1830 / 147 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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innern, beuünruhigen. Denn der Geist der Unzufriedenheit, wel⸗ cher bei den letzten großen Ereignissen in allen Provinzen des Reichs sichtbar wurde, dauert fort und nimmt einen immer drohenderen Charakter an, der weniger durch direkte Wider— setzlichkeit, als durch das Bestreben, sich der Tuͤrkischen Ober— herrschaft durch Auswanderung zu entziehen, gefährlich wird. leich nach dem Friedensschlusse von Adrianopel, worin fuͤr die christlichen der Pforte unterworfenen Einwohner das freie Abzugsrecht stipulirt ist, haben viele christliche Familien da— von Gebrauch gemacht und sich in Rußland anzusiedeln gesucht. Schon damals meldete ich Ihnen, daß die Pforte diese Aus— wanderungen ungern sehe; jetzt nehmen dieselben so sehr uͤber— hand, daß sie dabei nicht gleichguͤltig bleiben kann und Magß— regeln dagegen ergreifen muß. Ueber 19,000 christliche Fa— milien sollen bereits das Ottomanische Reich verlassen und sich in Bessarabien und in den Fuͤrstenthuͤmern niedergelassen haben. Der Werth des Grunbeigenthums hat daher in der letzteren Zeit außerordentlich verloren, weil nur die Christen eigentlich das Feld bearbeiteten, und durch ihre Verminde— rung die ohnehin wenig benutzten fruchtbaren Landschaften Rumeliens und Bulgariens ganz veroͤdet werden. Alle Zu— sicherungen von Milde und Vergessenheit, womit die Tuͤrki— schen Befehlshaber im Namen der Pforte die Bulgaren von der Auswanderung abzuhalten suchen, blieben bisher frucht— los; selbst eine von dem Feldmarschall Diebitsch zur Beruhi— gung der Einwohner erlassene Proclamatlon wurde nicht beach— tet. Die christlichen Einwohner Rumeliens und Bulgariens entaͤußern sich ihrer Habseligkeiten für jeden Preis, um den Tuͤrkischen Boden noch vor dem Abmarsche der Russischen Truppen zu verlassen. Die Verlegenheit der Pforte steigt daher mit jedem Tage, und es ist sehr zu fürchten, daß sie sich zu Zwangs-Maaßregeln verleiten lassen moͤchte, die bei der auf— gereizten Stimmung der Bulgaren zu blutigen Auftritten ühren koͤnnen. Es heißt, die Russische Armee werde bis lnfang kuͤnftigen Monats uͤber den Balkan zuruͤckkehren, und das Russische Hauptquartier solle von Burgas nach Hadschi Oglu Bazardschick verlegt werden. Mehrere Griechische Fahrzeuge sind in der letzten Woche durch die Dardanellen und den Bosporus nach dem Schwarzen Meere gesegelt.“ Aus Alexandrien vom 28. März wird Cebenfalls in der Allgemeinen Zeitung) gemeldet: „Langs der ganzen

Seekuͤste von Aegypten herrscht ungemeine Thätigkeit; ver-

schiedene Punkte werden befestigt und, wo dies schon fruͤher geschehen, Ausbesserungen vorgenommen. Bei Rosette ist ein Si n r. von 8000 Mann zusammengezogen. Die Flotte geht oͤfters in See, um Uebungen vorzunehmen. Ob es gleich scheint, daß der Pascha durch die ernstlichen Vor— stellungen Englands einer Mitwirkung zur Franzoͤsisch-Afrika— nischen Expedition vor der Hand entsagt hat, so muß doch dieser ungewoͤhnlichen Thätigkeit irgend eine wichtige Absicht zum Grunde liegen. Einige erblicken die Ursache davon in der Ausruͤstung der Tuͤrkischen Flotte im Arsenale zu Kon— stantinopel, welche den Vicekoͤnig beunruhige, Andere ver— muthen, daß die Sereitkraͤfte in Eandien zur voͤlligen Unter— werfung der Insel verstaͤrkt werden sollen.“ Meriko. Nachrichten aus Vera-Cruz bis um 27. Marz zufolge war (wie die Hamb. Börsenhalãle meldet), im allgemeinen Kongresse nun beschlossen worden, die Einfuhr⸗Verbote vom vo⸗ rigen Jahre auf unbestimmte Zeit zu suspendiren, unter der Bedingung, daß die Zölle gleich bei ber Einfuhr baar entrichtet werden sollen. Ein zweites Gesetz war im Repraͤsentanten⸗ hause durchgegangen, dem zufolge nach Ablauf von 6 Mena— ten die Erne gi. in 40 und 80 Tagen (statt, wie bisher,

. 180) 2 werden e. Das Packetboot phinr“ war von Tampico zur ke 3 ih , e en pico gekehrt und wollte am

In lan d.

