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nehmen noch Herren derselben bleiben; wir beschwoͤren es vielmehr bei uͤnserm Blute, daß Ihr, wenn Ihr Euch mit uns vereinigt und Euch unseres Schutzes wuͤrdig zeigt, in Eurem Vaterlande, wie fraͤher, frei und selbststaͤndig herr— schen sollet. Die Franzosen werden gegen Euch handeln, wie sie gegen Eure lieben Bruder, die Aegyptier, gehandelt haben, die seit den 30 Jahren, daß wir ihr Land verließen, unauf— hoͤrlich an uns denken, unsere Abwesenheit betrauern und uns sogar ihre Kinder schicken, damit dieselben in Frankreich le⸗ sen und schreiben und nuͤtzliche Handwerke lernen. Wir ver— buͤrgen Euch den ruhigen Besitz Eures Geldes, Vermoͤgens und Eurer heiligen Religion, denn Se. Majestaͤt der Koͤnig, der Wohlthaͤter unsers theuren Vaterlandes, beschuͤtzt alle Re— ligionen. Wenn Ihr in unsere Worte und in die Kraft unserer Waffen kein Vertrauen setzt, so zieht Euch vor uns zuruͤck; aber mischt Euch nicht unter die Tuͤrken, die unsere und Eure Feinde sind, verhaltet Euch ruhig; die Franzosen beduͤrfen keiner Huͤlfe, um die Tuͤrken zu schlagen und zu vertreiben. Die Franzosen sind Eure aufrichtigen Freunde und werden es bleiben; kommt zu uns; es wird uns Freude machen und Euch Vortheil bringen, wenn Ihr uns Lebensmittel und Fourage bringt. Eure Ochsen und Hammel werden wir zum Marktpreise kaufen. Habt hr Furcht vor unseren Waffen, so bezeichnet uns einen Ort, Und unsere treuen Soldaten werden sich ohne Waffen und mit Gelde versehen dahin begeben, um dagegen Eure Waa— ren einzukaufen. Daher sey der Friede mit Euch, und Friede sey auch zwischen uns zu Eurem und unserem Besten.“ — Ban dieser in Arabischer Sprache abgefaßten Proclama⸗ tion“, fuͤgt das Aviso hinzu, „sind hier in Toulon 4090 Exemplare gedruckt und an den diesseitigen Konsul in Tunis, Herrn Lesseps, gesandt worden, der sie nach Algier hin ver— breiten soll, damit die Bevölkerung ein ruhiger Zuschauer des bevorstehenden Kampfes bleibe. Moͤge sie einige Wirkung hervorbringen.“ — Die Gazette de France, welche diese Proclamation ebenfalls mittheilt, macht zu derselben folgende Randnote: „Die Authenticltaͤt dieses Aktenstuͤcks ist in Zwei— fel zu ziehen; es waͤre hoͤchst seltsam, wenn man den Arabern gesagt hatte, der Allerchristlichste Koͤnig beschuͤtze alle Reli⸗ ionen, sogar die heilige Religion Mahomets. Waͤre es i. wahr und politisch klug, laut zu äͤußern, daß die legyptier uns zuruͤckwuͤnschen und unaufhoͤrlich an uns den— ken? Offenbar ist dieses Aktenstuͤck untergeschoben oder ver faͤlscht.“ Aus Toulon schreibt man unterm Aten d. M.: „Briefe aus Tunis vom 21. Mai melden die Ankunft des Sardini⸗ schen Geschwaders vor dieser Stadt, nach einer Fahrt von
4 Tagen; das bloße Erscheinen desselben hat, wie es scheint,
die zwischen dieser Regentschaft und dem Sardinischen Hofe obwaltenden Differenzen beigelegt. — Eine am 21. Mai mit Getreide von Bona abgegangene Toskanische Brigg, die am Asten v. M. in Livorno eingelaufen ist, hat berichtet, daß, bei ihrer Abfahrt in Bona vollkommene Ruhe herrschte und von der Franzoöͤsischen Expedition kaum die Rede war; nur am Eingange des Hafens hatte man eine Batterie von 18 Geschuͤtzen aufgeworfen. — Die auf unserer Rhede liegende Tuͤrkische Fregatte feierte gestern das Ende des Bairams festes. Der alle religibsen Cermonien der Tuͤrken begleitende Prunk fehlte auch bei dieser Gelegenheit nicht. Die Fregatte war den ganzen Tag uͤber mit schoͤnen Teppichen behangen, und Axtillerie⸗
