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vollkommene Ungereimtheit beabsichtigt die Maaßregel, und darum widersetze ich mich ihr.“ — Lord J. Russel meinte, daß die Bill weder so vieles Redens noch der starken Oppo—⸗ sition, die sie im Hause gefunden, werth zu seyn scheine. Die Zulassung von etwa 30,00 oder hoͤchstens 0, 600 Juden zu den Vorrechten der Constitution, sey keine Sache von sol— cher Wichtigkeit, und sey eben so wenig mit irgend einer Gefahr verbunden, als daraus eine Gefahr entstehen wuͤrde, daß man die Juden ferner ausschließe. „Nur des Prinzipes wegen“, fuhr er fort, „ist diese Maaßregel gut zu heißen,
des Prinzipes, das, in den beiden vorigen Sessionen sich gel ⸗
tend machend, zwei große Maaßregeln durchgeführt hat, und dieses Prinzip heißt: „„Keine religiöse Meinung darf einem buͤrgerlichen Vorrechte in den Weg treten.“ Deshalb auch gebe ich der Bill meine herzlichste Zustimmung. Nachdem einmal das Parlament erklärt hat, daß man nicht nothwen— dig zu den Lehren der Englischen Kirche sich bekennen muͤsse, um an den Vorrechten der Constitution Theil zu nehmen, ist auch die Ausschließung der Juden nicht mehr gut zu verthei⸗ digen. Der Jude tragt zu allen Lasten des Staates bei und zeichnet sich ganz besonders durch Gehorsam gegen die Gesetze und Treue fuͤr den König aus; er verdient daher um so weniger, von einer Constitution ausgeschlossen zu werden, unter deren Schutz er lebt. (Hort, hoͤrt! Wenn die Juden eine besondere Nation fuͤr sich bilden, so ist dies nur eine Folge der uͤber sie verhaͤngten Gesetze; geht aber die vorliegende Maaßregel durch, so wuͤrde sich der Jude binnen wenigen Jahren vollkommen mit uns amalgamiren. Verwirft das Haus die Bill, so hebt es gleich lam das Prin— zip wieder auf, das es in den beiden vorigen Sessionen durch große Majoritäͤten festgestellt hat. Ich leihe daher der Maaß⸗ regel meine waͤrmste Unterstuͤtzung.—— Hr— G. Ban kes sagte, es sey falsch, daß, wie das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Clare gemeint habe, unter dem bestehenden Gesetze Mahomedaner, Deisten und Atheisten zu Parlamentssitzen waͤhlbar, und nur Juden allein ausgeschlossen seyen. Mahomedanerm und Deisten sey der erforderliche Eid eben so im Wege, als den Juden; Atheisten aber wuͤrden, selbst wenn sie sich Zutritt zum Par⸗ lamente verschafften, was er inzwischen fuͤr unmoglich halte, hier so sehr alle Meinungen gegen sich haben, daß sie allen Einfluß verlieren wurden. Ein andexes sey die Macht, die der Reichthum den Juden gewähre, und ein anderes wieder die politische und legislative Macht, welche letztere, nach Locke, die hoͤchste sey, die es in einem Staate geben konne; nichts Widersprechendes laͤge also darin, daß die Juden die eine Macht besaͤßen, ohne auch die andere zugestanden zu erhal— ten. — Herr Huskisson, der darauf das Wort nahm, sah zunaͤchst sich veranlaßt, gegen die von einigen Mitgliedern geäußerte Meinung, in Bezug auf die fruͤher von ihm uͤber⸗ reichte Bittschrift aus Liverpool, sich auszusprechen, Es sey ge⸗ sagt worden, daß diese sehr zahlreiche und achtbate Unter⸗ schriften tragende Petition hauptsaͤchlich durch den Einfluß der Juden in Liverpool veranlaßt worden sey— Er (Herr Huskisson), der diese Stadt einigermaßen kenne (er ist be⸗ kanntlich einer ihrer Vertreter im Parlamente), konne in—⸗
zwischen die Versicherung ertheilen, daß wohl in keinem Theile
des Landes die Juden einen geringeren Einfluß aus— uͤbten, als in Liverpool; sie betrieben dort hauptsaͤch⸗ fachlich den Detail⸗Handel, und dies koͤnne schwerlich einen be⸗ sondern Einfluß gewähren. Die christlichen Einwohner von Liverpool hätten durch ihre Bittschrift dem großen Prinzipe der Religions- Freiheit einen freiwilligen Tribut bringen wollen. „Wenn uͤbrigens“
