1830 / 95 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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; ichte aus Griechenland melden, daß der Praͤsi⸗ ] Schutz gewaͤhre und mit allen Europa ischen Staaten mehr en Er e. de, wer ergreift, om der von im Einklang stehe. Graf Capodistrias ist es, dem man die den drei großen Maͤchten beschlossenen Ordnung der Dinge Ruhe des Landes verdankt; er hat durch eine weise und

entgegen zu wirken u. . f. Es ist gewiß, daß die Intri⸗ strenge Verwaltung den Parteigeist unterdruͤckt und zwei

e ivi nicht von dauernden Folgen lange Jahre hindurch gegen die zahllosen Schwierigkeiten,

, n. 8 dun u ese eben so unschickliche 6. welche durch die Feinde Griechenlands veranlaßt wurden, ge⸗ verläumderische Artikel kann nur von Feinden Griechenlands kaͤmpft, wodurch die Maͤchte Zeit erhielten, sich zu verstaͤn⸗ herruͤhren, und ich erwarte von Ihrer Unparteilichkeit, mein digen und ihre wohlwollenden Absichten gegen dieses ungluͤck⸗ err, daß Sie dem gegenwaͤrtigen Schreiben einen Platz liche Land zu erfuͤllen. Der Achtung, welche der Praͤsident dem

ö Ihrem Blatte göͤnnen werden. In ganz Europa steht, Volke faͤr elne regelmäßige Regierung einzufloßen gewußt hat, wird

en, Niemand in genauerer Verbindung mit man die Aufnahme zu verdanken haben, welche der neue Sou⸗ n . ich; seit sechs Jahren beschaͤftige ich mich verain bei den Griechen finden wird. In dem Artikel, den ausschließlich mit diesem ungluͤcklichen Lande, folge seiner zu antworten ich ein Bedurfniß in mir fühlte, liegt glso Entwickelung Schritt vor Schritt, und meine haͤufige Kor⸗ böoͤser Wille und Unredlichkeit, und ich glaube, daß diese respondenz mit dem Praͤsidenten, so wie mit einigen Grie⸗, meine freimuͤthige Erklarung in dem Interesse Griechen ˖ chischen Chefs und Philhellenen setzen mich in Stand uber lands, seines kunftigen Herrschers und, ich wage hinzuzufuͤ⸗ die dortigen Vorfälle genauen Bericht zu erihellen. Ihre gen, sogar in dem Interesse der Maͤchte liegt, welche den authentischen Bexichte sind aus der er sten Weche neuen Staat konsoltbirt haben.“ Am Schlusse seines des Februar datirt, die meinigen reichen bis zu Schreibens beruft sich Herr Eynard in Bezug auf sein Lob Ende desselben Monats, und die Thatsachen, welche ich der Verwaltung des Praͤsidenten Capeodistrias auf das Zeug⸗ uber das Verfahren des Grafen Capodistrias aufuͤhren werde, niß des Marschall Maison, des Obersten Fabvier, der Herrn sollen die Verläumdungen widerlegen. Der Mann, den man Bory de St. Vincent und Quinet, Mitglieder der wissen⸗ auf eine so unschickliche Weise dieses Individuum nennt, schaftlichen Expedition, des ee, von Beaufort , des hat seit seiner Ankunft in Griechenland bei den christlichen Amerikaners King, und des Englischen Reisenden Barker Maͤchten unaufhoͤrlich darum nachgesucht, seinem Vaterlande u. A. m. 5

eine unabhangige 66 ,. . , e,, 3 nian d

ma zu gewähren. Die politischen Verhaͤltni e Europa's haben die⸗ .

