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die Marquis von Bute und Camden, mehrere andere Lords, neun Bischoͤfe und viele Baronets, unter denen sich Sir R. Inglis befand, in der Versammlung gegenwaͤrtig, die sie zum Theil auch anredeten. Der Erzbischof von Canterbury fuͤhrte den Vorsitz. Aus dem vorgelesenen Berichte geht hervor, daß der König dem Institute einen Freibrief verliehen hat, worin ausdrücklich bestimmt wird, daß der darin zu erthei— lende Unterricht uͤberall den Lehren der vereinigten Kirche von England und Irland gemäß seyn soll. Niemand, der nicht zu dieser Kirche sich bekennt, darf Mitglied des Direk— toriums oder des Raths werden, oder uͤberhaupt eine Stelle des Koͤnigs-Kollegiums, mit Ausnahme der Professuren der Orientalischen Literatur und der neueren Sprachen, bekleiden. Das Gebaͤude des Kollegiums, das aͤußerlich vor dem Ein— tritt des naͤchsten Winters beendigt seyn soll, wird 63,947 Pfd. kosten, und soll der Unterricht im Monat Oktober 1831 6 Anfang nehmen. Die durch Schenkungen eingegan— ene Summe beträgt nahe an 55,000 Pfd.; außerdem sind her te 745 Actien à 100 Pfd. unterzeichnet worden. ⸗ Der Oesterreichische Botschafter wohnte vorgestern im Kings-Theater der Vorstellung von Rossini's Oper „La Ce-
nerentala“ bei, in welcher Mad. Malibran zum erstenmale
wieder hier aufgetreten ist Nieder lande.
Bruüͤssel, 2. Mai. Se. Majestaͤt der Koͤnig werden
heute Abend aus dem Haag hier erwartet.
Die Verurtheilten v. Potter, Tielemans, Bartels und v. Nave werden gegen das vom Assisenhofe gefaͤllte Urtheil appelliren.
Es hat sich hier eine neue Feuer-Versicherungs-Anstalt mit einem Kapital von 2 Millionen Fr. gebildet.
Das Kauffahrtei⸗Schiff „Walcheren“, Capitain Rieckels, ist mit Truppen am Bord am 27sten v. M. von Vließingen
nach Java unter Segel gegangen.
— — Bruͤssel, 27. April. Die offentlichen Verhand⸗ lungen in dem vor den hiesigen Assisen schwebenden Prozesse gegen die Redacteure, Mitarbeiter und Drucker der Blaͤtter der sogenannten katholisch-liberalen Union, naͤmlich gegen de Potter, Tielemans, Bartels, Vanderstraeten, Coche⸗Mom— mens und de Neve nehmen gegenwartig die Aufmerksamkeit des Publikums und der Journale fast ausschließlich in An— spruch. Alle Zeitungen der suͤdlichen, so wie der noͤrdlichen Provinzen, von der amtlichen Staats-Courant an bis zum kleinsten Provinzialblatte herab, theilen mehr oder weniger vollstaͤndig die Verhandlungen uͤber diesen wichtigen Prozeß mit und knuͤpfen daran die ihrer politischen Farbe entspre— chenden Betrachtungen. Auch die meisten Pariser Journale, denen es bei der Prorogation der Kammern manchmal schwer werden mag, ihre langen Kolumnen zu fuͤllen, widmen die— sem Prozesse täglich einen bedeutenden Theil ihres Raums. Was die Sppositions-Blaͤtter unter den letzteren betrifft, so geben dieselben bei dieser Gelegenheit einen neuen Beweis da von, wie wenig sie zur Zeit noch eines reinen Urtheils uber die Verhältnisse fremder Staaten faͤhig sind. In ihren Par⸗ tei⸗Meinungen befangen, scheinen sie es als erstes Axiom hin⸗ zustellen, daß uͤberall und unter allen Umstaͤnden die Opposi⸗ tion gegen die Regierung in. Rechte sey. Eben so wenig wird es den mit der Franzoͤsischen Journalistik Vertrauten