1830 / 141 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Sammlung von alten Manuscripten und Drucksachen fuͤr eine Summe von 150,000 Rubeln angekauft.

Im Gouvernement Wjatka giebt es 40 Fabriken und Manufakturen; nämlich: eine Tuchfabrik; eine Leineweberei; eine Kumatsch⸗Fabrik; (Kumatsch ist eine Gattung baumwolle— nen Zeuges) 4 Gerßereien, die im Jahre 1823 90 Arbeiter be— schaftigten und 15,520 Stuͤck Juchten zubereiteten; 6 Papier— Fabriken, die im genannten Jahre mit 403 Arbeitern 38,810 Rieß Papier lieferten; Talg- und 5 Seifensiedereien; 5 Pottaschsiederejen, eine Kupferhuͤtte, eine Glockengießerei und 11 Gußeisen- und Eisen-Fabriken. Die Industrle der Bau—

ern besteht in Verfertigung von Leinwand, grobem Tuch,

Leder, Birkendͤl und allerlei Holz- und Eisen-Waaren, theils zu ihrem eigenen Gebrauch, theils zum Verkauf in Städten. Von ihrer Leinwand verkaufen sie außerhalb der Graͤnzen des Gouvernements nicht weniger als 3 bis 5 Millionen Arschien, wobei man 10 bis 15 Millionen Arschien anneh— men kann, die sie selbst verbrauchen. Von Birkenoͤl fuͤhren sie jaͤhrlich 30 bis 40,900 Eimer aus. gn g n r r e l ch.

Paris, 14. Mai. Der Dauphin wird morgen aus Toulon hier zuruͤckerwartet. Der See-Minister langt be— reits heute wieder in dieser Hauptstadt an.

Der Koͤnig und die Koͤnigin beider Sieilien trafen am

11ten in Amboise, zwischen Tours und Blois, ein und be—¶

nutzten die wenigen Augenblicke ihres dortigen Aufenthalts zur Besichtigung des Schlosses, dessen Kapelle und Gärten, von wo aus Hoͤchstdieselben besonders die herrliche Aus icht auf die Loire und deren Ufer bewunderten. Ihre Majestäͤ—

ten werden morgen in Rambouillet und uͤbermorgen in hie⸗

siger Residenz erwartet. Am 17ten speisen die Höͤchsten Herr— schaften, sammt dem Prinzen von Salerno und der Orléans, schen Familie, in den Tuilerieen mit dem Koͤnige and den Mitgliedern des Koͤnigl. Hauses. Die Tafel (von 21 Cou— verts) wird in der Dlanen-Gallerie aufgeschlagen seyn; an einer zweiten Tafel von 52 Couverts werden die großen Hof— Chargen, die Staats-Minister und das diplomatische Corps speisen. Die Geruͤchte von einer bevorstehenden Mobisication

des Ministeriums erhalten sich, obgleich die Gazette de France

sie aus den von ihr aufgesteilten Gründen fuͤr abgeschmackt haͤlt. Die Quotidienne erklart sich fuͤr eine solche Veraͤn, derung, da sie sich schmeichelt, daß dieselbe zu Gunsten ihrer Partei ausfallen wuͤrde. Das Journal du Tommerce seiner— seits spricht von dem Eintritte der Herren von Berbis und Debelleyme in das Ministerium. Mittlerweile meldet die Gazette, daß sie fortwährend uͤber die von den Wahlen zu erwartenden Resultate Privatbriefe aus den Provinzen er— halte, die sie zu dem Glauben berechtigten, daß die royalisti—

sche Sache in manchen Departements zwei bis drei Deputirte

gewinnen werbe. Ein Oppositionsblatt bemerkt hierauf: „Wir koͤnnten mit gleichem Rechte das Gegentheil behaup— ten; indessen begnuͤgen wir uns mit der Bemerkung, daß die Gazette heute ganz dieselbe Sprache als im Jahre 1827 fuuͤhrt; damals wie jetzt hatte sie keinen andern Zweck, als die Schwachen und Unentschlossenen einzuschuͤchtern, indem sie

