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Ein hiesiges Blatt behauptet, daß der Baron von Mon tbel das Portefeuille des Finanz-Ministeriums nur auf ehn Tage angenommen habe, und daß sich sonach mit Wahr— cheinlichkeit erwarten lasse, daß man ihm im nächsten Mi— nister⸗Rathe einen Nachfolger wählen werde. Eben dieses Blatt will wissen, daß man zu Gunsten des Herrn v. Vi— trolles ein Polizei⸗Ministerium errichten werde. — Ein an⸗ deres Blatt (der Constitutionnel) enthaͤlt Folgendes: „Die Liste der Praͤsidenten der Wahl-Kollegien ist noch im⸗ mer nicht definitiv festgestellt; es heißt, daß die Herren von Montbel und von Peyronnet sich uͤber die darin einzuschal— tenden Namen nicht einigen koͤnnen. Im heutigen Minister— Rathe sollte die betressende Koͤnigl. Verordnung unterzeichnet werden; doch zweifelt man, daß die Liste bis dahin fertig seyn werde. Herr von Martignae soll jede Praͤsidenten⸗Stelle abgelehnt haben; er hofft ohnedies seines Sieges in Marmande (Lot und Garonne) gewiß zu seyn. Seit einigen Tagen traͤgt man sich mit dem Geruͤchte herum, daß der Herzog von Mortemart ins Ministerium eintreten werde; bei allen Denen aber, die den Herzog und seine Denkungsweise naͤher kennen, gewinnt dieses Geruͤcht nicht den mindesten Glauben. Die Gazette widerspricht der Nachricht, daß Herr von Villele nach Paris berufen worden sey. Dagegen sagte man heut an der Boͤrse: Wenn die naͤchste Kammer dem Ministerium nicht die Majoritaͤt zuwendet, so wird sie, wie ihre Vorgaͤn⸗ gerin, aufgeloͤst werden, und man wird sich ganz ohne Depu— tirte behelfen.“
Die Quotidienne äußert sich uͤber die (vorgestern ge— gebene) Statistik der hiesigen offentlichen Blatter, und na— mentlich daruͤber, daß der Constitutionnel 16,000 Abonnenten zaͤhlt, wahrend sie selbst deren nur 4000 hat, folgenderma— ßen: „In den Jahren 1819 und 1820 fand ein umgekehr— tes Verhältniß in der Abonnentenzahl der Pariser Zeitungen statt. Seit dieser Zeit aber sind die Royalisten entmuthigt wor— den; man hat die Intrigue in Bewegung gesetzt, verderbte Grundsaͤtze verbreitet, die Verwaltung den Abtruͤnnigen in die Haͤnde gespielt, den Royalismus ins Laͤcherliche gezogen, sich zu Zugestaͤndnissen aller Art verstanden, den oͤffentlichen Ünterricht Maͤnnern ohne Treue und Glauben uͤberlassen. Wie hätte unter solchen Umstaͤnden die Luͤge sich nicht schnell verbreiten sollen. Man nehme nur den Constitutionneb, die—⸗ ses beruͤchtigte Journal der Ignoranten an; man findet es auf allen Kaffeehaͤusern, an allen oͤffentlichen Orten, ja sogar in den Buͤreaus der Ministerien. Es regelt die Gedanken
derer, die keinen Gedanken haben, legt Jedermann despotisch
feine Grundfaͤtze und Meinungen auf und ist ein nothwen⸗ diges Eomplement jener weisen Erziehung, wozu der Grund in den Schulen des wechselseitigen Unterrichts gelegt wird., Und Alles dieses wird ohne Weiteres von der ganzen Welt gut geheißen; die Regierung selbst wundert sich daruͤber nicht; daher kommt es denn auch, daß wir Zeugen oͤffentlicher Aer— ernisse sind, wie die Franzoͤsische Urbanitaͤt sie fruͤher kaum ür moͤglich gehalten haͤtte. Dahin ist es mit uns nach zehn— jaͤhrigen Versuchen aller Art gekommen, und nur als Be— läge zu diesem Zustande der Dinge dienen uns jene Abon⸗ nenten,Listen, die fuͤr uns kein anderes Interesse haben, als daß sie uns das allmaͤlige Abnehmen des Ansehens der Re— gierung recht deutlich zeigen.
