2.
1014
* die Kunst der Glasmalerei nicht nur wieder erfunden,
ondern auch auf eine höhere Stufe gestellt.“ Der Unter zeichnete mag keinesweges dem Hrn. Hocker, den er persoͤnlich kennt und achten gelernt, die Verdienste absprechen, die er sich um die Malerei erworben hat; er muß aber die Behauptung,
daß Hr. Hoöͤcker die Glasmalerei wieder erfunden habe, um
so mehr fuͤr voͤllig unrichtig erklaren, als er mit dem Gange, wee diese Gemälde des Hrn. Höcker in Marienburg entstanden sind, sehr genau bekannt ist. Das Verdienst der Erfindung ber Glasmalerei, so weit fie in Beziehung mit Hrn. Hoͤckers Gemälden auf Glas steht, gehört einzig und allein dem be⸗ scheidenen und von seinem Verdienste so selten sprechenden Conduc⸗ teur Hu. Gers dor fin Marienburg, der langst, bevor Hr. Hocker nach Marienburg kam, die muͤhsamsten Versuche zur * iederauf⸗ findung der Glasmalerei angestellt, dem Unterzeichneten mehr⸗ mals die Resultate seiner Forschungen 7 und auch schon vieles zu großer Zufriedenheit wirklich auf Glas gemalt hatte. Erst nachdem Herr Gersdorf mit seinen vielfaͤltigen Unter⸗
suchungen zu dem gluͤcklichsten Erfolge gelangt war und ohne
allen fremden Rath die Erfindung gemacht hatte, wurde Hr. Höcker als Maler herbeigerufen und lernte nun die Kunst der Glasmalerei kennen. Sowohl die Composition der Far⸗ ben, als die Art des Einbrennens derselben in das Glas war ihm bis dahin voͤllig unbekannt, so daß er selbst gestehen muß, daß keines seiner Gemaͤlde auf Glas ohne des Herrn Gersdorf Rach und Mithuͤlfe entstanden ist. In der techni⸗ schen Behandlung seiner Glasgemälde kann daher Hr. Höcker nur als Schüler des Hrn. Gersdorf betrachtet werden, und selbst sein letztes großes Glasgemaͤlde, die Madonna mit dem vor ihr liegenden schlummernden Christuskinde, wuͤrde, so viel dem Ünterzeichneten davon bekannt geworden ist, noch voll⸗ kommener in der technischen Behandlung gerathen seyn, wenn er dem Rathe des Hrn. Gersdorf, unter dessen Beihuͤlfe es verfertigt worden ist, in allen Dingen gefolgt ware. Der Unterzeichnete kann die Behauptung verduͤrgen, daß Herr Gersdorf von den Glasmalern in Keln, Paris, Munchen und Bern durchaus nichts gelernt und abgeborgt, sondern
alles, was er und Hr. Hoͤcker von der Glasmalerei wissen, wirklich selbst erfunden hat. en ö. r, . Prof. Voigt in Koͤnigsberg.
Mit Hinsicht auf die seit etlichen Jahren in Nord⸗
Deutschland so haufig gewordene Krankheit des kalten Fiebers, Amtl. Fonds. und Gcid Tours Zettel. (Preuhss. Cour.)
2 . . * 10, . l. wre
fuͤhle ich mich verpflichtet, die nachfolgende Thatsache mitu⸗ theilen, welche namentlich fuͤr das aͤrztliche Publikum von Interesse seyn duͤrfte. Vor 25 Jahren hielt ich mich eine
Zeit lang in einem Hrte am Ufer der Sane unweit Lyon
auf. Mein Gastwirth litt seit beinahe einem Jahre am kal— ten Fieber und hatte vergeblich aͤrztliche Mittel dawider ge— braucht. Zwei au einem anderen etliche Meilen entfernten Orte lebende Freunde desselben kamen, auf die Nachricht von seinen traurigen Gesundheits⸗Umständen, zu ihm, um ihm ein
Mittel nachzuweisen, wodurch beide, wie sie versicherten, vom hartnaͤckigsten kalten Fieber befreit worden waren. Dies Mittel bestand darin, von der unteren Rinde der Wurzel
eines dort häufig wachsenden Strauchs zwei Kügelchen der Größe einer gewohnlichen Haselnuß zu bilden und selbige auf die Mitte der Hand in der Gegend des Pulses mit einer Binde aufzulegen. Der Patient versuchte das Mittel; nach 246 Stunden hatte sich auf jeder Hand eine große Blase mit gelblichem Wasser an der Stelle gebildet, wo die Wurzel ge⸗ legen hatte, und das Fieber kam nicht wieder.
