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Morgens, wo das Fest eit, Ende hatte. Se. Majestaͤt brach⸗ ten die Nacht in den Tuilerieen zu. — Vorgestern vor der
Messe hatte Msgr. Lambruschini die Ehre, dem Monarchen
in einer Privat⸗Audienz ein Paͤpstliches Breve zu uͤberreichen. Um 11 * fuuͤhrten Se. Majestät den Vorsitz im Minister— RNathe, wobei der Dauphin zugegen war, Mittags speisten Ihre Sieilianische Majestaͤten mit dem Koͤnige und der Koͤ— niglichen Familie. Die Tafel bestand aus 16 Couverts. Abends war große Assemblée und Spiel in den Gemaͤchern Sr. Ma⸗ jestaͤt — Gestern fruͤh um 8 Uhr ist die Dauphine, und um 9 Uhr der Koͤnig, in Begleitung des Dauphins, nach Com⸗ piegne abgereist. Se. Majestaͤt werden von dort erst am naäͤchsten Sonnabend (29sten) wieder nach Saint -⸗-Cloud zu— ruͤckkehren. .
Der heutige Messager des Chambres meldet, daß der Spanische Botschafter Ihren Sieilignischen Majestaͤten
u Ehren ein großes Fest bereite, wozu in dem Garten des Hestn rschasts Hotels ein besonderer Saal erbaut werde.
Zu den Tages⸗-Geruͤchten gehort, daß der Baron Dudon, an die Stelle des Barons von Montbel, Finanz-Minister, der Graf Ferd. von Berthier, statt des Grafen Chabrol, Praͤfekt des Seine⸗Departements, Herr Berryer, statt des
errn von Berthier, General, Forst-Direktor, und Herr von Yi her. an die Stelle des Herrn Bacot de Romand, Ge— neral-Direktor der indirekten Steuern werden wuͤrde.
Der Minister des Innern hat unterm 20sten d. M. das nachstehende Circular⸗Schreiben an die Praͤfekten erlassen:
„Mein Herr Praͤfekt, der Koͤnig hat mir die Leitung des Ministeriums des Innern anzuvertrauen geruhet. Ich kenne die Schwierigkeiten dieser wichtigen Verwaltung; aber die Erfahrenheit der Beamten, die derselben angehoͤren, giebt mir die Hoffnung, sie zu uͤberwinden. — Ich verlange nichts von ihnen, als die Vollziehung der Gesetze; ich begehre sie rasch, puͤnktlich, vollstaͤndig und redlich. — Stets zu thun, was das Gesetz gebietet, zur gelegenen Zeit zu thun, was dasselbe zu thun gestattet, niemals zu thun, was es verbietet, — dies 'eist in meinen Augen die Pflicht eines verstaͤndigen und gewandten Administrators. Fuͤr mich giebt es deren eine zweite: ich betrachte es als meine Pflicht, jene Beamten in demselben Maaße zu unterstuͤtzen, als sie mich selbst unter⸗ stuͤtzen werden, und dafuͤr Sorge zu tragen, daß ihrer Ned⸗ lichkeit und ihrem Eifer volle Gerechtigkeit widerfahre. Ich werde hierauf ohne Unterlaß bedacht seyn und schmeichle mir, es werde keiner unter ihnen daran zweifeln, daß ich meinem Versprechen getreu bleibe. Empfangen Sie ꝛc. gez. Peyronnet.“
In dem vorgestrigen Moniteur liest man nachstehen—⸗ den Artikel: „Man hat im Publikum das Geruͤcht verbrei⸗ tet, daß die Praͤsidenten der Wahl-Kollegien bereits ernannt seyen; ja noch mehr: man hat im Namen Sr. Exe. des Mi⸗ nisters des Innern Cireular-Schreiben mit dem Datum des 18. Mai an achtungswerthe Personen erlassen, um ihnen anzukuͤndigen, daß der Koͤnig sie zu jenen wichtigen Funectio⸗ nen zu berufen geruhet habe, und sie aufzufordern, sich un⸗ verzüglich auf ihren Posten zu begeben. — Die erste dieser Nachrichten ist eine reine Erfindung: die Praͤsidenten der Kollegien sind noch nicht ernannt. Die Versendung der a G relben aber ist ein Kunstgriff, der oͤffentlich ge— ruͤgt werden muß, indem er dahin zielt, der Verwaltung Maaßregeln beizumessen, die gar nicht von ihr ausgegangen find, und auf solche Weise das Publikum zu taͤuschen.“
