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Theil nehmen werden, von großen Nutzen seyn, und es ware nur zu wuͤnschen gewesen, daß der Pascha von Aegypten auch eines seiner Regimenter hergegeben hatte, welches, an das Klima und an den Vorpostenkrieg gewöhnt, die Ruhe unserer Armee sichern wuͤrde. Das, wie nicht zu bezweifeln steht, siegreiche Heer wird inzwischen 8 bis 10 Tage verlo— ren haben, und die Belagerung des Kaiserforts nicht eher als in den ersten Tagen des Juli beginnen koͤnnen. Rechnet man 8 Tage auf die Einnahme dieses Forts und 15 bis 18
Tage auf die Eroberung oder Zerstoͤrung der Eitadelle von
Algier, welche der Schluͤssel zur Stadt ist, so ist das Ende des Monnt Juli und mit ihm die große Hitze da. Um diese Zeit erhebt sich an der Afrikanischen Kuͤste in Zwischenraͤu— men der von den Alten so gefuͤrchtete gluͤhende Afrikus, der
Muth und Kraͤfte lahmt und das Erdreich austrocknet; um!
diese Zeit brechen die Stuͤrme los, welche die Schiffe in einem Augenblicke an die Kuͤste werfen oder dieselben doch auf lange Zeit von der Armee trennen konnen; auch koͤnnen Krankheiten, die um dieselbe Zeit ausbrechen, einen großen Theil des Heeres hinwegraffen. Sollte nun gar durch Um— staͤnde, die sich nicht vöraussehen lassen, die Stadt, welche mehrere Granitgebäaude, z. B. unter den Kasernen und Mo— scheen, zaͤhlt, auch nach der Einnahme der Citadelle sich noch vertheidigen, so koͤnnte die Armee in eine bedraͤngte Lage kommen. Selbst wenn man den schnellsten Sieg voraussetzt, so fragt sich immer noch, ob die Kanonen, Waffen und der Schatz, den man in Algier zu finden hofft, die Kosten des Unterneh— mens und den erlittenen Verlust an Menschen aufwiegen werden. Wenn man die Expedition nicht fruͤher und zwar in den ersten Tagen des April nach dem Aequinoctial-Winde un— ternehmen konnte, so waͤre es vielleicht kluͤger gewesen, bei Bona zu landen, das leicht einzunehmen ist und wo die Flotte einen guten Hafen finden wuͤrde. Hier hatte man sich verschanzen und im naͤchsten Fruͤhjahr, wo die Naͤchte langer und die Tage weniger heiß sind, von hier aus die Operatio— nen gegen Algier beginnen können.“ — Hinsichtlich des Re— sultats der Expedition aͤußert Graf von Laborde unter An— derm Folgendes: „Im Besitze von Algier werden wir es
raͤumen und diese Waͤlle zerstoͤren muͤssen, die unter unsern
Haͤnden ein zweites Gibraltar geworden waren. Wir wer— den auf den einzigen Vortheil, den dieses Unternehmen ge— wahren koͤnnte, verzichten muͤssen, namlich darauf, einen der
Civilisation foͤrderlichen Einfluß auf die Voͤlker dieses Welt⸗
theils quszuuͤben. Diese von Frankreich eingegangene Ver— pflichtung üͤberhebt mich der Untersuchung des Nutzens, den wir aus dieser Eroberung ziehen konnten, und ich beschraͤnke
mich darauf, das Schiksal zu beklagen, das Fraukreich stets
in eine falsche Stellung gegen die andern Maͤchte und gegen sich selbst bringt. Welches ist das Verhaͤngniß, das unsere Regierung immer zu Opfern hinreißt und ihr in dem Au— genblick 3. gebietet, wo sie die Vortheile davon aͤrndten koöͤnnte? ir geben fuͤr Griechenland unsere Armee, unsere Flotte und unser Geld hin und lassen diesem Lande, dessen Unabhängigkeit wir dadurch begruͤndet haben, einen Fuͤrsten nach ,. Wahl geben. Wir geben 400 Millionen fuͤr Spanien aus und aͤben dennoch so wenig Einfluß in diesem Lande aus, genießen dort so wenig Ansehen, daß sein Koͤnig in diesem Kriege, der zum Wohl der Christenheit unternom— men werden 3 uns nicht nur jede Mitwirkung, sondern so— gar einen Platz fuͤr unsere Truppen in seinen Staaten ver— weigert, um sich nicht mit der Regentschaft Algier zu ent— zwelen. Endlich uͤbernimmt Frankreich allein, wozu alle Maͤchte sich verpflichtet hatten, die Vernichtung der Seeraͤuberei, und die erste Forderung, die man an uns macht, ist, daß wir keinen
