1830 / 105 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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fassung sehr wohl vereinigen. Die Revolutionnairs, die Scheinheiligen, die Unruhestifter, die Ehrgeizigen sind es, ge— gen die wir uns erheben. Was wir verlangen, sind Maͤnner eines loyalen Charakters, einer erprobten Rechtschaffenheit, Freunde des Koͤnigs und der Charte, welche die wohlwollen— den Absichten des Monarchen durch ihre Einsichten zu unter— stuͤtzen versprechen. Frankreich ist voll von dergleichen Maͤn— nern; sie werden sich stellen, und der Thron Karls X. wird nicht minder durch sie gerettet werden, als die Freiheiten des Volkes.“ ö

Die Quotidienne sucht abermals zu beweisen, daß man mit der Aufloͤsung der Deputirten⸗Kammer nicht allzu⸗ sehr eilen duͤrfe; es sey nothwendig, daß das Ministerium vorher das Terrain rekognoszire, daß es die Reihen der Ro— halisten durch diejenigen Manner verstaͤrke, die der Libera⸗ lismus aus denselben verdraͤngt habe, und aus den Reihen der Liberalen die Unbefugten entferne. „Dies sollte aber“, fuͤgt jenes Blatt hinzu, „wie uns scheint, nicht der Haupt— grund eines Aufschubs der Aufloͤsung der Kammer seyn. Faͤnde diese Auftoͤsung schon jetzt statt, so wuͤrde in der That die Leitung des Wahlgeschaͤfts nicht den Charakter der Festig— keit an sich tragen, die der König uns verheißen hat; denn die Meinung nimmt von Tag zu Tag mehr uͤberhand, daß das Ministerium nicht voll staͤndig sey. Ohne Zwei⸗ fel gruͤndet diese Ansicht sich darauf, daß dasselbe sich noch nicht auf die Hoͤhe der Gedanken erhoben hat, die dem Mo— narchen bei seiner Antwort auf die Adresse vor schwebten. So lange aber das Ministerium diesem Beduͤrfnisse der Royalisten nicht vollstaͤndig entspricht, so lange es uͤber seine Stellung zu den Liberalen noch nicht reiflich genug nachge⸗ dacht hat, um aus derselben den Sieg der Königl. Praͤro— gative hervorgehen zu lassen, = so lange kann dasselbe auch nicht fuͤglich handeln, ohne bestaͤndig diesen Sieg aufs Spiel zu setzen.“

Der Globe glaubt, daß bei einer Aufloͤsung der De⸗ putirten⸗ Kammer die Opposition etwa 40 Stimmen gewin— nen wuͤrde.

Aus dem unlaͤngst von dem Grafen v. Chabrol an den Köoͤnig abgestatteten Finanz⸗Bericht, woraus das Journal du Commerce Auszüge giebt, erhellt unter Anderm, daß der Mi— nister fr die Ausgaben des nächsten Jahres die Summe von

963,185,597 Ir, namlich etwa 8 Millionen mehr als fuͤr

das laufende Jahr, verlangt. Die Einnahme, wobei man das Budget von 1829 zum Grunde gelegt hat, wird nur auf g70 Millonen abgeschätzt, woraus sich ein eficit von 13 Mil⸗ lionen ergeben wuͤrde, welches der Finanz⸗-Minister durch die guͤnstigen Opergtionen der Depostten⸗-Kasse, so wie durch ei— nige andere außerordentliche Einnahmen zu decken gedenkt.

Der Moniteur enthaͤlt eine Königl. Verordnung vom 1sten d. M., wonach den Wittwen der Professoren und son— stigen Mitglieder der Universitaͤt, gleich denen der meisten ubrigen Königl. Beamten, kuͤnftig Pensionen, jedoch nur hoͤchstens bis zum Betrage des dritten Theiles derjenigen, worauf ihre verstorbenen Maͤnner Anspruch gehabt haben wurden, aus dem Universitaͤts-Fonds bewilligt werden sol⸗ len. Die Wittwe muß indeß, um einer solchen Pension theilhaftig zu werden, bei dem Tode ihres Gatten minde— stens 5 Jahre verheirathet gewesen seyn; schreitet sie zu einer zweiten Ehe, so hoͤrt die Pension auf. .

