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Cesarewitsch Großfuͤrsten Konstantin folgendes Reskript er⸗)
lassen: ; ; ; „Als Ich am 1. (13) Februar d. J. das Projekt zur Errichtung von Gouvernements-Kadetten-Corps bestaͤtigte, theilte Ich die mit der Ausfuͤhrung desselben verbundenen Geschaͤfte in die vorlaͤufigen, welche den Bau der Kadetten— Corps betreffen, und in bie eigentliche Einrichtung und Di— rection dieser Anstalten. — Die vorläufigen Geschaͤfte uͤber⸗ trage Ich Meinem Generalstabe der Militair-Kolonieen. Sei— ner Pflicht liegt demnach ob: 1) Die Verwaltung der fuͤr die Gouvernements⸗Kadetten-Corps bestimmten Kapitalien. 2) Die Entwerfung der Etats und Reglements dieser An—⸗ stalten. 3) Der Bau der fuͤr die Corps noͤthigen Haͤuser; und 4 die Uebergabe derselben. — Die ganze Einrichtung der Gouvernements⸗Kadetten⸗Corps und die Ober⸗Direction der⸗ selben, wie auch die aller uͤbrigen Kadetten-Corps und Mi— litair⸗Unterrichts⸗Anstalten, gebuͤhrt mithin dem am 29. Maͤrz (10. April) 1805 errichteten und unter der unmittelbaren Lei— tung Ew. Kaiserl. Hoheit stehenden Conseil. — Im Verlauf der Zeit hat genanntes Conseil einige Veraͤnderungen in sei— nem Wesen erlitten. Indem Ich dasselbe unter dem Namen eines Conseils fuͤr die Militair-Unterrichts-Anstalten erneuere, ernenne Ich zum Vorsitzer desselben den General von der 2, Grafen Tolstoi, und zu Mitgliedern: Se. Kai— e, den Großfuͤrsten Michael Pawlowitsch, den In— enieur-⸗General Grafen Oppermann, den General-Adjutanten olenischtschew⸗Kutusow J., den Minister des oͤffentlichen Unterrichts, General von der Infanterie Fuͤrsten Lieven, und den General⸗Adjutanten Demidow. — Ich wuͤnsche, daß die— ses Conseil sogleich in Thaͤtigkeit gesetzt werde, und stelle Ew. Kaiserl. Hoheit anheim, die dazu noͤthigen Anordnungen zu treffen. = (gez.) Nikolas. Se. Maj. der Kaiser haben auf die Bitte des Ober— i, , , Naryschkin zu genehmigen geruht, daß das von chulden belastete Vermoͤgen desselben unter Kuratel gegeben werde, und zu dem Endzwecke folgende vom Ober-Jaͤgermei— ster dazu erwaͤhlte Kuratoren bestäͤtigt: den Wirklichen Ge— heimen Rath Obreskow, den General-Adjutanten Benkendorf und die Geheimen Raͤthe Lanskoi und Bulgakow.
In Betracht der Zunahme der Armenier im Russischen Reiche, und besonders in Nachitschewan, Grigoriopol, Ku— raßubasar und andern Staͤdten von Neu⸗Reussen und Bessa— rabien, ist die Eine Armenische Eparchie in Astrachan fuͤr
unzureichend anerkannt worden, daher Se. Kaiserl. Majestaͤt
noch eine zweite zu errichten befohlen haben, die den Namen der Eparchie von Nachitschewan und Bessarabien fuͤhren soll; zu dieser werden saͤmmtliche Armenische Kirchen in St. Petersburg, Moskau, den Neureussischen Gouvernements und der Provinz Bessarabien gehoren und unter dem Erzbischofe von Grusien, Narses, stehen.
