1830 / 165 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 16 Jun 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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waltungs⸗Behoͤrden zu verdankenden Verbesserungen, die dem Ackerbau, dem Gewerbfleiße und dem Handel durch Stif— tung nuͤtzlicher Anstalten, durch Eroͤffnung neuer Com— municationen, durch eine bessere Verwaltung der Gemeinde⸗ Guͤter, durch die Abschaffung unnuͤtzer Hindernisse in der Municipal-Verfassung, durch eine richtigere Vertheilung der den Duͤrftigen und Ungluͤcklichen zu gewaͤhrenden Unterstuͤz—⸗ zungen, zu Theil gewordenen Aufmunterungen, so wie die in dem Interesse der verschiedenen Verwaltungszweige und zur Verbesserung der Gefaͤngnisse ausgefuͤhrten Bauten namhaft machen. Es ist nothwendig, daß diesem Berichte eine An— abe des Betrages der ortlichen Huͤlfsquellen aller Art beige— an sey, deren Verwendung Sie selbst leiten oder doch beauf—

sichtigen; daß Sie mir die Einkuͤnfte der Gemeinden und milden

Stiftungen Ihres Departements, die Summen, welche die ge— wohnlichen Beduͤrfnisse dieser Anstalten jahrlich erheischen, so wie die zu neuen Bauten oder zur Stiftung neuer Anstalten reservirten Fonds, genau angeben. Nicht minder wichtig ist es mir, die

ahl der Individuen zu kennen, die in Ihrem Departement in den Armenhaäͤusern Unterhalt finden, so wie die der Armen, die von den Wohlthaͤtigkeits-Bureaus und den milden Asso— eiationen in ihrer Behausung unterstuͤtzt werden. Diese Untersuchungen geben Ihnen eine natuͤrliche Veranlassung, mir die von Ihnen ersonnenen und in Ihrer Ausfuͤhrung mehr oder minder entfernten Plaͤne mitzutheilen. Sie haben die Hindernisse darzuthun, die sich der groͤßern Verbreitung und dem Absatze der Erzeugnisse des Bodens widersetzen, die Maaßregeln zu bezeichnen, die Sie fuͤr angemessen halten, um den Reichthum Ihrer Provinz zu heben, die angefange— nen Verbesserungen je mehr und mehr auszudehnen und den oͤrtlichen Beduͤrfnissen zu genuͤgen. Und sollten Sie Sich,

des groͤßern Zusammenhanges wegen, genoͤthigt sehen, mich

von Dingen zu unterhalten, die den mir anvertrauten Befug— nissen fremd sind, so darf dieser Umstand Ihren Eifer nicht erkalten. Seyn Sie versichert, daß ich mich mit den ver— 1. Departements-Chefs verabreden werde, damit ein nuͤtzlicher Gedanke stets seine Fruͤchte trage und einer sofor— tigen Pruͤfung unterworfen werde. Ich zweifle nicht, m. H., daß Sie der Arbeit, die ich Sie vorzubereiten bitte, eine ganz besondere Sorgfalt widmen werden. Die Regierung wird darin ein neues Merkmal Ihrer Sorge fuͤr ein Ihnen theures Interesse finden, und der Koͤnig, dessen einziger Ge⸗— danke auf das Gluͤck seiner Voͤlker gerichtet ist, wird mir estatten, ihn von diesen unverwerflichen Beweisen Ihres

