1830 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 02 May 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Majoritaͤt fand sich daher durch diese Verordnung auf das tiefste verletzt. Was Wunder daß sie sich vertheidigte? Der Mi⸗ noritaͤt war es gelungen, die Regierung an sich zu reißen; hiermit war die Sache aber hoch nicht abgemacht; sie bedurfte auch noch der Kammer. Sie hat sie nicht gewonnen; desto schlimmer fuͤr ste. Wenn man behaupten wollte, die Herren von Po— lignae und von Montbel xepraͤsentirten kein bestimmtes Sy— stem, so muͤßte man dasselbe von Hrn. Royer⸗Collard, Benj. Constant, Lafayette sagen; und um die Aufrichtigkeit unserer Gegner auf die Probe zu stellen, versuche man es nur ein— mal, einem von diesen Herren ein Portefeuille zu geben; man wird sich bald uͤberzeugen, wie sie ihre Sprache sofort andern werden. An demselben Tage, wo die Gazette druckte, daß das frühere Leben der Minister nicht in Be, tracht kommen duͤrfe, sagte sie in einem andern Artikel klar und deutlich, daß von dem Augenblicke an, wo die Liberalen an das Staatsruder gelangten, es um die Monarchie geschehen wäre. Es ist also abge— schmackt, wenn man uns taͤglich wiederholt, daß wir zu den Ministern Zutrauen haben müßten, weil sie noch nichts gethan hätten. Im Uebrigen waͤre dieser letztere Um— stand, nach den Ansichten unserer Gegner, auch ganz gleich— guͤltig; denn wenn es wahr ist, dah der Monarch bei der Wahl seiner Minister weder den Geist der Verfassung noch die gesunde Vernunft zu befragen braucht, sondern durchaus nach Willkuͤhr handeln darf, so kann es auch gar nicht wei— ter darauf ankommen, ob die Minister handeln oder nicht; in beiden Faͤllen staͤnde es der Kammer nicht zu, den Wunsch nach einer Veraͤnderung des Ministeriums zu aͤußern. Man wird uns erwiedern, daß die Kammer das Recht habe, die Minister in Anklagestand zu versetzen. Ja, aber nur fuͤr Verrath und Erpressung, und wie leicht lassen diese Ver— brechen sich vermeiden. Die Staaten gehen jedoch oͤfter

durch Untuͤchtigkeit und Intriguen, als durch Verraͤtherei und Bedruͤckung, unter. Niemand hegt eine tiefere Ehrfurcht für den Monarchen, als wir, aber so groß die Koͤnige auch sind, so sind sie nichts desto weniger, wie wir, dem Irrthume un—

terworfen. Das Ministerium droht uns; aber, wie die Kam— mer ihre Schuldigkeit gethan hat, also werden auch die Wah— ler die ihrige thun. Karl X. ist gut und weise, er hat ge— schworen, nach dem Buchstaben der Charte, das heißt, den Wuͤnschen des Volkes gemaͤß, die sich durch dessen Abgeord— nete kund geben, zu regieren; und ein Koͤnig ist nie freier und mächtiger, als wenn er mit der Nation, uber die er herrscht, nur ein Ganzes bildet.“

Der Messager des Chambres will wissen, daß die Köoͤnigl. Verordnung wegen Aufloͤsung der Deputirten⸗Kam⸗ mer unterzeichnet sey, diejenige wegen Einberufung der Wahl—⸗ Kollegien aber noch nicht; wahrscheinlich werde jede definitive Entscheidung bis zur Ruͤckkehr des Dauphins und des See— Ministers, welcher Letztere die Reise nach Toulon heute an— getreten hat) verschoben bleiben..

Das Journal du Commerce meldet: „Gestern Mit— tag hatten sich mehrere Deputirte des rechten Centrums bei dem Minister des Innern versammelt, namentlich diejenigen, die unter dem Paniere des Herrn Mestadier fechten. Daß dieser selbst nicht fehlte, versteht sich von selbst. Waͤhrend also Herr von Polignac diejenigen Mitglieder des rechten Centrums, die sich zu der linken Seite hinneigen, zu gewinnen sucht, unter⸗ handelt sein Kollege, der Minister des Innern, mit denjeni— gen, die sich zu der rechten Seite halten. Alle diese Nego— ciationen erklären die Verzoͤgerung der Bekanntmachung der Aufloͤsungs-Verordnung. Man will zu dieser Maaßregel nur seine Zuflucht nehmen, wenn gar kein anderer Ausweg mehr u bleibt.!“ Die Gazette de France meint, es sey wohl moͤglich, daß einige Deputirte des rechten Cen— trums bei dem Minister des Innern versammelt gewesen waren; von Unterhandlungen in Betreff der Kammer sey in— dessen gewiß keine Rede gewesen, und dieses Geruͤcht ver— diene eben so wenig Glauben, als dasjenige, womit man sich vor einigen Tagen uͤber ein von dem Fuͤrsten von Polignac. dem Herrn Delalot angeblich gemachtes Anerbieten herumge— tragen habe.

