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mittel, Landes- Erzeugnisst und Kaufmannswaagren gewährleistete, — Buonaparte hatte die alte dre n Staatsingrime wohl aufgefaßt, Bern zu schwaͤchen; die Halfte des Gebiets, die reichsten und fruchtbarsten Gegenden; das Aargau und, Wagdt, wurden los⸗ get en; der Rest der früͤhern Ersparnisse seiner haushäͤlterischen eglerung, was der Habsucht Fraͤnkischer Kommissarien und Ge⸗ nerale, der Dilapidation der Helvetischen Republik entgangen war, zur Bezahlung der Helvetischen Stagtsschuld in Beschlag genommen. Zur Einrichtung seines aͤußerst sparsamen Central⸗ Haushalts bedurfte Bern nunmehr guch die Huͤlfe von Auflagen. Als eine der einfachsten bot sich eine Verbrauchsteuer auf, den Wein dar; Bern hatte nur noch sehr weniges und sehr geringes Rebland am Thunen- und Bieler - See, dessen mittlerer Ertra etwa auf den fechsten Theil des Bedarfs ansteigen mochte. Na der Vorschrift der Medigtions Akte mußte jedoch dieses eigene Produkt, gleich dem uͤbrigen Schweizerischen, belegt werden s wenig als auch der arme einem rauhen Klimg un? oͤftern Feh jahren ausgesetzte Rebbauer eine solche Gleichstellung (die vor 1798 für sein naͤheres Gebiet auch nicht stattgefunden hatte) zu ertragen vermochte. Das Ohmgeld fuͤr den Schweizerischen Bein wie den eigenen wurde auf 3 Rappen (ein guter Kreuzer) auf die Maaß (von 2 Flaschen), für alle nicht Schweizerischen Weine guf ig, Rappen (3 gütè Kreuzer festgesetzt So genf der Waadtlaͤndische Wein waͤhrend der Mediationszeit, sowohl auf Unkosten des Rebbauers, als des Bernschen Konsumenten, einer Gleichstellung gegen jenen und eines Verzugs vor dem fremden Weine, welche einzig durch allgemeine hoͤheken Interessen und durch den Werth eines allgemeinen Grundsatzes gerechtfertigt werden konnte. . Eilf Jahre dauerte die Herrschaft der Mediations Alte. Bei dem großen Befreinngs= Kriege ward auch die Schweiz von den Verbuͤn deten aufgefordert, Franzosischer Vorschrift zu entsagen. Politische Verhaͤlknisse, deren Schilderung nicht hierher gehört, bewirkten unter den Kantonen der Eidgenossenschaft eine Tren. nung von Ansichten und Interessen, und diese fuͤhrte um so mehr zur Erbitterung, als der Tampfnlah enge war und kein offener Ausbruch den Abfluß befoͤrderte, Unter Einwirkung so unguͤn⸗ stiger Umstaͤnde und wibersprechenden aͤußern Einflusses wurde der neue Vertrag berathen, der die, nach . jedes fruͤhern Bandes, so uv ergin und vereinzelt daste i der in eine , . vereinigen sollte. Vorerst hatten sich Dieselben in zwei Abtheilungen zertheilt, von denen die einc, in Zuͤrch versammelt, der Gebiets- Eintheilung des Franzoͤsischen Mediators gewogen, sich unter den Schutz und die Leitung der allirten Mihister gestellt hatte, die andere in Luzern in der Grund lage der vor 198 bestandenen Bünde ein rechtliches Verhaͤltniß festhalten wollte. Fremder Einfluß trennte dies. letzer balp, während jene bereits im Februar 1814 einen ersten Ent wurf eines Bundes Vertrags dargegehen hatten, dem aber die Mehrheit der Staͤnde nicht beipflichtete., Unter schrof⸗ fen Widerspruͤchen kam nach ciner zweimonatlichen Berg⸗ thung unter den nunmehr in Z.ürch bersammelten Abgeprd— neten aller Staͤnde unterm 31. Mai ein zweiter Entwurf zu Stande, der aber auch aufgegeben werden müßte, alz nicht mehr denn 9 Stimmen und der eine Theil von Appenzell demselben keipflichten mochten. Beide dieser Vorschlige hatten der Medig⸗ tions⸗Akte die Bestimmungen üͤber den freien Verkehr entnom⸗ men und die freie Ein- und Ausfuhr vorbehalten. Bei diesen Be⸗