. . . San 3 verzoͤgert, und eine provisorische Re— Berlin, 4. April. Der Direttor Dr. Meineke hat zu der auf gierung, welche stets dem Gedeihen und der Organisation eines den Iten d. M. angeseßz ten Prufung saͤmmtlicher Klassen hes Sraats hinderlich ist, mußte in Griechenland bestehen. Folgendes Koͤnigl. Joachimsthalschen Gymnasiums hierselbst durch ein La⸗ ist eine Uebersicht der Resultate, welche der große Mann, teinisches Programm (Quâes ii onum seenicarum spedimen ter- den man so ungerecht behandelt, dessenungeachtet waͤhrend tium) eingeladen, in welchem derselbe die Geschichte derjeni⸗ einer zweijaͤhrigen Verwaltung zu Stande gebracht hat. Bei gen Attischen Dichter entwickelt, eh: der sogenannten mitt⸗ seiner Ankunft herrschte allenthalben chaotische Verwirrung leren Komoͤdie angehoͤren. Zur Einleitung dient eine in ge— und Elend. Die erste That seiner Regierung war die gaͤnz— drangter Kurze entworfene Geschichte der estrebungen und liche Ausrottung der Seeraͤuberei, Die Pest war so eben Leistungen derjenigen Kritiker des Alterthums, welche sich um ausgebrochen und im Begriff, die ganze Beroͤlkerung vol, die Erläuterung der komischen Literatur bei den Grie⸗ lends zu vernichten; aber die weisen Maaßregelng welche der chen verdient Jemacht haben. Hieran schließt sich, nun, Praͤsident im Einverstaͤudniß mit dem Chef der Franzoͤsischen als Fortsetzung zweier schon fruͤher erschienener Abhand⸗ Armee ergriff, beseitigten diese Geißel. Graf Capodistrias lungen desselben Verfassers, die Geschichte der mittle⸗ errichtete selbst die Saänitaäts-Cordons und besuchte die von ren Komdoͤdie, in welcher sowohl die Lebens verhaͤltnisse der Pest heimgesuchten Ortschasten. Einnahmen waren entweder und Dramen der einzelnen Dichter kritisch ge chtzt, als auch gar nicht vorhanden, oder sie waren verschleudert worden, Die der poetische Eharagter derselben, so viel dies bei den 91 Wachsamkeit und Rechtlichkeit des Praͤsidenten that diesen Unord/ nur unbedeutenden Ueber resten ihrer Werke und bei den spaͤr⸗ nungen Einhalt, und das verwuͤstete Griechenland hat im lichen Nachrichten der Alten daruͤber geschehen konnte, naͤher Jahre 1829 funf Millionen Fr. Einkuͤnfte gehabt. Sechs bestimmt wird. Aus den im Auhange zu dieser Einla⸗ Jahre des Krieges und des Ungluͤcks hatten allen Unterricht dungsschrift befindlichen statistischen Notizen entnehmen wir zerstoͤrt; jetzt besteht fast in dem Dorfe eine Schule des Folgendes; Die gegn mt Schuͤlet-Zahl betragt jeßt am wechselseitigen Unterrichts; die kleine Insel Aegina allein zahlt Schlusse des Schul, Jahre 3h5⸗ von welchen 36 der Prima 22 Elementarschulen, eine Normalschule und ein großes Wai 54 der Secunda. 4.4 der Ober Teri, 61 der Unter⸗Tertia, senhaus. Die regelmaͤßigen Truppen, deren Srganisirung 9? den beiden Quarta⸗Klassen, 62 der Quinta, und 28 der Oberst Fabvier begonnen hatte, bestehen jetzt in 5000 Mann, Sexta angehoͤren. Einen schmerzlichen Verlust erlitt die An⸗ die gut disciplinirt sind und von ausgezeichneten, erfahrenen stalt im Februar d. J. durch den Tod eines ihrer verdiente⸗

fit ren befehligt werden. Die undisciplinirten Rumelio“ sten Lehrer, des Prosessor Kannegießer. . 2 3 . Mann stark waren, sind auf 80h0 Mann = Die Sing Akademie führte heute in den Mittagsstun⸗ vermindert, und begehen keine Unerdnungen mehr. Alle den die Bachsche Passions Musik vor einem zahlreichen em⸗

Böorfer waren zerstört, und das unbebaute Land vermochte pfänglichen Puelikum auf. Höͤchst erhebend war es, dee