Ich habe mich um so mehr zu vorstehender Mittheilung bewogen gefunden, als, dem Vernehmen nach, jetzt mit einem
n, . Mittel Versuche gemacht werden; einer nähern ugabe in Bezug auf jenes Mittel glaube ich mich jedoch, zur Vermeidung des Mißbrauchs und gefaͤhrlicher Versuche
halten zu muͤssen. —
. Königliche Schauspiele. Sonnabend, 15. Mai. Im Qpernhause, zum erstenmale: Semiramis, große Oper in * Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Rossini. gerin: Semiramis, als Gastrolle.) 9 . Preise der Platze: Ein Piatz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 19 Sgr. zc.
Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets zum Par J.
terre und Amphitheater zu haben. . Sonntag, 16. Mai. Im Opernhause: Der Kammer⸗ diener, Lustspiel in 1 Aufzug, von F. Krickeberg. Hierauf: Die neue Amazone, Ballet in 3 Aufzügen, von P; Taglioni. Im Schauspielhause: Avant, pendant el après, esquis- ses NRistoriques en 3 poques, par MM. Seribe et . gemont.
Bewilligung, zum Benefiz der Koͤnig. Kammersaͤngerin Dlle. H. Sontag: Die Belagerung von Ls a, Oper in 3 Ab— theilungen, mit Tanz; Musik von Rossini. (Dlle. Sontag: Pamyra. ) n,
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 2 Rthlr. Ein Platz in den Parquet-Logen 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Platz in den Logen des zweiten Ranges und im Parterre 1 Rthlr. Ein Platz in den Logen des dritten
Ranges 20 Sgr. Amphitheater 15 Sgr.
Im Schauspielhause: Die Hagestolzen, Lustspiel in 5
Abthöilungen, von Iffland. (Dlle. Lindner, vom Theater
zu Frankfurt a. M.: Margarethe) Hierauf: Die Probe⸗ rollen, Posse in 1 Akt, von Breitenstein. Mad. Schnell.) .
Koͤnigstädtisches Theater.
Sonnabend, 15. Mai. Zum erstenmale: Der Alpenkönig
und der Menschenfeind, romantisch-komisches Original-Zauber— spiel in 2 Akten, von Ferd. Raimund; Mustk von W. Muller. (Decorationen und Kostuͤme sind neu.) .
Sonntag, 16. Mai. Aschenbroͤdel, komische Oper in 2 Akten; Musit von Rossini.
Berliner Börse. Den 14. Mai 1830.
A, bm, f Get 101. IG Funn. Praudlor., 4 tut — 1043 1045 Kur; u. Neum. do. 4 1063. 1055 1045 Schlesische do. — 10 104 — IJhomm. om. do. 1033 103 101 Märk. do. do. 1031 103 1093 11 Ostpr do. - da. i035 103
99? Rkst. C. d K u. N. 755 — 1021 E= Sch. d. K. u. N. 76
394 102 IIoll. voll. Duc. — 1024 Neue dito Friedrichsd' or.
1033 102 Disconto. .
dt Schuld- Sch. Pr. Engl Anl 18 r Enzl Anl 22 Kurm Gh. m. l. C. Neun. Int. Sch. il Berl. Stadt- Ob. kKönigsbz. do. Elbinger dg. Danz. do. in TII. Westpr. Pldb. A. dito dito B. Grosshx. Pos. do. Ostpr. Rlaadbrl.
*
86 111LIIE8
8 e e , e r .
Auswärtige Börsen. Ham urg, 12. Mai.
Oesterr. proc. Metall. igt. 4hrc. 9M]. Part. Oblig. i138.
Bank- Actien 1364. Russ. Eutzl. Anl. 1983. Rnss. Anl, Hamit. Cert. 1043. g5. Fal. 907.
Landan 5. Nai.
durch Nichtarzie, ent Berlin, den 11. Mai 1830. Hofrath du Bois.
z 83
— N ach
Paris, 8. Mai. Die Gazette de F ran ee hiebt aus Englischen Blättern vom 6ten d. welche auf außer⸗
3zproc. Cons. 23. Russ. 41. Griech. 434. Mexic. 38.
i .
ordentlichem Wege hier eingegangen sind, folgende Nachrichten aus London: Das heute ausgegebene Bulletin lautet:
Der Konig hat gestern einen guten Tag verbracht; die Krankheits⸗Symptome Sr. Majestaͤt
doch haben Hoͤchstdieseiben keine so gute Nacht gehabt.
— Heute schloß gproc. Rente per compt. 82 Fr. 30
„Schloß Wind sor, 6. Mai.