alven bezeichneten die Haupt-A1bschnitte dieses in allen dem
Koran gehorchenden Laͤndern so gewissenhaft gefeierten Fest⸗
tages. Tahir⸗Pascha hat sich durchaus geweigert, die vor⸗ schriftmaͤßige Gesundheitswache an Bord seines Schiffes zu nehmen. Die Hafen⸗Behoͤrde hat daher ein Boot mit der Gesundheitswache ausgestellt, welches bestaͤndig um die Tuͤr⸗ kische Fregatte herum fl elzen muß. — Fuͤr die Marine⸗Artil⸗ lerie sind in unserem Hafen 130 Stuͤck Schiffstaue, jedes zu 100 Faden, bestellt worden, aus denen Anhalttaue fuͤr die
Kanonen gemacht werden sollen. Dieser Umstand scheint das
8 umlaufende Geruͤcht zu bestaͤtigen, daß diejenigen zur rr, , , . Linienschiffe und Fregatten, die nur als Fluͤtschiffe ausgeruͤstet sind, spaͤter auf den Kriegsfuß ausge⸗ ruͤstet werden sollen.“ ;
Das Journal des Débats enthaͤlt Folgendes: „Was auch das Ministerium thun moͤge, um das Forum der Waͤh⸗ ler fuͤr incompetent zu erklären, es bleibt deshalb nicht min⸗ der wahr, daß die Waͤhler zwischen ihm und der Kammer zu richten haben. Die Kammer hat durch ihre Adresse das
Ministerium dem Koͤnige und dem Lande angegeben; durch g
ihre . hat das Ministerium seinerseits die Kammer den Waähtern angegeben, und um sich den Schein des Rechts zu verschaffen, verwendet es jetzt seine ganze Geschicklichkeit dar⸗ auf, das Betragen der Kammer in einem falschen Lichte er⸗
taͤuschen und zuletzt verraͤtherischer
scheinen zu lassen und den Sinn, ja sogar den Buchstaben der Adresse zu verdrehen. Zum letztenmale wollen wir daher die Wahrheit leuchten lassen, wozu es nichts weiter bedarf, als alle Spitzfindigkeiten bei Seite zu lassen und sich an die einfachen Thatsachen und die gesunde Vernunft zu halten. — Daß der Gedanke des Sten August ein Gedanke der Reaction egen die Kammer von 1827 war, ist ein so handgreifliches im , daß wir uns schaͤmen wuͤrden, dasselbe noch weiter beweisen zu wollen. Jedermann in Frankreich wußte bei dem Antritte des Polignacschen Ministeriums augenblicklich, was er von demselben zu hoffen oder zu fuͤrchten habe. Nicht ein Constitutionneller war daruͤber erfreut, nicht ein Abso⸗ lutist hat sich daruͤber betruͤbt. Wer erhob sofort das Mi— nisterium bis in die Wolken und stellte es als den Retter der Monarchie dar? Dieselben Männer waren es, die sich schon seit zwei Jahren ein Gewerbe daraus machten, die Kammer zu verunglimpfen und ihr boͤsliche Absichten gegen das Königthum unterzulegen; dieselben Maͤnner, die uͤber die Abschaf⸗ fung der Censur, der Wahlbetruͤgereien und des gesetzwidrigen Einflusses der Jesuiten geschrieen hatten. Bei der Eroͤff⸗ nung der diesjährigen Kaimmer bestand also nothwendig schon eine Feindschaft zwischen ihr und dem Ministerium. Wer war an dieser Feindschaft Schuld? gewiß nicht die Kammer; denn diese war noch, was sie gewesen, durchdrungen von Liebe fuͤr den Konig, entschlossen, das von ihr begonnene Werk der Verbesserungen friedlich und geduldig fortzusetzen. Das Ministerium war es, das mitten im