Berlin, 26. Mai. Durch eine Verfuͤgung des Koͤnigl. Ober⸗ Praͤsidiums der Provinz Po sen vom 5. d. M. sind faden ac.

Bäͤcherverleger in derselben angewiesen worden, ein Exem⸗ plar ihrer der Censur unterworfenen Verlags⸗-Artikel, welches

bisher an die Universitaͤts-Bibliothek zu Breslau abzuliefern war, nicht mehr an diese, sondern bis auf weitere Verfuͤgung an die von dem Herrn Grafen von Raczynski in Posen ge— stiftete Bibliothek abzugeben.

Auf dem am 18ten d. M. stattgehabten ersten dies⸗ jaͤhrigen Wollmarkt zu Liebenwerda sind 725 Centner ein—⸗ schuͤrige und 26 Centner zweischuͤrige Schaafwolle zum Ver— kauf gekommen, und letztere vollständig, von ersterer aber 55 Centner, verkauft worden. Der Preis der eminschuͤrigen Wolle war 38 Rthlr. 19 Sgr. fuͤr den Centner, und der Preis der zweischuͤrigen 35 Rthlr.

Königliche Schau spiele.

. Donnerstag, 27. Mai. Im Opernhause: Konzert fuͤr die Violine, von Kreutzer, vorgetragen von dem Koͤnigl. Kam— mermusikus Herrn Vidal. Hierauf: Preciosa, Schauspiel mit Gesang und Tanz in 4 Abtheilungen, von P. A. Wolff. (Hr. Muͤhldorfer: Alonzo, als Gastrolle.)

Im Schauspielhause: Pour le second début de Mad.

Jenny Vertpréö: Les premières amours, et: La chatte mé-

tamorbhosée en femme. (Dans la premiere pièce Mad. Jenny Vertprè 3 le röle d'Emmeline, et dans la seconde, celui de Minette)

Freitag, 28. Mai. Im Schauspielhause, zum ersten—

Abtheilungen, von Grillparzer.

male: König Ottokars Glück und Ende, Trauerspiel in 5

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 27. Mai. Aschenbroöͤdel, komische Oper in 2 Akten; Musit von Rossini. . h ;

Auswärtige Börsen.

; Amsterdam, 21. Mai.

Niederl. wirkl, Schuld. 653. Kanxhill. 393. Qesterr. 5proe. Metall. 96. Part-Oblig. 417. kuss Enz. Anl. 1053. Russ. Anl. Hamhb. Cert. 102.

Ham burg, 24. Mai. c Oesterr. 4proc. Metall 953. Part. Oblig. 1353. Bank-Actien 1314. Kuss. Engl. Anl. 1063. Kuss. Anl. Hamhb. Cert. 1023. Dän, 71z. Poln. pr. 31. Mai 125. Falc. 88.

London, 21. Mai. Zproc. Cons. 954. 3Iproc. 1003. 4pr9c. 102. Colunnmb. 253. Mexic. 385. Griech. 443. Span. 183.

Wien, 21. Mai. oproc. Metall. 10073. 4proc. 965. Loose zu 100 FI. 183. Part- Ublig. 131. Bank- Actien 135353.

Brazil. 743.

.

f t. *

ö. Paris, 20. Mei. Der heutige Moniteur enthaͤlt mehrere wichtige Königl. Verordnungen. Hr. Chantelauze, Erster Präͤstdent des Koͤnigl. Gerichtshofes zu Grenoble, ist, an die Stelle des Herrn von Courvoister, zum Großsiegelbe— wahrer und Justiz-Minister, und der Graf von Peyronnet, statt des Barons von i n zum Minister des In⸗

nern ernannt worden. Der Baron von Montbel hat dagegen, an die Stelle des Grafen von

abrol, das Finanz⸗Mi—⸗

nistertum erhalten, und Herr von Courvoisier, so wie der General-⸗Forst⸗Direktor, Graf v. Berthier, und der Staats—

rath, Baron v. Balainvilliers, sind Staats-Minister und Mitglieder des Geheimen-Naths geworden.

Zugleich ist die Ge⸗

neral-Direction der Bruͤcken, Chausséen und Bergwerke von dem Ministerium des Innern abgezweigt und daraus ein be— sonderes Ministerium unter dem Titel; ministère des travaux publics, gebildet worden, das der Staatsrath Baron Ca—⸗ pelle, bisheriger Praͤfekt des Depts. der Seine und Oise, erhalten hat. Saͤmmtliche . sind vom 19ten d. M.

datirt und von dem Fürsten von Polignae contrasignirt. Des Himmelfahrtstages wegen war Metall. .

rankfurt a. M., 23. Mat. Oesterr. 5 proc.

