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Tribunale erster Instanz, ist von dem Großsiegelbewahrer vor den Cassationshof unter der Anschuldigung geladen wor— den, daß er durch einen am Yster-Montage von dem „Nou⸗ veau Journal de Paris“ publizirten und mit seiner Namens⸗ Unrerschrift versehenen irreligibsen Aufsatz die Wuͤrde seines Standes kompromittirt hace. Die saͤmmtlichen Kammern des obersten Gerichtshofes werben sich in dieser Angelegen— heit binnen Kurzem unter dem Vorsitze des Großsiegelbewah⸗ rers versammeln. Als im Jahre 1820 Herr Madier de Montjau sich ein ähnliches Disciplinar-Verfahren zuzog, waren die Audienzen oͤffentlich; bei anderen Gelegenheiten dagegen wurde bei verschlossenen Thuͤren deliberirt. Welchen Modus der Cassationshof diesmal wahlen werde, ist noch nicht bekannt geworden.
Das Nonveau Jonrnal de Paris hatte unlaͤngst im ironischen Tone erzaͤhlt, daß zu derselben Zeit, wo am 1sten d. M. das patriotische Bankett hier stattgefunden, ein Advokat und Deputirter (Herr Dupin d. Aelt.) auf seinem Schlofse die Mitglieder der Rekrutirungs-Kommission, die sich gerade in dortiger Gegend befunden, zum Fruͤhstuͤck bei fich gehabt, vorher aber sie in einer alten Schloß kap elle mit einem geistlichen Gerichte, naͤmlich einer Messe, bewir thet hatte, und daß die Gaͤste uͤber die Inbrunst ihres berühmten Amphitryons sehr erbaut gewesen wären. Herr Dupin hat sich hierdurch veranlaßt gesehen, an den Redacteur des obgedachten Blattes ein Schreiben zu erlassen und auch in die meisten der uͤbrigen hiesigen Zeitungen ein— ruͤcken zu lassen, worin er zuvoͤrderst erklaͤrt, daß, wenn er an dem Gastmahle der 221 Deputirten am 1sten d. M. nicht Theil genommen, solches aus dem Grunde geschehen sey, weil er gleich am Tage der Prorogation der Kammern Paris ver⸗ lassen und sich, wie er solches seit 20 Jahren alle Ostern thue, zum Besuche seines Vaters nach Clamech be eben habe. Was die uͤbrigen angefuhrten Thatsachen betreffe, so haͤtten sie alle sich ereignen koͤnnen, ohne daß er sich gescheut haben wurde, sie öffentlich einzugestehen, da es nichts Unschuldigeres gaͤbe, als ein 5 bei sich zu veranstalten und demselben die Feier einer Messe vorangehen zu lassen. „Ist es aber nicht“, fuͤgt Hr. Dupin hinzu, „verdammungswärdig und hoͤchst un— moralisch, wenn man sich auf solche Weise in das Privat— Leben eines Buͤrgers stiehlt, ihm nach seinem Landgute folgt, an der Thuͤr eines Speisesaals horcht und bis in das Hei⸗ ligthum des Oratoriums eindringt? Und wie nun vollends, wenn, wie hier, an der ganzen Erzaͤhlung kein einziges wah⸗ res Wort ist? Muß es nicht befremden, daß ein Individuum, das weder seinen noch meinen Namen zu nennen wagt es fuͤr erlaubt halt, einen Mann anzugreifen, der sich das Zeug⸗ niß geben darf, daß er der Sache der Freiheit uͤberall, wo das Gesetz ihm solches gestattete, treu und redlich gedient hat. Muß nicht jene Wuth befremden, womit man bestaͤn⸗ dig Namens der Freiheit Tyrannei ausuͤben und seine Ideen Anderen aufbuͤrden will, ohne ihnen zu vergonnen, daß sie ihren eigenen Gedanken folgen? Um solchen Leuten zu gefallen, muͤßte man sich zu einer Masch ine herabwuͤr— digen. Ich wiederhole es ein fuͤr allemal: eben weil ich ein Liberaler in dem loyalen Sinne dieses Wortes bin, will ich auch frei in meinen Meinungen und nicht der Sklave der Meinungen Anderer seyn.““ ,
Herr Prudhomme, der alteste Zeitungs schreiber nach dem unlaäͤngst verstorbenen Herrn Lehodey, ist ebenfalls vor eini— gen Tagen im 77sten Lebensjahre mit Tode abgegangen. Er hinterlaͤßt Memoiren, die sehr interessant seyn sollen, und an die er noch acht Tage vor seinem Ende die letzte Hand
gelegt hatte.