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,. hatte Bern, dessen Augenmerk auf die Territorial⸗ und
Eigenthums⸗Fragen und guf die Behauptung der Freiheit in Be⸗ stimmung der Käntonal Verfassung gerichtet war, fuͤr die uͤbri⸗ gen Punkte mehr mittelbar, zu Unterstuͤtzung befreundeter Staͤn⸗ de, als unmittelbar nach eigener Konvenienz Theil genommen,; Daß Bern gegen die Vorschrift uͤber Freiheit des Verkehrs selbst Ein spruch erhoben, ist aus keinen Attenstuͤcken ersichtlich, hinge⸗ gen y. es den Berg Kantonen, welche, besorgt um ihren einzi= en Relchthum (die Viehzucht), nicht gern unbehinderte Einfnhr lechter Racen zugeben wollten. (Schluß folgt)
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Rom, 3. April. Gestern fruͤh ist hierselbst der Kardi— nal Julius Maria della Somaglig, Dekan des heiligen Kol⸗ legiums, Bischof von 9Ostia unb Velletri und Vice ⸗ Kanzler und Bibliothekar der Romischen Kirche, in dem hohen Alter von 88 Jahren mit Tode abgegangen; er wurde im Jahre 1742 in Piacenza geboren und 1795 von Pius VI. mit dem Kardinalat bekleidet.
Am 31 sten v. M. verkuͤndeten wiederholte Artillerie⸗ Salven von der Engelsburg herab den Jahrestag der Er⸗ — 6 Pius VIII, auf den Paͤpstlichen Stuhl. In der
ixtinischen Kapelle wurde zur Feier dieses Tages große Messe gehalten, welcher 25 Kardinäle und die Vorsteher der geistlichen Orden und Mitglieder des Roͤmischen Senats bei— wohnten. .
Das dritte * des hiesigen Kunstblattes, welches un— laͤngst erschienen ist, enthaͤlt: Abbildungen zweier Medaillen, von Girometti, von denen die eine zum Gedaͤchtniß des Kar⸗ dinal Consalvi, die andere zu Ehren des Florentinischen Tragodien⸗Dichters Niccolini, Verfassers des Foscarini, ge⸗ chlagen worden ist; ferner einen Kupferstich von dem gro—
enden Kantone wie⸗
ständen und der Lage der Dinge gemaͤß wuͤnscht.
ßen Bilde Horaz Berners welches den Kröͤnungszug Pius VIII. in der St. Peter sticht vorstellt, die . er vom Bildhauer Kessels verfertigten Diskuswerfers, den Ku⸗
pferstich von einem Genre⸗Bilde Roberts, eine Bewohnerin
unserer sumpfigen Gegenden vorstellend, welche den Einsturz
ihrer ärmlichen 8 in Folge eines Erdbebens beklagt.
Den Schluß des Heftes machen vermischte artistische Notizen. In diesen Tagen wurden hier zwei Marmorbuͤsten von der schoͤnsten Griechischen Arbeit ausgegraben, welche von Allterthumskennern fuͤr Bildnisse der beiden Triumvirn Marcus Antonius und Lepidus gehalten werden. Das hiesige Diario enthalt seit einiger Zeit bei der Angabe der Kirchen, in welchen waͤhrend der Fastenzeit die
sogenannten Stationen gefeiert werden, uͤber die Erbauung
der weniger bekannten Kirchen unserer Hauptstadt historische Notizen, welche fuͤr den Antiquar hoͤchst schaͤtzenswerth .
