1830 / 140 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Ihr nicht gestattete, an dieser National⸗Feierlichkeit Theil zu nehmen. Der gegenwartige Storthing haͤlt es fuͤr seine kost⸗ bare Pflicht, die tiefen Gefuͤhle der Liebe und Dankbarkeit zu aͤußern, welche das Norwegische Volk erfreulich mit Sr. Maj. und Hoͤchstihrer Koͤnigl. Dhnastie verbinden, und hat demnach den einmuͤthigen Beschluß gefaßt, Ew. Maj. um die Gnade zu ersuchen, daß Ihre erhabene Gemahlin als Koͤnigin von Norwegen gekroͤnt werde, und daß diese Ceremonie in Chri— stiania stattfinde, damit die gegenwärtig versammelten Repraͤ— sentanten der Nation an dem Gluͤcke Theil nehmen können, Ew. Maj. und die Koͤnigl. Familie in dem Tempel des Aller⸗ hoͤchsten zu umgeben und die Segnungen des Himmels auf Ihre Dynastie Und die vereinigten Königreiche herabzurufen. Sobald der Storthing von dem hohen Willen Sr. Maj. in Betreff des unterthaͤnigsten Wunsches, den er zu erkennen ge— geben, in Kunde gesetzt ist, wird er sich beeilen, die nothwen— digen Beschluͤsse zur Ausfuͤhrung desselben zu fassen. Der Storthing hegt die Hoffnung, Ewr. Maj. mit Naͤchstem muͤndlich die unerschuͤtterliche Treue und herzliche Anhaänglich— keit des Norwegischen Volkes kund geben zu koͤnnen.“

Deutsch lan d.

Muͤcnchen, 14. Mai. Gestern Morgens gegen halb 8 Uhr haben Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und Ihre Königlichen Hoheiten die Frau Herzogin von Leuchtenberg, Herzog Max in Baiern und Hoͤchstdessen Durchlauchtigste Frau Gemahlin, in zwei sechsspaͤnnigen und einem vierspaͤnnigen Wagen eine

Lustfahrt uͤber Weilheim nach Hohenpeissenberg gemacht.

Das Personal der dermaligen 200 (mit Neu-Ulm 201) Landgerichte besteht aus 200 Landrichtern, 1 Polizei⸗-Commis— sair (zu Neu-Ulm), 270 Assessoren, 12 Civil⸗Adjunkten, Kriminal⸗Adjunkten, 100 Aktuaren, 7 Functionairen, 203 Ge— richtsdienern und Graͤnz⸗Aufsehern (3 zu Neu-Ulm), 573 Ge— richtsdieners-Knechten, zusammen aus 1370 Koͤpfen. Das groͤßte Landgericht ist Muͤnchen, mit 35,716 Seelen; ihm zu— naͤchst steht Landau mit 33,391 Einwohnern; das kleinste aber * naͤchst dem Graͤnzpolizei⸗Kommissariate Neu-Ulm mit 400

eelen, das Landgericht Tegernsee mit 3,480 Bewohnern.

Die hier erscheinende Zeitschrift: Der Thron- und Volksfreund (von welcher das „Inland“ sagt, sie sei in dem Geist und unter dem unmittelbaren Einflusse der Re⸗— gierung geschrieben) enthält Tolgendes: „Es war im Jahre 1810, als die Frage von der Trennung der Rechtspflege und Verwaltung in der damaligen Ministerial⸗Polizeisektion zuerst angeregt wurde. Nach einer zweijährigen mit Umsicht und Gruͤndlichkeit durchgefuhrten Berathung sprach sich der da— malige Minister des Innern, Graf v. Montgelas, in einem Signate vom 9. Sept. 13127 dahin aus: „daß er das Sy⸗ stem der Trennung im Prinzipe richtig, und die Ausfuͤhrung wuͤnschenswerth, ja sogar nothwendig finde; daß dieselbe aber mit großer Klugheit und Sorgfalt geschehen muͤsse, und daß daher vor Allem mit denjenigen vorbereitenden Verbesserun— gen, welche von den Gegnern der Trennung bezeichnet wor—⸗