Vortheil aus diesem Unternehmen ziehen sollen. Woher
kommt diese unsere Abhaͤngigkeit bei den uneigennuͤtzigsten, großherzigsten Unternehmungen? Sie entspringt einzig und allein aus unserer inneren Lage, aus dem ungerechten Miß— trauen, welches einem rechtlichen Monarchen gegen die Treue
seiner Unterthanen eingefloͤßt worden, aus jener Furcht vor
einer Revolution, welche ihn hindert, sich seinen Unterthanen und ihren Interessen offen hinzugeben, und welche alle Kraͤfte des Staats auf den Kampf gegen unverdaͤchtige Freiheiten und theuere Rechte verwendet. Dieser große Mißverstand hindert uns, eine starke und feste Stellung zu gewinnen und
J
Gedruckt bei . W. Hayn.
Tage guͤltig.
in der großen Europäͤischen Staatenfamilie den uns e,
renden Antheil von Macht und Ruhm in Besitz zu ne
men.“ — Der Graf von Laborde be lien sein Werk mit einer Vergleichung zwischen der Expedition nach Morea und der bevorstehenden gegen Algier. „Welch erhebendes Schauspiel gewährte es, als dieselbe Flotte unsere Bataillone nach den Gefilden von Thermopylâ und Marathon zum Beistande eines Volkes trug, das auf den Ruf der Freiheit aus einem langen Schlummer erwacht war. Die heiteren Goͤtter Griechenlands schienen unsere Schiffe zu geleiten. „Kommt nach Argos,““ sagten sie, „„pftuͤcket Lorbeern am Eurotas, kommt, um an den Ufern des Alpheus zu wandeln und die Stadt Minervens wieder herzustellen.““ Diesmal sitzt nur die duͤstere Nemesis am Steuerruder unserer Schiffe und Mars haͤlt seine Lanze zum Kampfe bereit. Dieß ist eine Pflicht, welche die Ehre erfuͤl⸗ len muß; sie hat nur eine gute Seite, namlich die, daß sie mit Gefahren verknuͤpft ist. Unsere Krieger sind damit zu— frieden. Vereinigen wir uns daher mit ihnen, und kein truͤ— ber Gedanke schwaͤche unsere Wuͤnsche fuͤr ihre Siege. Es sind Franzosen, es sind unsere Bruͤder, die ausziehen, um den Elementen, dem Klima und den Barbaren zu trotzen. Moͤge
der Himmel sie beschuͤtzen und sie bald als Sieger auf den vaterländischen Boden heimfuͤhren.“ — Die Aktenstuͤcke,
welche den Anhang zu diesem in mannigfacher Beziehung belehrenden Werke bilden, sind 1) Der am 17. Dez. 1861 zwi—⸗ schen Frankreich und der Regentschaft Algier abgeschloffene Friede; 2) Der Brief des Deys von Algier, Mustapha Pascha, an den ersten Consul, vom 13. August 1802; 3) Die Unter— handlung uͤber die Forderungen der Algierischen Kaufleute Bacri und Busnach, und in deren Folge das Gesetz vom 24. Juli 18209, wodurch die Zahlung von 7 Millionen befohlen wurde; 4) Eine Notiz uͤber die Franzoͤsischen Niederlassungen in Afrika und 5) Eine Uebersicht der Eroͤrterungen, welche in beiden Kammern in den Sessionen von 1820, 1827, 1828, 3 6 1830 uͤber die Algierische Angelegenheit stattgefun⸗ en haben. .
Königliche Schau spiele.
Montag, 2g. April. Im Opernhause: Die Belage⸗ rung von Korinth, heroische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Rossini. (Dlle. Sontag, Koͤnigl. Kam⸗ mersaͤngerin: Pamyra, als Gastrolle.)