Mit dem Eintritt des Fruͤhjahrs haben die beweglichen Kolonnen der Paͤpstlichen Karabiniers in den vier Delega—⸗ tionen des Kirchenstaates ihre Wirksamkeit wieder begonnen, wobei sich besonders die Kolonne in der Delegation Ferrara ausgezeichnet hat, durch welche mehr als 14 Raͤuber ver— haftet und 35 Ballen mit gestohlenen Juwelen, Gold- und Silber-Geraͤthe und baarem Gelde in Beschlag genommen worden sind. ,
Spanien.
— — Madrid, 3. April. Am 24. Marz war bei Hofe, zur Jahres⸗Feier der Ruͤckkehr Sr. Majestaͤt des Koͤ⸗ nigs aus der Gefangenschaft in Valencay, Galg und Gratu— lations-Cour. — Die von der hochseligen Koͤnigin (Maria Josepha Amalia von Sachsen) eingefühte Ceremonie, am Tage der Verkuͤndigung Mariae zwölf armen alten Frauen die Fuͤße zu waschen und sie zu speisen, ist in diesem Jahre von der jetzt regierenden Königin nicht vollzogen worden, da diese Ceremonie fuͤr Ihre Maj. in Hoͤchstderen gegenwaäͤrti— gem Zustande sehr ermuͤdend gewesen seyn wurde. — Der Bbrist Villamil, Chef des Infanterie⸗Corps der hiesigen Koͤ— niglichen Freiwilligen, welcher fruͤher diese Truppengattung so viel als moͤglich zu vermehren suchte, geht jetzt damit um, dieselbe auf den vierten Theil ihres gegenwartigen Bestandes zu reduziren. — Im Laufe des Monats Januar d. J. sind im Freihafen von Cadix 123 Schiffe mit 652777 Tonnen La— dung angelangt und 198 beladene Fahrzeuge mit 4599 Ton- nen Ladung aus demselben ausgesegelt. — Aus demselben Ha⸗ fen sind während der ersten sieben Monate seit seiner Eroͤff⸗ nung nachstehende Gegenstaͤnde nach den Hafen der Halbin— sel ausgeführt worden: 155, 331 Arrobas Zucker, 33,53 Pfd. Indigo, 11,492 Arrobas Kaffee, 2536 Pfd. Schildpatt, 72ä6 ETentner Campeche Holz, 1,661,976 Pfd. Cacao, 206.313 a. 2 Pfd. Chokolade, 23, 900 Pfd. Wachs, 1008 Pfd. Eochenille.
Columbien.
Folgendes ist die von Bolivar unterm 20. Januar er⸗ lassene Proclamation an die Columbier: „Columbier! Mit dem heutigen Tage höͤre ich auf, uͤber Euch zu herrschen. Ich habe Euch nun bereits zwanzig Jahre als Krieger und ais Richter gedient. Waͤhrend dieser langen Zeit haben wir bas Land wieder erobert, drei Republiken befreit, mehrere Buͤrgerkriege beigelegt, und viermal habe Ich dem Volke seine Allgewalt zuruͤckgegeben, indem ich freiwillig vier konstitui— rende Kongresse zusammenberief. Euren Tugenden, Eurer Tapferkeit und Vateriandsliebe verdankt man diese Dienste, mir dagegen gebuuͤhrt der Ruhm, Euch dabei geleitet zu ha⸗ ben. Der konstituirende Kongreß, welcher heute eroͤffnet worden ist, hat von der Vorsehung den Auftrag erhalten, der Nation diejenige Institutionen zu geben, welche sie den .
In der Besorgniß, daß ich als ein Hinderniß bei einer Organisation . 9 den wahren Grundlagen ihrer Wohlfahrt betrachtet werden möchte, habe ich die oberste Staatsgewalt, mit welcher Eure Guͤte mich bekleidet hatte, freiwillig nie⸗ dergelegt. . . „Eolumbier! Ich bin das Opfer schimpflichen Verdachts ewesen, indem die Reinheit meiner Gesinnungen zu meiner Der e nicht hinreichte. Diejenigen, welche elbst nach der hoͤchsten Gewalt streben, haben mir hinterlistig Eure Her⸗ zen zu entziehen gesucht, indem sie mir ihre ü. Gesin⸗ nungen beilegten, indem sie mich als den Urheber von Plaͤ⸗ nen darstellten, die sie allein geschmiedet haben, mit einem Worte, indem sie mich als einen nach der Krone Strebenden
erscheinen ließen, mich, dem sie mehr als einmal angeboten
Beilage
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X 212.