Ein hlesiges Blatt meldet, daß in Marseille und Tou—⸗ lon das Holz zu 375 Haäͤusern gezimmert werde, welche an der Afrikanischen Kuͤste aufgeschlagen werden sollen, um groͤß⸗ tentheils zu einem Lazarethe fuͤr 3009 Kranke verwendet zu werden. Zweimal hunderttausend Pfloͤcke zu Zelten sind be— reits eingeschifft worden. n

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Beim Schlusse der (gestern mitgetheilten) Rede des Sir R. Inglis wider die Bill wegen Emancipation der Juden, erhoben sich Sir J. Mackintosh und Hr. Macauley (das kuͤrzlich erst einge⸗ tretene Parlaments- Mitglied fuͤr Calne) zu gleicher Zeit; man rief jedoch von vielen Seiten: „Das neue Mit⸗ glied, worauf Sir J. Mackintosh sich zuruͤckog und Herr Mäcguley sich folgendermaßen vernehmen ließ:

„Es were mit dem Prinzipe, nach welchem das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Oxford und seine Freunde sich im vorigen Jahre der katholischen Bill widersetzten, recht gut vertraͤglich, wenn sie jetzt die vorliegende Bill unterstuüͤtzten; denn damals, wie jetzty ist der Grnndfatz religidser Duldung unumstoßlich zugegeben wor⸗ den. besonders ümsin de waren es jedoch, 6. in den Augen dieser Herren die kötholische Bill als verzerfllch erscheinen lie— 5 befondere Umstände, von denen hier durchaus nicht die Rede seyn ann. Die Juden besitzen kein fremdes Oberhaupt, leinen gethellten Gch rf feine Bullen und Indulgenzen, keine

w.

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riester, die einen despotischen Einfluß uͤber ihre Heerden gus⸗ uͤben, keine Agitatoren, keine heftigen Adressen ö . 3. Pobel, der fäst mit aller Regelmäßigkeit des Militairs diseipli⸗ nirt ist. Hier kann auch nicht gesagt werden, daß die Regierung

Schwaͤche zeigen wuͤrde, wenn sie in die Forderungen sich fag. n⸗

stillschweigend und in Demuth duldeten die Juden ihre lange terdruͤckung, und jetzt, da sie an die kegislitür, .

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Tone. Den Katholiken wollte man die politische Macht verwei⸗

gern, weil, so wurde gesagt, ihre Religion uͤberall dahin strebe,

die Uebermacht zu gewinnen, und zwar vornehmlich da⸗ durch, daß sie wo moglich , zu sich . bekehren suche. Im vorliegenden Falle haben wir es jedoch nicht mit ei⸗ ner Sefte, sondern mit einer Nation zu thun, und zwar mit ei⸗ ner Nation, die, stolz auf ihren von aller Proselytenmacherei entfernten Chargkter, keine Vermehrung ihrer Bekenner unter de⸗ nen anderer Religionen sucht. Der Verfolgungsgeist der Katho⸗ liken wird uns in der Geschichte Englands v5ielfäͤltig nachgewie- sen: wir duͤrfen nur an die Verfolgungen Lord Cobhams, an die Pulver Verschwöͤrung und an die sieben Bischöfe denzn. Die Geschichte der Juden in England bietet dagegen einen schla— genden Kontrast: ohne einen Fall ͤberwiesener Schuld oder ge⸗ thanen Unrechts von ihrer Selte ist dieselbe eine Reihefolge von

