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Aus den Provinzen gehen fortwaͤhrend betruͤbende Nach⸗ richten uͤber das stete Umsichareifen der Feuersbruͤnste ein. Die Gazette de France theilt in dieser Beziehung ein Schreiben aus der Normandie mit, worin es unter Anderm heißt: „Was auch die Ursache dieser Feuersbruͤnste seyn moͤge, wahr ist es, daß die Einwohner der ganzen Provinz, von Easn bis Fougeres, namentlich aber des Bezirks Mortain, dergestalt von Schrecken ergriffen sind, daß die Landleute keine Nacht mehr ruhig schlafen, sondern bewaffnet umherspaͤhen, um den Urhebern so großen Unheils auf die Spur zu kommen. Ueber die Frage, wer diese eigentlich sind, ist man immer noch nicht im Reinen, da die Nachforschungen der Polizei bisher durchaus noch zu keinem Resultate gefuͤhrt haben.“ Im wei— teren Verlaufe dieses Schreibens wird die Meinung ausge— sprochen, daß der Unfug wohl von der liberalen Partei aus⸗ gehen moͤchte, die dieses Mittel ersonnen habe, um die roha— itstischen Wähler zu verhindern, sich nach den Wahl⸗Kollegien zu begeben. —as Journal des Débats enthaͤlt einen Brief aus Vire (Calvados) vom 30sten v. M., worin eben⸗ falls die traurige Lage der Bewohner dieses Departements in den grellsten Farben geschildert wird. „Ungeachtet aller er— sinnlichen Vorsichtsmaaßregeln,“ heißt es darin, „schließt das Feuer uns allmaͤlig in einen immer engeren Kreis ein, und der undurchdringliche Schleier, der die Urheber der zahlrei— chen Braͤnde deckt, vermehrt noch das Schrecken der Landbe— wohner. Jedermann fragt sich, welche strafbare Hand so gro— ßes Unheil stifte, und aus welchem Grunde und in welcher Absicht? Die Zeit allein und die unausgesetzten Bemuͤhungen der Behoͤrden koͤnnen das Raͤth sel löͤsen.“ .
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Ehe der Graf v. Mounteashel in der Oberhaus-⸗Sitzung vom 4. Mai feinen (gestern erwähnten) Antrag auf Kirchen-Reform machte,
uberreichte er zwei, eine solche Maaßregel nachsuchende Bitt⸗ schriften der protestantischen Einwohner von Wexford und derjenigen von Cork. Besonders empfahl er die letztere, die von 3050 Personen unterzeichnet war, unter denen sich viele Magistrats⸗Personen und Gutsbesitzer befanden. In seinem Vortrage selbst verwahrte er sich zunaͤchst gegen den Verhacht, daß er ein Feind der bestehenden Kirche oder der Religion überhaupt sey rnd etwa gegen einige hohe Kirchen⸗Praͤlaten einen persöͤnlichen Groll hege. Er sey von jeher gewohnt ge— wesen, uͤber religisse Gegenstaͤnde nachzudenken, und waͤre nicht blos Protestant, weil er als solcher geboren, sondern aus innerer Ueberzeugung, daher wolle er der Kirche nur wohl, und er bezwecke nichts, als ihr Bestes, wenn er sie von ihren Mißbraͤuchen befreit wissen wolle. Leider gebe es in England nur allzu viel Christen, die eigentlich nichts wei⸗ ter, als Heiden seyen, denn sie betrachteten die Religion als nut um des Staates willen da; was sogar die Legislatur selbst thue, die keine Ruͤcksicht darauf zu nehmen scheine, wel⸗ chen ungemeinen Einfluß der Glaube auf das menschliche Herz uͤbe. Da er selbst aber von den entgegengesetzten Grundsaͤz⸗ zen ausgehe, so halte er es um so mehr fuͤr Pflicht, seinen gegenwartigen Antrag zu machen. — Der Lord beruͤhrte zu— nächst das in Großbritanien und Irland geltende Kirchen⸗ recht, dessen Gesetze er zum Theil unvollstaͤndig, zum Theil