1830 / 168 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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14,171 Rthlr. 1 Sgr. abgezahlt, dagegen aber in dem ge— dachten Zeitraum zur Bestreitung mehrerer dringenden Kom- munal⸗Beduͤrfnisse 14,260 Rthlr. 1 Sgr. 1 Pf. neue Schul⸗ den kontrahirt worden, weshalb die Schulden⸗Masse saͤmmt— licher Staͤbte des gedachten Bezirks am Schlusse des Jahres 1829 sich auf 410,514 Rthlr. 17 Sgr. 5 Pf. belief, welche jaͤhrlich mit 20,029 Rthlr. 18 Sgr. verzinset werden. Die Summe der Kapitalien fuͤr die abzuloͤsenden Gewerbe⸗Berech— tigungen in den Staͤdten bes Regierungs-Bezirks betrug am Schlusse des Jahres 1827: 160,569 Rthlr. 5 Sgr. 5 Pf. und die davon jaͤhrlich zu bezahlenden Zinsen 6890 Rthlr. 6 Sgr. 8 Pf. In den Jahren 1828 und 1829 sind auf diese Ka— pitals⸗ Summe ga069 Rthlr. 4 Sgr. 4 Pf. abgezahlt worden, es hat daher das Jahr 1829 mit einer Kapitals-Summe von 150,169 Rthlr. 1 Sgr. 1 Pf. fuͤr Ablöͤsung der staͤdtischen Gewerbe⸗Berechtigung und einer jährlichen Zinsenzahlung von 6171 Rthlr. 16 Sgr. abgeschlossen. ;

Der Schweinitzer Kreis zeichnet sich (wie aus Mer— seburg gemeldet wird) durch die Thätigkeit aus, mit welcher die Gemeinden die Landstraßen und Wege bepflanzen, und der Landrath befoͤrdert diesen Gegenstand auf loͤbliche Weise.

. Wittenberger Kreise hat die Kommune Schmiedeberg i

re Grundstuͤcke separirt, jeder Hausbesitzer bekommt ein Grundstuͤck von 124 Muthen eigenthuͤmlich. ; In Halle hat ein fruͤher in Wittenberg ansaͤßiger Kaufmann, Kruͤger, eine Zuckersiederei angelegt, deren Bau jetzt vollendet ist. Das Geschaͤft hat indeß schon im Laufe des Winters begonnen, und das Fabrikat findet so reichen Absatz, daß den allseitigen Auftraͤgen nicht genugt werden

kann, obgleich die Anlage auf Fabrikation von 10,000 Cent—

nern berechnet ist.

In Naumburg hat sich ein lebhafter Verkehr auf dem Abladungs-Platze der Schiffer an der Saale, dem soge— nannten Halleschen Anger, gebildet. Ausgeladen werden da— selbst vorzüglich Bau- Und Muͤhlsteine, Ziegel und Holz, da⸗ gegen laden die Schiffer Getreide, welches zur weiteren Ver— schiffung nach der Elbe gefuͤhrt wird.

In den zum Kreise Worbis (Reg⸗Bez. Erfurt) ge—

oͤrenden Gemeinden Kirch, und Kaltohmfeld, Wehnde,

astungen und Wintzingerode wurde seit einer langen Reihe von Jahren in der Sommerzeit vom 1. Mai bis Michaelis gar keine Schule gehalten, und die Folge davon war, daß die Kinder dasjenige, was sie im Winter erlernt hatten, im Som⸗ mer wieder vergaßen und dabei, wegen ermangelnder Schul— zucht, verwilderten. Theils auf Anregung des Kirchenpatro— nats, theils aus selbst gefuͤhltem Bedurfniß von Seiten der Einwohner, und beziehungsweise auf Veranlassung der Orts— Vorgesetzten, ist nunmehr in den genannten Gemeinden die sogenannte Sommerschule in dem Maaße eingefuͤhrt worden, daß solche regelmäßig in jedem Orte 4 Tage in der Woche und taͤglich 3 Stunden Vormittags gehalten wird.

Nachrichten aus Köln zufolge, lauten die aus den verschiedenen Kreisen des dasigen Regierungs⸗-Bezirks einge— henden Meldungen uͤber die zu erwartende Aerndte sehr ver— schieden, und es läßt sich im Allgemeinen daraus abnehmen, daß die Winterfrucht nur hoͤchst mittelmaͤßig seyn werde. Dagegen hebt sich die Sommersaat an den meisten Orten und ist durch die fruchtbare Witterung im Monat Mai sehr be— guͤnstigt worden. So sind auch die alten Weinstoͤcke fast alle erfroren und haben deshalb an der Erde abgeschnitten werden muͤssen, dagegen erholen sich die jungen und versprechen eini— gen Ertrag.

