1830 / 160 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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chen Seite zu blosgestellt bleibt, so wuͤrde es nothwendig seyn, Hin; . belag fh, Seemacht zu unterhalten. Griechen⸗ land, in seiner dermaligen Lage, obgleich im Besitz der Provin⸗ zen, die von ihm getrennt werden söllen, und gleichergestalt der fuͤr diplomatische Verbindungen erforderlichen Ausgaben entho⸗ ben, fo wie ciner vollkommenen inneren Organisation sich er⸗ freüend, kann kaum mit seinen Einkunften ein Drittheil seiner jaͤhrlichen Ausgaben bestresten. Wie sollen denn diese Einkünfte hinreichen, wenn Griechenland zerstuͤckelt und durch Graͤnzen be⸗ schraͤnkt wird, deren Vertheidigung ungeheure Ausgaben erhei⸗ schen wuͤrde ; . 3) Die den Tuͤrken abgetretenen Rumelischen Provinzen lie⸗ fern zwel Drittheile unseres Landtruppen. Kehren diese Trup⸗ pen in ihre Heimath zuruͤck, so muß Griechenland sich der Haupt⸗ nerven seiner Kraft, derselben Arme beraubt sehen, die Misso⸗ lunghi und Athen so heldenmuͤthig vertheidigten. Wenn sie aber unter uns, im Innern des Landes oder an den Graͤnzen, bleiben, werden fie dann ruhige Zuschguer ihres Ungluͤckz seyn oder den Frieden treulich halten? Die Auzschließung der Inseln Kan zien, Samos, Ipsarg, Kapos, Seio, Ekgria, Patmos, Sexo, Kalym⸗ nos, Assspalcg, Karpathos und mehrerer anderer wird unfehlbar Vergnlassung zur Auswanderung von krieggewoͤhnten, zur Ver⸗ weiflung getriebenen Maͤn nern geben, die, beguͤnstigt durch die . so vieler unbewohnter Buchten und wüster, unvertheidig⸗ ter Ufer, sich dem Sceraube hingebend, eine Pest der Griechischen Gewässer werden müssen. Was soll dann aus dem keimenden Griechischen Staate werden? Wo soll dann die Ruhe auf dem Lande, wo die Sicherheit des Handels guf der See gefunden wer⸗ den? Wo sollte das unabhangige Griechenland hinlaͤngliche Mit⸗ tel nden, eine große Flotte zu unterhalten und eine zahlreiche Truppenmasse zu bezahlen? ö 4) Die getrennten Provinzen Rumeliens, weit entfernt da⸗ von, dem Otiomanischen Reiche betrachtliche Einkünfte zu gewaͤh⸗ ren, dienten von jeher einem freien und riegerischen Volle als , das der Psorte fast bestaͤndige ünruhe und Kosten verursgchte. ö erden diese Provinzen, deren unabhaͤngiger und lriegeri scher Geist durch einen neunjaͤhrigen Krieg einen frischen Impuls erhielt, und die so zu sagen an den Thoren der beiden Stagten liegen, nicht Stoffe liefern, die bereit sind, sich durch den . sten Zufall zu entzuͤnden und die kaum erloschene Kriegsflamme wieder anzuschuͤren? Wollen wir jedoch auch voraussetzen, daß jeder Bewegungsgrund zu einem neuen Kampfe aufgehört habe und der kriegerische Charakter dieses den Tuͤrken abgetretenen Volkes besaͤnftigt sey; so werden die Tuͤrken doch glle festen Graͤnzpunkte in den Bergen besetzen und jeden Augenblick den Griechischen

Staat bedrohen; sie werden kuͤnftig einen Einfluß ausüben, der

mit den erhabenen Planen der hohen Monarchen, die sein Schick⸗ sal bestimmten, unvereinbar ist. . 3) Wenn selbst die Pforte einen dauernden Frieden ernstlich wuͤnschen sollte, werden deshalb ihre von Alters her an Insubor⸗ dination gewohnten Unterthanen sich ruhig ihren Wuͤnschen fuͤ⸗ gen, und werden nicht die unabhaͤngigen Griechen der Graͤnz⸗ Provinzen, unbeschuͤtzt durch eine von Natur starke Graͤnze, im⸗ merwährend den plötzlichen Einfaͤllen Albanesischer und Asigtischer Horden ausgesetzt seyn? Worin wurde dann die Buͤrgschaft eines dauernden Friedens zwischen Griechen und Otttomanen bestehen? Hat man etwa den von den Griechischen Stgaten getrennten Provin⸗