Henry Halford. Matthew John Tierney.“
Cent, fin Sour. Sz Fr. 55 Cent. proc. per compi. 105 Fr.
26 Cent. sin cour. 105 Fr. 50 Cent. 5proe. Neap. 93 Fr. 50 Cent. proc. Span. perp. S817. proc, Cortes 141.
Frankfurt 4. Mh., 11. Mal. Hesterr. Sproc Metall. 1918 proc. 9b. Bank⸗Actien 1624. Partial blig. 00 Fl. 1844. Brief. . .
1383. Geld. 2Iproc. Metall. 614. 1proc. 273. Loose zu 1
London, 6. Mai. Zproc. Cons. 933. Griech. 46.
— Gedruckt bei A. B. Hayn
Brasil. 744. 74.
Nedaeteur Joh n. Mitredaeteur Cot te.
(Dlle. Sontag, Königl. Kammersaͤn⸗
Montag, 17. Mai. Im Opernhause. Mit Allerhoͤchster
¶ Dlle. Lindner:
Dän. J3 Poln. Er. 36. Ma 131. Eugl. Neap.
waren minder heftig,
Allgemein e
Preußische Staats-Zeitung.
n 135.
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Konig haben dem Superintendenten Busch zu Rothenburg, im Regierungs⸗-Bezirk Breslan, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse, und dem bei dem hie— sigen Stadtgericht angestellten Boten Daniel Andreas
Freitag das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet.
—— ——— —
Ihre Koͤniglichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz sind von Neu-⸗Strelitz hier n nn, und im Koͤnigl. Schlosse in die fuͤr Höͤchstdieselben in Bereitschaft gesetzten Zimmer ab—
gestiegen. —
Publik and um die Ruͤckzahlung der Sächsischen mit dem Herzog— sthum Sach sen übernommenen Central-Steuer— Schulden betreffend.
Die auf den Kredit der Säͤchsischen Peräquations- und Central-⸗Steuer⸗Anstalten kontrahirte Gattung von Schulden, worüber Central-Steuer-Obligationen ausgefertigt sind, ist durch die zwischen Preußen und Sachsen abgeschlossene Con⸗ vention vom 23. Juli 1817 auf das Herzogthum Sachsen übernommen worden, und ist im §. 33. derselben die Ver⸗
pflichtung zur baldigen Zuruͤckzahlung festgestellt. Diese konnte
bis jetzt nur nach und nach bewirkt werden, Es waren in der von dem vormaligen Ministerium des Schatzes erlassenen Bekanntmachung vom 31. Juli 1818 vorlaufig jaͤhr lich 300,000 Rthlr. zur Verzinsung und Tilgung ausgesetzt, und es ist in letzterer Beziehung terminlich eine angemessene Zahl von Cen—
tral⸗Steuer⸗Obligätionen ausgelooset worden. 9
Da aber gegenwartig die voͤllige Abtragung des ganzen Schuld-Kapitals beschlossen worden ist, so sollen die Betraͤge der bis jetzt noch nicht ausgelooseten Central-Steuer-Obliga—⸗ tionen zum Michaelis-Termin dieses Jahres baar zurückge— zahlt werden.
Es werden daher saͤmmtliche bisher noch nicht ausgeloo⸗ sete Central⸗Stener-Obligationen hiermit gekuͤndigt. Die In— haber der gedachten Central-Steuer-Obligationen werden hier⸗ durch aufgefordert,
gegen Zuruͤckgabe derselben, mit saͤmmtlichen dazu ge⸗ hoöͤrigen Zins- Coupons und Zins-Leisten, die Valuta mit allen bis dahin faͤllig gewordenen, aber unabgeho— benen und durch Praͤklusion noch nicht erloschenen, Zinsen, im Michagelis-Termin dieses Jahres bei dem Handlungshause Frege und Komp. in Leipzig, dem Inhalte der Obligationen gemaͤß, entweder in Con⸗ ventionsgelde oder mit Zulegung des coursmäßigen Agios, in Preußischem Courant baar in Empfang zu nehmen.
Die fernere Verzinsung hort, von diesem Termine ab, auf, und werden die in demselben nicht abgehobenen Kapita— lien unverzinslich liegen bleiben.