Die Gazette de Franee verwahrt sich gegen die ihr von den Oppositions-Blattern gemachte Beschuldigung, daß sie, aus Unwillen daruͤber, daß Herr v. Villsle nicht ins Ka— ke, berufen worden sey, sich dem Ministerium vom 19. Mai feindlich gegenuͤberstelle; sie bemerkt, sie habe von An= fang an erklaͤrt, daß sie zuvoͤrderst die Handlungen dieses Ministeriums abwarten wolle; und hierin werde sie Wort halten. Auf die Frage eines Oppositions-Blattes, was denn eigentlich der den tte a4 dieselbe: „Dieser Zweck ist; eine royalistische Majoritaͤt, ver⸗ bunden mit einem faͤhigen Ministerium; mithin also die legi— time Monarchie, bewahrt vor jedem Angriffe unter einer ver— fassun gsmaͤßigen Regierung.“ Von dem obigen Rundschrei— ben des Herrn von Peyronnet aͤußert die Gazette, sie sinde dasselbe völlig nichtssagend. Wir glauben uͤberhaupt nicht“, fuͤgt sie hinzu, „daß das Ministerium des 19. Mai von Dauer seyn werde; aber das Prinzip, woraus dasselbe her— vorgegangen, ist unwandelbar; es ist der feste Entschluß des Koͤnigs, sich seiner Macht nicht zu Gunsten einer Partei zu begeben. Und so, wie jedes Ding auf der Welt seine gute und boͤse Seite hat, so beweist wenigstens die Verordnung vom 19. Mai, wie sehr die Liberalen das Publikum täͤusch—
Zweck sey, den die Gazette verfolge, antwortet
niteur und in der Quotidienne erschienen.
ten, als sie behaupteten, daß der Koͤnig geneigt sey, sich wieder dem Martignaeschen Ministerium zu naͤhern.“
Das gedachte Rundschreiben, welches gestern saͤmmtliche Journale vor ihren Richterstuhl zogen, ist gleichzeitig im Mo⸗ Die Oppositions⸗ Blaͤtter ziehen hieraus den Schluß, daß die Quotidienne jetzt das ministerielle Blatt sey. .
Der National spricht sich nachträglich uͤber die letzte Ministerial⸗Veraͤnderung in folgender Art aus: „Es war uͤber⸗ haupt unpolitisch, irgend eine Veraͤnderung im Ministerium am Vorabende des Wahlgeschaäͤfts vorzunehmen; denn entweder mußte diese Veraͤnderung in dem Sinne der Gemaͤßigten ge—⸗ schehen, und dann war sie ein Widerruf des 8. August, der sich von einem Ministerium, wie das Polignaesche, nicht er— warten laßt; oder sie mußte in dem Sinne der Absolutisten geschehen, und dann mußten die Waͤhler dadurch nur noch um so gereizter werden. Gleichwohl hat eine Veraͤnderung stattgefüunden, und zwar die unglaublichste von allen. Man hat von dem beklagenswerthen Ministerium das unbelieb⸗ teste Mitglied gewahlt, ohne zugleich das faͤhigste zu neh⸗ men. Man verzweifelt sonach an der Moͤglichkeit, die oͤffentlicht Meinung zu gewinnen, und will sie ein— schuͤchtern, ihr Troß bieten; man will es, mit einem Worte, nach beendigtem Wahlgeschäfte mit der Gewalt versuchen, d. h. die neue Kammer wieder aufloͤsen und zu Verordnun⸗ gen seine Zuflucht nehmen. Die Wahl des Hrn. v. Vill ele hätte sich allenfalls durch das Beduͤrfmß erklaren lassen, waͤh⸗ rend man der contrerevolutionnairen Partei treu blieb, die offentlichen Angelegenheiten wenigstens den Haͤnden