ifers fuͤr seinen Dienst in Kenntniß zu setzen. Empfangen

Sie u. s. w. (gez. Graf von Peyronnet.“

Von Seiten des General-Post-Direktors, Barons von Villeneuve, ist an die Post-Beamten ein aͤhnliches Rund⸗ schreiben, wie von den uͤbrigen Verwaltungs-Direktoren an ihre Untergebenen, ergangen; es heißt darin: „Ihre Pflich— ten, meine i , bei dem bevorstehenden Wahl-Geschaͤfte beschraͤnken sich nicht auf eine passive Neutralitaͤt oder ein vorsichtiges Nichtsthun; Sie muͤssen sich vielmehr offen dem Praͤfekten Ihres Departements anschließen, um solche Wah— len vorzubereiten, welche die Erfuͤllung der Absichten, die der Koͤnig fuͤr das Wohl seines Volkes und fuͤr die Befesti— gung der Verfassung hegt, herbeifuͤhren. Der Finanz-Mi— nister hat sich in derselben Weise gegen die Praͤfekten aus— gesprochen; er kann nicht glauben, daß es unter seinen Be— amten Maͤnner giebt, denen ein fuͤr Frankreich und sie selbst so wichtiger Gegenstand gleichguͤltig waͤre; noch weniger

uͤrchtet er, daß einer unter ihnen sich der Regierung, der er ein Amt und seine Existenz verdankt, opponire; sollte dessen ungeachtet irgend ein Beamter aus freiem Antriebe durch ein feindliches Betragen die Bande der Pflicht, die ihn an die

erwaltung knuͤpfen, zerreißen, so wuͤrde diese letztere nach strengem Rechte gegen ihn verfahren.“

Die Pension des ehemaligen Großsiegelbewahrers, Herrn von Courvoisier, ist nicht gwie wir fruher gemeldet) auf 16,0090 Fr., sondern in Betracht seiner im Militair⸗, Civil⸗ und Justizfache seit mehr als 33 Jahren geleisteten Dienste, auf 260,006 Fr., vom 20. Mai anhebend, festgesetzt worden. Der ehemalige Präfekt des Departements des Gaͤrd, Herr

lanelli de Lavalette, der als solcher ein Gehalt von 30,000 r. bezog, hat eine Pension von 5000 Fr., vom 12. Nov. 1828, wo er ausschied, anhebend, und der ehemalige Praͤfekt des Loiret, Herr von Riccs, vom 2. April 1839 an, wo er seinen Abschied erhielt, eine Pension von 6000 Fr. erhalten. In Betreff der von dem Aviso de la Mediterrannée , angeblichen Proklamation an die Bewohner des lgierschen Gebiets (S. d. gestr. Bl. d. St. Z.) liest man eute in der Quotidienne Folgendes: „Das Aviso

wie es sagt, unter die Bewohner des Algierschen Gebiets vertheilt worden sey. Das Befremdliche in mehreren Stellen dieses Aktenstuͤcks, das uͤbrigens gar keine Unterschrift fuͤhrt, berechtigt zu dem Glauben, daß dasselbe apokryphisch oder mindestens dem Eifer einiger von den Dolmetschern der Ex— pedition entfahren sey. Gewiß ist, daß keine einzige Ab— schrift, kein einziges Exemplar dieses Dokuments, das, dem Aviso zufolge, in Toulon gedruckt worden seyn soll, der Re— gierung zugekommen ist.“ .

Herr Eynard hat das nachstehende Schreiben an den Redacteur des Moniteurs erlassen: „M. H., Die Oeffent—⸗ lichkeit, die man allen Aktenstuͤcken in Bezug auf die Ange— legenheiten Griechenlands giebt, und die Bitterkeit, womit sich mehrere Englische Blaͤtter uͤber den Grafen Capodistrias äußern, veranlassen mich, einige Privatschreiben, die der Graf in Betreff des Prinzen Leopold an mich gerichtet hat, zur Kenntniß des Publikums zu bringen. Da diese wichtige Angelegenheit im Britischen Parlamente noch ferner zur Sprache kommen wird, so halte ich es fuͤr meine Pflicht,

