1830 / 113 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 24 Apr 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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rungen des Französischen Admirals zu bewirken, wenn man ihn nach der Stadt zuruͤckschicken wolle. Letzteres geschah auch; aber sobald er in Alzier angekommen war, stellte er sich an die Spitze der Aufruͤhrer, ermordete den Dey Hassan, nahm die Festung ein und erklaͤrte, daß er so demuͤthigende Bedingungen, wie die obigen, nie annehmen werde. Das Bombardement begann daher am 21. Juli von neuem, und die Verheerungen, welche die Bomben in der Stadt anrich— teten, versetzten die Barbaren in solche Wuth, daß sie den Konsul nebst zehn Franzoͤsischen Sklaven in die Kanonen luden und nach den Schiffen abschossen. Dieselbe Grau— samkeit wiederholten sie bei jedem betraͤchtlichen Verluste, der sie traf. Duquesne setzte seinerseits die Zerstöͤrung der Stadt fort, in welcher bereits alle Magazine, Mo— scheen und Palläͤste in Asche gelegt waren, und es waͤre kein Haus aufrecht stehen geblieben, wenn die Bom— ben nicht verschossen gewesen waͤren und die Jahreszeit die Fortsetzung der Belagerung erlaubt hatte. Duquesne kehrte mit Hinterlassung eines Blokade⸗Geschwaders und mit dem Vorsatze nach Toulon zuruͤck, das Unternehmen im naͤch— sten Jahre fortzusetzen. Inzwischen sandten die Algierer, deren Flotte, Artillerie und Magazine zerstoͤrt waren, einen Gesandten an Ludwig XIV. und baten um Frieden, der ih— nen auch am 25. April. 1684 gewaͤhrt wurde. Ein Artikel des Vertrages bestimmte die Dauer des Friedens auf 109 Jahre, die Algierer brachen ihn aber schon im Jahre 1687. Tine neue Flotte von 11 Linienschiffen, 10 Bomben-Galeeren, 8 Galioten und mehreren leichten Fahrzeugen segelte demzu— folge im Juni 1688 unter dem Marschall d Estrées von Toulon ab und zerstoͤrte abermals Algier. Im September 1689 wurde ein neuer Friede geschlossen, und seit dieser Zeit haben keine dauernden Feindseligkeiten zwischen Frankreich uͤnd der Regentschaft Algier mehr stattgefunden.“

„Im Jahre 1775 versuchte Spanien die Niederlage Karls V. zu raͤchen und ruͤstete eine große aus 6 Linienschiffen, 1 Fregatten und 24 Bomben-Galioten und andern Kriegs fahr— zeugen bestehende Expedition aus, welche von dem Grafen Dreilly befehligt wurde. Eine Armee von 213500 Manu In— fanterie und 1100 Reitern, 100 Stuͤck Feld-, und Be— lagerungsgeschuͤtz, und 40600 Maulesel, wurden nebst vielen Kriegs-Vorraͤthen und Lebensmitteln auf 344 Trans— port-Fahrzeugen eingeschifft. Langs dem Molo von Kartha— gena, wo die Flotte sich versammelt hatte, wurde das Aller— heiligste in Prozession herumgetragen, und die Flotte empfing den priesterlichen Segen. Diese großartige Expedition, welche am 15. Juni von Karthagena aussegelte, ging am 1. Juli auf der Rhede von Algier, der Muͤndung des Flusses Ha— rasch gegenuber, vor Anker, landete unter großen Hindernissen, welche theils das sandige Terrain, theils das Feüer der hin— ter Anhoͤhen und Aloehecken verschanzten Mauren ihnen ent— gegensetzten, am Ften, mußte aber, nach einem fehlgeschlagenen Angriffe auf das Kaiserschloß, schon am folgenden Tage mit einem Verluste von 1300 Todten, 3000 Verwundeten und 16 Geschuͤtzen, ihr Lager, das sie zu befestigen be— gonnen hatte, im Stich lassen und sich nach den Schif— fen zurückziehen. Die Mauren schnitten allen im Lager zuruͤckgebliebenen Spaniern die Kopfe ab und brachten diesel— ben in Saͤcken vor den Dey, um die auf jedes Christenhaupt gesetzte Belohnung zu empfangen. Die Leichen wurden auf. einen von Faschinen errichteten Scheiterhaufen gelegt, welcher zwei Tage lang brannte. Unbedeutendere und eben so frucht— lose Versuche wurden in den Jahren 1783 und 1784 von Seiten Spaniens unternommen. Seitdem fuͤhrten Zwistig— keiten, welche zwischen verschiedenen Europaͤischen Maͤchten und der de et ne Algier ausbrachen, mehr oder minder be— deutende Kriegsflotten, z. B. Hollaͤndische, Daͤnische u. s. w. vor diese Stadt, welche von ihnen ohne weiteres Resultat beschossen wurde. Die Expedition, welche im Jahre 1816 von England, unter Lord Exmouth, gegen Algier geschickt wurde, ist in ihren Details und in ihrem Erfolge zu bekannt, als daß es noͤthig waͤre, ihrer hier ausfuͤhrlicher zu gedenken.

