1830 / 160 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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vermögen, iar ert g nf abzulegen? Wollte man ihnen

etwa Weisheit und ahrheit (ohne weiteren Erweis) durch

ein unmittelbares, göoͤttlich?s Wunder beilegen, so muͤssen doch eben Sinne und Vernunft zur Aufnahme des Goͤttlichen faͤ⸗ hig und organisirt seyn. Und soll Lehre und Mittheilung stattfinden, so muß auch der Lernende die Fähigkeit besitzen, zu lernen, zu wissen, zu erkennen. Daß dieser unbedingte und doch oberflächliche Skeptizismus Lamennais zuletzt nur dazu dienen soll, in letzter Stelle Kirchengewalt und Papst thum als Rettungsmittel darzustellen, fuͤhlt man, ohne wei⸗ ter in seine Entwickelungen einzugehen. Eine Pruͤfung der merkwuͤrdigen politischen Ansichten dieser Maͤnner findet sich in Raumers geschichtlicher Entwickelung der Begriffe von Recht, Staat und Politik. 434 Der Dritte zu Lemaistre und Lamennais ist Bon ald (geb. 1762). Seine Widerlegung des Materialismus ver⸗ be. ruühmliche Erwaͤhnung, doch kann er zu eigentlicher phi⸗ losophischer Erkenntniß nicht gelangen, da ihm die Arbeit des Denkens unfruchtbar und das Eingehen in die Tiefen des Bewußtseyns thöricht erscheint, Nur eine Frage: uͤber die 8 der Sprache, greift er willkuͤhrlich heraus und entwickelt sie, um zu Ergebnissen zu gelangen, die man beim Anfange der Untersuchung nicht vermuthen sollte. Wie dem Lamennais das Zeugniß alleinige Quelle der Wahrheit war, so sucht sie Bonald in den Zeichen der Gedanken, im Aus—⸗ bruck, im Worte. Das , wahre Wort enthaͤlt aber die Bibel; was mit ihr nicht uͤbereinstimmt, wird als Luͤge und Irrthum verworfen. Alle Wissenschaften aller Art muͤs⸗ sen sich einer biblischen Pruͤfung nnterwerfen und darin recht⸗ fertigen. Die Kirche ist das höoͤchste Tribunal fuͤr alle Ge— banken und Erkenntnisse, die Priester sind die Richter der Gelehrten, die Religion giebt der Philo sophie das Gesetz, so daß diese nicht neben oder außerhalb jener steht, sondern ganz in ihr begriffen und aufgenommen ist. Etwas anders gestalten sich die Dinge bei dem Baron Eck stein. Wie Lamenngis und Bonald läugnet er, daß man auf dem Wege der ,. der Thatsachen des Be— wußtseyns zur Erkenntniß seines Ichs oder der Menschheit uberhaupt gelangen koͤnne; ihm ist Geschichte und Tradition Quelle aller Wahrheit, Alles wird ein Geschaͤst der Gelehr— samkeit und 1 Kritik, wobei denn naturlich Glauben und Autorität wieder eine Hauptrolle spielen, ohne daß nach— gewiesen wuͤrde, wic die gesammte Menschheit oder eine Klasse derselben das besitzen und erhalten konne, was jedem Einzel— zelnen, als solchem, durchaus mangelt. Auch darf man, wenn von der Entwickelung der Menschheit die Rede ist, keines we⸗ ges den Blick ausschließend auf die Vergangenheit richten und daselbst unbedingte Vorbilder suchen oder finden, und eben so wenig kann man die Menschen der Vergangenheit richtig beurtheilen, ohne den Menschen der Gegenwart wis⸗ fenschaftlich zu er forschen. Herr v. Eckstein giebt mehr ein System katholischer Tradition, als eine Theorie der Erkennt⸗ niß oder ein System eigentlicher Philosophie. Doch erkennt er an, daß die katholische Geistlichkeit, wie sie jetzt wirklich ist, auf eine unbedingte geistige Oberherrschaft keinen An spruch machen oder sie wenigstens nicht behaupten kann, Daher will er, daß sie lerne, sich bilde, fortschreite; sobald sie wie⸗ der an der Spitze der Wissenschaft und des Glaubens steht, wird sie ohne Gesetze und aͤußeren Beistand, so wie ehemals, errschen. h . anderen Ergebnissen kommt Ballan che (geb. 1776), ein milderer ö dieser Schule, in seinen Institu- tions sociales und seiner Palingénésie morale. Er will keine Autoritaͤt, keine Beschraͤnkungen, keine strenge Herr⸗ schaft nach obgedachter Weise, sondern glaubt, daß die Mensch⸗ y. in freier Entwickelung ununterbrochen fortschreite, und eligion und Wissenschaft dereinst das Besitzthum und Ge⸗ meingut aller Menschen ohne bevoxrrechtete Kasten seyn werde, ech weiter von den obigen Ergebnissen und Schlußfol—