Der Koͤnigl. Gerichtshof hat das Gesuch des Herrn v. Genoude, bis zur Entscheidung des Cassationshofes seine Frei⸗ heit gegen Caution behalten zu durfen, (. Nr. 153 d. St. Z) vorlaufig, und zwar aus dem Grunde, zuruͤckgewiesen, wein, nach Jnühalt des Art. 116 der Kriminal⸗Prozeß⸗Ordnung, der Verurtheilte ein solches Gesuch zuvor dem Klaͤger noti—⸗ siciren muß, Herr von Genoude aber unterlassen hatte, den Baron Mechin davon in Kenatniß zu setzen.
Man wird sich erinnern, daß der Redacteur der „Gazette des „coles“, Herr Guillard, als Mitglied des Universitaͤts⸗ Conseils wegen eines von ihm in seine Zeitung aufgenomme— nen ungebuͤhrlichen Zeitungs-Artikels von dieser Behoͤrde sei⸗ nes Postens fuͤr verlustig erklärt wurde. Hr. Guillard wider setzte sich der gesetzlichen offentlichen Vorlesung dieses Urtheils, welche auch nicht erfolgte, und bestritt die Competenz des Universitäͤts-⸗Rathes, der sich jedoch nichts desto weniger fuͤr competent erklaͤrte. In seiner letzten Sitzung hat der Uni— versitäts, Rath nunmehr das erste Urtheil, wonach Herr Guillard aus der Liste der Professoren der Universitaäͤt ge⸗ strichen werden soll, bestaͤtigt. ;
Am 25. d. Morgens brach unter den Gefangenen in der großen Strafanstalt zu Poissy ein Aufstand aus. Die Klagen und die Wuth der Straͤflinge waren besonders ge— , ihrer Genossen gerichtet, die als Aufseher in den
rbeitsstuben angestellt oder in dem Rechnungsbureau be— schaͤftigt sind; die letzteren mußten im Gefaͤngnisse einge⸗
hatte.“
die ganze
schlossen werden, um sie der Wuth der aufgebrachten Menge zu entziehen. Auch der Schriftsteller Herr Fontan wurde in's Gefaͤngniß gebracht, weil sein Leben nirgend anderswo sicher war. Die Gendarmerie und eine Abtheilung Invali— den stellten nach einem hartnaͤckigen Kampfe die Ruhe und Ordnung wieder her. Nach der bis jetzt eingegangenen,
vielleicht uͤbertriebenen, Meldung, wurden ein Aufseher und
vier Straͤflinge getoͤdtet und mehrere Personen mehr oder weniger schwer verwundet; 30 bis 40 der Hauptmeuterer sind den Gerichten uͤberliefert worden.
Ein Oppositions-Blatt meldet nach einem Schreiben aus London, die letzthin unter dem Vorwande, Englische Fa⸗ milien an Bord zu nehmen, in den Hafen von Algier einge—⸗ laufene Englische Korvette habe den Zweck gehabt, den Schatz des Dey an Bord zu nehmen, sey auch mit diesem Schatze, so wie mit einem vertrauten Freunde oder gar einem Sohne des Dey, in die Themse eingelaufen.