die Dokumente, die ich besitze, bekannt zu machen. Das Be⸗

tragen des Praͤsidenten ist das eines rechtlichen und uneigen— nuͤtzigen Mannes gewesen; der Brief, den ich Ihnen hier mit—⸗ theile und den ich Sie bitte, in Ihr Blatt einzuruͤcken, wird denen zur Antwort dienen, die dem Grafen Capodistrias die Absicht zumuthen konnten, daß er den . Leopold habe abhalten wollen, sich nach Griechenland zu begeben. Die hervorstechendsten Stellen darin habe ich unterstrichen. Ich werde mir die Ehre geben, Ihnen nach und nach noch einige andere Schreiben mitzutheilen, wovon ich Abschriften au die Londoner Konferenz geschickt und deren Originale ich dem Englischen Botschafter in Paris vorgelegt habe. Empfangen Sie ꝛc. gez. Eynard.“ In dem oben angefuͤhrten Schreiben des Grafen Copodistrias an Hrn. Eynard, datirt aus Nauplia vom 6. April, heißt es im Wesentlichen: „Es war meine Pflicht, die Aufmerksamkeit des Prin⸗ zen Leopold auf die Schwierigkeiten zu lenken, welche, ich sage nicht, der Annahme, aber doch der Ausfuͤhrung der Anordnungen der verbuͤndeten Hoͤfe entgegentreten konnten. Griechenland hat nur zu gehorchen und es wird gehor— chen. Dies ist aber nicht genug; es muß auch seine Dank— barkeit fuͤr die zahlreichen Wohlthaten seiner erha— benen Wohlthäter darlegen, und ich schmeichele mir mit der Hoffnung, daß es diese Pflicht auf eine ehrenwerthe Weise erfüllen werde. Es wird in Zukunft sein ganzes Vertrauen in die edlen und väterlichen Absichten seines Souverains sez— zen, ihm seine Wuͤnsche und Hoffnungen offenba— ren, und Se. Königl. Hoheit wird das Uebrige thun. Dies ist der Plan des Benehmens, welches ich be— folgen werde, sowohl um auf die Mittheilungen der verbuͤn— deten Hoͤfe zu antworten, als auch um den Griechen die Vortheile begreiflich zu machen, die ihnen aus den Londoner Verhandlungen erwach⸗ sen. Dies ist auch der wesentliche Inhalt der Depesche und des langen Privatschreibens, die 321 heute an den Prin— zen richte. Ich beweise Sr. Koͤnigl. Hoheit, daß seine Pflichten sowohl als seine theuersten In—⸗ teressen ihn veranlassen muͤssen, unverzuͤglich nach Griechenland zu kommen.“ Weiterhin heißt es: „Je mehr mir daran liegt, das Vertrauen der Griechen, so wie das, womit ihr Souverain mich beehrt, zu rechtferti— gen, um so mehr muß ich darauf bestehen, daß der Prinz in dem Augenblicke, wo den Griechen eine Krisis bevorsteht, sich in deren Mitte befinde. Nur Er allein kann durch seine Sorgfalt und seine Anstrengungen die Folgen der selben mildern. Wie könnte er diese erste Gelegenheit, seinem neuen Vaterlande die großherzigen Gesinnungen, die ihn beseelen, darzulegen, unbenutzt vorüber gehen lassen? Auch uͤber unsere Noth schreibe ich dem Prinzen ein Wort und bitte ihn, sich von Ihnen uͤber unsere dringenden Bedurfnisse Bericht erstatten zu lassen u. s. f. Die Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften hat gestern, an die Stelle des verstorbenen Barons Fourrier, Herrn Arago zu einem ihrer beständigen Sekretaire gewahlt. Die 3 muß dem Könige zur Bestaͤtigung vorgelegt werden. Der junge Fuͤrst von Schwarzenberg, der als Freiwilli⸗ ger an der Expedition gegen Algier Theil nehmen will, ist . hler angekommen und hat ohne Verzug seine Reise nach Toulon fortgesetzt. ] Herr J. hat der Bibel⸗Gesellschaft in Genf die er— , w. Summe angeboten, um die Auflage des Neuen estaments in Griechischer Sprache, das bisher zu 4000

in Toulyn publieirt die Uebersetzung einer Proklamation, die, Exemplaren abgezogen wurde, bis auf 800h zu erhohen.