abgeschmackt nannte. In „Gibsons Kodex“, durch den er uͤber dieses Recht belehrt worden, habe er unter Anderm ge—⸗ fiunden, es sey ein Gesetz, daß die Geistlichkeit keine weltliche Gerichtsbarkeit uͤben solle. Dies sey zwar ein gutes Ge etz, allein es werde nicht befolgt. Das Geseß befehle den Geist⸗ lichen auch, keine gemeine oder weltliche Arbeit zu verrichten, inzwischen kenne er doch mehrere Geistliche, welche das Amt von Agenten bekleideten. Es sey zwar ferner anbefohlen, daß man Kirchen und Kirchhoͤfe nicht proöfanire allein es würden ungeheure Summen verschwendet, um Kirchen zu dekoriren und sie zu wahren Ausstellungen zu machen, so daß sie mitunter mehr einem Opern- als einem Gotteshause glichen. Im Englischen Kirchen⸗-Rechte faͤnden sich noch viele von Paͤpsten erlassene Bullen und Breves, die unmoͤglich jetzt noch befolgt werden koͤnnten; besser wuͤrde es aber seyn, biese Gesetze ganz zu streichen, statt sie ohne Kraft noch wei ter fortbestehen zu lassen. Insbesondere auf den Zustand der Kirche in Irland zuruͤckkommend, bemerkte er, daß viele Rirchspiele gar keine Pfarrer haͤtten; auch an Kirchen fehle es, denn weise man gleich von Zeit zu Zeit Summen zum Kirchenbau an, so seyen doch diese noch nicht hinreichend, um
so viele Gotteshäuser zu errichten, als noͤthig seyen, um das
BVolk wahrhaft religids zu machen. Statt mehr Kirchen da— für zu bauen, habe man die angewiesenen Gelder dazu ver⸗ chwendet, Steine zu behauen und kostbare architektonische Werke herzustellen. Im Jahre 1820 haͤtte es in Irland
nicht mehr als 1155 Kirchen gegeben, von denen im Durch⸗ schnitte jede nur ungefaͤhr 150 Personen fasse. Von den 1,270,000 Menschen, die sich in Irland zur Englischen Kirche bekennen, koͤnnten also nicht mehr als 173,250 die Gottes—⸗ häuser besuchen. Auch in England fehle es sogar an Kirchen. London zahle 1,400,060 Einwohner, von denen eine Million ganz außer Gewohnheit gekommen zu seyn scheine, die Kirche zu besuchen. In einigen Provinzen gebe es bei weitem mehr Bethäuser von Dissenters, als Gotteshaͤuser der bestehenden Kirche. Der Mangel an Geistlichen werde besonders stark in Irland empfunden, wo von 1263 Pfarrstellen nur auf S830 die Geistlichen sich befänden, während die der uͤbrigen sich gar nicht daselbst aufhielten. Ein solches System sey aber durchaus nicht zu dulden, da jeder Pfarrer bei seiner Gemeinde sich aufhalten muͤßte. In England seyen im Jahre 1812 unter 10,909 Pfarrstellen ungefähr 4000 zu finden ge— wesen, wo der Geistliche sich nicht aufgehalten, und zwar haͤtten 1846 davon ganz entfernte Wohnsitze gehabt; dies Verhaͤltniß hätte sich seitbem eher vermehrt, als vermindert. Manche angestellte Geistliche blieben bis zum Z0sten. Jahre ihres Alters auf. dem Kollegium und ließen ihre Pfarre in guter Ruhe. Naͤchstdem verdiente der Zustand der Kirchspiels⸗ Schulen die Aufmerksamkeit der Legislatur. — Der Lord kam nun auf einen andern Hauptgegenstand seines Antrages — auf das Kirchen⸗Eigenthum nämlich. Dasselbe wolle er nicht etwa der Kirche entziehen, sondern nur mehr vertheilt wissen. Daß das Parlament ein Recht habe, hier ein⸗ zuschreiten, sey bereits durch fruͤhere Faͤlle, namentlich auch durch die Thellung des Kirchspiels Mary-la-bonne entschieden' worden. Das Zehnten, System sey namentlich in England sehr mangelhaft und gebe zu vielen Beschwerden Anlaß, denen leicht abgeholfen werden koͤnnte, wenn man das in Irland geltende System auch hier einfuͤhrte. Unmoͤg⸗