Däs Wasser in der Seine ist seit ʒzwei Tagen im Stei⸗
gen, so daß man die Abladeplaͤtze an den Ufern des Flusses von den dort lagernden Guͤtern schnell hat raͤumen muͤssen. Gleichwohl sind mehrere Waaren aller Art fortgeschwemmt worden, und der dadurch angerichtete Schaden ist nicht un— betraͤchtlich.
Großbritanien und Irland.
London, 23. April. Heute, als an des Königs Na— menstag, der bekanntlich auch als Geburtstag gefeiert zu werden pflegt, waren ö alle offentlichen Büreaus, eben so wie die Van? geschlossen; die Kanonen des Towers wur—
den jedoch nicht wie gewöhnlich abgefeuert, und auch die uͤb⸗
lichen Korporations-Festlichkeiten sind verschoben worden, bis der Konig voͤllig hergestellt seyn wird. Nach dem Tower scheint der W, die Kanonen heute nicht abzufenern, erst
sehr spät gekommen zu seyn, denn die Geschuͤtze waren schon auf⸗ gefahren, und es erregte einige Unruhe bei den in der Nahe des Towers befindlichen Einwohnern, als die getroffenen An—
stalten plotzlich wieder aufgehoben wurden.
Wiewohl sich
sehr bald das Ungegruͤndete des hieraus gezogenen Schlusses über das Befinden Sr. Majestaͤt ergab, * es doch nicht verfehlt, einigen Eindruck an der hiesigen Boͤrse zu machen.
„Das gestrige Buͤlletin“, heißt es in der Times, „hat mit lakonischer Kuͤrze und so mysterioͤs fast wie ein Orakel dem Volke von England in vier Worten gesagt: „„The King is better?“ (Der Koͤnig befindet sich besser). In⸗— zwischen haben die fruͤheren Bulletins vergessen, uns mitzu— theilen, welcher Art eigentlich die Krankheit sey, die sich jetzt gebessert hat. Man erzaͤhlte uns zuerst etwas von einer gallichten Beschwerde und alsdann war von gehemmter Re— spiration die Rede, welches Letztere doch nicht sowohl eine Krankheit, als ein Symptom ist. Wir horten demnach wohl. von der Wirkung, aber nichts von einer Ursache. Weil es an amtlicher Belehrung fehlte, so rieth man hin und her uͤber den Sitz und die Quelle der Krankheit. Es wird so— gar gesagt — doch koͤnnen wir dies natuͤrlich nicht wissen — daß die Koͤniglichen Minister, die Maͤnner, welche das Band zwischen dem Monarchen und seinem Volke bilden, uͤber diese Angelegenheit sich eben so sehr im Dunkel befinden, als es etwa die Landleute von Wales sind; daß man außerhalb des kleinen undurchdringlichen Kreises, von dem weder Cen⸗ trum noch Peripherie dem gewoͤhnlichen Auge eines Englaͤn⸗ ders sichtbar ist, nichts weiß und nichts sagen kann uͤber die Sache. Dies ist jedoch vorerst schen darum nicht zu billigen, weil das Volk von dem Befinden seines Beherrschers genau unterrichtet zu werden, vollkommen berechtigt ist; alsdann aber ist es auch abgeschmackt zu nennen, weil durch Geheim⸗
thuerei das unschätzbare Leben des Koͤnigs nicht um einen
Augenblick verlaͤngert wird. Diejenigen, die auf diese Weise, ohne eine amtliche Verantwortlichkeit zu haben, eine mehr als amtliche Macht ausuͤben, duͤrften leicht zu einer Unter⸗ suchung und strengen Rechenschaft daruͤber gezogen werden. Noͤthigenfalls kann wohl bei solcher Gelegenheit eine Vorla—⸗ dung vor die Barre des Ober- oder Unterhauses erlassen werden.“
Im Hof-Journal heißt es: „Einem Geruͤchte zu⸗ folge soll der Herzog von Wellington dem Herrn Rothschild versprochen haben, es zu gestatten, daß die Ministeria-Mit⸗ glieder des UÜnterhauses, bei Eroͤrterung der Bill zur Eman— cipation der Juden, sich neutral verhalten. Das ist wahr, daß Herr Rothschild sich in dieser Hinsicht an den Herzog v. Wellington gewandt hat, doch das nicht, daß ein solches Versprechen ertheilt worden. Der Herzog v. Sussex soll sich fuͤr den Antrag sehr interessiren, der Herzog v. Gloucester ist jedoch dagegen. Wir koͤnnen aus guter Quelle hinzufuͤgen, daß die Minister sich der zweiten Lesung widersetzen wollen.“