Aus einem von der Allgemeinen Zeitang mitge— theilten Schreiben aus Paris vom 18ten d. M. entlehnen wir Folgendes: „Wenn Aegypten keine Huͤlfe gegen Al— gier leistet, so ist wahrscheinlich der Befehl des Sultans nicht der einzige Grund dabon. Man hat einen wichtigen Punkt

uͤbersehen: Mehemet Ali ist durch seine Speculationen an das

Englische Interesse gebunden. Er besitzt Actien bei der 9Ost— indischen Eompagnie. Diesem Beweggrunde opferte er schon fruͤher einen bedeutenden politischen Zweck auf. Die Englaͤn—⸗ der begannen naͤmlich, regelmäßig nach Medina zu fahren, wo Mehemet Herr ist, und welchen Ort er mit Recht als

den Schluͤssel zu Arabien betrachtet; der Pascha aͤußerte seine Unzufriedenheit, ließ sich aber dadurch , . Reisen laͤgen im Interesse der Compagnie, gereichten ihm also zum Vortheil. Seitdem haben die Englaͤnder ihre nau⸗ tischen Untersuchungen nach dem Norden des Rothen Meers ausgedehnt, bedrohen also zugleich Arabien und Aegypten; der Pascha ignorirt es aber, weil baares Geld ihm wahrschein⸗ lich zum Ausfuͤhren seiner Pläane in Bezug auf die Organi— sation des Landes und vielleicht zu einem andern, wiewohl geheimen, doch keinem Politiker entgangenen Vorhaben (sei⸗ ner Unabhaͤngigkeit) am nothwendigsten scheint. In seiner Bereitwilligkeit gegen Rußland, besonders nach dessen Sie— gen, kann man ebenfalls Vorliebe fuͤr Britische Handelspoli— tik erkennen. Einen Fuͤrsten, der selbst von Morea bis Ara— bien Einfluß ausuͤbte, konnte man leicht uͤberzeugen, daß Ruß— land, im Besitz von Konstantinopel und Klein- Asien, seinen Einfluß nach Indien ausdehnen mochte. Wie sollte Mehemet Ali nicht im Interesse Englands handeln, zu einer Zeit, wo die Ostindischen Verhaͤltnisse, wie man sagt, schwankend sind? Vielleicht um diesen Britischen Einfluß aufzuwiegen, ist Hr. Michagud nach der Levante gereist Wenn Aegypten wirk— lich Huͤlfe gegen Algier leisten sollte, so ist an dem Ge— ruͤcht uͤber die kuͤnftige Herrschaft des Pascha's in Al— gier so viel wahr, daß er die Bedenklichkeiten in Be— zug auf die Pforte und die Compagnie nicht ohne Aus— sicht auf betrachtliche Schadloshaltung hintansetzen wuͤrde. Der Algiersche Krieg ist keinesweges eine Episode, wie der Spanische Krieg, auch nicht ein dramatisches Dénouement,

spiels, von welchem zu wuͤnschen ist, daß es fuͤr Frankreich kein bitteres Ende nehme. Wir wollen den Sieg als gewiß annehmen, so wenden immer drittehalb Fractionen der Kam— mer ein, es sey der Franzoͤsischen Verfassung zuwider, waͤh— rend des Bestandes der Kammer (denn, sagen sie, die Kam— mer ist nur prorogirt, nicht aufgeloͤst, Royer Collard wohnt im Praͤsidentenhause, und die Kammer ist wegen des vorge— habten Plans prorogirt) nicht votirte Gelder auf einen Krieg

