1830 / 143 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 24 May 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Abhandlung uͤber die Kunstschulen der Griechen. Die l als: Geometrie, Physik. Mechanik u. s. w. Dieser Gewerb— .

Ertheilung der Praäͤmien an ausgezeichnete Schuͤler der Aka— demie uns der Kunst- und Gewerkschulen machte den Be schluß der offentlichen Handlung, nyͤch deren Beendigung die anstoßenden Saͤle geöffnet wurden, wo die ausgestellten Ar— beiten einen sehr befriedigenden Beweis der erfolgreichen Wirk— samkeit der Akademie als Lehranstalt darboten. Es sind Zeich— nungen, Skizzen und Malereien aus den Atteliers der Pro— fessoren Kretschmar, Wach und Begas, des Lehrers Herbig, der Herren Wolf, Mitglieder der Akademie, und Blechen; Zeichnungen und Probedruͤcke aus der Kupferstecher⸗ Schule des Professors Buchhorn; Versuche in Gyps und Marmor aus den Atteliers der Professoren Tieck und Lud— wig Wichmann. Anch von einem Schuͤler Rauchs sieht man Arbeiten, worunter ein anmuthiges kleines Relief, ein Fischer mit einem Knaben. Hieran schließen sich einige von den reisenden Pensionairen der Akademie aus Paris und Ita— lien eingesandte Proben ihrer Thätigkeit; die Arbeiten des akademischen Eleven⸗Instituts, so wie saͤmmtlicher Klassen der Akademie, als hoher Schule fuͤr Kuͤnstler; zahlreich sind be— sonders die Studien nach dem lebenden Modell. Ferner sieht man Proben der Leistungen der Ciselir-⸗Schule und einige von einer akademischen Kuͤnstlerin mobellirte Reliefs. Die drei Klassen der akademischen Zeichnen-Schule lieferten eine reiche Folge von Blaͤttern. Die Kunstschulen zu Magdeburg, Koͤ— nigsberg und Breslau sandten auch diesmal erfreuliche Be— weise ö Thaͤtigkeit. Mit besonderer Befriedigung aber wird man die zahlreichen Zeichnungen, Risse und mobellirte Arbeiten der hiesigen Kunst- und Gewerkschule durchlaufen,

wenn man bedenkt, von welchem wichtigen Einfluß dieser

Theil der Wirksamkeit der Akademie der Kuͤnste fuͤr die Ver— edlung des Gewerbfleißes ist. Die Ausstellung bleibt bis zum 29sten d. täglich von 11 3 Uhr den Besuchen des Publi— kums unentgeltlich geoͤffnet.

Aus Schloß Tworog in Oberschlesien wird gemel—⸗

det, daß Ihre Durchlaucht die Fuͤrstin Luise zu Hohenlohe⸗

Ingelfingen, geborne Prinzessin zu Hohenlohe-Langenburg, am 13ten d. von einer Prinzessin gluͤcklich entbunden worden ist, welche die Namen: Adelheide, Luise, Amalie, Eugenie, So⸗ phie, erhalten wird.

Aus Stettin schreibt man unterm 22sten d.. Die übergroße Frequenz des hiesigen vereinigten Koͤnigl. und

Stadt⸗Gymnasiums, verbunden mit den mannigfachen In— convenienzen, die aus der sehr beschraͤnkten Lokalität des bis—⸗

herigen Schulgebäudes unvermeidlich hervorgingen, hatte bei

den betreffenden Behoͤrden den Wunsch erregt, ein Lokal zu—

gewinnen, welches, allen Anforderungen entsprechend, zugleich eine Zierde der Stadt und der Provinz seyn solle. Die bei—

den Patronate des Gymnasiums, das Koͤnigl. Marienstifts-⸗

Kuratorium und der hiesige Magistrat haben das Gluͤck ge— habt, ihre Bestrebungen in dieser Hinsicht nicht nur durch die Genehmigung des Koͤnigl. Ministeriums der Geistlichen ꝛe. Angelegenheiten, sondern auch durch ein Gnadengeschenk von 10,000 Rthlr. anerkannt zu sehen, welche Se. Majestaͤt der Koͤnig, als Beihuͤlfe zu den sehr bedeutenden Ko— . dieses Baues, huldreichst zu bewilligen geruht ha— en. Um die moͤglichste Garantie zu gewinnen, daß dieser Bau, zu welchem die Zeichnungen und Anschlaͤge von der Koͤnigl. Ober-Bau⸗Deputation gefertigt worden sind, in jeder Beziehung zweckmäßig und tuͤchtig ausgefuͤhrt werde, ist dessen Leitung einer besondern Kommission aus Mitglie— dern der Patronate, der Stadtverordneten⸗-Versammlung und den beiden Regierungs-Bauraͤthen uͤbertragen. Man ist be— a g den Vorarbeiten zur Legung des Fundaments be— tigt. ye, ,, , ,. die schon laͤngst einen der wenigen geraͤumigen Plaͤtze der Stadt verunzieren. Die Provinz wird in dem neu aufzufuͤhrenden Gebaͤude ein neues Denk— mal der landesvaͤterlichen Gnade und des bessern Strebens unserer Zeit nach wahrhafter Aufklaͤrung durch geistige Bil— dung und gemeinnuͤtzliche Gesinnung besitzen.