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Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Im Oberhause ersuchte am 7. Juni der Graf Bathurst den Grafen Darn— ley, seinen Antrag auf die zweite Lesung der Bill, wegen Abschaffung der Sporteln gewisser Aemter beim Ableben des Monarchen, noch zu verschieben, weil der Herzog von Wel— lington nothgedrungen in der heutigen Sitzung nicht erschei— nen koͤnne. Graf von Malmesbury fand es unzart, mit einem solchen Gegenstande eben jetzt, da eine Erledigung der Krone nahe bevorstehend sey, sich zu beschäftigen. Man habe 11 Jahre Zeit dazu gehabt, es zu thun, und betreibe jetzt die Sache mit unschicklicher Eile. Marquis von Lansdown meinte jedoch, daß, wenn Parlament und Verwaltung waͤh— rend der letzten 11 Jahre etwas vernachlaͤssigt haͤtten, dies keinen Grund abgebe, die Maaßregel jetzt nicht vorzunehmen. Nur wenn die Minister sich ihr widersetzen wollten, muͤsse man sie, aus Ruͤcksichten fuͤr den Herzog von Wellington, noch verschieben. Graf Bathurst erwiederte, die Minister wuͤrden nur gegen eine Klausel, welche einige niedere Beamte beeinträchtige, nichts aber gegen die übrigen einzuwenden ha— ben. Graf Darnley äußerte, daß man ihm Mangel an Zart— gefuͤhl nicht vorwerfen koͤnne, wenn er es uͤbernommen habe, eine in Unterhause bereits durchgegangene Bill, deren Prinzip er billige, auch dem Oberhause vorzulegen. Er sah sich jedoch veranlaßt, seinen Antrag bis zur naͤchsten Sitzung zu ver—

schieben. In Bezug auf die Griechischen Angelegen⸗

heiten legte der Graf v. Carlisle dem Minister der aus— waͤrtigen Angelegenheiten die Frage vor, ob er dem Hause nicht auch eine Abschrift der zwischen der Pforte und den Bevollmächtigten der drei Hoͤfe stattgefundenen Korrespondenz, worin die erstere den Wunsch ausgedruͤckt, daß die in dem Protokolle vom Maͤrz 1829 festgesetzte Griechische Graͤnzlinie wieder eingeengt werde, vorlegen könne? Graf v. Aber deen erwiederte er wolle dies recht gern thun, allein er fuͤrchte, daß jene Korrespondenz nicht in der von dem edlen Grafen gewuͤnschten Form, d. h. in einem Aktenstuͤcke existire, welches sich zur Vorlegung vor das Parlament eigne. Inzwischen sey es wahr, daß die Pforte einen Wunsch, wie den eben er— wähnten, gegen die drei Bevollmaͤchtigten zu erkennen gege— ben habe. Marquis von Lans down hatte andere Fra— gen der eben beantworteten hinzuzufüuͤgen; er wuͤnschte

naͤmlich zu wissen, ob in den eben geforderten Papieren oder

in den Konferenz⸗ Protokollen von Poros auch Aufschluß uͤber den Erfolg einer unter den schon vorgelegten Papieren sich befindenden Instruction an die Botschafter sich finden werde? In dieser (vom 2. Juli 1828 datirten) Instruction heiße es naͤmlich: „Eine der wichtigsten und schwierigsten Fragen, welche zu er— Sörtern bleibt, wird die Graͤnzlinie seyn, die fuͤr den neuen Staat in Vorschlag gebracht werden soll. Es wird die Pflicht Eurer Excellenz und Ihrer Kollegen seyn, die Gesin— nungen, welche die Griechische Regierung uͤber diesen Gegen— stand hegt, zu erforschen, ihre Wuͤnsche entgegen zu nehmen, ihre Argumente zu erwägen und diejenige Entscheidung zu empfehlen, die sich mit Billigkeit und Gerechtigkeit am mei— sten vereinigen laßt.“ Ferner moͤchte er wissen, ob in den noch vorzulegenden Papieren eine Mittheilung uͤber die Un— terbrechungen, welche die Griechischen Blokaden erlitten, sich befinden werde? Graf von Aberdeen erklaͤrte sich bereit, jeden moͤglichen Aufschluß zu ertheilen, indessen sey es nicht leicht, es allen Parteien zugleich recht zu machen. Die Einen forderten naͤmlich noch mehrere und vollstaͤndigere Mitthei⸗ lungen, wahrend Andere sich daruͤber beschwerten, daß zu viel vorgelegt worden sey. Die Londoner Konferenz-Protokolle enthielten im Grunde Alles, was man nur zu wißssen noͤthig habe, waͤhrend alle andere noch nicht vorgelegten Paplere, dasselbe, nur in groͤßern Details, in sich faßten. Er wolle inzwischen auch diese Papiere so wie die Befehle in Bezug auf die Griechischen Blokaden vorlegen, falls es fuͤr Recht befunden werde; die Papiere wuͤrden jedoch sehr voluminoͤs seyn. Da der Marquis von Lans down ausdruͤcklich bemerkte, daß sämmtliche zwischen der Pforte, den Bevollmaͤchtigten und der Griechischen Re— gierung gewechselten Mittheilungen dem Hause vorgelegt werden sollten, erklaͤrte der Minister, daß dies nicht angehen würde, weil sie zum Theil auf Gegenstaͤnde sich bezögen, die