ihnen den unbezweifelten Sieg einer gebrechlichen Verwaltung

ankuͤndigte.“

„Die Rente“, äußert die Gazette de France, „ist gestern von z- Fr. 5 Cent. auf 82 Fr. 80 Eent. gestiegen. Es hieß nämlich an der Bsrse, die von zwei Blaͤttern ange— kuͤndigte Modification des Ministeriums werde nicht stattfän— den, und dieses Geruͤcht, so wie nicht minder das von der am naͤchsten Montag zu erwartenden Aufloͤsung der Kammer, haben dazu beigetragen, den Cours der Staatspapiere wieder zu heben.“ .

In einem zweiten Artikel uͤber die auswaͤrtige Politik Frankreichs aͤußent der Globe unter Anderm; „Wir haben dargethan, daß Frankreich seit zwöoͤlf Jahren nur in Zwecken, welche das Innere betrafen, nach außen hin gehandelt hat. Daß dies ein großer Uebelstand sey, dem baldigst abgeholfen werden muͤsse, wird Niemand, der die Interessen seines Lan— des erkennt und liebt, in Abrede stellen, aber es wuͤrde irrig

und zugleich ungerecht sey, wenn man die Schuld davon

nur den verschiedenen Ministerien, welche wir in biesem Zeit raume gehabt haben, beimessen wollte. Die Indifferenz der

Kammern und des Landes für die auswaͤrtige Politik sind

eben so gut daran schuld. Diese der Nation, ihren Repraͤ⸗ sentanten und den Ministern gemeinsame Gleichguͤltigkeit ist die wahre Wurzel des Uebels. Eine folche Erscheinung ist keine neue Krankheit in der Geschichte der Völker. Meh— re sind dadurch untergegangen, andere sind davon genefen.

se kann durch verschiedene Ursachen herbeigefuͤhrt werden;

es giebt aber ein Zusammentreffen von Umstaͤnden, wel⸗ ches dieselbe zur unvermeidlichen Folge hat, wenn naͤmlich ein Volk im inneren Zwiespalt liegt, ohne von außen bedroht zu seyn. Es hat Voͤlker gegeben, die im Innern getrennt wa⸗ ten und sich durch die von außen drohende Gefahr nicht von ihren inneren Kaͤmpfen ableiten ließen; andere wurden durch die Gegenwart der Gefahr aus ihrer politischen Gleichguͤl⸗ tigkeit gerissen und fanden dem Feinde gegenuͤber den Sinn fuͤr ihre auswaͤrtigen Interessen wieder. Dagegen ist noch niemals erlebt worden, daß eine in ernsthaftem inneren Zwie⸗ spalt liegende und von außen nicht bedrohte Nation sich thaͤtig mit der Sorge fuͤr ihre Größe beschaͤftigt haͤtte. In diefer Lage befinden wir uns seit zwoͤlf Jahren. Im Innern haben wir einen Kampf zwischen der Kröne und deim Lande uber die Graͤnzen der Freiheit und der Staatsgewalt; nach außen hin genießen wir der tiefsten Sicherheit, die durch die Anstren— gungen eines gigantischen Krieges und durch das Interesse, welches Europa an unserm Daseyn hat, hinreichend verbuͤrgt ist. Unter diesen Umstaͤnden war das, was geschehen ist, unvermeidlich; die Aufmerksamkeit und Energie der Nation mußte sich auf die innere Frage richten und die innere Po⸗ litik alles absorbiren, so daß weder Gedanken noch Leiden schaften fuͤr die auswaͤrtigen Interessen uͤbrig blieben. Diese

