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Frankreich.
Paris, 23. April. Der Dauphin wird uͤbermorgen Nachmittag um à Uhr die Reise nach Toulon antreten und das erste Nachtquartier in Fontainebleau nehmen, .
Man hat hier durch Privatbriefe Nachricht von der Lage der Dinge in Algier vom Aten d. M. erhalten. Unter der Bevoͤlkerung herrschte damals die groͤßte Gährung. Der Dey war seines Lebens nicht sicher, und man glaubte, daß die Algierer eine Beschteßung ihrer Stadt um jeden Preis zu verhindern suchen wuͤrden.
Der Artikel des Moniteurs, worin vor einigen Tagen
die Ursachen des Krieges mit Algier auseinander gesetzt wor— den, soll aus der Feder des Herrn Guernon de Ranville geflossen seyn. — Von dem Grafen von Laborde ist uͤbrigens bereits eine Erwiederung darauf erschienen.
Herr Eugen Destains, Zögling der hiesigen Specialschule der Orientalischen Sprachen, ist als Dolmetscher bei der Ex— pedition nach Afrika angestellt worden.
„Es scheint gewiß zu seyn“, K4ußert die Gazette de France, „daß der von dem Koͤnige von Spanien gefaßte
Beschluß wegen Abschaffung des Salischen Gesetzes nicht nur
fuͤr den Koͤnig von Neapel, sondern auch fuͤr den Infanten Don Carlos ein Geheimniß gewesen ist. Der Franzoͤsische Botschafter hoͤrte von dem Plane erst am Vorabende vor der Ausfüuͤhrung desselben, und an dem Tage nach der Abferti⸗ gung eines Couriers, wodurch er seinem Hofe von dem Ge— ruͤchte Anzeige machte, wurde auch schon die Abschaffung des Salischen Gesetzes in den Straßen von Madrid verkuͤndigt. Jetzt blieb den saͤmmtlichen Gesandten der Koͤnige und Fuͤr— sten aus dem Hause Bourbon nichts weiter uͤbrig, als gegen diese Maaßregel zu protestiren, und sie haben nicht gesaͤumt, solches zu thun.“
Die Gazette de Franee beruft sich heute auf das Ur— theil zweier bekannten Publizisten, um zu beweisen, daß ihre Grundsaͤtze und Ansichten fruͤher von denselben Maͤnnern ge— theilt worden wären, die selbige jetzt dem Lande verdaͤchtig zu machen suchten. Dlese beiden Publizisten sind Herr Benja— min Constant, der Nepraͤsentant der linken Seite, und Herr Royer-Collard, der Nepraͤsentant des linken Centrums. Das Urtheil des Erstern ist aus dessen „Principes de politique, applicables à tous les Gouvernemens reprèésentatifs, ei
arliculire ment à la charte de 1814“ entlehnt und lautet
woͤrtlich also: „Eine Adresse, welche die Minister fuͤr un
wuͤrdig des offentlichen Vertrauens erklaͤrt, ist nichts als ein Rache Geschrei. Es giebt keinen Gerxichtshuf, der uͤber eine solche Erklarung entscheiden koͤnnte. Diese Erklarung ist eine feindselige Handlung ohne ein bestimmtes und nothwendiges Resultat. Diese Erklärung ist drittens ein direkter Ein— griff in die Königl. Prärogative; sie macht dem Fuͤrsten die Freiheit seiner Wahlen streitig. Wenn Ihr die Minister anschul⸗ digt, so sind sie es allein, die Ihr angreift; wenn Ihr sie aber fuͤr unwuͤrdig des oͤffentlichen Vertrauens erklärt, so wird
der Fuͤrst entweder in seinen Absichten oder in