rer Freund (Gen. Gascoyne) mich darauf hinweist, daß ich der Bill zu Gunsten der Dissenters zur Zeit mich widersetzt haͤtte, so bitte ich denselben, sich zu erinnern, daß ich damals nur deshalb so verfuhr, weil ich fuͤrchtete, daß eine solche Maaßregel, wenn sie, ohne zugleich die katholische Emanci— pation in sich zu begreifen, durchgehe, dem Erfolg dieser letz⸗ tern, bei Weitem größern Frage nachtheilig seyn wuͤrde. Die heute wider die Emaneipation der Juden hier vorgebrachten Argumente sind mutatis mulandis ganz dieselben, die ich 30 Jahre lang gegen die Emancipgtion der Katholiken vorbrin— gen hoͤrte. Ce r gesss wegen Gefaͤhrdung von Constitution und Kirche bildeten das bestaͤndige Thema aller Opponenten jener großen Maaßregel, und doch ist sie endlich durchgegan—
gen. Man hat die Katholiken zum Parlamente zugelassen,
und mein sehr , Freund (Sir R. Peel) giebt jetzt selber zu, daß keine waͤhrend eines ganzen Jahrhunderts
. Maaßregel mehr als diese dazu beigetragen 6
habe, die Macht und die Huͤlfsquellen des Reichs zu vermeh⸗ ren. Sowohl ihrer Gerechtigkeit wegen, als um des Prin⸗ zipes willen, unterstuͤtze ich die vorliegende Bill, und ich
werde, falls es ihren Opponenten gelingen sollte, die Majori⸗ ;
fuhr Hr. H. fort, „mein tapfe⸗
taͤt dieses Hauses dawider zu stimmen, den Umstand zwar bedauern, doch darum das Prinzip der Bill nicht aufgeben. Lieb waͤre es mir, wenn man die zweite Lesung gestattete und die Bill bis zum Comité gelangen ließe; hier wuͤrde ich sie zwar ebenfalls standhaft vertheidigen, doch, falls einige Aenderungen fuͤr statthaft befunden werden sollten, auch nicht vin nnn auf Allem beharren. Es hat diese Bill die allge⸗ meinste Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und es ist gesagt worden, daß diejenigen Mitglieder, die sie unterstuͤtzten, dies bei einem bevorstehenden Zusammentreffen mit ihren Konsti⸗ tuenten sehr bedauern durften. Ich habe mich indessen bei
dieser, wie bei der katholischen Frage, nur durch mein Pflicht /
gefuͤhl leiten lassen, und ich bin nicht besorgt, daß meine Kon— stituenten, wenn sie diese Fragen hinsichtlich ihres offentlichen Nutzens erwaͤgen, daruͤber nicht mit mir uͤbereinstimmen werden. Ich gebe der Bill meine herzlichste Beistimmung, und denke, daß sie der Schlußpunkt zu den Maaßregeln ist, welche das
gegenwartige Parlament unsterblich machen werden.“ —
(Ben ferneren Inhalt der Debatte dieser Sitzung, so wie das Resultat derselben, haben wir bereits gestern mitgetheitt.)
— In der Sitzung des Oberhauses vom 18. Mai trat der Marquis v. Londonderry mit der Bemerkung auf, daß er außer Stande sey, die auswärtige Politik des Ministeriums zu begreifen und daher bei seinem auf naͤchsten Dienstag angekuͤndigten Antrag auf Untersuchung dieser Po— litik beharren werde, falls nicht bis dahin die auf Griechen land Bezug habenden Papiere, die dem Parlamente nun schon seit beinahe zwei Monaten versprochen waͤren, vorge⸗ legt seyen. Geschaͤhe die Vorlegung jedoch, so wuͤrde er, bis das Haus die Papiere untersucht habe, seinen Antrag entwe— der suspendiren, oder einem andern Lord uͤberlassen. „Hohe
Zeit“, fuhr er fort „ist es, daß der edle Graf (v. Aberdeen)
endlich hervortrete und uͤber einen Gegenstand Aufschluß er— theile, der bereits in allen auswaͤrtigen Europaͤischen Zeitun⸗ gen eroͤrtert worden und nur noch dem Britischen Parla—
mente ein Geheimniß geblieben ist. Man hat die letzten An⸗
ordnungen unter dem Einflusse des — wie mir gestat— tet sey, ihn zu benennen — beklagenswerthen Trak— tates vom Jahre 1827 getroffen, und diese Anordnun⸗ gen machen bloß einen Theil des gegenwartigen verwirrten und dunkeln Systems aus, das unsere Regierung hinsichts ihrer auswaͤrtigen Politik befolgt. Die Sache steht jetzt fol— gendermaßen: Die hohen kontrahirenden Parteien haben in London eine Uebereinkunft unterzeichnet, durch welche sie das, wie man hoffte, unabhaͤngige Koͤnigthum Griechenland zu einem souverainen Fuͤrstenthume machten. Zugleich wurde
durch diese Uebereinkunft vorgeschrieben, wen das Volk je—
nes Landes in der Folge als seinen Koͤnig anzusehen habe.