was Natuͤrliches, aber darum nicht weniger ein Uebel, das bei laͤn⸗

Staates in Gefahr bringen muß. Wenn im Innern einer Nation Zwiespalt herrscht, so muß sie vor allen Dingen den— selben beizulegen suchen, aber auch nicht vergessen, daß diese Sorge nur eine vorübergehende, durch außerordentliche Um— staͤnde herbeigefuͤhrte, seyn darf. Dauerte dieser Zwiespalt ei⸗ nes Volks aber so lange fort, daß es sich daran gewoͤhnte, seine innere Organisation als seine einzige Angelegenheit zu betrachten, so würde Alles verloren gehen; denn da ein solches Volk sich nicht mehr als ein thaͤtiges Mitglied des Voͤlker— Vereins betrachten duͤrfte, so wuͤrde dasselbe bald das Spielwerk und die Beute der uͤbrigen Nationen werden. An dieser Klippe ist Athen mit so vielen anderen Re⸗— publiken gescheitert, und Aehnliches befuͤrchten wir fuͤr Frankreich bei laͤngerer Fortdauer der inneren Spaltungen und des Vergessens seiner politischen Interessen. Das Ge⸗— sagte findet in keinem Falle auf die gegenwartige Lage Frank— reichs Anwendung. Diese Lage ist seit dem 8. August zu ernst, um nicht die ganze Aufmerksamkeit des Landes zu ver⸗ dienen. Aber das ausschließliche Interesse fuͤr seine inneren Angelegenheiten, an welches sich das Land durch ein Aufein⸗ anderfelgen solcher Krisen gewohnt hat, ist darum nicht weni⸗ ger gefährlich, und auf diese Gefahr wollten wir dasselbe auf⸗ merksam machen n

Das Journal des Débats und der Courrier frangais enthalten in außerordentlichen Supplementen ein von der Gesellschaft „Hilf dir, so wird dir der Himmel hel⸗ fen“ verfaßtes Handbuch fuͤr die Waͤhler, welches die wich— tigsten gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften fuͤr die Deputirten-⸗ Wahlen enthaͤlt. Der Con stitutionnel ver⸗ spricht, dasselbe morgen mitzutheilen, und mehrere andere Oppositions-Blaͤtter geben Auszüge daraus. Die Gazette de France betrachtet die Bekanntmachung dieses von meh⸗ reren Rechtsgelehrten zusammengestellten Aktenstuͤckes als die erste Handlung des leitenden Auͤsschusses zu den bevorstehen⸗ den Wahlen. Die Charte und die Gesetze und Reglements, meint sie, waͤren das beste Handbuch zu dem Wahl⸗Geschaͤfte und staͤnden Jedermann zu Gebote; es beduͤrfe sonach nicht noch einer besonderen Anweisung, um die Waͤhler ihre Pflichten zu lehren; uͤbrigens verdiene es bemerkt zu werden, daß jenes Handbuch von allen liberalen Blaͤttern ziemlich zu gleicher Zeit gegeben werde, so daß eine Verabredung gar nicht mehr zu bezweifeln sey. „Der Wille des leitenden Aus— schusses“, so schließt die Gazette, „geht also sogar dem Willen des Monarchen voran; die Wahlen haben n be⸗ gonnen, und die Kammer ist noch gar nicht einmal aufgeloͤst. Zu keiner Zeit hat man sich noch mit solcher Frechheit uͤber die Charte, die Gesetze, die Behörde und die oͤffentliche Ruhe und Ordnung hinweggesetzt.“ ö

Der Temps aͤußerte gestern, die Gazette de France werde nur fuͤr einen Leser (Herrn von Villele) geschrieben. „Auf diese ungereimte Behauptung“, bemerkt heute die Ga⸗ zette, „erwiedern wir nur eins, daß wir namlich in den Provinzen 2000 Abonnenten mehr als das Journal des a und nur 2000 weniger als der Constitutionnel aben. . Der Erzbischof von Marseille hat wegen der bevorstehen⸗ den Expedition gegen Algier in seiner Dißeese öffentliche Ge⸗

bete fuͤr den Sieg der Franzöͤsischen Waffen angeordnet.

