fuͤhrten Se. Majestaͤt den Vorsitz im Minister⸗Rathe. ;
t 2 nente de France enthaͤlt einen Aufsatz, worin sie die Adresse der Pairs⸗Kammer beleuchtet und ihre voll⸗ kommene Zufriebenheit damit bezeigt. Am Schlusse desselben sagt sie: „Auch der letzte Paragraph bestaͤtigt eine laͤngst von uns behauptete Thatsache; die Kammer laäͤugnet nicht, daß der Gang der Regierung durch die strafbaren Umtriebe eini⸗ ger Uebelwollenden gehemmt werden koͤnnte; fuͤr diesen Fall erinnert sie aber den Monarchen daran, daß er, nicht blos auf sie, sondern auf die gleichzeitige Mitwirkung beider Kam⸗ mern und auf die der großen Mehrheit der Franzosen rech—⸗ nen koͤnne. Hieraus durfen wir indessen nicht folgern, daß grade diese oder jene Zusammenstellung der Wahl ⸗Kammer zu jenem Werke der Eintracht nothwendig sey. Die Elemente der Wahl-Kammer sind Klugheit, Gerechtigkeit. Maͤßigung, Liebe fuͤr den König und Achtung fuͤr dessen Rechte Die Adresse der Pairs-Kammer stimmt durchweg mit den politischen Grundsaͤtzen uͤberein, zu denen wir uns im— mer bekannt haben.“ — Das Journal des Déäbats be⸗ merkt hierauf: „Das Ministerium zeigt dem Lande durch sein amtliches Blatt an, daß es mit der Adresse der Pairs⸗ Kammer im hoͤchsten Grade zufrieden sey; es findet in der Einmuͤthigkeit dieser Kammer bei dem Votiren der Adresse den sichersten Beweis, daß es in derselben nur einen Oppo⸗ nenten zaͤhle. Auch die vorlaͤufigen Operationen der Depu⸗ tirten⸗Kammer er füllen die Minister mit Frende. Der Libe— ralismus ist besiegt, rufen sie aus, und muͤht sich um sonst, uns durch eine vorgebliche Majoritaͤt zu taͤuschen 1 M* der That, man kann Uicht genuͤgsamer seyn; die Adresse der Deputirten⸗Kammer wird die Zufriedenheit der Minister noch erhoͤhen, und wenn man ihnen vollends das Budget verwei⸗ gert, so wird ihr Gluͤck keine Graͤnzen mehr kennen. Wie ist es nur möglich, daß die Gazette sich einbilden kann, die gesunde Vernunft der Menge uͤber den wahren Sinn der IAdresse nur einen Augenblick irre zu leiten?“ l
In einem zweiten Artikel uͤber denselben Gegenstand aͤußert die Gazette: „Die liberalen Blaͤtter sind ganz entzuͤckt über die Abresse der Pairs⸗Kammer. Es hangt nur von ihnen ab, das gute Vernehmen, welches durch sie gestoͤrt worden ist, wiederherzustellen; ihre Redaktoren sind zugleich die Redak⸗ toren der Adresse der Deputirten⸗Kammer. Sie moͤgen eine ahnliche Adresse wie die der Pairs-Kammer abfassen, und nichts wird den Gang der Regierung mehr hemmen, alle Fragen, die uns entzweien, werden entschieden seyn, und wir können uns sofort mit den Landes⸗Angelegenheiten beschaͤftigen.“
Man spricht nruerdings von einer Aufloͤsung der Depu— tirten⸗Kammer, falls die Adresse besonders feindlich fuͤr die Minister ausfallen sollte. Das Journal du Commerce aͤußert in dieser letztern Beziehung: „Was die Pairs⸗-Kam— mer mit der ihr angemessenen Zurückhaltung gesagt hat, wird die Deputirten-Kammer, die nicht dieselben Ruͤcksichten zu nehmen braucht, in bestimmten energischen Ausdruͤcken wieder⸗ holen; sie wird die schimpflichen Beschuldigungen, womit sie und die Nation uͤberhaͤuft worden sind, zuruͤckweisen; sie wird ihre und die Rechte der Waͤhler vertheidigen; sie wird endlich die Charte auf ihre wahren Prinzipien zuruͤckführen, wonach jede außerhalb der Graͤnzen des Gesetzes liegende
Gewalt verpoͤnt ist. Die Adresse der Deputirten⸗ Kammer wird mit einem Worte so ausfallen, daß die Minister sie un⸗ möglich in einem ihnen guͤnstigen Sinne werden auslegen und
Niemanden werden uͤberreden konnen, daß sie die in der.