seinen Einsichten beschuldigt, was unter einer ver— fassungsmaͤßigen Negierung niemals geschehen darf. Das Wesen des Roͤnigthums in einer Repraͤsentativ Mongrchie ist die Unabhaͤngigkeit der ihm zustehenden Wah— len. Man muß dieses Vorrecht daher achten und unange— fochten lassen. Niemals darf man dem Koͤnigthum das Wahl⸗Recht streitig machen; die Versammlungen duͤr— fen sich nicht das Ausschließungs-Recht anmaßen, denn dieses Recht, wenn es hartnaͤckig geuͤbt wird, schließt zuletzt das Ernennungs-Recht in sich. Man wird mich hoffentlich nicht beschuldigen, daß ich der absoluten Au— toritaͤt allzu guͤnstig sey; aber ich verlange, daß das Koͤnig⸗ thum mit aller Macht bekleidet, mit aller Ehrfurcht umgeben
sey, die ihm zum Heile des Volkes und fuͤr die Wuͤrde des
Thrones nothwendig sind. Eine Erklärung, wie die obige, wird entweder zu einer bedeutungslosen Formel oder in den Händen der Faetionen zu einer Waffe. Die Mei— nung, die Herr Royer⸗Collard uͤber denselben Gegenstand in der Session von 1817 abgegeben hat, lautet folgendermaßen: „Von dem Tage an, wo es als ausgemacht gilt, daß die Kammer die Minister des Koͤnigs zuruͤckweisen und ihm de—
ren andere, die ihre eigenen Minister, nicht aber die
des Königs sind, aufbuͤrben darf, — von diesem Tage an ist es nicht nur um die Charte, sondern um unser Koͤnigthum, um jenes unabhaäͤngige Koͤnigthum geschehen, das unsere Vaͤter beschuͤtzt hat und dem allein Frankreich Alles verdankt, was es jemals an Freiheit und Gluͤck be— sessen, «“ von diesem Tage an haben wir eine Re—⸗— publik.“ — „Nach diesen Citationen“, fuͤgt die Gazette hinzu, „muß es, sollten wir meinen, allen unparteiischen
Maͤnnern einleuchten: 1) daß die letzte Adresse unverschaͤmt war; 2) daß sie gegen die verfassungsmäßige Ordnung ver⸗ stieß; 3) daß sie eine wahrhafte Usurpation der Königl. Praͤ—⸗ rogative beabsichtigte; ) daß, wenn die Wahlmaͤnner die 221 Deputirten, die sie votirt, wiederwaͤhlen wollten, sie sich zu Mitschuldigen jenes Usurpations-Versuchs machen und sich jener Unverschamtheit beigesellen wuͤrden; 5) daß es alsdann Pflicht des Köͤnigthums wäre, sich der Charte zu bedienen, um die Verfassung von den ihr drohenden Gefahren zu ret— ten; 6) daß, wenn das Koͤnigthum ein solches Hel ref nicht anwendete, sondern seine verfassungsmaͤßigen Rechte an eine Faction abtraͤte, wir einer unvermeidlichen Republik entge⸗ gengehen wuͤrden; 7) daß wir unsererseits, weit entfernt, uns auf der Bahn der abspoluten Gewalt zu befinden, vielmehr die wahren Grundsaͤtze der verfassungsmaͤßigen Regierung, und namentlich die der Charte von 1814, vertheidigen; end—⸗ lich 8) daß alle unsere Meinungen in dem Interesse der Charte begruͤndet sind, wie Ludwig XVIII. sie gegeben, wie Karl R. sie beschworen hat, und wie der König sie pflicht⸗ mäßig und trotz aller unverschaͤmten Adressen und etwanigen Wieder-Ernennungen gegen die Factionen behaupten muß.