lich koͤnne sich ein Geistlicher bei seiner Gemeinde Ansehen und Gehoͤr verschaffen, wenn er bestaͤndig semnes leiblichen Unter⸗
halts wegen mit ihr in Zwistigkeiten sich befaͤnde.— Bei der Ordinirung der Geistlichen sollte, nach der Meinung des Lords, eine großere Vorsicht beobachtet werden; man sehe beim Examen allzu sehr auf die klassischen, oder, wie er sie nennen möchte, heidnischen Kennknisse, die mehr den weltli—
chen, als den geistlichen Obliegenheiten der Theologen zu Nutze
kämen. — Das Allertadelnswertheste aber sey die Kaͤuflich⸗ keit der Pfarrstellen, so daß gewoͤhnlich der, der das meiste Geld in der Tasche habe, am fruͤhesten zur Praͤsentation komme. Dieser Mißbrauch bestehe leider aber sowohl in Eng— land, als in Irland. Um zu beweisen, wie schlecht die nie⸗ dere Geistlichkeit besoldet sey, fuͤhrte er an, daß i. J. 1810 von 36904 Huͤlfspfatrern in England nur 455 ein jaͤhrliches Gehalt von mehr als 50 Pfd. bezogen haͤtten; seitdem sey zwar die Verbesserung eingefuͤhrt worden, nach welcher der niedrigste Gehalt 75 Pfd. betragen muͤsse, dies heiße jedoch auch nicht mehr, als 4 Shill. 1 Pee. taglich, Die Verthei⸗ lung einiger Sinekuren-Einkuͤnfte unter die Huͤlfspfarrer würde der großen Armuth und Noth unter denselben eine wohlthaͤtige Abhuͤlfe gewaͤhren. — Der Lord fuͤhrte weiterhin an, daß manche Geistliche, statt ihren Berufspflichten nach⸗ zugehen, sich in Speculationen, namentlich auf Landguͤter, einließen, und sogar schon der Fall eingetreten sey, daß solche geistliche Spekulanten Banquerott gemacht haͤtten und als Falliten in die Zeitung gekommen seyen. In Irland stehe ein bekannter Archidiakonus im Rufe, die besten Nudel Jagd⸗ hunde im ganzen Lande zu haben; neben diesen Hunden halte er sich an 20 Jaͤger und am Sonntage pflegte er gleich nach dem Gottesdienste mit den benachbarten Fuchs-Jaägern den Ort zu verabreden, wo sie am folgenden Tage auf der Jagd zusammentreffen wollten. — Zum ferneren Beweise, wie schlecht es mit der Englischen Kirche beschaffen sey, fuͤhrte ber Lord an, daß, seitdem die katholische Emaneipaiions, Vill durchgegangen, in Leicester an 160 Per sonen von der Eng⸗ sischen Kirche zur katholischen übergegangen seyen, auch hatte sich in mehreren Jahren die Zahl der katholischen Kapellen und bazu gehörigen Priester in England und Pale jährlich um . . fuͤnf vermehrt. — Wiewohl die Gesetzgebung fort⸗ während verbessert werde, zeige sich doch unter dem Volke
eine immer größere Demoralisation. „Man sehe nur ein— mal,“ sagte der Lord, „London am Sonntage an. Gehen
wohl die Armen in dle Kirche? Nichts weniger! Die Laͤden
sind geoͤffnet, und in den Schlaͤchterbuden herrscht eine Ge⸗
schäftiakeit, wie am Wochentage! Jeder Professionist wird uns . e n, daß er am Montage Muͤhe habe, seine 5 zur Arbeit zusammen zu bekommen, weil sie von den Exzes⸗
sen des vorigen Tages noch ermuͤdet sind. Unmoͤglich wird.
es der Kirche, aller ihrer enormen Einkuͤnfte und . ungeachtet, unter solchen Umstaͤnden, auf das Volk einzuwir⸗
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ken, und trage ich demnach auf eine um Kirchen⸗Reform nach. suchende unterthänige Adresse an Se. Majestat an.“ — (Es ist bereits gestern gemeldet worden, daß der Antrag des Lords stillschweigend verworfen worden ist.)