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ischen Staats-Zeitung Æ 107.
Kae. 3 2 é , . . 6 r ., — — — * —
Beilage zur Allgemeinen Preuß
worden ist, der ich sie aber stets mit dem Unwillen eines strengen Republikaners zuruͤckgewiesen habe. Niemals, ich schwoͤre es Euch zu, niimals ist die Begierde nach der Koͤ⸗
niglichen Wärde init in den Sinn gelommen, obgleich. meine
Feinde mir listig solche Gedanken untergelegt haben, um mich in Eurer Meinung zu vernichten.? ö.
„MUeberzeugt Euch selbst eines Besseren, Columbier! Meine einzige Sorge ist gewesen, zu Eurer Freiheit beizu tragen und Eure Ruhe . n ö.
afbar gemacht, so verdiene i Ihr, den
ern d, ge Hoͤret nicht, ich, beschwoͤre Euch, auf schaͤndliche Verlaͤumdungen und Intrignen, welche al—⸗ lenthalben nur Zwietracht gebaͤhren. Laßt Euch nicht durch die luͤgenhaften Erfindungen meiner Verkleinerer täu— schen. Laßt Euch nicht verblenden, Columbier! Reihet Euch vielmehr um den konstituirenden Kongreß; er ist die Natio⸗ nal⸗ Weisheit, die rechtmaͤßige Hoffnung des Volkes und der letzte Vereinigungspunkt der Patrioten. r ͤ Gönck der Republik und der Ruhm Columbiens haͤngen von seinen souverainen Beschluͤssen ab. Solltet Ihr durch irgend.
ein unheilvolles Verhaͤngniß verleitet werden, ihm abtruͤnnig
zu werden, so giebt es keine andere Rettung mehr fur das and, und Ihr stuͤrzt Euch dann selbst in ein Meer der Anar— chie, Euren Kindern Verbrechen, Blut und Tod als Erbtheil hinterlassend.“ ; . „Mitbuͤrger! Hoͤret auf mein letztes Wort beim Schlusse meiner politischen Laufbahn. Im Namen Columbiens bitte ich Euch instandigst, bleibt einig — damit Ihr nicht dem Lande und Euch felbst Tod und Verderben bereitet. — Bo⸗ gota, den 20. Januar 1830. Bolivar.“ — Einem Schreiben aus Bogota vom 14. Jan. zu⸗ folge, (das in London eingegangen ist) durfte die Trennung
zusehen seyn. „Zum Kongresse selbst (heißt es in jenem Schreiben) sind von den 17 Deputirten Venezuelas dreizehn in Bogota eingetroffen; aus diesem Umstande schon mochte der Schluß zu ziehen seyn, daß Paez nicht berechtigt war, zu behaupten; ganz Venezuela sey seiner Meinung.“
Z3nland.