Seit laͤngerer Zeit hat man sich uͤber das unbegraͤnzte Kreditgeben an unsern Universitaͤten — naͤmlich Hrford und Cambridge — beschwert. Die dortigen Handwerker pflegten in der Regel die Studirenden waͤhrend ihrer Studienzeit nicht zu drängen, sondern immer mehr in Schulden zu ver— wickeln, um dann ihre Forderungen bei der ersten Anstellung guͤltig zu machen, oder auf Schuldenarrest zu klagen. Jetzt sst eine Bill im Gange, wonach fuͤr alle Schulden der Art unter 100 Pfd. kein Arrest mehr stattfinden soll. Die Hand⸗ werker zu Eambridge hielten neulich eine Versammlung, um bei dem Parlamente Bittschriften gegen diesen Antrag ein—
zureichen; denn — fuͤhren sie als Grund an — durch eine
solche Bill wuͤrden ihre Geschaͤfte versiegen, und sie koͤnnten alsdann keinem Studenten ohne vorgängige Anfrage bei dem Vorstand seines Kollegiums Kredit geben. „Um so besser,, heißt es im Courier, „gerade das fehlte, um die Universitaͤt von einem wohlverdienten Schimpf zu befreien.“ . Die Times sagt in ihrem vorgestrigen Blatte: „Wir wuͤrden von den Griechischen Obligationen und ihren Inha⸗ bern eben so wenig gesprochen haben, als von den Suͤd⸗Ame⸗ rikanischen, waͤre man nicht Hinsichts der ersteren mit dem Vorschlage aufgetreten, sie auf Kosten der Verbuͤndeten zu entschaͤdigen. Sie mogen immerhin eine Hypothek haben und behalten auf alle Weingarten des Peloponnes und der Inseln, auf alle Oliven - Haine von Attika, auf alle Bienen des Berges Hymettus; ja sogar aller Marmor des Parthe— non und alle in den nächsten 100 Jahren aus dem Griechi⸗ schen Boden zu grabenden Alterthuͤmer 3 ihnen ver⸗ pfaͤndet seyn; kein Recht und kein Pfand sollen sie jedoch an dem Lande und an der Arbeit von England haben. Darum sagen wir auch, wie wir nicht anders koͤnnen, und zwar mit Hinsicht auf einen Gegenstand, der zugleich die Interessen der Menschheit und die Sicherheit unsers Handels im Mittellaͤndischen Meere betrifft, schießt dem neuen So u⸗ verain, welchen Achtung fuͤr unsere Regierung auf den Grie— chischen Thron erhoben hat, eine Subsidie vor oder garantirt ihm eine Anleihe; doch moͤgen Subsidie und Anleihe nicht
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roͤßer seyn, als sie fuͤr den Augenblick nothwendig sind, kei— n ü aber sollen sie auch alte Angelegenheiten in sich begrei en.“ ; , . .
Die kleine Expedition, welche kuͤrzlich wieder von Cadiz nach Cuba abgegangen ist, giebt dem selben Blatte neuer⸗ dings Gelegenheit, die Minister an das zu erinnern, was fruͤher von Seiten Englands geschehen sey, als Mexiko und Eolumbien einen Angriff auf die Insel Cuba unternehmen wollten. So wie damals zu Gunsten des schwachen Cuba, musse England jetzt gegen das starke zu Gunsten der Ameri⸗ kanischen Republiken auftreten, Unbezweifelt, fuͤgt die Times hinzu, werde bald nach den Ferien ein ausgezeichnetes Mit— glied des Unterhauses die Minister um Aufschluß uͤber diesen Gegenstand ersuchen. .
Zeitungen aus Rio-Janeiro vom 12. Febr, enthalten wenig von Belang, Eine ausfuͤhrliche Beschreibung wird darin von einem Balle mitgetheilt, den der Hofhalt der Kaiserin in der Senats-Halle gegeben hat; die ganze Kai— serliche Familie beehrte denselben mit ihrem Besuche.
Einem Schreiben aus Bahia vom 6ten v. M. zufolge, war der Gouverneur, Vizconde de Camamu, ein geborner Portugiese, der sehr verhaßt war am 28. Febr. mit einem . erschossen worden. Die Ruhe ward indessen nicht
estõ rt. 9 Der Parteienkampf in Buenos-Ayres glimmt unter der Asche fort. In den Provinzen ereignen sich noch immer gewaltsame Auftritte, und die Patagonischen Reiter verheeren die Sudgraͤnzen in großen Schgaren. Ein Regierungs-De— kret vom 13. Jan. erklaͤrt alle Auslaͤnder, welche die Waffen zu Gunsten der vorigen Regierung getragen, des Buͤrger— rechts verlustig, und diejenigen, die sich in die politischen Zwistigkeiten des Landes mischen duͤrften, fuͤr Feinde der oͤf— sentlichen Ruhe und befiehlt ihre Landesverweisung.