1335. Gelb. 27 proc. Metall. 59. 1 proc. 255. Loose zu 100 Fl. 17

Gedruckt bei 4. W. Hayn.

eute die Boͤrse geschlossen. proc. gäz. Bank-⸗Aetien 1564. Partial⸗Obligat.

; 7. Brief.

RNRedactenur Joh n. Mitredacteur Cottel.

* 147.

Allgemeine

Preußtsche Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. Se. Koͤnigl. Majestaäͤt haben den Rittergutsbesitzer, Hof⸗

gerichts⸗Rath Devens, zum Landrath des Kreises Reckling—

hausen, im Regierungsbezirk Muͤnster, zu ernennen geruhet.

ubli k and um

wegen Verloofung 5proc. Preußisch Englischer

Obligationen.

Mit Bezug auf unsere Bekanntmachung vom 29. Maͤrz d. J. (Staats⸗Feitung Nr. 50, Berliner Zeitungen Nr. 68), durch welche wir das Publikum vorlaufig von der beschlosse⸗ nen Ruͤckzahlung des ganzen noch nicht gekuͤndigten Ueberre— stes von 3, 809,400 Pfd. St. aus der im Jahre 1818 bei dem Handlungshause N. M. v, Rothschild zu London geschlosse nen Hprocentigen Anleihe in Kenntniß gesetzt haben, machen wir hierdurch anderweitig bekannt, daß die als erste Rate, und zwar am 1. Okt. d. I, bei dem obengenannten , . hause zum vollen Nennwerthe baar auszuzahlenden derglei⸗ chen 5procentiger Preuß. Englischer Partial⸗Obligationen aus dem Anleihe⸗-Kontrakte mit R. M. O Rothschild zu London, vom 31. Marz 1518, uͤber eine Summe von Shg,ä00 Pfd. St., am 2. Juni d. J. Morgens 8 Uhr, vor unserem Mit⸗ gliede, dem Geheimen Ober⸗-Regierungs⸗Rath v. Schuͤtze, und in Gegenwart des Koͤnigl. Justiz⸗Kommissions⸗Raths und Notarius publieus Bode, in unserem Sessions⸗-Zimmer, Markgrafen⸗Straße Nr. 46, oͤffentlich ausgelooset werden follen. Die in dieser Ziehung gezogenen Obligationen wer⸗

ben demnaͤchst sofort mit ihren Littern, Nummern und Geld⸗

betraͤgen zur offentlichen Kenntniß gebracht werden. Berlin, den 22. Mai 1830. Haupt ⸗Verwaltung der Staats Schulden. (gez) Rother. v. Schutze. Beelitz. Deetz. v. Rochow.

Se. Durchlaucht der General-Major und Commandeur

der fünften Kavallerie⸗Brigade, Prinz George zu Hes⸗

sen⸗Kassel, ist nach Frankfurt 4. d. O. abgegangen.

Ab gereist: Se. Excellen der General⸗Lieutenant und kommandirende General des siebenten Armee⸗Corps, Freiherr

von Muͤffling, nach Muͤnster. . Der General Intendant der Koͤnigl. Museen, Kammer—

herr Graf von Brühl, ugch Seiffersdorff bei Dresden.

Der Oberst und Fluͤgel⸗Adjutant Sr. Maj. des Kaisers von Rußland, von Tscheffin, nach Karlsbad.

Zeitungs-Nachrichten. 26 Ausland. .

Rußland. .

St. Petersburg, 18. Mai. Am 15ten d. M. haben auch Ihre Majestaͤt die Kaiserin, von Petershof aus, die Reise nach Warschau, uͤber Riga, angetreten Die Nacht⸗

lager Ihrer Majestaͤt sind folgendermaßen bestimmt: Am

15ten m Tschudley auf dem Gute Fockenhof; am I6ten in

Dorpat; am 17ten in

am 19ten auf dem Gute Datnowo. Im Gefolge Ihrer

Majestaͤt besinden sich der Minister des Kaiserlichen Hofes,.

Fuͤrst Wolkonski, das Kammerfräͤulein Graͤfin Orlow⸗Tsches⸗ menski, die Hoffraͤulein Fuͤrsätinnen Wolkonski und Urussow, ferner die Gräfin Modene und der Leib-Medikus Crighton.

Zwei Tage vor Hoͤchstihrer Abreise nach Warschau bega— ben Se. Masestaͤt der Kaiser, begleitet von dem General der

Berlin, Freitag den 286 Mai

i

Lenzenhof; am 18ten in Mitau und

1830.

