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Salerno, die Herzogin von Berry und Mademoiselle. Das Schauspiel endigte um 107 Uhr. kö In dem National las man gestern: „Es heißt jetzt, daß Herr von Peyronnet endlich doch wieder ein Portefeuille erhalten werde; zwar nicht das Portefeuille der Justiz, aber das des Innern. Die Ernennung desselben wird binnen we⸗ nigen Tagen erfolgen und gleichzeitig mit der Liste der zum Praͤsidiren der Wahl⸗Kollegien bestimmten Personen bekannt gemacht werden; diese Nachricht haben wir aus glaubwuͤrdi⸗ er Quelle.“ Der Constitutionnel fuͤgte hinzu, daß Hr. on Chantelauze (vom rechten Centrum der letzten Kammer) Justiz⸗Minister werden wuͤrde. ) Auf diese Geruͤchte, denen die Gazette de France das heutige Sinken des Courses beimißt, erwiedert dieses Blatt: „Als die Kammer proro— girt wurde, beschäftigte man sich mit der Frage, ob es, Behufs der Bildung einer neuen Kammer, angemessener sey, das Ministerium durch die faͤhigsten Koͤpfe unter den Royalisten zu verstärken, oder die Aufloͤsung mit dem jetzigen Ministerium vorzunehmen. Fuͤt die erstere Alternative spra— chen maͤchtige Gruͤnde; alle wichen aber zuletzt der Betrach⸗ tung, daß es vortheilhaft sey, mit den Wahlen gerade unter einem Ministerium, dem man aus seiner Handlungsweise keinen Vorwurf machen kann, vorzuschreiten, damit man in
Erfahrung bringe, ob die Waͤhler durch die Ernennung der—
selben Deputirten, die dem Monarchen die Wahl seiner Mi—⸗ nister streitig gemacht, sich demselben revolutionären Unter— nehmen beizugesellen Willens seyen. Da es sich um diese Frage allein handelt, so glaubte man, eine Mobification des Ministeriums koͤnne sie nur compliciren und die Waͤhler irre leiten; man glaubte, daß, wenn nach Maaßgabe der Elemente der neuen Kammer eine solche Mobification doch noͤthig werden sollte, es besser sey, sie erst nach Beendigung der Wahlen vorzunehmen. Dies waren die Gruͤnde, weshalb man die Aufloͤsung unter dem jetzigen statu quo vorjog. Hiernach wurden die Instructionen an die Agenten der Regierung entworfen, die Meinungen der Waͤhler sondirt, und es ergab sich daraus jene ministerielle Majoritaͤt von 40 Stimmen, welche die Praͤfekte in ihren Berichten an den Minister des Innern verheißen haben. Wie laßt sich hiernach annehmen, daß man jetzt eine Frage, die schon vor zwei Monaten entschieden worden, auf's Neue eruiren und die Vortheile eines Sy—⸗— stems, das damals die Oberhand behalten, freiwillig aufgeben werde, um dagegen eine Alternative zu wahlen, die sich da— mals unter ungleich guͤnstigeren Auspizien darbot? Wir kön— nen nimmermehr glauben, daß man einen solchen Entschluß fassen werde; man wuͤrde dadurch unbedenklich alle unsere Hoffnungen bei den naͤchsten Wahlen aufs Spiel setzen und ein Resultat, das heutiges Tages . zu seyn scheint, zweifelhaft machen. Es muͤßte das Land mit vollem Rechte beunruhigen, wenn es saͤhe, daß die Regierung sich zu einer Maaßregel entschloͤsse, die sich aus Gruͤnden des allgemeinen Besten nicht erklaren ließe. Wir wollen daher auch hoffen, daß die Nachricht des National sich nicht bestaͤtigen und daß man von dem so einfachen Grundsatze der Repraͤsentativ— Regierungen nicht abgehen werde: daß dasselbe Ministerium,