Leiden und tyrannischen Erpressungen. Die christlichen Sekten,

protestantische oder katholische, haben, was Verfolgungen betrifft, die sie saͤmmitlich ausgeführt, einander nichts vorzuwerfen; die Juden jedoch unterscheiden sich von ihnen, denn st mals die Verfolger. Daher behaupte ich, daß, wenn nicht etwag das bestimmte Prinzip aufgestellt wird, daß jeder Nicht ⸗Christ von der Constitution ausgeschlossen ist, die Argumente, die heute vorgebracht worden, ganz im Widerspruche mit denen des vorigen Jahres sind, Sollten diese Argumente geltend gemacht werden, so wurde dies nur zeigen, daß es nichts giebt, was der Ver⸗ folgungsgeist nicht als ein Mittel zum Zwecke gebrguchen kann. Mich gemahnt dies Argumentiren an die Sprache des Wolfs Und des Lammes.“ Der Redner erinnerte daran, daß es durch⸗—

aus keine religioͤse, sondern nur politische Einwuͤrfe gewesen

seyen, die man gegen die Katholiken gemacht habe, daß nament⸗ lich Lord Eidon sich ausdruͤcklich so ausgesprochen, und fuhr dann fort: „Im gegenwartigen Falle werden, politische Einwürfe fast gar nicht vorgebracht; nur religidse Gründe sind es, die wir da⸗ gegen vernehmen. Die einzigen ven meinem ehrenw. Freunde, bein Mitgltede für Sxrford, gemachten Einwürfe, die allen falls

politifch genannt werden könnten, beschraͤnken sich, darguf, daß

erstltch die Juden, die über die ganze Welt verbreitet sind und hier gleichsam eine einzige Republik bilden, zu sehr an einander halten und an sich gegenfeitig ein größeres Interese, als an dem von ihnen bewohnten Lande, nehmen wurden; gefaͤhrlich sey es daher, den Mitgliedern einer solchen Vereinigung in einem freien Staate, wie dein unsrigen, politische Macht zu verleihen. Fuͤr mehr als unbillig muß ich es jedoch erklaͤren, hies als ein Argu⸗ ment anzuführen, ehe noch das Experiment versucht worden ist, sie zu Englaͤndern zu machen. (Hört, hort!) Kann es uns wohl wundern, wenn fie Juden bleiben, so lange wir uns weigern, sie als Englaͤnder zu betrachten? Ferner wird gesagt, und zwar ist dies noch feltsamer, daß, so wie die Juden in dlesem Hause zu⸗ gelnssen werden, binnen wenigen Jahren eine Parlamentz⸗ Reform stattfinden muͤsse. In diesem Falle muß ja mein eh⸗ renwerther Freund . „daß in der Zusammensetzung diefes Hauses ein schlechtes Prinzip sich findet, das seine Re⸗ form noͤthig macht. Er muß dies entweder zugeben, oder laͤugnen. Laäͤugnet er es, so verschwindet sein ganzer inwurf; giebt er es aber zu, so begreife ich nicht, wie er gerade wider die Juden gel⸗ tend gemacht werden kann. Ez sollen sich einmal, wird gesagt, Mitglieder in diesem Hause befunden haben, die das Interesse eines auswaͤrtigen Fuͤrsten vertreten haben. Giebt ez noch jetzt diefelben Mirtek, Mitglieder hier hereinzubringen, die das In⸗ tereffe von Parteien vertreten, welche nicht vertreten zu seyn

brauchen, waͤruẽm follen nicht die ginheimischen Juden sich dieser

Mittel eben so gut, als ein auswärtiger Fuͤrst, bedienen konnen? Außer diesen politischen Anklaͤngen ann ich nur die Ueherreste

teligibser Verfolgung in den Argumenten meines ehrenwerthen

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Freundes erkennen. In gllen religizsen Verfolgungen des Kon⸗ tinents: in denen gegen die Albigenser, in denen der In quisition ü. f w., war immer das Prinziß vorwaltend,; daß Ketzer keine Macht besitzen durfen, Besteht denn aber alle Macht, die wir hier den Juden verweigern wollen, blos in Pelz⸗Roben, Richter⸗

Staͤben, gewichsten Pergamenten und Siegeln? Ist nicht Wis⸗ fenschaft auch Macht? Verleiht der Reichthum, der Einfluß gro⸗

