1830 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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namentlich ußerte, wie er die innige Ueberzeugung habe, daß der ern. ö. dem angeschuldigten Artikel die Gränzen des Schicklichen nicht uͤberschritten, sondern sich vielleicht nur einiger etwas harten und lebhaften Ausdruͤcke bedient habe, kam der Prozeß des Globe an die Reihe. Der Advokat Renouard vertheidigte den Herausgeber dieses Blat⸗ tes, Herrn Dubois, und der Kron⸗Anwalt replizirte. Beide Urthells⸗Spruͤche werden in der morgenden Sitzung erfolgen,

Man wird sich erinnern, daß das Zuchtpolizei⸗ Gericht von St. Quentin vor einiger Zeit einen protestantischen Pre— diger, der ohne die Erlaubniß der Behörde seine Gemeinde in dem Dorfe Levergies zu gottesdienstlichen Uebungen ver— sammelt hatte, zu der gesetzlichen Strafe kondemnir te. Der Königl. Gerichtshof in Laon hat nunmehr dieses Urtheil in 2ter Instanz kassirt, da das Gesetz, welches Versammlungen von mehr als 20 Personen verbietet, in dem vorliegenden Falle keine Anwendung finde, indem der 5te Art. der Charte allen Konfessionen ohne Ausnahme die freie Ausuͤbung ihres Gottesdienstes gestatte. . .

Der Marquis von Almenara, Spanischer Finanz-Mini— ster unter Joseph Buonaparte, ist von hier nach Madrid ab⸗ gereist, wohin er, wie man sagt, einen Ruf von seiner Re— gierung erhalten hat. . Die Auffuͤhrung der „Stummen von Portici“ ist von der Behoͤrde in Bahyonne untersagt worden.

Großbritanien ö rand

Parlaments-Verhandlungen. Die (gestern mit— getheilten) von Lord King in der Sitzung des Oberh au—⸗ fes vom 29. Maͤrz vorgrschlagenen Resolutionen, in Bezug auf die Korn-Gesetze, bevorwortete der selbe folgendermaßen:

„Ich wünsche meine Ansichten uͤber diesen hoͤchst wichtiger

Gegenstand in den Journalen Ew. Herrlichkeit protokollirt zu sehen. Mögen Sie nun auch fuͤr jetzt nicht mit mir dgrin üͤber⸗ einstimmen, so habe ich doch die feste Ueberzeugung, daß Sie bin⸗ nen Kurzem die von mir vertheidigten Grundsaͤtze als gerecht ebenfalls anerkennen und endlich auch gezwungen seyn werden, sie zum Wohl des Volkes einzufuͤhren. Allgemein wird jetzt zu⸗ gegeben, daß eine Hauptursache der vorhandenen Noth der allge⸗ meine Druck sey, der jetzt den produktiven Gewerbfleiß des Lan⸗

des niederdrückt. Herr Huskisson, der eine große Autoritaͤt in

. Dingen ist, hat es ausgesprochen, daß es nicht ein zu faͤl—⸗ liger, sondern ein bestaͤndiger, dauernder Druck sey, der auf der Industrie des Volkes lastet. Ich habe diesen sehr ehrenwerthen Herrn jedoch deshalb zu verklagen, daß er, da dies Alles von ihm