Cine Bevölkerung nicht zu ernaͤhren. In diesem Jahre ent— Krafte des Insttitus zu dem großartigen Werke, das wir 3 uͤberall 64. n, ein großer Theil der Lande bereits fruͤher von demfelben gehört haben, wieder vereinigt reien wird bebaut, und die naͤchste Aerndte wird fuͤr den Be⸗ zu sehen. In der Besetzung hatten einige Veraͤnderungen darf der Bewohner hinreichen. Seit der Ankunft des stattgefunden; fehlte auch die geniale lebendige Leitung der Grafen Capodistrias en be. Griechen den Golf von Le, ersten Auffuͤhrungen, so war doch auch die heutige eine wuͤr⸗ panto, Missolunghi und den ganzen nördlichen Theil, welchen dige Feier des großen Kunstwerkes zu nennen. 4

bie Machte dem neuen Staate einverleiben, wieder erobert. = Das Oberwasser der Spree ö. in vergangener Nacht Alle Reifenden, welche Morena besucht haben, sie mogen Eng- 3 Zoll, das Unterwasser 4 Zoll gefallen, und ist der Wasser, länder, Franzosen, Amerikaner oder Deutsche seyn, loben stand jetzt am Ober⸗Pegel 13 uf und am unter. Pegel 19 uͤbereinstimmend die n ,. des Praͤsidenten und er—⸗ Fuß 5 Zoll, Im dan di ehr gz . ist das 6 1 Fuß zaͤhlen von der Achtung und nhaͤnglichkeit des Volks fuͤr 3 Zoll zefallen, wonaͤchst auch das in der Wilhelms, Frie⸗

seine Person, so wie von den schnellen Fortschritten dieses drichs und Lindenstraße gestandene Wasser abgelaufen ist. Nur

andes. Die Berbesserungen sind in den beiden letzten Jah, der Platz Belle⸗Allian ee ist noch immer nicht ganz frei davon. ren Monat fuͤr Monat in geometrischer Progresston vorge⸗ Freitag Abend in der 10ten Stunde wurde hier ein

schritten. Und dies Alles ist unter einer provisorischen Ne⸗ meh nn ziemlich starkes Wetterleuchten bemerkt.

serung, mit unzureichenden Mitteln, und mitten unter Fein achrichten aus Marienwerder vom 31. Maͤrz zu⸗ ö. . 2 geschehen. Dies ist der Mann, den folge hat sich der Wasserstand im Weichselstrom bereits um man auf so ungerechte Art zu verlaͤumden sucht, indem 3 13 Zoll vermindert, und ist fortwaͤhrend im Fallen. man sagt, er süche der von den drei Maͤchten beschlosse⸗ 3 Gefahr fuͤr die Deiche scheint nicht mehr vorhanden zu nen Ordnung der Dinge entgegen zu wirken. Ich weiß seyn.

zuverlaͤssig, der Graf Eapodistrias, obgleich er von Aus Oppeln wird unterm 29. Maͤrz gemeldet, daß den in kondon getroffenen Anordnungen noch nicht auf offi⸗ die Gefahr der gegenwärtigen Ueberschwemmung voruͤber sey,

ziellem Wege benachrichtigt ist, seit mehreren Monaten fei, indem alle kleinen Gewaͤsser in ihre Ufer zuruͤckgetreten 2

Len ganhen Einfluß anwendel, Um die Keime der ÜUnzufrie, un das PassRt der Oder am Unterpegel nur noch 16. suß denheit j 5 Graf Capobistrias hat selbst die 5 Zoll hoch steht, Die hasses ist theils überall wiederher⸗ monerchtsche Reglerung als angemessen fuͤr Griechenland, be— gestellt, theils fuͤr die Herstellung die noͤthige 5 gen e g, trachtet, weil dieselbe seinem . einen allgemeinen! Bei der Malapane sind die Verwuͤstungen verhaͤltnißmaͤßig

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am bedeutendsten. An mehreren Orten hat, um Hungers⸗ Noth und Lebens-Gefahr vorzubeugen, fuͤr die vom Wasser Bedraͤngten eine Unterstuͤtzung an Lebensmitteln eintreten muͤssen.