Schooße der Ma— joritaͤt die Feindes-Fahne aufpflanzte und sich prahlend fuͤr berufen erklärte, dem Strome einer dem okratischen Kam, mer Einhalt zu thun. — Unter solchen Auspizien stellte das Ministerium sich der Kammer gegenuͤber. Was sollte diese nun thun? Sollte sie ihre eigenen Grundsaͤtze abschwoöͤren und das Knie vor Herrn v. Polignge beugen, oder wenig⸗ stens durch ein unterwuͤrfiges Stillschweigen, durch eine ru— hige Ergebung in ihr Schicksal, dein Ministerium Zeit und Mittel lassen, das Boͤse spaͤterhin zu thun, was es augen— blicklich noch nicht thun konnte? Gewiß nicht, Oder sollte sie durch eine zweideutige Adresse das Ministerium mit Hoff nungen hinhalken, den Koͤnig uber ihre wahren Gesinnungen ü Weise das Budget ver⸗ werfen? Nach dem Buchstaben des Gesetzes haͤtte die Kam—⸗ mer dies gekonnt; denn alle Theorieen der Welt hindern nicht, daß eine schwarze Kugel schwarz sey, und die 231 De— putirten, die fuͤr die Adresse gestimmt haben, haͤtten eben so gut das Budget verwerfen können. Waͤre ein solches Be— tragen aber wohl edel, redlich, ehr furchts voll fuͤr den Thron gewesen? — Was hatte denn also sonst die Kammer zu thun? sie mußte dem Könige unumwunden ihren Argwohn gegen das Ministerium und die Gruͤnde dazu mittheilen, ihn auf die unuͤbersteiglichen Hindernisse, die dasselbe finden wuͤrde, aufmerkfam machen und seiner Weisheit die Mittel zur Wiederherstellung der Einigkeit uͤberlassen, d. h. entwe— der das Ministerium zu entlaffen oder die Kammer aufzuld—⸗ sen. Auf solche Weise erfuhr der Monarch die Wahrheit und blieb Richter in dem großen Streite, wahrend die Kam—⸗ mer demjenigen, was sie sich selbst, der Wahrheit und dem Koöͤnige schulbig war, vollständig genügte. So mußte die Kaminer handeln, so hat sie gehandelt. Und in welcher Form? Hier beginnt nun jenes System von Verleumdun— gen, das üaͤglich bis zur Uebersaͤttigung immer wieber aufge— waͤrmt wird. Man möoͤchte naͤmlich dem Konig: und dem Lande gern einreden, daß die Kammer sich geweigert habe, so lange das Ministerium am Ruder sey, ihre Functionen zu verrichten und die ihr vorgelegten Gesetze zu empfangen, zu pruͤfen und zu votiren. Dies heißt aber, die Luͤge etwas weit treiben. Die Kammer hat blos erklaͤrt: daß zwischen den Wuͤnschen des Ministeriums und denen des Vol—⸗ kes, die sie (die Kammer) repräsentire, keine Ueberein⸗ stimm ung, keine Einigkeitherrsche. Man moͤge hundert⸗ mal die Adresse durchlesen, ¶nd man wird nichts anderes darin fin⸗ den. Haͤtte die Kammer sich geweigert, irgend einem Ministerium gegenuͤber, : Amt zu verrichten, so wuͤrde sie unstreitig die Ver⸗ waltung gehemmt und die Königliche , , . verletzt haben; sie hat es aber nicht gethan; sie hat den Zustand der offentlichen Meinung und die Verschiedenheit in den Wuͤn— schen des Ministeriüms und der Nation dem Koͤnige beschei⸗ den dargelegt, damit dieser seine Praͤrogative frei ausuͤbe und auf Mittel bedacht sey, einem Kampfe der sich leicht durch die Verweigerung des . haͤtte endigen koͤnnen, vorzubeu⸗ en. Will man nun der Kammer ein Verbrechen daraus machen, daß sie es gewagt, die Wahrheit zu den Thrones niederzulegen? Dies waͤre in der That ein Ver— brechen ganz eigener Art. Was waͤre denn die RNepraͤsenta⸗ tiv Reglerung, wenn die Mandatare des Volkes dem Koͤnige