Aus Trier wird gemeldet: Die in diesem Fruͤhjahr erfolgte Bestellung vieler Aecker mit Winter⸗Roggen war mit nicht geringer Muͤhe verbunden, indem die Felder zuvor sehr stark umgepfluͤgt und geegget werden mußten, um dieselben von dem Unkraut zu reinigen; wo dies geschehen ist, steht die Saat vorzuͤglich schoͤn und verspricht einen reichen Ertrag, znr die nachlaͤssiger bestellten Saaten ein schlechtes An— sehn erstickt werden. Der Kleebau nimmt aller Orten mehr zu und wird die Einfuͤhrung der Stallfuͤtterung beguͤnstigen, und diese wiederum die Verbesserung der Rindvieh⸗Race und eine sorgfältigere Bearbeitung der Aecker veranlassen.

aben und von dem uͤberhand nehmenden Unkraute ganz

Königliche Schauspiele.

Freitag, 18. Juni. Im Opernhause: Heinrich IV., Erster Theil, Schauspiel in 5 Abtheilungen von Shakespeare

Im Schauspielhause: 1) La cheréhreuse d'esprit, vau- deville comique en 1 acte. 2) La jeune Marrafne, vau- derille en 4 acte. 3) La premiere reprèésentation de: Trilby, ou: Le lutin du foyer, vaudeville en 1 acte. Dans la premire piece, Mad. Jenny Vertprèé remplira le role de Nicelte, dans la seceonde, celui de Mad. de Néris, et dans la troisième, celui de Trilby. . Sonnabend, 19. Juni. Im Schauspielhause: Die feind⸗ lichen Bruͤder, Possenspiel in 3 Abtheilungen, von E. Rau— pach. Hierauf; Die Glocke, Gedicht von Schiller, vorge— tragen von Mad. Schroͤder, K. K. Schauspielerin vom Hoftheater zu Wien. Dann: Konzert fuͤr Clarinette,

von Crusel, (Erster Satz,) geblasen von dem Koͤnigl.

Kammermusikus Herrn Nehrlich. Und, zum Beschluß: Gemuͤthsbewegungen, ausdruͤckend: Liebe, Eifersucht, Haß, Verachtung, Freude, Schreck, Furcht, Angst, Zorn, Wuth, Verzweiflung und Raͤserei, eine mimische Darstellung mit Musikbegleitung vom Ritter Ignaz v. Seyfried, erfunden und dargestellt von Mad. Schroͤder. Königstädrisches Theater.

Freitag, 18. Juni Das Maͤdchen aus der Feenwelt,

oder: Der Bauer als Millionair. .

Berliner Börse. Den 17. Juni 1830. Amtl. Fonds- und Geld-Cours- Zettel. (Prei ss. Cour.)

, rr ef Geld. 27 d, fes St Schul- Seh. 1003 100 spFomi. Hfandbr. ö, Pr. Engl. Anl. 18 jKRuar- u. Neum. do. 1061 Er Engl. Anl 22 Schlesische do. 107 Kurm Ob. m. l. C. bomm. Bom. do. 1023 Neuin. Int. Sch. il. Märk. do. d. 1023 Herl. Stadt- Gb. Euastpr. do. do. h Köänigshig. do. ikst. C. d & u. N. ElZbinger do. L. Sch. d. K u. X.

Lanz. do., in TH. - ! V estpr. Pldb. A Holl vollw. ue. Neue dio

dito dite B. . Gralsshæz. Pos. do. Friedrichsd or. Ostpr. Piundhrł. Discontg. .. ;

r Prem ss. Coum.

Wechsel- Cours. ri, es.

Anis lerdam nnn 1493 dito . 2 Mt. Hamburg 3091 Kurz dito 3 ö Lou ion LSil. 3 At. Paris . 'r. 2 Mt. ̃ . 2 Mt. Augshurʒ 2 Mt. Breslau 2 Mt. Uso 2 Mt. Petersburg BX... 3 Woch. VWars chau ; Kurz

A us wärti Amsterdam. 12. Juni.

Niederl. wirkl. Schuld 643. Kanzbill. 303. Oesterr. 5proc.

Metall. 9665. ̃

1

1 rin

Hamburg, 15. Juni. . Oesterr. 5proc. Metall. I00 Brief. 4proc. pr. ult 96 Geld. Part-Gblig. 1567 Brief. Bank- Actien 1333. Huss. Engl. Anl. 1064. Russ. Anl. Hamb. Cert. 103. Poln. 1263. Dän. Ii.