Gleichguͤltigkeit gegen die auswaͤrtigen Angelegenheiten ist also et

gerer Dauer nicht nur die Macht, sondern sogar die Existenz eines

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Das Dampfschiff „Sphinx“ hat, dem Moniteur zu— folge, die Sahrt von Tonlon nach Algier und zuruͤck in vier agen gemacht. - 6. Eid 3 der noch in Morea befindlichen Franzoͤsischen Truppen wird nach Frankreich zuruͤckkehren. Das 2fste Linien⸗Regiment soll durch das 37ste, und die beiden Corps der Artilleristen und Minirer sollen, mit Ausnahme der Of— siziere, die in Morea bleiben, durch andere ersetzt werden.

Der designirte diesseitige Gesandte bei den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, Herr Roux de Rochelle, bisher Gesandter in Hamburg, hat sich am 11ten d. auf dem Ame⸗ rikanischen Paketboot „Frankreich“ in Hüvre nach New⸗ York eingeschifft. Am Bord dieses Schiffes befinden sich auch 110 Auswanderer aus dem Elsasse und dem Wuͤrtem—⸗ bergischen. . .

Der hiesige Koͤnigl. Gerichtshof bestaͤtigte gestern das zuchtpolizeiliche Erkenntniß, welches die Herren Roche und Rapilly, Herausgeber und Drucker der Memoiren des Con— vent-Mitgliedes Levasseur, zu resp. 4Amonatlicher Haft und 1000 Fr., und Zmonatlicher Haft und 300 Fr. Strafe con⸗ demnirte. .

In derselben Sitzung beschäftigte der gedachte Gerichts— hof sich auch mit der Appellation des Herrn von Genoude, Eigenthüͤmers der Gazette de France, gegen das Erkenntniß des Zuchtpolizei-Gerichts, das ihn wegen Verunglimpfung des Barons Mächin zu 14taͤgiger Haft und einer Geldbuße von 500 Fr. condemnirt hatte. Da weder Hr. v. Genoude, noch sein Advokat, sich stellten, so wurde der Appellant con— tumazirt und das erste Urtheil bestätigt. Herr v. Genoude— kann jetzt noch innerhalb fuͤnf Tagen gegen dieses Contumaz— Urtheil Einspruch thun.

Nachdem der Redacteur der „Gazette des (coles“, Herr Guillard, wegen eines von ihm abgefaßten ungebuührlichen Zeitungs-A Artikels, vor den Nath der Universitaͤt, deren Mit— glied er war, geladen und von dieser Behörde seines Postens fuͤr verlustig erklaͤrt worden, sollte, den bestehenden Gesetzen gemaͤß, dieses Urtheil demselben von dem Koͤnigl. Gerichts— hofe öffentlich kund gemacht werden. Diesem widersetzte sich aber Herr Guillard, und der General-Prokurator stand von der Vorlesung des Erkenntnisses ab. In Folge dessen hat jetzt der UniversitaͤtsRath Herrn Guillard auf morgen aber— mals vor seine Schranken geladen.

Herr Sautelet, verantwortlicher Geschaftsfuͤhrer des

„National“ und Chef einer der ersten hiesigen Buchhandlun—

gen, ein junger Mann von kaum 30 Jahren, hat sich er— schossen; er wurde gestern fruͤh todt in seinem Bette gefunden.

Der verantwortliche Herausgeber des in Boulogne er— scheinenden „Annotateur“ und der Verfasser eines in diesem Blatte enthaltenen Artikels, worin aufs Neue der Plan zu einem Stener-Verweigerungs-Vereine fuͤr das Departement des Pas-de-Calais nebst Erläuterungen bekannt gemacht wurde, sind, nachdem sie in erster Instanz freigesprochen, von dem Königl. Gerichtshofe zu Dougi in zweiter Instanz zu einmonatlichem Gefaͤngniß und einer Geldbuße von I06 Fr. verurtheilt worden.