Der Fürst, den sie dazu erwaͤhlten, Griechenland zu beherrschen,
steht, wie allgemein bekannt ist, in den innigsten Verbindun— gen mit Großbritanien. Er hat bisher eine sehr bedeutende Appanage aus unserer Staatskasse bezogen, und wenn nach der Politik der Maaßregel im Allgemeinen gefragt wird, so fragt es sich doch noch viel mehr und insbesondere, ob es das Englische Volk wohl so uͤberaus gern sehen werde, daß eine aus seinen Kassen fließende Summe einer Race — wie ich die gegenwartigen Griechen in der That nennen muß — zu gut komme, welche keiner der von den hohen kontrahirenden Maͤch⸗ ten ihnen bestimmten Wohlthaten wuͤrdig ist. Ich habe gehoͤrt, daß seit dem Abschlusse jener Uebereinkunft der erlauchte Prinz, auf den die Wahl gefallen ist, selber einige Zweifel uͤber die Politik und Angemesfenheit der Maaßregel geäußert hat. Ist dies wirklich der Fall, so muß ich daraus schließen, daß sich der Prinz fehr weise benehme. Dem Tuͤrken ist bei der Er— ledigung der Griechischen Frage uͤbel mitgespielt worden. Als man ihm seine Zustimmung abforderte, sagte er, daß dies dem urspruͤnglichen Uebereinkommen, wie er es verstanden habe,
nicht gemäß sey; er habe naͤmlich nur von der Herstellung
einer unabhangigen Souverainetät Griechenlands gewußt, nichts aber von der Ernennung eines Fürsten, der ihm so fern stehe. Inzwischen, wie sollte der Tuͤrke in der Stellung, in welcher er sich befand, sich wohl widersetzen? Rußland, das bei der neuen Anordnung so sehr interessirt ist, machte dem Tuͤrken unversehens den Vorschlag, ihm die Zahlung von einer Million Dukaten zu erlassen, wenn er seine Einwilli⸗ gung dazu ertheilen wolle, und der ungluͤckliche Tuͤrke befin⸗ bet sich in einer solchen Lage, daß er ein solches Anerbieten unmoglich ablehnen kann. Ich muß aufrichtig gestehen, daß
unsere Politik, so weit sie die Tuͤrkei anging, vom Anfang
bis zur Beendigung dieser ,, . der Britischen Na⸗ tion zur Schande gereicht. Anfangs boten wir der Pforte unsere freundschaftliche Vermittelung an und am Ende ver—
Beilage
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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-seitung Æ 146 Qu—KQKiN⏑“ro U — —
wandelten wir die Vermittelung in einen feindseligen Angriff Diefe schwankende, verwirrte und schmachvolle Politik ist himmelweit von der auswärtigen Politik verschieden, die das edle Individuum, dessen Namen ich e , Weise trage, befolgt hat. Wohl möchte ich dem edeln Herzog (v. Wel lington) empfehlen, jene Politik statt einer andern zu befol— gen, die so zweideutig und unfaßlich ist, daß man sie vom Bsten bis zum Westen nicht versteht. Frankreich sendet in diesem Augenblicke mit vielem Pomp und Aufsehen eine Flotte nach der Kuͤste von Afrika, und bin ich uͤberzeugt, daß Frank— reich eben so auf dieser Seite des Mittellaͤndischen Meeres zu Werke gehen wird, wie es Rußland bereits auf der an— dern gethan hat. Wahrlich, man hat auf beiden Sei— ten des Meeres unserer Leichtgläͤubigkeit etwas aufgebun— den, und so weit ist es gekommen, daß Großbritanien, statt wie fonst die Conseils der Curopaäischen Nationen zu leiten und ihnen die Linie, die sie zu befolgen haͤtten, vor⸗ zuzeichnen, jetzt sich in der Nothwendigkeit befindet, die Linie zu befolgen, die sie uns vorzeichnen. Moͤge nun endlich ein— mal der edle Graf jene Papiere vorlegen, damit wir daraus eine Erklarung uͤber die Politik schöpfen, die er namentlich in dem fraglichen Falle beobachtet hat. Verspricht der edle Lord, es zu thun, so will ich bei meinem Antrage nicht beharren, da ich unter den gegenwartigen Umstaͤnden sehr gern jede Dis—
cussion uͤber diese oder andere Fragen vermeiden mochte.