Fer Kapitalien nicht ebenfalls Macht? Uebt diesen Einfluß nicht her Gläubiger auf den Schuldner, de Wohlthaͤter guf den, dem er wohlthat? Alle diese Macht kann ein Jude jetzt schon besitzen. Er kann der größte Mann in der City seyn, kann ungeheuern Einfluß auf uͤnfere Börse, die Bank und die Ostindische Com⸗ pagnie gus üben. Es find ihm die Mittel geben, aus hat, tigen Mongrchen, und selbst solchen, beizustehen, die diesem

Lande feindlich sind. Er kann sogar nach einem Monarchen⸗

Kongresfe gefandt werden. Und Alles dies waͤre keine Macht

zllles deffen ungeachtet glaubt mein ehrenwerther Freund, daß er

den Juden der Macht beraubt, wenn er ihn persoͤnlich von einem

Sitze im Parlament entfernt haͤlt, waͤhrend er doch auch zugiebt. 3 der Jude die Mittel besitze, Andere hier herein zu bringen Is es gefaͤhrlich für den Staat, wenn ein Jude politische Macht

hesitzt, so hat er deren schon zu viel. Ist etwa mein ehrenwer⸗

ellen zu nehmen? in Einfluß ent⸗ ie Graͤnzlinie zu

wieder erneuert

ther Freund geneigt, dem Juden seine Huͤlfsqu Will er ihm

pringt? Un

l ö sie, Leg e bit⸗ tend, sich wenden, thun sie es in einem rühigen gemäßigten

600 hat⸗

ein Auto da Fs. Möge; d den ruhmmuͤrdigen Prinzipten s in den Jahren 18238 und 182 Beifall.) Herr Batley— nung gegen die Bill zu erkenne wieder erhob und zuv ten Freundes (Hrn.

(gestern mitgetheilte) Mei— Sir J. Mackin⸗ oͤrderst der Rede seines eh— Macauley) seine ken, daß er dessen Ar— „Nur“, fuhr er thun, um land zu

ab darauf die

te waren nie⸗ n, wonaͤchst

to sh sich renwerthen und gelehr Bewunderung zollte, mit dem Bemer gumenten fast nichts

um meinem e Pflicht gegen Neligion, M s fuͤr noͤthig, mi Gluͤck wuͤnschen lcher Veranlassung an ein Unterh eligioͤse Freiheit m arlament seit der

hinzuzufuͤgen wisse. igenen Gewissen genug zu enschheit und Vater ch bei dieser Gelegenheit muß ich mir zuvoͤrderst, aus wen— ehr bereits Zeit Wilhelms III. wuͤrde ich nicht einmal gelten lassen, ner Zeit die beruͤhmte Toleranz— s der erste Schritt zu religid— ßte angesehen werden muß.“ Bemerkungen des Sir R. iber die Voraussetzung, daß ein Beweis von den Mit— sitglieder sich den „Der ehrenwerthe daß in Frank— Staaten, trotz n, diese doch dort n und keine vendung großer ssen zu erwir— einige niedrige Aemter in jenen Bewiese nun das nicht geradezu, die Rechte der Constitution ge— zu riskiren brauchte, daß sie Ich kann uͤbrigens angefuͤhrten Aus⸗

erfuͤllen, halte ich e hier auszusprechen. daß ich mich bei so den kann, das fuͤr die r hat, als irgend ein P Selbst diese Ausnahme wenn nicht das Parlament je Akte gewährt hätte, welche a ser Freiheit immer als der gro Der Redner ging nun zu den Inglis uͤber und spottete i der ins Parlament komme, de, durch welche viele M Eintritt in das Unterhaus verschaffen.

er fort, „hat uns sodann gesagt, n Vereinigten

teln seyn wer

Herr“, fuhr reich, den Niederlanden und de der dort gunstigen Gesetze fuͤr die Jude an der Legislatur Theil genomme gestiftet haben, um durch Verr Summen die Erwaͤhlung ihrer Glaubensgeno ken, so wie, daß sie nur Landern bisher bekleideten. daß, wenn man ihnen hier währte, auch unser Land nicht irgend eine Praäponderanz gewinnen? er den von dem ehrenwerthen Herrn ben auch noch mittheilen, daß der Mayor z on New-HHork ein Jude ist; ferner n uͤberaus gelehrter und geschaͤtzter eyer, Praͤsident des Kriminal⸗Gerich der durch seinen richterli— Werke uͤber Jurisprudenz in In England soll anz besonders den Angrif⸗— Will das ehren— daß der Charakter Englands aller anderen Nationen,