Zu Anfange des vorigen Monates starb in Dorpat der seit dem Jahre 1824 emeritirte ordentliche Professor der Dog— matik und der theologischen Moral an der dortigen Univer— ea Staatsrath und Ritter Dr. Lorenz Ewers, im 89. Jahre
eines Alters. — In Moskau starb im April d. J. der Cen-
sor der dortigen Universitaͤt und Mitglied verschiedener ge— lehrter Geselischaften, Wladimir Ismalloff; er hatte sich als Schriftsteller durch mehrere Original-Beitraͤge zu Russischen Zeitschriften, durch eine Reise im mittaͤglichen Rußland und durch verschiedene Uebersetzungen aus dem Franzoͤsischen in's Russische, namentlich des „historisch⸗politischen Gemäldes von Europa zu Ende des 18. Jahrhunderts,“ von Segur, ferner der „Atala“ von Chateaubriand und der Briefe Rousseau's uͤber Botanik, nebst hinzugefügten Bemerkungen, ruͤhmlichst bekannt gemacht; man beschaͤftigt sich mit einer vollstaͤndigen Herausgabe seiner Originalschriften. Auf Kosten des Finanz⸗Ministers ist hier eine „Instruc— tion fuͤr die Forst-⸗Verwaltung bei den uralischen Sergaͤm— tern, nach den Grundsaͤtzen der Wisseenschaft und praktischen Bewirthschaftung“ vor Kurzem in Druck erschienen.
Das hier erscheinende Bergwerks-Journal enthaͤlt No— tizen uͤber die in der ehemaligen Persischen, jetzt Russischen,
rovinz Nachitschewan befindlichen Steinsalz⸗Minen. Der
erg, der dieses Salz schon seit mehreren? Jahrhunderten liefert, hat 30 Werst im Umfange; das Salz wird durch Sprengung mit Pulver ö. Diese Arbeit beschaͤftigt taglich, 6h nachdem das Salz begehrt wird, 3 bis 20 Men— 1. Die Bewohner eines aus 29 Armenischen und 6 Tat— tarischen Häusern bestehenden und 12 Werste von den Mi— nen belegenen Dorfes haben letztere gegen eine jaͤhrliche Ab⸗ gabe von 1040 Rubel Silber von der Krone gepachtet und Perkaufen ihre Ausbeute in der Provinz Armenien zwischen den Strömen Garnitschai und Iliantschai, im Kreise Dara— latsch, im Chanat Karabagh und im Kreise Elisabethpol.
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Ein Vorschlag des Minister⸗-Comité bei den Kaukasischen Mineral⸗Baͤdern, eine Stadt unter dem Namen Piatigorsk anzulegen und dorthin die dermalen in Georgiewsk befindli— chen Verwaltungs-Behoͤrden und Gerichts-Höoͤfe, mit Aus— nahme des Gewissens⸗-Gerichtes, zu verlegen, hat die Kaiser⸗ liche Genehmigung erhalten.
Frankreich. *
St Cloud, 2. Juni. Heute Vormittag um 10 Uhr ist der Dauphin aus Compiegne hierher zuruͤckgekehrt. Se.
Majestaͤt der Konig hielten bald darauf einen mehrstuͤndigen
Minister⸗-Rath, bei welchem Se. Koͤnigl. Hoheit zugegen war.
Paris, 3. Juni. Die auf heute angesetzt gewesene Lustfahrt Sr. Majestaͤt des Koͤnigs und Ihrer Sicillanischen Majestaͤten nach Versailles und Trianon ist, wegen einer leichten Unpaͤßlichkeit des Koͤnigs von Neapel, auf unbe— stimmte Zeit ausgesetzt worden. .
Mittelst zweier Koͤnigl. Verordnungen vom 2ten d. M. ist der bisherige Genen Lövs? beim hiesigen Koͤnigl. Ge— richtshofe und Requétenmeister, Baron von Vaufreland, zum General⸗Secretair im Justiz-Ministerium und zum Staats—⸗ rathe im außerordentlichen Dienste, mit der Befugniß, an den Berathungen des Staats-Raths Theil zu nehmen, er— nannt worden.