gen sind die St. Martin's entfernt. Denn so sehr er auch der Religion nach ihrer mystischen Seite zugewandt ist, halt er doch den katholischen Priesterstand keinesweges fuͤr eine wesentlich christliche Einrichtung und dringt auf das Stu⸗ dium des Menschen, da er der Schluͤssel und das Bild aller Wahrheit sey und Selbsterkenntniß die naturliche 38 barung genannt werden könne. Wahrend die politischen An— sichten der meisten Schriftsteller dieser Schule auf eine strenge Herrschaft der Kirche hinauslaufen, wendet sich St Mar⸗ tin zu Ansichten, welche, aller bestimmteren Formen erman⸗ gelnd, nicht genugend seyn duͤrften, die men schliche Ge sell⸗ schaft zu ordnen und auf rechtem Wege zu erhalten.

Königliche Schau spiele. Donnerstag, 10. Juni. Im Schauspielhause: Das zu—⸗ gemauerte Fenster, Lustspiel in 1 Aufzug, von Kotzebue. Hierauf: Kritik und Antikritik, Lustspiel in 4 Abtheilungen,

von E. Raupach.

Freitag, 1. Juni. Im Opernhause: Die Fuͤrsten Chawansky, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von E Raupach. (Mad. Schroder, vom Kaiserl. Königl. Hoftheater zu Wien, Zaarewng Sophia, als erste Gastrolle).

Im Schauspielhause; 1) Le fondé de pouvoirs, vau- deville en 1 acte. 2) L'héritiere, vaudeville en 1 acte. 3) Les frères féroces, mélodrame en 1 acte.

La representation annoneée est remise à Dimanche prochaine le 13 Juin, pour cause d' indis position de Mad. Jenny Vertprè.

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 10. Juni. Charlotte Corday, oder: Ma— rats Tod, geschichtliches Melodrama in 5 Akten.

Freitag, 11. Juni. Zum erstenmale: Die falsche Cata⸗ lani. Posse mit Gesang in 2 Akten, von A. Baͤuerle; die Musik ist arrangirt vom Musik⸗Direktor Herrn Kugler. (Hr. Kirchner, vom K. K. priv. Theater a. d. Wien: den Schau⸗ spieler Lustig, als erste Gastrolle.) .

Sonnabend, 12. Juni. Zum erstenmale: Die diebische Elster, komische Oper in 2 Akten; Musik von Rossini.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 4. Juni. ö Niederl. wirkl. Schuld 653. Kanabill. 313. Oesterr. Spree. Metajl. 373. Russ. Engl. Anl. i93. Russ. Anl. Hamb Cert. 102.

Hamburg, J. Juni. 36 QCegterr. Sproc. Metall 1003; 4proe. g5z3. Bank- Actien 1358. Russ. Engl. Anl. 1074. Russ. Anl. Hamh. Cert. 1035. än. J2. Poln. pr. 30 Juni 1283. Engl. Neap. 9331. Falc. S6.

London, 4. Juni. proc. Cons auf Abrechn. 92, Spro, 993. 4proc. C. 1826) 1043. Brasil. J2J. Dän. 23. Griecih. 373. Mexic. 353. Port. 573. Russ. 1083. Span. 19. . Wien, 4 Juni.

4proe. Metall. 963. 2Iproe. 596. 1Ero 2, Loose zu 100 FI. 181. Part- Oblig. 1355. Bank Aetien 13402.

