1830 / 103 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 14 Apr 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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stimmt und zwar als Augenzeuge, daß von Memnons

Bild saͤule der obere Theil gaͤnzlich getrennt sey und nieder— i erf auf der Erde liege. Pausanias *), der um die itte des zweiten Jahrhunderts noch lebte, bezeugt ebenfalls, und zwar auch als eiue, fen daß noch zu seiner Zeit der e, . von dieser Bildfaͤule niedergeworfen auf der Erde iege. „Der Pocokesche Koloß“, fährt der Graf fort, „o wie er gegenwärtig dasteht, widerspricht nun dieser Angabe in mehr als einer Ruͤcksicht. Denn von dieser Bildsaͤule liegt der Obertheil nicht auf der Erde; er ruht vielmehr in sei⸗ ner gehörigen Stellung genau auf dem Untertheile, und uberhaupt ist so viel gewiß, daß diese Figur jetzt noch voͤl⸗ lig aufgerichtet dasteht. Po coke **) untersuchte diesen Ko— loß mit der groͤßten Sorgfalt und sagt: „„daß die untere Halfte desselben, mit sammt dem Sitze, auf welchem er ruhe, bis lüber die Ellenbogen, wo die Arme auf den Lenden liegen, aus einem einzigen Stuͤcke Stein, aus einem Blocke im Ganzen verfertigt sey, daß aber uͤber den Ellenbogen eine Steinscheidung, eine Fuge, ein Bruch queer durch die ganze Bildsaͤule gehe, und daß, von hier an, der Obertheil dieser m aus fuͤnf auf einander gesetzten Steinlagen be⸗ e e.“ 1 t „Aus diesen so bestimmten Angaben“, bemerkt der Graf v. Veltheim weiter, „folgt mithin so viel gewiß, daß die ge⸗ genwaͤrtige Beschaffenheit der Pocokeschen Bild saͤule auf keine 3 mit dem Zustande uͤbereinkomme, worin Strabo so—⸗ wohl, als auch Pausanias zu ihrer Zeit, die achte Bild⸗ saͤule des Memnons angetroffen haben. Geschah naͤmlich die ewaltsame Trennung des Obertheils dieser Bildsaͤule, wie ausanias und andere Schriftsteller „*) es behaupten, vor— saͤtzlich und aus Muthwillen, auf Befehl des Kambyses, so läßt sich gar nicht denken, daß eine gewaltsame Abschlagung des Gbercheils von einem so uͤbergroßen Koloß so sorgfaͤltig, so behutsam koͤnne ausgefuhrt seyn, daß nachher bei einer Re⸗ staurirung alle Steinscheidungen oder Fugen der fuͤnf Stein⸗ lagen, woraus jetzt der Obertheil besteht, nur einigermaßen wieder so genau uͤnd gut aufeinander gepaßt haͤtten, daß

die Verhaͤltnisse der ganzen Bildsaͤule dadurch nicht außer⸗

ordentlich gelitten haben sollten, auch die Hieroglyphen am Ruͤcken derselben so vollstaͤndig erhalten waren. Ferner: war die Abschlagung oder Trennung des Obertheils durch irgend eine Gewalt ausgefuͤhrt, so wuͤrde man jetzt noch zuverlaͤssig einige Spuren davon entdecken konnen. Norden sagt S. 167 ausdruͤcklich: „„Il ne me semble pas, que les corps des sigures colossales ayent rien souffert des mains des hommes. Toutes défigurées qu'elles sont, on n'y voit pas un seul coup qui soit à reconnottre, c'est seulement lin- jure du tems, qui les a rendues difformes,-, et qui les a privées des parfies qui avoient de la saillie. ““

„Noch zu den Zeiten des Pausanias lag der Ober⸗ theil von Memnons Bildsanle an der Erde. Wie laͤßt es sich denken, daß die Truͤmmer, die mithin damals schon über 700 Jahre allen Beschaͤdigungen an der Erde ausgesehzt waren, dennoch so unbeschädigt erhalten waͤren, daß sie bei einer Restauration, ohne Einflickung kleiner Bruchstuͤcke und fremdartiger Steine, so genau wieder aufeinander gepaßt haͤtten, als sie gegenwartig da stehen; zuverlaͤssig wuͤrde als⸗ dann ein auffallender Unterschied in den Verhaͤltnissen, in der Hoͤhe und auch an den Hieroglyphen gegen die unmittel⸗ bar daneben stehende Bildsaͤule zu bemerken seyn.“