das eine Kammer aufloͤst, auch die Wahlen lenken muͤsse.“
Der Globe bemerkt hierauf Folgendes: „Die Gazette bestaͤtigt sonach Alles, was wir von den naͤheren Umstaͤnden der Aufloͤsung gesagt haben; nur scheint sie ihres Sieges nicht recht gewiß zu seyn, vielmehr zu besorgen, daß die Par—⸗ tei der Quotidienne oder die des Hrn. v. Polignac die Ober— hand gewinne. Nachdem sie das Sinken der Fonds dem Geruͤchte von dem bevorstehenden Eintritte des Herrn von Peyronnet in's Kabinet zugeschrieben hat, bringt sie gegen jede Ministerial⸗Veränderung dieser Art gewichtige Gruͤnde vor, und wie sie jedesmal, wenn es sich üm diesen fuͤr sie so beunruhigenden Gegenstand handelt, ihren Ton veraͤndert, wird sie auch diesmal ernsthaft und verstandig. Bei allen ihren Raͤsonnements mangelt er indeß der Gazette doch an Sitherheit. Wir wollen hoffen“, sagt sie am Schlusse, „daß diese Nachricht des National sich nicht bestäͤtigen werde!“ Wir wollen hoffen! das ist keinesweges die Sprache des Vertrauens. Was uns betrifft, so wuͤnschen auch wir, ohne denselben Zweck zu haben, wie die Gazette, und ohne mit neidischem Auge auf den fuͤr die fähigsten Köpfe
unter den Royalisten (d. h. fuͤr Herrn von Villdle) vor—
behaltenen Platz hinzublicken, daß mit dem Ministerium keine Veränderung in dem Sinne der Quotidienne vorgehen moͤge. Es liegt Frankreich und der Monarchie viel daran, daß die Krone sich nicht noch mehr der aͤußersten Rechten nähere. Wenn wir die Politik des Pessimismus liebten, wuͤrden wir so nicht sprechen˖ *.
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mittel und der Kriegs-Munition beginnen.
Waͤhrend die Oppositionsblaͤtter den Waͤhlern vor Allem die 221 Deputirten anempfehlen, die fuͤr die Adresse gestimmt haben, warnt die Gazette de France sie vor der abermali— gen Ernennung dieser Deputirten: „Jeder Waͤhler“, aͤußert sie, „der zu einer so verderblichen Wahl beitrüge, muͤßte sich nothwendig sagen: Du begehst eine Handlung, woraus un bedingt eine Beschraͤnkung der Rechte, die der Koͤnig dir verliehen hat, oder eine Revolution entspringen muß; denn wenn alle jene 221 Deputirte wieder gewaͤhlt werden, so werden selbige in ihren verderblichen Plaͤnen beharren, und zwar um so zuversichtlicher, als ihre abermalige Ernennung ihnen den Glauben beibringen muß, daß sie auf den Beistand der Nation rechnen duͤrfen, und dem Koͤnige bleibt sonach nichts uͤbrig, als in der Eharte selbst ein Mittel zu suchen, die Monarchie zu retten. Welche entsetzliche Verantwortlichkeit fuͤr einen gewissenhaften Waͤhler; welche schreckliche Zukunft fuͤr ganz Frankreich!“
Der Globe nennt unter den Maͤnnern von Ruf, die bei den bevorstehenden Wahlen zum ersten Male in die De— putirten Kammer berufen werden wuͤrden, die Herren Ville— main, Dunoyer und Merilhou.
Im Departement des Nordens hat sich ein Verein fuͤr die Revision der Wahllisten und die Bezeichnung der Candi— daten zur Deputation gebildet. . .
