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ajestaͤt, unserm allverehrten Könige, bei vollem Glase und , , der in der 5 des Zeltes befindlichen kleinen Kanonen, ein „Lebehoch“ gebracht und vor der Ruͤck⸗ kehr nach dem Hafen noch durch das Anzuͤnden mehrerer pyramidenfoͤrmig aufgestellter leerer Theertonnen ein in der Ferne sehr imposant erscheinendes Feuer bereitet,. Als am nächsten Tage, dem 5. Marz, dit Danziger Kunde von dieser Lustpartie erhielten, fanden sie sich, vom schoͤnsten Wetter beguͤnstigt, zahlreich ein, und eine Menge Schlitten, nahe an hundert, bedeckten die Ostsee und fuhren, an dem Zelte auf der Rhede vorbei, nach Zoppot, wo der Wirth des Badehauses, welcher in dieser Jahreszeit keinen Besuch erwartete, durch den Zuspruch so vieler begeh⸗ renden Gaͤste nicht wenig uͤberrascht wurde. Am Sonntage, den 7. Maͤrz, wiederholte sich bei schoͤnem Wetter das Ver⸗ gnuͤgen, an dem jeder, der irgend uͤber Pferd und Schlitten disponiren konnte, Theil nahm. Aber nicht allein von Schlitten,
sondern auch von Schlittschuhlaäͤufern und Spaziergaͤngern
wimmelte es auf dem Eise, wo jetzt noch ein Drehschlitten angebracht war und ein mit Flagge, und Wimpel dekorirter Segel⸗-Schlitten mit vollen Segeln uͤber das Eis hinschwebte und die Schlitten durchkreuzte. Bis zum heutigen Tage sin d die Fahrten nach Zoppot fortgesetzt worden, es duͤrfte aber bei dem eingetretenen Thauwetter und dem stuͤrmischen Winde leicht der Fall eintreten, daß morgen die See mit
Booten befahren werden kann, wo heute noch Schlitten im
raschen Trabe dahineilen.
— Aus Danzig vom 18ten d. wird gemeldet; Die Eis— decke der Weichsel liegt noch fest in ihrer Winterlage. Der Strom ist seit dem Eintreten des Thauwetters um vier Fuß gestiegen, hält sich jedoch noch in seinen Ufern, und die Außen⸗ deiche sind meistens wasserfrei— Bei den kleinen den Wer⸗ der umgebenden Fluͤssen ist seit einigen Tagen viel Noth und Gefahr eingetreten. Das Luͤbschauer Muͤhlenfließ bei dem Dorfe Lunau, unweit Dirschau, dessen Walle zum Theil un— dicht sind, fuͤhrt dem Hauptwalle bei Guͤttland und dem Mottlau⸗Flusse eine so große Wassermasse zu, daß die Wallun⸗ gen sie nicht fassen koͤnnen, und demzufolge bei Guͤttland, Kriefkohl, Zugdam und Osterwick bereits von. der gewaltig herbeistärzenden Fluth durchbrochen sind. Diese Dorfschaften sind mehr oder weniger unter Wasser gesetzt, obgleich mit der groͤßten Anstrengung gewehrt worden ist, — Die Eisdecke auf der Ostsee wurde am 13ten d. M. plotzlich durch einen Nord⸗ oststurm mit lautem Krachen zerbrochen, und in wenigen Augen— blicken verschwand die ganze Eismasse in dem weiten Meere.