Gewalt, unumschraͤnkten Willen uͤber Krieg und Frieden; eine Kammer, welche dies laͤugnen wuͤrde, kaͤme augenblicklich und mit Recht um das Zutrauen der Nation. Aber die Minister muͤssen die dazu nothwendigen Summen durch die Majoritaͤt der Kammer votiren lassen. Benjamin Constant entwickelte diese Ansicht gleich nach der Prorogation, der Graf Laborde benutzt sie und fuhrt sie weiter aus in seiner Schrift: Au roi èt aux chamhres, sur les véritables causes de la rup- ture avee Alger etc. Wir geben den ministeriellen Zeitun— gen vollkommen Recht, wenn sie erklaren, die liberalen Blaͤt— ter wollten die Begeisterung des Heeres abkuͤhlen; sie duͤrften sogar den Abgeordneten dabei einige Schuld beimessen, denn Laborde ist Mitarbeiter des Constitutionnel, und die Abgeord—⸗ neten uͤberhaupt haben in Frankreich eben so vielen Einsluß auf die Zeitungen, als umgekehrt: wir fuͤgen hinzu, daß wirklich eine außerordentliche Begeisterung in dem Heere fortherrscht, Laß die freisinnigsten Offiziere bitten, ich mochte sagen, beten, man solle sie mitkaͤmpfen lassen, kurz der Krieg als solcher ist national. Aber die Mittel zum Kriege, erwiedert man, unterliegen der Pruͤfung der Kammer, so will es die Franzoͤsische Verfassung; aber der Abgeordnete, welcher etwa mitkaͤmpft und mitsiegt und als Soldat dem Minister unbedingten Gehorsam schuldig ist, darf als Abge⸗ ordneter auf die Anklage des Ministers antragen; nun wer⸗ den die Ausgaben sehr bedeutend seyn, man ruͤstet 30,900 Mann, eine Flotte, wie Frankreich sie wohl nie an Einem Punkte vereinigte; die Schnelligkeit der Ruͤstung erhoht die Unkosten; die Landung, die bevorstehende Jahreszeit (die Flotten des Mittellaͤndischen Meers?) vergroͤßern die Ge— fahr; der Krieg kostet gewiß uͤber 200 Millionen Franken und Alles das, schließt die Opposition weiter, in einer Zeit, wo das Defizit kaum gedeckt ist, wo die Flotte sich erst zu vergroͤßern hat, wo Frankreich sich durch eine jährliche Milli⸗ arbe belastet findet, wo der Handel uͤber Verbote klagt, die Weinbauer nicht befriedigt sind, wo der oͤffentliche Unterricht, die niedere Geistlichkeit, auf das Nothwendigste harren; waͤh⸗ rend die Kronschuld nicht getilgt ist, Griechenland Unterstuͤ— tzung braucht, waͤhrend das Innere des Reiches endlich der Früchte des Friedens genießen will.“ Es ist mir nicht darum zu thun, diesen Klagen groͤßere Oeffentlichkeit zu geben; moͤ— gen sie aus Parteihaß vorgetragen werden; moͤgen sie uͤber⸗ trieben seyn (ganz falsch sind sie nicht), so leuchtet doch ein: der Fall einer nicht blos vorgeschlagenen, sondern ausge— fuͤhrten Anklage gegen die Verwaltung koͤnnte eintreten. Wie auch die Pairskammer urtheilt, waͤre die Thatsache der

Anklage ein Ungluͤck fuͤr die Nation mit unabsehbaren Folgen.“

wie der Griechische Feldzug, sondern der Anfang eines Schau—

zu verwenden. Der Koͤnig von Frankreich hat souveraine

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Großbritanien und Irland.

London, 24. April. Das in den heutigen Morgen⸗ blaͤttern enthaltene Hof⸗Circulgre meldet: „Se. Majestaͤt haben vom Donnerstag auf den Freitag eine gute Nacht ge⸗ habt und sich auch waͤhrend des gestrigen Tages im Zustande ber Besserung befunden. Sir Henry Halford hat schon in der Fruͤhstunde gestern den Pallast von Wind or verlassen und ist erst Abends zur Aufwartung bei Sr. Majestaäͤt wieder zuruͤckgekehrt. Um 12 Uhr Mittags kam der Herzog von Llarence aus Bushy-Park im Pallaste an und verweilte mehrere Stunden bei Sr. Majestaͤt.“ .

Die Morning-Chroniele meldet: „Gestern Abends war ein Geruͤcht vom Tode des Koͤnigs uͤberall in Umlauf; die zu einer ungewoͤhnlich spaͤten Stunde erfolgte Ankunft eines der beiden Koͤnigs-Boten in Downing,-Street trug dazu bei, ein Ereigniß, welches die kuͤrzlich bekannt gewordenen widersprechenden Angaben nicht ganz unwahrscheinlich dar⸗ stellten, noch glaublicher zu machen. Bis heute fruͤh 2 Uhr war jedoch in den oͤffentlichen Buͤreaux nichts eingegangen,

