1830 / 145 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ganz besondere Wichtigkeit auf die Bittschriften der

Städten gegen die Katholiken eingekommenen Petitio— nen trugen uͤbrigens ganz andere Unterschriften, als

Unterschied zwischen den Bittschriften dieses und des vorigen

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darauf: abe dem Hause die Bittschrift der Kaufleute, e , ,,,, anderer Einwohner der Tity von London zu uͤberreichen, die saͤmmtlich darum nachsuchen, daß man den Juden gleiche bürgerliche Rechte mit allen uͤbri⸗ gen Britischen Unterthanen ertheile, und beeile ich mich, die befondere Aufmerksamkeit des Hauses darauf hinzulenken. Da der Gegenstand in der heutigen Sitzung aus fuͤhrlicher vorkommen wird, so will ich mich vorlaͤufig auf die Bemer⸗ fung beschraͤnken, daß diese von 14,009 Einwohnern unterzeich⸗ nete Petition zu den achtbarsten gehört die jemals von Lon— don ausgegangen sind. Sie ist naͤmlich von 2609 Kauf⸗ leuten, 2 Banquiers, 11 Bank-⸗Direktoren, 1100 Doktoren per Medizin und anderen praktischen Aerzten und 500 Gerichts- Procuratoren unterzeichnet. Wenn sich keine Ad vo⸗ katen dabei befinden, so kommt es daher, daß dieser Stand eine eigene Bittschrift durch Hrn. Brougham will uͤberrei⸗ chen laffen. Ein sehr vollguͤltiges Zeugniß ist diese Petition, da sie von einer großen Einwohner-Klasse kommt, unter der die Juden wohnen, denen sie, wiewohl in vielen ande— ren Punkten abweichender Meinung, doch. einmuͤthig zugesteht, daß sie durch ihr Betragen als Britische Unterthanen sich Anspruͤche auf Gleichstellung ihrer Rechte mit denen aller an⸗ deren Unterthanen erworben haben. Von den in Großbrita— nien befindlichen Juden wohnen allein 18,000 in London, und so weit ich selbst diese Leute kenne, kann ich ihnen das Zengniß geben, daß sie, weit davon entfernt, ihr Interesse von dem der Nation zu trennen und als ein abgesondertes zu betrach⸗ ten, vielmehr an Allem, was das allgemeine Wohl hefoͤrdern, die Segnungen der Erziehung verbreiten und zu National⸗ Verbesferuugen beitragen kann, den herzlichsten Antheil, eben so wie ihre christlichen Mitbuͤrger, nehmen. Daß diese Meinung ganz allgemein verbreitet ist, wird schon da⸗ durch bewiefen, daß, wiewohl man der zu ihren Gunsten be⸗ absichtigten Maaßregel die größte Pubiizitaͤt verliehen hat, doch nicht ein einziges Beispiel vorgekommen ist, daß eine

Bittschrift gegen die Bill eingereicht wurde (Hoͤrt, hoͤrt!) Die dem Haufe vorliegende Maaßregel sehe ich nicht als cine

solche an, die auf die allgemeine Politik des Landes den min— desten Bezug hat, vielmehr betrachte ich sie als einen bloßen Att der Gerechtigkeit gegen einen Theil unserer Mitbuͤrger, den kein erweislicher Grund von der Theilnahme an unseren Rechten ausschließen kann.“ Auf den Antrag, daß die uͤberreichte Bittschrift vorgelesen und gedruckt werde, bemerkte General Gascoyne, daß er zwar dawider nichts einwenden wolle, doch musse er sich entschieden gegen das Gesuch der Bittstesler erklaͤren. „Es ist,“ sagte er, „hier bemerkt worden, das keine einzige Bittschrift gegen die Maaßregel eingekommen sey; das kommt aber blos daher, weil Niemand im Lande daran glaubt, daß das Haus ernst⸗ lich Willens sey, sie durchgehen zu lassen. Man scheint