en praktische Mittel verliehen, ihr , sicher zu stellen, im

all sie ihrem Vaterlande in, . wollen? Nein, denn wenn, dem Protokoll vom 3. Februar zufolge, es den Tuͤrkischen Einwohnern des Griechischen Staates, gleich den Griechischen Bewohnern des Tuͤrkischen Reiches, frei seht, ihr Eigenthum zu verkaufen und auszuwandern, so ist es klar, daß ben ersteren, wie z. B. den Tuͤrken von Eubdg, ein solcher Verkguf moglich und vortheilhaft werden kann, weil ihr Eigenthum sich in einem Lande befindet, das dazu bestimmt ist, die Wohlthaten und Vortheile einer gere

gelten Verwaltung zu genießen; ganz anders aber wuͤrde der Fall

mit den Griechen seyn, in Akarnanien z. B, wo ein solcher Ver⸗ kauf entweder mit nur unbedeutendem Gewinn oder wohl gar nicht zu bewerkstelligen seyn mochte. In Wahrheit, welcher ver⸗ nänftige Mann wuͤrde in Akgrngnien, in einem Lande, ein Eigen⸗ thum kaufen, wo nur allein Willkuͤhr herrscht, und das eine Beute der Unordnung ist? . , ; Unabhaͤngig von diesen ungluͤcklichen Nesultaten, wurde die Beschraͤnkung der Graͤnzen in daz unabhangige, Griechenland eine große Anzahl durftiger Menschen hinein ziehen, die mit Thraͤnen der Verzweiflung ihr zur Sklaverei verdammtes Ge—⸗ burtsland verließen. Duͤrfen die mit ihnen verbruͤderten und durch feierliche Eide verbundenen Bewohner des Griechischen Stagtetz sie hren Elende uͤberlassen? Dürfen sie ein schon so häufig durch den Tod dezimirtes Volk Leiden aller Art und der Geißel epidemischer Krankheiten preisgeben! Verdienen diese un⸗ gluͤcklichen Menschen, als Glieder der Griechischen Familie, kei⸗ nen Beistand in ihren Kuͤmmernissen Wie soll ihnen aber geholfen werden? Etwa mit Nationgl⸗ Laͤndereien oder mit baarem Gelde aus der Schatzkammer? Die National⸗Laͤndereien! h. Im zten Artikel des Protokolls heißt es: „Die Amnestie⸗ Akte der Pforte soll erklaͤren, daß kein Grieche, in der ganzen Ausdehnung ihrer Besitzungen, in Folge des Antheils, den er an der Griechischen Insurreetiön genommen, seines Eigenthums ver= lustig gehen, nach? auf irgend eine Weise belaͤstigt werden solle“. H. e in ie u , der Griechischen Regierung soll densel⸗

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ben Grundsatz zu Gunsten der Muselmaͤnner oder Christen pro⸗ klamiren, die gegen deren Sache gewesen; auch soll es ferner sich verstehen und bekannt gemacht werden, daß die Muselmaͤnner, die es wuͤnschen möchten, Bewohner der Griechenland zugetheil⸗ ten Gebiete und Inseln zu verbleiben, ihr darin besitzliches Ei⸗ genthum behalten sollen u. s. w.“ ;

Wir wollen uns nicht bei der Bemerkung aufhalten, daß die Amnestie, die bereits Griechischer Seits de facto besteht, bei den Tuͤrken niemals anders, als illusprisch, war und seyn wird. Wir wollen die Thatsache mit Stillschweigen uͤbergehen, daß der auf die Amnestie sich beziehende Artikel einer großen Anzahl Griechen nicht erwahnt, die, in Elend versunken, den Tuͤrken verkauft wur⸗ den und hinsichtlich deren Schicksal es der Nation schmerzlich ist/ er nichts erwaͤhnt zu sehen. Wir wollen uns uüͤber diese Ge⸗ genstaͤnde, so aͤußerst wichtig sie auch sind, nicht guslassen, son⸗ dern einen anderen Punkt üntersuchen, der die hoͤchste Aufmerk⸗ samkeit verdient. . . .