Der Constitutionnel stellt folgende Fragen an das Ministerium: Ist es nicht wahr, daß die Liste der Praͤsiden⸗ ten der Wahl-Kollegien jeden Augenblick, und namentlich seit
den letzten drei Tagen, unaufhoͤrlich geändert wird? Ist es
nicht wahr, daß gewisse Praͤsidenten, namentlich die im De— partement der Seine und Oise, ihre Ernennungs-Schreiben bereits erhalten hatten, daß diese aber spaͤterhin wieder zu— ruͤckzenommen worden sind? Ist es nicht wahr, daß Herr
von Montbel bestimmt erklaͤrt hat, er wolle das Finanz-
Ministerium nicht langer behalten, und daß die Verordnung wegen Ernennung seines Nachfolgers in dem naͤchsten Mini— ster-Rath unterzeichnet werden soll? Ist es nicht wahr, daß
ein bei unseren Staatsfonds interessirter Banquier dem Fuͤr—
sten von Polignac unumwunden erklaͤrt hat, daß die erste gesetzwidrige Handlung ein Sinken des Courses hervorbrin—
gen wuͤrde, dessen Stillstand sich gar nicht absehen ließe?
Ist es nicht wahr, daß der Praͤfekt des Departements der Seine und Oise noch nicht ernannt ist, da der Baron
Capelle nur schwach darauf rechnet, sein Ministerium der oͤf⸗
fentlichen Bauten zu behalten? Man versichert“, fuͤgt das gedachte Blatt hinzu, „daß in dem gestrigen Minister-Rathe die Frage wegen Ernennung der Praͤsidenten der Wahl-Kol— legien lebhabt debattirt worden ist. Es heißt, daß Herr von Balzac, statt des Barons Capelle zum Praͤfekten des Depts. der Seine und Oise ernannt worden sey.“ Der Courrier frangais nennt als wahrscheinlichen Nachfolger des Barons Montbel im Finanz⸗Ministerium den Grafen Ferd. von Berthier oder Herrn von Rainneville. Von dem Baron Dudon, bemerkt derselbe, sey keine Rede mehr fuͤr diesen Posten.
Die Gazette aͤußert heute, der Umstand, daß sich un— ter den Stimmenden fuͤr die Adresse 96 absetzbare Beamten befunden haͤtten, zeuge von einer gewaltigen Unordnung des gesellsschaftlichen Zustandes. Der Temps bemerkt hierauf, diese Thatsache beweise vielmehr eine gewaltige Un⸗— ordnung in der Verwaltung; in der That muͤsse der Gang der Regierung sehr von der Bahn der Verfassung und der gesunden Vernunft abweichen, wenn 96 Beamte sich bei einer so entscheidenden Gelegenheit offen von ihr lossagten.
Das in Toulon erscheinende Aviso de la Môöditer— rannée vom 29. Mai enthaͤlt folgende Nachrichten von dem vor Algier kreuzenden Geschwader: „Wenn wir die 4 — der Expedition fruͤher mit Ungeduld erwarteten, so sind wir jetzt hoͤchst erfreut daruͤber, daß die Abfahrt derselben aufge— schoben worden ist; denn wir haben einen furchtbaren Nord⸗ ostwind, der das Gelingen des Unternehmens sehr zweifelhaft gemacht haben wuͤrde. Mit Betruͤbniß zeige ich daß in Folge dieses Windes die Briggs „le Silene“ und „l Aventure“ in der Nacht vom 14 auf den 15ten d. unge— faͤhr 10 Stunden weit von Algier beim Kap Bingut, vor dem sie kreuzten, an den Strand geworfen worden sind. Die naͤheren Umstaͤnde dieses traurigen Ereignisses sind mir noch unbekannt. Bei der Ruͤckkehr des schoͤnen Wetters wurden diese beiden Schiffe vermißt, und die „Syrene “, welche ab⸗ gesandt war, um sie auszukundschaften, fand beide am Ufer und sah, wie die Beduinen beschaͤftigt waren, die fast ganz auf dem Trockenen liegenden Schiffsrumpfe zu zerstoͤren. Aus diesem Umstande kann man schließen, daß die Mannschaft beider Briggs nicht in den Wellen umgekommen ist. Was mag aus ünseren ungluͤcklichen Waffengefährten geworden