(Fortsetzung folgt.)

Königliche Schauspiele. Freitag, 23. April. Im Schauspielhause; Die Be— nefiz⸗Vorstellung, Posse in 1 Akt und in 5 Abtheilungen, von Th. Hell. (Herr Marr: Lord Pudding, als Gastrolle.)

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Hierauf: Clavigo, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Goͤthe. (Herr Marr: Carlos, als letzte Ga rale 396 uf Sonnabend, 24. April. Im Opernhguse: Die Belage— rung von Korinth, heroische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Rossini. (Dlle. Sontag, Koͤnigl. Kam— 1 ; 25. a6 Gastrolle.) reise der tze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. c. ; ) ö

Koöͤnigstädtisches Theater.

Freitag, 23. April. Zum erstenmale wiederholt: Der

brave Mann, Melodrama in 2 Aufzuͤgen, nach dem Buͤrger— schen Liede dieses Namens, bearbeitet von A. Cosmar; die Musik ist eingerichtet von Ludwig Landsberg. Vorher: Die Maͤnnerlotterie, Lustspiel in 1 Akt. Sonnabend, 24. April. Zum erstenmale; Der Fluͤcht⸗ ling, Drama in 1 Akt. Hierauf: Schildwach-Abentheuer, Posse in 2 Akten. Zum Beschluß, zum erstenmale: Der Wittwer, Lustspiel in 1 Akt, von Deinhardstein.

Berliner ö r 8. Den 22. April 1830.

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Tettel. (Presess. Cour.)

, or i, fa,; Sit Hchuld-· Sch. 101 *. 1015 IPomm. Pfandbr. 4 1063 Er. Engl. Anl 18 1053 Pr Engl Anl 22 i055 Schlesische do. 1074 106 Kurm Ob. m. l. C. bomm. Dom. do. 5 107 Neum. Int. Sch. d. Märk., do. do. 107 Berl. Stadt- Ob. Ostpr. do. do. 5 11063 Königsbg. do. RkSt. C. d Ku. X. 763 Elbinger do. L. Seh. d. K. u. N. 77

PDanz. do. in III. . Westpr. Płâb. A. Holl. vollᷣv. Due. Neue dito

dito. dito B. 3 Gro lshz. Pos. do. Friedrichsd'or. 144 Disconto. ... 1

Oslpr. Pfamlhrf.

Preu ss Cour.

Brief. Geld.

Wechsel- Cours.

Amsterdam 250 EI. Kurz dito 250 FI. 2 Mt. IIamhurg Kurz dito Mk. 2 Mt. London 4 3 Mt. Paris ę . K Wien in 20 Ar ; 2 At. Augshurg ö ; . 2 Mt. Breslau h]. 2 Mt. Leipzis ͤ 1. Uso Frahkfurt a. M. W X 5 ; 2 Mt. EFelersburg BN. 3 Woch. B , 600 FI. Kurz

11

1

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5 1

Auswärtige Börsen. 2 Amsterdam, 17. April. Niederl. wirkl. Schuld 65z. Kanzbill. 3573. Oesterr. Melall. 983. w

Hamburg, 29. April.

Oesterr. proc. Metall. 193. 4prod. Pr. ult; 88. Part- Ob-

lig. desgl. 144. Bank- Actien desgl. 1385. Russ. Engl. Anl. 10693. Kuss. Anl. Hamb. Cert, 10947 Poln. pr. ult. 132. Dän.

Zproc. pr. ult. I43.

Wien, 17. April. 5proe. Metall. 103. 4proc. 9813. 2Iproc. 613. 100 FI. 1864. Part. -Oblig. 141. Bank- Acuen 1373.