in Verwunderung setzen, in diesem Falle die Gazette de France, freilich aus ganz anderen Gruͤnden, als die liberalen Blaͤtter, auf die Seite der Opposition treten zu sehen. Nur der Mo⸗ niteur macht eine Ausnahme, indem er sich auf eine einfache unentstellte Mittheilung der Verhandlungen beschraͤnkt. Das⸗ selbe thut in den Niederlanden unter den Blaͤttern der suͤd⸗ lichen Provinzen die halboffizielle Gazette des Pays⸗Bas. — Das e nf. Aktenstuͤck in diesem Prozesse ist das Plai⸗ do yer des
nannten Blatte, welches dasselbe vollstaͤndig mittheilt, 7 Spalten ein und fuͤllte beinahe drei volle Sitzungen des Assisenhofes
aus. Die darin enthaltenen Thatsachen sind aus mehr denn
hundert Briefen der in Beschlag genommenen Korrespondenz der Angeschuldigten entlehnt. Dieses Plaidoyer, durch viele woͤrtlich citirte Stellen aus jenem Briefwechsel unterstuͤtzt, giebt ein vollstaͤndiges Bild der Gesinnungen, Plaͤne und Machinationen de Potter's und seiner Mitangeklagten, so wie des ganzen Treibens der katholisch, liberalen Union Bel— giens. ) Die Advokaten der Angeschuldigten, wohl fuͤhlend, daß die oͤffentliche Mittheilung einer solchen Korrespondenz ihnen die Vertheidigung ihrer Klienten sehr erschweren und einen fuͤr die letzteren hoͤchst nachtheiligen Eindruck auf die
5 Vergl. die in Nr. 109 der Staats Zeitung S. 829 ff. ge⸗ geben Statinik der politischen Blaͤrter in den Niederlanden.
ron⸗Anwalts Spruyt; es nimmt in dem letztge⸗
Richter machen muͤsse, trugen beim Beginn der Verhandlun⸗ gen darauf an, daß dieser Briefwechsel, der nur bei der In— struetion des Prozesses zu benutzen gewesen sey, aus dem Plaidoyer des Kron⸗Anwalts ganz ausgeschlossen bleibe, weil die Anklage, welche dieser darin zu begruͤnden habe, sich nur auf den im Druck erschienenen Associations⸗Plan stuͤtze. Der Gerichtshof entschied aber nach einstuͤndiger Berathung, daß dieses Verlangen der Sachwalter zuruͤckzuweisen sey, und der Kron-Anwalt setzte demnach seinen Vortrag fort. Er schied denselben in zwei Theile: in dem ersten entwickelte er das
Thatsaͤchliche und alle Umstände des Prozesses, in dem zwei⸗
ten handelte er uͤber die Anwendung der gesetzlichen Strafe
auf das im ersten Theile begruͤndete Vergehen. Nachstehen⸗
des war der Haupt⸗-Inhalt dieses merkwuͤrdigen Plaidoyers: „Seit mehreren . (so begann er) genoß das Koͤnigreich Ruhe. Das dankbare Volk segnete den Fuͤrsten, der sich un— ausgesetzt mit der . der oͤffentlichen Wohlfahrt be— schaͤftigt und dessen aͤltester Sohn die Unabhaͤngigkeit des Va⸗
terlandes mit seinem Blute besiegelt hatte. Der sein Land liebende
Belgier sah mit edlem Stolze dem schoͤnen Schauspiel zu, wel— ches die werdende Monarchie der Niederlande seinen Blicken darbot. Die Bevoͤlkerung nahm foörtdauernd zu; die Wissen⸗ schaften und Kuͤnste wurden geehrt, der Unterricht ver— breitete sich unter allen Klassen, jede Art der Thaͤtigkeit fand Aufmunterung; die Staͤdte erweiterten und verschoͤnerten sich,
neue Wege wurden dem Verkehr eroͤffnet, Kanaͤle wurden ge⸗