Am 16zten d. Abends war die Flotte noch nicht von Tou⸗ lön unter Segel gegangen. Man glaubte, sie wuͤrde am fol— genden Morgen in See stechen, insofern der am Abend des 16ten wehende Nordostwind anhielte.“)
Aus Toulon wird unterm 13ten d. geschrieben: „Au⸗— ßer dem Tagesbefehle vom 10. Mai ist eine von einer Kom— mission von Beamten des Kriegs-Ministeriums ausgegangene Sanitaͤts⸗Verordnung unter saͤmmtliche Truppen vertheilt wor⸗
den; es wird den Soldaten darin vorgeschrieben, sich wenig⸗
stens zweimal taͤglich das Gesicht zu waschen, sich kurz nach dem Aufgange oder kurz vor dem Untergange der Sonne,
aber nie in der Mittagshitze, zu baden, den in heißen Laͤn⸗ dern hoͤchst schaͤdlichen Genuß starker Getraͤnke zu vermeiden,
den Wein und Branntwein nur mit Wasser und eben so das Wasser nur mit Wein oder Branntwein gemischt zu trinken, sich den Genuß unreifer Fruͤchte, und selbst der reifen, z. B. der Feigen und Abrikosen, zu versagen, das gesalzene Fleisch
vor dem Kochen einige Stunden lang im Wasser liegen zu
lassen, nie unbedeckt zu schlafen und waͤhrend der Nacht die In⸗ terims⸗Muͤtze aufzubehalten, um sich mit den Klappen derselben die Augen und Ohren zu bedecken. — Gleichfalls am 10ten wurde
an alle Fahrzeuge der Flotte ein ausfuͤhrlicher Tagesbefehl in Betreff der Landung an der Algierischen Kuͤste erlassen. Dieselbe
wird in drei Linien vor sich gehen, von denen eine jede eine Infanterie⸗Division mit der dazu gehoͤrigen Artillerie an's Land setzen wird. Demnaͤchst soll die Landung der Lebens⸗ : Nach Beendi⸗ gung dieser Operationen befinden sich die drei Infanterie⸗Di⸗ visionen mit 4 Batterieen, dem Ingenieur-Corps, Lebensmit⸗ teln auf 16 Tage, 200 Pferden und der noͤthigen Munition am Ufer. Hierauf wird ein Theil der Kriegsschiffe und leer gewordenen Landungsboote den Ankerplatz verlassen, um der zweiten, aus 9h Fahrzeugen, und der dritten, aus 105 Schiffen bestehenden, Abtheilung der Transportflotte Platz zu machen, an deren Bord sich das Belagerungsgeschuͤtz und die Kaval⸗ lerie⸗ Pferde befinden. Die Kriegsflotte wird sich entweder mit ausgeworfenen Ankern oder unter Segel aufstellen, um die Bewegungen der Land-Armee zu unterstuͤtzen und zu beobachten.“
Die Bewohner von Korsika hatten auf die Nachricht, daß der Dauphin ngch Toulon kammen werde, eine Deputa⸗ tion ernannt, die den Prinzen bei seiner Ankunft daselbst im Namen der Insel begluͤckwuͤnschen sollte. Widrige Winde hielten diese aus 12 Mitgliedern bestehende Kommission im Hafen von Bastia 20 Tage lang zuruͤck, so daß der Anfang des laufenden Monats herankam und die Abgeordneten ih⸗ ren Zweck aufgeben mußten; unter ihnen befand sich ein S0⸗
jaͤhriger Greis, Vanucci de Corte, der sich zu dieser Reise
entschloß, obgleich er Korsika noch nie verlassen hatte. Die . . will ef daß ein Theil der Deputation sich dennoch eingeschifft und den Prinzen noch in Marseille gesprochen habe. . . Der Präsident des Königl. Gerichtshofes auf Isle⸗de⸗
France, Herr Barbé⸗Marbois, ist am 4. Februar zu Port⸗
Louis in sehr vorgeruͤcktem Alter mit Tode abgegangen. Er hat 60 Jahre lang auf jener Insel zugebracht.
Gestern wurden vor dem hiesigen Zuch ipolizei⸗ Gerichte die Verhandlungen in dem Projesse gegen den Verfasser der
) Vergl. den Artikel London.