noch niemals Verbindunger

nahmen, demse nicht der Sheriff v ist in den Niederlande Israelit, Namens M hofs von Amste chen Charakter und durch seine ganz Europa sich bekannt g es jedoch etwas geben, das uns g fen des juͤdischen werthe Mitglied damit sagen, um so viel schlechter sey als der ie Engländer uberhaupt ein kaͤuflicheres Volk waͤ— ruft Sir R. Inglis) Ich hoffe, es aber, so muͤßte die Repraͤ— als irgend eine andere, 1 Materialien keinen „Urbem venalem et eito periluram.“ e gesagt worden, gegenseilig mehr an ohnen, so

rdam, ein Mann, emacht hat.

teichthumes aussetzt.

oder daß d r (Hoͤrt, sey nicht der Fall, waͤre sentation Englands schlechter seyn, und ein Jude haͤtte bei so schlechter Grund, auszurufen: Wenn die Juden, wi einander haäͤngen, als on dem Lande, das sie bew fallt die Schuld auf die Regierung, die ihnen ihr-Vaterland Wie koͤnnen wir es ihnen nun

und ihren Charakter raubte. daß sie beide nicht besitzen?

als ein Verbrechen anrechnen, Wir nehmen ihnen Alles, was ihnen ein Land theuer machen Kann, wir sind schuld, daß sie nur auf ihre eigenen Personen sich beschraͤnken, und doch sehen wir den Erfolg als einen Grund an, ihnen ihre Bitten abzuschlagen. diese Bill könnte ein Praͤcedent noch fuͤr Andere werden. Etwa fuͤr die Bewohner der Kolo—

Man fuͤrchtet,

Aber fuͤr wen denn?