Lity von London und anderer großen Städte legen zu wollen; als jedoch von denselben Staͤdten im vorigen Jahre Petitionen wider die Katholiken eingingen, behandelte man sie nicht mit gleicher Freundlichkeit und Achtung; vielmehr wurde gesagt, sie seyen das Resultrat der Unwissenheit und der Bi— gotterie. Ich will mich vorlaͤufig uͤber den Gegenstand nicht weiter auslassen; wenn jedoch ein edler Lord ( Killeen) ge⸗ jagt hat, er mache sich anheischig, zu beweisen, daß die Eman⸗ cipation der Juden dem . foͤrderlich seyn wuͤrde, so moͤchte ich doch in der That gern, um etwas daraus * lernen, diese Beweis- Gründe hoͤren, inzwischen duͤrften sie dem edlen Lord wohl ein wenig schwer werden.“ Hr. OcEonnell erwiederte; „Der edle Lord meinte blos, daß das Prinzip des Christenthums dadurch gefoͤrdert werden durfte, und ich, der ich von gleichem religiosen Belenntnisse mit dem edeln Lord bin, thetle auch in dieser Hinsicht seine Gesinnungen. Die im vorigen Jahre aus den großen

die jetzigen, und zeugten sie auch nicht gerade von Unwiffenheit, so thaten sie doch einen Mangel an Kennt⸗ nissen dar und konnten eine gewisse bigotte Farbe durchaus nicht verlaͤugnen.“ Ein Mitglied bemerkte, der

ahres bestaͤnde darin, daß sie sich dieses Mal alle auf einer * befaͤnden. Wenn das tapfere Mitglied fuͤr Liverpool (Gen. Gascoyne) der Meinung ware, es wuͤrde schwer seyn, zu beweisen, daß die Emancipation der Juden dem Christen⸗ thume förderlich sey, so duͤrfte es doch noch weit schwerer seyn, darzuthun, daß das Christenthum dadurch in seinen Prinzipien auf irgend eine Weise gekraͤnkt werde. Nachdem die Bittschrift der City verlesen und zum Druck verordnet

