1830 / 130 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 11 May 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland. ;

St. Petersburg, 1. Mai. In der Sitzung der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften vom 15. Febr. verlas der Adjunkt derselben, Herr Mertens, eine Abhandlung unter dem Titel: „Be⸗— schreibung der Oikopleura“, einer neuen Molluskengat— tung. Der Akademiker Fraͤhn uͤberreichte 9 Persische aus den Persischen Contributionsgeldern herstammende Muͤnzen, die sich noch nicht in der Akademischen Sammlung befanden. Der Ad⸗ junkt Herr Schmidt verlas seinen Bericht uͤber ein Manu— skript des Pater Hyacinth: „Geschichte von Tuͤbet und CThuchunorz;“ der Druck dieses Berichtes ward beschlossen. In der Sitzung vom 22. Februar theilte der Praͤsident ein Schreiben des Architekten Bernardazzi mit, nebst 3 Zeich— nungen von 2 alten Kirchen und einem großen steinernen Kreüze, die in den Gebirgen jenseit des Kuban, in den neu erworbenen Provinzen gefunden worden sind. ö

Saͤmmtliche Einwohner von Orenburg, um ihrem bis⸗ herigen Kriegsgouverneur, General Peter von Essen, der zum Militair-Gouverneur von St. Petersburg ernannt worden ist, fuͤr seine L3jährige gute Verwaltung ihren Dank zu he— zeugen, gaben demselben ein glaͤnzendes Abschiedsmal, bei welcher Gelegenheit unter Anderem zwei Zoͤglinge der dorti— gen Militaͤrschule, Sohne Kirgisischer Nomaden, der eine in Russischer und der andere in Deutscher Sprache, Reden an den Gefeierten hielten, in denen sie ihre Erkenntlichkeit fuͤr alle ihnen erzeigten Wohlthaten aussprachen. Den Morgen nach dieser Festlichkeit trat der General, von tausend Segens— wuͤnschen begleitet, seine Reise zu seiner neuen Bestim— mung an.

. einem Schreiben des Herrn Professor Parrot aus Nowotscherkask vom Februar dieses Jahres heißt es un— rer Anderem: „Durch die unermuͤdete Sorgfalt, welche un—⸗ sere Regierung auf die Erhaltung der Kaukasischen Straße verwendet, auf diesen fuͤr die Verbindung so wichtigen Ge— genstand, ward es uns moͤglich, mitten im Winter uͤber den schoͤnen und erhabenen Kaukasus zu gehen, und dies sogar mit mehr Bequemlichkeit, als selbst im Sommer. Hierauf reisten wir durch das liebliche Thal, welches von der Sund—

scha bewaͤssert wird, und langten in der Festung Grosnaja

an, dem Sitze der Beamten, denen die Regierung die Auf— sicht uͤber die unbezaͤhmbaren Tschetschenzen anvertraut hat.“ Am Schlusse dieses Schreibens erwähnt Herr Parrot zweier Bruͤder Arsanoff, Eleven der Moskauer Universität, welche vor einem Jahre in der Stadt Kisljaͤr die erste Erziehungs⸗ Anstalt angelegt haben; letztere hat sehr guten Fortgang.

Aus Kischeneff schreibt man unterm 30. Marz, daß eine am 2Asten und 23sten im Bezirk von Aker man in Folge des Austretens mehrerer Fluͤsse stattgehabte Ueberschwemmung viele Bruͤcken und Damme fortgerissen und durchbrochen habe; in einem Dorfe waren 13 und in einem anderen 9 Haͤufer zerstoͤrt worden; uͤber 300,900 Pud Heu wurde von den Fluthen hinweggeschwemmt und alles an den Ufern der Salz ⸗Seen aufgehaͤufte Salz geschmolzen. Alle Verbindungen in jener Gegend waren unterbrochen. Ein Postillon, der Briefschaften aus der Moldau nach Kischeneff mit sich fuͤhrte, hatte, aller Anstrengungen ungeachtet, ein Felleisen ins Wasser fallen lassen, das die nach St. Petersburg bestimmten Briefe enthielt und bis zum Abgan nicht wieder gefunden worden war. Man schreibt dieses hohe Wasser der großen Menge des in diesem Jahre gefallenen Schnee's zu und erinnert sich seit Menschengedenken keines so f, ni irre in jenen Gegenden, als des diesjaͤhrigen; die Kalte war bis 25 Grad gestiegen.