Hat der besagte Artikel bei Aufstellung der Unverletzbarkeit Muselmaͤnnischen Eigenthums nur zwei Gegenstaͤnde im Auge gehabt? Erstlich die in Griechenland gls Kaufleute, Handwer⸗ ker oder Besitzer kurzlich erworbener Laͤndereien wieder erschei⸗ nenden Tuͤrken; und zweitens die Tuͤrken von Eubda, die zur Zeit der Vollziehung des Protokolls Landbesitzer de fact sind? Ober bezieht sich dieser Punkt auch auf die Ruͤckgabe des Eigen⸗ thums, das den Tuͤrken fruͤher gehoͤrte eine Ruͤckgahe, die mit der Existenz des neuen Stagtes durchaus unvertraͤglich ist? Diese fruͤher den Griechen gehörenden Besitzungen, spaͤter von den Tuͤrken in den Tagen ihrer Macht usurpirt und jetzt mit Stroͤ⸗ men von Blut wiever erkauft, geriethen entweder zu verschiede⸗ nen Zeiten in fremde Haͤnde, oder wurden waͤhrend der Unter⸗ handlung uͤber die in London gemachten Anleihen als Unterpfand gegeben. In diesem Augenblick unterhalten sie fast Dreiviertheile einer beinahe nackten Bevoͤlkerung und sind einst dazu bestimmt, als Entschaͤdigungen oder zur Liquidation alter im Innern ge⸗ machter Stagtsschulden zu dienen. ; :

Es wurde ein nie wieder gut zu machendes Ungluͤck, eine Katastrophe seyn, von der sich Griechenlgnd nie erholen wurde, wenn die Ruͤckgabe dieser Laͤndereien stattfinden sollte.

Der Senat, der von dieser Maaßregel nichts als die gller⸗ nachtheiligsten Resultate erwartet, haͤlt es für seine heilige Pflicht, Sr. Königl. Hoheit vorzustellen, wie schwer ihm die Voraussetzung wird, daß das Griechische Volk, in seinen Rechten und theuersten Interessen gekraͤnkt, die Fruͤchte seiner Arbeiten geduldig verlieren

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und sein gegenwaͤrtiges sowohl, als sein kuͤnftiges Wohl, auf das

Spiel gestellt sehen werde. Gesetzt aber auch, daß die Griechen,

aus Gründen der Klugheit, durch gebieterische Umstaͤnde herbei⸗ gerufen, ruhig blieben, wurden sie nicht mitten unter Tuͤrken,

bie maͤchtig génug waͤren, sie n unterdrücken, in Kurzem in eine Heerde von Sklaven verwandelt werden, waͤhrend von der ande⸗ ren Seite, nach den dem Protokoll vom 3. Febr. beigefuͤgten Aktenstuͤcken, die Ottomanen zu allen offentlichen Aemtern waͤhl⸗ bar seyn und als Griechische Buͤrger und vermittelst ihres Reich⸗ thums das ausschließliche Recht, gewaͤhlt zu werden, besitzen wuͤr⸗ den; wuͤrde in diesem Fall die Unabhaͤngigkeit, dieses kostbare Geschenk der verbuͤndeten Souveraine, eine wirkliche Wohlthat

für Griechenland seyn? Was wuͤrden die Griechen nach einem

blutigen neunjaͤhrigen Kampf gewonnen haben? In einer Wuͤste unter den Gebeinen ihrer hingemetzelten Verwandten lebend, wär⸗ den sie ihre ewige Sklaverei nur legitimirt haben. Noch mehr; wenn auch die Ruͤckgabe nicht stattfaͤnde, so reichen die Natio⸗ nal-Laͤndercien nicht einmal hin, denen unserer Bruder Beistand zu leisten, die bei uns einen Zufluchtsort suchen durften: sollten daher nicht vekuniaͤre Huͤlfsmittel nothwendig werden, um die innere Orggnisation zu vervollkommnen und zu befestigen und

auf einige Jahre den Ausfall in den Stagts⸗Einkuͤnften zu dek⸗

ken? In Der amtlichen Note der Residenten der verbuͤnde⸗ ten Höfe, welche die der Griechischen Regierung uͤber⸗ 6 Akte vom 3. Februar begleitete, heißt es, daß die An⸗ eihe, dieses neue Unterpfand der Geneigtheit unserer Beschuͤtzer, zur Bezahlung und zum Unterhalt der Truppen verwendet wer⸗ den foll, die der souveraine Füͤrst in seinen Dienst zu nehmen für nöthig erachten mochte. Die Griechen schmeicheln sich in⸗ dessen, daß das Wiederaufleben der Wissenschaften, die Aufmun⸗ terung von Ackerbau, Gewerbfleiß und Händel, die der Flotte und den Landtruppen schuldigen Entschaͤdigungen, so wie die Be⸗ lohnungen, auf welche eine große Anzahl von Mitbuͤrgern, die, durch ihre Thaten ausgezeichnet, sich in tiefem Elende befin hen, gerechten Anspruch haben, die ersten Gegenstaͤnde der vaͤterlichen