eines faͤhigen Administrators zu uͤbergeben. Die Wahl des Herrn von Peyronnet aber laßt sich nur durch das Beduͤrfniß ge— waltsamer Maaßregeln erklaren; und das eigene Gestaͤndni von einem folchen Beduͤrfnisse ist das Entsetzlichste, das sich nur immer denken laͤßt. Es leidet keinen Zweifel, daß die Herrn von Chabrol und Courvoisier sich freiwillig zuruͤckge⸗ zogen haben, und daß Herr von Montbel nur auf den aus— dräcklichen Befehl des Monarchen geblieben ist. Die beiden Erstern vorzuͤglich hatten bereits fruͤher erklärt, daß sie nur abdanken wärden, wenn sie an gewaltsame Plane glaubten. Was geht denn also vor, das sie bewogen hat, ihre Entlas⸗ sung zu nehmen? Herr von Villele hat sich jetzt fuͤr immer von den Ministern losgesagt. Was soll man aber uͤberhaupt von einem Ministerium denken, das, nachdem es erst mit Herrn von Labourdonnaye, d. h, mit der Eontre⸗Opposition, gebrochen, sich jetzt mit zwei einsichtsvollen und gewissenhaf— ken Maͤnnern, wle die Herren von Chabrol und Tourvoisier, veruneinigt und endlich auch noch mit dem einzigen klugen und faͤhigen Kopfe, den seine Partei zahlt, auf eine so ecla— tante Weise bricht? und dies Alles kurz vor den Wahlen? Wir fragen noch einmal: was soll man von einem solchen Ministerlum denken? Nichts, als was alle Welt davon denkt; daß man naͤmlich auf die ernsthaftesten Ereignisse gefaßt seyn muß.“ ̃
In dem Drapeau blane liest man Folgendes; „Man verlangt, daß die Koͤnigliche Autorität stark und geachtet sey; aber es fehlt ihr an jener moralischen Kraft, ohne welche das Staats-Oberhaupt und die Verfassung selbst sich nicht halten koͤnnen. Man hatte, heißt es, Ludwig XVIII. gera⸗ then, Buonapartes Bett einzunehmen, d. h. dessen Regierung fortzusetzen. Ob dieser Plan ausfuͤhrbar war, mag dahingestellt bleiben; so viel ist aber gewiß, daß es in der Charte Artikel giebt, die der Demokratie viel zu guͤnstig, andere, die zu unbestimmt sind. Im Jahre 1815 hätte man mit Hülfe der un find baren Kammer diesem Fehler abhel— fen können. Statt dessen aber erließ der Koͤnig, unvorsichti⸗ gen Rathgebern folgend, die Verordnung vom 5ten Septem⸗ ber, wodurch jene Kammer aufgeloͤst wurde; d. h, auf einen ersten Fehler (naͤmlich die Charte gegeben zu haben) haͤufte man noch einen zweiten viel aͤrgeren. Die im Jahre 1814
gestellte und immer noch unentschiedene Frage vereinfacht sich
aber jetzt je mehr und mehr: wird man mit den Volks /Frei⸗ heiten die Monarchie, wie Ludwig XXVII. sie gestaltet hat, beibehalten? Den Waͤhlern steht die Antwort auf diese Frage zu, und sie werden sie, wir zweifeln nicht, auf eine des Koͤnigs und des Landes würdige Weise loͤen.“' Die beiden letzten 35 Toulon eingelaufenen telegraphi— ͤ en lauten also: 6. schnn were sch „Toulon, 21. Mai 1830. 11 Uhr. Der Admiral Duperré an Se. Excellenz den Minister der Marine und der Kolonieen. ; Gestern widersetzte sich Windstille der Abfahrt der Flotte, und heute droht uns dieselbe Widerwaͤrtigkeit Der Geist und der Gesundheits-Zustand der Land- lund Seetruppen lassen
nichts zu wünschen uͤbrig.“
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ö. „Toulon, 22. Mai 1830. 1 Uhr. Der See-⸗Praͤfekt an Se. Excellenz den Minister der darine und der Kolonieen.