Loose zu

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In Nr. 108 dieser Zeitung in der Bekanntmachung des Koͤnigl. General⸗Postamts vom 16ten d., unter III., bei der Zeitbestimmung der von Berlin abgehenden Paͤckerei-Posten muß es heißen: „Sonnabend guhr Morgens, st. „Abends“ Im gestrigen Blatte, unter amtliche Nachrichten, in der An— zeige von der im Regierungs-Bezirke Koblenz erfolgten Pre— diger⸗Ernennung 1. „Sen stius“, st. „Senstuis“.

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Redacteur John. Mitredaeteur Cottel.

Kur- u. Neum. do. 1065 ioß

Allgem r . Preußische Staats-Zeitung.

ine

5 113.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestat der Koͤnig haben dem Justizrath Sem— bach bei dem Land- und Stadt⸗-Gericht zu Frankfurt a. d. O.

den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen geruhet.

Dem hlesigen Buͤrger und Buchdrucker Pomer ist ein vom 16. April 1830 an sechs nach einander folgende Jahre im ganzen Umfange des Staats guͤltiges Patent;

15 auf den von ihm erfundenen neu und eigenthuͤmlich

geformten Saitenhalter, welcher die Verstaͤrkung des

Tones bewirken, auch zur Stimmung der Saiten

an Saiten Instrumenten dienen soll, und auf die

nachtraͤglich an diesem Saitenhalter angebrachten Verbesserungen, ö

2) auf die von ihm erdͤrterte Vorrichtung au Buch—

druckerpressen, mehrere Farben, mittelst einer Schwaͤrz—

walze, zu gleicher Zeit auf den Typensatz aufzutragen,

ertheilt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, Graf von Harrach, von Dresden. Der Kaiserl. Brasilianische Geschaͤftstraͤger am hiesigen Hofe, Chevalier da Cunha, von Hamburg. Abgereist: Der Königl. Großbritanische Legations— Secretair bei der Gesandtschaft am hiesigen Hofe, Lord Cuningham, als Courier nach London. ;

Zeitungs⸗ Ausland. . Rußland. St. Petersburg, 14. April Seine Majestaͤt der Kaiser haben unterm 2ten d., folgendes Allerhoͤchstes Reskript an den Geheimen Rath Bibikow zu erlassen geruhet:

„Herr Geheime Rach Bibikow! Indem Ich Ihre Be⸗

muͤhungen und Ihren Eifer bei Verwaltung des Departe— ments des auswärtigen Handels aus den Berichten des Fi— nanz-Ministers ersehe und denselben vollkommene Gerechtig⸗ keit widerfahren lasse, ist es Mir angenehm, Ihnen dafuͤr Meine ganze Erkenntlichkeit zu bezeugen. Zum Zeichen der— selben e fende Ich Ihnen hierbei eine mit Meinem Na— menszuge verzierte Tabatiere. Verbleibe Ihnen wohlgewogen. z se, Nikolas.“

Der Militair-General-Gouverneur von Moskau, Fuͤrst Golitzyn, hat mittelst gnaͤdigsten Reskripts Sr. Majestaͤt vom Ilsten v. M., die diamantnen Insignien des St. Andreas—⸗ Ordens erhalten.

Se. Kaiserliche Majestaͤt haben mittelst eines am 12ten

v. M. an das Kapitel der Russischen Orden erlassenen Ukases

den evangelischen Bischof und Superintendenten von Pom— mern, Dr. Ritschl, zum Beweise des besondern Wohlwollens und der Erkenntlichkeit Sr. Majestaͤt fuͤr desselben eifrige und nuͤtzliche Mitwirkung bei den Arbeiten des zum Entwurf eines allgemeinen Kirchen-Gesetzes fuͤr die evangelisch-protestanti— schen Kirchen in Rußland niedergesetzten Comité's, dem St. Wladimir-Orden dritter Klaͤsse beizuzaͤhlen geruht.

Se. Majestaͤt der Kaiser haben geruhet, auf die von dem Dirigirenden der Oberverwaltung der geistlichen Angele— genheiten fremder Konfessionen in Rußland vorgetragene aller— unterthaänigste Bitte der Mitglieber des zum Entwurf eines allgemeinen Reglements fur die evangelisch-protestantische Kirche in Rußland errichteten Comité, Allergnaͤdigst zu ge—

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Berlin, Sonnabend den 24sten April

18330.