graben und unsere ausgedehnten Heiden angebaut; Ackerbau und Gewerbfleiß machten taͤglich Fortschritte, der Handel dehnte seine Verbindungen nach den vier Enden der Welt aus; un⸗ sere Flagge war in allen Meeren geachtet; der oͤffentliche Kredit wurde auf sicherem Fundamente begruͤndet und die buͤrgerliche, so wie die religiöͤse Freiheit verbuͤrgt und beschuͤtzt. Das Grundgesetz hatte in Allem, was allein von dem Wil— len unseres Monarchen abhing, seine Vollziehung erhalten. Die verschiedenen Staatsgewalten und Verwaltungszweige waren organisirt, mit Ausnahme des Gerichtswesens, zu des— sen Feststellung das Mitwirken der Generalstaaten und die vorgängige Beendigung und Annahme der neuen Gesetzbuͤcher erforderlich war. Das Konkordat mit dem heiligen Stuhle hatte alle Interessen der Roͤmisch⸗katholischen Kirche geordnet, welche von der Regierung mit Wohlthaten uͤberhaͤuft wurde. Alles kuͤndigte eine lange Rahe an, deren ein Volk, das 25 Jahre des Krieges und Ungluͤcks durchlebt hatte, so sehr be⸗ durfte. Aber diese Ruhe sollte gestoͤrt werden; der Gentus des Boͤsen wachte noch. Das Gluͤck der Nation erregte den Neid verletzter Eigenliebe, gesunkener Große und getaͤuschter Hoffnungen. Die Ueberreste einiger Parteien, welche die Be⸗ festigung der Monarchie bei ihrem Entstehen zu hindern ge— sfucht hatten, gewannen neues Leben, und der Factionsgeist er⸗ wachte wieder. Da trat ein Mann auf, der alle zu einem Parteihaupte erforderlichen Eigenschaften besaß: einen unstaͤ— ten und unruhigen Geist, einen ungestuͤmen, nach seinem eige⸗ nen Gestäͤndniß, gegen Alles, was Band und Verpflichtung heißt, sich auflehnenden Charakter, dem es schwer faͤllt, seine Freude uͤber die nach seiner Ansicht in der Welt herrschende Unordnung zu verbergen, — ein Mann, der, von Stolz und Ehrgeiz aufgeblaͤht und von dem Durste nach einem Europaͤi— schen Rufe verzehrt, die Koͤnige und die Regierungen ver⸗ wunschte, — ein Demokrat, der sich nach der urspruͤnglichen Freiheit des Naturzustandes zuruͤcksehnte.“ — Nach dieser auf den An— geklagten de Potter gehenden Charakterschilderung entwarf der Kron Anwalt ein Bild von dem fruͤheren Leben desselben. In seiner Jugend war Ludwig von Potter gegen die politi⸗ schen Angelegenheiten seines Vaterlandes gleichguͤltig. Waͤh⸗ rend seine Landsleute unter dem Joche fremder Militairherrschaft schmaͤchteten, lebte er in Rom, wo seine litterarische Thaͤtig⸗ keit gegen die Wuͤrde des seiner Staaten beraubten Papftes und gegen die katholische Kirche gerichtet war., In sein Ba⸗ terlaud zuruͤckgekehrt, wollte er an den öffentlichen Angelegen⸗ heiten Theil nehmen und ließ sein „Leben Scipio von Rie— cis“ erscheinen, in welchem er eine Partei angriff, die aus einem Theile des Adels und der Geistlichkeit bestand und nach seiner Ansicht einen verderblichen Einfluß auf die Regierung zu gewinnen strebte. Daß seine Absichten bei diesem An⸗ griffe keinesweges lauter waren, erhellt aus einem obsednen
Gedicht, „St. Napoleon im Exil und im Paradies“, wel⸗
ches er um diese Zeit herausgab und das gegen den Katholt⸗
cismus gerichtet war. Auch erweckte sein Streben nach der
Gunst einiger u Staatsbeamten den Verdacht, daß e )
ehrgeizige Plaͤne
ß er abe. Da er aber weder einen dipiomati⸗ schen Auftrag noch eine Anstellung im Innern erhieit, warf er sich in die Arme der Opposition und knuͤpfte eine genaue
Beilage
Briefe an
chie, wo
o6? Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 128.