den, der Anfang zu machen sei.“ Was schon zu jener Zeit

der Mann, den in der jaͤngsten Staͤndeversammlung eine beredte Stimme mit gutem Rechte den Prometheus Baierns enannt hat, nicht nur als nuͤtzlich, sondern auch als wahres Lr n niz erkannte, scheint nun an dem Vorabend der Ver— wirklichung zu stehen, und es erwartet das Vaterland mit wohlgegruͤndeter Zuversicht von der Weisheit und dem be⸗— harrlichen Sinne seines Königs eine Verbesserung, die nicht nur der buͤrgerlichen Freihelt und Selbststaͤndigkeit eine neue Garantie gewähren, sondern auch den Weg zu Einfuͤhrung muͤndlicher und oͤffentlicher Rechtspflege bahnen wird.“ Nach dem Vorbilde des Rezatkreises soll nunmehr auch fuͤr den Isarkreis ein historischer Verein gebildet werden. Die Freskobilder in den Arkaden des Hofgartens wer—

den jetzt von mehreren unter der Leitung des Hrn. Direk⸗

tors, Ritters von Cornelius, dabei thaͤtig gewesenen Kuͤnstlern in n n n nn Nachbildungen auf Subseription heraus—⸗ egeben. , . K . Gegenwaͤrtig befindet sich auch ein Improvisator, und zwar ein Deutscher, in unsern Mauern, namlich Herr Lan⸗ enschwarz aus Frankfurt 4. M. Derselbe hat bereits in Preßburg und Wien die ruͤhmlichsten Proben seines Talents abgelegt. Er ist im Stande, jeden ihm aufgegebenen Stoff auf der Stelle mit dichterischem Geiste zu durchdringen und in einer den Regeln der Kunst angemessenen Form vorzutra— en. Seine Gewandtheit in der Versifieation ist so groß, man ihm, mitten in feinem Vortrage, abwechselnde Vers⸗ arten vorschlagen darf, in die er, mit gleicher Leichtigkeit fort⸗ ahrend, seine Gedanken und Empfindungen kleidet. ö Preß⸗ urg schrieben, bei einer oͤffentlichen Production seiner Kunst, 12 Damen, jede fuͤr sich ein Thema auf einen Zettel, den sie

verschlossen; fuͤnf andere waͤhlten sodann fuͤnf davon aus, und von Diesen fuͤnfen wurde eines durch das Loos zur Auf— gabe fuͤr den Improvisator bestimmt. Es deutete eine Schil— derung des großen Helden aus der Ungarischen Vorzeit, Niklas Zriny, an, und Hr. Langenschwarz hatte sich in weni— gen Minuten hinlaͤnglich gefaßt, um die reg, =. sei⸗ nes Stoffes in einem Gedicht wiederzugeben, das durch die Regelmaͤßigkeit der Form, durch den Reichthum seiner Bil— der und durch den Wohlklang und die Schoͤnheit der Verse, wie durch die Begeisterung, womit er sie vorgetragen, allge— mein ansprach. 2 ; Karlsruhe, 14. Mai. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß— herzog von Hessen sind heute von Darmstadt hier eingetroffen. Der Herr Graf von Montlezun hatte heute die Ehre,

Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog in feierlicher Audienz

im Großherzoglichen Schlosse das neue Beglaubigungs⸗Schrei— ben als bevollmächtigter Minister Sr. Majestaͤt des Königs von Frankreich zu uͤberreichen und hierauf Ihrer Köoͤnigl. Hoheit der Fran Großherzogin in dieser Eigenschaft vorge⸗ stellt zu werden. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog ha— ben dem Herrn Gesandten, Grafen von Montlezun, den Haus-Orden der Treue zu verleihen geruhet.