Infanterie, Grafen P. Tolstoi, dem Minister der innern An⸗ gelegenheiten, dem Vice, Admiral, Fuͤrsten Menschikow, den General-Adjutanten Chrapowitzky und Kleinmichel und dem Capitain zweiten Ranges Lasarew, Sich auf dem Dampfboote „die Newa“ nach Kronstadt und kehrten, nach Be⸗ sichtigung der Arbeiten daselbst, uͤber Oranienbaum auf dem Landwege in die Residenz zuruͤck. Am Tage der (wie bereits gemeldet, am 14ten Abends erfolgten) Abreise geruheten Se. Maj. noch die Flotte in Kronstadt in Augenschein zu neh— men. Dieselbe lief voͤllig aus geruͤstet auf die kaum 4 vom Eise frei gewordene Rhede. „So fruͤh und so schnell geruͤ— stet“, sagt die Nordische Biene, „sah man die Flotte nech nie seit den Zeiten Peters des Großen.“

Der Dirigirende des Generalstabes Sr. Kaiserl. Maje⸗ staͤt fuͤr die Militair-Ansiedelungen, General von der Infan⸗ terie Graf Tolstoi, und der General⸗Adjutant Adlerberg, der Ober⸗Jaͤgermeister Graf Modene und der Sekretair Ihrer Majestaͤt der Kaiserin, wirkliche Staats-Rath Chambegu, sind ebenfalls nach Warschau abgegangen. Nach der Abreise Ihrer Majestaͤt der Kaiserin aus Peterhof, kehrten Se. Kaiserliche

Hoheit der Großfuͤrst Thronfolger und einige Stunden spa—

ter Ihre Kaiserlichen Hoheiten, die Großfuͤrstinnen im er— wuͤnschten Wohlseyn nach der hiesigen Residenz zuruͤck.

Fuͤr die Zeit der Abwesenheit des Vice⸗-Kanzlers, wirkli⸗ chen Geheimen Rathes Grafen Nesselrode, ist dem Geheimen Rath und Senator Diwow die Direction des Reichs-Kolle⸗ giums der auswaͤrtigen Angelegenheiten uͤbertragen worden.

Der Marine-Minister Admiral Moller hat von Sr. Majestaͤt dem Kaiser die Erlaubniß erhalten, St. Petersbur fär einige Zeit zu verlassen; während seiner Abwesenheit ist die Direction dieses Ministerinms dem General-Hydrogra⸗ phen des Generalstabes der Kaiserlichen Marine, Admiral. Sarytscheff, uͤbertragen worden. 3

Der mit dem Range eines wirklichen Staats-Rathes verabschiedete Oberst vom Pawlowschen Leibgarde⸗Regimente, Gamalei J. ist zum stellvertretenden Civil-Gouverneur von Witebsk ernannt worden. ?.

In der am 29. Marz gehaltenen Sitzung der hiesigen Akademie der Wissenschaften überreichte unter Anderem der Adjunkt Herr Schmidt das Manuseript seiner Grammatik der Mongolischen Sprache mit dem Wunsche, die Akademie moͤchte dieses Werk, die Frucht seines vieljäͤhrigen anhalten— den Studiums, auf ihre Kosten drucken lassen. Es ward be— schlossen, den Kaiser um Erlaubniß zu bitten, den Wunsch des Verfassers zu erfuͤllen und das Werk Sr. Majestäͤt zueignen zu durfen; um es gemeinnuͤtziger zu machen, sollen 2 Aus— 6 veranstaltet werden, eine mit Deutschem und eine mit

ussischem Texte. t

Am 11. d. M. fand hier eine oͤffentliche Pruͤfung der dritten oder sogenannten hoͤheren „Franzoͤsischen“ Klasse des Kaiserlichen Erziehungs⸗Hauses statt, aus welcher die weibli— chen Zoͤglinge als Gouvernanten entlassen werden, nachdem

ie zuvor noch einen praktisch-paͤdagogischen Kursus in der— selben durchgemacht haben. Die Pruͤfung wurde mit der hohen Gegenwart der Kaiserin begluͤckt; Ihre Majestaͤt geruheten um Zeichen Allerhoͤchst Ihrer Zufriedenheit, der . . der Anstalt, Frau von Ohm, ein brillantenes Brust— ,, den Lehrern die uͤblichen Gratificationen zu verleihen. ö . ö

Bis zum 15ten dieses Monats sind in den Hafen von Kron ker, f eingelaufen; in See gegangen sind 17 ; iffe. . .

Aus Orenburg sind uͤber den dermaligen Viehbe⸗ stand der Kirgisen keine sehr guͤnstigen Nachrichten einge— gangen. Der verflossene Winter, dessen Strenge so aäͤußerst fuͤhlbar war, befonders fuͤr die nomadisirenden Volker, hat in ihren Heerden, die entweder aus Sorglosigkeit ihrer Be⸗

sitzer oder aus Mangel an Holz, um Staͤlle zu bauen, den