London, 5. Mai. „Wir bedauern“ heißt es im Globe, (vom gestrigen Abend) berichten zu muͤssen, daß, wiewohl das heute ausgegebene Buͤlletin von Sr. Majestaͤt sagt, daß Sie Sich etwas wohler fuͤhlen, doch nichts in dem Zustande des hohen Kranken eingetreten ist, was eine Wie—
derherstellung anzeigt. Wir ver nehmen, daß die Königlichen
Leibaͤrzte beinüͤht gewesen sind, die unmittelbare Ursache des Uebels durch Anwendung starker schweißtreibender Mittel zu beseitigen, und. einigermaßen soll dies auch den gewuͤnschten Erfolg gehabt haben. Es heizt ferner, doch wir wissen nicht mit welcher Gewißheit, daß einer der beiden Aerzte — Sir H. Halford — von der fernern Auwendung jener Mittel noch fehr viel Gutes hofft; Sir Matthew Tierney soll jedoch weniger Vertrauen dazu hegen.“
Im Hof-Journale liest man: „Wir sind ermaͤchtigt,
der von Pariser Blattern verbreiteten Nachricht, daß
Prinz Leopold in Folge einer Differenz mit den verbuͤnde⸗ ten Maͤchten, und zwar in Bezug auf Griechenland, Paris verlassen habe, zu widersprechen. Se. K. H, ist nur in Folge des beunruhigenden Gesundheitszustandes Sr. Majestaͤt so eilig von Paris abgereist, und bis zu diesem Augenblicke weiß die Britische Regierung von keinem Hindernisse, das sich der Ausfuͤhrung der so lange verhandelten Maaßregel in den Weg stellt. — Nur das ist zu bemerken, daß einige Mitglieder von des Prinzen eigener Familie denselben auf eee dringendste gebeten haben, nicht nach Griechenland zu gehen.“ .
Vorgestern Nachmittags fand auf ergangene Aufforde— rung ein Kabinets-Rath statt, dem, außer Herrn Peel, saͤmmt⸗ liche Minister beiwohnten. ;
Herr Peel hat durch den Tod seines Vaters den Ba⸗ ronets Titel geerbt und wird bereits in unseren. Zeitungen „Sir Robert Peel“ genannt.
Am Zten hatte die angekuͤndigte zweite Lesung der Bills wegen Emancipation der Juden und wegen Freige⸗ bung des Bier-Handels eine große Menge Menschen nach der Gallerie des Unterhauses gelockt. Gleich zu Ansang der Sitzung wurde über eine Privat-Bill gestimmt, und dem Gebrauche gemäß muͤssen sich bei jeder Abstimmung die Frem— den aus dem Saale entfernen. Als dies geschah, war das Gedraͤnge so groß, daß auf der Gallerie mehrere Schuhe, Hüte, Handschuhe und sogar ein Strumpf zuruͤckblieben. Saämintlsche Gegenstaͤnde wurden darauf von den Dienern des
Hauses oͤffentlich ausgehaͤngt; Niemand aber forderte bei der
Wiederzulassung des Publikums die Sachen sich ab, da Je— der sich vielmehr beeilte, auf seinen Platz zu gelangen. In— zwischen wurde die Menge fuͤr ihren Eifer nicht einmal be— lohnt, da die Debatte uͤber beide Bills an diesem Abende ausgesetzt wurde.