Frankfurt a. M., 16. Mai. In der ver flosse⸗

nen Woche haben die Course saͤmmtlicher Oesterreichischen Effekten an unserer Boͤrse bedeutende Schwankungen erfah⸗ ren. Folgendes waren die Veranlassungen dazu: Die Fran— zöͤsische Rente kam in den ersten Tagen der Woche merklich

weichend, und man vernahm von Paris, daß ein dasiges gro—

ßes Haus, das hit der Regierung in steten Beruͤhrungen ist, nicht ohne Besorgniß war, die Fonds möchten ferner zuruͤck— gehen; von Wien liefen ebenwohl sinkende Notirungen ein, herbeigefuͤhrt durch ansehnliche Verkaͤufe auswärtiger Haͤu— ser; die ö der Geschaͤfte an der Berliner Boͤrse blieb hier auch nicht ohne Einfluß; endlich wirkten noch Lokal-Ver— hältnisse, indem eines unserer bedeutendsten Haͤuser starke Posten 5, und 4proc. Metalliques an den Markt zu bringen fortfuhr, das baare Geld sich eher gesucht, als im Uederfluß zeigte, die Kauflust im Ganzen sehr nachgelassen hat, die Prolongationen selbst bei Zugestehung hoherer Zinsen schwie—

riger werden und daher viele Spekulanten zum Losschlagen

ihrer Papiere genoöthigt sind. Unter dieser Konjunktur gin— gen 5proc. Metall. im Laufe der Woche von 1013 auß 1017, 4proc. von 97 auf 9613, Bank⸗Actien von 1625 auf 1620, Partial von 1385 auf 1377, 223proc. Metall. von 61 auf 60, Iproc. dito von 27 auf 263, 100 Fi. Loose von 184 auf 183, 4proc. Bethmannische von g7 auf 963, 41proe. dito von g9z auf gs; zuruͤck. Die Hauptschwankung traf, wie man sieht, die verschiedenen Gattungen der Metall.; sie

waren zu jeder Boöͤrsenstunde ziemlich offerirt, was sich er⸗

klärt, wenn man in Betracht zieht, daß zum 1. Juni eine abermallge Kuͤndigung respektive Konversion von 10 Million 5proc. JGesterr. Staats⸗Effekten erwartet wird, und die neuen proc. nun bald in starken Posten zum Verkauf kommen durften. Dagegen hielten sich Bank⸗A Aetien merklich belieb⸗ ter, seit man durch Privat-Briefe aus Wien Kenntniß von dem Geruͤcht erhalten hatte, die Bank werde der Regierung einen Vorschuß von 10 Millionen machen. Pol⸗ nische Loose sind hier von 654 auf 633 gewichen; die Kauf— lust und Speculation in diesem Papier laßt nach eine Folge der schon seit acht bis zehn Posttagen von Berlin eingehenden flauen Course desselben: Integralen und Kanzen, die in Am— sterdam besser gegangen, blieben auch bei uns etwas stei— gend, jedoch war der Umsatz darin nicht nennenswerth; Re— stanten waren fortwaͤhrend ausgeboten. In r mie uͤber ult. Mai hinaus wurde gar nichts 2 Auf einen Mo⸗ nat tagliche Lieferung stehen 5proc. Metall. um 4 bis g pCt., 4proc. dito um J bis , pCt., Bank⸗Aetien 6 bis 7 Fl. pr. Stuͤck, Partial um bis *, Polnische Loose z bis 4 Rthlr. pr. Stuͤck besser als per comptant. Fuͤr Prolongation und bei Deponirung von Effekten werden gern 6 bis TpEt. Zin en fürs Jahr bewilligt. Mann kann annehmen, daß die Flauheit der Tourse ihren Grund aber mit in dem Umstande hat, 2 unserer Spekulanten in der letzten Zeit sich mit starken en unverzinslicher Papiere Cnamentlich Kanzen, Restanten, Cor⸗ tes⸗ Bons und · Polnischen Loosen, auch Griechischen Obligationen) uͤberladen haben und sich jetzt genoͤthigt sehen, ihre reellen verzinslichen Effekten zum Theil zu verkgufen. Im Wech⸗ selhandel war es im Laufe der ganzen Woche sehr still, und fanden nur unbedeutende Umsaͤtze . Alle Devisen blieben

ausgeboten. Diskonto 4 bis 4 pCt. Briefe.