ugegeben wird, nicht einen Schritt weiter und bis zur eigent⸗ . Quelle zuruͤckgeht, wo . allein die Korn-Ge⸗ gesetze die große Quelle jenes Druckes sind. Die Genüsse des Volkes werden dadurch um das fuͤnf⸗ oder vierfache vermindert, denn ohne jene Gesetze wuͤrde der Gugrter Weizen immer zu h Shill. zu haben seyn. Der gewoͤhnliche Preis desselben waͤhrend der Zeit zwischen dem Nord -Amerikanischen und Franzoͤsischen Kriege betrug nicht mehr als 438 Shillinge. Im unterhause ist don einem Minister, gesagt worden, daß es die Po⸗ litische Aufgabe jeder Regierung einer großen Nation sey, die⸗ selbe so viel auf dem eigenen Boden erzeugen, zůu lassen, als sie zu ihrer Ernaͤhrung bedarf. Ich fuͤr mein Theil muͤßte eine Po⸗ litik, deren Aufgabe dies waͤre, schr kurzsichtig, furchtsam und ge⸗ eigneter als irgend eine andere nennen, das Fortschreitn zer menschlichen Gesellschaft zu verzoͤgern. Wahre, richtige Politik fordert, daß nur gutes Land angebaut werde. Nichts monströse⸗ res kann es für mich, als die Behauptung geben, daß das Engli⸗ sche Volk sein Getreide nicht von Polen, Rußland oder einem andern Lande, wo es am wohlfeilsten ist, sondern nur von Hamp⸗ shire und andern Gegenden beziehen soll, wo die Qunlitaͤt des⸗ selben schlechter und der Preis geringer ist. Ich weiß, daß hier⸗ auf gewöhnlich erwiedert wird: Wir muͤssn uns von der Unter⸗ stüͤtzung durch andere Laͤnder unabhaͤngig erhalten; es ist dies freilich ein sehr imposantes Feldgeschrei, allein laͤßt sich damit wohl eine halb ernaͤhrte Bevölkerung saͤttigen? Machen wir uns, so heißt es gewohnlich, hinsichts unserer Nahrungsmittel erst ab⸗ haͤngig von andern Nationen, so koͤnnen diese in einem kritischen Augenblicke unsern Bedarf uns vorenthalten, waͤhrend wir durch

Entmuthigung des eigenen Lgndbaues es dahin brachten, daß die⸗

fer unsern Kornmarkt nur sparlich versieht. Allein wird es nicht zu allen Zeiten im Interesse des Auslandes liegen, uns mit den⸗ jenigen Dingen zu versorgen, die wir ihm abnehmen wol⸗ len, cben so wie wir bereit sind, ihm allt Produlte unserer Industrie, die es moglicher Weise nur wuͤnschen kann, zu⸗ kommen zu lassen ?““ Der Redner berührte nun andere ürsachen der vorhandenen Noth und zaͤhlte dazu vornehmlich den geringen Nutzen, den die Fabrikation abwerfe, und das mit der Arbeit in keinem Verhaltnisse stehende Entgelt derselben. Der Nutzen“, sagte er, „ist das Kriterium des Wohlstandes. Welchen Einfluß aber uͤben die Korn-Gesetze darauf? Einen biel⸗

fachen; 1) Durch die Verminderung der . nach Fabrikaten,

die bestehen würde, wenn es keine Korn Geseße gabe. 2) Durch die Verschiedenheit der Preise, die sie hervorbringen, indem sie

in England das Korn theuer, im Auslande aber woöhlfeil machen.