„Ferner: die Restaurirung einer Bildsaͤule von dieser Große, und besonders in dieser Gegend, waͤre gewiß kein ge— ringes Unternehmen gewesen. Gesetzt aber, daß es wirklich geschehen sey, so bin ich überzeugt, daß derjenige, der dieses ausgefuͤhrt diel? seinen Namen Und diese That ungleich eher durch eine Inschrift an dieser Bildsaͤule wuͤrde verewigt ha⸗ ben, als die, welche nur den dumpfen Laut derselben gehoͤrt hätten u. s. w. Kurz, ein Alterthumsforscher,, faͤhrt Herr Graf von Veltheim fort, „der mit dem Geschäfte, wie dergleichen Bildsaͤulen restaurirt werden, nur einigermaßen

(ubi MNemnonium) cum duo colossi essent de solido lapide inter se propinqui, alter adhuc exstat, alterius vero superiores a sede 6 corruerunt, terrae (ut fama est) motu. Ipse cum Aelio zallo adessem sonitum audivi: utrum a basi sive a Colosso editus fuerit, non habe affirmare.“

22) Pausanias. Lib. L. c. 42. E. 191. Ed Kuhnii: „Statua ibi est sedentis hominis, Eam multi Memnonis nominant. Fam Gambyses diffidit: et nnne etiam superior pars a Verfics ad medinm truneum humi negleeta iacet: reliquam adhue sedere videtur. 5

2 EPoeoke. Vol. J. p. 10. r 3 Jablonskxy, in 8, de Memnone. Cap. III, p. 72.

Mm . E2 fuhrt mehrere Schriftsteller an, welche dies versichern

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praktisch bekannt ist, wird, nach Verbindung der hier aufge— fuͤhrten Zweifel, gewiß eingestehen, daß von der Pocokeschen Bildsaͤule der Obertheil niemals gewaltsamer Weise abgeschla⸗

gen sey, daß er nach seiner ersten Aufrichtung nie wieder

auf der Erde gelegen habe, daß solcher nicht durch eine Re— staurirung wieder aufgesetzt werden, daß er vielmehr gleich bei der ersten Errichtung aus den fuͤnf verschiedenen Steinlagen usammengesetzt sey, und endlich, daß die Steinscheidungen oder ugen, welche man jetzt daran bemerkt, unstreitig noch die ersten urspruͤnglichen Lagen sind, worin diese Steine gleich Anfangs ge⸗ legt wurden.“ Schließlich endlich sagt der Herr Graf von . S. 78 Folgendes hieruͤber: „Allein dagegen, daß der Obertheil der Pocokeschen Bildsaͤule durch eine Restau— ration wieder 4 sey, treten so viele und so wichtige Be⸗ denken ein, daß solches bei genauer Untersuchung von einem unparteiischen Alterthumsforscher auf keine Weise angenom⸗ men werden darf.“