schrift der Londoner Advokaten, unter denen sich, wie er sagte, nicht blos die ausgezeichnetsten ihres Standes, sondern auch die Bekenner aller christlichen Confessionen befanden. Naͤhme auch das tapfere Mitglied fuͤr Liverpool ein Aerger⸗ niß daran, so muͤsse er doch bemerken, daß saͤmmtliche Bitt⸗ steller der Meinung seyen, die buͤrgerliche Gleichstellung der Juden mit allen anderen Unterthanen wuͤrde weder den wohlthuenden Grundsaͤtzen des Ehristenthums, noch der Kraft und Sicherheit der Regierung im Wege seyn. Herr Calvert meinte, er habe nicht sowohl gegen die Bill, als dawider Einwendungen zu machen, daß das System der Gleichstellung nicht auch zu gleicher Zeit uͤber die Quaker aus⸗ gedehnt werde, die es im hoͤchsten Grade verdienten. Da err Brougham entgegnete, man brauche darum nicht eine lasse von Unterthanen von einem Rechte auszuschließen, weil eine andere nicht zugleich mit eingeschlossen sey, so er— klaͤrte Herr Calvert, es sey seine Absicht, dem Hause die Aufgabe zu stellen, inwiefern gewisse Lente bei ÜUeberneh—⸗ mung von Aemtern und Parlaments-Sitzen der Eide ganz entbunden werden koͤnnten (Hort, hoͤrt!! Ein ehrlicher Mann werde durch sein bloßes Wort gebunden, ein unehrlicher aber auch durch einen Eid nicht. . R. Grant ertheilte darauf dem Herrn Calvert die Versicherung, daß, wenn der⸗ selbe ihm nur fuͤr die jetzt von ihm eingebrachte Maaßregel seine Unterstuͤtzung leihen wolle, er spaͤterhin auch herzlich gern ihn unterstuͤtzen wolle, wenn es sich darum 6 den Quäkern ebenfalls buͤrgerliche Freiheiten zu ertheilen. Meh⸗ rere Bittschriften aͤhnlichen Inhalts, unter Anderm auch von 4000 Einwohnern der Stadt Leeds, wurden alsdann noch uͤberreicht, wonächst Herr R. Grant selbst, unmittelbar ehe auf die zweite Lesung seiner Bill angetragen wurde, drei Bittschriften uͤbergab, wovon eine von dem bekannten Herrn Robert Owen und eine andere von 592 der reichsten juͤdischen Einwohner der Hauptstadt kam, die saͤmmtlich gegen die von dem General-Fiskal auf die Autorität eines Herrn Levy ge— gebene Versicherung, daß es ihnen um Wahlrechte und Waͤhl⸗ barkeit zum Parlamente durchaus nicht zu thun sey, prote— stirten. Sir J. Wrottesley erklaͤrte, er wolle den Juden gern alle Freiheiten bewilligen, nur nicht das Recht, im Par⸗ lamente zu sitzen, worauf Hr. R. Grant den Wunsch aus— sprach, daß alle diejenigen Mitglieder, die eben so wie der ehrenw. Baronet das Prinzip der Bill guthießen, gegen Ein⸗ zelnes jedoch Einwendungen zu machen haͤtten, dieses bis zur Erörterung im Comité aufsparen und die zweite Lesung dar⸗ um nicht verhindern mochten. Gegen die Lesung erhob sich jedoch zunächst wieder General Gascoyne, welcher sagte, er konne diese schon deshalb nicht zugeben, weil er fürchte, daß es im Comité mit der Bill wieder so gehen moͤchte, wie im vorigen Jahre mit der katholischen. „Zu sehr,“ sagte er, „sind bereits die protestantischen Vertheidi⸗ gungs-Wälle der Constitution durchbrochen worden, als daß wir nicht mit vermehrter Aufmerksamkeit darauf wachen soll— ten, daß in dieser Zeit wunderbarer Veraͤnderungen nicht noch großere Eingriffe geschehen. Wer haͤtte wohl noch vor wenigen Jahren geglaubt, daß die in den beiden vorigen Ses⸗— sionen durchgegangenen großen Maaßregeln der Erloͤsung Hört, hort!) die Sanction eines protestantischen Parln— wentes erhalten wuͤrden? Viel wird freilich von den Seg— nungen der sogenannten religioͤsen Freiheit gesprochen von denen ich, beilaͤufig gesagt, keine große Meinung habe al— lein diese ist nichts weiter, als eine Vereinigung aller Sek— ten, die sehr oft darauf hinausfuͤhrt, daß man gegen alle Bekenntnisse gleichguͤltig wird. Es ist durchaus kein Argu— ment gegen die katholische Maaßregel geltend gemacht worden, das nicht mit verstaͤrkter Kraft seine Anwendung auf die vor lie⸗ gende faͤnde. Was gegen diese Argumente auftritt, ist einzig und allein zu Gunsten der Katholiken. Diese bilden naͤmlich eine zahlreiche und sehr achtbare Einwohner-⸗Klasse, besitzen viele Landereien, sind unsere Mit-Christen, die sich zu der Form des Christenthums bekennen, die unsere gemein⸗ samen Verfahren einst die ihrige nannten, und der einzige Einwurf ist in der antiprotestantischen Tendenz ihres Glau—⸗ bensbekenntnisses zu finden. Wie verhaͤlt es sich dagegen mit den Juden? Sie bilden keine zahlreiche Einwohner- Klasse, a, im Verhaͤltnisse zur übrigen Bevoͤlkerung ist ihre Anzahl so gering, daß, zugegeben sie haͤtten ein Recht dazu, die kleinste ünter allen Vertretungen im Parlamente ihr gebuͤh— render Antheil seyn wuͤrde. Sie haben nicht, wie unsere katholischen Bruͤder, so viele Interessen im Lande vertheilt und sind allen christlichen Institutionen wesentlich feind. Darum und weil ich es fuͤr unmoͤglich halte, daß sich ein Jude jemals mit den vorwaltenden Interessen eines christ⸗

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worden war, uͤbergab Hr. Brougham die aͤhnliche Bitt—