was das umlaufende Gerücht bestaͤtigte, daher wir lieber der

Hoffnung Raum geben wollen, daß Se. Maj. sich fortwaͤh⸗

rend in der Besserung befinden und die oben erwahnte Nach—

richt ganz ungegruͤndet sey.“ . Gestern Abends haben die gewoͤhnlichen Illuminationen

zur Feyer des Geburtstages Sr. Majestaͤt in den Haupt

straßen der Stadt, namentlich der Koͤniglichen Dienst-Ge— baude, Theater, oͤffentlichen Resourcen Ü. . w. stattgefun⸗ den. Die St. James-Straße zeichnete sich dabei durch be— sondern Glanz aus, und wiewohl das Wetter eben nicht an⸗ genehm war, wogten doch sehr viele Menschen in den Stra— ßen. Die Schiffe auf der Themse hatten ihre Fest-Flaggen aufgezogen, und um 1 Uhr Nachts wurden vom Tower und im Park die uͤblichen Salut-Schuͤsse abgefeuert.

Den Dubliner Zeitungen giebt die von dem Kanz— ler der Schatzkammer vorgeschlagene Gleichstellung der Ir⸗ laͤndischen Stempel-Angaben mit denen von Großbritanien, so wie die Erhoͤhung der Steuer von geistigen Getraͤnken, Gegenstand zu vielen Klagen. Namentlich ist es der erste Punkt, der ihre lebhaften Protestationen erweckt hat, denn in der That wuͤrden die Irlaͤndischen Blatter, wenn sie den— selben hohen Zeitungs-Stempel tragen muͤßten, der auf den Britischen lastet, sehr bald ganz und gar verdraͤngt werden.

Am gestrigen Tage wurde zu Stratford -upon-Avon der

Geburts- und Sterbetag Shakespears feierlich begangen. Bereits mehrere Tage vorher hatten sich aus der Naͤhe und Ferne viele Freunde des großen Dichters eingefunden, so daß es fur die spaͤter Ankommenden schwer und sehr kostspielig wurde, ein Unterkommen zu sinden. Es haben zur Feier des Tages oͤf⸗ fentliche Schauspiele, Konzerte, Feuerwerke, das Aufsteigen

eines Luftballons und endlich ein großes Banquet in der

Shakespear-Halle stattgefunden. Auch ein Umzug von Cha⸗ rakter-Masken, aus Shakespears saͤmmtlichen Schauspielen entlehnt, ist, wie im vorigen Jahre, veranstaltet worden.

Briefe aus Terceira berichten, daß neuerdings zwei Englische Kauffahrer von dem Portugiesischen Blokade⸗Ge⸗ schwazer aufgebracht worden sind.

Gegen das im Repraͤsentanten-Hause von Mexiko (mit 47 gegen 4 Stimmen) durchgegangene Gesetz, welches

allen Auslaͤndern den Einzeln-Handel untersagt, hat der.

Englische Gesandte, der es fuͤr eine Uebertretung des Trak—⸗ tatés mit Großbritanien erklart, Protest eingelegt, und ist dieser beim Repraͤsentanten-Hause deponirt worden. Da es fuͤr die Englischen Kaufleute, bei dem gegenwartigen ungeord⸗ neten Zustande der Mexikanischen Nepublik, gefährlich seyn wurde, den einheimischen Händlern bedeutenden Kredit zu geben, so wurde es in der That dem Britischen Handel sehr nachtheilig seyn, wenn, jenem Gesetze gemaͤß, der Aus—

änder feine Waaren nur in großen Partieen verkaufen

duͤrfte.

Vom Vorgebirge der guten Hoffnung wird uns gemeldet, daß in der suͤdlichen Richtung der Kolonie ein ziemlich bedeutender Strom entdeckt worden, dessen Ufer eine hoͤchst üppige Vegetation und einen fuͤr den Anbau sehr geeigneten Boden haben.

Neuere Nachrichten von unserer Colonie am Schwa— nenflufse geben eine bessere Schilderung, als die fruͤheren Berichte, von dem Fortschreiten derselben. Man hat an den Ufern des Schwanenflusses mehrere Salz-Adern entbeckt, auch ging man damit um, Einrichtungen fuͤr den Wallfisch⸗ fang zu treffen. ;

Geit acht Tagen ist der woͤchentliche Durchschnittspreis des Weizens um 2 Pence gefallen, der sechswoͤchentliche

aus Amsterdam hier eingetroffen.

aber um 13 Pee. gestiegen, wonaͤchst auch der Eingangs zoll auf 23 Sh. 8 Pee. per Quarter herabgesetzt worden ist.

Mieder lande.