Hierauf glaube ich erwiedern zu muͤssen, daß es, nach dem, was Strabo und Pausanias weiter oben uͤber die gewalt—⸗ same Trennung der Memnons-⸗Bildsaͤule uns mittheilen, kei⸗ nem Zweifel unterworfen ist, daß solches wirklich geschehen sey, wenn gleich es aus den alten Schriftstellern nicht erhellt, zu welcher Zeit ihre Wiederherstellung stattgefunden hat. Wie es uͤbrigens moglich war, daß die Truͤmmer derselben uͤber 700 Jahre unbeschaͤdigt erhalten und ohne Einruͤckung klei⸗ ner Bruchstuͤcke fremdartiger Steine, ohne auffallenden Un— terschied in der Hoͤhe der Bildsaͤule, wieder aufeinander ge⸗ paßt werden konüͤten, werden alle Diejenigen begreifen, welche Aegypten besuchten. Dessen klimatische Verhaͤltnisse sind naͤm⸗ lich bereits in der Thebaide von der Art, daß alle der Luft ausgesetzten Denkmaͤler sich viele Jahrhunderte fast ganz unverletzt erhalten koͤnnen, wie ich mich hiervon so oft zu uͤberzeugen Gelegenheit fand, und folglich konnten diese Truͤmmer fuͤglich bis zum Augenblick ihrer Zusammen fuͤ⸗ gung, die hoͤchst wahrscheinlich spaͤtestens unter dem Sep⸗ kimius Severus stattfand, von dem Einflusse der Witte— rung unverletzt erhalten werden, so daß kein Grund uns be— rechtigt, anzunehmen, daß sie durch Menschenhaͤnde noch be⸗ sonders gelitten haben durften. Ich traf auf meinen Reisen in den meisten Nomen Aegyptens ahnliche, und oft selbst ver⸗ zierte, Bruchstuͤcke von Denkmaͤlern, die sich beinahe ganz unversehrt wohl viele Jahrhunderte hindurch auf der Erdober⸗ flaͤche erhalten hatten; warum sollte es daher mit jenen nicht auch der Fall gewesen seyn? Ueberdies konnte das eine oder das andere jener funf Bruchstuͤcke, aus welchen der obere Theil der Memnons-⸗Bildsaͤule zusammengesetzt ist, leicht durch ein neues ersetzt worden seyn, welches man aber gegenwärtig vielleicht nicht mehr gewahrt, indem der Verlauf von Jahr— hunderten es durch die Ertheilung eines alterthuͤmlichen Hauchs den uͤbrigen Theilen assimilirte. Ueberdies besaßen die alten Aegypter eine besondere Fertigkeit in der Zusammen⸗ fuͤgung der Steine und in der Wiederherstellung schadhaft gewordener Bauten, wie man sich hiervon bei der genauen Üntersuchung ober- und unterhalb des Horizonts angelegter Denkmäler sattsam uͤberzeugen kann. Wie sorgfaͤltig wußten sie z. B. schadhafte oder mit vorkommenden Versteinerungen n Stellen der zu verzierenden Waͤnde eines Denkmals auszuheben und durch kuͤnstlich eingelgssene Steine wieder auszufüllen, auf welche sie nun ihre Verzierungen, Hiero— glyphen oder Malereien anbrachten. Eine aͤhnliche Restauri⸗ kung darf daher unter solchen Ümstaͤnden nicht mehr befrem— den, und verdiente daher wohl keines weges, durch eine Inschrift verewigt zu werden. Wenn ferner der Herr Graf von Veltheim zuletzt behauptet, „daß der Obertheil der Pocoke⸗ schen Bildsaͤule niemals gewaltsamer Weise abgeschlagen, sondern vielmehr gleich bei der ersten Errichtung aus den anf Steinlagen zusanimengesetzt sey, und endlich, daß Lie Steinscheidungen oder Fugen, welche man I. daran bemerkt, unstreitig noch die ersten urfpruͤnglichen Lagen seyen, worin diefe Steine gleich Anfangs gelegt wurden so muß ich er⸗ wiedern, daß ich folches aus dein Grunde bezweifele, weil bei den Aegyptern alle Kolosse Monolithen waren, und es folglich

auch mehr als wahrscheinlich ist, daß die Memnons⸗Bildsaͤule

es urspruͤnglich gewesen sey, und dies deshalb wohl um so eher, als sie nur aus Sandstein angefertigt ist, den man mit leichter Muͤhe erhalten und bearbeiten konnte.