81. Petersburg, 8. Juni. Hamburg 3 Mon. 93. Silber- Kubel 366 Kop.

Wien, 12. Juni. 5proc. Metall. 100. 4proc. 961. 24proc. 583. Loose au

100 IH. 1613.

Neue st

. e Börsen⸗Nachrich ten. Frankfurt a. M., 14. Juni. Oesterr. 5proc. Metall. 993. 4proc. 9örz.

1341. Geld. 23proc. Metall. 593. 1proc. 255. Loose zu 109 Fl. 1893. Poln. LoCse 623. Brief.

Paris, 11. Juni.

Zproc. Rente per compt. 76 F

r. 965 Cent., Zproc. fin Cour. 77 Fr.; 5 Cent. Hproc. per

compi. 103 Fr. 25 Cent, 5proc. fin Cour. 103 Fr. 35 Cent. Neap. Fr. 25 Cent. Span. perp. 723 Fr.

Gehruct bei . W. Hayn.

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Redacteur Joh n. Mitredacteur Co tel.

Bank⸗äctien 1599. Partial⸗bligat.

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Preußische Staats-Zeitung.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Der Kammergerichts⸗A1Assessor Schneider ist zum Justiz— Kommissarius bei dem Ober⸗Landesgericht zu Breslau bestellt worden.

Bekanntmachung die zum 1. Okt. die ses Jahres zuruͤckzuzahlenden Obligationen der Preußisch-Englischen Anleihe vom Jahre 1818 betreffend.

Im Verfolg unserer Bekanntmachung vom 20. Maͤrz d. J. benachrichtigen wir das Publikum, daß in der am heu— tigen Tage stattgehabten Verloosung der am 1. Okt. d. J. zu tilgenden Rate von der im Jahre 1818 bei dem Hand— lungshause N. M. v. Rothschild in London geschlossenen Fprocentigen Preußischen Anleihe die in der Anlage naher

bezeichneten Obligationen uͤber einen Gesammtbetrag von

S09,500 Pfd. Sterl. gezogen worden, deren baare Auszah—

lung zum vollen Nennwerthe am 1. Okt. c. bei dem genann⸗ ten Handlungshause in London erfolgen wird.

Die Inhaber diefer Obligationen haben daher diese letz⸗

teren mit saͤmmtlichen vom 1. Okt. c. ab laufenden Zins-Cou⸗

pons bei dem gedachten Handlungshause v. Rothschild einzu— reichen und die Kapital-⸗Valuta sowohl, als die bis dahin faͤllig gewordenen Zinsen, bei demselben in Empfang zu nehmen.

Da nach §. 13. des Anleihe-Kontrakts vom 31. Maͤrz 1818 die weitere Verzinsung der gezogenen Obligationen, vom 1. Okt. d. J. ab, zum Besten des Tilgungs⸗-Fonds aufhoͤrt,

so wird fuͤr jeden bei der Realisirung einer dieser Obliga—

tionen mit derselben nicht eingelieferten dazu gehörigen Cou— pon, uͤber einen erst nach dem 1. Okt. d. J. ab laufenden Zins-Termin, sein Geldbetrag von der Kapital-Valuta der Obligation inne behalten werden. Berlin, den 2. Juni 1830. : Haupt-Verwaltung der Staats-Schulden. Rother. v. Schutze. Beelitz. Deetz. v. Rochow.

Zeitungs⸗-Nachrichten. Ausland. .

Frankreich.

Paris, 11. Juni. Ihre Masestaͤt die Königin von Neapel beehrte gestern, in Begleitung der Herzogin von Berry und des Prinzen von Salerno, das Odéon mit Ihrer Ge— genwart. Morgen ist Schauspiel auf dem Hof-Theater zu Saint ⸗CLloud. . ö

Der Stadt⸗Rath soll die Absicht, Ihren Sieilianischen Maßestäten zu Ehren ein großes Fest zu vernnstalten, aufge— geben haben.

Die Korvette, welche die letzten von der Flotte eingegan⸗ genen und mittelst des Telegraphen hierher gemeldeten Nach— richten nach Toulon gebracht hat, war nicht die „Diligente“, sondern die „Caprielense.“ Mehrere hiesige Biaͤtter wollen behaupten, daß die Kriegs flotte schon einmal im Angesichte von Algier gewesen sey, ich aber widriger Winde halber gendöthigt gesehen habe, nach ajorka zurnckzukehren. Der Consttt ut ionnel macht Überdies die Bemerkung, daß die letzten Nachrichten aus Palma vom 2ten schon etwas alt seyen; die Entfernung von dort bis Toulon betrage nur etwa 100 Lieues, wozu die „Ca⸗

prictense / 114 Stunden dr,, . was um so son der, wen Rriegs flo

barer sey, da, wenn die tte widriger Winde halber

in Polt futnckgehalen woran, fene ölen.