noch Kathor

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lichen Volkes identifiziren koͤnne, mache ich das Amendement, daß diese Bill erst in 6 Monaten zum zweiten Male ver— lesen werde.“ Lord Belgrave erklaͤrte sich, eben so wie der Graf v. Darlington, gegen den Antrag. Letzterer meinte, er lasse sich durch die Warnung, daß ihm in der Folge kein ude mehr Geld leihen werde, nicht abschrecken, denn die Juden würden mehr auf seine Sicherheit als auf sein Votum sehen. Zur Bekräftigung fuͤhrte er aus Shakespear's „Kauf— mann von Venedig“ eine Stelle aus dem Dialoge Antonios und Shylocks an. Herr Mildmay trat gegen diese An— griffe auf. Sir E. Dering sagte, er werde den Juden die Waͤhlbarkeit zu gewissen Corporations-Aemtern gern zuge— stehen, niemals aber wolle er sie in den Mauern des Unter—⸗ hauses sehen. Wenn zum Lobe der Juden gesagt werde, Daß sie niemals andere Religionen verfolgt haͤtten, so ver— gesse man, daß sie seit 13 Jahrhunderten weder die Macht noch die Mittel besessen haͤtten, irgend Jemand zu verfolgen. Sir R. Wilson und Herr O Connell tra— ten sodann fuͤr, Herr Trant gegen, Lord J. Russel füuͤr, Herr G. Bankes gegen und Herr Hus kisson fuͤr die Maaßregel auf. (Aus der diesfaͤlligen Debatte behalten wir uns eine weitere Mittheilung noch vor.) Der Minister Sir Robert Peel erhob sich darauf und sprach sich folgendermaßen aus: ; r „Ich will mich bemühen, das, was ich bei dieser Gelegenheit zu sagen habe, so kurz zusammen zu fassen, als möglich. Da ich nicht die Ehre hatte, bei der fruͤheren Verhandjung zugegen zu seyn, so hoffe ich auf die Entschuldigung des Hauses, wenn ich deim selben mit Dingen beschwerlich fällen sollte, die es vielleicht . einmal gehort hat. Ich muß mit der Erklarung beginnen, daß ich die Bill nicht unterstuͤtzen kann. Ich finde nicht nur das Prinzip unzulaͤssig, auf welches die Bill sich gruͤndet, sondern kann auch nicht umhin, mich gegen die Art und Weise auszuspre⸗ chen, in welcher man es sich angelegen seyn laͤßt, dieses Prinzip aufzustellen. Die Bill erklaͤrt, sich darauf beschraͤnken zu wollen, für glle jüdischen Unterthanen Sr. Majestaͤt Abhuͤlfe von allen auf ihnen lastenden Unfaͤhigkeiten auszuwirken; das ist aber nicht der einzige Gegenstand, den sie bezweckt. Ich will damit nicht sagen, daß es eine Bill sey, um die Gesetzgebung zu einer nicht christlichen zu machen, wohl aber daß eine unvermeidliche Folge 6 Annahme, die Vernichtung aller Formen und Ceremonien Lyn wurde, die uns das Bestehen des Christenthums verbuͤrgen. Was hieraus weiter entspringt, betrachte ich als eine gesetzliche Folge der vorgeschlagenen Maagßregel, naͤmlich, daß ein Jeder, er gehöre zu welcher Seete oder zu welchem Religions⸗Bekennt⸗ niß er wolle, berechtigt seyn wurde, die Formen vorzuschreiben, unter denen er erbötig ist, dem Staate Sicherheit zu leisten. In der vorletzten Sitzung forderte man uns guf, unsere Zusthm⸗ mung ũzu einer den protestantischen Dissenters guͤnstigen Magßregel zu 6 und in der letzten Sitzung ließen wir eine Bill zu Gun⸗ en der katholischen Unterthanen Sr. Majestaͤt durchgehen; des⸗ halb, sagt man, waͤren wir folgerechter Weise verhunden, auch die in Rede stehende Bill anzunehmen. Mit Leidwesen vernehme ich diese Sprache, weil ich sie zum erstenmal hoͤre. Die sowohl auf die Katholiken als auf die protestantischen Dissenters sich bezie⸗ henden Verhandlungen konnten sie auf keine Weise veranlassen niemals haben wir behauptet, daß, weil wir unsere christlichen Mitbruͤder zur Theilnahme an der Gewalt zuließen, wir dadurch unvermeidlich und nothwendig uns verpflichtet haͤtten, an allen Vorrechten der Verfassung auch Diejenigen Theil nehmen zu lassen, die das Christenthum . verwerfen. Es drangen sich uns, fuͤr die um Abhuͤlfe ansuchenden Parteien, verschiedene der uͤberzeu⸗

gendsten auf ein gemeinschaft liches Christenthum hinweisenden Grunde auf. In Herrn Burke's Reden finden wir die einleuch⸗