Die Times, die bisher uͤber die Bill wegen Emanei— pation der Juden ein tiefes Schweigen beobachtet hatte, bricht dasselbe in ihrem vorgestrigen Blatte, indem sie sich unumwunden gegen die Anspruͤche der Juden erklart. „Waͤre“, sagt sie, „die Bill von einem sowohl durch Ernst als durch Gewissenhaftigkeit minder ausgezeichneten Mitgliede,
als Herr R. Grant ist, in das Parlament eingebracht worden, so
wuͤrben wir vermuthet haben, der Antragende wolle sich blos einen Spaß machen, um damit die große Maaßregel, die in der vori⸗ gen Session durchgegangen ist, ins Lächerliche herabzuziehen. Doch, wie gesagt, die wohlbekannte Rechtschaffenheit und der ehrenwerthe Charakter des Mitgliedes fur Fortrose lassen nicht allein keinen Zweifel über die Aufrichtigkeit, mit der er hervorgetreten ist, die Sache der juͤdischen Nation zu ver—
theidigen, sondern ließen uns auch e, e nehmen, die ent⸗ schiedene Mißbilligung, mit der wir solche Vorschlaͤge unter
anderen Umstaͤnden aufgenommen haͤtten, auszusprechen.“ —
Die Times sucht sodann darzuthun, daß, wiewohl sie mit Herrn Grant in dem Prinzipe, daß in einem freien Staate jeder eingeborne Unterthan ein Recht habe, an den allgemei— nen Freiheiten Theil zu nehmen, uͤbereinstimme, die Juden doch aämmer, vermoͤge ihrer traditionellen und religiösen Begriffe, Fremde in dem Lande blieben, in welchem sie sich aufhielten. Nie würde ein Jude die historischen Denkmale Englands zu den seinigen machen koͤnnen, da Leine National⸗Erinnerungen ganz anderen Helden, anderen Thaten galten. Sie glaubten an die dereinstige Wiederherstellung ihres Reiches und haͤtten darum schon ein ganz een Interesse; giaubten sie aber nicht daran, so wären sie bloße Deisten, fuͤr die das Gesetz
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nicht zu sorgen brauche. In jedem Falle, meint die Times, haͤtte man erst die Synagogen des Landes fragen sollen, ob sie die Vorrechte, mit welchen man sie bekleiden wolle, auch wirklich begehrten; schwerlich wuͤrden in dieser Hinsicht die Rabbinen die Ansichten theilen, die einige sogenannte juͤdische Philosophen hegten.
Ueber den Ausgang des Potterschen Prozesses in Bruͤssel aͤußert sich die Times folgendermaßen: „Wir nennen die— sen Prozeß wichtig und merkwürdig, nicht wegen der darin implizirten Personen — wiewohl eine derselben ein in Kir— chen-Angelegenheiten sehr bekannter Schriftsteller und zwei Andere jehr eifrige und vielvermoͤgende Aufwiegler sind — auch nicht wegen der Aufregung, welche die Verhandlungen erweckt haben, eine Aufregung, wie sie wohl noch kein poli— tischer Prozeß in den Niederlanden hervorgebracht — sondern wegen des Prinzips, das bei dieser gerichtlichen Verfolgung geltend gemacht wurde, und wegen der Resultate, die von dem ausgesprochenen Urtheile erwartet werden duͤrfen. Nicht blos
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Herr von Potter, der abwechselnd der Feind der Jesuiten und der Haͤuptbefoͤrderer der Union zwischen Jesuiten und Belgischen Liberalen war, nicht blos Herr Tielemans und einige Zeitungs-Herausgeber sind es, die man verurtheilt hat, sondern die Sache der Belgischen Agitation selbst. Die selt— same Coalition von religioͤser Bigotterie mit politischem Libe— ralismus, von katholischen Priestern mit den Feinden der paͤpstlichen Kirche, und zwar um politischer Zwecke willen, die keine Partei allein durchsetzen konnte, hat dadurch ihr Ver— dammungs-Urtheil erhalten; die wahrend der letzten 18 Mo— nate so wirksam angewandten Mansdͤver, die Belgischen und die Hollaͤndischen Provinzen mit einander zu entzweien, die Belgische Presse und die Belgischen Vereine sind es, die vor den Rich— terstahl gebracht worden und ihre Zurechtweisung erhalten haben.