Auch die Banda Oriental erhaͤlt endlich eine feste Con— stitution. Von Buenos⸗Ayres geht D. Manuel Morena als Gesandter dahin ab.
Das Columbische Kriegsschiff „Unka“ von 18 Kanonen, Capitain Brown, war in Begleitung des Admiralschiffes je— ner Republik, der „Colombia“ von 64 Kanonen, in leckem Zustande zu Monte⸗Video eingelaufen. An der Patagonischen Kuͤste, unweit Rio-Negro, hatte es einen Theil seiner Kano— nen und Vorraͤthe uͤber Bord werfen muͤssen, worauf der Capitain nach Rio Janeiro steuern wollte, aber im Ange— sichte von Monte⸗Video, nebst seinem Lieutenant, einem Nord— Amerikaner, von den juͤngeren Offizieren uͤberfallen, beraubt und in Ketten gelegt wurde. Die Meuterer uͤbertrugen den Befehl dem dritten Lieutenant und verfaßten hierauf ein Ma— nifest, zur Rechtfertigung ihres Benehmens. Seitdem sind die n indessen entlassen und ans Land gebracht worden.
Die Times erwaͤhnt einer Feuersbrunst, welche die Stadt Mascät, die Residenz des maͤchtigen Sultans von Masecät oder Imams von Oman in Arabien, zum groͤßten Theile in Asche gelegt hat.
Aus allen Manufaktur-Distrikten gehen erfreuliche Be— richte uͤber die Besserung der Geschaͤfte ein.
In diesem Jahre scheint die Einfuhr von Baumwolle nicht so bedeutend zu werden, als im vorigen; bisher wenig— stens ist in London und Liverpool beinahe ein Fuͤnftel weni— ger eingefuͤhrt worden, als vor einem Jahre um dieselbe Zeit.
Nieder lande.
Am sterdam, 24. April. Se. Maj. der Konig und die Koͤnigl. Familie sind heute wieder von hier nach dem Haag zuruͤckgekehrt.
Gestern sind auf den hiesigen Landeswerften in Gegen— wart Sr. K. H. des Prinzen Friedrich die beiden Korvetten „Heldin“ und „Hippomenes“ mit dem besten Erfolg vom Stapel gelaufen.
Der bisherige Custos der Handschriften der Burgundi⸗
schen Bibliothek zu Bruͤssel, Sylvan van de Weyer, ist durch Königl. Beschluß seines Postens ehrenvoll entlassen worden.
„Bruͤssel, 24. April. Nachdem in der vorgestrigen Sitzung der hiesigen Assisen der Advokat Gendeblen fein Plaidohyer fuͤr 6 de Potter beendigt hatte, trat der Ad— vokat van de Weyer gleichfalls zur Vertheidigung diefes so wie der andern Angeklagten auf und setzte seine Vertheidi— gungsrede in der gestrigen Sitzung fort.
Der Brasilianische Gesandte am Kaiserl. Russischen Hofe ist, von Rios Janeiro kommend, vor einigen Tagen hier durchgereist; er begiebt sich nach Nord- Holland, um sich in einem der dortigen Haͤfen mit seinem Gefolge nach St. Pe⸗ tersburg einzuschiffen.
Der Praͤstdent des obersten Gerichtshofes in Lima, Vi—
daure, ist vor einigen Tagen, von Arasterdam kommend, durch Antwerpen gereist. Er hat in ersterer Stadt Theilnehmer fuͤr eine zu errichtende Bergwerksgesellschaft, welche die Mi—⸗ nen Peru's bearbeiten soll, gesucht; es haben sich dem Ver— nehmen nach auch mehrere Kapitalisten bereit erklart, Fonds dafuͤr herzugeben, dahei aber zur Bedingung gemacht, daß 3. Nepublik Peru ihre Dividenden in London zu bezahlen anfange.
Polen.
War schau, 25. April. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, nebst dem General von Muͤffling, wer— den in diesen Tagen hier erwartet.
Der General-Major Mikulin und der Wirkliche Staats— rath im Ministerium des Innern, Negri, haben den Polni— schen Stanislaus-Orden erster Klasse, der Arbeitsmann Pta— siÿski aber, welcher zweien dem Ertrinken nahe gewesenen Personen das Leben gerettet hat, eine silberne Medaille mit 3. . „Fuͤr die Errettung verungluͤckter Personen“, erhalten.