— In einem gestern Abend im Koͤnigl. Opernhause ver⸗ anstalteten Konzerte trat die Koͤnigl. Kammersaͤngerin Dem. Henriette Sonntag, nach ihrer Ruͤckkunft aus Paris und nach zweijähriger Abwesenheit von hier, zum erstenmale wie⸗ der bei uns aüf. Fruͤher schon in einem seltenen Maaße der Liebling des Publikums, von dem zuerst ihr kuͤnstlerischer, man mochte sagen, Europäischer Ruf verbreitet worden ist, mußten die Berichte aus London und Paris, unter denen namentlich die letzten ein so ehrendes Zeugniß auch von dem Wohlthaͤtigkeitssinne der Kuͤnstlerin ablegten, hier mit gaut besonderem Interesse aufgenommen werden und der ungern entbehrten Sängerin einen um jo ehrenvollern Empfang be— reiten. Wirklich waren auch saͤmmtliche Plaͤtze des großen Opernhauses, wiewohl die gewohnlichen Preise um das Dop⸗ pelte und mehr erhoͤht und das ganze Parterre in Sperrsitze verwandelt worden, ungemein besetzt, und ein glaͤnzendes Pu— blikum begruͤßte die auftretende Kuͤnstlerin mit rauschendem Beifalle. Sie hatte 9 , üm beiden Schulen ihr Recht zu gewähren, zu gleichen un positionen zu ihrem Debuͤt gewaͤhlt: Rossini, Spohr, Mo— zart und Mercadante gaben der Saͤngerin Gelegenheit, so—
heilen Italiaͤnische und Deutsche Com⸗
wohl ihren glaͤnzenden als ihren gefuͤhlvollen Vortrag zu zei— gen. Dem. Sontag hat an Umfang, Volubilitaͤt und Fer⸗ tigkeit der Stimme gewonnen, wahrend sie aber auch an in⸗ tensiver Macht und dem die Deutsche Saͤngerin besonders auszeichnenden dramatischen Gesang nichts verloren zu haben scheint. Um das letztere selbst bestaͤtigen zu können, wird im Publikum der Wunsch, sie in einer Oper wieder zu hoͤren, um so allgemeiner und lebhafter, als Dem. Sontag durch die Art ihres Vortrages der Arie der Donna Anna gezeigt hat, welch hoher Genuß es seyn muͤsse, die ganze Partie von ihr wieder zu hoͤren. Eine erfreuliche Zugabe zu dem gestri— gen Konzerte war das glanzende Violinspiel des Koͤniglichen Kammer⸗Musikus Herrn M. Ganz, dem dagegen die bei In⸗ strumental⸗Vortraͤgen seltene Auszeichnung zu Theil wurde, durch allgemeines Begehren zur Wiederholung der Schluß— Variationen veranlaßt zu werden.
Königliche Schauspiele.
Montag, 22. Maͤrz. Im Schauspielhause: Der Mäl⸗ ler und sein Kind, Volksdrama in 5 Abtheilungen, von E. Raupach. Jö ᷣ
Dienstag, 23. Maͤrz. Im Opernhause: Der Freischuͤtz, Oper in 3 AÄbtheilungen; Musik von C. M. von Weber (Dlle. Nina Sontag wird in der Rolle des Annchen wie— der auftreten.)
Im Schauspielhause:; Keine Franzoͤsische Vorstellung.
Mittwoch, 24. Maͤrz. Im Spernhause, zum erstenmale wiederholt: Julius Caͤsar, Traueespiel in 4 Abtheilungen, von Shakespeare, fuͤr die Buͤhne bearbeitet von F. Foͤrster.
Im Schauspielhause:; 1) Léonide, ou: La pieille de Säresne, vaudeville en 3 actes. 2) Les Anglaises pour rire, vaudeville comique en 1 aecte.
Koͤnigs städtsches Theater. Montag, 22. Maͤrz. Zum erstenmale; Der Wahn
und seine Schrecken, Melodrama in 2 Abtheilungen und 46
Akten, von Leopold Bartsch; die Musik ist vom Hrn. Musik— Direktor Kugler.
Dienstag, 23. März. Zum erstenmale wiederholt: Gu— listan, oder: Der Hulla von Samareanda, komische Oper in 3 Akten; Musik von D Alayrac.
Auswärtige Börsen.
Ams ter dam, 16. Märæ. ᷣ Oeslerr. 5proc. Metall. 190. Part. Ulilig 420. Laese zu 190 FI. 218. Kuss. Engl. Anl. 1053. Russ. Aul. klamm b. Cert. 1093.
Frankfurt a. M., 17. Mär Jö Oesterr. 5proc. Metall. 1094r3. 4hror. 93 . b21. Iro. 279. Bank Aetien 1595. Part. Hbiig. Hö. Loose zu 100 F].
; 16a. Alles Geid.
ö Hamburg, 19. Mär. — Oesterr. 5proc. Metall 104. 4proc. o. Part. Oblig. * ult. 1393. Bank- Actien desgl. 1340. Riss. Engl. Anl. desgl 198. Russ. Anl. Hamb. Cert., Cassa 1055. Poln. pr. ull 1233. Hän. 733.
St. Petersburg, 13. März. Hamburg 3 Mon. 93. Silber- Rubel 368. tionen in Bank-Ass. 140. 139.
Wien, 16. März. . Sproc. Netall. 1033. 4proc. 9734. 23proc. 62 Part. Oblig. 1393. Bank Actien 1353513. J
hproc. iucrip-
. Neueste Börsen-Nachrichten. Frankfuslrt a. M., 18. Maͤrz. Oesterr. sproc. Metall. 10473; proc. 983; 24proc. 623; proc. 277. Bank⸗Actien
i596. Portlal Jöligationen 139. Loofe zu 1060 I. 1845. . 15. Maͤrz. pre . compt. 81 5
105 Fr. 7J0 Cent., fin. cour. 106 Fr. J5 Cent.; 5proc. Neap
Gedruckt bei A. W. Hayn.