Der Ostwind halt noch immer die Flotte auf dem An— kerplatze zuruͤck. Ahe ist in dem befriedigendsten Zustande. Der „Pelikan,“ das letzte der aus den Haͤfen des Oceans n Toulon erwarteten Schiffe, ist so eben eingelaufen.“
Unterm 18ten 0 n. Vice⸗Admiral Duperrs, Oberbe⸗
ehlshaber der Kriegsflotte, if 66 aus, . Tagesbefehl erlassen; „Offiziere, Un— teroffiziere und Seeleute! Mit Euren Waffenbruͤdern der Expeditions Armee dazu berufen, an den Geschicken einer Unternehmung Theil zu nehmen, welche die Ehre und Mensch— lichkeit gebieten, mußt Ihr auch den Ruhm mit ihnen thei— len. Von unseren gemein samen Anstrengungen und unserer völligen Einigkeit erwarten der Konig und Frankreich Genug— thuung fuͤr den der Franzoͤsischen Flagge zugefuͤgten Schimpf. Laßt üns eingedenk seyn des Beispiels, das bei einer aͤhnli— chen Veranlassung unsere Vorfahren uns gegeben haben! Laßt uns ihnen nachahmen, und der Erfolg ist gewiß. Auf! Es lebe der König!“
Dieser Tagesbefehl wurde von den Capitainen der ver— schiedenen Kriegsschiffe der ihnen untergebenen Mannschaft vorgelesen und uͤberall mit dem groͤßten Enthusiasmus aufge— nommen. 24
Der gestrige Moniteur enthaͤlt Folgendes: „Einige oͤf⸗ fentliche Blaͤtter haben viele Familien der zu der Expedition
nach Afrika gehörigen Militairs durch die Ankuͤndigung in
Sorgen versetzt, daß sich am Bord des Geschwaders eine große Anzahl von Kranken befinde. Mehrere Personen ha— den sich an die Ministerien des Krieges und der Marine ge— wandt, um in Erfahrung zu bringen, was an diesen minde— stens leichtsinnig hingeworfenen Geruͤchten Wahres sey. Man ist gluͤcklich genug gewesen, die Besorgnisse, wozu jene Blaͤt— ter Anlaß gegeben hatten, vollstaͤndig zerstreuen zu koͤnnen. Land- und Seetruppen sind vollkommen gesund.“
Aus Toulon wird unterm 19sten d. M. geschrieben:
„Die Einschiffung der Truppen wurde vorgestern, die der
Pferde erst gestern fruͤh beendigt. Gestern Abend begaben sich die Generalstaͤhe der Land-⸗Armee und der Flotte an Bord ihrer Schiffe; Admiral Duperré und Graf Bourmont schifften sich auf dem Linienschiffe Provence ein. Mehrere mit Mu— nition und Lebensmitteln beladene Fahrzeuge sind gestern fruͤh nach Majorka unter Segel gegangen, wo sie die weiteren Befehle des Admirals Duperré erwarten werden. Auf Ver—⸗ fügung des Admirals ist jede Verbindung zwischen unserer Stadt und dem Geschwader abgebrochen. — Unter den man— nigfachen eingeschifften Gegenständen befinden sich auch eine Anzahl gekoppelter Hunde, welche bestimmt sind, von dem Wasser in den Brunnen an der Algierischen Kuͤste zu trinken, um sich zu uͤberzeugen, ob dasselbe auch nicht vergiftet ist. Der 5taͤgige Mundvorrath, mit welchem jeder Soldat bei der
Landung versehen werden soll, wird aus 5 Pfund Zwieback, 2 Pfund
ekochten Specks, 2 Portionen Kaͤse, 10 Unzen Reis, 1 Litre Wein und 1 Litre mit Branntwein ver— mischten Wassers bestehen. Vor der Landung werden die Truppen eine warme Mahlzeit erhalten. — Die Korvette „Eglé“ ist am 14. d. M. mit Depeschen der Regierung nach Alexandrien unter Segel gegangen.“