Berlin, Sonnabend den 19gten Juni

1836.

einen gunstigen Wind gehabt haben muͤsse, um von Palma nach Toulon zu kommen.

Aus Bayonne meidet man unterm 8. d. M.: daß, einem Briefe aus Alicante zufolge, fast alle Offiziere, See soldaten und Matrosen von der Besatzung des „Silèene“ und ver „Aventure⸗, nachdem sie ausgepluͤndert worden, nach Algier abgefuͤhrt worden seyen. (Diese Nachricht wurde mit der gestern von dem Messager gegebenen uͤbereinstimmen. )

Dem National zufolge, waͤren die Berathungen uͤber die Koͤnigliche Proklamation und die Praͤsidenten-Liste im letzten Minister-Rathe geschlossen worden, und man haͤtte entschieden, daß die Proklamation ohne Kontrasignatur er— scheinen solle; jeder Praͤsident eines Wahl Kollegiums werde ein Exemplar davon erhalten und dasselbe kurz vor der Ab— stimmung vorlesen. Die Gazette de Frante glaubt, daß der National im Irrthume sey.

Herr von Villéle soll zum Praͤsidenten des großen Wahl— Kollegiums in Toulouse, Herr von Corbière zum Präͤstden— ten des Bezirks-Kollegiums in Rennes, Herr von la Bourdonnaye zum Präsidenten des großen Wahl⸗Kolleglums in Angers und Herr Ravez zum Praͤsidenten des großen Wahl-Kollegiums in Bordeaux ernannt worden seyn. Alle vier sind jetzt Pairs, waren aber fruͤher Deputirte derselben Departements, in welchen sie jetzt einem Wahl⸗-Kollegium praͤsi= diren sollen. Der Graf von Ehabrol wird das große Wahl⸗ Kollegium zu Clermont praͤsidiren, das ihn bei den letzten Wahlen zum Deputirten gewaͤhlt hatte. Während seiner Ab— wesenheit von Paris versieht der aͤlteste Praͤfekturrath, Herr 22 seine Geschaͤfte als Praͤfekt des Seine ⸗Depar⸗ ements.

Die hiesigen Oppositions-Blaätter geben heute nach dem Journal de Maine et Loire einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die am Hten d. M. in Angers bei der dortigen Ankunft der Herren Guilhem und d'Andigné stattgehabten Unruhen. Es erhellt daraus, daß die Truppen auf das Volk nicht ge⸗ feuert haben, sondern sich damit begnuͤgten, die Gewehre im Angesichte der Menge zu laden. Ohne die Bemuͤhungen des ersten Adjunkten des Maire, Grafen v. Contades welcher sein Moͤglichstes that, um die Volksmenge zu beschwich tigen, waͤre indeß wahrscheinlich Blut geslossen. Die beiden Ex⸗ Deputirten haben uͤbrigens eine Klage bei dem General— Prokurator eingereicht. Jedem von ihnen wurde noch am Tage ihrer Ankunft eine Abend-Musik gebracht, und zwischen jedem Stuͤcke erscholl der tausendfaͤltige Ruf: „Es lebe der Koͤnig! Es lebe die Charte! Es leben die 221!“

Das Journal des Débats stellt uͤber die in Angers vorgefallenen Seenen folgende Betrachtungen an: „Festig⸗ keit, kluge Vorsicht und Ehrfurcht vor dem Gefetze, dies ist der Wahlspruch der constitutionnellen Royalisten. Die Einwohner von Angers haben so eben ein nachahmungswer— thes Beispiel davon gegeben. Man kann nicht genug den Muth und die Maͤßigung der staͤdtischen Behörden und der beiden ehemaligen Deputirten bewundern, deren Ankunft sonst leicht den unerhöͤrtesten Gewaltthaͤtigkeiten zum Vorwande hatte dienen konnen. So war es recht; das Gesetz sey un— sere einzige Zuflucht, und nimmer wollen wir uns in unserer

eigenen Sache Recht verschaffen. Gerade diese Ehrfurcht vor

dem Gesetze ist es, die unsere Feinde zur Verzweiflung bringt; durch Herausforderungen aller Art mochten sie uns gar zu gern zu Exzessen verleiten; gar zu gern möchten sie einen Antaß haben, zu sagen: „Da seht Ihr 's; die Dikta⸗ tur ist norhwendig; die Gesetze sind unzureichend; die Sicher⸗ heit des Staats erheischt starke Maaßregeln!““ Laßt uns

dies zur Warnung dienen; laßt uns unfere Rechte muthi vertheidigen, 6 aber den eingesetzten Drehe den en

* senhaft gehorchen. Man verschrest uns als Nevolntion⸗ nairs, und doch verlangen wir nichts, als den König und

die Charte, die Legitimitaͤt und die Freiheit. Man be⸗