Das Maͤrzheft der Jahrbücher fuͤr wissen ch aft⸗ liche Kritik enthaͤlt in seinen drei letzten Nummern einen äaußerst anziehenden Aufsatz von Goethe uͤber die Menat⸗ schrift des Boͤhmischen Museums, auf den wir unsere Leser aufmerksam machen. Der dem Lande Boͤhmen, seinen fruͤ—

heren und jetzigen Zustaͤnden, seinem Natur- und Geistin⸗

halte hier gewidmete Ueberblick ist eben so reich an Sachen, als an Beziehungen und Verknuͤpfungen der eigenthuͤmlich⸗ en Art. ) Dem eben begonnenen Aprilhefte der Jahrbuͤcher ent— lehnen wir nachstehende, von dem Hrn. Geh. Legations Rath Varnhagen von Ense (aus dessen gediegenen Aufsaͤtzen in der nannten Zeitschrift wir bereits fruͤher Einiges mitgetheilt deen verfaßte gedraͤngte Anzeige von Bourrienne's Memoiren. M emoires de Mr. de Beurrienne, ministre d' é6- tat, sur Napoléon, le Directoire, le Consu- lat, 1'Empire et la Restauration. Paris, 1829. 10 Vol. in S.

Fauvelet von Bourrienne, Jugendgenosse Napo⸗ leons auf der Kriegsschule zu Brienne, in den ersten Ruh⸗ mesjahren desselben sein Geheimschreiber, dann in Ungnade, doch ferner gebraucht in offentlichen Geschaäͤften, und der, so vielen Dingen und Personen einmal vertraut, auch der wei— teren Vorgänge leicht kundig wurde, darauf in der Restagu⸗ ration mitthaͤtig, die ihn zur Ehrenwuͤrde eines Staats Mi nisters erhob, dieser Mann erzaͤhlt uns sein Erlebtes! Wir haben es hier weder mit einem Lascases zu thun, der in schwaͤrmerischer Befangenheit fur seinen doch nur spaͤt er st gefundenen Herrn und Meister wahrend der hoͤchsten Span⸗ nung der letzten Lebensgeschicke desselben schrieb; noch mit einem Rovigo, der den Taumel der verschwundenen Herr⸗— lichkeit, mit den jetzt machtlosen Huͤlfsmitteln dreister Be hauptungen und Verschweigungen kuͤnstlich fuͤr heutigen Zweck zugerichtet, im Andenken erneuern mochte; von diesen zwar in ihrer Art stets wichtigen, aber durch ihre Zeugnisse mehr Kritik als Vertrauen erweckenden Verkuͤndern Napoleons ist unser Autor sehr verschieden; seine Botschaft kommt unter ganz anderen ÜUmstaͤnden und lautet ganz anders. Als auf— richtig und unparteiisch kuͤndet er sich an, und wirklich laͤßt seine Redlichkeit im Mittheilen sich kaum in Zweifel ziehen. Er will die unverstellte Wahrheit sagen, nicht die herausspe— kulirte, kritische, geistige einer die gewohnliche Fassungskraft uͤbersteigenden maͤchtigen Erscheinung, sondern die augen faͤl⸗ lige, schlichte, gemeine des Einzelnen, was er gesehen und vernommen hat. Keine Ruͤcksicht haͤlt ihn zuruͤck; er selbst ist alt und hofft nichts mehr; sein einstiger Freund und Mei— ster ist seit einer Reihe von Jahren todt, eine große Menge anderer betheiligter Personen ebenfalls, dagegen koͤnnen auch viele noch uͤberlebende die Aussagen kontrolliren; der ganze Weltzustand, von dem er redet, ist vergangen, die Rechtfer— tigungen oder Anklagen sind schon groͤßtentheils geschichtlichen Interesses, und das des Tages wird nur in wenigen Faͤllen Roch beruuͤhrt. So ersahren wir denn ohne Ruͤckhalt Gutes und Schlimmes, Schuld und Schwaͤche, wie Treffliches und Großes, bisher Beides oft in gleichem Maagße verheimlicht oder verfälscht, jetzt aber in seiner wahren Gestalt denn dafuͤr soll sie doch gelten an's Licht gezogen. Daß Pie— taͤt gegen Napoleon hier haͤtte hemmen . , koͤnnen wir nicht einsehen. Es ist noch die Frage, ob er im Einzelnen nicht bei dieser Aufrechnung sogar gewinnt, denn die unmaͤ— ßigen wahrheitwibrigen Apologieen haben das allgemeine Ur— theil nicht bestochen, das hier bestätigte Schlimme war den Zeitgenossen meist bekannt und geglaubt, und manches Gute dagegen ist neu. Aber auch ohnedies kann weder Bourrienne' s Verhaͤltniß, noch Napoltons Eigenart hier eine Pietaͤt so nothwendig fordern lassen. Schonung und Scheu war das, was Napoleon selbst sein ganzes Leben hindurch am wenig⸗ sten geuͤbt und geachtet, auf die Lebenden und Todten warf er ruͤcksichtslos Beleidigung und Schmach, verstieß und miß—⸗ handelte feine Nächsten, und sein Geheimschreiber selbst ist in bem Falle, sich uͤber gehaͤufte Unwurdigkeiten zu beklagen. Wo läge hier die Verpflichtung, auf Kosten des eigenen Na— mens und fo vieler anderen den einen zu schonen? In der Selbstverlaͤughung giebt unser Autor uͤberdies ein starkes Beispiel; er schont sich nicht, wo es gilt, die Wahrheit zu sagen, und Bekenntnisse, die der Eitelkeit hoöͤchst empfindlich seyn müßten, z. B. daß er von selbst fruͤhzeitig dem Dutzen ent— sagt, waͤhrend Napoleon es fortgesetzt, daß dieser eine Klin— gel fuͤr ihn habe anlegen wollen, daß er ihn geschimpft, zum Zimmer hinausgescholten und dergleichen was die spaͤte⸗