Freundschaft mit einem Italiäner, Namens Buonarotti, dem . h. „Geschichte der Babeufschen Verschwoörung“ an. Fuͤr die Herausgabe dieses hoöͤchst revolutionairen Werkes interefsirte er sich mit einem Eifer, der seine antisoeialen Grundsaͤtze auf's Klarste an den Tag legt. Buonarotti war der Freund und Mitschuldige Babeuf s gewesen. Ihre Ver— schwoͤrung hatte den Zweck, die damalige Regierung in Frank⸗ reich umzustuͤrzen und alle bei den eivilisirten Völkern gelten— den Ideen und Einrichtungen uͤber den Haufen zu werfen. Die Brundlage des neuen Staates, den sie gruͤnden wollten, sollte völlige Gleichheit in der Vertheilung des Besitzthums seyn und das Eigenthumsrecht sich auf bloßen Nießbrauch be— schraͤnken. Um diesen Zweck zu erreichen, sollten Stroöͤme Men⸗ schenbluts fließen; die Mitglieder des Direktoriums, des Raths der Fuͤnfhundert und des Raths der Alten sollten vor Gericht gestellt und mit wenigen Ausnahmen zum Tode verurtheilt werden. Eine ähnliche Umwälzung wollten sie in der Religion bewirken; alle Offenbarung sollte verworfen und durch ein abstraktes hoͤchstes Wesen ersetzt werden, auf dessen Altaͤren nur der Weihrauch der Gleichheit brennen sollte. Der gte Thermidor vereitelte die Plane der Verschworenen. — Die— ses Berk Buonarotti's, der in der Einleitung dazu Robes— pierre den beruͤhmten Maͤrtyrer der Freiheit nannte, erschien zu Bruͤssel im Jahre 1828. Potter hatte zu der Heraus gabe desselben wesentlich beigetragen und spricht in mehreren seiner Briefe an Tielemans seine Freude uͤber das Aufsehen aus, das diefes Buch in der Welt machen werde; er stellt sogar sein Mitwirken fuͤr das Erscheinen desselben hoͤher, als das befte eigene Werk, das er haͤtte schreiben koͤnnen, und wuͤnscht, daß der darin wehende revolutiongire Geist einen Wiederhall finden moͤge. Seitdem Potter sich der Opposition angeschlos— sen hatte, schrieb er fuͤr den Courrier des Pays⸗ Bas; der damalige Ton dieses Blattes war ihm aber zu gemaͤßigt, und dasselbe erhielt im Juni 1828 eine andere Richtung. Er be— nachrichtigte hiervon im Juni 1828 seinen Freund Tielemans, der auf den beruͤhmtesten Universitaͤten Deutschlands auf Kosten der Regierung seine Studien vollendete. Der Koͤnig wußte damals noch nicht, daß er eine Schlange in seinem Busen nährte. Zugfeich forderte Potter den Freund auf, an der Rebaction jenes Journals Theil zu nehmen; in einem spaͤ— teren Schreiben an Tielemans machte er es jedoch diesem zur Pflicht, seine Mitwirkung bei der Redaction des Courrier bes Pays-Bas bis zu seiner Anstellung im Staatsdienste aufzuschleben. Zu gleicher Zeit bewarb Potter sich fuͤr sei⸗ nean Günstling um den Lehrstuhl des kanonischen Rechtes am philosophischen Kollegium zu Loͤwen, und gab ihm im Vor— aus den Rath, das kanonische Recht nach Grundsaͤtzen vor— zutragen, welche den Römischen Stuh! in einen ewi— gen Streit mit den Bischs fen und der Regierung verwickeln mußten. Tielemans erhielt inzwischen weder die— sen Lehrstuhl noch die Genexal-Direction der Angelegenheiten
des katholischen Kultus, auf welche er auch Absichten hatte,