Berichtigung. , Im gestrigen Blatte dieser Zeitung, unter: Amtliche Nachtichten in der Meldung von der Ankunft des Herrn General⸗Majors von Thile II. l. „zweite Garde⸗Landwehr⸗

Brigade“ st. „dritte.“

. Neueste Börsen⸗Nachrichten. Frankfurt a, M., 6. Juni. Oesterr. Sproe. Metall, lo0. proc. 96. Bank⸗ Aetien 1627. 61. proc. 2658. Partial⸗Obligat. 1355. Loose zu 100 Fl. 1823. Brief.

Geld. 2uproc. our. 80 Fr. 25 Cent. 5proc,. ber

Paris, 3. Juni. Iproe. Rente per Compt. S0 Fr. 5 Cent., 3proc. sin r ̃ compt. 164 Fr. 65 Cent., 5proe. fin eour. 164 Fr. 37 Cent. 5proc. Neap. (ohne Coup.) 85 Fr. 75 Cent. 5proc. Span.

perp. I6? Fr.

Gehruckt hel A. W. H ay n.

Me 160.

Allergnädigst zu verleihen geruhet.

Augsburgischen Konfes lche ei 5 ; ö 3 d. e r r f fn, . auf Ren eig, den zs. Saͤngerin, welche stuͤrmisch nach dem Schlusse

25. bis 27. Juni d. J., in den drei cn des 28. bis 30.

Redacteur John. Mitredacteur Cottel.·

A ll ge n e 1 nt

Preußische Staats-Zeitung.

1830.

Berlin, Freitag den 11ten Juni

Vom 1. Juli d. J., dem Beginn am , ud h ti 2 . 6 8 ne uartals, ab, ist der Preis dieses c ĩ der Redaction Mohrenstraße Nr. 34) gegen Vorausbezahlung, in den 6 ö n , . . Hin, 9 angenommen werden, auf zwei Rthlr. Preuß. Cour vierteliaͤhrlich fuͤr den ganzen Umfang der Monarchie fes esetz . Reichhaltigkeit, mit welcher das Blatt seit den beiden letzten Jahren ausgestattet worden ist, und in Folge del e zanz 5 5 gang aus mehr denn 100 eng bedruckten Bogen hesteht, wird die eintretende Erhöhung von fünfzehn Wilderer hen . 36 gewiß nur als ein sehr maͤßiges Aequivalent fuͤr den jetzigen hoheren Kosten⸗Aufwand fuͤr Papier und Druck erscheinen J 55 daction schmeichelt sich daher auch nichtsdestoweniger mit der Fortdauer der zeitherigen wohlwollenden Theilnahme und äinel feen 1 , hne machen, fortsetzen, sonder . der zeit eirri wird, di r il e. ö. 2. ö J 6h nn, . tzen, sondern auch jede andere Gelegenheit eifrig benutzen wird, die Fuͤr die auswärtigen Abonnenten duͤrfte es vielleicht nicht uͤberfluͤssig seyn, bei dieser Ver merksam zu machen, daß die Staat? s Seitung schon am Vorgbende des Tages, . welchem . , 2 selben Abende mit den abgehenden Reit- und Schnellposten in die Provinzen, so wie guch nach dem Auslande, versen det wird, und daß auf diese Weise die neuen politischen Nachrichten dem Publikum in der Regel um 24 Stunden, und durch das jetzt auch am Sonnabend Abend erscheinende Blatt theilweise um 43 Stunden fruher zugaͤngig gemacht werden, als solches bis zum Jahre 1823 wo diese Zeitung des Morgenz erschien, m odzglich war. Der seit Anfang de vorigen Jahres mit der Staats- Zeitung berbunf ene Aulge⸗ meine Anzeiger für die Preußischen Staaten, welcher die nachstehend bezeichneten Gegenstaͤnde, als: Konkurse, Lie . Prozesse, Subhastationen, Aufgebote verlorener Stagts-Papiere, Ediktal-Citatisnen u. s. w. im Auszuge zur Kenntniß des . kums bringt, auch zur Aufnahme der von Seiten der offentlichen Behörden des In- und Auslandes ergehenden Bekanntmachun en, so wie zu siterarischen Anzeigen bestimmt ist, wird auch kuͤnftig den Abonnenten der Stagts- Zeitung unentgeltlich geltefert e gen, 3 diejenigen, welche diese Zeitung nicht halten, ist der Preis des gedachten Anzeigers 13 Rthlr. Preuß. Tour. jahrlich, oder 15 Silbergroschen vierteljaͤhrlich. Schließlich bittet die Redaetion ganz ergebenst, die auf das bevorstehende Quartal sich beziehen den

Bestelluingen gefaͤlligst so einzürichten, daß solche bis zum zsten d. M. sratesten: zn ihrer Kenntniß gelangen, indem spaͤtere Bestele

lungen när von dem jedesmaligen Tage ihres hiesigen Eingangs ab ausgefuhrt werden kon mal sgefuͤl nen.