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. In seinem (vor— 86 erwahnten) am 11. Mai im Unterhause gehaltenen ortrage uͤber die Abschaffung der Stelle eines Lord-Lieute— nants von Irland sagte Herr Hume unter Anderm auch noch: „Bei der gegenwartig bestehenden Weise, Irland zu regieren, kann kein Irlaͤnder dasselbe Gefuͤhl von Unabhaͤn— gigkeit haben, das ein Englaͤnder oder ein Schotte hat; er muß vielmehr sein Vaterland in das Verhaͤltniß einer unter— Neordneten Provinz oder eigentlich einer Kolonie erniedrigt sehen. Irland wird gerade so regiert, wie Jamaica oder eine andere unserer Kolonieen. er General⸗ Gouverneur wird in dem letzten Falle vom Koͤnig im Rathe ernannt und besindet sich unter der Kontrolle des Kolonial⸗Secretairs, wahrend im ersten Falle der Lord-Lieutenant eben so ernannt wird und sich unter der Kontrolle des Secretairs fuͤr das 8. befindet.“ Hauptsaͤchlich suchte Herr Hume in einer Rede darzuthun, daß erst seit der Unlon mit Groß— britanien Irland an innerer Energie gewonnen habe und da— her noch mehr gewinnen wurde, wenn Alles wegfiele, was jezt noch Trennendes und Unterscheidendes in Irland vor⸗ handen sey. Lord F. . Gower 4ußerte in seißtr Erwiede⸗ rung, daß Herr Hume seine Unkenntniß des Irlaͤndischen Volks dargethan habe, wenn er von demselben glaube, es halte seine Unabhängigkeit fuͤr geschmaäͤlert, weil ein Lord-⸗Lieutenant daselbst residire, der das Land gleich— sam in das Verhaͤltniß einer Kolonie stelle. Im Gegen theile wuͤrde man es in Irland jetzt fuͤr eine harte Calami⸗

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taͤt ansehen, wenn der Lord-Lieutenant mit einem Male ab— berufen werden sollte. Hr. Spring Rice bemerkte dar⸗ auf: „In Dublin freilich wird man diesen Vorschlag fuͤr unpopulair erklaren, allein das Volk von Irland im Allge— meinen ist, wie ich die sichere Ueberzeugung habe, einer sol— chen Regierungs-Veraͤnderung keinesweges so abhold. Selbst das, was der edle Lord (Gower) gesagt hat, scheint mir ein Beweis dafuͤr, daß auch die Minister den Gegenstand nicht von einem Gesichtspunkte aus betrachten, der dem Vorschlage des Mittgliedes fuͤr Aberdeen so schnurstracks entgegen ist, und es soll mich nicht wundern, wenn sie selbst binnen kur— zer Zeit mit einem ähnlichen Antrage auftreten. Welch ein Uebelstand geht nicht schon aus dem oͤftern Beamten-Wechsel fuͤr Irland hervor. Namentlich ist es der Posten eines Secretairs (jetzt bekantlich von Lord F. L. Gower bekleidet), der den empfindlichsten Veraͤnderungen unterworfen ist; im Durchschnitte ist er bisher immer nür etwa 19 Monate von demselben Individuum bekleidet gewesen. In der Regel wird ein Secretair gerade zu der Zeit, da er eben erst Land Und Ge— schaͤft recht kennen gelernt hat, wieder abberufen, um seinen Posten einem Unerfahrnen zu uͤberlassen. Naͤchst diesem Uebelstande giebt es aber noch einen großeren: es existirt naͤmlich in Ir— land ein kleiner Kreis von Leuten, den man gewoͤhnlich die „Schloß⸗-Regierung Irlands“ nennt. Diese Leute, die gar keinen Ruf haben und ihn auch durchaus nicht verdienen, fuͤhren doch die Zuͤgel der Verwaltung und haben alle wirk— liche Macht in Handen; Werkzeuge der verschiedenen Par— teien, wissen sie die Zwistigkeiten derselben fottwährend zu nähren. Das einzige scheinbar gute Argument, daß ein Lord— Lieutenant zur Aufrechthaltung der Kriminal-Justiz nothwen— dig sey, kann durch die Frage widerlegt werden: warum giebt es nicht auch in Schottland einen Lord-Lieutenant?“ Lord Althorp bemerkte, daß, da der Vorschlag des Herrn Hume nicht geradezu schon die Abschaffung der Stelle verlange, son—⸗ dern erst die Erwaͤgung einer solchen Maaßregel der Regie— rung empsehlen wolle, so habe jedes Mitglied, das nur den ge—