Ein anderer Zweifel, den der Graf, von ,,

anregt, entspringt aus der Farbe der Steinart, aus welcher augeblich die Memnonssaͤule angefertigt seyn soll. Er sagt namlich hieruͤber im sechsten Abschnitte tg nbes: Aus den verschiedenen Angaben des Philostratus 25) und Pli⸗

29 In dessen: Vita Apollonii Lib. VI. c. 4 ed. oleon. p 2533. Memnonis statuam ex lapide esse nigro di unt. Ferner,

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nius ? *) ergiebt sich nun, daß es damals als eine allgemein bekann⸗ te Sachẽ und als ausgemacht angenommen wurde, daß Mem⸗

non Bildsäule aus einem schwarzen Steine verfertigt

sey. So oberflaͤchlich, unbestimmt und verworren die Anga⸗ ben auch immer sind, die man beim Poco ke sowohl, als beim Norden, von der Steinart der Pocokeschen Bildsaͤule findet, so erhellt dennoch so viel, daß sie weder schwarz sey, noch überhaupt einige Ae nlichkeit mit dem Lapide Acthio- fes oder mit dem Bafalte habe. Es mag Übrigens die se teinart seyn, welche sie wolle, so ist immer so viel gewiß, daß sie mit den Angaben des hilostratus und des Pli— nius auf keine Weise uͤberein omme.“ Dieser Zweifel uͤber die Steinart ist aber hier von kei⸗ nem großen Gewichte, und koͤnnen sich, dieser Kompilator und jener Sophist, die nicht nach eigener Anschauung urtheilen, wohl um so leichter in ihren Angaben geirrt haben, als Po—⸗ coke und Norden, ungeachtet der Autopsie, sich in solchen widersprechen. Beide Bildfaͤulen, namlich Thama und Sch ama, sind, wie ich mich selbst uͤberzeugte, aus Sand— ein, der durch die Zeit eine graͤuliche Farbe angenommen 231 angefertigt, welchen Umstand uns Hr. Ehampollion, in seinem sechzehnten aus Theben . Briefe, un⸗ ter folgenden Worten:; „Beide ( olosse) sind aus einem 1 Block aus Sandstein ausgehauen“, ebenfalls be— kraͤftigt. : err Graf von Veltheim beschließt seine Abhandlung uͤber Memnons Bild saͤule mit einem neuen Zweifel, den er uͤber die am linken Schenkel der Pocokeschen Memnons— saͤule angebrachten Inschriften anregt. Er sagt naͤmlich im Abschnitte 10. Folgendes: „Die Inschriften endlich an Pocoke's Bild säule beweisen, wenigstens nach meiner Ueberzeugung, und wenn man nur einigermaßen ohne Vor⸗ liebe daruͤber nachdenken will, gewiß sehr wenig und im Grunde wohl gar nichts. Eine unter oͤffentlicher Autorität

beglaubigte Inschrift, die mit Errichtung dieser Bildsaͤule nur

einigermaßen gleichzeitig waͤre, findet sich, außer den Hiero⸗ glyphen, daran nicht. Üeberall aber gehören diese Inschriften hier offenbar in die Klasse derjenigen Denkspruͤche und Gele⸗ genheits⸗Einfaͤlle, womit junge Reisende, unzuverlaͤssige Kunst⸗ Dilettanten und Abenteuers⸗Ritter noch in unseren Tagen die Waͤnde und Bildsaͤulen von sehenswuͤrdigen Schloͤssern und Gebäuden zu verzieren pflegen, um wo möglich ihren Namen zu verewigen. Ein vorsichtiger und judiciöser Alterthums— Forscher wird auf dergleichen Abschreibereien nie ein großes Gewicht legen, und zwar alsdann um so weniger, wenn ihre Verfasser unbekannt und die Glaubwuͤrdigkeit derselben uner⸗ wiesen ist, am allerwenigsten aber, wenn die uͤbrigen Ver— haͤltnisse mit solch einer Angabe geradezu im Widerspruche stehen ꝛc.“ Hierauf entgegne ich: Wie geht es denn zu, daß man gerade auf dieser und nicht auf der zweiten daneben ste— henden Bildsaͤule, oder auf anderen Kolossen, dergleichen In⸗ ar, antrifft, und warum findet man, wie dies sonst bei dergleichen unbefugten Schreibereien der Fall zu seyn pflegt, nicht blos Namen, oder die etwa beigefuͤgte Phrase: „Ich war am ꝛc. hier 2c?“ Dagegen finden wir die gewichtigen Namen einer Kaiserin Sabine, einer Cäcilie, Gattin des Trebonius, und vieler Anderer, welche Alle bezeugen, das Toͤnen jener Bildsaͤule gehoͤrt zu haben. Dieser Koloß mußte also wohl den ihm beigemessenen Ruhm, daß er beim ersten Beschienenwerden durch die Sonnenstrahlen einen Be⸗ willkommnungs⸗Ton erschallen ließ, damals schon geltend ge— macht haben, sonst wuͤrden jene Anschreiber wohl schwerlich einer Täuschung ihre Unterschriften geliehen haben. Was dieser Sage aber noch mehr Gewicht verleiht, ist die Bestaͤ⸗ tigung derselben durch Pausanias und Strabo ꝛe. Zu—⸗ folge der durch den seligen Abt Pott -*) gedeuteten 20sten Inschrift, die in seiner Uebersetzung folgendermaßen lautet: „Kambyses zertrüͤmmerte mich, diese Saule,