Aus Er furt meldet man: Zu Schleusingen hat sich am 29. Oetober v. J. nach dem Muster des seit einigen Jah⸗ ren in hiesiger Stadt bestehenden Gewerbvereins auch ein solcher Verein gebildet, dessen Zweck dahin geht, den Bestre— bungen und Leistungen des Kunstfleißes mit sachkundigem und geschmackvollem Urtheile an die Hand zu gehen, auf neue Er— sfindungen und neue Erwerbquellen aufmerksam zu machen und uͤberhaupt dem Betriebe, so wie den Erzeugnissen der Gewerbe, eine hoͤhere Vervollkommnung und weitere Verbrei—

tung zu geben, und eben darum auch fuͤr eine vielseitigere

und ausgebreitetere Kenntniß in solchen Wissenschaften zu

sorgen, welche mit der Gewerbkunde in näherer Vegtehuüg

stehen und zur Vervollkommnung derselben erforderlich sind,

Der Bauplatz sind die Ruinen der abgebrannten

Verein besteht gegenwärtig aus 43 wirklichen Mitgliedern, von welchen sich einige zur Ertheilung eines gemeinnuͤtzigen Untertichts uͤber verschiedene Gegenskaͤnde vereinigt haben. Der Magistrat zu Schleusingen hat dazu ein passendes Lokal eingeräͤumt, und das Unternehmen erfreut sich des offentlichen Veifalls, so, daß bereits an dem Unterrichte in der Geogra⸗ phie 28, an dem in der Geschichte 40, desgl. in der Geome⸗ trie 360, desgl. im Rechnen und Schreiben 40 und endlich an dem Unterricht im Zeichnen 38 Personen Theil nehmen.

Auf den am 10ten, 11ten und 12ten d. M. stattge⸗ habten Fruͤhjahrs⸗Wollmarkt zu Spremberg sind 399 Etr— 23 Pfd. Wolle gebracht und verkauft worden. Sie bestand nur aus Mittelsorten, und wurde fuͤr den Ctr. 44 bis 50 Rthlr. gezahlt. Der Einkauf geschah sehr schnell, und wurde Mangel an Waare fuͤhlbar.

Der diesjaͤhrige Kleesamen⸗Markt zu Harsewinkel (Regierungs⸗Bezirk Muͤnster) siel, was man nach der letzten unguͤnstigen Aerndte dieser Waare nicht erwartete, sehr gut aus, und er ward stark besucht. Es kamen an 290 Sack Samen 250 Pfd ), meistens aus den Rheingegenden, zu Markte. Der Preis war sehr hoch; die schlechtere Sorte ge— gen 40 RNthlr fuͤr den Sack, die mittlere gegen 50 Rthlr. und die beste Sorte bis zu 60 Rthlr. Im vorigen Jahre war der hoͤchste Preis nicht uͤber 23 Rthlr., in den naͤchsten drei Jahren vorher ungefaͤhr nur 18 Rthlr. fuͤr den Sack.

Der Koblenzer Anzeiger enthalt folgenden land⸗ wirthschaftlichen Bericht fuͤr den Mongt April: „Auf den lange anhaltenden Winter hat sich die Fruͤhjahrs-Witterung