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Denkschrift an den Konig, Herrn Madrolle, fortgesetzt; nach—
dem Herr Henrion, der
atte, fuͤhrte dieser noch selbst zu seiner Rechtfertigung das 2 962 Urtheilsspruch wird nächsten Freitag, den Ti sten d. M., erfolgen.
Der Pallast der Deputirten⸗Kammer waͤre in der ver⸗ gangenen Nacht beinahe ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach um 1 Uhr in einer nicht weit von dem provisorischen Sitzungssaale gelegenen Holzkammer aus. Der im Pallaste selbst besindliche 2 von Spritzenleuten eilte sogleich herbei, konnte jedoch erst nach anderthalbstuͤndiger angestrengter Arbeit unter der Leitung des Architekten der Kammer, Herrn v. Jolly, der um sich greifenden Flammen Meister werden. Die Nachlaͤßigkeit eines Arbeiters, der mit einem brennende Lichte in die Holzkammer ging, um dort sein , einzuschließen, soll das Feuer veranlaßt haben. Eine Menge dort aufgehaͤufter Geraͤthschaften und Kleidungsstuͤcke sind verbrannt. Der Verlust fuͤr den Un— ternehmer des Baues des Sitzungssaales, dem diese Sachen gehoͤrten, wird als sehr bedeutend angegeben.
Der Fuͤrst von Beauveau, der als Geschworener in der gestrigen Sitzung der Assisen nicht erschienen war und auch versaͤumt hatte, seine Abwesenheit durch einen triftigen Grund zu entschuldigen, ist auf den Antrag des Kron-Anwalts zu einer Geldbuße von 500 Fr. verurtheilt worden.
Das Geruͤcht von dem Tode der Mutter Napoleons be— staͤtigt sich. Hiesige Blatter melden, daß Mad. Laͤtitia Buonaparte, in Folge des Falles, den sie kurz vorher bei einem Spaziergange in der Villa Borghese gethan, am 26. April zu Rom verstorben ist. Der Kardinal Fesch, ihr Bru— der, war vom Papste ermaͤchtigt worden, ihr in seinem Na— men die Absolution zu ertheilen. Diese Auszeichnung be— willigt der Papst in der Regel nur auf dem Todbette liegen— den Kardinälen und fuͤrstlichen Persontn. Die Bestimmun— gen des Testaments der Madame Buonaparte sollen im We⸗ sentlichen so lauten, wie sie von den oͤffentlichen Blaͤttern seiner Zeit angegeben wurden *).
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Von der (gestern mitgetheilten) in der Unterhaus-Sitzung vom 17. Mai stattgefundenen Debatte uͤber die zweite Lesung der Bill we— gen Emancipation der Juden ist nachtraͤglich noch Folgendes zu berichten: Nachdem Lord Belgrave gesagt hatte, daß die Juden uͤberall, wo sie lebten, moge es nun in Europa, Afrika oder Amerika seyn, sich als ein abgesondertes Volk be— trachteten und sich nie mit den Englaͤndern amalgamiren wurden, weil sie eigentlich einem anderen Klima angehoͤrten und auf einen kuͤnftigen Zustand blickten, der dem Englaͤnder ganz fremd sey, aͤußerte Sir Rob. Wil son: „Die Juden, welche im Besitze politischer Rechte und im Genusse politi⸗ scher Freiheiten in den Niederlanden und Frankreich sind,
werden dort als eben so nuͤtzliche Staatsbuͤrger betrachtet,