Sorgfalt Sr. Koͤnigl. Hoheit seyn werden. I

Jetzt bleibt uns nur noch eine Bemerkung uͤbrig, Die Re⸗ sidenten der verbündeten Höte erklaͤren in ihrer der Griechischen Regierung gemachten amt ichen Mittheilung, daß eine zwischen Sr? Allerchrtstlichen Majestaͤt und Sr. Königl. Hoheit getroffene Rebereinkunft den Griechen der Abendlaͤndischen Kirche den (e⸗ nuß aller politischen Rechte sichert. Diese, Konzession, die groͤß⸗ tentheils mit den auf bürgerliche Rechte sich beziehenden Lan des= gesetzen uͤbereinstimmt, ist freilich allein schon hinreichend, uns zu Kaͤberzeugen, daß die Griechische Religion die herrschende im Staate seyn solle. Wie groß aber wuͤrde die Freude der Nation seyn, wenn die Religion, der die Griechen ihr holttisches Daseyn, die Kenntniffe, die fte besitzen, und die Sprache ihrer Vorfahren verdanken, ste durch heilige Bande mit Sr. Königl. Hoheit ver⸗ einen würde! Wie groß würde ihr Enthustasmus seyn, wenn

in Zukunft denjenigen Schulamts⸗Kandidater 6 unft denje ; = 1, welche das naturwissenschaftliche Seminar der Universitaͤt in . be⸗

sie denjenigen, der der Vater ihres Landes seyn soll, in densel⸗ ben Tempeln mit ihnen den ewigen Vater anbeten saͤhen! Napolt, den 10. April 183ꝰ90. = 6 Der Praͤsident George Sisini. Der Secretair Panajoti Soutzos.

Fuͤr getreue Abschrift Napoli den (12. 24 April 1830. Der Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten und der Handels⸗Marine J. Rizo.

J nl a n d.

Schloß Fischb ach, 5. Juni. Waͤhrend Se. Majestaͤt der Koͤnig w. 2ten d. M. von Berlin nach Breslau abge— gangen waren, um Ihre Majestaͤt die Kaiserin von Rußland, zu einer Familien-Vereinigung in Fischbach, zu empfangen, hatte Allerhoͤchstdieselbe, von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kron— prinzen begleitet, Ihre Reise von Warschau nach Breslau angetreten. Von hier aus waren Se. Majestaͤt gestern Nach—⸗ miktag Ihrer erhabenen Tochter bis Sybillenort entgegen ge— fahren und Abends 9 Uhr mit Hoͤchstderselben in Breslau wieder angelangt, wo sich die allgemeine Freude an diesem Wiedersehen in dem lauten Jubel des gedrängt versammelten Volks und in einer glaͤnzenden Erleuchtung ausgesprochen hat. Hierauf begaben sich die Allerhoͤchsten Herrschaften im erwünschtesten Wohlseyn heute nach Fischbach, wo sich in— mittelst die uͤbrigen Glieder der Koͤnigl. Familie versammelt hatten, und genossen heut Abend in dieser reizenden Gegend von Schlesien ein Fest des Wiedersehens, welches nicht blos Sie selbst, sondern auch alle Anwesenden in die freudigste Ruͤhrung versetzte.