Hamburg, 18. Mai. Am Fondsmarkt war es in den letzten acht Tagen in olg eingegangener niedriger Course von Berlin und Frankfurt stets weichend, und da

vom Auslande Verkaufs⸗Ordres von Bedeutung, dahingegen

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nur sehr kleine Einkaufs⸗Ordres einliefen, sᷓo haben sich auch die reise sehr rasch bei uns verandert. In Oesterreichischen . war nur in Actien einiger Umsatz von Belang.

353 konnte man sie pr. ult. 2 1345 Fl. haben und nur à

2 Fl. lassen; pr. 30. Juni sind 1350 Fl. und pr. 31. 5 . gi 133 Fl. bezahlt worden. In 5proc. Metall. Fein Geschaͤft. proc. Metall. bleiben à 963 begehrt. Partial A 136 Anfangs gemacht, zuletzt etwas fester und à 1363 zu lassen. Zproc. Daͤn. à 3 in Posten und à 727 bei kleinen Summen zu haben und à 723 gut zu lassen. Russ. Engl. Anl. à 108 zu haben und à 107 begehrt. Russ. Anl. Hamb. Cert. à 103 gemacht und gut zu lassen. Am meisten Fluctuation herrschte in Poln. Partialen, bis sich der Preis fuͤr gestern und heute ziemlich gleichstellte; pr. ult. waren Verkaͤufer à 128 und à 277 hin und wieder zu lassen; pr. 30. Juni à 138 Ver⸗ käufer; pr. 31. Aug. à 129 Mehreres gemacht und blieben Brief und Geld. Neap. Cert. bei Falconet wurden Sonn— tag noch mit 89z bezahlt und blieben heute pr. ult. à 88 zu haben; pr. Juni waren sie à S9 zu haben und à 88 zu lassen. Die Engl. à 94 Geld und Brief. Port. Engl. Anl. incl. saͤmmtlicher Coupons à 60 pCt. zu haben; ohne Cou— pons nach hiesiger Usance à 523 bezahlt und dazu zu haben. Briech. (blaue) pr. 15. Juli à 46 zu lassen. In Span. perp. bei Aguado Einiges à 75 gemacht, doch dazu nicht be⸗ gehrt; bei Willink 2 725 zu haben und Cortes 195 ohne Käufer. Wechsel im Allgemeinen begehrt. Fuͤr London 2 Mt. 125 Geld. Amsterdam 2 Mt. à 35. 49 zu las— sen. Paris 1863 Geld. Petersburg begehrt. Breslau sehr gefucht. Wien zu lassen. Frankfurt lange Sicht zu ha— ben, kurze Sicht begehrt. Augsburg ohne Nachfrage. Lor Geld. Gold in Barren zu lassen. Disconto 35 à 35 pCt.

Oesterreich.

Wien, 15. Mai. Se. Maj. der Kaiser haben dem Kaiserl. Russischen General der Infanterie, Friedrich August d' Auvray, und dem Kaiserl. Russischen Geheimen Rathe, Ba—

ron von Mohrenheim, das Großkreuz des Kaiserl. Oester⸗ reichischen Leopold⸗Ordens, dann den Koͤnigl. Polnischen Ober⸗

sten von Bojanowich und Hanke das Kommandeurkreuz, endlich dem Koͤnigl. Polnischen Obersten Koß, dem Königl. Polnischen Oberst-Lieutengnt Koluzkowsky und dem Koͤnigl. Polnischen Hauptmann Klemensowsky das Ritterkreuz des erwahnten Ordens zu verleihen geruhet.