In Folge dessen werden Rival-⸗Manufakturen im Auslande er⸗

richtet, wo man das geringere Verhaͤltniß des Tage⸗ und Arbeits⸗ lohnes sich zu Nutze macht und im Stande ist, in eine erfolg⸗ reiche Konkurrenz zu treten. 3) Durch die Verwendung der Ar⸗ beit auf die Kultur schlechter Laͤndereien, wo natuͤrlich das Ka⸗ pital weit geringern Nutzen gewaͤhrt, als bei guten. Der Maagß⸗ stab fuͤr den Kapital⸗-Nutzen ist aber der Zins, den das auf den Boden⸗Anbau verwandte Kapital abwirft. Wird nun ein schlech= ter Boden kultivirt, so muß natuͤrlich der Kapital⸗Nutzen überall geringer werden. Großbritanien gewaͤhren seine Kohlen, sein Maschinenwesen und seine Kapitalien unendliche Vortheile; die Production von vier Englaͤndern ist der Arbeit von acht Russen gleich zu stellen; warum also nicht jene fuͤr diese austauschen? Ich bin sicher, daß, wenn die Englischen Gutsbesitzer ihre wah— ken Interessen kennen moͤchten, sie dann auch auslaͤndisches Ge⸗ treide ohne Einschraͤnkuöng zu lassen und jedem Dinge freien Spielraum geben wuͤrden. Zum Schutze des Ackerbau⸗Interesse, heißt es immer, seyen die Korn-Gesetze gegeben worden; wird aber diesem Worte „„Schutz““ durch die Geschichte dieses und anderer Laͤnder nachgegangen, so findet man uͤberall, daß es im Grunde nichts anders heiße, als unterdruͤckung und Einschraͤn⸗ kung der Industrie. In Frankreich ist die Industrie von der Zeit Colberts bis zur jetzigen so eingezwaͤngt worden. Die Ge⸗ schichte Spaniens ist nur eine Geschichte dieser Unterdruͤckung, der man den falschen Namen „„Schutz““ beilegt. Das kleine Holland ist das einzige Land gewesen, wo das Gystem nicht ein⸗ gefuͤhrt wurde, und wo, dem gemaͤß, der Industrie ihr gerechter Lohn geworden ist. England wird schon seit der Regierung Karls 11. durch sogenannte Schutz Zoͤlle heimgesucht; die Korn⸗ Gesetze aber sind die reichhaltigste Quelle aller Thorheit gewesen. Bor vielen Jahren gab es einmg! eine Bonification fuͤs Dieje⸗ nigen, die Getreide einfuͤhrten, bis man darauf kam, daß dies blos andere Lander in den Stand setze, Brod auf unsere Kosten zu essen. Man kehrte nun das System um, und die Minister sagten mit einemmale, der einheimische Ackerbau koͤnne unmdg⸗ lich fortkommen, wenn der Korn⸗Einfuhr nicht eine Beschraͤnkung auferlegt werde. Nur darin hatten die beiden entgegengesetzten Systeme eine Aehnlichkeit mit einander, daß beide auf Kosten der Ration befolgt wurden. Die Manufakttur-Wagren, die wir ge⸗ brauchten, ließ man nicht zu, und das Getreide, das uns fehlte, verbot man uns. Ist es wohl moͤglich, unter solchen Umstaͤnden das Prinzip des freien Handels geltend zu machen, und kann wohl, ohne dasselbe, das Land noch fernerhin bestehen? Der Wohlstand dieses Landes haͤngt, ich bin es fest uͤberzeugt, von der Uneingeschraͤnktheit des Handels ab. Was ist freier Handel an⸗ ders, als cine Ersparniß an Arbeit? und was Einschraäͤnkung sonst, als eine Vergeudung derselben? Der Wohlstand eines Lan- des hat die aufs Höchste gebrachte Oekonomie der Arbeit, die das Meiße mit der geringsten Anstrengung hervorbringt, zum Prin⸗ zipe. Dieser Stand der Dinge kann jedoch nicht hervorgerufen werden, wenn nicht auslaͤndische en . zum Austausche fuͤr unfere Manufaktur⸗Wagren zugelassen werden. Gegenwaͤrtig ri⸗ valistren wir mit dem Auslaͤnder, der seinerseits wohl feiles Ge⸗ treide hat, waͤhrend wir Maschinenwesen und Kapital besitzen. Taͤglich vermehrt sich auch im Auslande das Kapital, wo das Ma⸗ schinenwesen ebenfalls mehr und mehr eingefuhrt wird. Bekommen wir also nicht bald eben so wohlfeiles Getreide, als unsere Nachbarn, so muͤssen wir ngtuͤrlich in dem Wettkampfe verlieren. Aus den Zeitungen habe ich ersehen, daß Jemand sagte ich inoͤchte durchaus nicht glauben, daß es der edle Herzog von Wel⸗ lington) war, der solchen Unsinn aussprach die Korngesetze leiffeten Vortreffliches, die Aerndten seyen schlecht gewesen, boch auf die Köorngefetze sey keine Schuld zu schieben. Wo, ist denn das Vortreffliche, das sie leisten, wenn die Staats-Karosse, statt sich auf der Tandstraße ruhig fortzubewegen, tief im Kothe stecken bleibt? Leisten sie darum Vortreffliches, weil man sich gendͤthigt sieht, 3. Milllonen an Steuern nachzulassen? Ich habe nie von Steuer Nachlaß gehört, so lange eine Regierungs⸗Maschine Vor⸗ treffliches leistete. Zehn Jahre lang vor dem Beginn des Krie⸗ ges von 1792 wurde das Getreide in großen Quantitaͤten zu ei⸗ nem Nominal⸗-Zolle von s Pence pro Quarter zugelassen, und da⸗ mals befand sich das Land unter der Verwaltung des Minister Pitt. Ich gestehe gern, daß ich der von Einigen so genannten un⸗ viffenden Einfalt des Herrn Pitt vor dem ausgearbeiteten Netzwerke des Herzogs v. Wellington hei Weitem den Vorzug gebe. Der edle Herzog thut sich vielleicht auf die Vollstaͤndigkeit seiner Re⸗ gierungs-Maschine etwas zu gut; diese ist auch gar nicht abzu⸗ laͤugnen, allein, der Luftpumpe gleich, ist es eben ihre, Vollstaͤn⸗ digkeit, die dem armen Thiere, das sich darunter befindet, das Leben raubt.“