—
r. g5 Cent., fin cour. 82 Fr. 10 Cent.; proc. Rente per compt. ol. O2 Fr. 70 Cent. 5proc. Span. Rente perp. 733 Fr.
.
Renvaeteur John. Mittedaeteur Cot tel .;
the,.
Allgemeine
4
preußische Staats- Zeitung.
M 92.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Bekanntmachung.
Zufolge einer Anzeige der Koͤnigl. Niederlaͤndischen Ober— Postbehörde koͤnnen die Briefe nach England ꝛc. nur dann mit den Privat-Dampfschiffen abgesandt werden, wenn von dem Absender selbst auf der Adresse bemerkt ist, daß und auf wel— chem Wege die Versendung mit einem Privat-Dampfschiffe verlangt wird. Die Befoͤrderung der Briefe, welche auf Ostende a rr werden, geschieht uͤbrigens durch Regierungs-Dampf—
iffe.
Frankfurt a. M., den 47. Maͤrz 1830.
Der General⸗Post⸗Meister. ‚. Nagler.
Angekommen: Se. Durchl. der General⸗Major und Commandeur der fuͤnften Kavallerie⸗Brigade, * rinz George zu , . von Frankfurt a. d. O.
Der General⸗Major und Commandeur der fuͤnften Land— ie, ,, von Rudolphi, von Frankfurt a. d. O.
Der General⸗Major und Commandeur der fuͤnften In⸗
fanterie⸗Brigade, von Uttenhoven, von Frankfurt a. d. O.
Zeitungs-⸗Rachrichten. Ausland.
gig nt rei ch.
Paris, 15. Maͤrz. Gestern vor der Messe empfing der Koͤnig eine Deputation der Stadt Besangon, die ihm von dem dortigen Erzbischofe, Herzoge von Rohan, vorgestellt wurde. Nach der Messe hatten die fremden Botschafter und Gesandten die Ehre, dem Monarchen und der Koͤniglichen Familie ihre Aufwartung zu machen.
Der Quotidienne zufolge bestand bei der gestrigen Assem⸗ blée auf den Tuilerieen die Spiel⸗Partie des Königs aus dem Prinzen Paul von Wuͤrtemberg, dem Paͤpstlichen Nuntius und dem K. Oesterreichischen Botschafter, Grafen v. Appony. „Um 10 Uhr,“ fuͤgt jenes Blatt hinzu, „erhielten die Minister Erlaubniß, sich zuruͤckzuziehen, um sich uͤber den Adreß⸗ Entwurf zu berathen. Wir glauben übrigens mit Bestimmt— heit zu wissen, daß dieses Aktenstuͤck bei weitem nicht die starken Ausdrucke enthaͤlt, welche uns die liberalen Blaͤtter angekuͤndigt hatten, daß sich vielmehr die feindliche Absicht gegen die 6 in ein kuͤnstliches Gewebe vorsichtiger Aeußerungen verhuͤllt. Saͤmmtliche Minister werden der , tigen geheimen Sitzung beiwohnen, um die Koͤnigl. Praͤro⸗ gaͤtive mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu ver—
Her Con stitu tion nel meldet uber die gedachte Assem— blẽe 6 „Da die Adresse der Deputirten⸗Kammer in diesem ugenbiick⸗ die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch
nimmt, so war gestern Abend schon ganz Paris begierig, ei—
nige nähere Details uber die Assemblée in den Gemaͤchern Sr. Maj. zu erfahren. Man wußte naͤmlich, daß, einem fruͤheren Gebrauche gemaͤß, von dem die Adreß⸗Kommission nicht hatte abgehen wollen, der Entwurf gegen Abend dem Minister des Innern mitgetheilt worden war, und es lie
sich daher annehmen, daß der König von dem Inhalte dessel⸗ ben bereits Kenntniß haben wuͤrde ). Se. Maj. erschienen
— ) Dem ourn al bu C gun m ehe e zufolge waͤre der Adreß⸗ Entwurf erst Abends um 10 Uhr dem ; Aber⸗ 3 10 uh Min ister des Innern uͤber
Berlin, Dienstag den 2ssten Marz
1830.
gegen sz Uhr. Bevor Hoͤchstdieselben Sich an den Spieltisch
setzten, machten Sie einen Gang durch die , Saͤle, unterhielten Sich mit einem großen Theile Ihrer Gaͤste und richteten unter Anderm auch die wohlwollend⸗ sten Worte an die anwesenden Deputirten, worunter sich drei Mitglieder der Adreß⸗Kommission, naͤmlich die Herren Dupin der Aeltere, Etienne und Gautier befan— den.“ — Auf diese letztere Aenßerung bemerkt die Gazette de France, der Constitutionnel beluͤge seine Leser; sie wisse aus sicherer Quelle, daß Se. Maj. Sich in einem Sinne ausgesprochen haͤtten, der den Voraussetzungen jenes Blattes schnurstracks zuwider laufe. .