Berlin, 17. April. Nach Juhalt des heutigen Mili⸗
tair-⸗Wochenblatts ist der General-Major, Freiherr von
Luͤtzow, mit Beibehaltung des Kommando's der 6ten Land⸗
wehr-Brigade, zum Mitgliede der General⸗Ordens-⸗Kom—⸗ mission ernannt; agg! Ge Freiherr von Canitz, ist einrangirt und zum Chef vom Ge—
neralstabe des Garde-Corps erngunt; die Oberst-Lieutenants von Reiher und Freiherr von Rheinbaben, er sterer bisher s Chef des Generalstabes des ten und letzterer bisher Chef
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des Generalstabes vom ten Armee Corps, sind in gleicher Eigenschaft resp. zum 3Zten und 6ten Armee⸗Corps, desglei⸗ chen ist der Oberst-Lieutenant vom großen Generalstabe,
Heymann, zum ten Armee, Corps als Chef vom General ⸗ stabe und der Major vom Generalstabe bes 2ten Armee Corps, von Below, zum großen Generalstabe versetzt worden. — Aus Königsberg vom 12. April wird gemeldet:
Unsere Stadt verlor am Zten d. M. einen ihrer geachtetsten
und gelehrtesten Männer, den Oberlehrer am hiesigen Fried⸗
richskolleglum und Privatdocenten bei der Universitaͤt, Hr. Joh. Friedrich Ebert. Wer sich auf solche Weise, wie der Entschlafene, auf ungeehneter Bahn und unter den druͤckend⸗
sten Verhaͤltnissen von fruͤher Jugend an, weder durch äaͤuße⸗
res Erdengluͤck, noch durch Gunst fremder Menschen gehoben, sondern durch eigene Geisteskraft und einen unersattlichen Durst nach hoͤherem Wissen und Erkennen fortgetrieben, durch das Leben hindurchgearbeitet bis zu einem Wirkungs⸗
kreise in der Jugendbildung, wie er ihm zu Theil wurde,
darf als ein rühmliches Beispiel seines edlen Strebens der dankbarsten Gesinnungen unter denen, die ihn als Lehrer ach— teten und als Freund liebten und hochschaͤtzten, immer ge— wiß seyn. ;
— Nach einer im Amtsblatte der Koͤnigl. Regierung zu Achen enthaltenen Nachweisung der Resultate der in ihrem
Verwaltungs-Bezirke stattgehabten Sammlungen zur Unter
stuͤtzung der im vorigen Jahre durch die Ueberschwemmungen in West, und Ostpreußen, so wie in Schlesien, verungluͤckten Bewohner sind uͤberhaupt 6451 Rthlr. 5 Sgr. 9 Pf. in baarem Gelde eingekommen. — Die (wie seiner Zeit gemeldet worden) durch den Eisgang der Elbe beschädigte Bruͤcke bei Wittenberg ist nun—
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Unser Leben, das
der aggregirte Oberst vom Generalstabe,
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mehr so weit hergestellt, daß seit dem 15ten d. die Passage uber dieselbe wieder eingetreten ist.
— Nachrichten aus Breslau vom 13:ten d. zufolge war in der vorherigen Nacht das Wasser in der Oder wieder um 7 Zoll gewach sen. Aus Kosel war die Meldung eingegangen,
daß dort die Oder am 12ten eine bedeutende Hoͤhe erreicht
hatte; es stand daher leider wieder großes Wasser, gleich dem vorangegangenen zu fuͤrchten.
Auf dem am Zten d. M. beendigten diesjaͤhrigen Laäͤtare⸗ Markt befanden sich 1203 Feilhabende, unter ihnen: 58 Haͤndler mit baumwollenen Waaren; 41 Baͤnderhaͤndler; 105 Lederhändler; 155 Leinwandhaͤndler; 223 Schuhmacher; 38 Tuchfabrikanten und 8 Toͤpfer. Der diesjaͤhrige Honig⸗ Markt am gruͤnen Donnerstage zeichnete sich aus durch die
Menge von Honig, welche fellgeboten wurde. Es sind 182
Verkäufer gezahlt und unter diesen keine Ausländer be⸗ merkt worden.