ren mit dem Antrage des Herzogtitels und des Großkreuzes der Ehrenlegion begleiteten und doch vergeblichen Bitten um Uebernahme einer wichtigen Sendung doch nie genugsam uͤber⸗ 1 legt er mit treuherziger Beflissenheit ge⸗ trost ab.

Von dieser Seite alsa ware das Unternehmen ganz gut und vielversprechend. Aber die sonstige Beschaffenheit des Mannes, wie sie aus seiner Arbeit hervorleuchtet, muß un— sere Erwartungen gleich wieder gewaltig herabstimmen. Die neuere Franzoͤsische Literatur hat gewiß wenige Schriftsteller, die sich so ganz arm an Geist zeigen, wie Bourrienne. Er hat dessen von keiner Sorte, weder den der Geselligkeit und Bildung im Allgemeinen, der in seiner Nation doch so haͤu— fig zu finden ist, noch den des Staatsmanns, und am we— nigsten des Geschichtschreibers. Scine Weltansicht ist fast im— mer gemein, seine Gesinnung unsicher und schwgch, sein Ur⸗ theil eng und seicht. Breite, Weitlaͤuftigkeit, Ünbildung im Ausdruck, Mangel an Ordnung und Gruppirung des Stoffs waren nicht so auffallend in seiner Schreibart, wenn sie nicht so tief in ihm selbst lagen. Die seit den Begebenheiten, de⸗ ren er gedenkt, bis hierher verflossene Zeit hat in dieser Be⸗ ziehung auch nichts gebessert; er selbst zeigt sich uns als her⸗ umwuͤhlend in seinen alten vergraben gewesenen Papieren, bringt bald das Eine vor, bald das Andere nach, entschuldigt seine Unordnung und bekennt, daß seine Erinnerungen nicht immer klar sind. Da koͤnnen wir uns denn schon gefaßt ma⸗ chen, auch in den gemeinen, aͤußeren Einzelheiten, die man oft ganz allein fuͤr Thatsachen ausgeben moͤchte, auf Irrthuͤ⸗ mer und Mißgriffe genug zu stoßen! Umstaͤndlichkeit ist in der Geschichte nicht felten ein so großer Fehler, als Genauig— keit eine Tugend, doch scheint der Autor diese meistens nur in jener zu suchen. Schon die weitschweifigen Auseinander— setzungen seiner eigenen Lagen, Verhältnisse, Gespraͤche und Gedanken, wovon oft mit kurzen buͤndigen Worten sich hin— laͤngliche Rechenschaft geben ließe, sind fast immer unnuͤt und machen seine Mittheilungen, anstatt sie zu beleben, matt und farblos. Ungeachtet des reichlichen Stoffs, den eine Be⸗ gleitung Napoleons von seiner Jugend bis an sein Lebens⸗ ende darbieten muß, hatten die zehn Bande dieser Memoi— ren durch Ausscheidung des Unwesentlichen und durch Schaͤr⸗ fung des Styls ganz fuͤglich auf ein Drittheil herabgebracht werden konnen, und dieses Drittheil waͤre dann moglicher Weise eine anziehende, unterhaltende Lectuͤre geworden, an— statt daß die zehn Bande jetzt nur ausnahmsweise dieses, im Ganzen aber verdrießlich und langweilig sind.