wurde aber dafuͤr zum Referendarius im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mit einem ,. Gehalte von 2006 Fl. ernannt. Er nahm diese Anstellung an, obgleich sie seinem Ehrgeize nicht genuͤgte, wie aus einem e'an Potter erhellt. Dies geschah im Oktober 1828, und eben jetzt brachen jene hestigen Angriffe gegen die Regierung aus, in denen die drei ersten unter den Angeklagten, Potter, Ticlemans und Bartels, so viel List und Schlechtigkeit ent— wickelten. Ihr Plan schien ausgedehnter und entschiedener zu seyn, als der der fruͤheren Parteien, Ihre Angriffe be— standen in einer ungerechten und leidenschaftlichen Beurthei⸗ lung der Maaßregein der Regierung, in systematischer Ver⸗ laumdung der Minister und hohen Beamten, in einem Sy⸗ stem des Lugs e, , , Volk, in der Aufreizung eines leicht erregbaren The
Verachtung für alles Uebrige, Unter den Journalen 2. ten sich der „Belge“, der „Catholique“ und der „Courrier
des Pays-Bas“ als Organe dieser Faction aus. Um ihren
Angriffen mehr Nachdruck zu ben, wurde das Petitionni⸗
ren in ing r, Die Blatter erließen Aufrufe an die
olks und sammelten in ihren Buͤreaus Unter⸗
e des Masse n den Staͤdten und Doͤrfern
schriften zu den Petitionen.
ließ man das Wort „Nationa Beschwerden“ erschallen, ein
leicht bestechendes Wort, das aber den schwärzesten Undank egen den fuͤr das Gluͤck seines Volkes unermuͤdet besorgten gien nu alt; — ein Wort, das auf eine junge Monar⸗ 3 2 8 e,, . I. / inanz ⸗System, Gesetzgebung, kurz Ales zu n war, wo 3 Regierung die schwier ige Aufgabe hatte, die verschieden⸗
heils der Nation und in Haß und der Catholique, der Belge und der Courrier des Petitionen in Masse
dienen. D protestantisiren, und die
artigen Interessen der nördlichen und fuͤdlichen Provinzen in
Einklang zu bringen, und wo dennoch das Forischreiten der öffentlichen Wohlfahrt alle Erwartungen der Sachverständigen und Unparteiischen uͤbertraf, keine Anwendung finden konnte.
Im November 1828 ließ Potter im Courrier des Pays-Bas zwei Artikel erscheinen, in denen er die Minister unpopulair und verhaßt zu machen suchte. Der Assisenhof verurtheilte ihn wegen dieser Aufreizung zu Unruhen zu 13monatlichem Gefaͤngniß und einer Geidstrafe von 1009 Fl. Seine Anhaͤn⸗ ger erlaubten sich in Folge dieses Urtheils strafbare Excesse; sie such⸗ ten ihn zu befreien, als er vom Gexichtshofe nach seinem Gefaͤngniß zuruͤckgefuͤhrt wurde, und warfen darauf dem Justiz⸗Minister die Fenster ein — Neben dieser Faction war nach der Er— richtung des philosophischen Kollegiums eine andere, die Prie⸗
ster- oder vielmehr die jesuitische Partei, wieder erschienen,
die sich bereits in den Jahren 1789 und 1314 hervorgethatz hatte, und deren Plaͤnen besonders die von der radikalen 2 verlangte unbeschraͤnkte Freiheit des Unterrichts ent⸗ prach, weshalb sie zu einer Annaherung an diese Partei ge⸗ neigt war. Die Radikalen andererseits betrachteten die je— suitische Partei als ein Werkzeug, um die Katholiken Bel⸗ giens in Aufregung zu bringen. So bildete sich die soge⸗ nannte katholisch⸗liberale Union, welche im Monat Mai 1829 ihr Kriegspanier entfaltete. Dies bestand in einem kolo— rirten Steindruck, welcher den Belgischen Loͤwen