Berlin, 10. Juni. Die am 6ten stattgehabte 86ste Ver sammlung des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues war dazu bestimmt, uͤber die Bewilligung der ausgesetzten Praͤ— mien fuͤr die abgelaufenen Preis-⸗Aufgaben zu beschließen, die

neuen Preis-A Aufgaben festzustellen und die Mitglieder der

Verwaltungs-Ausschuͤsse fuͤr das naͤchste Gesellschafts-Jahr zu wahlen. Nach Beendigung dieser Geschaͤfte wurden noch folgende Gegenstaͤnde vorgetragen und eroͤrtert: die Mitthei— lungen der Steiermärkschen Landwirthschafts-Gesellschaft zu Graͤtz von der Feier des ersten Decenniums ihres Bestehens, unter Vorlegung der von dem Praͤsidenten derselben, Erz— herzog Johann Kaiserl. Hoheit, bei dieser Gelegenheit gehai—

tenen Rede und der zu dieser Feier geprägten Medaille; die

Mittheilungen des kurzlich gebildeten Thüäringschen Garten— bau⸗Vereins zu Wechmar von den zunehmenden Fortschritten seiner Wirksamkeit, unter Vorzeigung einer von demselben eingesandten Sammlung getrockneter Aurikelglocken und des Modells einer dort neu erfundenen beweglichen Erdrolle zum Durchschieben der Erdarten, um diese nach Stellung der Maschine bald groͤber bald feiner zu erhalten; Nachricht von einer Verkleidung der Spalierbaͤume und Ausfuͤllung des leeren Raumes rund um mit trockenem Sande, zum Schutze gegen den Frost; Bemerkungen uͤber die Ermittelungen der absoluten Brauchbarkeit des Amerikanischen Nutzholzes und seines relativen Werthes zum Europaͤischen, Behufs der bes⸗— seren Auswahl der Anzucht Nord⸗Amerikanischer Waldbaͤume; Nachrichten uͤber die Wirkungen des Frostes im verflossenen Winter auf verschiedene Gehoͤlze und Schmuckgewaͤchse in der Gegend von Herrnstadt in Schlesten; Mittheilungen uͤber die Vertilgung der Kellerwuͤrmer (Oniscus asellus L.) aus den Gewaͤchs- und Treibhaͤusern durch Anwendung von Quecksilber⸗Salbe; Beschreibung eines Rasenpflugs zum Be— schneiden der Rasenraͤnder an den Wegen in großen Gaͤrten; Bemerkungen uͤber die Kultur des Meerrettigs (Cochlearia armorgeea L.); Empfehlung von Putsche's neuestem Bienen— Katechismus. Zur Stelle waren gebracht drei fruͤhe Si⸗ cilianische Melonen; auch wurden vier neue Pelargonien verlooset.

Den saͤmmtlichen Koͤnigl. Universitaͤten ist vom ho— hen Ministerium der Geistlichen, Unterrichts, und Midizinal⸗ Angelegenheiten die Anweisung ertheilt worden, zur Vermei— dung von Mißverhaͤltnissen, in Zukunft strenge darauf zu halten, daß den Studirenden das Abgangs-Zeugniß, welches die ganze Zeit ihres Aufenthalts auf der Universitaͤt umfaßt, erst bei ihrem wirklichen Abgange von derselben verabfolgt und eventualiter darin nachtraͤglich dasjenige aufgenommen werde, was in dem Zeitraume zwischen der Ausfertigung und

Aushäͤndigung des Zeugnisses Eöhebliches wider dieselben vor-;

8 seyn moͤchte.

g. . Nach einer an saͤmmtliche Königl. Provinzialschul— . . illschul⸗ ollegien erlassenen Verfügung des hohen Yin , ile der Geistlichen, Unterrichts, und Medizinal-A1Angelegenheiten, soll

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Qualification, in Bezug auf die Naturwissenschaften, ein foͤrmliches und ausfuͤhrliches Zeugniß von der Direction des gedachten Seminars ertheilt werden, und dieses Zeugniß die Wirkung haben, daß die Kandidaten, denen es ertheilt wor— den 6. einer weitern Pruͤfung in den Naturwissenschaften von Seiten der Koͤnigl. wissenschaftlichen Pruͤfungs⸗Kommis⸗ sion uͤberhoben sind.

Aus Breslau vom ten d. M. wird gemeldet: Ueber den Ausfall des hiesigen Wollmarkts kann zwar, da derselbe erst morgen zu Ende geht, jetzt noch keine vollstaͤndige Nach— richt gegeben werden; vorlaͤufig ist jedoch zu erwaͤhnen, daß in Folge der großen Verluste, welche die Provinz an Schaaf⸗— vieh erlitten hat, ein großer Ausfall in der Meme des zu Markt gekommenen Produkts sichtbar ist,“) daß die am mei— sten in Ruf stehenden Elektoral⸗Wollen ihre alten Preise bei⸗ behalten, sogar einige zu erhoͤhten Preisen Abgang gefunden haben, die lebhafteste Nachfrage aber bis jetzt nach mittelfei⸗ nen und ordingiren Wollen gewesen ist, welche auch groͤßten⸗ theils in den Preisen, zumal in den Tagen vor Beginn des Marktes, gestiegen sind, daß aber die feinen Wollen, welche bisher mit 80 190 Rthlr. verkauft wurden, noch zum gro⸗— ßen Theile unverkauft liegen oder nur zu weit geringeren Preisen Abgang finden, obwohl die Zahl der en gros kaufen— den fremden Fabrikanten und Haͤndler nicht minder ist, als sie in anderen Jahren war.