P o rt ug al. Pariser Blatter melden aus Lissabon vom 28. April, daß die geheime Polizei eine bedeutende Goldsumme

bei einem Domherrn, Namens Villas⸗Boas, in Beschlag ge—

nommen hat, weil dieselbe angeblich zur Anstiftung eines Aufruhrs und 5 der Truppen bestimmt gewesen seyn soll. Dieses Geld sollen hiesige Handelshaͤuser auf An— weisungen von London und Paris gezahlt haben. Der ge— nannte Domherr fluͤchtete sich mit seinem Neffen auf das im

Tajo liegende Englische Packetboot, welches am 25sten d. mit

ihnen nach England unter Segel gegangen ist. Die diplo— matischen Verbindungen zwischen dem Minister der auswaͤr— tigen Angelegenheiten, Grafen v. Santarem, und dem Spa⸗— nischen Gesandten, Herrn da Costa Montealegre, waren un— terbrochen, da der Letztere sich seit dem 13ten wieder in Cin⸗ tra befand. .

Turkei.

Die Allgemeine en ng n Nachstehendes „Von der Servischen Gränze, 2. Mai. Das Ge— schaͤft der Graͤnzbestimmung der sechs einzuverleibenden Ser— vischen Distrikte wird von der dazu aufgestellten Kommission sehr thaͤtig betrieben und soll in einigen Wochen beendigt seyn. Fuͤrst Milosch hat die Servischen Kommissarien fuͤr jedes Zeitversaͤumniß verantwortlich gemacht, weil er noch vor bmarsch der Russischen Truppen alle in dem Traktate von Adrianopel in Bezug auf Servien stipulirten Punkte berich⸗ tigt zu sehen wuͤnscht. Die Errichtung eines regulagiren Truppen⸗-Corps geht nicht schnell von statten, denn die Ser⸗ vier zeigen keine große Neigung zu einer dergleichen Organi⸗ sirung und suchen 6 auf alle Art dieser ihnen fremden = zu entziehen; auch legt der Fuͤrst Milosch keinen großen Werth darauf, weil er keine besonderen Vortheile

damit verknuͤpft glaubt und er bisher allein unexerzirte Mi⸗

lizen unter seinen Befehlen hatte, die ihm dennoch in den Gebirgskriegen vortreffliche Dienste leisteten. Hingegen ge— ben sich die Tuͤrken die groͤßte Muͤhe, ihre Armee auf Euro⸗

paͤischein Fuß einzurichten, und verwenden zu diesem Zwecke ungeheure Summen. Der Sultan soll die Absicht haben, 156,00 Mann regulaires Fußvolk und eine dieser Zahl an⸗

. Kavallerie zu organisiren. Er hat in dem letzten eldzuge die Ueberzeugung erhalten, daß entscheidende Siege nur durch eine tuͤchtige Infanterie erfochten werden konnen, zu ihrer Verfolgung und Benutzung aber eine, wenn gleich weniger zahlreiche, doch wohl disciplinirte Kavallerie erfor—

derlich ist; es soll daher in der Folge bei den Tuͤrkischen Ar⸗

meen eine solche an die Stelle der großen regellosen Reiter massen treten. Ueber die von der Pforte an Rußland zu leistenden Zahlungen ist man hier in Ungewißheit; es scheint, daß sich erstere eines großen Nachlasses zu erfreuen habe, da allgemein versichert wird, der Sultan wolle sich zu keiner Unterhandlung wegen einer Anleihe verstehen, deren ihm von mehreren Seiten angeboten worden sind; wie denn zu diesem

Ende erst unlaͤngst ein Agent des Hauses Rothschild durch

Semlin nach Konstantinopel reiste.“

Griechenland. ö Die Allgemeine Zeitung giebt in einem Pripat— schreiben aus London, als Fortsetzung der fruͤher mitgetheil— ten Verhandlungen uͤber die Griechische Angelegenheit, nun

auch das Konferenz-Protokoll vom 26. Februar nebst Bei⸗

lagen. Nachstehendes ist eine Uebersetzung dieser Aktenstuͤcke:

Protokoll über die auf dem auswärtigen Amte am 26. Februar 1830 gehaltene Konferenz. In Gegenwart der Bevollmächtigten Frankreichs, Gröoßbritaniens und Rußlands.