Die zu dieser Opern-Vorstellung bereits geloͤsten und mit
Sonnabend bezeichneten Opernhaus—-Billets bleiben zu diesem
Köͤnigstädtisches Theater. Montag, 26. April. Gulistan, oder: Der Hulla von Samarranda, komische Oper in 3 Akten; Musik von D'Al— layrac. Hierauf: Das Fest der Handwerker, komisches Ge⸗ mälde aus dem Volksleben in 1 Akt. (Neu einstudirt.)
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 20. April Niederl. wirkl. Schuld 655. Kanzbili. 323. Gesterr. 5proc. Metall. 983. Lank Actien 1670. Russ. Engl. Anl. 1043. Russ. Anl. Hamb. Cert. 1045. Span. bei Hope 77. ;
Hamburg, 22. April. ꝛz Oesterr. 5proc. Metall 1023. 4proc. 973. Part- Oblig. 1403. Bank - Actien 382. Kuss, Engl. Anl. 1099. Kuss. Anl. Hamb. rt. Din. oln. pr. 30. April 132. ngl. Neap. Gert. 1943. Dän. JI4. Poln. pr. 30. April 132. Engl. Neap
96. Fale. 903.
Hamburg, 25. Apri. Oesterr. . Metall. 1023. 4proë. pr. ult. 973. Pari. Ob- lig. desgl. 1403. Bank- Actien dessl. 1382. Russ. Engl. Anl.
desgl. 1990. Kuss. Anl. Hamb. Cert. 1043. Poln. pr. 1. Nai
15317. Dän. 3proc. I43.
Landon 17. April. Züroe. Cons. 923. Dän. J5z. Griech. 45. 46 (im Laufe der Börse fanden mehrere Fluctuationen statt). Mexic. 333. Russ. 111.
Wien, 20. April. proc. Metall. 10335. 4proc. 98. Loosc zu 100 FI. 1853. Bank- Actien 1364 *.
Redaeteur John. Mitredacteur Cottel.
Posten ist, wie i
Sonnabend
Allgemeine
Preußische Staats-Zeitung.
M 116.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben am 22sten d. M. den Groß⸗ herzoglich Hessischen General-Major, Fuͤrsten zu Wit t⸗ genstein⸗Berleburg, zu empfangen und aus dessen Haͤn⸗ den sowohl ein Notifications-Schreiben in Betreff des Able— bens des Großherzogs Ludwig von Hessen Koͤnigl. Hoheit, als auch die Allerhoͤchstdenenselben von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem jetzt , , Großherzoge uͤbersandten Insignien des Großherzogl. Haus⸗-Ordens entgegenzunehmen geruhet. Gleich nachher haben Se. Majestaͤt auch dem Freiherrn Schuler v. Senden eine Audienz ertheilt und das erneuerte Beglau— bigungs⸗Schreiben desselben in der Eigenschaft eines außeror— dentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Ministers Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Hessen aus dessen Haͤn— den in Empfang genommen.
Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kurfuͤrstin und Ihre Ho— heit die Prinzessin Caroline von Hessen sind von Fulda r eingetroffen und auf dem Koͤnigl. Schlosse in die fuͤr Hoͤchstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zimmer abgestiegen.
Bekanntmachung. Vom 1. März d. J. an wird der Berlin-Hamburger⸗ Post⸗Cours auf die neue Chaussee uͤber Spandau, Nauen, Friesack und Wusterhausen a. d. D. verlegt. Der Gang der
Brie fposten.
n, . ab von Berlin: r an in Hamburg: Montag ) 9 Uhr Abends. . 83 Uhr Morgens. (Schnellpost.)
Schnellpost.) Dienstag 9 Uhr Abends. Donnerstag 7 Uhr Morgens. Reitpost.)
(Reitpost.) Nittwoch )78 uhr Abends enn 3 Uhr Morgens. Schnellpost.)
Donnerstag onnabend (Schnellpost.) Montag 7 Uhr Morgens. Reitpost)
Sonnabend 9 Uhr Abends. Kommen an in Berlin:
eit pest)
Gehen ab von Hamburg: . Mittwoch 9 Uhr Morgens.