Das Theater de Madame wird, wegen nothwendiger
Reparaturen, am 1. Juli auf einen Monat geschlossen wer⸗ den. Auch die Deutschen Opern-Vorstellungen auf dem Theater Favart gehen zu Ende. „Nur noch drei bis vier
Abende“, aͤußert der Globe, „und die Deutschen Saͤnger, mit ihrem so richtigen Gehoͤre, ihrer so festen und dreisten Stimme, befinden sich im Postwagen auf der Straße nach
Achen, wo sie bereits von den Badegaͤsten erwartet werden. Wir wollen hoffen, daß diese zweite Wanderung nach Paris
bei ihnen in eben so gutem Andenken, als die erste, bleiben,
und daß sie auch im naͤchsten Jahre die Lust anwandeln werde, uns wieder ihren Besuch zu schenken. Sie haben sich gewiß nicht zu beklagen: an Zulauf und Beifall hat es ihnen nicht gefehlt. Die Pariser sind hoͤfliche Leute, ja so⸗
gar Enthusiasten fuͤr Alles, was weit herkommt und bald wieder geht. Wollten die Deutschen Saͤnger nur einmal ein
ganzes Jahr bei uns verweilen, so wuͤrden wir ihnen rathen,
sich wohl vorzusehen und doch nicht allzusehr auf unsere Be⸗
staͤndigkeit zu bauen. Aber ein kurzes Erscheinen auf einige Wochen, verbunden mit einer zehnmonatlichen Abwesenheit,
ist das unfehlbarste Mittel, immer gern gesehen zu werden
und im naͤchsten Jahre dieselbe gute Aufnahme wieder zu finden, deren man sich in den vorhergehenden zu erfreuen
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. In der Sitzung des Untzerhauses vom 28. Mai machte Herr O Connell seinen laͤngst angekuͤndigten Antrag auf eine radikale Parla—
ments-⸗Reform und hielt bei dieser Gelegenheit zum . male eine der ausfuͤhrlichen Parlaments-Reden, die seine
Freunde bisher vergebens von ihm erwartet hatten. Er ver— spreche sich zwar, sagte er im Beginn seines Vortrages, nur
geringen Erfolg von seinem Vorschlage in einer Ver samm— lung, die nur wenige Radikal-Reformer als Mitglieder zaͤhle;
inzwischen wisse er, daß die constitutionnellen Prinzipjen, de— ren bescheidener Vertheidiger er sey, mit jedem Tage immer mehr im Lande Wurzel faßten, daß die Freunde der Reform immer maͤchtiger werden und die Nothwendigkeit, eine solche Maaßregel endlich einzufuͤhren, allen Einwohner⸗Klassen taͤg— lich einleuchtender erscheine, so daß bald die Zeit kommen durfte, in der man einen solchen Vorschlag im Unterhause bereitwilliger aufnehmen werde, als jetzt. Der Redner ging
nun dazu uͤber, zuerst die Mißbraͤuche zu schildern, die sich
in die Zusammensetzung des Parlaments eingeschlichen, und
alsdann die Mittel anzugeben, die zur Abhuͤlfe nothwen⸗ dig seen. „Damit man“, sagte er, „genau verstehe, was
ich beabsichtige, will ich zuvoͤrderst erklaren, was ich eigent—
lich unter dem Worte „Constitution“ verstehe. Ehe ich
dieses Haus betrat, dachte ich nicht anders, als: die Con— stitution bestehe aus einer Zusammensetzung von König, Lords und Geineinen; nach dem jedoch, was ich vor einigen Abenden von dem sehr ehrenwerthen Baronet gegenuber (Sir
R. Peel) gehort habe, scheint mir die Constitution vielmehr
aus Konig, Lords und gewissen Personen — einer Art von
Magnaten zusammengesetzt zu seyn, die durch ihren Einfluß
. Ae ira dꝛs Volkes reprasentiren. Die Koͤnigl. Autorität verehre ich von Grund der Seele; ich bin ein Freund der erblichen Thronfolge, weil ich sie vor jeder an⸗
dern fuͤr geeignet halte, das Eigenthum des Einzelnen zu be⸗ schuͤtzen und dem individuellen Rechte die ihm gebuͤhren de Sicherheit zu verleihen. Ich liebe eine unwandelbare erbliche