wie die Bekenner jeder anderen Religion. Will der edle Lord, indem er, hiermit im Widerspruch, behauptet, daß sich die Juden niemals mit den Engländern amalgamiren wuͤr⸗ den, damit vielleicht sagen, daß das Land ausschließlich ein christliches bleiben muͤsse? (Beifall von den ministeriellen Bän⸗ ken.) Eine solche Meinung kann nur von denen gehegt wer— den, die jetzt ihren Beifall kund gethan haben und sich, dem Anscheine nach, von einem Einflusse beherrschen lassen, der uͤber ihr besseres Urtheil den Sieg davon trägt. Ein tapferer General (Gas eoyne) hat die Frage aufgeworfen, ob in diesem Hause etwa eine Vereinigung aller Religions-Sekten stgttfinden solle? Nun, darauf lautet meine Antwort: Ich will mich herzlich freuen, wenn ich hier den Juden, den Unitarier und den Bekenner der Englischen Kirche beisammen sitzen sehe. Ich finde mich besonders zu dieser Bemerkung veranlgßt, da ich ein Mitglied der unitarischen Gemeinde (Hrn. W. Smith,), gleich
ausgezeichnet durch Humanitaͤt, wie dürch Einsicht, vor mir
sitzen sehe. In Southwark ist es den Juden durch die Dul— dung ihrer christlichen Mit⸗Waͤhler gestattet, bei Parlaments⸗ Wa len mitzustimmen. Injwischen kann ihnen dieses Recht doch täglich bestritten werden, und darum fordre ich das Haus auf, ein Comitè zu bewilligen, um den Juden, wenn auch nicht Parlaments-Sitze zu gestatten, doch alle anderen Bur— gerrechte zu bestaͤtigen. Der Staat hat durchaus kein Rech, irgend eine Religion vorzuschreiben, oder eine andere zu pro— stribiren, wenn nicht etwa ihre Grundfätze gefährlich fuͤr die Sicherheit des Landes sind. Daß dies aber nicht sey, weiß ch aus eigener Erfahrung; ich kenne sehr viele Juben, und
) Vergf. Nr. 136 der Staats⸗Zeitung, Artikel Italien.
dvokat des Angeschuldigten, ein langes Plaidoyer zur Vertheidigung seines Klienten gehalten
von dem Volke, dem das
sie die Macht dazu hatten.
zwar in verschiedenen Welttheilen, und habe sie immer human und wohldenkend gefunden. So giebt es jetzt in England ein jzu diesem Glauben sich bekennendes Individuum, das an der Spitze von N christlichen Wohlthaäͤtigkeits⸗ Instituten sich befindet, und zwar hat ein Theil dieser Insti⸗ tute die Tendenz, die christliche Religion zu verbreiten. Er unterstuͤtzt diese Institute, weil er, wiewohl nicht selbst zum christlichen Glauben sich bekennend, doch der Meinung ist, daß derselbe ganz vorzuͤglich geeignet sey, die allgemeine Mo— ralitaͤt zu befoͤrdern. (Hort, hoͤrt! So benimmt sich ein Mann Haus jetzt Gerechtigkeit durch eine Maaßregel soll widerfahren lassen, der ich mit Freuden meine herzliche Beistimmung gebe.“ Herr O'Connell nahm dar— auf das Wort. „Ich bin stolz darauf“, sagte er, „die ge— genwaͤrtige Maaßregel, sowohl aus Prinzip als aus mensch—⸗ lichem Mitgefuͤhl, unterstuͤtzen zu koͤnnen. Ich erinnere mich der Zeit, da das Losungswort in diesem Hause, nicht so wie jetzt: „„Christenthum““, sondern „„Protestantismus““ war. Die Katholiken verschrie man als bigott, und es hieß von ihnen, sie wurden, wenn einmal ins Parlament zuge— lassen, keine Gewissens-Freiheit gestatten. Wo jedoch, ich moͤchte es wohl wissen, wo befinden sich jetzt die Vertheidiger der Bigotterie? (Hort!) Wer sind die vor dem Hause be— findlichen Parteien? Keine Auslaͤnder, sondern in England geborne Juden. Man hat sie Unglaͤubige genannt, allein man ver⸗ gißt, daß sie, eben weil sie zu gewissenhaft sind, um etwas zu beschwö⸗ ren, an das sie nicht glauben, vom Parlamente sich ausgeschlossen sehen, waͤhrend das Haus keine Sicherheit dagegen besitzt, daß Atheisten und Deisten hereinkommen. Man hat