Ein vom Russischen Invaliden . vorher

ben aus Kisljaͤr vom 13. März meldet, daß Tags ein Erdbeben gespüͤrt worden, das etwa 109 Sekunden anhielt.

Die Armenier, vom Schrecken ergriffen, hatten sich zum Ge⸗ bete in den Kirchen versammelt; die Tataren mit ihren Mul⸗

lahs die Straßen durchzogen und Almosen eingesammelt, um Schaafe zur Vertheilung an die Armen einzukaufen. Im Dorfe Andrejewskaja, zwei Tagereisen von Kisljaͤr, war der Erdstoß weit heftiger; die Armenische Kirche stuͤrzte ein, einige Moscheen und uͤber 400 Einwohner wurden unter den Erd— daͤchern ihrer Huͤtten begraben. Ein Berg spaltete sich mit gewaltigem Getoͤse, und die eine Halfte desselben senkte sich

liefer. Dieses Erdbeben in Andrejewskaja hielt uͤber neun

Tage an. . Frankreich.

. Paris, 3. Mai. Gestern Mittag fuͤhrten Se. Masje⸗ Feat den Vorsitz im in isteiRiathe Der zeitige Direktor

des Schreibens noch Es haͤngt von den Wa

J der Franzoͤsischen Akademie, Herr von Feletz, hatte demnaͤchst

die Ehre, dem Koͤnige die Wahl des Herrn von Pongerville, an die Stelle des . von Lally, Tollendal, zur Geneh⸗ migung vorzulegen. e. Majestaͤt haben derselben Ihren Beifall geschenkt. ö 6 .

Der Dauphin ist am 28sten v. M. Abends unter dem Donner des Geschuͤtzes in Lyon eingetroffen und im Praͤ— fektur⸗Gebaͤude . Am folgenden Morgen in aller Fruͤhe musterten Se. Koͤnigl. Hoheit auf dem Ludwigs⸗Platze die Truppen der Garnison, empfingen nach Ihrer . die Militair⸗ und Civil Behoͤrden der Stadt, und setzten um

9 Uhr die Reise nach Toulon fort. Der Kriegs⸗Minister

ist bereits am 23sten Abends in Toulon angelangt und hat im dortigen Rathhause sein Absteige⸗Quartier genommen. In Mahon wird, heißt es, ein ausschließlich fuͤr die Expeditions— Truppen bestimmtes Lazareth fuͤr 12 15600 Kranke eingerich— tet werden,. ͤ IJ. MM. der Koöͤnig und die Koͤnigin von Neapel sind, wie die Reise⸗Route solches besagte, am 27sten v. M. im be⸗ sten Wohlseyn in Bahoönne eingetroffen ünd von dem Her— zoge von Blacas hewillkommnet worden. Der Fuͤrst von

Man glaubt, daß der König von Spanien schon im Jahre 1818 die Absich ; fen und die alten Kastilischen Gesetze wiederherzustellen. Die Gazette versichert ubrigens, trotz der entgegengesetzten Behauptung eines hiesigen Blattes, daß der Konig von Rea⸗ pel von jener Maaßregel erst im Augenblicke ihrer Bekannt⸗ machung in Kenntniß gesetzt worden sey und sein lebhaftes Leidwesen daruͤber zu erkennen gegeben habe. .

Die Gazette de France kommt heute neuerdings auf den 14ten Artikel der Charte zuruͤck. „In dem Leben der Staaten“ aͤußert sie, „treten zuweilen, wie im Privatleben, kritische Tage ein, die man von den gewohnlichen wohl un— terscheiden muß. In dem alltaͤglichen Laufe der Dinge gilt das Gesetz, wie solches von dem Koͤnige ersonnen, von den Kammern ausgearbeitet und demnaͤchst wieder dem Koͤnige zur Bestaͤtigung vorgelegt worden ist. Es kann sich aber be⸗ geben, daß der Staat von innen oder von außen, oder von innen und von außen zugleich bedroht wird, und in diesem Falle ist die Mitwirkung der Kammern unnuͤtz, ja sie konnte sogar gefährlich werden; weshalb auch die Gesetze, die den Staat in seinen Verhaͤltnissen mit den auswärtigen Mächten

Tassaro war JJ. MM. vorangegangen.