Thronfolge auch deshalb, weil sie allein . sin
offnungen des ungeregelten Ehrgeizes einen Zaum an 5 und diejenigen Wuͤnsche zu ünterdruͤcken, die sich der
aligemeinen Wohlfahrt als nachtheilig erweisen können. Ich ziehe sie der despotischen Macht auf der einen und der bli⸗
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archischen Aristokratie auf der andern Seite vor. Beide
i und dort versucht worden, und beide haben das Re— sultat ergeben, daß sie der menschlichen Gluͤckseligkeit nicht forderlich sind. Das Volk hat das Recht, als Vermittler zwischen beiden aufzutreten, auf der einen Seite die Hinnei— gung zu despotischer Macht und auf der andern den Ehrgeiz zu kontrolliren. Das Englische Volk uͤbt dieses Prinzip durch seine Vertreter im Unterhause, und eben fuͤr dies Prinzip nnd seine vollstandige Ausuͤbung habe ich mich erhoben. In England ruht die Souverainetäͤt im Volke, und hier han— delt es sich blos um die Frage: in welcher Weise soll diese Macht ausgeübt werden? Anders verhalt es sich mit solchen Ländern, wo die Verfassung vom Beherrscher ausgegangen ist; dort ward dem Volke die Freiheit nur theilweise und un⸗ ter Bedingungen bewilligt, waͤhrend in England umgekehrt die Bedingungen vom Volke ausgegangen sind. Blackstone, der beruͤhmte Erklärer der Grundsaͤtze unserer Verfassung, ist die Autoritaͤt, auf die ich, zur Unterstuͤtzung dieser Ansicht, mich berufen kann. Er ist es auch, der die Meinung ab— giebt, Jeder im Englischen Volke sey berufen, sein Votum abzugeben, insofern es frei und ohne Einfluß von außen ge— schehen koͤnne. Schickt aber das Englische Volk wirklich und in der That seine Vertreter in das Parlament? Außer die⸗— sem Hause moͤchte sich wohl Niemand erdreisten, dies zu be— haupten, und auch innerhalb desselben hoͤrt man oft genug, daß so und so viele Mitglieder durch den Einfluß der Re— gierung, oder fuͤr diesen Pair und fuͤr jenen Burgflecken— Besitzet, einen Platz im Parlamente haͤtten. Schon im Jahre 1792 wollte ein ehrenwerthes Mitglied dieses Hauses, jetzt ein edler Pair (Graf Grey), beweisen, daß von saͤmmtlichen Mitgliedern dieses Hauses nur 134 vom Volke selbst als seine Vertreter erwählt werden. Gerichtlich nachzuweisen machte man sich anheischig, daß die große Majoritaͤt des Un— terhauses von nicht mehr als 2000 Personen in das Parla— ment gesandt werde. Wer laͤugnen wollte, daß z. B. die Marguis von Hertfort, Cleveland oder Stafford eine bedeu— tende Anzahl Mitglieder ins Unterhaus senden, der wuͤrde sich vor aller Welt laͤcherlich machen. Wie lautet jedoch ein schon seit 300 Jahren bestehendes Reglement dieses Hauses?
„„Es ist ein gewaltsamer Eingriff in die Rechte und Frei—
heiten des Parlamentes, wenn ein Pair oder ein anderer Lord die Wahl eines Mitgliedes in diesem Hause betreibt.““ Nun, wer weiß nicht, daß Parlaments-Sitze oft schon ein Gegenstand des Handels waren? Man kennt die Summen, die dafur bezahlt werden, und ein patriotisches Mitglied (Sir Fr. Burdett) gab kurzlich erst an, wie viel ein edler Herzog (v. Neweastle), waͤhrend seiner Minderjaͤhrigkeit, fuͤr den Platz, den Jener von ihm gekauft hatte, bekommen hat. Die Plaͤtze haben foͤrmlich einen Cours, wie die oͤffentlichen Fonds; sie stehen hoch oder niedrig im Preise, je nachdem Aussicht 2696 en ist, daß das Parlament laͤngere oder kuͤrzere Zeit
noch beisammen bleiben werde. Wenn die Krankheiten ge—
wisser hoher Personen fuͤr ihr Leben besorgt machen, so ste—
