1830 / 170 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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bereits gestern von seinem Landgute Millemont zur Stadt uruͤckgekehrt ist. rr Gi sianische Majestaͤten, der Prinz von Salerno und der Herzog von Orleans nebst Familie speisten gestern mit dem Könige und der Königlichen Familie, und wohnten Abends dem Schauspiele auf dem Hof-Theater zu Saint— Cloud bei. . Heute fruͤh kommt der Koͤnig zur Stadt, um sich der Frohnleichnams-Prozession, die von der Kirche von Saint— Germain⸗l'Auxerrois ausgeht, anzuschließen. Der Koͤnig von Neapel wird dem Zuge, erst von den Tuilerieen und dann vom Louvre aus, zuschauen.

Der Moniteur enthaͤlt den nachstehenden ; „Auszug eines von dem Admiral Baron Duperrs an den See- Minister erstatteten Berichts.

Linienschiff Provence, auf offener See, unter dem

Winde von Majorka, 2. Juni 18309.

Gnädiger Herr! Die am 25sten v. M. bei dem Eintritte eines gelinden West-Nordwest-Windes aus der Bai von Tou— lon abgesegelte Flotte bestand aus 75 Kriegsschiffen. Die sie begleitende Abtheilung von Transportschiffen zaͤhlte 55 Segel. Gut beisammen, steuerte diese dem Orte ihrer Bestimmung zu, als sie in der Nacht vom 2sten auf den 28sten auf der oͤhe von Minorka und Majorka von einem starken Ost- und Ost-Suͤdost-Winde uͤberfallen wurde. Ich fuͤhrte sie unter den Wind der Inseln, wo sie Schutz fand. Das Wetter wurde bald darauf schoͤner; nachdem ich daher die Kriegs— flotte und die Transportschiffe wieder gesammelt und fuͤr den Aufbruch der Landungs-Flottille, die in der Bai von Palma vor Anker lag, Sorge getragen hatte, richtete ich meinen Lauf nach der Algierschen Kuͤste. Am folgenden Tage (29sten) Abends hatte ich dieselbe vollstaͤndig im Auge. Das Wetter war schoͤn; der Wind wehete aus Osten, viel— leicht etwas zu scharf. Waͤhrend der Nacht manoe— vrirte die Flotte dergestalt daß sie sich am Ihsten bei Ta— ges-Anbruch nur in kurzer Entfernung von der Kuͤste be— fand. In der That war sie am gedachten Tage Morgens um 4 Uhr nur 5 bis hoͤchstens 6 Lieues noͤrdlich vom Cap Caxines. Aber an der Kuͤste zogen Wolken herauf, der Him— mel war bedeckt, der Wind nahm je mehr und mehr zu, und Alles kuͤndigte schlechtes Wetter an. Die Flotte auf der aͤu—

ßersten uordlichen Seite entfernte sich daher von der Kuͤste

mit Ost- und Ost-Suͤdost-Winden, ohne daß sie, wie r h glaube, bei der Dunkelheit des Tages von dort bemerkt wor—

den waͤre. Eine so große Menge von Schiffen verschiede⸗

uer Art und mit dem Windstriche fahrend, beisammen und auf dem rechten Wege zu halten, war indeß unmoglich; es gelang uns daher auch nicht, den Meridian von Algier zu behaupten. Die aus den Gabarren und anderen Fahrzeugen geringerer Art bestehende Reserve wurde unter den Wind ge— trieben. Die Transportschiffe dagegen, die ich aus Vorsicht mehrere Meilen tief uͤber dem Winde hatte segeln lassen, hiel— ten sich ziemlich gut. Ein dreitaͤgiger starker Ost-Suͤdost— Wind ließ uns gleichwohl keine Hoffnung, nach der Algieri— schen Kuͤste zuruͤckkehren zu koͤnnen. Das Einzige, was mir daher uͤbrig blieb, war, die Reserve⸗ und die Transportschiffe in der Bai von Palma zu sammeln und zu reorganisiren und, bis solches ge⸗ schehen und besseres Wetter eingetreten, die Kriegsflotte unter dem Winde der Inseln zu erhalten. Die am 2)sten aus Toulon abgesegelte Abtheilung von Transportschiffen, die an der Afrikanischen Kuͤste zu der Kriegsflotte stoßen sollte, ist bei ihrer Abfahrt von einem heftigen Nord-Ostwinde zerstreut worden. Mehrere Fahrzeuge dieser Abtheilung habe ich ge— sammelt und mit den Transportschiffen, welche die Kriegs— flotte begleiten, vereinigt. Andere sind durch meine Kugd— schafter nach der Bai von Palma dirigirt worden, wo sich saͤmmtliche Schiffe wieder vereinigen sollen. Ich hoffe, daß mir solches gelingen, und daß ich die Kriegsflotte in den Stand setzen werde, aufs Neue zu agiren. Dies kann nicht lange dauern. Ich habe Vorkehrungen getroffen, daß die Landungs- Flottille, die sich am Operations-Platze selbst mit mir vereinigen sollte, nach Palma komme. Es fehlt mir an Nachrichten von dieser Flottille, doch ist das Wetter nicht so schlecht gewesen, daß man hinsichtlich ihrer besorgt zu seyn brauchte; sie besteht aus guten Fahrzeugen, die voͤllig gecig— net sind, die hohe See zu halten und widrigen Winden zu widerstehen. Die Elemente, gnaͤdiger Herr, sind mir un— guͤnstig gewesen; nur menschliche Kraͤfte habe ich ihnen ent— gegensetzen konnen. Diejenigen, mit deren Huͤlfe es mir ge⸗ lungen ist, Unfaͤllen vorzubeugen, habe ich aus mei— nem Eifer und meiner Ergebenheit fuͤr den Dienst des Koͤ— nigs geschöpft; doch waren sie nicht hinreichend, um mir eine Verzögerung in der Ausfuͤhrung der beabsichtigten Ope— ration zu ersparen. Der Gesundheits-Zustand der Truppen

ist gut: Geist und Gesinnung sind dieselben wie bei der Ab—

fahrt, d. h. vortrefflich.“

Ein zweiter Bericht, welchen der Capitain der geschei⸗ terten Brigg „lAventure“, Herr von Assigny, durch den Vice⸗Admiral Duperré an den See-Minister hat gelangen lassen, lautet im Wesentlichen also: .

„Im Bagno von Algier, 23. Mai 1830.

Gnaͤdiger Herr! Ich habe die Ehre, Ihnen den Verlust der Briggs „('Aventure“ und „le Silene“ anzuzeigen, eine traurige Begebenheit, bei welcher das Schicksal uns seine

ganze Strenge hat fuͤhlen lassen. Seit meiner Ruͤckkehr von

Tunis segelte die „Aventure“ als Geleitschiff mit der Fre— gatte „Bellona“. Aber in der Nacht vom 14ten auf den l5ten, um 2 Uhr Morgens, verlor ich bei einem ziemlich starken Nordwest-Winde die „Bellona“ ploͤtzlich aus den Au— gen. Ich setzte indeß meinen Lauf fort; gegen 10 Uhr be— gegnete ich der Koͤnigl. Brigg „le Silene“, die mir durch Signale anzeigte, daß sie von Mahon komme, welches sie am IIten verlassen habe, und daß sie Depeschen fuͤr den Befehls⸗ haber des Blokade-Geschwaders vor Algier, Herrn Massien de Clerval, am Bord habe. Wir segelten hierauf in kurzer Entfernung von einander nach Suͤd-Osten zu, wo wir Herrn Massieu zu finden hofften. Wir hatten auf diese Weise etwa 30 Meilen zuruͤckgelegt, als ich um Uhr Abends ploͤtzlich einen Eu, verspuͤrte und sofort er⸗ kannte, daß ich auf eine Sandbank gerathen war; wir befanden uns nahe beim Cap Bingut, etwa Iß6 Meilen vom Cap Caxines. Es fing schon an zu dunkeln, und die Wellen trieben mein Schiff immer mehr dem Strande zu; ich ließ daher sofort beide Masten kappen, die jetzt eine Art von Bruͤcke, nach dem Ufer hin, bildeten. Mittlerweile war es so finster geworden, daß wir uns berelts dem Lande ganz nahe befanden, ohne dasselbe anders als durch den weißen Schaum, der sich am Strande abgesetzt hatte, zu erkennen. Doch verbot ich meinen Leuten, zu landen, da ich immer noch hoffte, daß das Schiff sich in horizontaler Lage erhalten wuͤrde; diese Hoffnung schwand jedoch bald, und ich sah mich daher genoͤthigt, die ganze Mannschaft ans Land zu setzen. Ich selbst that desgleichen und wollte nun dem „Silene“, der ziemlich um dieselbe Zeit ebenfalls auf eine Sandbank gerathen war, zu Huͤlfe eilen. Diese Brigg war mir immer in kurzer Entfernung gefolgt. Ploͤtzlich wurde aber der Ca⸗— pitain benachrichtigt, daß man ganz in der Naͤhe eine Klippe bemerke. Herr Bruat stieg sofort aufs Verdeck und befahl, die Segel umzulegen. Diese Operation ging aber zu lang— sam von statten, als daß sie dem Schiffe sofort eine andere Richtung haͤtte geben koͤnnen. Bald erhielt dasselbe den ersten Kielstoß, und die naͤchste Welle trieb es ganzlich auf den Strand. Der Capitain ließ sofort den großen Mast kappen, behielt noch einige Zeit lang den Fockmast, um dem Lande . zu kommen, und befahl der Mannschaft, am Bord zu bleiben. Die Brigg, die sich nach dem Lande zu geneigt hatte, wurde erst mit Tagesanbruch geraͤumt. Die groͤßte Ordnung herrschte wahrend dieser schwierigen Operation; die Kranken wurden zuerst, dann die Mannschaft an's Land gebracht. Hr. Bruat kam hierauf zu mir, um mit mir zu berathschlagen, was in dieser traurtzen Lage zu thun sey. Wir versammelten die Offiziere beider Briggs und stellten ihnen vor, daß üns nur zwei Wege zur Rettung uͤbrig blieben; entweder uns zu be— waffien und bei den Briggs zu bleiben, bis das Wetter un— seren Kriegsschiffen gestatte, uns zu retten; oder keinen Wi— derstand zu leisten und uns durch die Beduinen nach Algier fuͤhren zu lassen. Wir entschieden uns fuͤr das letztere, da unser Pulver durchnaͤßt war und weder Himmel noch Meer uns hoffen ließen, Franzoͤsische Schiffe in den nachsten Tagen zu erblicken. Nachdem wir daher alle unsere Leute gesammelt und einige von der See an's Ufer gespuͤlte Lebensmittel zu uns genommen hatten, machten wir uns langs des Ufers auf den Weg nach Algier; es war ungefahr 4 Uhr Morgens. Kaum hatten wir eine Biertelstunde Weges zurückgelegt, als ein Haufe bewaffneter Beduinen auf uns lösstuͤrzte. Unter der Mannschaft des „Silene“ befand sich ein Malteser, den diese Brigg bei Oran auf einem Fischerboote ginn genommen hatte. Dieser, der das Arabische sprach und lange Zeit mit den Algierern auf der See gewesen war, widmete sich der Rettung unser Aller. Indem er uns anempfahl, dem, was er sagen wuͤrde, nicht zu widersprechen, betheuerte er den wuͤ—⸗ thenden Barbaren, daß wir Engländer wären. wurde ihm der Dolch auf die Brust gesetzt, um an seiner Gemuͤthsbewegung zu sehen, ob seine Behauptung auch wahr sey; aber seine Unerschrockenheit taäͤuschte die Araber und erregte, wenn diese auch nicht ganz uͤberzeugt wurden, doch Zweifel in ihnen, welche zum Theil dazu beitrügen, die Mann⸗

schaft zu retten. Unter dem Vorwande, uns auf einem kuͤr

Dreimal

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zern Wege nach Algier zu fuͤhren, wendeten sie sich mit uns nach den Bergen. Rach einer Viertelstunde Weges gelang— ten wir zu einem aus wenigen Huͤtten bestehenden Dorfe, wo wir mit der grausamsten Rohheit ausgepluͤndert wurden, indem man uns, bis aufs Hemde entbloͤßt, dem Nordwinde und einem kalten Regen Preis gab. Nachdem wir etwa vier Stunden in den Bergen herumgefuͤhrt worden, gelang— ten wir endlich zu einem ziemlich großen Dorfe (etwa auf dem Meridian des Kaps Dellys), wo man uns Halt machen und Einigen unter uns ein wenig Brod reichen ließ. Mehrere— male auf diesem schrecklichen Marsche wechselten wir unsere Begleiter, und bei jedem Wechsel stießen diese Barbaren die fuͤrchterlichsten Drohungen gegen uns aus; doch floß kein Blut; ein einziger von unsern Leuten wurde leicht am Kopfe verwundet. Nachdem man uns eine halbe Stunde Ruhe gegoͤnnt, faßten die Araber, da sie fanden, daß das Dorf nicht groß genug war, um uns alle zu beherbergen, nach ei— ner langen Berathung den Entschluß, uns zu vereinzeln. Hr. Bruat wurde mit etwa der Halfte seiner Mannschaft in dem erwahnten Dorfe untergebracht; wir dagegen kehrten mit dem Reste derselben auf dem naͤmlichen Wege zuruͤck, wo wir gekommen waren; wir wurden auf einzelne Doͤrfchen vertheilt, die jedoch so nahe zusammen lagen, daß wir uns noͤthigenfalls Kunde von einander geben konnten. Hier wird die Geschichte unseres Ungluͤcks verwickelter; jedes Dorf, je— des Haus bietet ein anderes Bild des Schreckens dar; um Sie aber, gnaͤdiger Herr, durch die Schilderung so schmerzlicher Scenen nicht zu ermuͤden, will ich mich auf die Erzählung dessen beschraͤnken, was sich unter meinen Augen zutrug. In dem Hause des Beduinen angelangt, der uns in Schutz ge— nommen hatte, wollten die Weiber uns Anfangs nicht beher— bergen; endlich aber erwachte das Mitleid in ihnen, und wir blieben. So vergingen zwei Tage. Den ersten Anlaß zu

Besorgnissen gaben uns einige Seeleute, die, in der Hoffnung,

sich zu retten, aus einem andern Hause entsprungen waren, kurz darauf aber aufs Neue eingefangen wurden. Dieser Vorfall hatte die Folge, daß die Beduinen uns schaͤrfer als bisher bewachten. Am 18ten gegen Abend erfuhren wir, daß einige Franzoͤsische Fregatten und Briggs Schaluppen aus— gesetzt haͤtten, um die beiden gestrandeten Schiffe zu recognos— ciren. Diese Absicht verbreitete Schrecken unter uns; alle Araber griffen zu den Waffen, nachdem sie uns eng eingesperrt und uns gedroht hatten, jeden Versuch zur Flucht mit dem Tode zu bestrafen. Ein Kanonenschuß schien uns unser letz— tes Ende zu verkuͤndigen, als wir gluͤcklicher Weise erfuhren, daß die Franzssischen Kriegsschiffe ihre Schaluppen wieder eingezogen hatten. Mittlerweile war Herr Bruat, den ich mit 23 Mann, worunter 6 Offiziere und der Malteser, in dem oben erwaͤhnten Dorfe zuruͤckgelassen hatte, mit die— sen Anfangs in einem einzigen Hause, spaͤterhin aber, da

dasselbe zu klein war, in einer Art von offener Moschee ein—

quartirt worden, wo man sie schlecht behandelte. An den beiden ersten Tagen sagte man ihnen, daß der Buberak— Fluß zu stark angeschwollen sey, um ihren Transport nach Algier zu gestatten. Am dritten Tage erschien ein Tuͤrke, welcher unseren Waͤchtern sagte, daß sich jenseits des Flusses Offiziere des Dey's zu unserem Schutze befaͤnden, daß sie

(die Araber) aber recht einfältig waͤren, uns fuͤr Englaͤnder

zu halten,. Der Malteser machte sich jetzt auf den Weg zu jenen Offizieren; er war kaum eine Stunde weg, als man uns glimpflicher zu behandeln anfing, uns auch einen Theil unserer Effekten zuruͤckgab. Bald darauf gestattete man auch Herrn Bruat, sich auf die andere Seite des Flusses zu be⸗ geben; schwimmend erreichte er das jenseitige Ufer, wurde hier von einem Tuͤrken mit trockenen Kleidern versehen und demniächst zu dem Zelte des Efendi gefuͤhrt, der ihm und den Seinigen vollkommene Sicherheit versprach. Sofort wurden zwei Offiziere abgefertigt, um die uͤbrige Mannschaft zu ho— len. Mittlerweile richtete der Efendi verschiedene Fragen an Herrn Bruat, z. B. ob es wahr ware, daß die Fränzoͤsischen Truppen gegen ihren Willen an der Erpedition Theil näh— men. Herr Bruat erwiederte, daß das Betragen derselben nach ihrer Landung das Gegentheil beweisen wurde. Vor— zuͤglich wollte der 2 Bruat's Depeschen sehen; die⸗ ser erklärte aber, daß er sie, gleich nachdem er gescheitert, zerrissen habe. Man versprach ihm, daß, wenn er sie aus— liefere, er sofort seine Freiheit erhalten solle; er aber antwor— tete, daß, wenn er noch im Besitze derselben wäre, er sie, sollte es ihm auch das Leben kosten, nicht aushändigen wuͤrde. Alles schien jetzt ruhig und das Loss der gescheiterten Mann⸗ schaft gesichert zu seyn, als von dem anderen Ufer des Flus— ses plötzlich ein lautes Geschrei zu Herrn Bruat heruͤber er⸗

scholl; es hieß, Franzoͤsische Schiffe hätten sich auf's

Neue den Trümmern der beiden gescheiterten Briggs

leichter gewaͤ

eilig. Die

genaͤhert und bei dieser Gelegenheit auf mehrere Beduinen gefeuert, waͤhrend andere nach den Bergen entkommene Fran⸗ zosen eine Frau verwundet hatten. (Dies war wahrscheknlich die Veranlassung zu dem unter mehreren der Unsrigen ange— richteten Blutbade.ꝰ Der Efendi beschwerte sich daruber dei Herrn Bruat, der seinerseits jenem wieder bemerklich machte, daß die Franzoͤsischen Schiffe nur ihre Pflicht gethan haͤtten, und daß das andere Faetum ohne Zweifel falsch sey. Am folgenden Tage wurde Hr. Bruat nach Algier . er am 20sten Morgens anlangte. Man fuͤhrte ihn zum Aga, der die bereits fruͤher an ihn gerichteten Fragen wiederholte und ihm einen Brief aus Toulon zeigte, woraus hervorging, daß er von Allem, was sich dort zuträgt, genau unterrichtet ist. Eilf Individuen, (worunter 2 Offiziere) die mit Herrn Bruat zusammen im Quartier gelegen hatten, wurden Tages darauf ebenfalls nach Algier expedirt. Was mich anbetrifft, so wurde ich am 20. Morgens um 4 Uhr mit einem Theile der Mei⸗ nigen uͤber den Buberak gefuͤhrt und dort den Offizieren des Dey's uͤbergeben, die uns sagten, daß wir uns sehr gluͤcklich schaͤtzen duͤrften, dem Blutbade entronnen zu seyn; 26 Koͤpfe seyen schon nach Algier gebracht worden, und eine größere Zahl werde nachfolgen. Wir brachten die Nacht beim Kap Matifoux zu und hielten am folgenden Tage, Nachmittags um 4 Uhr, unseren Einzug in Algier. Man fuͤhrte uns sofort nach dem Pallaste des Dey's, wo die Kopfe unserer Ungluͤcksgefaͤhrten einem zuͤgellosen Pöbel zur Shah auf⸗ gepflanzt waren. Mehrere von uns erlagen ihrem Schmerze bei diesem graͤßlichen Anblicke. Nach einem kurzen Halte brachte man uns nach dem Bagno, wo wir 12 der unstigen fanden, die mit den 74 unseres Transports bis jetzt die einzigen Ueberreste der Mannschaften beider gescheiterten Briggs sind. ) Der Englische und der Sardinische Konsul wollten den Dey um die Verguͤnstigung bitten, die Offiziere zu sich nehmen zu duͤrfen; wir seibst baten sie aber, dies nicht zu thun, da wir das Loos unserer Kameraden zu theilen entschlossen sind. Der Sardinische Konsul hat sich erboten, die benoͤthigten Fonds fuͤr den Unterhalt der Gefangenen herzugeben; wir befleißigen uns bei unseren Ausgaben der groͤßten Ordnung und Sparsamkeit. Der Dey selbst schickte uns am Tage unserer⸗ Ankunft das Nothduͤrftigste.“ Am Schlusse seines Berichts schlaͤgt Herr von Assigny den oben erwähnten Malteser zu einer Auszeichnung, ! wie einige Schiffs-Eleven zum Avancement vor. In einer Nachschrift erwahnt er noch des ruͤhmlichen Betragens zweier Seesolda— ten, welche durch ihre persoͤnliche Tapferkeit der Wuth der Araber entronnen und von den Tuͤrken gefangen nach Algier eingebracht worden sind. Beide schlaͤgt Herr von Assigny fuͤr das Kreuz der Ehrenlegion vor.

Einige Blaͤtter versichern, das Gesuch des Herrn von Montbel um Entlassung sey so dringend und so unbedingt, daß er in dem heutigen Minister-Rathe einen Nachfolger er— halten werde; man betrachte als gewiß, daß Herr voön Ca— pelle an seine Stelle treten und daß Herr Ferdinand von Berthier das Ministerium der offentlichen Bauten erhal— ten werde. . ̃ z

Der Courrier frangais giebt Folgendes als Ge— ruͤchte: „Unter den ernannten Praäͤsidenten der Wahl -Kollegten nennt man 5 Bischoͤfe, 40 Pairs und 8 Staats-Minister. Mehrere Pairs haben die Praͤsidentschaft abgelehnt, andere die Bedingung gemacht, ohne Einfluß auf die Waͤhler blei⸗ ben zu duͤrfen; noch andere haben erklaͤrt, daß sie sich der Wahl eines constitutionnellen Kandidaten nicht widersetzen wuͤrden. Zwei Minister mit Portefeuille treten als Kandi— daten auf: die Herren v. Haussez und v. Guernon-Ranville; von Herrn v. Capelle glaubt man, daß er bei dem Wahl— Kollegium seines Departements als Kandidat auftreten werde. Man weiß nicht gewiß, ob er den , , bezahlt. Un⸗ ter den Praͤsidenten der Bezirks-WahlKollegien besteht ein Drittheil aus Mitgliedern der letzten Kammer, ein Drittheil aus bisher unbekannten Mannern, ein Drittheil aus Depu⸗ tirten der beklagenswerthen Kammer. Mehrere ministerielle Kandidaten haben die Praͤsidentur ausgeschlagen, um desto

5 zu werden. Ueber die Koͤnigl. Proklama— tion ist noch nichts entschieden. Alles, was man über die definitive Feststellung des Textes derselben gesagt hat, ist vor⸗ Herren von Peyronnet und von Montbel scheinen sich lebhaft zu widersetzen. Von ersterem sagt man unglaubliche Dinge, Sein fruͤherer contre, re— volutionnairer Ungestuͤm ist sanft und gemaͤßigt gewor⸗ den; er will die Rolle des Vermittlers spielen, ist

D Die von Herrn von Assigny eingesandte Liste enthaͤlt nur

die Namen von 30 Personen, worunter er selbst und der Capi⸗

tain des „Silène, Herr Bruat. ̃ l J