regieren, d. h. die Traktaten, direkt und ohne irgend eine

Kontrolle von dem Koͤnige ausgehen. Waͤre dem nicht also,

so wuͤrde der maͤchtigste Staat fast immer in Gefahr schwe⸗

ben, von seinen Gegnern unterjocht zu werden. Wenn sich der Staat von innen bedroht sieht, oder, was noch schlim⸗ mer ist, wenn Verderbniß sich eines der Korper bemaͤchtigt hat, die bei der Verwaltung mitwirken sollen, mit einem

Worte, wenn die Staats-Maschine in Unordnung gerathen

ist, so zeigt sich die Hand des Herrn, die Regierung ver⸗— faͤhrt mitrelst Reglements und Verordnungen, der Koͤnig erinnert sich, daß er alle Staatsämter besetzt, die Ver⸗ waltung konzentrirt sich. Man sieht hieraus, daß das Koͤnig⸗ thum nicht ganz verlassen ist, daß ihm vielmehr Alles zu Ge⸗ bote steht, dessen es bedarf, um die Wohlgesinnten zu beruhi⸗ gen und den Unternehmungen der Schlechtgesinnten ein Ziel

zu stecken. Da der Monarch allein Richter uͤber die Zeitge⸗

maͤßheit der großen Mittel ist, so kann man auch darauf rechnen, daß er die Anwendung derselben bis aufs Aenßer ste verschieben wird. , ist er aber dazu, sowohl kraft der Charte, als in . seines in Rheims geleisteten Eides. sich dieses Rechts bedienen solle oder nicht. Wenn sie nur

wollen, so ist der 14te Artikel der Charte nichts, als ein Schwerdt in der Scheide. Sofern sie ihr wahres Interesse

erkennen und auf die Stimme der Ehre und Gerechtigkeit

hören, entwaffnen sie auch das Koͤnigthum, das gern entwaff—= net bleibt, wahrend sie zugleich Frankreich den Frieden und

die Wohlfahrt zuruͤckgeben, die der zuͤgellose Ehrgeiz einiger Unruhestifter fuͤr immer aus unserem Vaterlande verbannen

moͤchte.“

amtliche Jönrnal der Contre- Nevolation ist der Meinung, ,, tikel der Charte nichts,; als ein Schwerdt in der Scheide seyn wuͤrde. Gegen solche Grundfate gelten freilich keine Argumente weiter; wir beschraͤnken uns daher auf Jer Deputirten. Wahl, die, kraft welches Artikels

)

r Charte

es auch immer sey, nach einem Shsteme erfolgte, das dem *.

waͤrtigen Wahl-Gesetze zuwiderliefe, war an und fuͤr

null und nichtig; die Wähler waͤren keine Waͤhler, die ge,

waͤhlte Kammer keine Kammer, das votirte Budget kein

t hegte, das Salische Gesetz abzuschaf⸗

l⸗-Kollegien ab, ob das Köͤnigthum

Das Journal des Dog ts betettt hletatzt Das

* tiachen.

979 . sihd fuͤr die bevorstehende hiesige Gewerbe / Mi steslung be⸗

Budget. Umsonst mischt Ihr den erhaßztzen Namen Karls x. er, fende. P ö. ur . hüllt Ihr Euch in den Koͤnigsmantel, damit dieser Euch gegen das empörte Land schütze, Wir wollen doch sehen, was jene grobe Entstellüing des 14ten Artikels der Charte uͤber die gewissenhafte Ueber⸗ zeug des Monarchen vermoͤgen wird? Vor einigen Tagen hat ein trauriger Vorfall zweien Personen das Leben gekostet. Der Eng h, General Nugent wollte sich nämlich in einem offenen Wagen von Saint-Ger— main en, Laye hierher begeben; er selbst fuhrte die Pferde; an dem abschüssigen Wege dicht bei der Stadt gingen diese durch, der General wurde vom Wagen geworfen und blieb auf der Stelle todt, Im weiteren Laufe begegneten die Pferde einem Kabriolet, dessen Fuͤhrer durch den gewaltigen Stoß

hinausgeschleudert wurde und ebenfalls todt blieb.