Fuͤßen des
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der Monarch, als er die Charte gab, uns den Zutritt zum Throne verschlossen? Die gewissenhaften Anbeter der Majestaͤt des Koͤ⸗ nigs behaupten, die Kammer haͤtte sich das, was sie dem Mongr⸗ chen zu sagen, fuͤr die Tribune 6 muͤssen. Wir unsererseits kennen besser die hohe eis heit des Koͤnigs; er verachtet Luͤge und Schmeichelei, und die Wahrheit beleidigt ihn nicht. — Wir uͤberlassen es hiernach dem gesunden Sinne der Nation, zwischen dem Ministerium und der Kammer zu entscheiden, und sind der Antwort gewiß. Eben so gewiß sind wir auch der Antwort der Waͤhler. Sie wissen nur zu gut, daß es sich hier nicht um eine rein persoͤnliche Frage handelt. In der That; was kuͤmmern uns die Herren von P lignac, Bourmont, Peyronnet. Aber hinter diesen Namen verbirgt sich die Contre⸗Revolution, der Absolutismus. Die alte und die neue Regierung, diese beiden unversoͤnlichen Feinde be— kaͤmpfen sich bald unter diesen bald unter jenen Namen. Die erstere, erschoͤpft und von einer Position in die andere ver— jagt, muß allerdings ihre ehemalige Sprache etwas maͤßigen und sich den Schein des Verfassungsmaͤßigen geben. Bei näherer Untersuchung wird man aber bald finden, daß sie
nicht einen Grundsatz versficht, der nicht darauf abzweckte,
veraltete Mißbraͤuche und Aberglauben, Despotismus und Ignoranz wieder ins Leben zu rufen. Die Sache der neuen Regierung ist daher auch die aller eivilisirten Volker. Der 23. Juni wird fuͤr Europa nicht minder als fuͤr Frankreich ein entscheidender Tag seyn. Wir unsererseits sehen demsel— selben mit Vertrauen entgegen: Die Waͤhler von 1830 wer den denen von 1827 nicht nachstehen; die Herren von Po⸗— lignae und Peyronnet werden nicht gluͤcklicher als die Herren Peyronnet und von Villele seyn.“
Einige Mitglieder der hohen Geistlichkeit sollen bei der Regierung eine Denkschrift eingereicht haben, worin sie dar— auf antragen, daß die gegenwaͤrtig sowohl im Staats-Budget als von den Departements und Gemeinden fuͤr den Klerus ausgesetzten Summen in eine Rente verwandelt und das Kapital derselben der Geistlichkeit unmittelbar eingehaͤndigt werde, damit diese hinfuͤhro gaͤnzlich unabhaͤngig von der weltlichen Macht sey.
In der naͤchsten Woche werden vor dem Assisenhofe zu Tours die schon mehrmals angestellten, wegen Mangels an Beweisen aber immer wieder aufgegebenen, Unter suchungen in der Angelegenheit wegen Ermordung des bekannten Schrift— stellers Paul Ludwig Courier auf's Neue beginnen. Bei einer der fruͤheren Untersuchungen wurde ein gewisser Fre— mont, der als Hauptmoͤrder angeklagt war, von der Jury freigesprochen; derselbe Fremont tritt jetzt als Zeuge auf, gesteht, da ihn jener Ausspruch des Geschwornen-Ge— richts gegen Strafe schuͤtzt, den Mord ein und giebt seine Mitschuldigen an.
Die Stadt Paris hat fuͤr die Verlaͤngerung der Rue Vivienne 4 Millionen Fr. ausgesetzt; die Straße wird 10 Metres breit und die Haͤuser werden 45 Fuß hoch seyn.
Der aus Halti zuruͤckgekehrte Staatsrath Pichon muß sich in Brest einer 30taͤgigen Quarantaine unterziehen, weil am Bord des Schiffes, auf welchem er die Ueberfahrt ge— macht hat, ein Passagier gestorben ist.