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nieen? Nun, haben diese nicht schon parlamentarische Rechte? Duͤrfen sie nicht Laͤndereien u. s. w. besitzen? Man hat den Juden den Vorwurf gemacht, sie hätten an Napoleon gehangen; doch warum ge chah das? Weil er ihnen Gerech— k werden ließ, weil er ihnen Schutz lieh und sie zu Theilnehmern aller bärgerlichen Rechte machte. Wo die Juden kriechend und demoralisirt erscheinen, wurden sie es, weil man sie veraͤchtlich behandelte und unterdruͤckte. Will man sie zu edler Humanitaͤt erheben, so muß man die Ruͤcksicht auf die Achtung anderer Menschen in ih⸗ nen wieder beleben; man muß ihnen dieselben Motive verleihen, die wir haben, um Großes und Edles zu thun, kurz, man muß sie aus ihrer gegenwartigen Erniedrigung her— ausziehen und sie wie andere Menschen behandeln. Dies wuͤrde der erste Schritt seyn, um ihrem Charakter eine an— dere Richtung zu geben und sie saͤmmtlich zu nützlichen Buͤr— gern zu machen. So sehr fuͤhle ich mich von diesem Argu— mente durchdrungen, daß ich behaupte, eben die Verderbtheit der Juden spreche am meisten fuͤr die vorgeschlagene Maaß— regel. Die Juden sind jetzt in jedem Lande Europas ganz eigenthuͤmlich situirt, und in allen ist ihr Zustand fast der⸗ selbe. Sie sind naͤmlich in zwei Klassen getheilt, deren eine außerordentlich arm ist und auf sehr niedriger Stufe steht; diese treibt die gemeinsten Beschaäͤftigungen, unbekuͤmmert um ihren Charakter. Es ist gleichsam ein Zustand erblicher Ver⸗ derbtheit, auf den sie reduzirt ist; diesen aber besonders thut die Emancipation Noth, um ihnen in der Gesellschaft eine angemessenere Stellung zu verschaffen. Das einzige Mittel ist dies, um sie von der moralischen Krankheit, von der sie infizirt sind, zu befreien. Die andere Klasse der Juden be— steht aus einem sehr ansehnlichen Vereine von Kaufleuten, die viel Vermoͤgen besitzen, große Geschaͤfte betreiben, in aus— gehreiteten Zweigen des Genderbfleißes thaͤtig sind und eine hohe, achtbare Stellung in der Gesellschaft einnehmen. Diese stehen mit allen Staaten Europas in der ausgebreitetsten Verbindung (Hoͤrt, hort!) und verdienen es wohl gewiß, emancipirt zu werden. Dieselbe Maaßregel ist es, welche die niedere Klasse der Juden auf einen besseren Weg zuruͤckfuͤh⸗ ren, die hoͤhere aber in die Stellung versetzen kann, die sie einzunehmen verdient. (Hort, hoͤrt !) Alle Negierungen Eu— ropas gehen jetzt damit um, die niedere Klasse der Juden zu reformiren, und zu welchem Mittel haben sie zuerst ihre Zu⸗ flucht genommen 7 Sie nahmen vor allen Dingen das mora⸗ lische Brandmahl fort, welches sie zu schlechten Handlungen verdammte. Der erste wirksame Schritt, ihren moralischen Zustand zu verbessern, war, sie selbst erkennen zu lassen, daß sie Menschen seyen, und Andere zu lehren, daß man jene als Menschen ansehen muͤsse. Man befreite die Juden von den Vorurtheilen des Ungebildeten und lehrte sie, diejenigen als Bruͤder lleben, die sie vorher als ihre groͤßten Feinde ange⸗ sehen hatten. So wie sie nun Ursache bekamen, dankbar zu seyn, erhoben sie sich auch und naͤherten sich mehr dem Zu⸗ stande ihrer Mitbuͤrger.“ Der Redner bemerkte darauf, in⸗ dem er noch einige Irrthuͤmer des Sir R. In lis berichtigte, daß die Rede desselben wohl noch im J. 1828 an der ge gewesen waͤre, jetzt aber, nachdem die beiden großen Maaßregeln durchgegangen, nicht mehr; alsdann wies er darauf hin, daß der sehr ehrenwerthe Herr (Peel), der jetzt nicht anwesend sey, im J. 1829 Folgendes ausgesprochen habe: „Das Prinzip unsers Kirchen⸗ Gesetzes besteht darin, daß wir eine bestehende Kirche haben sollen, verbunden mit buͤrgerlicher und religioser Freiheit, die alle Religionen zum gemeinsanen Besitze buͤrgerlicher Rechte zur laßt.“ Dieser Ausspruch sey bis in die entferntesten Theile des vereinigten Koͤnigreiches gedrungen und erwarte man jetzt, daß das Parlament in Bezug auf die 0,009 Juden, bie es im Lande gebe, eben so verfahre, als fruͤher in Bezug auf die 7 Millionen Katholiken. So sehr sey er uͤberzeugt, es lasse sich dawider nichts Richtiges einwenden, daß er be⸗ reits gegen einen Freund geaͤußert, er wolle eine Belohnung fuͤr denjenigen aussetzen, der ein gutes Argument dagegen vorbringen koͤnne. Der Kanzler der Schatzkammer sprach sich nun (wie gestern mitgetheilt wider den Antrag zus. Br. Lufhington machte auf die seltsame Anomalie aufinerksam, daß Juden, die keine Advokaten werden knnen doch das Patronats-Recht uͤben und in Folge einer von Lord Eldon ausgegangenen Verfuͤgung, sobald sie Kirch spiels⸗Abga⸗ ben bezahlen, aich eine Stimme bei der Wahl der Geistlichen dieses Kirchspiels haben. Dieses und andere Vorrechte, die sie bereits besaͤßen, wollten sie gern aufgeben, wenn man sie mit den Katholiken unter gleiche Anwendung des Gesetzes brachte; er seinerseits fehe auch durchhus nicht, daß dies der bestehenden Kirche und der christlichen Religion guf irgend eine Weise zum Nachtheil gereichen koͤnne. Nachdem dar—⸗ auf Hr. Percival gegen und Lord Morpeth fuͤr die