“ Der Courrier frangais aͤußert: „Es ist endlich Zeit, daß wir aus dem wunderlichen Kreise heraus treten, in welchen das Ministerium die Frage wegen der Befugniß der Waͤhler einzuschließen sucht. „„Die Kammer““, so sagt man, „„hat durch das Votum der Adresse einen Staatsstreich aus— gefuͤhrt. Wählen die Wahlkollegien dieselben Deputirten, welche die Adresse votirt haben, wieder, so begehen sie eben—= falls einen Staatsstreich; und die Krone wuͤrde zuletzt den ihrigen ausfuͤhren.““ Man hoͤre endlich mit solchen Zusam— menstellungen auf; eines Staatsstreichs macht man sich nur schuldig, wenn man sein Recht und die Gesetze uͤbertritt. Hat aber die Kammer ihre Rechte uͤbertreten, wenn sie ihre Ueberzeugung aussprach, wenn sie sagte, was das Land em— pfand? Was ist denn die Adresse anders, als der Ausdruck einer Gesinnung, als die Darlegung der Wahrheit? Die Kammer hat nur gethan, was die Eder und ihre Privile⸗ gien ihr erlaubten. Wenn die Wahlkollegien die Deputirten in den verfassungsmaͤßigen Formen waͤhlen, so bleiben sie in den Graͤnzen des Gesetzes und der Charte. Es ist abge— schmackt, die Ausuͤbung eines Rechts mit dem Namen eines Staatsstreichs zu belegen. Aber jede Handlung der Krone, die das Gesetz uͤberträte, wuͤrde als ein Staatsstreich zu betrach—⸗ ten seyn, und die Folgen eines solchen sind Jedermann bekannt,“ — Das Journal des Débats fuͤgt hinzu: „Die Waͤhler werden sich durch die laͤcherlichen Spitzfindigkeiten der Ga— zette nicht irre fuhren lassen; sie kennen ihre Rechte und wer— den nicht zugeben, daß man denselben in irgend einer Weise zu nahe trete. Das Erkenntniß, das die Waͤhler-Klasse in zweiter Instanz durch die Wieder-Ernennung derselben De—
putirten, welche fuͤr die Adresse gestimmt haben, gegen Euch
faͤllen wird, soll, wie Ihr meint, der Charte zuwider seyn, und Ihr wollt Euch demselben nicht unterwerfen. Nichts als eitle Prahlerei! Es wuͤrde dazu eines Staats— streiches bebürfen, und einen solchen wagt Ihr nicht. Man darf an der Aufrichtigkeit Eurer Worte, nicht aber an der oͤffentlichen Meinung und der Weisheit des Koͤnigs, zweiseln. Eure Schriftsteller mögen immerhin das Urtheil Derer ver— werfen, die Euch in erster Instanz gerichtet haben; die Ma— joritaͤt, welche die Adresse votirt hat, wird doch stets eompe⸗ tent bleiben, und die Deputirten, woraus sie besteht, sind schon jetzt die Candidaten des gesammten Frankreichs.“ Die Franzoͤsische Akademie hielt gestern Nachmittag eine zweistuͤndige Sitzung, um dem Marquis von Lally⸗Tollendal einen Nachfolger zu wählen. Es fanden nicht weniger als 13 Abstimmungen statt, ohne daß jedoch eine einzige zu ei⸗ nem Resultate fuͤhrte, und zwar aus dem Grunde, weil nach dem Reglement der Akademie durchaus die ab sohute Stim— men⸗Mehrheit erforderlich ist, um zum Mitgliede gewahlt zu werden. Die Zahl der Stimmenden belief sich auf 33 die Vota theilten sich Anfangs zwischen den Herren Pongerville, Cousin, Ancelot, Seribe und Casimir Bonjour; bei der 13ten Abstimmung aber erhielten die meisten Stimmen die Herren Pongerville und Ancelot, naͤmlich jener 15, dieser 16; Hr. Cousin, dem Anfangs 9 Stimmen zu Theil geworden waren, hatte jetzt nur noch eine Stimme, und statt des 33sten Votums fand sich in der Urne ein leerer Stimmzettel. Da hiernach keiner der Kandidaten die absolute Majoritaͤt hatte, so wurde beschlossen, das Wahlgeschaͤft am naͤchsten Donnerstage zu er— neuern. Es ist dies das erstemal, daß ein solcher Fall sich im Schooße der Akademie ereignet. . . Am 2h. d. hielt der hier bestehende Verein fuͤr univer— selle Statistik seine sechste Monatssitzung, in welcher der