Berlin, den 5. Juni 1836. 6 Redaction der Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung.

Zeitungs-⸗Nachrichten. A u s lan d.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tage.

; . , ö. gien . dem 246 Wuͤrtem⸗ Polxen. bergschen Obersten und Kammerherrn von Bassewitz zu Warse uni. Si . . . Schloß Stetten bei Um den St. Johanniter-Orden zu ver, sten . . , r , ln e. leihen geruhet. w fortwaͤhrend auf dem Koͤnigl' Sch losse. ü e mm . Des Koͤnigs Majestaͤt haben Allergnaͤdigst geruhet, dem Mittelst Dekrets vom zisten v. M. haben des Kaise Vilhelm von Wintzingerode zu Adelsborn⸗Wehnde die Majestat die Vorschriften wegen der cihahe am 8 Fl ern . a r e. e , dre. begehenden Feierlichkeiten des Ordens des hellen Gian e,, ,,. Majestaͤt haben dem Land- und Stadtge« laüs veorzuschreiben geruhet. Se, Majestaͤt haben zu Ritter richts,-Assesso Boysen in Burg den Titel als Justizrath, dieses Ordens, und zwar der J. Klasse, den Ewig ur n,

8 Gnstix⸗ Sar r 6 ,. . ; . und dem Justiz, Kommissarius und Notgrius Brunne,“ der Provinz Wasa im Fuͤrstenthum Finn land, Warnhse n

mann in Magdeburg den Titel als Justiz⸗Kommissions-Rath und den Kaiserl. Russischen Wirklichen Staats-Rath, Baron ; v. Frank, zu ernennen geruhet. 4 3 9. 3 die Landboten⸗ Kammer Sr. Ma—⸗ ö . jestaͤt dem Kaiser die Adresse vorgelegt, wonach ein oi. 8. irn . a . gels 6 . 3 Projekt wegen Errichtung hen K zum . ö 2 * ö XB sͤs. ĩ 1se . 8 zen Stucke der vorjährigen Staats Zeitung, unter der . k Dach fle ützen e er nennt,, m nn l, Rubrik „Inland“, enthaltenen Notiz, dergestalt festzusetzen Der Baron von . ist nach Schlesien abger eist

geruhet, daß der Wollmarkt zu Magdeburg in den Tagen B 6 , . 1 6 9. ,, eder die große Hitze, noch die hohen Eintrittspreis⸗ * 6. 27, Juni n,, Termin erleidet je⸗ schrecken das in. e, . , . mi, das laufende Jahr eine Abaͤnderung, indem derselbe der Konzerte der Blle. Sontag ab. Den Iten d. M . , n, ,, ö , welche zillerhöͤchstdie, ten sich zu einem Konzerte 1279 Personen , gen der dritten Saͤkular-Feier der Uebergabe der dieses Mal hatte der Enthustasmäs keine Gränzen, und die e. e, , ,. . de . , n, ö 53 ; wiederholte die schwierigste Strophe der Rodeschen . 66 Rücksicht . 69 , hiesige Variationen. In Folge der . ehrenvollen i statt nach der obigen Allerhoͤchsten Festsetzung am fern ns, nach Schloß Jischbach in Schlesien zu kommen, 2 r. ; 2 at Dlle. Sontag gef ach ihrem fuͤnften Konze J wages zu , en ' wi 160. ,,, ,,,, Ber Geheime Stars. Minister Das Staͤdtchen Golin bei Konin ist den 25sten v. M. . Krle witz. e ,. ein Raub der Flammen geworden; 150 Haͤuser sind abge—

; 8. brannt, und 4 Menschen haben dabei ihr Leben verloren.

Rußhan d. ö St. Petersburg, 2. Juni. Des Kaisers Maje aͤt haben unterm 6. (18.5 April an Se. Kaiserl. Hoheit den