hnen an,
seyn? (In einer Rand-Note macht das Aviso hierzu die Bemerkung, daß, wie einige Personen wissen wollten, der
Dey nach der Stelle des Schiffbruchs Truppen geschickt habe,
um die Gestrandeten gegen die Wuth der Beduinen zu be— chuͤtzen und sie als , . nach Algier zu fuͤhren). — Auch eine in der Bai vor Anker liegende Englische Korvette
ist an die Kuͤste geworfen worden.“
Das genannte Blatt meldet ferner aus Toulon vom 28. Mai. „Der mit einer besondern Mission des Großherrn an den Dey von Algier beauftragte Tahir,Pascha ist gestern von Konstantinopel, und zunaͤchst von Algier, am Bord der Tuͤrkischen Fregatte „Neesind Jaffet“ in unserm Hafen an⸗ gekommen. Da ihm unser Blokade⸗Geschwader die Einfahrt in den Hafen von Algier verweigerte, so wuͤnschte Tahir, sich nach Frankreich zu begeben, und segelte gleichzeitig mit der Franzoͤsischen Fregatte die „Herzogin von Berry“ von dort ab. Am 2bsten begegnete Tahir-Pascha unserer Expeditions— Flotte und begab sich mit dem Befehlshaber der Franzoͤsischen Fregatte an den Bord des Admiralschiffes „Provence“, um mit dem Admiral Duperrsé zu sprechen; er wurde von diesem zwar mit den seinem Range gebuͤhrenden Ehrenbezeugungen empfangen, konnte jedoch nichts von ihm erlangen; seine De— peschen sind daher durch Estaffette nach Paris geschickt wor— den. Als beide Fregatten sich von der großen Flotte trenn— ten, segelte diese in bester Ordnung nach Suͤdwest. Auch saͤmmtliche zur Expedition gehörige Transport⸗-Fahrzeuge sind nunmehr aus dem hiesigen Hafen abgesegelt. Heute weht der Nordwest-Wind mit ungewoͤhnlicher Heftig— keit an unserer Kuͤste, man kann jedoch hinsichtlich der Flotte ganz ruhig seyn, da der hier wehende Nordwest— wind gewohnlich nicht uͤber 10 bis 12 Stunden in die hohe See hin ausreicht. —Auf einem der nach Afrika bestimmten Trans- Portschiffe ist Feuer ausgebrochen, so daß man sich genoͤthigt gese⸗ hen hat, dasselbe unweit der Hherischen Inseln den Wellen Preis zu geben, um einer groͤßern Verbreitung des Brandes nach
den uͤbrigen Schiffen hin vorzubeugen. Die ganze Mannschaft
rettete sich inzwischen auf die ihr zur Huͤlfe geschickten Scha— uppen. Man versichert, daß das Feuer durch eine Entzuͤn⸗ dung des auf dem Schiffe befindlich gewesenen Wasserstoff— Gases, das zur n, der Luftballons dienen sollte, herbei⸗ gefuͤhrt worden sey. uf dem Schiffe befanden sich außer— dem verschiedene Lager-Geräthschaften, Arzneimittel u. s. w. Alles wurde ein Raub der Wellen. Man berechnet den Scha— Den auf 13 Millionen Fr.“ .