Heute, wo in der zweiten Kammer die Berathungen uͤber die Adresse beginnen, ruft der Courrier frangais den Deputirten zu: „Alle verfassungsmäßig gesinnten Mitglieder der Kammer moͤgen es sich wohl merken: es handelt sich heute um das Leben der Repräsentatiw⸗Regierung. Das Polignac— sche Ministerium ist unverträglich mit der oͤffentlichin Ruhe, mit dem allgemeinen Besten, mit jeder edlen und unabhaͤn—
mir selbst schuldig, zu erklaren, daß . die allein auf mich nehme.
faßt zu ha
ist hinreichend, wenn es nur ein großer
gigen Existenz. Das rechte Centrum wird von den ministe— riellen Blättern beschimpft und verläumdet; wollte es sich auch gefaͤllig zeigen, man wuͤrde es ihm nicht Dank wissen; Festigkeit allein sey dessen Losungswort. Die Beamten, denen mit Absetzung gedroht worden ist, falls sie gegen das Mini⸗ sterium simmten, werden erst dann ganz sicher seen, wenn sie sich ohne Ruͤckhalt zu den verfassungsmäßigen Grundsätzen beken⸗ nen. Das Heit Aller liegt zunächst in der Abfassung der Adresse
und sꝑaͤterhin in der Verweigerung des Budgets, wenn das
Ministerium bis dahin aushalten sollte. Gewaltschritte, wie
diejenigen sind, womit man uns taͤglich droht, wuͤrden nur
gerechtfertigt erscheinen, wenn wir uns schwach zeigten.“ — Der Constitutionnel fuͤgt hinzu: an, . 62 stets, die Minister haͤtten keine verfassungswidrige Handlung be— gangen. Wir fragen aber, ist die Wahl von Maͤnnern, wie die Herren b. Eurzay, Locard und von Arbaud⸗-Jouques, zu Praͤfekten, und die der Herren Dudon und Berryer zu Praͤsidenten der Wahl- Kollegien, keine Handlung? Ist die Thron-Rede nicht an und fuͤr sich schon ein Beweis gegen die Minister? Jenen Schlußsatz, welcher eine Anklage gegen die politischen Gewalten enthaͤlt, wird die Kammer Euch zuruͤckgeben; jene Verlaͤumdungen gegen das Land werden auf Eure Haͤupter zuruͤckfallen; und ö fragt noch, was man Euch vorwerfen koͤnne?“ — Die Gazette de France bemerkt, diese Raisonnements verkuͤndigten zur Genuͤge, was sich von der Adresse erwarten ließe. r. Madrolle sagt in seinem (gestern erwähnten) Schrei⸗ ben an den Courrier frangais in Betreff der Denkschrift an das Conseil des Koͤnigs: „Wenn es eine Zeit giebt, wo man schweigen soll, so giebt es auch eine andere, wo man sprechen muß. Nachdem mehrere der Herren, die Anfangs der Denk— schrift ihren Beifall gaben, es fuͤr Pflicht gehalten haben, nicht von den darin enthaltenen großen Wahrheiten, son⸗ dern von den Folgen, welche die Verkuͤndigung derselben haben koͤnnte, sich loszusagen, nachdem auch die Gazette de France, ehemals meine Freundin, sich nicht gescheut hat, jene Denkschrift, obgleich alle Elemente dazu aus ihr selbst geschöpft
worden, als den Ausdruck einer Meinung zu bezeichnen, die
nirgends eine Stuͤtze finde, — bin ich es dem Publikum und ehler und die Verantwortlichkeit des ganzen Werks Ich . gar nicht, die Ehre, das Memoire abge⸗
en, mit Jemanden zu theilen; diese Ehre gebuͤhrt, naͤchst der Gazette, allen 9 Maͤnnern der alten und neueren Zeit, die mir dasselbe eingegeben haben; .
sie ge⸗ buͤhrt dem ganzen Menschengeschlechte. Die . einziger BVeifallgeber
uͤberdies nichts zur Sache. Ein ann, und vorzuͤg⸗
lich, wenn es ein Koͤnig ist. Die Frage, ob dieser oder jener