Aus dem Haag, 26. April. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin und Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Oranien, so wie die Prinzessinnen Friedrich und Mariane, sind am 23sten und 24sten d. wieder Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich ist nach Nordholland gereist, um als Groß— Admiral die dortigen Marine-A1nstallen in Augenschein zu nehmen.

Heute nehmen die durch die Oster-Ferien unterbrochenen offentlichen Sitzungen der zweiten Kammer der Generalstaa— ten wieder ihren Anfang.

Am 17ten d. ist der Graf van Heyden tot Reinestein, Mitglied der zweiten Kammer fuͤr die Provinz Drenthe, auf feinem Landhause Laarwoud bei Suͤdlaren, in dem Alter von 59 Jahren mit Tode abgegangen.

Die Bevoͤlkerung unserer Ackerbau⸗Kolonieen betrug am 1. Maͤrz 556 Individuen; der Viehbestand in denselben belief sich auf 243 Stuͤck Hornvieh, 843 Hammel und 17 Pferde; die Kolonieen zur Unterdruͤckung der Bettelei zahlten in dem— selben Zeitpunkte 6797 Bewohner. Der Zustand beider Nie— derlassungen ist hoͤchst erfreulich.

8 6 War scchau, 27. April. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ist nebst Gefolge vorgestern Abends 7 Uhr von St. Petersburg hier angekommen und im Koͤnigl. Schlosse abgestiegen. Se. Koͤnigl. Hoheit wohnten gestern der Militairparabe bei und beehrten des Abends das Natio— nal-Theater, in welchem eine Franzoͤsische Vorstellung gege— ben wurde, mit Ihrer Gegenwart.

Die Beamten des Secretariats des Koͤnigreichs Polen verlassen den 28sten d. M. St. Petersburg, um sich hierher zu begeben.

Im naͤchsten Monat wird die Statue des Copernicus vor dem Pallaste der Koͤnigl., Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften aufgerichtet werden.

Die niedrigen Course und der geringe Wechsel-Verkehr auf den auswaͤrtigen Platzen haben auch hier in der vorigen Woche eine große Stille im Wechsel-Verkehr herbeigefuͤhrt. Die nothwendigsten Geschaͤfte wurden durch Ankauf von Wechseln auf Berlin gemacht. Auch wurden in Folge aus— wärtiger Auftraͤge Wechsel auf Amsterdam, jedoch nur in kleinen Partieen gekauft. Wechsel auf Wien, London und Hamburg waren offerirt; auf Danzig war in kleinen Par⸗ tleen schneller Absatz. Franzoͤsisches Gold wurde gesucht. Dukaten und andere Muͤnzen hatten keinen Absatz. Fuͤr Rus— sische Assignaten waren Käufer und Verkaͤufer da, jedoch wur— den darin nur wenig Geschaͤfte abgeschlossen. Pfandbriefe waren zum notirten Course sehr gesucht, es waren davon jedoch nur kleine Partieen zu erhalten. Partial⸗Obligatio⸗ nen wurden zum Abliefern auf Termine verlangt; man fand jedoch nur wenig Geneigtheit darin Geschaͤfte abzuschließen.

Deutschlan d.

Weimar, 27. April. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß— herzog haben dein Großherzoge Ludwig II. von Hessen und bei Rhein, Koͤnigl. Hoheit, bei Hoͤchstdessen Regierungs- An—⸗ tritte, durch Höchstihren am 10ten d. M. nach Darmstadt eigens abgeorduͤeten General-Adjutanten und Oberst, Läieute— nant Hern von Beulwitz, die Insignien des Großkrenzes Hoͤchstihres Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken uͤberreichen lassen. Auch hauen Hoͤchstdieselben den Großherzog Paul Friedrich August von Oldenburg, Koͤnigl. Hoheit, bei Hoöͤchstdessen Anwesenheit allhier, Hoͤchstselbst un⸗ ter die Großkreuze Hoͤchstihres Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken am 22sten d. M. aufgenommen.

Am 2sten d. M. haben Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß⸗ herzog dem zum außerordentlichen Gesandten und bevollmaͤch⸗ tigten Minister Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich an Höchstihrem Hofe ernannten K. K. Wirklichen Kammerer, Herrn Grafen von Colloredo-Wallersee, eine besondere Au⸗ dienz zu ertheilen und dessen Beglaubigungs⸗-Schreiben ent⸗ gegen zu nehmen geruhet. .

Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung enthalt nunmehr auch, und zwar in Franzoͤsischer Sprache, die beiden anderen Protokolle äber die Griechische Angelegenheit, welche in der Londoner Konferenz vom 4. Februar d. J. unterzeichnet worden sind«