“ — An diese Betrachtungen knuͤpft jedoch die Times auch die Bemerkung, daß die von dem Niederlaͤndischen Tri— bunale angewandten Mittel zur Erlangung dieses Resultates eben so merkwuͤrdig und beunruhigend seyen, als der Prozeß selbst wichtig. Der Kron-Anwalt, sagt sie, habe den einfachen Plan einer Association, die gar nicht existirte, in eine gefaͤhr— liche Verschwoͤrung verwandelt und einen gewohnlichen Zei—⸗ tungs⸗-Artikel zu einer hochverrätherischen Handlung erhoben. Zuletzt spricht das Englische Blatt die Befuͤrchtung aus, daß
die lange Verbannung der Angeschuldigten sie am Ende in
den Augen des Volkes als Märtyrer moͤchte erscheinen lassen, und daß sie von Franzoͤsischem Gebiete aus ihre Umtriebe und Machinationen noch vermehren duͤrften.
„Es herrscht“, heißt es in Englischen Berichten, „so
wenig Uebereinstimmung unter den Anglikanischen Geistlichen,
daß der Bischof von London so eben 12 Prediger von der White⸗-Hall-⸗Kapelle, von denen nicht einer die religiösen An— sichten des Andern hatte, den Abschied gegeben hat.“ Der Scotsman bemerkt hierbei: „Es fragt sich jetzt, ob die Anglikanische Kirche seit ihrer Stiftung Veraͤnderungen er— litten hat. Ist dies der Fall, so hat der Bischof Recht, sie auf ihren fruͤheren Standpunkt zuruͤckzufuͤhren. Im ent— gegengesetzten Falle aber wuͤrde es eine auffallende Erschei— nung in der Geschichte der Kirche seyn, daß e in Bischof eine
Zahl von Predigern bildet und besoldet, die in ihren Lehr—
sätzen von einander abweichen, weil er dies eben fuͤr sehr pas— send haͤlt, und ein anderer sie wieder verabschiedet, weil er der Meinung ist, daß das Vorhandenseyn so verschiedenarti— ger Ansichten ein großer Uebelstand sey.⸗⸗ ; Vorgestern fand hier die jährliche Versammlung der Zoo⸗ logischen Gesellschaft statt. Unter den anwesenden ausgezeich- neten Personen befanden sich der Herzog von Somerset, die Grafen Essex und Carnarvon, Lord Auckland, Lord Stanley, Sir G. Staunton u. a. m. In Abwesenheit des Marquis von Lansdown nahm der Herzog von Sussex den Praͤsiden— tenstuhl ein. Nach dem Bericht des Secretairs ber Gesell⸗ schaft hatte dieselbe im vorigen Jahre 16,347 Pfd. 1 Shill. durch ÜUnterzeichnungen der Mitglieder und durch Eintritts⸗ gar der 1 die das Museum besuchten, und deren
Zahl auf 260, h00 angegeben wird, so wie auf andere Weise
eingenommen. —=— ᷣ 1
Am 3ten d. ist hier die jaͤhrliche Kunst⸗Ausstellung der Koͤnigl. Akademie eröffnet worden. Es befinden sich dabei mehrere Portraits, die der verstorbene Sir Thom. Lawrence noch kurz vor seinem Tode gemalt hat, und zeichnen sich dar⸗
unter besonders das des Grafen ven Aberdeen und das von
Thomas Moore aus. Naͤchstdem werden mehrere gelungene Werke von Shee, Jackson, Pickersgill und D. Wilkie ge⸗ nannt, weicher Letztere den König, ein Mal im Hochländer⸗ Kostuͤm, und das andere Mal bei einem Schottischen Fest⸗ Aufzuge, gemalt hat. ;
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