Die heutige Sitzung war der Wahl der Form gewidmet, in welcher die Bestimmungen des Protokolls vom 20. Fe⸗ bruar 1830, der Klausel dieser Akte gemäß, der Ottomani— schen Pforte, so wie der provisorischen Regierung Griechen— lands, mitgetheilt werden sollen. Die Bevollmächtigten der drei Hoͤfe sind uͤbereingekommen, auch in diesem Falle die von ihnen fuͤr die Mittheilung der Bestimmungen des am 4. Februar 1830 unterzeichneten Haupt-Protokolls an beide Parteien bereits angenommene Form zu befolgen, und ha— ben demgemaͤß die unter A. und B. beiliegenden Instructio— nen festgestellt, die den Repraͤsentanten der verbuͤndeten Maͤchte in Konstantinopel und ihren Residenten in Griechen— land gleichzeitig zu uͤbermachen sind. Gezeichnet: Aberdeen. Meontmoreney-Laval. Lieven.

Beilage A. zum Konferenz-Protokoll vom 26. Februar 18360. Instructionen fuͤr die drei Ve— vollmächtigten in Konstantinopel. =

Die drei anliegenden Protokolle unterrichten Euere Ex⸗ cellenz von den ergänzenden Maaßregeln, welche die Conferenz zur vollstaͤndigen Erfuͤllung des Friedenswerkes, dessen Haupt— grundlagen das Protokoll vom 4. Februar enthalt, getroffen hat. Von diesen drei Dokumenten, mein Herr, enthalten die beiden ersten die Beweggruͤnde, welche die verbuͤndeten Hoͤfe veranlaßt haben, die Souverainetaͤt Griechenlands Sr. Koͤnigl. Hoh. dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg an— zubieten, so wie die ihm von der Conferenz zu diesem Zwecke gemachten Antraͤge; das dritte Aktenstuͤck constatirt den Bei— tritt dieses Prinzen und die Antwort der 9 auf die Wuͤnsche, mit welchen Se. Koͤnigl. Hoheit Seine Annahme begleitet hatte. Die in Rede stehenden Protokolle, mein Herr, sind nur fuͤr Ihre persoͤnliche Kenntnißnahme bestimmt. Aber die drei Kabinette haben fuͤr angemessen erachtet, daß von ihren Bevollmächtigten in Konstantinopel der Pforte die die Wahl des Prinzen zum Herrscher des neuen Staats betreffende Bestimmung mitgetheilt werde. Sie werden daher die Guͤte haben, mein Herr, sich mit Ih— ren beiden Kollegen von und von zu vereinigen, um dem Divan anzuzeigen, daß die Wahl der Allianz auf die Person des Prinzen Leopold von Sachsen⸗Koburg gefal— len ist, und die drei Kabinette hoffen, daß die Pforte in die⸗ ser Wahl einen neuen Beweis der Sorgfalt sehen werde, welche sie dafuͤr tragen, den kuͤnftigen Verbindungen der sel⸗ ben mit Griechenland eine sichere Garantie zu geben. Die drei Bevollmaͤchtigten haben die Aufmerksamkeit der Pforte noch auf einen andern wichtigen Gegenstand zu leiten, der eine der Bestimmungen des letzten Protokolls bildet. Obgleich die Insein Kandien und Samos nicht in die Graͤnzen des neuen Staats eintreten und also unabhaͤngig von demselben bleiben sollen, so halten sich die verbuͤndeten Mächte dennoch für verpflichtet, den Bewohnern derselben Sicherheit gegen et. wanige Belaͤstigungen zu verschaffen, die sie von Seiten der Pforte wegen des von 'eihnen etwa. genommenen Antheils an den fruͤheren Unruhen erfahren möchten. Die drei Kabinette glauben gern, die Ottomanische Pforte werde sich in ihrer einsichts vollen Weisheit selbst uͤber zeugen, daß in Betracht der Bande der Verwandtschaft und der Religion, welche die Griechen dieser Inseln an die Unterthanen des neuen Staates knuͤpfen, eine unparteiische und milde Verwaltung das sicherste