Der Kammermusikus Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen, Woͤrlitzer, ist hier angekommen, und wird naͤchstens ein Konzert auf dem Pianoferte geben.
Es ist hier eine Polnische Üebersetzung des Deutschen Werkes von Kecht uͤber den Weinbau erschienen.
Gestern
Die Weichsel ist fortwaͤhrend im Zunehmen. war sie um 9 Zoll gestiegen. Die Mittelpreise des Roggens sind jetzt hier S7 Fle; des Weizens 20 Fl.; der Gerste 8 Fl. und des Hafers 6 Fl. Unsere Pfandbriefe stehen gs, und werden die Partial— Obligationen von 300 Fl. mit 397 Fl. bezahlt.
Deutschland.
Muͤnchen, 20. April. Privat-Nachrichten aus Rom vom 11. April geben uns die erfreuliche Versicherung, daß Herr Oberst von Heidegger in seiner Genesung gluͤcklich fort—⸗ schreitet, naͤchster Tage nach Neapel zu gehen gedachte, um zu seiner gaͤnzlichen Wiederherstellung die dortigen Seebaͤder zu gebrauchen, dann uͤbers Gebirge nach Rom zuruͤckkehren und bis Ende Juni in Muͤnchen eintreffen wird, wo man ihn nach seinen vielfachen ruͤhmlichst ausgestandenen Muͤhse— ligkeiten mit der herzlichsten Theilnahme erwartet.
Munchen, 22. April. Der Großherzoglich Badische General⸗Lieutenant und außerordentliche Gesandte, von Stock⸗ horn, ist dahier angekommen, um nach erfolgtem Ableben Sr K. Hoheit des Großherzogs Ludwig von Baden den Orden des h. Hubertus in die Haͤnde Sr. Maj. des Koͤnigs, als Großmeister des Ordens, zuruͤckzustellen.
Schleswig, 18. April. Heute beging die Schleswig— Holsteinsche Landes-Bibelgesellschaft ihre 14te Jahresfeier hieselbst in der Schloßkirche auf Gottorff. Dieselbe hat im verflossenen Jahre 3262 Bibeln und Neue Testamente hier im Lande vertheilt, und wahrend der 14 Jahre ihres Beste— hens 54,389; rechnet man die von der Bibeldruckerei ins Ausland gegangenen Bibeln und Neuen Testamente hinzu, so sind durch sie nun schon an 80,000 Exemplare des goͤtt— lichen Wortes verbreitet worden.
— — Frankfurt a. M., 25. April. Das Weichen der Englischen Stocks, veranlaßt durch das Unwohlseyn des Koͤnigs, dann auch der an der Pariser Boͤrse eingetretene Stillstand und das Schwanken der Course zu Wien, — diese Umstaͤnde zusammen brachten in der abgelaufenen Woche bei uns eine sinkende Bewegung in den Notirungen der Haupt— Effektensorten hervor. Es gingen die 5proc. Metall. von 1033 auf 10213, 4proc. Metall. von 83 auf 9713, Bank⸗ Actien von 1656 auf 1650, Partial von 1403 auf 1407 und 4proc. Bethmannische Obligationen von gsz auf 73 zuruͤck.
ußer jenen allgemeinen Ursachen, welche auf den Stand der Fonds wirkten, trugen noch einige besondere dazu bei, merkliche Flauheit der Eourse und verminderten Umsatz zu erzeugen. Man vernahm von Wien, daß am 1. Mai wieder eine Summe 5proc. Metall. zur Konversion bestimmt wer⸗ den wuͤrde und das neue 4pröc. Anlehn zu 96 abgeschlossen sey; dazu kamen die Lokal-Verhaͤltnisse unseres Platzes, in⸗ dem sich das baare Geld etwas fehlend ergab, wodurch denn der Zinsfuß fuͤr Prolongation und auf deponirte Staats⸗Ef⸗ fekten ziemlich in die Hohe ging. Es wurde bei den verschie⸗ denen Operationen diefer Art gern 5 bis 55 pCt. Zins fuͤrs Jahr bewilligt. Bei dieser Konjunktur zeigten sich unsere Haupt⸗Geschaͤftsleute wenig geneigt, große Ankaͤufe zu ma— chen; sie scheinen vielmehr die Meinung zu unterhalten, daß die Course in diesen Tagen noch mehr zuruͤckgehen mußten. Die Spekulanten aufs Steigen haben wirklich, da der nahende Monatsschluß sie bedenklich macht, mehrere starke Posten Oe⸗
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