In dem Ausschreiben, welches der Erzbischof von Paris auf Befehl des Königs erlassen hat, um oͤffentliche Gebete fuͤr den gluͤcklichen Erfolg der Expedition nach Algier anzuordnen, heißt 2s unter Anderm: „Wahrend unsere hochherzigen Krieger den Gefahren der See, einem brennenden Himmelsstriche und dem wuͤthenden Angriffe des wilden Sarazenen Trotz bieten um Frankreichs Ehre zu raͤchen und dessen Flagge an den Ufern Afrika's aufzupflanzen, werden wir dasselbe fleckenlose Panier am Schooße des Vaterlandes vertrauensvoll, inmitten der po⸗ litischen Bewegungen, wehen sehen, die sich zuweilen, durch den Willen des Monarchen herbeigefuͤhrt, unter unsern Au— Jen erneuern; — inmitten jener allgemeinen Regung der wi—A derstrebendsten Meinungen, der unvermeidlichen Folge unse⸗ res Repraͤsentativ⸗Systems; inmitten jenes nothwendigen, zu— weilen ungewissen, Kampfes, dessen Ausgange, wegen der Lei= denschaften, die stets gegen die Ordnung und das gute Recht ankaͤmpfen, und weil die menschliche Klugheit sich hier und da so leicht verrechnet, selbst die Geschicktesten nicht un—⸗ besorgt entgegensehen. Aber wenn Alles um uns her sich bewegt und beunruhigt, so floͤßt der Giaube uns Muth ein, weil er stets dem Schutze des Allmächtigen und dem Bei— stande der fer he Weisheit vertraut, welche die furchtbar⸗
n Leidenschaften des Menschen zu den barmherzigsten Wer, en zu lenken weiß. Laßt uns daher dieses Vertrauen staͤr⸗ Ken, geliebte Sruͤder: es wird nicht getaͤuscht werden. Das Panier der Lilien, unzertrennlich von der Kreuzesfahne, wird Auch diesmal aus voruͤbergehenden Stuͤrmen sieghaft hervor⸗ ehen, sobald wir keines der uns von der Pflicht gebotenen ittel verabsaͤumen, um monarchische und religioͤse Wahlen Au erzielen, vorzuͤglich aber, sobald wir darauf bedacht sind, ür eine so rechtmaͤßige Sache den Gott Clotildens und des eiligen Ludwigs zu gewinnen.“ . Der Monteur meldet heute uͤber die Feuersbruͤnste in *. Normandie: „Den letzten amtlichen Berichten aus den departements des Eanals und des Ealvabos zufolge, ist die
Lage dieser Provinzen befriedigender, als bisher. Die Feu
ersbruͤnste nehmen ab; Ruhe und Ordnung st i . g sind auf mehre— 33 Punkten wiederhergestellt, und uͤberall kehrt Muth und w. ertrauen bei den Linwohnern zuruͤck. Unter diesen Umstaͤn—⸗ en hat der die 14te Militair⸗Division interimistisch kom⸗
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mandirende General⸗Lieutenant Foissac-Latour den Aufbruch des zur Reserve des Expeditions- Heeres bestimmten Aten Li— nien⸗Regiments verfuͤgt, das durch die Brandstiftungen in jenen Provinzen zurückgehalten wurde, dessen Gegenwart jetzt aber dort uͤberfluͤssig wird.“ .
Herr Daeier, Mitglied der Franzoͤsischen Akademie und bestaͤndiger Sekretaͤr der Akademie der Inschriften, hat von des Koͤnigs Majestaͤt, zur Belohnung sechzigjaͤhriger den Wissenschaften geleisteter Dienste, den Barons en erhalten.
Die QOppositions-Blaͤtter tadeln es, daß die Hauptstadt, bei ihrer Schuldenmasse und ihren ohnehin bedeutender Aus“ gaben, noch eine Summe von 120 — 150, 0h0 Fr. zu einem Feste fuͤr Ihre Sicilianischen Majestaͤten verwenden wolle
In dem Garten des Palais royal ist am 31. v. M. waͤhrend des Balles bei dem Herzoge von Orleans einiger Unfug veruͤbt worden. Mehrere Blumenbeete wurden gaͤnz⸗ lich zertreten und einige sechzig Stuͤhle, die das Volk pyra⸗ midenartig auf einander gestellt und angezuͤndet hatte, ver— brannt. Bei diesem Freudenfeuer soll sogar, wie die Gazette versichert, der Ruf: Es lebe die Republik! erschollen seyn. Es haben einige Verhaftungen stattgefunden.