Gestern begab sich eine Deputation der hiesigen Buͤhnen⸗

dichter zum Polizei-Praäfeken, um ihn zu ersuchen, Herrn Fonstan aus der Strafanstalt zu Poissy wieder nach dem Ge— faͤngnisse Sainte-Pélagie bringen zu lassen. Herr Casimir Delavigne, der in Abwesenheit des Herrn Etienne das Wort fuͤhrte, erhielt aber von Herrn Mangin die Erklarung, daß ihm in dieser Sache keine Entscheidung zustehe, sondern daß dieselbe von dem Minister des Innern abhaͤnge; daß er in— dessen bereit sey, das Gesuch zu unterstuͤtzen. Unter den Mit— gliedern der Deputation bemerkte man die Herren Scribe, Boyeldieu, Bouilly, Moreau, Epagny, Mẽlesville und Ma— zores. Der Letztere ist kuͤrzlich zum Vorleser des Koͤnigs er— nannt worden. ö

Großbritanien und Irland.

London, 2. Mai. Das gestrige Buͤlletin uͤber den Gesundheits-Zustand des Koͤnigs, wurde erst um 23 Uhr Nachmittags, oder eine halbe Stunde spaͤter als gewohnlich ausgegeben. In Folge dieser Verzoͤgerung hatten sich sehr viele Menschen an den Thuͤren des St. James-Pallastes, wo die erste e rin der Buͤlletins immer stattfindet, versammelt. Man war unruhig uͤber das Ausbleiben neuer Nachrichten, und als die Thuͤren geoͤffnet wurden, draͤngte

sich die Menge mit ungeheurer Hast in die Hallen des

Pallastes.

Das Morning-Journal aͤußert: „Auf Privatweg ha— ben wir die Nachricht erhalten, daß die heftigen Anfaͤlle, welche die Krank . Sr. Majestaͤt als gefährlich andeuten, jetzt oͤf— ter wiederkehren, als fruͤher, und Se. Majestaͤt so schwaͤchen,

h daß es selbst dem Premier-Minister nicht gestattet wurde, sich der Allerhoͤchsten Person zu naͤhern.“ Der Sun berichtet, daß, Nachrichten aus Konstantinopel zufolge, Oesterreich und England Unterhandlungen mit der Pforte . haben, um in Handels-A1Angelegenheiten

dieselben Vorrechte zu erlangen, die Rußland durch den letz— ten Friedens⸗Abschluß sich erwirkt hat. Der Sultan öh. auch gar nicht abgeneigt seyn, allen Nationen dieselben Beguͤnsti⸗ , . l Der Morning-Herald sagt: „Man wird finden, daß

Herr e in seinem Vortrage uͤber Justiz-Reformen

in der Unterhaus-Sitzung vom. 29sten v. M. Anlaß zu der Bemerkung nahm, 3 ihm die hoͤchste Rechtsstelle, welche die Krone zu verleihen habe, angeboten worden, er sie aber aus politischen und aus ihm persönlichen Grunden ausgeschlagen habe. Dies muß denn natuͤrlich die Lord⸗Kanzler⸗-Stelle sehn. Zu welcher Zeit ein Posten so hoher Art ihm angeboten und von ihm abgelehnt worden, sagte das geehrte ünd gelehrte Mitglied nicht, aber er richtete die Erklarung sehr bestimmt gegen ein Reglexungs-Mitglied auf der Ministerbank, als for— derte er die, . am besten von solchen Unterhandlungen wissen, heraus, ihm zu widersprechen oder das Hege el, zu beweisen.

wer den

so hoch hinaufschrauben, als die Freiheit Sie muͤssen Alles verlangen, was nicht die Graͤnzen der