Thron-Rede dargelegten Grundsaͤtze billige.“
Der Courrier frangagis sagt in Bezug auf die Au⸗ dienz, welche Herr Royer Collard gestern beim Koͤnige hatte: „Es hat zwar noch nichts uͤber diese Unterredung verlautet. Nach dem freimuͤthigen und loyalen Charakter des ehrenwer—
legenheit, den Monarchen uͤber die Wichtigkeit der gegenwär— tigen Verhaͤltnisse und uͤber den wahrhaften Geist der Majo— ritaͤt aufzuklären, nicht unbenutzt werde haben voruͤbergehen lassen. Die Worte eines so bedeutenden Mannes, als Herr Royer-Collard, der so zahlreiche Beweise seiner Ergebenheit fuͤr die Koͤnigl. Familie gegeben hat, koͤnnen ihre Wirkung nicht verfehlen. Vielleicht hat er demungeachtet Anfangs
einige durch die Einfluͤsterungen der Rathgeber der Krone er⸗— weckte Vorurtheile zu bekaͤmpfen gehabt; dieselben werden
aber vor dem Lichte weichen, welches jetzt von allen Seiten
ausstroͤmt, um die Wahrheit zu enthuͤllen.“
Der Constitutionnel glaubt, daß das Ministerium folgenden Plan habe: die Adresse der Deputirten⸗Kammer moͤchte ausfallen, wie sie wolle, so wuͤrden die Minister nicht abtreten, sondern zunaͤchst von den Kammern einen Kredit von etwa 80 Millionen Fr. fuͤr die Expedition nach Afrika verlangen und ihnen dann verschiedene Gesetz-Entwuͤrfe uͤber die Einloͤsung der 5procentigen Rente, uͤber den Tilgungs— Fonds, uͤber das Hypothekenwesen, uͤber den Straßen- und Kanalbau u. s. w. vorlegen; sollten diese Entwuͤrfe verwor— fen werden, so wuͤrde man die Kammer prorogiren, den Krieg gegen Algier nichtsdestoweniger unternehmen, demnaͤchst ei⸗ nen zweiten Versuch mit der Kammer machen und, wenn auch dieser fehlschlage, dieselbe aufloͤsen.
Heute findet eine Sitzung in der Pairs-Kammer statt.
Die gestrige Konferenz der mit der Entwerfung der Adresse der Wahl⸗Kammer beauftragten Kommission dauerte von 1 bis 6 Uhr.
Die so eben hier im Druck erschienene (lin Nr. 75 der Staats-Zeitung erwaͤhnte) Denkschrift fuͤhrt folgenden Titel!: „Staatsrechtliche Frage; Denkschrift an das Conseil des Koͤ⸗ nigs uͤber die wahre Lage Frankreichs und uͤber die dringende Noͤthwendigkeit einer die Revolution bekämpfenden Verwal— tung; worin die Gefahr und Ungerechtigkeit des gegenwaͤrti⸗ gen Wahl-Gesetzes mit neuen Gruͤnden bewiesen und alle
Wahl⸗-Systeme dargelegt werden, die mit der Sicherheit der
Monarchie und mit der Wuͤrde der großen Mehrheit der Franzosen vertraglich sind.“ Das Werk ist mit einem ge— wissen typographischen Luxus gedruckt, von einer Gesellschaft ungenannter Publizisten abgefaßt und dem Fürsten von Po⸗ lignac dedicirt. Nach Analogie der gerichtlichen Gutachten haben mehrere bekannte Maͤnner durch Namens⸗Unterschrift ihren Beitritt dazu erklart, als: die Herren Henrion, Graf
Achilles von Jouffroy, Madrelle, Graf von Vaublane, Graf
von Salaberry, von Fränilly u. A. Die Wahl⸗Kammer wird darin auf folgende Weise charakterisirt: „Die Deputirten⸗ Kammier ist in ihrer gegenwärtigen Zusannnenstellung in hohem Grade ehrgeizig; sie ist republikanisch; sie trachtet nach nichts Geringekem, als nach der Abschaffung aller uͤbrigen gesetzlich bestehenden Gewalten; sie will weder eine Pairs⸗Kam⸗ mer, noch ein Ministerium, noch ein Köͤnigthum. Ihr Con⸗ stitutionalismus ist in der Politik ein scheinheiliger Republi⸗ kanismus; gleichwie der Deismus in der Philosophie ein verkappter Atheismus ist. Politische und religiöse Souverai⸗ nitaͤt ist das einzige Ziel ihres Strebens.“
In einer am verwichenen Dienstag gehaltenen Sitzung der Franzoͤsischen Akademie trug Herr Jouy einige dramati⸗ sche Scenen vor, worin er die Sitten des Hofes gegen Ende ber Regierung Ludwigs XV. zu schildern versuchte. Dem⸗ naͤchst las Herr Parseval-Grandmaison ein Fragment aus ei⸗ nem Gedichte uͤber die Expedition nach Aegypten vor.
Die Akademie der Inschriften hat an die Stelle des ver⸗ storbenen Gosselin ein andres Mitglied zu waͤhlen; es scheint, daß der juͤngere Herr Champollion, der vor drei Tagen von seiner Reise nach Aegypten hierher zuruͤckgekehrt ist, die mei⸗ sten Stimmen vereinigen werde. . .
Die Quotidienne meldet, es scheine, daß man be⸗ schlossen habe, kein einziges Regiment von der Garde an der Expedition nach Afrika Theil nehmen zu lassen.
Gestern begannen vor dem hiesigen Tribunale erster Instanz die gerichtlichen Verhandlungen in dem Prozesse gegen den Natio⸗ nal und Globe. Außer den verantwortlichen Redacteuren beider
dem zahlreich bersammelten Publikum die Professoren Villemain und ousin und den Dichter Berenger. Es kam indessen an diesem Tage nur der Prozeß des ersten Blattes an die Reihe. Nachdem der Redaeteur desselben erklaͤrt hatte, daß er zwar nicht der Verfasser des angeschuldigten Artikels sey, jedoch sich völlig zu den darin ausgesprochenen Ansichten bekenne und, die Ver⸗ antwortlichkeit dafur uͤbernehme, begann der Königl. Anwalt Herr Levavasseur sein plaidoyer; er erklaͤrte im Verlauf dessel⸗ ben, daß er benjenigen Punkt der Anklage, welcher eine von
then Praͤsidenten darf man aber annehmen, daß er diese Ge—
die Person und das Leben des Königs betreffe, in dem an⸗
Blaͤtter den Herren Santelet und Dubois, bemerkte man unter
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keinem Erfolge begleitete Aufreizung zu einem Attentat gegen