tendsten Grunde zu Gunsten des Christenthums der Katho⸗ liken; so auch in den Reden der , Grattan, Canning und aller großen und ausgezeichneten Vertheidiger dieser Sache; selbst von meinem sehr ehrenwerthen Freund zu meiner Linken (Herrn Huskisson) wurde, als er in der vorjaͤhrigen Session die Aufmerk⸗ samkeit des Hauses so dringend fuͤr die katholischen Forderungen in Anspruch nahm, die Bemerkung gemacht, daß die Katholiten, e sie gemeinsam mit Protestanten in der Armee fechten, vereint mit ih⸗ en dieselbe Bresche bestuͤrmen und in denselben Graͤbern ruhen, so wie sie auch ihre Hoffnung auf kuͤnftige Glückseligkeit auf einen gemein⸗ schgftlichen Erlöͤser setzen. Alle diese Gruͤnde waren zu uͤberzeugend und drangen durch; denn man konnte es nicht laͤugnen, daß Pro⸗ testanten fowohl als Katholiken sich zu einer und derselben , lichen Lehre bekennen. Geht aber diefe Bill, wenn auch anschet⸗ nendermaßen auf die Juden beschraͤnkt, durch, so wurden wir, wenn sie angenommen wird, noch andere, melnen Begriffen von Der Verfassung zufolge, aͤußerst nachtheilige Bills durchgehen las⸗ sen muͤssen. Vollkommen einleuchtend ist es, daß, als eine noth⸗ e ge eh davon, ein jeder Eid, bei dem die christliche Re⸗ ligion ein Bedingniß ist, aufgehoben wird. Das ist aber eine Hhbchst 3 Aenderung in den Gebraͤuchen dieses Landes. Ehe iken und protestantische Dissenters ausgeschlossen wur⸗ den, bestand dennoch jederzeit eine Nothwendigkeit fuͤr alle öͤf⸗ fentlichen Beamten,

fruͤhesten Zeit her war der Glaube an Christus eine unerlaͤßliche Bedingung, um im Parlament zu sitzen oder öffentliche Anstel⸗ lungen zu erhalten. Wer ihn nicht besaß, ward zu keinem Amt zugelassen; mithin war von jeher unsere Verfassung zum wenig⸗ sten eine christliche. Hier haben wir also ein augen schein liches einleuchtendes Abweichen von den Grundsaͤtzen der Verfassung, wie sie in den fruͤhesten Zeiten bestand und anerkannt wurde; und wo ist nun das dringende Beduͤrfniß, sie so wesentlich zu veraͤndern? Was erheischt dieses Abweichen von den ersten Prin⸗ zipien der Verfassung? Wie verhaͤlt es sich denn eigentlich mit den Juden? Es scheint nach den Notizen, die ich aus einem Buche habe, daz von einem sehr achtbaren Juden herruͤhrt und als eine Autgritaͤt betrachtet wird daß im Vereinten Koͤnig— reiche ungefaͤhr 200 geborene Juden, als natuͤrliche Unter⸗ thanen Str. Majestaͤt, wohnen, von denen 29,909 in London und die ubrigen 1090 zerstreut in andern Theilen des Köoͤnigreiches leben; und dieser 2! oder 30,960 Individuen wegen fordert man mich auf, von einem Prinzip abzuweichen, das seit der fruͤ⸗ hesten Periode der Verfassung als Nichtschnur gedient hat. Man hat mir gesagt, die Juden wurden durch ihre Aus⸗ schließung erniedrigt sie sind aber nicht in derselben Weise ausgeschlossen, wie es die Katholiken und Dissenters waren sie sind es nicht durch irgend etwas, was einer Verhöhnung ihres Glaubens Bekenntnisses oder dessen Formen ahnlich sähe. Die Juden sind nur deswegen ausgeschlossen, weil die Gesetzgebung, als das große Prinzip der Civil-Verwaltung, verlangt, daß alle zu Aemtern zuzulassenden Personen die Fundamental ⸗Wahrheiten der christlichen Religion anerkennen muͤssen. Die Juden sind keine erniedrigten Unterthanen des Staates, sondern werden viel⸗ mehr wie Fremde (Aliens) betrachtet sie sind ausgeschlossen, weil sie sich in keiner ihrer Sitten oder Gewohnheiten mit uns vermischen wollen sie werden wie Auslaͤnder betrachtet. In der Geschichte der Juden, in ihren haͤuslichen Gebraͤuchen, Ehe⸗ verhaͤltnissen und vielen andern Punkten, finden wir Gruͤnde genug, uns das gegen sie herrschende Vorurtheil zu erklaͤren. In