Nachrichten aus Achen zufolge, sah man daselbst am 3Zten d. Morgens zwischen 10 und 11 Uhr einen regen— bogenfarbigen strahlenwerfenden Kreis um die Sonne, dessen Durchmesser etwa 20 Sonnenbreiten betrug. Der Wind blies aus Suͤdost, wandte sich spaͤter nach Suͤden und brachte Gewitterwolken, die sich aber ohne Blitz und Donner in Re— gen entluden. Zur Zeit jener Naturerscheinung war die Luft schon sehr elektrisch. .

Ver mischte ,

Ueber die Expedition gegen Algier.

Unter obiger Rubrik enthaͤlt die in Paris erscheinende Revue Encyelopédique in ihrer vierten diesjaäͤhrigen Lieferung einen Aufsatz des Genfer Gelehrten de Sismondi, des beruͤhmten Verfassers der Histoire des républiques ita- liennes du moyen äge. Sowohl bei dem Interesse des Ge— genstandes an und für sich, als auch in Rücksicht des hoͤhe⸗ ren Gesichtspunktes, der diese Arbeit eines geistvollen Ge— schichtsschreibers vor den meisten durch die Gegenwart her— vorgerufenen Gelegenheitsschriften auszeichnet, duͤrften die . Auszuͤge aus derselben nicht unwillkommen eyn:

H„Die Expedition gegen Algier hat eine Menge von Schriften hervorgerufen, welche bestimmt sind, die erechte Wißbegierde derer zu befriedigen, die entweder in. er son, oder indirekt in ihren Kindern, Freunden und Mitbuͤrgern

sucht haben, bei ihrem Abgange aus demselben uͤber ihre

daran Theil nehmen. Wir haben uns die groͤßtmoͤgliche An— zahl dieser Gelegenheitsschriften zu . 1 und ohne Zweifel werden deren noch viele erscheinen, nachbei ge⸗ genwaͤrtiger Aufsatz bereits dem Publikum uͤbergeben seyn wird. Aber vielleicht wird sich unter allen diesen Broschü— nicht eine finden, die dem, was das Publikum verlangen darf, voͤllig entspraͤche; wenigstens lassen die in untenstehen— der Note aufgefuͤhrten Vieles zu wuͤnschen uͤbrig. Die erste, von Renaudot, wird noch am meisten befriedigen. Der Verfasser, der als Offizier von der Garde des Franzöͤsi⸗ schen Konsuls das Land und seine Bewohner kennen lernen konnte, erzaͤhlt wenigstens, was er gesehen hat, und selbst feine Abneigung gegen die Tuͤrken, Mauren und Juden, sein Wi— derwillen gegen das Klima und die Erzeugnisse des Landes, so

3 Vergl. Nr. 155 der Staats⸗Zeitung.

*) Es sind folgende:

1. Alger. Tableau du royaume, de la ville d' Alger et de ses euvirons; état de son conimerce, de ses forces de terre et de mer ete. etc., avec carte, vue, portraits et costumes de ses hahitans; pär Renaudot. Paris, 1850, chez Mongie.

2. Histoire d' Alger et du Bombardement qe cette ville en 1816; déscription d ce royaume ete., avec une carte. Paris 1839, chez Pitan. . . .

3. Souvenirs d'un officier frangais, prisonnier en Bar- barie eke; par Contremoulins. Paris 1830, chez Anselin.

4 Alger, esquisso topographidue et historique du royaume et de la ville ete; par Perrot. Paris 830, chez Ladvocat.

; u . Roi et àux . 1 les véritables causes de rupture avec Alger et sur l'expditien qui se prépare; . de Labor d 3. Paris 1830, i . 3 65. Carte de la réègence d' Alger et dune pärtie du bassin de la Méditerrannée ete.; par Dufour. Paris 1839, chez Simonean.