Das Bildniß des trefflichsten Koͤnigs darstellend; Ein Klagton war weiland mir eigen, der Memnons Geschicke beseufzte: den nahm mir Kambyses;

in Ig onum Lib. J. VII. Memnon p. 733: Neque nigrum quidem iseris Memnona, nam quae ipsi inest purissimam nigretudinem

subnitere quodaàmodo videas. Desgleichen: in Callistrati

23 1 1. p. 891: Hoc intuitu Simulacrum, Aethiopicum armor. lemnonis vocale extitisse aredimus.“

In seiner l. R ih XXI Sect. Xl. ex ed. Ii. git. * menit eadem Aegyptus in Aethiopia, quam vocant basaliem, 0 coloris atque duritiae. Non ebsimilis illi narratur in The-

6 Aeluhra Serahis, ut putant Memnonis statua dieatur.““- ganz Siehe dessen Anhang zu des Grafen v. Veltheim Ab⸗ 3. üng äber Memnons Bild fue, betitelt. fa iner Erklarung weer ,, ah der Memnons⸗Bildsaͤule

ach der Poeokeschen bbiibung“, Tab. XX. E. 10.

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34 dumpf und undeutlich sind jetzt die se Tone! ie schmerzt mich der Unfall, den Wah nwitz e in st ö zeugte! scheinen schon damals die aus der Bildsaͤule hervorgehenden Töne an Staͤrke verloren zu haben; ich sage damals, weil noch neuere Reisende beim Aufgange der 8. aͤhnliche Töne vernommen haben wollen; wenigstens versicherten mir dies die Herren Salt, Drovetti und Ricci; und der zweite war, seiner Aussage nach, hiervon so uͤberrascht, daß er aufsprang und schnell Um die Säule herum lief, waͤhnend, es habe sich Jemand dahinter versteckt, um ihn durch einen kuͤnstlich hervorgebrachten Ton zu taͤuschen. Ich hatte leider nicht Gelegenheit, mich persoͤnlich hiervon zu überzeugen, da ein 14taͤgiger Aufenthalt 6 Theben kaum hinreichte, das Merkwuͤrdigste jener einst so beruͤhmten Metropole auch nur im Fluge zu beobachten. Uebrigens will Herr Champol— lion, nach der Mittheilung seines 16ten Briefes aus Theben, von ahnlichen Tönen niemals etwas vernommen haben. Was den physischen Grund dieser beim Sonnenaufgang sich angeblich vernehmbaren Toͤne anbetrifft, so werden sie von Einigen durch den Umstand erklart, daß die ploͤtzlich her— vorbrechende Sonne den waͤhrend der Nacht merklich abge⸗ kuͤhlten Stein schnell erwaͤrme und ausdehne und hierdurch jenen, gegenwartig nur wie eine angeschlagene Saite klingen⸗ den, schrillenden Ton hervorbringe; wenigstens versicherten mir einige Reisende, ähnliche Tone aus andern Denkmaͤlern beim Sonnenaufgang hervorgehend, vernommen zu haben. Ein Umstand, der jedoch fuͤr die Identität der Me m⸗ nons-Bildsäule am meisten zu buͤrgen scheint und ihr einige Gewichtigkeit verleiht, ist die durch Champolli en in dessen 16ten Brief versuchte Deutung der auf dieser Bild⸗ saͤule befindlichen Inschriften. Er sagt hier naͤmlich „Beide (die Kolosse) sind aus einem einzigen Block aus Sandstein ausgehauen und stellen einen sitzenden Pharao dar, die Haͤnde auf