Frankreich, in den Niederlanden und in den Vereinigten Staa⸗

ten von Nord-Amerika sehen wir sie im Besitz politischer Rechte; in den letzteren seit 40 Jahren und in den beiden ersteren Rei⸗ chen seit 15 Jahren, und nur zwei von ihnen sind zu politischen Aemtern gelangt. Hört, hört, hoͤrt!). Ich glaube diesen Bei⸗ fall zu verstehen. Meiner Meinung nach, soll er sagen, daß, weil nur so Wenige zugelassen worden seyen, keine Gefahr vor⸗ handen waͤre, Englische Juden zu politischer Macht gelan— gen zu lassen. Der Schluß aber, den ich hieraus ziehe, ist der, daß, wenn die Juden von der Aufhebung der auf ihnen lastenden Un faͤhigkeiten nur so wenig Vortheil erwarten, sie nur einen sehrn unbedeutenden praktischen Gewinn haben wuͤrden; und einer selchen Kleinigkeit wegen sollten wir von einem Verfahren abweichen, das seit Jahrhunderten das Grund⸗ Prinzip der Britischen Verfaßtung bildete? Glaubt das Haus etwa, das Englische Volk sey gleichguͤltig, weil keine Bittschriften auf die Tafel des Hauses gelegt wurden? Ich wage im Gegentheil zu behaupten, daß die Gesinnung des Englischen Volkes Bewilli⸗ gungen dieser Art entgegen ist, und wage es zugleich vorherzu⸗

sagen, daß daz End⸗Resultat die Richtigkeit meiner Behauptung

an den Tag legen werde. Wenn Sie darauf vorbereitet sind, es als Grundsatz au ,. daß Deisten, Atheisten und andere Un⸗ glaͤubige die hochsten Aemter des Staates bekleiden und Sitze in

der gesetzgebenden Versammlung einnehmen duͤrfen, so muͤssen

Sie auch darauf vorbereitet seyn, das Gefuͤhl des Landes zu em—

pbren. Seit 12 Jahren hatten die Juden in Franfreich und den

Niederlanden Anspruͤche auf alle Privilegien, und seit 40 Jahren

in den Vereinigten Staaten; und dennoch gelangte nur einer zu

einer hohen Stellung in Amsterdam und ein anderer wurde Lord⸗

Mayor von New-JYork. Das uͤberzeugt mich, daß die Ausschlie⸗

ung der Juden nicht von ihren poitischen Unfaͤhigkeiten her⸗

ammt, sondern von ihren eigenthuͤmlichen Einrichtungen und

Gebraͤuchen. So piel hinsichtlich des der vorgeschlagenen Maaß⸗

regel zu Grunde liegenden Prinzips. Was die Art und Weise

betrifft, wie man sie ins Werk setzen will, so habe ich gleichfalls Gegenbemerkungen zu machen. Ihre Vertheidiger schlagen vor,

alle aus Religions- Ansichten entspringenden Unfaͤhigkeiten qufzu⸗

heben. Das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Clare will, daß allen Men⸗

schen gestattet seyn soll, Gott anzubeten, wie es ihnen beliebt;

geht nun aber diese Bill durch, so braucht man gar keinen Got⸗

tesdienst mehr. Der Deist sowohl, als der eingestandene Unglaͤn⸗ bige, wuͤrden, dieser Bill nach, auf alle Rechte Anspruch haben.

Aus diesem Grundsatz geht nothwendiger Weise hervor, daß po⸗

litische Macht unabhaͤngig vom Glauben in Religionssachen seyn soll. Will man das, wärum gesteht man es nicht auf einmal und für immer cin? Glaubt etwa Jemand im Haunse, die dermalige Bill werde die letzte uͤber die ,, . Religions⸗Freiheit seyn? In diesem Augenblick sind drei große Klassen der Unterthanen Sr. Majestaͤt zu hohen Aemtern und Parlgmentssitzen ekwaͤhlbar; alle aber en Christen seyn; das sind auch die Dissenters, die Katholiken und die Mitglieder der Englischen Kirche

und nun sollen wir die Juden zulassen. Sind denn aber keine Christen ausgeschlosen! Wie steht es namentlich mit den Quaͤ⸗ kern? Warum ist fuͤr deren Zulassung keine Bill eingebracht wor⸗ den? (Hört, hoͤrt!! Auch diesen Beifall verstehe ich wenn die Juden

ich zum Christenthum zu bekennen; von der

zugelassen werden, so haben natuͤrlich die Quaͤker gleiche Anspruͤche.