Es ist bereits berichtet worden, welche Lords den darauf von Lord King in Antrag gebrachten Resolutionen sich wider—⸗ setzt haben. Der Herzog von Wellington war es, der, alle Meinungen zusammenfassend, sich folgendermaßen dar⸗ uͤber aussprach: 2 .

„Mylords ! Ich empfinde die Nothwendigkeit, ein Wort, aber auch nur ein einziges, uͤber diesen Gegenstand zu sagen. Vollkommen

bin ich mit dem edlen Baron (King) in dem Wunsche einverstanden,

wohlfeiles Getreide hier im Lande sehen. Wohlfeile Nahrung; mit⸗ tel verbessern den Züstand des Volkes, und darum wunsche ich sie;

aber nur vermöge eines groͤßern eigenen Ueberflusses, vermöge

einer bluͤhenden Agrikultur, vermbge der wachsenden Landesnekt— besserung, sowohl Großbritanlens, als besonders Irlande un he sch fie. Wohlfeile Nahrungsmittel wuͤrden freilich die Gluͤckselig⸗

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keit des Landes erhohen, doch glaube ich Ew. Herrlichkeiten be wei sen zu koͤnnen, daß sie nur in Zer eben von mir angegebenen Weise wohlfeiler gemächt werden können. Zunaͤchst verweise ich Sie deshalb auf die parlamentarischen Nachweise, die Ihnen uber die Ein- und Ausfuhren der Jahre 113141815 vorgelegt worden sind. In dieser ganzen Periode waren unsere Haͤfen ge⸗ bffnet; gab es Aber darum wahrend derselben, ein einziges wohl= felles Getreide⸗Jahr? Wahrlich, nicht eines ist darunter! Bis zum Jahre 13804 erhielt sich der Preis auf 50, stieg alsdann auf 60

hilt. und ging niemals auf, den Standpunkt herab, der erfor— derlich war, um die Haͤfen fuͤr alle Einfuhr zu schließen. Im vorigen Jahre galt der Qugrter sogar 14 Shill., waͤhrend doch von Irland und vom Auslande 3 Milljonen Qugrter Getreide eingefuͤhrt wurden, worunter sich 3 bis 4 Millionen Quarter Weizen befanden, In einer Woche wurden sogar einmal 490,900 Dägrter elngeflührt, ohne daß ber Preis dadurch herabgedruͤckt wurde, was alfo ziemlich klar den Beweis giebt, daß die Ein= fuhr vom Auslande die Getreidepreise Englands nicht nothwendig herabdrückt. Ich gehe nun, Mylords, zu der Ans chuldigung gegen mich über, die der edle Baron darauf begruͤndet hat, daß ich gesagt habe, die von mir fruͤher eingebrachte Korn⸗Bill leiste Vortreffliches. Daß sie dies thue, nehme ich keinen Anstand hier zu wiederholen. Ich ver⸗ lieh namlich dadurch dem Landbau einen Schutz, so lange das Produkt dieses Landbaues hinreichend bleibt, die Consumtion des