dem Aufschlusse, welchen der edle Marquis verlange, ganz

fern laͤgen, auch seyen sie saͤmmtlich in Französischer Sprache Abgefaßt und müßten erst ins Englische Kberfetzt werden. Marquis von Londonderry verlangte zu wissen, ob dem ersten Briefe, der aus der Korrespondenz zwischen dem edlen Grafen und dem Prinzen Leopold vorgelegt worden, nicht noch andere Briefe vorangegangen seyen. Denn in jenem er— sten Briefe schreibe der edle Lord an Se. Königl. Hoheit:

„Wenn diese Gesinnungen auch mit den politischen Absichten

der Maͤnner in diesem Lande uͤbereinstimmen moͤgen, welche Eurer Koͤnigl. Hoheit vielleicht einen Rath ertheilt haben, fo glaube ich doch, daß Sie, bei reiflichem Nachdenken, nicht werden umhin koͤnnen, einzusehen, wie wenig ein solches Verfahren der wahren Wuͤrde und Consistenz Ihres eigenen Charakters förderlich seyn wurde.“ „Es muß“, fuhr der Marquis fort, „nothwendig eine fruͤhere Korrespondenz schon stattgefunden haben, ehe der edle Graf es wagen konnte, auf die politischen Rathgeber Sr. Koͤnigl. Hoh. hinzuweisen.“ Graf v. Aberdeen erklärte, er wisse kaum, welche Antwort er auf solche Bemerkungen ertheilen solle. Eine dem erwahnten ersten Schreiben vorangegangene Korrespondenz habe nicht stattgefunden; sollte jedoch der edle Marquis sein (des Gra— fen) Betragen zum Gegenstande einer parlamentarischen Er— oͤrterung machen wollen, so sey er bereit, es zu vertreten, falls ihm vorher die uͤbliche Anzeige gemacht worden sey. Lord Holland erhob sich, um dem Minister mehrere Fra— gen vorzulegen; zunächst meinte er, der edle Graf habe zwar auf ihn angespielt, indem er gesagt, daß einige Lords uͤber die Masse von Papieren sich beschwert, welche die Minister vorgelegt hätten, diese Beschwerde habe jedoch nur den vie— len unwichtigen Dokumenten gegolten, welche man auf die Tafel gelegt, während man viele wichtigere zuruͤckgehalten habe. Seine Fragen betrafen nun 1) einige Mißhelligkeiten, die im Anfange des Jahres 1829 zwischen der Franzoöͤsischen und Englischen Regierung stattgefunden haben sollten; 2) die Insel Kandien, von welcher der Herzog v. Wellington gesagt habe, man muͤßte sie erst von den Tuͤrken erobern, um sie den Griechen zu geben, waͤhrend der Graf von Aberdeen selber zugegeben haͤtte, die Griechen auf der Insel befanden sich im In— surrections-Zustande und seyen im Besitze des Landes; 3) end⸗— lich den Uebersetzer der dem Hause vorgelegten Dokumente: derselbe habe namlich einmal in einem Dokumente, welches die Aufhebung der Dardanellen⸗Blokade von Seiten der Rus⸗— sen betreffe, uͤbersetzt: „Der Kaiser erklaͤrt, daß er sogleich (immediately) aufhören wolle, von seinen Rechten als krieg fuͤhrende Macht Gebrauch zu machen“, waͤhrend es im Fran— zoͤsischen Texte bloß „moméentanément“ (fuͤr den Augenblick) laute. Graf von Aberdeen erwiederte, die erste Frage be— ruhe auf einem Irrthume, indem von Mißhelligkeiten zwi— schen der Franzoͤsischen und Englischen Regierung gar nicht die Rede gewesen sey; nur ein Mißverstaͤndniß habe stattge— funden, welchem jedoch sehr bald seine Aufklaͤrung geworden sey. Auf die zweite Frage bemerke er, daß in Kandien die Griechen zwar auf dem flachen Lande im Insurreetions-Sustande sich befän⸗ den, die festen Plaͤtze seyen jedoch sammtlich im Besitze der Tuͤrken, und diese muͤßten daher erst erobert werden. Die Richtigkeit der drittes Bemerkung gab der Graf zwar zu, doch nannte er den Irrthum unerheblich. Marquis von Lansdown machte endlich den foͤrmlichen Antrag, daß in einer Adresse an den Konig die Vorlegung saͤmmtlicher in der heute statt— gefundenen Unterhaltung erwähnten Papiere nachgesucht wer— den solle, worauf Graf von Aberdeen erwiederte, daß er zwar nichts dawider habe, doch koͤnne die Vorlegung nur mit der Einschraͤnkung geschehen, daß die Papiere nicht auf andere Dinge, als die, Bezug hatten, welche die edlen Lords zu wissen verlangten. Hieruͤber gab der Marquis von Londonderry seine Verwunderung zu erkennen. „Es ist“, sagte er, „unge— mein wichtig, im Besitze aller Dokumente zu seyn; wir muͤssen erfahren, ob wir den drei verbuͤndeten Mächten oder Ruß— land allein fuͤr das dankbar seyn sollen, was die Tuͤrken den Griechen bewilligt haben. Meiner Meinung nach hat Rußland allein das Verdienst; es hatte besonders Ursache, thaͤtig zu seyn, weil es einem Staate das Daseyn geben wollte, der fruͤher oder spaͤter von seinem Beistande allein ab— haͤngen wird. Darum trage ich auch auf abschriftliche Vor— legung der Papiere an, die daruͤber Aufschluß ertheilen, ob und wie viel Rußland von der ihm gebührenden Entschaäͤdi— gungssumme aufgegeben und in wiefern dies die Tuͤrkei ge— neigter fuͤr die Griechen gemacht habe.“ Graf von Aber— deen bestritt die Nothwendigkeit, alle Papiere vorlegen zu muͤssen, wiewohl es richtig sey, was der edle Marquis eben vorausgesetzt. „Es hat“, sagte er, „zwischen Rußland und, der Tuͤrkei eine Unterhandlung daruͤber stattgefunden, ob ein Theil der von der erstern Macht in Anspruch genommenen Entschaͤdigungssumme erlassen werden soll. Es ist auch wahr, daß der Kaiser von Rußland der Pforte bedeutet hat, diese Summe wuͤrde sich um eine Million Dukaten vermehren, wenn sie nicht alsbald einigen ihr eben gemachten Vorschlaͤ—

en ihre Zustimmung ertheile. Ich sehe keinen Grund, das n e des Kaisers bei dieser Gelegenheit zu tadeln; viel— mehr gereicht es fuͤr die Weisheit und den Edelmuth Seiner Kaiserl. Majestaͤt zum gleich ehrenvollen Beweise. Ja, es freut mich, daß der Kaiser von Rußland ein solches Argu⸗