ringsten Zweifel in die Nuͤtzlichkeit des Postens hege, die Verpflich⸗

tung, fuͤr den Vorschlag zu stimmen. „Daß“, sagte der Lord, „uͤber

die Zweckmaͤßigkeit der Abschaffung noch einige Zweifel vor⸗

handen sind, ist nicht zu verwundern, wiewohl ich ganz mit der Meinung des Mitgliedes fuͤr Aberdeen uͤbereinstimme. Denn bei der gegenwaͤrtigen leichten und raschen Communi⸗ eation mit Irland ist es eben so wenig nothwendig, daselbst eine abgesonderte Negierung zu erhalten, als in Schott— land will ich nicht einmal sagen in den noͤrdlichen Graf⸗ schaften Englands. Alle Schwierigkeiten, die uͤbrigens moͤg— licher Weise aus der Abschaffung der Stelle hervorgehen konnten, wurden gehoben werden, wenn man fuͤr die einzel— nen Grafschaften Irlands eben solche Lord-Lieutenants er— üennte, wie sie in den Grafschaften Englands existiren. Ganz abgesehen von dadurch zu bewirkender Geld-Ersparniß, er— warte ich von der vorgeschlagenen Maaßregel viel moralisch Gutes fuͤr Irland, und daram wird ihr meine herzlichste Unterstuͤtzung.“ (Es ist bereits gemeldet worden, daß der Antrag des Hrn. Hume von dem Hause verworfen worden ist.)

London, 15. Mai. Waͤhrend des ganzen gestrigen Tages verweilten die beiden Leibärzte bei Sr. Majestaͤt dem

Könige und sollten dieselben auch die heutige Nacht im Schlosse

von Windsor zubringen. Meldungen von des Koͤnigs Befinden werden taͤglich an den Herzog von Clarence nach Bushy-Park gemacht. er Russische und der Franzoͤsische Botschafter hatten gestern eine Conferenz mit dem * v. Aberdeen, wonaͤchst der Letztere sich zum Herzoge von Wellington in das Schatz—

Amt begab.

Der Badensche Abgesandte, Fuͤrst v. Salm-Krautheim, ist hier eingetroffen und dem Herzoge v. Cumberland vorge⸗

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stellt worden. . Der Kolonial-Minister, Sir George Murray, hat am

19gten d. M. angezeigt, daß die Ausgaben fuͤr die Kolonien

kuͤnftig alljährlich dem Parlamente vorgelegt werden sollten. Ein Negierungs⸗Agent steht im Begriff, nach unsren Nord⸗

Amerikarschen Kolonieen abzugehen, um den Zustand und

Werth der dortigen Kronlaͤndereien zu unter suchen, um einen Theil ihrer Huͤlfsquellen zur Bestreitung ihrer Kosten ver— wenden zu koͤnen. So ist es bereits jetzt durch den Ver—⸗ kauf der Kronlaͤndereien in Ober Canada möglich geworden, dem Lande eine Ersparniß von 350,000 Pfd. jahrlich zu verschaffen. . . eee

Gestern machte Sir J. Graham im Unterhause den angekuͤndigten Antrag auf Vorlegung eines Verzeichnisses aller von den Mitgliedern des Geheimen Conseils im vorigen

Jahre bezogenen Gehalte und sonstigen Einkuͤnfte von Civil⸗ .

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