andes zu beschaffen; ist es nicht hinreichend, so wird dadurch guch einem äbermaͤßigen Steigen des Preises vorgebeugt. Wir haben dies im vorigen Jahre gesehen; es fanden bedeutende Korn⸗ Einfuhren statt, die abet guch andererseits den Preis nicht unter 7 bis 70 Shill. herabdruͤcken konnten. Betrachten wir nun auch einmal die Sache von einem andern Gesichtspunkté aus. Ver⸗ gleichen wir einmal die Preise des Weizens in Danzig von den Fahren 1791 bis 1815 mit denen der letzten Jahre, da er fuͤr England dort gesucht wurde. Im Januar 182 war der Weizen -Preis in Danzig 18 Shill. 1 1 Pence, im Juni 19 Chill. 5 PY, im Januar 18253 27) Sh. 5 P., im Dezember 25 Sh. 7 P. im Juni 2s: 22 Sh. 4 P., im Dezember 22 Sh. 9 P., im Dezember 1829 aber 5/ Sh. 8 P. War dieses Steigen etwa Li⸗ ner schlechten Aerndte in Polen zuzuschreiben? Bewahre! Es wurde vielmehr nur durch die Nachfrage in England veranlaßt. Erhalten wir also auf diese Weise wohlfeiles Getreide? Gerade im Gegentheile, denn unsere Frage steigerte sogleich den Preis. Im Jaͤnuar 1329 war der Preis in Danzig 83 Sh. 8. P. und in Juni 45 Sh. 8 P, eine Aenderung, die aus dem Umstande entsprang, daß die Aerndte in England nicht so schlecht aus fiel, als man erwartet hatte. Im Dezember 1829 war der Preis auf 39 Sh. 8 P., also beinahe auf die Halfte des Janugr⸗

reises gewichen. Und aus welchen Ursachen, frage ich Ew. Herrlichkeiten, hat dieses Fallen, der Weizen- Preise in Danziwg stattgefunden? Blos weil, in England die Nachfrage aufgehoͤrt hatte. Dadurch wird mein Argument daß die Frage in England die Preise auf dem Festlande in die Höͤhe bringt, auf das Klarste bewiesen. Nun sage ich aher: sollen Wir schon einmal hohe Getreide⸗Preise bezahlen, so wollen Wir sie doch lieber dem Englischen oder Irlaͤndischen Lgndmanne⸗

als dem Auslaͤnder zufließen lassen. (Hoͤrt, hoͤrt! Dies aber ist

das Prinzip des bestehenden Korn-Gesetzes, und darum behaupte ich, daß es Vortreffliches geleistet habe. Es hat noch den beson⸗ dern Vortheil vor allen anderen fruͤuͤheren Korn-Gesetzen, daß es ununterbrochen in Ausfuͤhrung gebracht werden konnte, waͤhrend unter der fruͤhern Akte jaͤhrlich oder alle zwei Jahre eine Aus— nahme gestattet wurde, die nur zum Besten gewisser Individuen, niemals aber zum Vortheile der Agrikulturtsten gereichte. In geringen Anschlag ist doch auch der Schutz nicht zu bringen, den es der heimischen, so viele Stgats Lasten tragenden, Agrikultur verleiht, indem es dem inlaͤndischen Verbräuche eine gewisse Quan⸗ titaͤt Landes-Getreide sichert, die Aerndte igg nun gut ausge⸗ fallen seyn oder nicht (mag nun gutes Getreide geliefert haben, oder schlechtes). Der edle Baron machte die Idee, daß man auswaͤrts einmal auf daz nach England zu führende Getreide einen Zoll legen koͤnne, laͤcherlich. Es ist jedoch gar nichts Laͤ—⸗ cherliches dabet, denn der edle Lord kann in der Geschichte der neuern Zeit das Beispiel finden, daß ein Zoll von 20 Shill. per Quarter auf diese Weise vom Auslande auferlegt worden, und daß es daher sehr unweise waͤre, uns in dieser Hinsicht in die Gewalt des Auslandes zu geben. Buonaparte war es, der es anordnete, daß