(Schnellpost)
Montag 9 Uhr Abends. . (Schnellpost)
Dienstag 19 Uhr Abends. Donnerstag 8 Uhr Morgens. MReitpost) NRMReitpost)
Donner stag Sonnabend GSchnellpost) Schnell post) Freitag 1) Uhr Abends. Sonntag 8 Uhr Morgens.
(Reitpost)ð (Reitpost)ᷣ⸗ Sonnabend 9 Uhr Abends. Montag 9 Uhr Morgens. Schnellpost) . (Schnellvost
II. Personen⸗ Sch nell post en. Gehen ab von Berlin: Kommen an in Hamburg: Sonntag —. Dienstag
Montag ' 9 uhr Abends. Nittwoch 84 uhr Morg.
Mittwoch 1 9 Uhr Abends. Freitag He u Morgens.
2 24 onnerstag Sonnabend 2 2 von Hamburg: . an in Berlin: — ttwo Mittwoch 26. . . 9 uhr Abends. , , 9 uhr Morg. Montag
Berlin, Dienstag den 27sten April
1830.
In Kletzke koͤmmt ; Montags und Freitags Vormittags eine Schnellpost von Leipzig und Magdeburg zum genauen
Anschlusse an die Berliner Schnellpost nach Hamburg an,.
und von Kletzke geht am Dienstage und Freitage 8 Uhr Abends,
nach Ankunft der Schnellpost von Hamburg, eine Schnellpost
nach Magdeburg und Leipzig ab.“ — IIl. Paàckerei⸗Posten. Gehen ab von Berlin: Kommen an in Hamburg:
Montag Mittwoch
Mittwoch 466 Morgens. Freitag 3 Uhr Morgens. Donnerstag Sonnabend
Sonnabend 9 Uhr Morgens. Montag 11 Uhr Vormittags. Gehen ab von Hambürg: Kommen an in Berlin? Dienstag Donnerstag Donnerstag 4 Uhr Nachm. Sonnabend 7 Uhr Abends. Freitag Sonntag
Sonnabend 9 Uhr Abends. Montag 12 Uhr Nachts.
Mit den Paͤckerei⸗Posten können im verdeckten . (Fourgon) 6 Personen befoͤrdert werden.
Die Fahrpost zwischen Berlin und Guͤstrow wird eben⸗ falls auf die neue Chaussee bis Kyritz geleitet. Von Kyri geht diese Post uͤber Wittstock, Meyenburg und Plau . Guͤstrow.
Der Abgang erfolgt:
von Berlin
die Ank 66 Hr ag ie Ankunft in Guͤstrow
Mittwoch
. n nnr Morgens. . 8 Uhr Morgens.
(mit der Hamburger Paͤckereipo . Kyritz.) 66 * dontag 1. : — 9 Uhr Abends. (mit der Hamburger Schnellpost bis Kyritz.) . e. 26 Guͤ st ro w in Berlin t'itt wo ; . 9 Uhr Abends. . ) 9 Uhr Morgens. (von Kyritz ab mit der Ham⸗ ( burger Schnellpost.) ö Freitag 1 Uhr Mitrags. . Montag 12 Uhr Nachts. Cen rt ab mit der Paͤcke⸗ ö e 3 Die Staͤdte Fehrbellin und Kreinmen werden durch Post⸗Anschluͤsse zu Wusterhausen a. d. Dosse und zu Oranien⸗ burg mit den e . Coursen in Verbindung gesetzt. Gleiche Anschluͤsse erhalten die Städte Ruppin und Nheins— berg resp. zu Wittstock und zu Oranienburg. Die Journaliere zwischen Berlin und Spandau hoͤrt in Folge dieser Veraͤnderungen auf. Berlin, den 16. April 1830). Der General⸗Postmeister. ꝛ Nagler. ö
Angekommen: Der General⸗Major und Direktor des
Militair⸗Hekonomie⸗Departements im Königl. Kriegs⸗Ministe⸗
rium, Köhn von Jas ki, von Anna Der Großherzogl. Badische . und General⸗ Adjutant, von Freystedt, von Karlsruhe. w ,, Der General⸗Major und Commandeur * nfanterie⸗ Brigade, von Ruͤchel⸗Kleist, nach Der General⸗Major und Commandeur der 9gten Land⸗ wehr⸗Brigade, von Rohr, nach Glogau. .
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