hen die Plaͤtze sehr niedrig, und ein festes oder schwankendes Ministerium kann ein Steigen oder ein Fallen der Preise bewirken.“ — Der Redner fuhr fort, den Einfluß zu schil— dern, welchen die Regierung auf viele Mitglieder des Unterhauses uͤbe, die zugleich ihre Beamten seyen, oder auf andere Weise Besoldungen hatten. Er wies darauf hin, daß erst e,, ein Mitglied (General King) seines Amtes als Kammerherr entsetzt worden, weil er wider die Minister gestimmt, und meinte, daß nicht blos die unver— moͤgenden, sondern oft auch die selbststaͤndigen reichen Mit— glieder durch Ordensbänder u. s. w. sich bewegen ließen, ihre Unabhaͤngigkeit aufzuopfern. Die Regierung besitze jetzt mehr Mittel als jemals, naͤmlich alle Stellen der sehr zahlreichen Armee, der Flotte, der Kirche, und vornehmlich der Kolo— nieen, die sie dazu gebrauchen koͤnne, um sich im Parlamente
Majoritaͤten zu schaffen. Es heiße zwar immer, das beste—
hende System leiste Vortreffliches, allein wo sey dies zu fin— den? Nirgends im Zustande des Volkes. Es gebe kein mehr ren es, erfinderisches, ausdauerndes und gescheutes
olk, als das von England, und doch sey es durch jenes System so weit gebracht worden, daß es unter einer Schul— Denlast von mehr als 800 Millionen fast erliege und mit der heile seines Vortrages, zu den Mitteln zur Abhuͤlfe uͤber⸗ gehend, meinte er zunaͤchst, daß das Parlament von zu lan— ger Dauer sey; er schlage daher vor, daß diese auf 3 Jahre
Peschraͤnkt werde, Naͤchstdem proponire er eine großer Aus—
dehnung des Stimmrechts. Nichts sey so widersprechend und mitunter so laͤcherlich, als die Weise, 3 der ge , dieses Recht ausgeuͤbt werde. In den Englischen Grafschaften sey dazu jeder 40 Shillings-Freisasse, in den Irlaͤndischen nur
8 individuellen Noth zu kaͤmpfen habe. — Zum zweiten
der 19 Pfund-Freisasse, und in Schottland endlich nur der berechtigt, der gewisse feudale Befaͤhigungen besitze. Gleiche ungereimte Verschiedenheit herrsche in dem Wahlrechte der Burgflecken; in den einen erlange man es durch Kauf, in anderen sey es erblich, und wieder in anderen endlich sey es eine Belohnung von Diensten. Viele, die niemals in Eolche— ster oder aͤhnlichen Orten gewesen seyen, hatten das Recht, fuͤr diese Plaͤtze zu stimmen, und manche Kaufleute in Lon— don mit 50,000 Pfd. jahrlichen Einkuͤnften haͤtten an der Parlamentswahl der City keinen Theil, wahrend viele Zuͤnf⸗ tige, die im Besitze dieses Pivilegiums seyen, nicht einen Shilling in der Tasche hatten. Er schlage demnach vor,
Jedem, der das gehoͤrige Alter habe und Abgaben zahle,
das Wahlrecht zu verleihen; damit jedoch der von Black— stone gefuͤrchtete Einfluß vermieden werde, solle die Abstim⸗— mung nur durch Kugelung geschehen duͤrfen. — Schließlich bat er das Haus, seinen Antrag einstweilen nur zu unter—
stuͤtzen und alsdann daran zu andern, was ihm beliebte, denn
er wuͤrde sich gern begnuͤgen, wenn vorlaͤufig auch nur ein Theil seiner Vorschlaͤge angenommen werde. — Herr J. Wood unterstuͤtzte den Antrag des Herrn O' Connell. — Lord J. Russell nahm das Wort und bedauerte, daß er sich gegen den Antrag erklaͤren muͤsse, weil er zwar fuͤr eine gemaͤßigte Reform, nicht aber fuͤt die gemachten Vorschlaͤge seyn koͤnne. Er gehe damit um, dem Hause einen Plan zur Reform vorzuschlagen, der ihm auf bessern und constitution⸗ nelleren Prinzipien zu beruhen scheine, und dessen Grundzuͤge er jetzt darlegen wolle. Die Verleihung eines allgemeinen Stimmrechtes und die Abstimmung durch Ballottement er⸗ schienen ihm ganz besonders verwerflich, weil sie in England nur zu einer demokratischen Regierungsform oder zu einer