Der Baron Mächin, Ex⸗Deputirter des Aisne⸗Departe—
ments, hat bei Gelegenheit der bevorstehenden Wahlen das
nachstehende Schreiben an die Redaktoren der Oppositions— Blaͤtter erlassen: „Meine Herren, auf die vielfaͤltigen Fragen meiner Freunde und auf die eifrigen Intriguen Derer, die es nicht sind, sehe ich mich zu der Erklarung veranlaßt, daß ich keinesweges aufgehoͤrt habe, waͤhlbar zu seyn. Das Be— wußtseyn redlich erfuͤllter Pflichten und das tiefe Gefuͤhl de—⸗ rer, die uns leider durch die gegenwartigen, ohne Grund her— beigefuͤhrten, ernsten und schwierigen Umstaͤnde aufgelegt wer⸗ den, gebieten mir, mich zum vierten Male der Wahl meiner Mitbürger anzutragen. Eine laͤngst erprobte Ergebenheit, lein aufrichtiger Eifer Und die Beleidigungen der Feinde unserer 6 Sache, sind Anspruͤche, die mein Vertrauen erhoͤ— en und mich zu meiner neuen Kandidatur ermuthigen. Em— pfangen Sie ꝛc.“
Man hat die Bemerkung gemacht, daß der 23ste Juni, wo die Bezirks-Deputirten⸗ Wahlen im ganzen Umfange des Neichs erfolgen, gerade derselbe ist, wo im vorigen Jahre die Deputirten⸗Kammer die Summe fuͤr den Eßsaal des Herrn von Peyrennet verweigerte. .
Die hier bestehende Kommission von Abgeordneten der Weinbauer Frankreichs hat dem Finanz-Minister eine neue Denkschrift uber die Getraͤnksteuer eingereicht, in der sie der Regierung Mittel an die Hand giebt, wi: sie allmaͤlig diese
von dem Linienschiff „Pro⸗
fuͤr die Weinbergs-Besitzer so druͤckende Abgabe abschaffen
koͤnne, ohne einen bedeutenden Ausfall im Budget herbeizu— fuͤhren. Der Graf von Mosbourg wird als Verfasser dieser Denkschrift genannt. 23
Die Redaction der Revue de Paxis hat in dem vor— gestern erschienenen Hefte dieser Schrift das Resultat der von ihr veranstalteten Preisbewerbung bekannt gemacht. Der erste Preis von 1590 Fr. wurde dem Aufsatze des Herrn Ph. Chasles, dem Verfasser zweier bereits von der Franzoͤsischen Akademie gekroͤnten Preisschriften zuerkannt; einen zweiten Preis von 500 Fr. erhielt Herr Eduard Ternaux, und Herr Pommier ein Accessit. Ehrenvoll erwaͤhnt wurden die Her— ren Auquetin, Massé und Didron. Die Revue de Paris theilt den gekroͤnten Aufsatz vollstaͤndig mit. Das aufgegebene Thema war folgendes: „Welchen Einfluß hat die Repraͤsen⸗ tativ-Regierung in Frankreich seit 15 Jahren auf unsere Li— teratur und unsere Sitten ausgeuͤbt?“ Ueber diesen Gegen— stand waren der Redaction der Revue 59 Aufsaͤtze zugegan— gen, mit deren Pruͤfung die dafuͤr niedergesetzte Kommission acht Sitzungen zubrachte.
Am 22sten d. M. wurden vor dem Koͤnigl. Rathe des oͤffentlichen Unterrichts die Verhandlungen in der gegen den verantwortlichen Redacteur des Globe, Herrn Dubois, ein— geleiteten Untersuchung beendigt. Nachdem der die Stelle eines oͤffentlichen Anwalts vertretende Rath Rendu sein Re— quisitorium vorgetragen und Dubois sich vertheidigt hatte, schritt die Versammlung zur Berathung und entschied, nach Verlauf einer Stunde, daß Herr Dubois, als Verfasser des Artikels: „Frankreich und die Bourbonen“, den oͤffentlichen Tadel des Unterrichts-Rathes verdient habe.