Denn ungemein aͤngstlich ist man im Publikum uͤber einen Gegenstand, mit dem im Vergleiche alles Andere blos von untergeordnetem und geringerm Interesse ist.“ — Graf von
Aberdeen antwortete: „Schwerlich erwartet das Haus,
daß ich den Bemerkungen des edeln Lord Schritt vor Schritt folgen werde, besonders da derselbe sich blos zu dem Zwecke erhoben hatte, mir eine Frage vorzulegen. Diese Frage will ich beantworten und nichts weiter. So sage ich ihm denn, daß die gewuͤnschten Papiere sich in den Handen des Buchdruk—
kers befinden, und daß ich am naͤchsten Montage sie auf die
Tafel des Hauses zu legen gedenke. Ich sehe mich jedoch
veranlaßt, hinzuzufügen, daß ich dies weder in Folge des von Dem edeln Marquis angekuͤndigten Antrages und noch viel weni⸗
gn in Folge der in auswaͤrtigen Zeitungen erschienenen Pu— blikationen, sondern einzig und allein deshalb thun werde, weil die Angelegenheit jetzt bis zu dem Punkte gelangt ist, da es die Regierung fuͤr angemessen haͤlt, diese Aktenstuͤcke dem Hause vorzulegen.“ — Der Marquis von London— derry trug nach dieser Erklarung darauf an, daß sein auf nächsten Dienstag angekuͤndigter Antrag wieder gestrichen werde. Das Haus vertagte sich um 8 Uhr.
London, 21. Mai. In den drei letzten Tagen sind fol— gende Buͤlletins uͤber den Gesundheits-Zustand des Koͤnigs
erschienen: . Schloß Wind sor, den 19. Mai. Der Konig hat gut geschlafen, und die Krankheits⸗Symp⸗ tome bessern sich fortwaͤhrend. . ö Henry Halford.
ö Matthew J. Tierney. ö Schloß Wind sor, den 20. Mai. Der König hat eine gute Nacht zugebracht; die Krank— heits⸗Symptome neigen sich fortwährend zum Bessern. (Unterzeichnet wie oben) ; Schloß Wind sor, den 21. Mai.
Die Krankheits-Symptome sind noch immer guͤnstig, je⸗
Doch haben Se. Majestaͤt eine schlechte Nacht gehabt. (Unterzeichnet wie oben.)
Der Herzog und die Herzogin von Cumberland sahen am 19ten auf ihrem Landsitze in Kew mehrere Mitglieder der Koͤnigl. Familie bei sich. . Vorgestern hat Prinz Leopold sich von hier nach seinem TLandsitz Elaremont begeben.
Der Prinz Karl von Leiningen ist vom sfesten Lande hier Angekommen, um seiner Mutter, der Herzogin von Kent, Die den Königl. Pallast in Kensington bewohnt, einen Be— such abzustatten. .
Im gestrigen Courier heißt es: „Ein heutiges Mor— genblatt zweifelt an des Prinzen Leopold Absicht, die Sou— verainetaͤt Griechenlands anzunehmen. Man tritt dem Cha— rakter Sr. Königl. Hoheit zu nahe, wenn man die erich rung seiner Abreise persoͤnlichen Ruͤcksichten zuschreibt. Es muͤßten in der That wichtige Gruͤnde vorhanden seyn, um die Verzichtleistung auf eine so hohe und feierlich angenommene
rde zu rechtfertigen. Wie man sagt, finden noch Ver— handlungen uͤber einige untergeordnete Gegenstaͤnde zwischen
Sr. Köoͤnigl. Hoheit und den Verbuͤndeten statt, die aber, wie wir Ursache vorauszusetzen haben, keine Schwierigkeiten uͤber irgend eiten wesentlichen Punkt der Unterhandlungen veranlaßpten.“
Obige Bemerkungen des Courier scheinen sich haupt⸗ saͤchlich auf die Times zu beziehen, die es in ihrem gestrigen Blatte wiederum in Zweifel stellte, ob Prinz Leopold nach Griechenland gehen werde. Die Bräghton-Gazette mel— det dagegen, daß in Portsmouth der „Ganges“ von 84 Ka— nonen ausgeruͤstet werde, um in Begleitung des Schiffes „Pallas“ den Prinzen nach Griechenland zu bringen.