nehmigen: daß am 25. Juni dieses Jahres in saͤmmtlichen Evangelischen Kirchen des Russischen Reiches das dreihundert— jaͤhrige Jubiläum der Uebergabe der Augsburgischen Konfession gefeiert werde. Zugleich haben Se. Kaiserliche Majestaͤt ein in besagtem Comité entworfenes Programm zur durchgehends gleichfoͤrmigen Feier dieses Jubilaäͤums Allerhoͤchst zu bestaͤti— gen, und dabei zu genehmigen geruhet, daß eine neue Amts— tracht, in welcher die evangelische Geistlichkeit in Zukunft bei allen Amts-Verrichtungen und hochfeierlichen Gelegenheiten zu erschei⸗ nen hat, an jenem Jubeltage bei saͤmmtlichen evangelischen Predi— gern in Rußland eingefuͤhrt werde. Nach Inhalt des gedachten Programmes werden am Vortage des Festes, nach altem Gebrauche der protestantischen Kirche, zur Vesperzeit die Glocken gelaͤutet. Der Jubeltag selbst wird am 25. Juni d. J. in allen evangelisch-lutherischen Kirchen durch einen foͤrmlichen Gottesdienst begangen. Der Predigt wird als Text 1. Corinth. Cap. 3 v. 10 13 zum Grunde gelegt und dieselbe durch ein zu diesem Zweck verfaßtes Kirchengebet beschlossen, wovon, seinem wesentlichen Ideengange und In— halte nach, die Konsistorien dem Genius und den Fassungs— kraͤften der Landgemeinden angemessene Uebertragungen in die in ihrem Bezirke gebraͤuchlichen Sprachen zu veranlas— sen und den Predigern zuzufertigen haben. Die Amtstracht besteht (anstatt des bisherigen Maͤntelchens) in einem wei— ten Talar von schwarzem wollenen oder seidenen Zeuge, nach Art der alten sogenannten Priester- oder Chorroͤcke, und an die Stelle des runden Hutes tritt, wenn jener Talar ange— legt wird, ein sammtenes Baret. Der weiße Halskragen un—

ter dem Kinn bleibt unverandert.

Durch einen am 14. Maͤrz Allerhoͤchst bestaͤtigten Be⸗ schluß des Reichs-Rathes wird festgesetzt: 1) Da vermoͤge n Adel verliehenen Gnadenbriefes Diejenigen, die fuͤr geleistete Dienste init Orden belohnt werden, hierdurch selbst die Rechte des Erbadels erlangen, der Erbadliche aber seine Adelsrechte auch auf feine Kinder vererbt, so sollen alle Kin— der nichtadlicher, aber mit Orden belohnter, Beamten, wie

Jauch die Kinder derjenigen Geistlichen, welche ahnlicher Aus—

zeichnung gewuͤrdigt worden, die Rechte und Vorzuͤge des Adels genießen, sie mogen nun geboren seyn, nachdem ihre. Vaͤter einen Russischen Orden erhalten haben, oder vorher. 2) In gleichem Grade werden diese Rechte auch auf die Kauf— mannskinder ausgedehnt, deren Vaͤter vor der Verordnung vom 11. November 1826 zu Rittern ernannt worden.

Se. Majestaͤt der Kaiser haben geruhet Sich ein Exem— plar des Gedichtes „die vier Jahreszeiten des Russischen Landmannes“ von dem Naturdichter Slaͤpuschkin darbringen zu lassen und demselben dafuͤr einen kostbaren Brillantring zu verleihen. ö

Der Chef des Generalstabes vom Seewesen, General— Adjutant Fuͤrst Menschikow, ist zum Mitglied des Reichs— raths ernannt worden.

Der bei dem Chef der 22sten Infanterie-Division ste— hende General-Major Bebutow ist zum Befehlshaber uͤber die Provinz Armenien berufen worden. .

Der Kurator des Charkowschen Lehrbezirks, wirkliche Staatsrath Perowski, ist auf sein Ansuchen des Dienstes in Gnaden entlassen worden.

Fran kre iscch. =

Paris, 16. April. Se. Majestaͤt der Koͤnig begaben Sich gestern um 127 Uhr nach dem Marsfelde, um uͤber die daselbst aufgestellten Truppen der hiesigen Garnison die Muste— rung abzuhalten, die bereits am 12ten stattfinden sollte, der unguͤnstigen Witterung wegen aber ausgesetzt werden mußte. In dem Wagen Sr. Masestaͤt befanden sich der Dauphin, die Dauphine und die Herzogin von Berry. Die Ankunft des Koͤnigs wurde den Truppen durch eine Salve von 21

Kanonenschuͤssen verkuͤndigt. Der dienstthuende Major⸗Gé⸗—