Vicomte Hérieart de Thury zum Vice-Praͤsidenten gewaͤhlt
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wurde. Seit der letzten Sitzung sind 112 neue Mitglieder aufgenommen worden, wodurch die Gesammtzahl derselben bis auf 517 gestiegen ist; unter diesen befinden sich die Her— zoͤge von Orleans, von Chartres und von Bourbon, die Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg und Paul von Wuͤr— temberg, 4 Marschaͤlle von Frankreich (Graf Jourdan, Mar⸗ quis Maison und die Hetzoͤge von Ragusa und Reggio), 10 Mitglieder des hiesigen diplomatischen Corps, 16 diessei— tige Botschafter und Gesandten an den fremden Hoͤfen, 51 Pairs von Frankreich, 9 Staats-Minister, 39 Deputirte, 38 Staatsraäͤthe und Requeten⸗Meister, 6zf Generale und Stabsoffiziere, 57 General-Direktoren, Praͤfekten und Con— suln, 17 Mitglieder des Instituts und 191 Gelehrte und Literaten. .
Die hiesige protestantische Bibel⸗-Gesellschaft hielt in die⸗ sen Tagen unter dem Vorsitze des Admirals Verhuell ihre jährliche General-Versammlung. Dem darin abgestatteten Berichte gemaͤß beliefen sich die Einnahmen der Gesellschaft im vorigen Jahre auf 45,900 Fr. In dem Zeitraume von 11 Jahren sind von derselben 175,000 Bibeln oder Neue Testamente vertheilt worden, — eine Anzahl, welche dem Berichterstatter fuͤr das Beduͤrfniß der protestantischen Be— völkerung Frankreichs, welche er auf drittehalb Millionen ab— schaͤtzte, viel zu gering schien; er erinnerte in dieser Beziehung an die ausgebreitete Wirksamkeit der Bibelgesellschaften in London und in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
Auch die Gesellschaft fuͤr christliche Moral hat unter dem Vorsitze des Professor Guizot eine General-Versammlung gehalten. Der Preis von 1000 Fr. fuͤr die beste Arbeit uͤber die Grundsatze und die Organisation der religioͤsen Freiheit in Frankreich wurde der Abhandlung des hiesigen Advokaten Natchez zuerkannt.
Von Julius Klaproth ist eine sehr strenge Kritik der Werke des Englischen Missionaits Morrison uͤber die chine— sische Sprache erschienen; derselbe Gelehrte ist gegenwartig mit einer ähnlichen Arbeit uͤber Morrison's chinesische Ueber— seenng des Neuen Testaments beschaͤftigt.
Der Marquis Maximilian von 1 Aubespine, vor der Re— volution Oberst bei den Dragonern, ist am 17ten d. M. hier— selbst im 8ästen Lebensjahre verstorben. Er war durch seine Mutter, eine geborne von Béthune-Sully, ein Abkoͤmmling des großen Sully.
Das Franzoͤsische Schiff „Amélie“, welches am 19ten d., von Calcutta kemmend, in Havre eingelaufen ist, wollte auf seiner Fahrt bei Terceira landen, um Lebensmittel einzuneh— men, wurde aber durch ein zum Portugiesischen Blokade— Geschwader gehörendes Fahrzeug daran verhindert.