nicht blos von dem Getreide Frankreichs, sondern auch von dem Oe ster⸗

reichs und Preußens, falls es nach England ausgefuͤhrt werden sollte, ein Zoll zu erheben sey. Wenn nun Buonapärte dies gethan hat, warum sollen nicht auch die Monarchen von Oesterreich, Preu⸗ ßen oder Rußland dasselbe thun koͤnnen? Nicht vergessen darf man, daß ein großer Theil des vom Auslande fuͤr unsere Maͤrkte zu erwartenden Getreides aus dem Gebiete Rußlands kömmt. Sollen wir uns also auf die Gnade fremder Monarchen, die uns den nothwendigen Getreide⸗Bedarf gestatten sollen, verlassen? Ge⸗ wiß nicht! Därum kann aber auch dieses Land nichts Weiseres thun, als den Landmann aufmuntern, so viel Getreide anzubauen, als zu unserm Bedarfe nothwendig ist es mag nun Krieg, oder eine andere schlimme Zeit eingetreten seyn. Der edle Ba⸗ ron hat sich die Muͤhe gegeben, beweisen zu wollen, daß der Nutzen an der Arbeit hier zu Lande größer seyn würde, wenn man fremdes Getreide gegen einen geringen Nominal-Zoll herein⸗ ließe. Dabei hat er jeboch vergessen, daß eine Hauptursache des geringen Nutzens die im Auslande stets zunehmenden Manu fak⸗ turen seyen. Viele Schwierigkeiten stellen sich der Ausfuhr un⸗

serer eigenen Mgnufakturwaaren entgegen. In einigen Laͤndern sind sie ganz und gar verboten; in anderen lastet ein sehr hoher Zoll darguf; in allen aber treffen wir auf Konkurrenz und Eifer⸗ sucht. Die Regierung jedes dieser auswärtigen Laͤnder thut Al⸗ les, was in ihrer Mächt steht, den Verkauf Britischer Manu⸗ fakte zu erschweren oder zu verhindern. Gingen wir auch auf das Festland und kauften alles Getreide, das in Polen aufzufinden ware, so bin ich doch uͤberzeugt, daß wir darum nicht einen einzigen Artikel i. dem innern Verbräuche von Frankreich, Deutschland, Preußen oder Rußland gufdringen konnten. Waͤre es Britischen Kaufleuten gestattet, ihr Getreide uͤberall ungehindert einfuͤhren zu können, so wuͤrden die Unterthanen des Auslandes wohl nicht so viel fuͤr ihre Produkte erhalten, als sie moglicher Weise nur erlangen koͤnnen; ihre Regenten jedoch wuͤrden darum nicht einem einzi⸗ gen unserer Artikel die freie Einfuhr gestatten, weil wir uns ge—⸗ noͤthigt sehen, ihnen ihr Getreide abzükaufen. Es giebt ö in England eine gewisse Quantitat von Manufakten mehr, als die Bevoͤlkerung selbst zu konsumiren im Stande ist, und es waͤre gewiß zu wuͤnschen, sich ihrer entledigen zu koͤnnen. Allein ist das wohl wahr, daß wir andere Laͤnder in den Stand setzen wuͤr⸗ den, unsere Fabrikate zu kaufen, wenn wir ihnen ihr Getreide abnehmen wollten? Waͤre dies aber auch wirklich der Fall, was sollten wir alsdann mit unserm eigenen Getreide anfangen?. Wenn Rußland und Preußen unsere Fabrikgte zu haben wuͤnschen, warum kommen sie nicht, nachdem sie ihr Getreide an andere Stggten verkauft haben, und kaufen uns unsere Wagren ab? (Hoͤrt, hoͤrt! Ich meinestheils glaube, daß der einheimische unser bester Markt ist, und daß wir hier den groͤßten Theil un⸗ serer Manufakte absetzen; zwei Drittel derselben werden wohl auf diese Weise konsumirt. Nun frage ich aber, wollen wir denen, die unsere besten Kaͤufer sind, den Kornhandel nehmen? Ein sol⸗ cher Vorschlag waͤre in der That ein gar verkehrter. Die In⸗ teressen aller Einwohner⸗-Klassen dieses Landes sind auf das In⸗ nigste mit einander verbunden. Wir haben nicht auf das Beson⸗ dere des Baumwollen Fabrikanten oder das der Stahl⸗ und Eisen⸗-Fabrikation zu blicken; die Wollen und Eisen⸗Manufaktu⸗ risten stehen uns eben so nahe, und die Arbeiten dieser sinden fast ganz und gar hier im Lande ihre Abnehmer. Wir haben nur auf das zu sehen, was Allen zusammen eine Wohlthat seyn wuͤrde, und meiner Ansicht nach besteht dies darin, daß wir den großteh Theil unsers Nahrungs- Bedarfes selbst zu produziren suchen, daß wir Denen, die diesen Bedarf uns liefern, einen angemessenen Entgelt zufließen lassen und auf diese Weise sie ermuntern, das zu thun, was der ganzen gesellschaftlichen Einrichtung am wohl⸗ thaͤtigsten seyn wurde.“