den Knieen ruhend. Denon -*) war im Irr⸗ thum, als er diese Statuen fuͤr Aegyptische Prinzessinnen hielt. Die Inschriften nennen ganz deutlich den König Ame— noph, mit allen seinen aͤhnlichen Beinamen, als: der maͤch⸗ tige Areoris, Sohn der Sonne, Herr der Dia— deim e ze. Dies ist Amenophis III. aus der 18ten Dyna— stie (1680 v. Ch.), und stimmt hiermit die Versicherun eines Thebaners bei dem Pausanias uͤberein, daß dieser 36 kei⸗ nesweges der Griechische Memnon, sondern die Statue des Pharao Amenoph sey. Diese beiden kolossalen Bild saͤulen schmuͤckten vermuthlich die Vorderseite des Hauptthors im Amenophium, und auf die Eleganz und Vollendung der Bau⸗ art kann man aus der Schoͤnheit der Nebenfiguren auf den Thronen der Kolosse schließen. Es sind dies Gestalten stehender Frauen von 15 Fuß Hoͤhe. Ihre reiche Kleidung entspricht dem Range 3 die sie vorstellen, naͤmlich die Mutter des Koͤnigs Mout-Hom-Va und dessen Gemah— lin Taja. An einer andern Stelle der Ruinen findet man zwei etwa 30 Fuß lange Bloͤcke, mit prachtvollen Inschriften versehen, deren jede aus 24 bis 25 Zeilen besteht, und auf diesen Basreliefs bemerkt man gleichfalls den Amenophis, von seiner Gemahlin Taja begleitet und von dem Amon— Ra oder Phta-Sochard's empfangen. Beide Inschrif— ten enthalten die Weihung des Amenophis an die The— banischen Goͤtter, welche gewissermaßen dramatisch darge⸗ stellt wird. Zuvoͤrderst nimmt der Koͤnig Amenophis das Wort (Zeile J bis 135: „„der Konig Amenoph hat ge— sagt: Komm, o Amon-Ra, Herr der Throne der Welt, der du in den Gebieten von Oph (Theben) wohnest. Betrachte die Wohnung, die wir dir in dem reinen Lande aufgerichtet haben, sie ist schön, steige herab von den Himmelshshen, um sie in Befitz zu nehmen.““ Hierauf folgen Lobspruͤche des Got— tes, die 8 des Gebaͤudes, nebst Angabe der Ver— zierungen aus Granit, Gold, Elfenbein und Edelsteinen, wozu auch zwei jetzt verschwundene Obelisken gehoren. Die folgenden ; . enthalten Amon⸗Ra's Antwort: „„Tritt

as) Denon, Seite 144 seiner: Voyages dans la basse et haute EFypte. Paris 1202, sagt naͤmlich; „Les deux statues en. core debut, sont sans doute elles de la mèêre et du fils de ce Prince“ (er meint naͤmlich die Bildsaͤule des Oss hymandias, die seiner Meinung nach zwischen diefen beiden noch vorhandenen Kolossen gestanden haben ly dagegen noch andere Reisende diese beiden Kölosal-Bildfaͤulen fuͤr die Frau und die Tochter des Mem non gehalten; allein ich war bereits Seite 189 meiner: „Nachträge zu meinem Reisewerke““ (welche im Jahre 12 Fu Berlin e, . bemuͤht, dies aus dem Umstande zu widerle⸗ gn, daß bie alten Alegypter das weibliche Feschlecht nie mit ent⸗ sößtem Unterieibe abzubilden pflegten, und daß sie folglich Maͤn⸗ ner darstellen mußten.

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