darstellte, wie er zerrissene Ketten mit den Fuͤßen tritt und auf dem Altar des Vaterlandes eine Schlange erwuͤrgt; daruͤber schwebte der Genius der Freiheit, die rothe Muͤtze in der Hand haltend; uͤber der Muͤtze stand ein strahlendes Kreuz mit der Inschrift: In hoc signo vinces. Die Unterschrift dieses Steindrucks lautete: Pro aris et focis. Der Redac⸗ teur des Catholique, Bartels, brachte diese Lithographie in den Verkauf. Während dessen suchte Potter von seinem Gefaͤngnisse aus durch zahlreiche Broschuͤren die Katholiken uͤber die Angelegenheiten ihres Glaubens zu beunruhigen und das Volk, so wie die Geistlichen, zu bereden, daß in dem Konkordate mit dem Paͤpstlichen Stuhle nicht alle Interessen der katholischen Religion gesichert seyen. Er wollte eine ka⸗ tholische Emancipation, wie die Irlaäͤndische, auf's Tapet bringen und sich, als ein zweiter O Connell, zum Heros der⸗ selben machen. „Huͤtet Euch (sagt er in einer seiner Bro⸗ schuͤren zu den katholischen Priestern), dem verhaßten Gange der Staatsgewalt zu folgen; beeilt Euch, auch das letzte der Bande zu zerreißen, die Euch zu Dienern der Gewa t ma⸗ chen. Priester, seyd ganz frei, und man wird vergessen, daß Ihr einst geherrscht habt . . . Diener des Gottes der Gleich⸗ heit, Ihr werdet stets zwischen die Mächtigen der Erde und deren Schlachtopfer, zwischen die Reichen und die Armen, zwi⸗ schen die Unterdruͤcker und die Unterdruͤckten treten ꝛc.“ Potter uͤbt hier denselben Kunstgriff, den er seinem Freunde Tiele⸗ mans gerathen hatte, als er einen Professor des kanonischen Rechtes aus ihm machen wollte, das heißt, er wiegelt den Altar gegen den Thron auf. — Im Oktober 1829 wurde die Session der General⸗Staaten eroͤffnet, in der das zehn—⸗ jaͤhrige Budget bewilligt werden sollte. Sogleich schickte Potter eine neue aufruͤhrerische Broschuͤre in die Welt, in
Form eines aus Eleutheropolis datirten und Demophilos un⸗
terzeichneten Schreibens an den damaligen Minister des In⸗ nern, Herrn van Gobbelschroy. Er klagt darin uͤber Unter⸗ druͤckung und Verletzung aller Volksrechte und verlangt Frei⸗ heit und Gleichheit. „Die a der Gemuͤther!“ (sagt er unter Anderm) „ist allgemein. ir bauen unsere Hoff⸗ nungen auf das kommende Geschlecht Belgiens. Das Maaß der Leiden ist voll; das Volk steht auf seiner Hut, und mehr bedarf es nicht zu seiner Rettung. Es wird mit und ohne
die Opposition in den Kammern sein Ziel erreichen; es wird
durch seine eigene Energie zum Ziel gelangen, wenn es sei⸗ nen Repräͤsentanten daran mangelt.“ Wahrend dieser Par⸗ teifuͤhrer die Gemuͤther auf solche Weise kr . ys * fuͤr denselben Zweck thaͤtig. Zugleich wurden die veraͤchtlich⸗ sten Kunstgriffe angewendet, um ein neues Unterzeichnen der zu Stande zu bringen. Diesmal mußte die Religion den Aufwieglern zum Aushaͤngeschilde ie . sagte man, will Belgien schriften muͤssen unter⸗ zeichnet werden, um die freie Ausuͤbung des katholischen Kultus zu bewahren. Bei dem Angeklagten Bartels, Redac⸗
teur des Catholique, ist ein aus Moorslede, einem Dorfe bei Gent, vom 5. November 1829 datirter Brief gefunden
worden, in dem es unter Anderm heißt,; „Ich kann Ihnen