Lord King begnuͤgte sich, darauf zu repliziren, daß der einheimische Markt, dessen Wichtigkeit er zugaͤbe, statt eines Kaͤufers zwei haben wuͤrde, wenn es dem Auslaͤnder gestat⸗ tet waͤre, sein Getreide hierher zu bringen. Etwas ganz Un⸗ moͤgliches aber sey es, daß jetzt noch das Ausland einen Zoll auf Getreide, das nach England gefuͤhrt werden soll, legen werde. Buonapartes universelle Zwangs-Herrschaft habe so etwas zwar durchseßen koͤnnen; gegenwartig aber sey es durch⸗ aus unpraktisch. Uebrigens halte er es fuͤr besser, einen An— trag, wie den seinigen, lieber jetzt, als zu einer Zeit zu machen, wo die Stimmung des Publikums durch hohe Kornpreise ohne dies schon gereizt waͤre. Graf von Roßlyn bemerkte darauf schließlich, daß nicht blos Buonaparte, sondern auch Preußen im Jahre 1801 eine Abgabe auf auszufuͤhrendes Getreide fuͤr die Zeit festgeseßt hatte, daß der Preis in England sich uͤber 50 bis 60 Shill. halten wuͤrde. (Daß die Resolutionen des Lord . ohne Abstimmung durchfielen, ist bereits gemeldet worden. ͤ

Als am 30. Maͤrz (wie gestern erwaͤhnt) der Graf v. Aberdeen den mit der Krone Oesterreich abgeschlossenen Handels, und Schifffahrts-Vertrag auf die Tafel des Ober— hauses niederlegte, wendete Graf Stanhope gegen diesen, wie gegen alle aͤhnlichen Verträge, ein, daß selbige auf das Reciprocitaͤts-System begruͤndet seyen, obwohl der ganze Vortheil sich auf der Seite des Auslandes befinde. Es sey fuͤr die Britischen Schiffs-Eigenthuͤmer unmoͤglich, mit den auswaͤrtigen zu wetteifern, namentlich mit denen der Verei— nigten Staaten. Der Graf v. Aberdeen, ohne die Noth dieser Klasse in Abrede zu stellen, fuͤhrte dagegen an, daß im letzten Jahre 400 Brittische Schiffe mehr als gewoͤhnlich durch den Sund passirt seyen: den Vertrag habe er uͤbri—⸗ gens schon bei seinem Amts-Antritte vorgefünden und habe denselben ohne Verletzung bestehender Verpflichtungen nicht zuruͤcknehmen koͤnnen. Die Dauer desselben sey nicht laͤnger angesetzt, als die aller aͤhnlichen Vertraͤge, und bei dem ge⸗ meinsamen Ablaufe derselben wuͤrde es ihn erfreuen, wenn dann das Parlament die ganze Sache in Untersuchung zie— hen wollte. Lord Goderich stimmte mit der Ansicht des Ministers überein. Der Marquis v. Lans downe trug auf eine Adresse an den Koͤnig an, daß die Britischen Konsuln in den Suͤdamerikanischen Staaten Instructionen erhalten mochten, Erkundigungen uͤber die dortigen Gold- und Silber-Minen einzuziehen und hierher zu senden. Die Mi— nister hatten hiergegen nichts einzuwenden und erklaͤrten so⸗

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