Der Courier meldet auch: „Es ist hier ein Expresser aus Paris mit Nachrichten bis zum Mittwoch (19ten) Abends angelangt. In Beziehung auf die Expedition enthalten diese Nachrichten folgende telegraphische Depesche:
„Toulon, den 18. Mai halb 3 Uhr. Admiral Duperrs an Se. Excellenz den Minister der Ma— rine und der Kolonieen.
Die Flotte ist segelfertig — Alles ist eingeschifft, Men⸗ schen und Kriegsgeraͤth. Die erste Division benutzt einen leichten Wind, um abzusegeln; sie hat sich bereits in Bewe— gung gesetzt.“ .
Im selbigen Blatte liest man ferner: „Die durch den gedachten Expressen aus Paris erhaltenen Nachrichten melden eine partielle Veraͤnderung im Ministerium; der Fi— nanz⸗Minister, Herr von Chabrol, hat resignirt und den bis— herigen Minister des Innern, Herrn von Montbel, Letzterer dagegen soll den Herrn von Peyronnet zum Nachfolger er— halten; an die Stelle des Justiz-Ministers, Herrn Courvoi— sier, ö. Herr Chantelauze treten. Veranderungen, wie diese, sind fast nichts weiter als amtliche Anordnungen und kuͤndi— gen sicherlich keine Veranderung der Politik des Kabinets an; jedoch war diese Gelegenheit zu guͤnstig fuͤr die unermuͤdlichen Mitglieder der Stocks-Boͤrse, als daß sie solche haͤtten ver— streichen lassen sollen, ohne mindestens den Versuch zu machen, ein Schwanken in den Fonds zu bewirken.“ „„Warum““, sagten sie, „ „sollte Herr von Montbel seine Stelle wechseln, teean keine allzemeinße Veränderung im System stattfinden sollte?““ In Folge dessen war es schwer, Staatspapiere zu verkaufen, die indessen bei aller Muͤhe, die man sich gab, sie herunter zu druͤcken, doch nicht niedriger als 3 pCt. unter ihre fruͤheren Course gingen.“
Am Mittwoch trug Herr O'Connell im Unterhause dar⸗ auf an, daß dem Parlamente ein Verzeichniß aller derjenigen Personen vorgelegt werde, die in den Raufereien mit der Irlandischen Polizei ihr Leben verloren haben, so wie der Polizei⸗Beamten, die wegen Verwundungen und Toͤdtungen Anderer vor Gericht gezogen worden sind. Auf die Bemer— kung des Irländischen Kren-Anwalts Herrn Doherty, daß dieses Verzeichniß insozern unvollstaͤndig seyn wuͤrde, als darunter nicht auch die getsdteten Polizei-⸗Beamten begriffen wären, nahm Herr O'Connell seinen Antrag einstweilen zu— ruͤck, um ihn spaͤter mit dieser Modisizirung wieder einzu⸗ bringen. — Außerdem war in dieser Sitzung, die nur kurze Zeit waͤhrte, nichts Bemerkenswerthes vorgekommen.
Am 7. April befanden sich im Hafen von Alexandrien (Aegypten) nicht weniger als 19 Britische Schiffe; 3 davon nahmen Ladung nach Liverpool ein, und ein Schiff wurde fuͤr London beladen. Das Britische Kriegsschiff „Favourite“ wartete auf Depeschen aus Ostindien. 83
Aus einer der letzten Zeitungen von Ober⸗-Kanada ersieht man, daß im Jahre 1829 die dortige Bevoͤlkerung 197,503 Individuen betragen habe, also 11,330 mehr, als im Jahre 1528. Mit Einschluß der Indianer, des Militairs
und der Ansiedler in neuangelegten Staͤdten schaͤtzt man die Zahl der Einwohner j 230, 050. Der Werth des Abgaben
zahlenden Grund -Eigenthums beläuft sich auf 732,657 Pfd. und der Werth der von demselben erhobenen Abgaben auf
nur 12, 829 Pfd.
Ein aus New-⸗Hork hier eingelaufenes Schiff hat Nach— richten aus Columbien und Mexiko bis Mitte Marz und aus den Vereinigten Staaten bis beinahe Ende April mitgebracht. Venezuela beharrt bei seiner Trennung. Der Kongreß von Columbien beschaͤftigte sich fortwährend mit der
neuen Verfassung. In Mexiko hatte sich eine Opposition ge
en die ausüͤbende Gewalt gezeigt, und, wie es dort hieß, soll Fra en! Guerrero den Landsitz, auf den er sich von den
Geschaͤften zuruͤckgezogen hatte, wieder verlassen haben, um
*
) Vergl. die Pariser Boͤrsen⸗ Nachrichten in der Nachschrift
jum hestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung.