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Meerbusen von Volo und Arta hinziehende Gebirgskette be— räanzt wird. Dies Land gehoͤrt den Rumelioten, welche die esteste Stuͤtze der Nevolution waren, die Waffen zuerst er—
griffen und sie zuletzt niedergelegt haben; ihnen gehort dieses anze Gebiet, auf dem sich nicht ein einziger Tuͤrkischer Grund
gelder befindet; sie und ihre Familien bilden die ganze Bevoͤl— kerung, da die Tuͤrken saärmmtlich ausgewandert sind. Ein voͤllig Griechisches Land soll also seinen Besitzern entrissen werden. Ferner ist es der Aspropotamos, 8. h. ein sechs
Monate des Jahres mit den Fuͤßen zu durchwatender Fluß,
der die Graͤnzlinie zwischen beiden Staaten bilden soll, waͤh—⸗
rend die Gebirge, welche im Protokoll vom 22sten Maͤrz ur Graͤnze genommen waren, eine wirkliche Schutzmauer
. Die neue Graͤnze ist weder eine militairische
noch eine politische und wird fortwährende Reibungen
herbeifuͤhren. Auf der andern Seite nimmt man den
Tuͤrken Negroponte, wo sie die Mehrzahl der Besoͤlkerung
bilden und wo uͤber 5000 Muselmaͤnner Grundbesitzer sind.
Bei dieser Graͤnzbestimmung haben also Griechen und Tuͤr—
ken in gleichem Maaße zu leiden; man noͤthigt unbarmherzig
beide Parteien, ihr Eigenthum aufzugeben, wenn sie, die aufgeregt und gegen jede Behoͤrde mißtrauisch sind, ihr Hab und Gut nicht unter den Schutz der neuen Regierung stellen wollen. Zu diesem Uebel kommt noch, daß dem Griechischen
Kontinent im Nordwesten keine feste zur Vertheidigung ge—
eignete Gränze gegeben ist, welche allen Reibungen Zzwischen
beiden Voͤlkern, die ewig miteinander Krieg zu fuͤhren ge— woͤhnt sind und zwischen denen ein entwendeter Hammel oder ein Zank unter Schaͤfern die kaum beendigten blutigen
Kaͤmpfe erneuern kann, ein Ende machen wuͤrde. Man hat
den Griechischen Staat geschaffen, um die oͤffentliche Mei—
nung in Europa zu befriedigen; diese oͤffentliche Meinung wird aber, so wenig wie Griechenland, mit dieser Begrän— zung zufrieden seyn.“ — Am Schlusse seines Artikels raͤth der Courrier de Smyrne dem Prinzen Leopold, in der
Voraussetzung, daß dieser bald als souverainer Fuͤrst nach
Griechenland kommen werde, den Grafen Capodistrias zu ent—
lassen und Maͤnner, wie Maurokordato, Trikupy, Klonares
und Luriotti, zu seinen Rathgebern zu machen.
Inland.
Berlin, 18. Juni. Naͤchst den von uns bereits (in Nr. 100 der Staats-Zeitung) erwähnten beiden Denk— muͤnzen auf die bevorstehende dreihundertjaͤhrige Jubel— feier des am 25. Junt 15360 von den evangelischen Fuͤrsten und Staͤnden dem Kaiser Karl V. zu Augsburg eierlich uͤbergebenen Glaubens-Bekenntnisses hat die hie— ige Medaillen⸗Muͤnze von G. Loos jetzt noch zwei andere
auf besondere Bestellung ausgearbeitete Medaillen zum An⸗
denken an diese wichtige Begebenheit, mit dies faͤlliger Ge⸗ nehmigung der Besteller, herausgegeben. Die eine der selben wie die fruͤheren, von der Groͤße eines alten Joachimstha— lers), auf Befehl Sr. Durchlaucht des Hrn. Herzogs Alexius zu Anhalt Bernburg) geschlagen, zeigt auf der Hauptseite das Bildniß des Fuͤrsten Wolfgang, — Mitzeichners der Augsburgschen Consession und eifrigen Vertheidigers der evan— gelischen Lehre — nach einem Hriginalbilde en fage darge— stellt, mit der Umschrift: Wolfgang, Fuͤrst zu Anhalt, geb. 1492, gest. 1586. Auf der Kehrseite liest man in einem Palmkranze die Worte: Dem Verdienste des Ahnherrn um die evangelische Lehre, am 25. Juni 1550. — Alexius Her— zog zu Anhalt. 1830). — Die zweite kleinere Medaille (von der Groͤße eines Drittel Thalers), welche die Stadt Schweinfurt auf die naͤmliche Feier hat schlagen lassen, stellt auf der Hauptseite den Landgraf Philipp von Hessen, diesen ebenfalls eifrigen Vertheidiger der evangelischen Lehre, und Doktor Melanchthen dar, welcher die Confession verfaßt hatte; sie zeigen auf das offene und an den lesbaren Worten „Augsburgsche Confession“ erkennbare Exemplar derselben, welches anf der Bibel ruht, die wiederum auf einem Altar ähnlichen Tische liegt. Die Umschrift lautet: Phil Cipp) Landgr. v. Hess. Schutzh Lerr) v. Schweinf Curt) — Me— lanchthon. Auf der Kehrseite erblickt man die unter Land, graf Philipps Schutz erbauete evangelische Kirche, wie sie zu jener Zeit aussah, mit der Umschrift: Die evangelische Kirche in Schweinfurt 1542. Im Abschnitt: Zur Feier 25. Juni 1830. — Beide Denkmuͤnzen sind, so wie die fruͤheren, hoͤchst gelungen in ihrer Aus fuͤhrung. Die erstere derselben kostet in fei⸗ nem Silber 3 Rthlr. jund in Bronze 1 Rthlr; die andere aber in Silber 1 Rthlr. und in Bronze 16 Sgr. — Es
bedarf wohl keiner Erwähnung, daß, so wie sich heute noch
viele Familien im Besitz solcher, auf sie von den Voreltern vererbten Denkmuͤnzen auf die fruͤheren Feiern dieser fuͤr die evangelischen Ehristen aller Confessionen gleichmaͤhig hoch-
wichtigen Begebenheit befinden und sie werth halten, as
auch heute kein zweckmaäßigeres Geschenk fuͤr die Jugend ge⸗ ben kann, als diese Denkmuͤnzen, um sie als Andenken an die heutige dritte Jubelfeier wiederum auf die Kindeskinder zu vererben.
Ueber die Feuersbrunst, von welcher (wie gestern ge— meldet) die Stadt Heilsberg in der Nacht vom Yten auf den Sten d. betrsffen worden, enthaͤlt ein Schreiben von da— her (welches die Königsberger Zeitung mittheilt) fol⸗ gende naͤhere Angabe: Es war um halb 11 Ühr Nachts, da schon ein großer Theil der Bewohner im Schlafe lag, als in dem Hintergebaͤude des Fleischermeisters Lachermund in der Baderstraße ein Feuer ausbrach, das mit solcher Heftig⸗ keit um sich griff, daß binnen drei Stunden 47 Wohnhaͤuser und Feuerstellen in Truͤmmern da lagen. Trotz den nicht
schlechten Feueranstalten und ungeachtet des Eifers der
Loͤschenden, war es doch nicht moglich, diesem großen Feuer
durch Löoͤschen Einhalt zu thun, da es selbst nicht moͤglich
war, sich der Glut und Hitze so zu nähern, daß die Spritzen haͤtten zweckmäßig dagegen gebraucht werden konnen. Ein
zweckmaßiges Niederreißen entfernter Gebäude, was allge⸗
mein anerkannt wurde, konnte deshalb nicht zur Ausfuͤhrung kommen, weil es an Handwerkern, namentlich Maurern fehlte, ein hier wohnen der Zimmermeister sich zwar thaͤtig zeigte, jedoch ohne alle Leute war. Sonach mußte das ganze
zusammengebaute Quartier den Flammen preisgegeben wer⸗
den, und man konnte nur darauf bedacht seyn, den andern Theil der Stadt zu retten. Wie schwer dies aber war, leuchtet ein, wenn man weiß, daß die Baderstraße an sich nicht breit ist, daß die meisten der gegenuͤber liegenden Gebaͤude aus Fachwerk und Speichern bestehen, und daß alle diese Giebelseiten noch immer, trotz der Vorschrift, lange uͤber die Straße ragende Rinnen haben, die um so mehr bereit sind, das Feuer aufzuneh— men, als sie der Faͤulniß wegen in der Regel getheert sind. Dessenungeachtet gelang es der Thaͤtigkeit der Spritzenmeister, unter welchen sich besonders der hiesige Schmiedemeister Ger— lach durch Besonnenheit und Ausdauer hervorthat, das Feuer von den gegenuͤberliegenden Haͤusern lange abzuhalten, und es schien, als ob die uͤbrige Stadt nach dem Markte und dem Rathhause zu gerettet wäre. Da faßte aber ungluͤcklicher— weise der aus Fachwerk und vielem Holze bestehende Giebel eines der brennenden Seite gegenuͤberliegenden Speichers Feuer, die Giebelwand brannte im obern Theile an Staͤn— dern und Verband in lichten Flammen, und wiewohl die Spritzen sogleich darauf geleitet, auch das Dach zum Nieder—
reißen entbloͤßt wurde, so that dies doch keinen Einhalt, und
die Stabt schien unrettbar verloren. Schrecken und Verwir— rung verbreiteten sich nun auch im uͤbrigen Stadttheile, das Wehklagen ward allgemein, die bisher Löschenden waren mit ihren eigenen noch unversehrten Wohnungen in Gefahr, alles fing an, Sachen zu packen und wegzubringen, lauter Jammer und Klage erscholl durch die Luft, unterbrochen vom Knalle einstuͤrender Giebel der brennenden Haͤuser, und der aus ru— higem blauen Himmel herabscheinende Vollmond erhohte den
schrecklichen Kontrast dieser grausen Nachtscene! Da in der
unsaͤglichen Angst und in der schrecklichsten augenblicklichen Erwartung, daß das ganze Speichergebaͤude und mit ihm die andern in volle Flammen ausbrechen wurden, schwang sich,
von den ihm gegenuͤber und unter ihm spielenden Flammen,
vom Feuermeer der auffliegenden Funken und vom Monde schauerlich beleuchtet, ein Mann im Angesichte Aller laͤngs
den Latten des Giebeldachs bis zur Spitze desselben empor;
ihm folgten zwei andere beherzte Männer; alle hatten Feuer— eimer voll Wasser, die sie laͤngs der Spitze des Giebels in die Flammen gossen und solches durch stets zugereichte Eimer so oft wiederholten, daß nach beinahe stundenlangem Be⸗— muͤhen endlich auch dieser Giebel geloͤscht wurde. Es war
der Regierungsconducteur Lieutenant. Runge, dem der Zim⸗— mermeister Wagner und der Tischler Wolf gefolgt waren, welcher sich heldenmuͤthig, die Gefahr der Stat erkennend,
den Flammen Preis gab und sich hier auf der hoͤchsten Spitze des nur noch an Latten zusammenhaͤngenden Giebels dadurch sicherte, daß er dann und wann einen Eimer Wasser sich selbst uͤber den Kopf und Kleidung stuͤrzte, wahrend die
beiden andern Manner im Gesicht und an den Haͤnden be—
schaͤdigt wurden. Im verdankt die Stadt offenbar ihre Erhal— tung und ist ihm um so mehr Dank schuldig, als seine Hülfe
uͤberall auch beim Retten von Menschen und Sachen sichtbar
ward. — Nachdem die Flammen in dem ihnen preisgegebenen Quartier bis zum Thore gewüthet hatten, kam es darauf an, ihnen an diesem ein Ziel zu setzen. Das Thor selbst, ein hohes
massives Gebaͤude, welches ein Kriminal-Gefaͤngniß enthalt und ein Denkmal des Alterthums ist, schien ganz dazu geeignet, den Flammen Einhalt zu thun, als ungluͤcklicherweise ein an—
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gebautes kleines Gebaͤude, vieles Holzwerk enthaltend von den Flammen ergriffen wurde. Alles rief: das Gebaͤude ab⸗ zubrechen, aber vergebens wagten einige beherzte Männer mit Feuerhaken sich hinan, die Glut ließ sie nicht in der Naͤhe hinzu, und sogar die eisernen Haken loͤsten sich von den Stan⸗ gen, die leer in ihren Haͤnden zuruͤckblieben. Die Gefange— nen waren durch die Kriminal-Behoͤrde in Sicherheit gebracht worden, als auch schon die Sparren des Daches zu ergluͤhen anfingen; da gelang es einigen beherzten Maͤnnern, zu denen sich mehrere gesellten, bis zur Spitze eine Reihe zu bilden und so das bereits beginnende Feuer zu ersticken. Unter ihnen verdient der Herr Oberlandesgerichts-Referendarius Wetzke genannt zu werden, der mit beispielloser Anstrengung nicht blos mit Worten und Rath anfeuerte, sondern durch Beispiel und eigene That, indem er, den Wassereimer in der Hand, stets einer der Vordersten war, den Uebrigen vorging. Neben ihm haben sich sowohl hier als an andern Orten des Feners
mehrere junge Leute hervorgethan, denen die Stadt dafuͤr
sehr gern ihren Dank zollt.
— Aus Stettin, vom 17ten d., wird geschrteben: Zu dem diesjährigen, gestern beendigten Stettiner Wollmarkte sind nach den Thor⸗Registern uͤberhaupt 19, 490 Entr. 5 Pfd. Wolle, einschließlich 450 Entr., welche sich im Lager der rit— terschaftlichen Privat-Bank befanden, resp. eingegangen und zum Verkauf gestellt worden. Nach den Polizei-⸗Rapports waren unter den vom 11ten bis 15ten d. M. angekommenen Fremden 203 Wollkäufer und 471 Wollverkaäͤufer, und unter den Ersteren befanden sich mehrere bedeutende Wollhaͤndler aus dem Auslande. Das leider eingetretene, fast während des ganzen Marktes dauernde Gewitter- und Regenwetter erzeügte Unlust sowohl bei den Kaͤufern als auch bei den Verkaͤufern. Dessenungeachtet wurden von dem ganzen zum Verkauf gestellten Quantum 18,570 Entr. 5 Pfd. verkauft, 470 Entr. nach Benin abgefahren und nur 450 Entr. auf den Boͤden der ritterschaftlichen Privat-Bank aufgelagert, von letzteren jedoch heute ein Theil schon wieder verkauft. — Die Preise waren fuͤr Wollen von 25 — 45 Rthlr. pr. Eutr. um 10 pCt. und von 45 — 523 Rthlr. pr. Entr. um 5 pEt. besser, als im verflossenzn Jahre. Wollen von 55 — 60 Rthlr. und von 877 — 109 Rthlr. wurden zu den vorjaͤhrigen Prei— sen, Wollen von 625 — 85 Rihlr. aber mit 5 — 7 pCt. Ver— lust gegen das verflossene Jahr verkauft. — Die ritterschaft—
liche Privat-Bank unterstuͤtzte und belebte den Verkehr, sie setzte in 3 Tagen 17 Million Rthlr. um und gab effektive
S0, 000 Rthlr. aus. Ueberhaupt fehlte es nicht an Geldmit— teln, vielmehr war Ueberfluß davon vorhanden.
Aufforderung an alle Landwirthe der Preußischeu Monarchie, zur Bildung von Schafzuͤchtervereinen zusammen zu treten.
. (Eingesandt.) ;
Die große Nuͤtzlichkeit eines Vereins von Schafzuͤchtern zur Befoͤrderung des praktischen Betriebes und der weitern wissen⸗ schaftlichen Ausbildung der in den neuesten Zeiten fuͤr die ge⸗ sammte Landwirthschaft hoͤchst wichtig gewordenen Schafzucht kann unmoglich Jemand bezweifeln, welcher den wahren Stand⸗ punkt der aller nur einigermaßen kennt. Auch ist bereits in vielen Stagten dies eingesehen worden, und es sind daher in kur⸗ er Zeit mehrere Schafzuͤchtervereine schnell nach einander entstan⸗ n und uͤberall hat die Erfahrung deren große Nuͤtzlichkeit voll⸗ kommen bewiesen. Um nur einige der wichtigsten dieser Vereine anzufuͤhren, wird es genügen, an folgende zu erinnern. Der Maͤhrische Schaßzuͤchterbercin zu Bruͤnn entstand 1314, und seine große Nuͤtzlichkeit hat sich in den 19 Jahren seines Bestehens vielfach bewaͤhrt, da er sehr wesentlich dazu beigetragen hat, die Begriffe uͤber Schafzuͤchtung und Wollguͤte zu berichtigen und zu erweitern. Von wesentlichem Nutzen war auch der zu Leipzig ab⸗ gehaltene Wollkonvent, von dem jetzt schon verewigten Thager aus⸗
gegangen; leider kam aber dieser Wollkonvent nur einmal zusam⸗
men. Außerdem nuͤtzten die seit 18235 in Mecklenburg veranstal⸗ teten mit den Wettrennen verbundenen Schgfschauen und Schaf⸗ auctignen, so wie die jahrlichen Vieh⸗Ausstellungen zu Wien, der Deutschen Schafzucht wesentlich; noch wichtiger ist fuͤr den Oester⸗ reichischen Kaiserstaat der Schaf uͤchterverein in Ungarn, und von nicht geringerm Nutzen ö fuͤr diesen Stgat der Boͤhmi⸗ 6 Schafzüchterverein in Prag zu werden, der in diesem Jahre
s erstemäl zusammen tritt. Im fernen Auslande sind es vor⸗
züglich der Wollveredlungsverein zu Paris (seit 1835) und der Schafzuͤchterverein zu Moskau (seit 1837), welche eine ausgebrei⸗ tete Thaͤtigkeit besitzen. Es muß daher befremden, daß in Preußen, wo doch die Schafzucht in wenigen Jahren so , in Zahl und Guͤte der Schafe gemacht hat, und wo die Bluäthe der— Flien sich unbedingt mit der jedes andern Landes me sen kann, ennoch bis jetzt keine eigentlichen Schafzuͤchtervereine sich bilde⸗
ten. Doch, es wurde hier zu weit führen, die Gruͤnde bieser Er⸗ scheinung naͤher anzugeben. Wie schnell aber auch immer die ver⸗ edelte Schafzucht in der Preußtschen Monarchie ohne Schafzäch⸗
tervereine zu einer hohen Stufe von Ausbildung gestiegen seyn
mag und obwohl vielleicht Mancher die Ansicht hahen könnte, daß dergleichen Vereine jetzt zu spaͤt kommen duͤrften, za die ver edelte Schaßucht im Allgemeinen bei uns schon zu sehr verbrei⸗ tet sey und eine zu hohé Stufe der Vollkommenheit erlangt ha⸗
be, als daß die Wirksamkeit eines Schafzüͤchtervercins noch von wesentlichem Nutzen seyn könne, und bei dem regen Eifer der Landwirthe gerade in diesem Zweige ihres Betriebes die fernere Ausbildung desselben von selbst erfolgen muͤsse; fo glaube ich den ⸗
noch, daß es auch jetzt noch an der Zeit sey, dergleichen Vereine bei uns zu bilden, wofuͤr wenigstens folgende Thatfachen ganz laut zu sprechen scheinen.
Schon im Allgemeinen kann man wissen, ohne gerade selbst
Schafzuͤchter zu seyn, daß die Aufgabe zur weitern Vervollkomm— nung der Schafzucht, wie dies mit jeder Erfahrungs⸗Wissenschaft der Fall ist, eigentlich unendlich sey und im Laufe der Zeit ih⸗ rem Ziele zwar immer naher und naher ruͤckt, ohne jedoͤch daf
selbe je volistaͤndig zu erreichen. Indeß geraze durch das naͤhere Zusammentreten mehrerer Schafzuͤchter, welche sich ihre gemach⸗
ten Erfahrungen und Ansichten mittheilen und gegen (nander gustauschen, wird außerordentlich viel Zeit gewonnen, und da—⸗ durch werden wenigstens die Hauptgrundsaͤtze, welche jeder Zuͤch⸗ ter kennen, und nach welchen jeder handeln muß, vielleicht in
eben so vielen Jahren als unumstößliche Wahrhetten festgestellt,
als ohne ein solches gemeinschaftliches zusammen wirken de? Zuͤch? ter Decennien hierzu erforderlich gewesen seyn möͤchten.
Wie viel indeß bei unserer jetzigen Schafzucht noch zu thun
sey, darauf moͤgen folgende fluͤchtige Bemerkungen aufmerksam
machen.
Der Preußische Staat besitzt, bei einer Staͤrke des Schaf⸗ stammes von 12,61, 90 Stücken, unter diesen 2,378, 909 ganz veredelte, 5,137,969 halb veredelte und „ot, 90 *) unverevelte Schafe. Nun muß man aber bemerken, daß selbst die Begriffe ganz und halb veredelt noch schwankend sind, indem bis jetzt die Stimmen der beruͤhmtesten Schafzuͤchter noch sehr daruͤber ge— theilt sind, ob hei stetig fortschreitender Veredlung des Landscha⸗ fes durch wirkliche Merinos die volle Veredlung schon mit 4 bis 5, oder aber mit 14, oder erst mit 15 bis 29, ja nach Eini⸗ gen sogar erst mit 3) Veredlungs- Generationen eintrete. Siese schwankenden Begriffe moͤglichst scharf zu begraͤnzen und auf be⸗ stimmte Erfahrungen zuruckzufuhren, ist sowohl fuͤr die Wissen⸗ schaft als auch fuͤr den praktischen Betrieb der veredel ten Schafzucht von der höchsten Wichtigkeit; und diese Auf⸗ gabe zu (loͤsen, wuͤrde fuͤr einen Schafzuͤchterverein einen sehr zu beachtenden Gegenstand bilden. Daher ist es sehr wohl moglich, daß unter den 2,373,900 angegebenen ganz veredelten Schafen eine große Zahl solcher sich besinden niöge, welche eigentlich in die Klasse der halb veredelten gehdren. Doch auch ganz hiervon abgesehen und angenommen, daß alle Schafe zu den Klassen gehdͤren, unter welchen sie aufgefuͤhrt wer⸗ den, so ist doch nur zu bekannt, wie der bet weitem größere Theil der veredelten Schafe bis jetzt noch zu der Race der Infantado (Negretti, schwarzes Vollblut), und nur der viel kleinere Theil zu den Elektorals (Escurigl, graues Vollblut) gehbre. Auch felbst in unseren anerkannt besten Schaͤfereien wird man schwerssch mehr, als 3M hoͤchstens 4 pCt. an Elektoral⸗Wolle finden, und die Menge derselben nimmt in demselben Maaße ab, als die Schaͤ—⸗ fereien weniger ansgezeichnet sind. Die halb veredelten Schäfe⸗ reien geben aber im Allgemeinen eine weit geringere Ausbeute an Elektoral⸗Wolle, und man moͤchte dieselbe wohl nicht zu ge⸗ ring auschlagen, wenn man bei denselben den Ertrag an Elekto⸗
ral-Welle durchschnittlich auf 3 — 7 pCt. annimmt. Wie viel
bleibt daher noch zu thun uͤbrig, wenn alle veredelten Schaͤfe— reien dahin kommen wollen, wöhin sie kommen konnen und mis⸗ sen, um sich nicht von den ringsum und uberall sich erhebenden Konkurrenten des Auslandes theilweise vom Wollmarkt verdräͤn⸗ gen zu lassen, naͤmlich dahin, mindestens 15 — 89 pCt. Elektoral⸗ und nur 2) — 25 pCt. geringere Wollsorten zu gewinnen. Zwar ist zur Erreichung dieses Ziels durch die eingefuͤhrte Clasfisteg⸗
tion der Schafe in den letzten Jahren sehr viel geschehen; wenn
man aber bedenkt, wie wenig durchgreifend diefe bis jetzt noch im Allgemeinen geuͤbt wurde, so daß sie in mehreren Provinzen noch zu den unbekannten Gegenstaͤnden gehört, und wie die bis⸗ her ausgefuͤhrte ö nur die Wollguͤre, keines weges aber auch gleichzeitig die verschiedene Edle der Schafe beruͤcksichtigte, was doch durch die Angabe der Zahl der bereits stattgehabten Vered⸗
lungs⸗Generagtionen leicht geschehen koͤnnte und höchst wichtig ist,
so ergiebt sich auch hier noch ein weites Feld fuͤr die vereinte Thaͤtigkeit der Scha . . .
In Betref der Schaf⸗Krankheiten, und namentlich der erb⸗ lichen und ansteckenden, scheint endlich die Zeit auch nahe zu seyn, welche dringend zu einer ernsten und gruͤndlichen Untersu⸗ chung dieser Uebel auffordert. Gewiß haben die richtigere Er⸗
kennfniß und Behandlung des Milzbrandes, der Rande, der
Klauen seuche und der Pocken in neueren Zeiten bedeutende Fort⸗
schritte gemacht, und gewiß sind durch eine bessere Pflege und
durch die Befolgung a ., Grundsaͤtze bei der Zuͤchtung und Fuͤtterung, so wie nn. ich durch geeignete Polizei⸗Maaßre⸗ eln, die genannten Krankheiten noch weit öfter verhütet als ge⸗ eilt worden; aher dennoch bleibt sehr viel zu thun uͤbrig, wenn
) Vergl. Nr. 232 der vorjaͤhrigen Staats- Zeitung; der Ver⸗ fasser des obigen Aufsatzes hat die Summen nur bis zu den Tau⸗ senden angegeben und die Hunderte ꝛ6. weggelassen.
d e m , n, ö .