Das Schiff „Diana“ ist am 2ten d. M., mit 84 Pflan— zern an Bord, aus dem Hafen von Havre nach der von Herrn Lainé de Villeveque angelegten Kolonie am Goazaco— alco in Mexiko abgesegelt; dies ist bereits der dritte Trans—⸗ port der dahin gehenden Auswanderer, dem im Juli noch ein vierter folgen wird.
Der von Bolivar verbannte Vice⸗-Praͤsident von Colum⸗ bien, General Santander, der seit ungefahr sechs Monaten hier lebte, ist nach England abgegangen, um dieses Land und spaͤterhin Italien zu durchreisen; gegen den Winter will er sich in Frankreich ansiedeln, wenn ihm die Umstaͤnde eine Ruͤckkehr nach seinem Vaterlande Venezuela nicht gestatten
sollten.
Briefe aus Palermo sprechen von einem großen Aus⸗
bhruchẽ des Vesuv; sieben Oeffnungen sollen sich am Abhange
des Berges gebildet haben und mehrere Doͤrfer ganzlich zer— stoͤrt worden seyn. Der mit der Eruption verbundene Aschen—⸗ regen wurde von dem Sturme, der um diese Zeit auf dem . Mittellaͤndischen Meere herrschte und einige Franzoͤ⸗
sche Schiffe vernichtete, bis nach Rom getragen ünd hat in
Calabrien den Oelbaͤumen wesentlich geschadet. Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Als Sir Rob.
Pe el (wie vorgestern erwähnt) in der Sitzung des Unter—
hauses vom 4. Juni die Versicherung ertheilte, daß die Re⸗
gierung die unter dem Namen 43proc. Abgabe (oder Fonds)
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die Besorgnisse seiner Unterthanen verheimlichen muͤßten? Hat bekannten Einkuͤnfte von Westindischen Zuckern in Natura,
die steuerfrei in England eingefuͤhrt und verkauft werden, in Zukunft der Kontrolle des Parlaments unterwerfen wolle, zollten ihm die Mitglieder der Opposition, namentlich Sir 9 re und Hr. 6 großes Lob dafuͤr. Sir C. Wetherell zeigte sich jedoch nicht ganz einverstanden; vielmehr schien es ihm, als erlaubten sich die Minister durch jenen Beschluß einen Eingriff in die Koͤnigl. Praͤrogative. Sir R. Peel erwiederte aber: „Weit davon entfernt, daß die von uns beabsichtigte Bill der Koͤnigl. Praärogative Ein— trag thut, wird sie dieselbe vielmehr befestigen. Diejenigen sind uͤbrigens die besten Freunde der Königl. Praͤrogative, die bemuͤht sind, den Einfluß, welchen Zeit und Umstaäͤnde auf die Institutionen des Landes gehabt haben, auch in Be— zug auf jene Praͤrogative geltend zu machen, denn ihre Aus— übung ist immer weniger beschraͤnkt gewesen, wenn Gesetz und Parlaments-Kontrolle genau wahrgenommen worden sind. (Hort, hoͤrt!)“ Hr. Brougham erklaͤrte sich daruͤber vollig einverstanden mit dem Minister, daß es stets weise ge— handelt sey, die Koͤnigl. Praͤrogative den Veraͤnderungen anzupas⸗ sen, welche seit ihrer ersten Ausuͤbung in die Gesetze und Ge— brauche des Landes eingefuͤhrt worden. Herr Hume aͤußerte: „Ich bin sehr erfreut, bei den Ministern solche liberale An— sichten von der Praͤrogative der Krone wahrzunehmen. Ich hoffe inzwischen, man werde in der beabsichtigten Bill eine Klausel anbringen, wodurch der Kanzler der Schatzkammer gezwungen wird, die 50,9090 Pfd. wieder zu verguͤtigen, die, wie er neulich selbst zugegeben hat, durch den ohne Erlaub— niß oder Kenntniß des Parlaments seit dem Jahre 1823 steuerfrei eingegangenen Zucker von der Krone gewonnen und auf beliebige Weise verwandt worden sind.