gegen Erwarten fruͤh eingestellt. Die Vegetation ist um 2

bis 3 Wochen gegen das vorige Jahr vorangeruͤckt, und selbst die nasse Witterung des Monats April, bei welcher die Tem⸗ peratur immer hoͤher stieg und mitunter hohe Grade erreicht hat, trug vieles dazu bei. Die Bluͤthe des Steinobstes hat sich rasch und schnell entwickelt. Sie war sehr gleichfoͤrmig und verspricht einen reichen Ertrag. Die Bluͤthe des Kern⸗ obstes steht in der Entwicklung. Die Baͤume stehen voll ge⸗ sunder Knospen. Aus mehreren Berichten geht hervor, daß die Wintersaaten sich sehr erholt haben, daß sogar diejenige Frucht, welche im letzten Jahre zu spaͤt eingesäet wurde und nicht gekeimt hatte, jetzt schoͤn und vollkommen hervorkommt. An der Ahr steht der Roggen jedoch sehr schlecht. Die Kohl— saat hat allgemein sehr gelitten, und an den schwachen Pflau⸗ zen bemerkt man wieder eine zahllose Menge kleiner schwar—⸗ zer Insekten, welche die Bluͤthenknospen abfressen. Die Fut—⸗ terkraͤuter, namentlich der Klee, haben sich ganz besonders gut gestellt. Auch die Wiesen gruͤnen sehr reichlich. Ueber den Zustand des Weinstocks gehen von allen Seiten sehr betruͤ— bende Nachrichten ein. An der Ahr ist er ganz erfroren und mußte bis auf den Boden abgeschnitten werden. An der unteren Mosel rechnet man den Schaden auf z des Ganzen. Im Kreis Cochem ist gar kein Herbst zu erwarten. Im

Kreis Zell hat die Rießling-Rebe ganz besonders gelitten, und

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ist bei weitem der groͤßte Theil erfroren. Im Kreis Creuz—

nach ist der Frostschaden bedeutender, als im Winter von 1826 auf 1827. Alte Weinberge sind ganz zerstoͤrt worden. So

weir die Fluͤsse gefroren waren, ist der Schaden allgemein, daher in der Buͤrgermeisterei Boppard weniger, wo der

Rhein nicht zugefroren war.“

Gestern beschloß die Konigl. Kammersaͤngerin Dlle.

Henriette Sontag den Cyklus ihrer Gastrollen auf der hie⸗

sigen großen Opernbuͤhne durch die dritte Darstellung der „Semiramis“ in der Rossinischen Oper dieses Namens. Die Kuͤnstlerin hat sich, eben so wie in Paris und London, auch hier durch die großartige Auffassung dieser Rolle den enthusiastischen Beifall des Publikums erworben, so daß sie bereits nach dem zweiten Akte auf eine rauschende Weise her⸗

vorgerufen wurde. Nach Beendigung der war n n ,, . Wieder⸗

die Kuͤnstlerin zum zweiten Male H f. und beim auftreten mit Blumenkraͤnzen und Gedichten empfangen. Die Aufregung des zahlreich versammelten Publikums, so wie die ganz unverkennbare Rührung der Kanstlerin selbst, verhinderten sie Anfangs, ihren Gefuͤhlen Worte zu geben. Als es ihr endlich gelang, sich vernehmen zu lassen, sprach sie auf bewegte Weise ihren Dank fuͤr die freundliche Guͤte, die ihr in ihrer uͤberaus theuern zweiten Vaterstadt zu Theil ge⸗ worden sey, aus, wobei sie zugleich die erfreuliche Hoffnung erregte, sie nicht fuͤr immer von Berlin scheiden zu sehen. Doch nicht das Publikum allein, auch die Mitglieder der

Koͤniglichen Buͤhne zollten der gefeierten Kuͤnstlerin an diesem Tage den Tribut der Anerkennung ihrer ausgezeichneten Ta⸗ lente. Zuerst erschien Herr Bader, als Repraͤsenta nt der

Oper, und trug folgende Verse vor:

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Den vielen vollen Kraͤnzen,

Die Du errungen und ersungen

Im frohen Dienst' Euterpens, .

Den Kraͤnzen von der Themse, Se ne,

Den Kraͤnzen aus dem Deutschen Vaterland, Laß' mich den meinen fuͤgen!

Ein Priester auch der hohen Muse,

Bring' ich ihn Dir,

Sie hat ihn selbst geweih't; Zur Schwester nimmt sie Dich mit Freuden auf,

Denn Du gehoͤrst ihr ganz;

Musik ist all. Dein Leben,

In reinen Toͤnen webst Du,

Lebst Du,

Verkoͤrperter Gesang,

Gesanges Seele;

Du bist Euterpens juͤng're Schwester, Ja, ihr gehoöͤrst Du ganz.