3 Herr Molltẽ re Tabuteau ist zum diesseitigen Konsul in

8 nn,, , , Bruͤssel, 2. April. (Fortsetzung und Schluß) Aus allen

Briefen, welche Potter und Tielemans mit einander wechselten, er

giebt sich, daß Letzterer die eigentliche Seele der Faction war, daß er Rathschlaͤge ertheilte, Plane entwarf und seinen Parteigenossen immer neue Angriffs mittel gegen die Regierung an die Hand gab. Selbst der sonst so eitle und eh, ern, i. hinsichtlich der Leitung der Journale häufig seinen Rath ein. Auch uͤbte Tielemans auf die Blaͤtter einen viel größeren Einfluß als jener. Potter versorgte nur den Belge und den Courrier des Pays-Bas mit Stoff, den er bald aus sich selbst, bald aus Tielemans Briefen nahm; dieser dagegen stand außerdem mit dem Catholique und dem Courrier de la Meuse in ge— nauer Verbindung, und so kam es, daß oft Stellen aus 6 mans Briefen, aus welchen Potter Artikel fuͤr den Belge und den Courrier des Pays-Bas gemacht hatte, fast mit denselben Worten und an demselben Tage in den beiden je⸗ suitischen Blaͤttern erschienen. Dies waren die Mittel, welche die Partei anwandte, um eine Verwerfung des zehn— jaͤhrigen Budgets herbeizuführen. Journale, Sammeln von Bittschriften, Broschuͤren, Intriguen bei den Mitgliedern der zweiten Kammer, schaͤndliche Einfluͤsterungen uͤber die Absichten der Regierung, kurz Alles wurde in's Werk gesetzt, um die Regierung im Falle einer Verweigerung des Budgets in die Nothwendigkeit eines sogenannten Staatsstreiches zu versetzen. Inzwischen empfing die zweite Kammer der Generalstaaten am 11. Dezember. v. J. eine Koͤnigl. Botschaft ) nebst einem Gesetz⸗Entwurfe gegen die Zuͤgellosigkeit der Presse. Diese Botschaft, ein Denkmal hoher Weisheit und glaͤnzender Ge— nugthuung fuͤr die Minister, ein Denkmal, das eine der schoͤn⸗ sten Seiten in der kuͤnftigen Geschichte der Regierung Wil— helms J. einnehmen wird und so ganz geeignet war, die Ge— muͤther zu beschwichtigen, reizte eben dadurch den Haß der Unruhestifter, welche fuͤhlten, wie nothwendig es sey, den er— fteulichen Eindruck, den das feste, edle und tiefergreifende Wort des Monarchen hervorgebracht hatte, zu schwaͤchen. Sogleich mußten ihre Trompeten das Wort „Staatsstreich“ ertoͤnen lassen, und Potter schickte unter dem Titel; „Demo⸗ philos Schreiben an den Koͤnig, uͤber den neuen Gesetz-Ent— wurf und die denselben begleitende Königl. Botschaft“ eine neue Broschuüͤre in die Welt, welche in einem frechen, empoͤ⸗ renden Tone abgefaßt war. Trotz dieser schmaͤhlichen und strafbaren Umtriebe ging das Budget in der zweiten Kammer

durch, was von Seiten der Blaͤtter, namentlich des Catho—

ligue, des Belge und des Courrier des Pays-Bas einen neuen Ausbruch der Wuth veranlaßte. Tielemans wurde durch die Annahme des Budgets auf einen Augenblick entmuthigt. „Ich werde meinen Brief morgen fortsetzen; heute mangelt es mir an Kraft dazu“, schreibt er unterm 19. Dez. an Potter, in⸗ dem er ihm die Bewilligung des Ausgabe Budgets anzeigt. Aber bald faßte er wieder Muth und sann nunmehr, nach— dem diese Krisis voruͤber war und sich voraussehen ließ, daß dem Preßunfuge bald durch ein strengeres Gesetz werde ge— steuert werden, auf neue Mittel zu Angriffen gegen den Staat; er glauhte dieselben im Klerus und in zu stiftenden Associationen gefunden zu haben. Ueber den Plan, den er fuͤr die katholische Geistlichkeit entworfen hatte, spricht er si selbst in einem Schreiben an Potter in hachstehender Weise aus: „um das Band, das jetzt die Liberalen und die Katho⸗ liken vereinigt, zu zerreißen, muͤßte die Regierung dem Kle⸗ rus so viel n , machen, daß sie selbst daruber zu Grunde gehen wurde, wenn sie ihn ganz zufrieden stellen wollte. Um. zu verhindern, daß sie sich nicht in die Arme der Katholiken wirft, muͤssen wir diese in fn Forderungen Aller dies zulaͤßt.

Glaubens, und Gewissenzfreiheit uͤberschreitet, mit einem 2365 n a liche Unabhängigkeit von der glegiet ung.

mehr sie fordern, desto weniger wird man Willens en

zu befriedigen., Es muß aber vorsichtig und langsam zu

gangen werden, denn wir müsfen die Major tät, die?

dingung jehes Gelingens, zu gewinnen oder zu erl streben, nd wenn die Katholiken mehr verlange ö en, als die Freihelt Aller gestattet, so würden fie der Sache auf einer andern Seite schaden. Jedenfalls . ohne eige⸗ nes Bewußtseyn, und ohne das Warum zu erkennen, vor⸗ waͤrts getrieben werden.“ (Dieselbe Taktik hatten sie beob—⸗

achtet, als sie die Volksmasse beim Unterzeichnen der Peti⸗

K 11 ; . . S. Nummer 354. des vorigen Jahrganges der Staats⸗ Zeitung. 5 12