“ — In dem Aus— schusse fuͤr Mittel und Wege, welchen das Haus darauf bil— dete, wurden der Regierung 4 Millionen Pfd. aus dem con— solidirten Fonds fuͤr die Beduͤrfnisse des laufenden Jahres bewilligt. Als sodann im Subsidien-Ausschusse 19,900 Pfd. fuͤr die Ausgaben der Koͤniglichen Muͤnze gefordert wurden, machte zuerst Herr P.ꝛ Thomson die Bemerkung, daß es besser seyn wuͤrde, wenn nicht der Staat, sondern derjenige die Präͤge-Kosten truͤge, der Gold-Barren in Gold-Muͤnzen verwandeln lasse. Herr Warburton entgegnete jedoch, dies wuͤrde nur den innern Werth der Muͤnzen, zum Nachtheile des letzten Besitzers derselben, vermindern. Die Franzoͤsische Muͤnze erhebe jährlich 100,000 Pfd. fuͤr Schlagschatz von Gold- und Silber⸗-Muͤnzen, und doch verursache sie dem Staate außer— dem noch eine größere Ausgabe, als die Englische. Hr. Hu me verlangte zu wissen, worauf denn eigentlich der sehr hohe auf 87 bis 10 pCt. sich belaufende Schlagschatz vom Silber verwandt werde; nothwendig sollten diese Einkuͤnfte doch die Praäge-Kosten des Goldes und die anderen Ausgaben der Muͤnze decken. Herr Herries (Handels-Praͤsident und Muͤnz⸗Meister) erwiederte, daß seit langerer Zeit schon, außer 100,000 Pfd. fuͤr die Kolonieen, kein Silber in der Muͤnze gepraͤgt worden sey. Fruͤher, da die Einkuͤnfte von der Sil— ber-Praͤgung bedeutend gewesen, seyen sie immer zur Dek— kung der Kosten, welche die Gold-Praͤgung verursache, die schon seit der Regierung Karls II. keinem Schlagschatz unter— worfen ware, verwandt worden. Die Muͤnze verfahre uͤbri⸗ gens nach Vorschriften, die nur wohlthaͤtig fuͤr das Publi⸗
kum seyen; ehe diese eingefuͤhrt worden, sey die Bank von
England auf die Einfuͤhrung von Gold-Barren und das Ge— schaͤft, die Praͤgung derselben fuͤr das Publikum zu besorgen, n . mondpolisirt gewesen. Denn die Bank habe mit eichtigkeit die Praͤgung der Barren abwarten koͤnnen, weil ein solches Institut immer eine Quantitaͤt edler Matalle muͤßig muͤsse liegen lassen, und daher der Verlust an Zinsen kein Gegenstand von Bedeutung fuͤr sie gewe⸗ sen seyn konnte. Nicht so leicht habe jedoch der Privat— mann sein Kapital vier oder fuͤnf Wochen lang muͤßig in der Muͤnze liegen lassen koͤnnen. Diesem Uebelstande sey jedoch seit dem Jahre 1819 voͤllig abgeholfen, so daß der PRivat— mann jetzt eben so gut als die Bank einen Nutzen von un—
gefaͤhr pCt. durch Einfuͤhrung und Umpraͤgung von Gold
ziehen konne. — Hr. Baring brachte nun den (in der St. Ztg. Nr. 157, S. 1184 erwähnten) Umstand zur Sprache, daß, durch den hohen Schlagsatz vom Silber und durch den
gegenwartigen niedrigen Preis dieses Metalles verfuͤhrt, aus⸗
waͤrtige Spekulanten nachgemachte Silbermuͤnzen eingefuͤhrt haͤtten, die den achten an innerm Werthe ganz gleich kamen und dennoch einen großen Gewinn abwürfen, weil nämlich die Muͤnze aus einem Pfunde (Gewicht) Silber, das man jetzt fuͤr 39 Shill. haben koͤnne, den Werth von 66 Shill. präge. Es werde daher noͤthig seyn, in der naͤchsten Parla⸗ ments⸗Session das ganze darauf Bezug habende Gesetz einer Revision zu unterwerfen. Herr Herries versicherte, daß,