So nimm ihn

Der Saͤnger wollte die Kuͤnstlerin eben mit dem goldenen Lor⸗ beer bekraͤnzen, als von der entgegengesetzten Seite Mad. Wolff, als Repräsentantin des recitirenden Schauspiels vortrat und eben so bewegt und . einfiel:

Hatt! Ehre der Muse, Die Dich gesendet; Aber nicht ganz; Darf die Holde ihr gehoren, Denn sie gehoͤrt ihr nicht allein. Eben so bedacht' sie guͤtig Pol'hymnia mit redender Geberd.e, Und Thalia Gab ihr anmuthige Scherze, Und Melpomene Lieh ihr der Thraͤnen Unwiderstehlich Heilige Gewalt Schmuͤcke die vielfach begabte Selt'ne, Vortreffliche Schmuͤcke sie mit dem Kranze Euterpens. Mich doch lasse . Dreisacher Krone Blumenduft Auch ihr bringen, Denn nuch uns gehoͤrt sie, Groß in dem selt'nen Vereine, Wie außer ihr keine. Waͤhrend hierauf beide Kuͤnstler die scheidende Saͤngerin bekraͤnzten, sang Herr Bader folgende Abschiedsworte: Auf diesen Kraͤnzen throne Ruhm und Gluͤck, Kehr' uns dereinst in Heiterkeit zuruͤck; Bis dahin weile, hold und rein und mild, Fest uns im Geiste Deiner Anmuth Bild. Unter rauschenden Beifalls-Aeußerungen des Publikums fiel der Vorhang. Spaͤt am Abende wurde darauf noch der

Kuͤnstlerin eine Musik vor ihrer Wohnung gebracht.

Dem Vernehmen nach ist Dlle. Sontag heute fruͤh um 3 Uhr von hier nach Warschau abgereist und gedenkt schon morgen zu Posen, wo man ihrer Ankunft mit gespannter Erwartung entgegen sieht, sich wieder hoͤren zu lassen.

Vermischte Nachrichten.

*. Die en, Zeitung enthalt unter der Ueber—

auf die Industrie im Kanton Neuen— burg“ Nachstehendes: „Wenige Gegenden bieten einen sprechenderen Beweis von der Wunderkraft der Industrie dar, als die kleine Schweizerische Landschaft Neuenburg. Hohe Alpenthaͤler, wo der Winter sieben bis acht Monate lang dauert, und wo kein Obstbaum waͤchst, sind mit Ge— bäuben wie besaͤet und beherbergen eine zahlreiche und wohl—

habende Population. Lachauxdefond, wo vor 240 Jahren

erst ein Paar Haͤuser standen, zaͤhlt jetzt uͤber 6090 Einwoh⸗ ner. Diese Umwandlung verdankt die rauhe Gegend fast ausschließlich der Industrie, und namentlich zwei Fabrikations— zweigen, dem Spitzenkloͤppeln und der Ührmacherei. Der

ganze Kanton hat 50 52,000 Einwohner, und davon sind

etwa 4009 Uhrmacher und 5 6000 Spitzenkloͤpplerinnen. Nicht leicht hatte auch die Betriebsamkeit gluͤcklicher in der Wahl des Gegenstandes seyn koͤnnen. Freilich wird das Ma— terial aus der Fremde bezogen, und das Fabrikat muß ein— 1 im Auslande seine Abnahme suchen. Kein Industriezweig erhoͤht aber in solchem Grade den Werth des Urstoffs; wenige