ferner von getheiltem Interesse gesprochen und meint damit, daß der Englische Jude die Gesinnung jedes auslaͤndischen Juden theile. Es ist dies aber nichts weiter als eine Uebersetzung des getheilten Gehorsams von der vorigen Session (Gelaͤch— ter). Welches ist der Zustand der Juden in Frankreich? Man wird vielleicht behaupten wollen, daß die Franzoͤsische Legislatur keine christliche sey. Nun freilich, das Wesentliche einer christlichen Legislatur besitzt Frankreich nicht: es fehlen ihm nämlich die Burgfleckenhaͤndler (Gelaͤchter). Die Deputirten koͤnnen dort nicht von der linken Seite zur rechten uͤberlau— fen, mit zehn oder eilf Burgflecken-Besitzern an ihren Rock— schoͤßen. (Großes Gelächter). Doch in Frankreich sowohl als in den Niederlanden sind die Juden emancipirt und wer— den zu hohen Aemtern zugelassen, wobei sie sich denn als un parteiische und eifrige Staatsdiener zeigen.“ Der Redner schloß mit der Bemerkung, daß diejenigen selbst, die der ka⸗ tholischen Bill sich widersetzt haͤtten, die vorliegende unter⸗ stuͤtzen koͤnnten, so wie mit dem Wunsche daß es Jedermann im Vereinigten Koͤnigreiche gestattet seyn moͤge, Gott nach den Vorschriften des eigenen Gewissens anzubeten. — Hr. Trant gab seinen Entschluß kund, sich der Maaßregel auf alle moͤg⸗ liche Weise zu widersetzen. „Um so mehr“, sagte er, „finde ich mich dazu veranlaßt, als ich sehe, daß Herr Robert Owen, ein Mann, der bei einer oͤffentlichen Ver sammlung geradezu erklaͤrt hat, daß die christliche Religion ein Betrug sey, er⸗ schienen ist, um fuͤr die Maaßregel zu petitioniren. Moͤge
sie der ehrenwerthe und gelehrte Herr, der sie eingebracht
hat, so viel bemaäͤnteln, als er will, so kann doch nicht ge⸗ laͤugnet werden, daß diese Bill das Prinzip des Christen⸗ thums vernichten wuͤrde, auf welchem die Institutionen die— ses Landes bisher geruht haben. Mit Blackstone werde ich behaupten, daß das Chrisenthum Gesetz des Landes sey, und im Widerspruche mit dem ehrenwerthen Abfasser der Bill geht meine Meinung dahin, daß die Juden nicht als Chri⸗ sten angesehen werden konnen und daher auch in einem christ⸗ lichen Staate nicht auf gleiche Vorrechte mit Christen An⸗ spruͤche machen durfen. Wer sind denn eigentlich die, zu deren Gunsten diese Maaßregel beabsichtigt wird? Es sind die Abkoͤmmlinge derjenigen, welche den Heiland kreuzigten und ausriefen: „„Sein Blut komme uͤber uns und unsere Kinder!““ die Abkoͤmmlinge derjenigen, die den Stifter un— serer Religion verfolgten ünd es noch thun wurden, wenn (Unterbrechung durch Mißfalls⸗ , en.) Mögen sich die ehrenwerthen Herren uͤber solche Aeußerungen immerhin aufhalten, ich kann ihnen doch sagen, daß diese Ansicht nicht bloß von einem so un⸗ wissenden und dummen Individuum, wie ich bin, sondern von dem ganzen Englischen Volke getheilt wird; dieses wuͤrde unstreitig zahlreiche Bittschriften gegen die Bill eingesandt haben, wenn es nur im mindesten an die Moglichkeit glaubte, daß sie durchgehen koͤnne. Nicht der Verfolgungsgeist ist es etwa, der dem Juden sagt, er duͤrfe weder in diesem Hause noch auf dem Richterstuhle sitzen; denke man sich nur den Fall, daß ein Jude als Richter uͤber Blasphemie abzuurthei⸗ len haͤtte: welche Kollision wuͤrde da nicht entstehen? Eine