absoluten Monarchie fuͤhren koͤnnten. Seinem eigenen Plane
laͤgen folgende vier Resolutionen zum Grunde, die er dem Hause in Vorschlag bringe; die erste laute, daß es zweckmaͤ⸗— ßig sey, die Zahl der Volks-Vertreter in diesem Hause zu
vermehren; die zweite, daß diese Vermehrung in so fern statt-⸗
finden solle, daß man mehreren großen und Manufaktur— Staͤdten, so wie einigen reichen und bevoͤlkerten Grafschaften das Wahlrecht verleihe; die dritte, daß man, um eine daraus etwa entstehende allzugroße Vermehrung der Mitglieder zu vermeiden, es fuͤr zweckmäßig erachte, daß eine Anzahl Burg⸗
flecken, jedoch nicht mehr als 60, die weniger als 2500 Ein⸗
wohner zaͤhlten, in der Folge nicht mehr als Jeder Ein Mit— glied nach dem Parlamente senden; viertens endlich, diesen
auf solche Weise beschraͤnkten Burgflecken eine Compensation
in Gelde auf eine gewisse Anzahl von Jahren zu bewilligen. — Auf aͤhnliche Weise, wie Lord Russell, aͤußerten sich meh⸗ rere andere Mitglieder der Opposition gegen den Antrag des Hrn. O'Connell, waͤhrend sie sich fuͤr die Resolutionen des Lords erklaͤrten. Als Herr O Brien aͤußerte, er sehe die Burgflecken als nuͤtzliche Pfeiler der Britischen Constitution
an, erhob sich im Hause ein lautes Husten, von anderen Zei⸗
chen des Mißfallens begleitet. Herr Hobhouse verspottete diese Aeußerung auf das Nachdruͤcklichste und sprach sich fuͤr den Antrag des Herrn O'Connell aus. Sir Pobert Peel erhob sich zur Widerlegung sowohl des urspruͤnglichen Antra⸗ ges, als der Resolutionen des Lord Russell. Es wundere ihn, sagte er, daß Maͤnner, die, wie Lord Althorp, fuͤr eine Ein— schraͤnkung aller Staats-Ausgaben seyen, doch fuͤr eine hoͤch⸗ stens dreijaͤhrige Dauer der Parlamente sich erklaren konnten, da die oͤfter wiederkehrenden Wahlen die Ausgaben nur vermeh⸗ ren wuͤrden. Man habe ferner, um die Abstimmung durch Ballot⸗ tement zu unterstuͤtzen, auf die Einrichtungen unserer Klubs hinge⸗
wiesen. Diese Einrichtungen hatten jedoch ganz andere Gruͤnde fuͤr sich, denn im Privatleben wuͤrde es jedem un⸗ angenehm seyn, wenn derjenige, gegen den er gestimmt, dies
so leicht erfahren koͤnnte. Bei öffentlichen Wahl⸗-A1Angelegen⸗ heiten aber wuͤrde ein solches Verfahren leicht zu Unter—
schleifen fuͤhren und der freien Discussion uber die Ver⸗
dienste der Kandidaten ein Ende machen. Allgemeine Ab⸗
stimmungen endlich, wie sie das Mitglied fuͤr Clare ebenfalls beabsichtige, wuͤrden sich nur rechtferkigen lassen, wenn man einer demokratischen Regierungsform den Vorzug oor der monarchischen geben wolle, die doch das ehrenwerthe Mit⸗ . vorgeblich so bewundere und liebe, Mit Erstaunen h
abe er (Sir R. Peel) gehört, daß sich das Mitglied fuͤr Clare auch dagegen movirt, daß die Regierung einen Beam⸗ ten entlasfen, der gegen sie gestimmt habe. „Meint derselbe etwa,“ fragte der Minister, „daß die Regierung auf die Unterstuͤtzung derjenigen zahlen soll, die gegen sie stimmen?
Sind doch folche Falle selbst da unvermeidlich, wo allgemei⸗
nes Stimmrecht, wie in den Vereinigten Staaten, eingefuͤhrt ist.
Als Gen. Jackfon zur Praͤsidentur gelangte, war es sein erstes Ge⸗ schaͤft, alle im Amte befindlichen Maͤnner, die sich seiner Partei op⸗
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