In Senegambien haben sich, wie unterm 29sten Maͤrʒ aus Saint-Louis gemeldet wird, nicht unwichtige Ereignisse zugetragen. Der Gouverneur von Senegal hakte sich zum Vermittler in den buͤrgerlichen und religioͤsen Unruhen, die das Land Hualo zerrissen, aufgeworfen; hier war naͤmlich
ein neuer Prophet aufgetreten, welcher sich des ganzen Lan⸗ des zu bemaͤchtigen und saͤmmtliche Niederlassungen zu ver⸗ wuͤsten drohete. Mit einer Bande von 2 — 35900 Sekti— rern waͤre ihm die Ausfuͤhrung seines Vorhabens ohne Zwei⸗ fel gelungen, wenn nicht ganz unvermuthet der Gouverneur von Saint-Louis auf einem Dampfboote herbeigeeilt wäre und einen vollstaͤndigen Sieg uͤber die bewaffnete Menge davongetragen haͤtte, die eben am Ufer versammelt war, um Zeuge eines ihr von dem Propheten angekuͤndigten Wun— ders — der Austrocknung eines Flusses — zu seyn. Die Sektirer ließen sich, in Erwartung des Wunders, ruhig be⸗ schießen; als aber durch einen Bombenschuß ein Dorf in Brand gerieth, ergriffen sie die Flucht, auf welcher sie großentheilsz von den Bewohnern von Oualo nieder— gemacht wurden; der Prophet wurde von seinen eigenen Anhängern ergriffen, vor Gericht gezogen und gehangen, nachdem er oͤffentlich seinen Betrug eingestanden hatte. Die Einwohner von Senegal haben ihrem Gouverneur, Hrn. Brou, als Beweis ihrer Erkenntlichkeit, einen Ehren⸗Saͤbel
von hedeutendem Werthe, mit der Inschrift: „Die dankba⸗
ren Einwohner des Senegal ihrem Gouverneur, dem Schiffs⸗ Capitain Brou“, uͤberreicht. .
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Im Oberhause uͤberreichte in der Sitzung vom 4. Juni der Graf v. We st⸗ moreland eine Bittschrift des (mehr erwahnten) Irlän di— schen Richters Sir J. Barrington, der darum nachsuchte, daß die Lords, ehe sie einen Beschluß in seiner Angelegenheit faßten, seinen Anwalt und die Zeugen, die er fuͤr sich zu stellen habe, vernehmen mochten. Der Graf unterstuͤtzte das Gesuch des Bittstellers, und wiewohl, als es im Unterhause vorgekommen, Sir Rob. Peel sich dagegen erklärt hatte, aͤußerte sich doch der Herzog v. Welling ton dahin, daß die Lords, ohne Ruͤcksicht af die Art und Weise, wie das Unterhaus den Beschluß gefaßt: eine Adresse an den Koͤnig um Absetzung des genannten Richters zu erlassen, eine pflicht mäßige genaue Untersuchung der Angelegenheit vor der Barre ihres Hauses anstellen sollten. Man kam überein, die Sache am Montage d. 14. Juni wieder vorzunehmen. — Nach einigen unerheblichen Debatten schritt das Haus wieder zur Vernehmung der Zeugen in der Wahl-Angelegenheit des Fleckens East⸗Retford. V
— Im Unterhause sollte Hr. Wynn im Namen eines Ausschusses Bericht erstatten, erklaͤrte jedoch, daß es nicht . koͤnne, weil Hr. O' Connell, ein Mitglied dieses
usschusses, in der heutigen Versammlung desselben nicht erschienen sey. Herr O'Connell entschuldigte sich. „Ich muß gestehen,“ sagte er, „daß ich, da ich die Sitzung dieses Hauses heute fruͤh um 45 Uhr verlassen, mich ein wenig uͤber⸗ muͤdet hatte und daher die Versammlung des Ausschusses ganz und gar verschlafen habe.“ Auf den Antrag des Hrn. Wynn erklärte das Haus den Hrn. O Connell, aus den von ihm angefuͤhrten Gruͤnden, fuͤr entschuldigt. — Gegen eine von einem Mitgliede fruͤher angekuͤndigte Bill, nach welcher alle aus Irland nach England heruͤberkommenden Armen zu— ruͤcktransportirt werden sollen, wurde eine Irlaäͤndische Bitt⸗ schrift eingereicht, die Hrn. Grattan zu der Bemerkung ver—