machen so sehr die Anwendung persoͤnlicher Geschicklichkeit moͤglich, erregen so sehr kuͤnstlerisches . 36 6 daher eher die Besorgniß, die Menschenhand moͤge durch Maschinen ersetzt werden. Und dann nehmen Spitzen und Taschenuhren bei sehr großem Werthe einen so kleinen Raum ein, daß keine Waare leichter aller Prohibitiv⸗Maaßregeln spotten, we⸗ niger durch Frachten vertheuert werden kann und ungehinderter also aus einem kleinen und abgeschlossenen Lande Kber die ganze Erde verbreitet werden mag. Vielfache Besorgnisse werden indessen zumal jetzt geaͤußert: die gekloͤppelten Spitzen sollen nimmermehr mit den Maschinenspitzen, die England in Unzahl und so spottwohlfeil liefert, konkurriren koͤnnen; Viele sehen schon den volligen Untergang dieses so wichtigen Ge⸗ werbes fuͤr unabwendbar an und klagen laut, daß jemals ih re Mitbuͤrger ihren Unterhalt auf einen so unsichern Er— werb gegruͤndet haben. Unstreitig ist die gegenwaͤrtige Be⸗ draͤngniß dieser Fabrikation keinesweges mit den eine jede zu— weilen treffenden Stockungen zu vergleichen. Wenn es aber schon unziemend ist, uͤber einen Genuß zu klagen, weil er nicht ewig dauern mag, so sollte man uͤberdies sich leicht uͤberzeu⸗ gen, daß sich manche Aussicht darbietet, der drohenden Ge— fahr zu entgehen. Als vor etwa 20 Jahren durch die Her, ren Japy und Beaucourt die Verfertigung der rohen Uhren— theile oder Ebauschen aufkam, so daß sie 50 verschiedene Theile einer Taschenuhr fuͤr eben so viele Kreuzer lieferten, glaubte man auch die Neuenburgische Uhrmacherei zu Grunde gerich⸗ tet. Wirklich war man gezwungen, alle Ebauschen von da zu beziehen; im Val de Luz wurde zwar eine aͤhnliche Fabrik er— richtet; immerhin verloren alle Arbeiter, die bis dahin jene Stuͤcke verfertigten, ihre fruͤhere Beschäftigung. Bald fand man aber, daß jene Erfindung nur eine Veraͤnderung der Arbeit nothwendig mache; daß nur desto mehrere sich nun lediglich mit der Vollendung, Zusammensetzung und Replirung abgeben muͤssen, daß weit mehrere dabei Beschaͤftigung finden muͤssen, weil die Uhren durch jene so große Forderung der rohen Arbeit wohlfeiler wurden und der Absatz deshalb sicht⸗ bar stieg. Die Uhrmacherei beschaͤftigte daher bald mehr Ar— beiter, als zuvor; die jetzt kuͤnstlichere Arbeit fand bessern Lohn, und die angespornte Geschicklichkeit hatte zur Folge, daß man noch auf andere verwandte Arbeiten, auf Ver— fertigung von mathematischen und Uhrmacher-Werkzeu— gen verfiel, und spaͤter, daß man die Vortheile mög⸗— lichst guter und fleißig gearbetteter Werke immer mehr ein—

sah und diese sich angelegen seyn ließ. Und so ist es gekom⸗— men, daß, troß jener fremden Maschinen und Fabriken, die

Neuenburgische Uhrmacherei jetzt fast blühender ist, als je. Nichts ist verkehrter und unheilbringender, als den Fortschrit⸗ ten des Menschlichen, und dahin gehören neue wirksame Ma— schinen, gewaltsam widerstehen zu wollen. Sind solche da, so bleibt nichts uͤbrig, als sie bald und bestens zu benutzen, oder auszuforschen, was die Maschine nicht leisten kann, oder aber zeitig und ohne Widerstreben eine andere Beschaͤftigung zu ergreifen. Und nahe Beispiele lehren auch hier, daß diese Auswege selten so sehr schwierig sind. Die neue Maschine leistet in der Regel weit weniger, als man sich anfangs da— von verspricht, und Manches vermag sie gar nicht. Dies bestaͤtigt auch die neulich in Muͤhlhausen erfundene Stickma—⸗ schine, die so gewaltige Besorgnisse im Appenzellerlande er⸗ weckt. Der Luxus erlaubt ferner stets, was theuer seyn muß, und solches also, was eine Maschine nicht liefern kann. Dem geschickten Arbeiter bringt er also immer wieder neuen Stoff zur Beschäaftigung, die bezahlt werden muß. Lange warnt übrigens das gefaͤhrdete bisherige Geschaͤft den gewoͤhnlichen Arbeiter durch allmaͤlich sinkende Lohne und mahnt ihn, zu andern uͤberzugehen. So schwand seit 20 und mehr Jahren schon zusehens der Verdienst der Kloͤpplerinnen; keine aber wurde ploͤtzlich brodlos, vielen wurde das Brod nur immer sparsamer zu Theil und die Zahl der Arbeiterinnen nimmt nun allmalich ab, indem sich wenige der bisherigen Beschaͤf— tigung ergeben. Einem fleißigen und erfinderischen Volke kann es endlich nie an andern Aushuͤlfen fehlen. Kopf und Haͤnde gehen ja durch keine Erfindung verloren. Man scheint zwar wenig darauf bedacht, die Englischen Maschinen einzu— fuͤhren, vielleicht weil man zu lange damit gezoͤgert zu haben meint; dagegen sucht man einen Spitzengrund zu ersinnen, den so leicht keine Maschine nachahmen mag, und der vom

Reichen daher vorgezogen wuͤrde; oder in den geaͤnderten Be—

duͤrfnissen der Menschen einen neuen i n 6, Beschaͤftigung zu finden. Vor zwei Jahren hat eine Gesell— schaft angefangen, in Valdetravers die , feiner leberner Handschuhe einzufuͤhren, deren Konsum seit einiger Zeit so ungemein zunimmt; und bereits beschaͤftigen sich viele Arbeiter damit, und das neue Gewerb verspricht den besten

Fortgang.“