Sollten einzelne Inhaber von Central⸗Steuer⸗Obligatio— nen es wuͤnschen, ihre Kapitalien in Staatsschuldscheine um⸗ zutauschen, so kann solches in folgender Art geschehen:
4) Es sollen denselben als eine BeguͤnstigungYfuͤr den No— minal-Betrag der Centralsteuer⸗ Obligationen Preußische Staats schuldscheine zum Nennwerthe mit Coupons uͤber Zinsen vom 1. Januar 1831 ab eingehaͤndigt; ö
2) das coursmaͤßige Agio des Conventionsgeldes in Preu⸗
ßischem Courant, so wie auch die Zinsen bis zum Mi— chaelis-⸗ Termin 1830 baar verguͤtigt und
3) der einvierteljaͤhrige Zins von den Staats schuldscheinen fuͤr die drei Monate Oktober, November und Dezember
Berlin, Sonntag den 16zten Mai
1830.
dieses Jahres, mit Einem Prozent, ebenfalls baar ge⸗
zahlt werden. ö
Wer hierzu geneigt ist, hat sich vom 15. Mai ab, spaͤ⸗ testens bis zum 1. August d. J., bei der Koͤniglichen Kom— munal- und Instituten-Kasse zu Merseburg, unter Beile— gung eines speziellen Verzeichnisses der Nummern und der Geldbetraͤge der in seinen Handen befindlichen Centralsteuer⸗ Obligationen, zum sofortigen Empfange der unter Nr. 1, 2 und 3 genannten Effekten und Gelder, gegen Zuruͤckgabe der quittirten Obligationen saͤmmtlicher dazu gehoͤrigen Zins— Coupons und Zins-Leisten, zu melden.
Mach dem 1. August d. J. findet ein solcher Umtausch nicht mehr statt, sondern die baare Zahlung wird am 1. Ok— tober dieses Jahres in Leipzig erfolger.
Berlin, den 1. Mai 1830. Haupt -⸗Verwaltung der Staats-Schulden.
Rother. v. Schutze. Beelitz. Deetz. v. Rochow.
Der bei dem hiesigen Stadtgerichte angestellte Justiz Kommissarius Butze ist zugleich zum Notarius publicus in dem Departement des Kammergerichts bestellt worden.
Der bisherige Privat. Docent und Licentiat der Theolo— gie, Dr. Emil Rödiger in Halle, ist zum außerordent— lichen Professor in der philosophischen Fakultat der dortigen Koͤnigl. Universitaͤt ernaunt worden.
Angekommen; Der evangelische Bischof und General— Superintendent in Pommern, Dr. Mitschl, von Stettin.
8
Zeitungs-Nachrichten. Ausland.
grant r e ch.
Saint-Cloud, 7. Mai. Heute arbeiteten Se. Ma— jestaͤt hinter einander mit den Ministern des oͤffentlichen Un— terrichts und der auswärtigen Angelegenheiten. Mittags hatte der Tages zuvor in Paris eingetroffene Prinz von Salerno die Ehre, mit dem Könige, der Dauphine und der Herzogin von Berry zu speisen. . .
Paris, 8. Mai. Der Prinz von Salerno wird heute, sammt der Herzogin von Berry und der Orleansschen Fami⸗ lie, der Vorstellung auf dem Theatre de Madame beiwohnen. Unter der Ueberschrift: „Buͤlletin der neuen hundert Tage“ liest man in der Gazette de France Folgendes:; „Der Revolution verbleiben abermals hundert Tage zwischen (ei⸗ nem Usurpations-Versuche und ihrem Sturze. Am 19. Maͤrz überreichte sie eine Adresse, wodurch die Souverqinitaͤts Nechte in die Wahl⸗Kammer uͤbergehen sollten. Im Juni wird sie die Wahlschlacht liefern, uͤnd am 8. Juli (dem Jahrestage der Publication der Charte) wird das monarchische Prinzip, so wie es durch die Verfassung ausgesprochen ist, ohne Wi⸗ derrede hergestellt und die Charte gegen die Unternehmungen einer Faction gesichert werden ˖⸗
„Von den verschiedenen Geruͤchten“, aͤußert die Gazette nach einer andern Zeitung, „die in den letzten Tagen im Um— lauf waren, ist folgendes das Glaubwürdigste: Der Dauphin wird am läten hierher zuruͤckkehren; den 15ten, und, wenn es noͤthig ist, auch den i6ten, wird Minister-Rath gehalten
werden, und am 17ten wird die Aufloͤsungs-Verordnung er⸗
scheinen.“ .
„Wahrscheinliches Resultat der naͤchsten Wahlen.“ Un— ter diefer Rubrik enthält die Gazette de France heute einen Artikel, worin sie behauptet, daß nach Ausweis aller
aus den Provinzen eingehenden Briefe die Regierung bei ei⸗ ner neuen Deputirten⸗Wahl auf eine Majoritaͤt von 30 Stim⸗