Der Assisenhof hat am 22sten d. M. die uͤber den Fuͤr⸗ sten von Beauveau wegen seines Nicht-Erscheinens bei den Sitzungen dieses Gerichts, an denen er als Geschworner Theil zu nehmen verbunden ist, verhaͤngte Geldstrafe von 500 Fr. zuruͤcksenommen, weil der Fuͤrst erklaͤrte, er habe sich zu den Functionen eines Geschwornen nur in demjenigen Departement verpflichtet geglaubt, wo er sein politisches Do⸗ micil als Waͤhler habe. Diese irrige Ansicht wurde vom As— sisenhofe dahin berichtigt, daß die Eigenschaft eines Geschwor— nen an das wirkliche Domicil eines Buͤrgers geknuͤpft sey, und daß der Fuͤrst von Beauveau daher als Einwohner von Paris an den Sitzungen der Assisen Theil zu nehmen habe.
Herr Eugen Destains, ehmaliger Haupt-Redacteur der Gazette de France, welcher die Expedition nach Afrika als Dollmetscher mitmachen sollte, hat sich am 17ten d. M. in Toulon, in einem Anfalle von Schwermuth, entleibt. Er sollte an dem Journale mitarbeiten, das Herr Merle unter dem Titel: „die Staffette von Algier“ fuͤr die Dauer des Krieges mit dem Dey herausgeben wird. 3.
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Im Oberhause erhob sich am 24. Mai der Herzog von Wellington und berichtete, daß er eine Botschaft des Koöͤnigs dem Hause mitzutheilen habe. Sie lautete:
. „George R. Se. Maj. erachten es fuͤr nothwen⸗ dig, dem Hause anzuzeigen, daß Sie von einem schweren Unwohlseyn befallen sind, und daß es dadurch fuͤr Se. Maj. beschwerlich geworden und mit Schmerzen verbun— den ist, diejenigen oͤffentlichen Dokumente, welche die Koͤ— nigliche Handzeichnung erfordern, eigenhaͤndig zu unter⸗ schreiben. Se. Maj. vertrauen auf die pflichtmaͤßige An—⸗ haͤnglichkeit des Parlamentes, daß dasselbe ohne Zeitverlust die Mittel in Erwaͤgung ziehen wird, durch die Sie in den Stand gesetzt werden, ohne Nachtheil fuͤr den oͤffent— lichen Dienst, diese wichtige Funktion der Krone einstwei⸗ len verrichten zu lassen.“ Nachdem der Lord-Kanzler die Botschaft verlesen hatte, sprach der Herzog von Wellington; „Mylords! Es wird, wie ich glaube, Ihr sehnlichster Wunsch seyn, die Botschaft, die ich so eben auf Befehl des Koͤnigs Ihnen mitzutheilen die Ehre habe, so bald als möglich zu beantworten. Auch Sie werden die Sorge theilen, die alle Königl. Unterthanen wegen des beklagenswerthen Unwohlseyns hegen, von dem Se. Ma— jestaͤt leider schon seit einiger Zeit heimgesucht worden sind. Mylords, ich schlage vor, daß wir naͤchstens dem Wunsche der Koͤnigl. Botschaft nachkommen, indem wir in Erwaͤ— gung ziehen, auf welche Weise Sr. Majestaͤt die gewuͤnschte Erleichterung gewaͤhrt werden kann; die noͤthigen Proposi— tionen dazu sollen Ihnen morgen durch den Lord⸗Kanzler ge— macht werden. Vorlaͤufig begnuͤge ich mich, darauf anzutra— gen, daß eine unterthaͤnige Adresse an Se. Majestaͤt erlassen werde, worin Ew. Herrlichkeiten es beklagen, daß Hoͤchstdie— selben von einem so schweren Unwohlseyn befallen worden,
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