Briefen aus Port- au-Prince vom 20. Febr. zufolge, wurden dort Ruͤstungen gemacht, um auf einen etwanigen Angriff Spaniens, welches bekanntlich den oͤstlichen Theil des Gebietes dieser Insel in Anspruch nimmt, gefaßt zu seyn. Saͤmmtliche Truppen der Republik waren in Bewegung und marschirten nach den zu einer Landung geeignetsten Punkten der Kuͤste, an welchen Batterieen errichtet und die in Ver— fall gerathenen Befestigungen wieder hergestellt wurden. Der Praͤsident wollte sich im Falle eines Angriffs selbst an die Spitze der Truppen stellen. Jene Briefe fuͤgen indessen hin— zu, daß eine Invasion von Seiten Spaniens nicht wahr— scheinlich sey, da der oͤstliche Theil von Haiti außer dem Ma— hagoni-⸗Holz an Produkten sehr arm sey.
Großbritanien und Irland.
London, 23. April. Der Globe sucht die lakonische Fassung der Buͤlletins uͤber die Gesundheit des Koͤnigs da— mit zu rechtfertigen, daß die Aerzte befuͤrchteten, es konnten die Buͤlletins auch dem erhabenen Kranken zu Gesicht kom— men und auf diese Weise indirekt zur Vermehrung des Uebels beilragen.
Seitdem der Koͤnig krank ist, sieht man vor unserer Boͤrse täglich ein ganzes Detaschement von Leuten zu Pferhe, die sich bereit halten, als Estafetten oder Couriere nach Do— ver und anderen Orten abzugehen.
„Die Expedition nach Algier“, bemerkt der Courier, „ver=
ursacht eine Ausruͤstung, wie wir sie in dieser Zeit des See— Friedens seit 20 Jahren nicht gesehen haben. Es ist jetzt 32 Jahre her, daß die Expedition nach Aegypten unter Buonaparte von Toulon abgesegelt ist, und wird von allen denen, die damals schon einen richtigen Ueberblick von solchen Anstalten hatten, zugegeben, daß die jetzigen ihnen mindestens ganz 66 ommen.“ l
Im Widerspruche mit dem neulich aus dem Courier mit— getheilten Artikel aͤußert sich die Morning“ Chroniele: „Mit Beschaͤmung nur legen wir das Geständniß ab, daß, was religioͤse Freiheit betrift, die Regierung Englands nur
um einen Schatten liberaler ist, als die von Portugal oder Spanien. Gleichen sich darum etwa die Regierungen in dieser Hinsicht, weil Spanien und Portugal, eben fo wie England, eine reiche Klerisei haben? Es scheint in der That, als faͤnde zwischen reichen Bisthuͤmern und der Intoleranz eine gewisse Verwandtschaft statt. Schwerlich konnen wir die Emaneipation der Katholiken und die Ruͤcknahme der Test- und Korporations-Akten Beweise von Liberalität nen— nen. Im ersten Falle konnte man das Zugestaͤndniß der Ka— tholischen Forderungen nicht laͤnger mehr mit Sicherheit zu⸗ ruͤckhalten und im zweiten haben die Votirungen des Unter, hauses darauf hingewiesen, wie stark die Macht der Dissen⸗ ters bei den Wahlen sey. Nur die Judensache waͤre ein Probierstein, an dem sich die Liberalitaͤt der Reglerung nach— weisen ließe. Die Juden sind keinem auswaͤrtigen Potenta— ten Gehorsam schuldig; ihr Glaubensbekenntniß enthaͤlt Alles, was erforderlich ist, um einen guten Buͤrger zu konstituiren; nichts kann eigentlich gegen sie vorgebracht werden, au— ßer daß wir uns lange der Ungerechtigkeit gegen sie schul— dig gemacht haben; aber, wiewohl wir als Christen durch unsere Religion dazu verbunden sind, denjenigen zu ver— geben, die uns Unrecht gethan, sind wir sogar darin beharrlich, die Anderen erwiesene Kraͤnkung als eine