— Am Sten d. M. fand die oͤffentliche Pruͤfung der Schuͤler von der K. Realschule hierselbst statt; am Vormittage die der vier obern Klassen, Nachmittags die der vier untern. Gegenstaͤnde der Pruͤfung waren in jenen Klassen, welche die Realschule im engern Sinne bilden: Mathematik, Naturge— schichte, insbesondere Botanik, Physik, Chemie, Geographie, Latein und Franzoͤsisch; in den untern, welche die Elementar— schule ausmachen: Religion, Deutsch, Rechnen, Geographie Franzoͤsisch und Latein. In der Geschichte und im Englischen konnte wegen Mangels an Zeit nicht gepruͤst werden. Es gereicht dem Referenten, der uͤbrigens ganz außerhalb der Anstalt steht, zur Freude, mit Ueberzeugung versichern zu
können, daß die Prufung im Ganzen sehr befriedigend aus⸗
gefallen ist. Die von den Lehrern ertheilten Fragen waren
Venchuelas von Columbien noch gar nicht als entschieden an, dem Zwecke eines solchen Examens angemessen gewaͤhlt, und
die Antworten, welche die Schuͤler gaben, bewiesen, daß ein
großer Theil derselben nicht nur das noͤthige Material der verschiedenen Wissenschaften geordnet und mit ziemlicher Sicherheit sich angeeignet habe, so ndern auch, was insbesondere die meisten Schuler der ersten Klasse betrifft, daß dieselben in den eigenthuͤmlichen Geist einzelner Wissenschaften einge⸗ druüngen waren, namentlich in den beruͤhrten Gebieten der Mathematik und Chemie mit sichtbarer Freiheit sich zu bewe⸗ gen verstanden. — In moralischer Beziehung erregte die Pruͤ⸗ fung einen nicht minder guͤnstigen Eindruck. Die Schuler zeigten eine vertrauungsvolle Unbefangenheit, und die Lehrer offenbarten durch die Art, wie sie fragten, Antworten hier und da einleiteten, daß sie, unbekuͤmmert um einen bloßen Schein-Effekt, nur die wirklichen Fruͤchte ihres Unterrichts darlegen wollten, die Ueberzeugung zugleich erweckend, daß ie den letzteren mit einem die jungen Keime erfrischenden Wohlwollen gegeben haben muͤssen, — Unverkennbar hat die Anstalt unter ihrem umsichtigen Fuͤhrer geleistet, was seit ihrer Wiederversüngung nur von derselben erwartet werden konnte. Das Publikum hat es auch an derjenigen Theilnahme nicht fehlen lassen, welches zum Gedeihen eines solchen In⸗ stituts erforderlich ist; die jaͤhrlich vermehrte Zahl der Schuͤ⸗ ler duͤrfte dafur ein hinlaͤngliches Zeugniß geben. Doch ist noch vielen der hierbei betheiligten Familien mehr oder weni— ger fremd geblieben der Inhalt der wissenschaftlichen Forde— rungen, welche die Koͤnigl. Realschule zu erfuͤllen sucht, aus welcher Ursache wir den im eben ergangenen Kursus vollzo—
genen Lehrplan, so weit er die beiden obersten Klassen an⸗ geht, uͤbersichtlich hier mittheilen wollen, in der bestimmten
Hoffnung, daß es nur noch einer allgemeinern Kenntniß des Wirkungskreises der Anstalt bedarf, um das lebendige In⸗ teresse für dieselbe noch bedeutend vergroͤßert zu sehen. Eine solche erhoͤhte Theilnahme möchte das von einem trefflichen Eifer fuͤr einen Beruf erfuͤllte Lehrerpersonal um so mehr verdienen, als sich unter demselben Mitglieder finden, die, des wisfenschaftlichen Stoffs in einem nicht gewöhnlichen Grade maͤchtig, zugleich mit denjenigen Lehrmethoden wohl vertraut sind, welche allein als die naturgemaͤßen anerkannt werden. Indessen wird auch bei einer äußerlich erweiterten Wirksamkeit der Schule unser unvorgreiflicher Wunsch dahin gehen, daß dieselbe das bis jetzt sich gesetzte Ziel:, eine allgemeine wissenschaftliche Bildung ihrer Schuler in der Richtung auf die vraktischen Verhaͤltnisse des Lebens zu foͤrdern, nicht uͤberschreite, nicht etwa auch die , einer gelehrten Bildung der Schuͤler in ihren Kreis ziehe, ondern vielmehr jenen Endzweck sich rein erhalte und ihre ganze Thaͤtigkeit da⸗ hin nur richte, das bis jetzt behandelte Pensum zum volligen und wahrhaft fruchtbaren Eigenthume ihrer Schuͤler zu ma⸗