eber die Familien, Verhaͤltnisse und die Jugendjahre Napoleons koͤnnen wir Bourrienne s Nachrichten als ziemlich genau und zuverlaͤssig ansehen. Manches ist neu, oder war doch nicht nach allen Umstaͤnden so bekannt. Aus den Feld⸗ zuͤgen und Verhandlungen in Italien erfahren wir ebenfalls in persoͤnlichem Betreff manches Bemerkenswerthes. Am reich⸗ haltigsten dünken uns die Nachrichten ron dem Leben und Treiben Napoleons in Aegypten, und dieser Theil des Buches duͤrfte leicht der beste des Ganzen seyn. Auch uͤber die Ruͤckkehr na Frank⸗ reich und das erste Wiederauftreten in Paris werden Auf— schluͤsse ertheilt, welche bisher fehlten und deren Glaubwuͤr⸗ digkeit nicht eben zu bezweifeln scheint; der 18te Brumaire wird sehr ausfuͤhrlich behandelt, und von diesem Vorgange, so wie von den naͤchstfolgenden Entwickelungen, koͤnnen wir den einen Faden, der davon durch Bourrienne's Hand lief, und an den sich freilich Vieles anreiht, wohl mit Zutrauen annehmen. Wenn jedoch schon in diesen Mittheilungen und bei Gegenstaͤnden, von denen er unmittelbare Kenntniß ha⸗ ben will, Bourrienne fuͤr sich allein keine volle Autorität zu seyn vermag, welche man abweichenden Berichten geraden entgegenhalten koͤnnte, so wird er bald nachher, so wie er in Ungnade gefallen und ihm der unmittelbare tagliche Zufluß abgeschnitten ist, mit jedem Schritt unzuverlaͤssiger und truͤ⸗ ber, vertnag selbst feine nächste ümgebung nicht mehr grund— lich zu durchschauen noch richtig aufzufassen, und artet zuletzt, da er aus seinem Seitwaͤrtsstehen dennoch die nach allen Richtungen in die Weltgeschichte eindringende Bahn Napo⸗ leons verfolgen und eroͤrkern will, in einen traurigen, nichts⸗ sagenden Schwaͤtzer aus, der ohne hoͤheren Gesichts punkt fuͤr die großen und ohne sicheres Maaß fuͤr die kleinen Dinge ist. Es ist unglaublich, welche Unfaͤhigkeit dieser Mannn of⸗ fenbart, sey es, daß er Ansichten aufstellen oder 2 That⸗ fachen mittheilen will. Ein Mann, der in Deutschland stu⸗ birt hat, sich unaufhörlich als der Deutschen Sprache gand mächtig angiebt, dann Jahre lang in Hamburg in diploma⸗ tischem Amte steht, das ihn mit ganz Nord. eutschland in genauester . setzt, giebt der in Aller Munde leben⸗ den, wie er selbst sagt, angebeteten, durch Tugend, Schoͤnheit und Rapoleons Feindschaft verherrlichten Koͤnigin von Preu—

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