Be— rechtigung anzusehen, sie noch mehr kraͤnken zu durfen. — Vor den Katholiken hat bei dem Volke immer eine gewisse Furcht stattgefunden, die es jedoch durchaus nicht vor den Juden hegt; diese sieht es als eine friedfertige harmlose Menschenklasse an. In Frankkeich, den Niederlanden, Daͤne⸗ mark und vielen andern Landern hat es den wohlthaͤtigsten Erfolg gehabt, daß man freisinniger gegen sie zu Werke ging. Das Volk von England wuͤrde, wir sind es uͤberzeugt, seine freudige Zustimmung dazu geben, wenn man hier auf gleiche menschenfreundliche Weise gegen sie verfuͤhre. Die Anschul— digung des Herrn Goulburn, daß das Volk von Vorurthei— len gegen die Juden erfuͤllt sey, weist das Publikum von sich zuruͤck; es hegt keine Vorurtheile uber diesen Gegenstand. Es wurde in der That ein niedriger und veraͤchtlicher Wunsch seyn, etwas von den alten Verfolgungsgesetzen zuruͤckbehal— ten zu wollen, blos weil die Juden ungestraft verfolgt wer— den konnen.“ /
Dasselbe Blatt sagt: „Wir freuen uns zu verneh— men, daß die Juden mehrere Bittschriften angefertigt haben und diese in einigen Tagen an verschiedenen offentlichen Or— ten zur Unterzeichnung auslegen wollen. Die vornehmsten christlichen Banguiers und Kaufleute haben mit vieler Be— reitwilligkeit und Vergnuͤgen eine Bittschrift zu Gunsten der Juden schon unterzeichnet.“
Unsere Blatter erzaͤhlen: „Der jetzt hier anwesende Ka⸗ pellmeister Hummel hat sich bereits vor 40 Jahren einmal in England befunden und ließ sich damals im zehnten Jahre seines Alters mit großem Beifalle auf dem Pianoforte hoͤren. Sein Op. J. erschien zu London im Jahre 1792 und ist der Koͤnigin Charlotte gewidmet. Am vorigen Sonnabend wurde der Deutsche Virtuose von Sir George Smart in die Phil— harmonische Gesellschaft eingefuͤhrt, wo eben Mozarts unter den Namen „Jupiter“ bekannte herrliche Symphonie aufge⸗ fuͤhrt wurde. Als Sir George nach Beendigung der Musik den beruͤhmten Komponisten der Gesellschaft vorstellte, brach die ganze Versammlung in die lautesten Beifallsbezeugun— gen aus.“
Nieder lande.
Bruüssel, 25. April. In der gestrigen Sitzung des As— sisenhofes beschloß der Advokat van Meenen seinen in der Sitzung vom 23sten begonnenen Vortrag zur Vertheidigung de Porters, worauf der Advokat Gamond das Plaidoyer des abwesenden Anwalts Blargnies, der die Vertheidigung des Neferendar Tielemans uͤbernommen hatte, vorlas. Dem Vernehmen nach, wollen de Potter und Tielemans beim Schlusse der Debatten selbst das Wort ergreifen. .
Hr. David Ragay ist zum Schatzmeister des Koͤnigl. Hauses ernannt worden. n. !
Se. Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen⸗Weimar befindet sich gegenwartig mit seiner gemi im Haag.
— — Am sterdam, 24. April. Waͤhrend der abge⸗ laufenen Woche hat sich der Preis von Obligationen der Hol⸗ ländischen wirklichen Schuld ziemlich fest erhalten; nur gestern stellte sich etwas Flauheit ein, und blieben dieselben zu 653 zu haben; diese Flauheit war bedeutender mit ausgestellter Schuld, welche 2 pCt., und mit Kanzbillets, die 316 Fl. blie⸗ ben; es sollen von letzteren falsche im Umlauf entdeckt seyn, welches vielleicht diefe Preis-Erniedrigung veranlaßt hat. Spanische bei Hope find auf 77 pCt. zuruͤckgegangen, dage⸗ gen haben Englisch-Spanische sich wieder merklich gehoben