1830 / 177 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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entsagung des Prinzen von Koburg ist hier mit großer Ver⸗]

wunderung vernommen worden; dem Grafen e,. konnte es jetzt vielleicht vorbehalten bleiben, Griechenlands

Regeneration zu vollenden.

Spanien.

Alicante, 3. Juni. Ein von Algier kommen— des Schwedisches Schiff, welches daselbst, nachdem es unge⸗ hindert und, wie es scheint, von dem Blokade-Geschwader ungesehen, mit einer Ladung Holz in gedachten . einge⸗ laufen war und dieselbe zu aͤußerst hohen Preisen verkauft hatte, bringt die Nachricht mit, daß alle Punkte auf der Kuͤste, wo eine Landung moͤglich waͤre, stark mit Beduinen und ziemlich vielem Geschuͤtz besetzt sind, daß die Kanoniere

jedoch sechs bis acht Minuten Zeit beduͤrfen, um eine Kanone

zu laden und loszuschießen. Der Schwedische Capitain bestaͤ— tigt die Niedermetzelung der 110 Mann von den Franzoͤsi— schen Brigantinen „le Silene“ und „lÜ'Aventure“, und daß es den Europäischen Konsuln in Algier gelungen war, die Begnadigung des Ueberrestes jener Mannschaften, und vor— nehmlich der Offiziere, zu erlangen, welche ganz nackend nach Algier gebracht wurden. Die Europaͤischen Konsuln, welchen der Dey von Algier die Erlaubniß, sich einschiffen zu duͤrfen, verweigerte, hatten sich saͤmmtlich mit ihrer Dienerschaft und einigen Europaͤischen Handwerkern in ein zu diesem Endzweck befestigtes Landhaus, eine Meile von Algier entfernt, bege— ben, einen hinlaͤnglichen Vorrath von Waffen und Munition dahin bringen lassen und sich reichlich mit Lebensmitteln al— ler Art versorgt, um sich gegen einen Coup de main von herum— streifenden Afrikanischen Banden und Marodeurs sicher zu stel⸗ len. = Fast gleichzeitig mit jenem Schwedischen Schiffe langte ein zur Franzoͤsischen Expeditions-Armee gehoͤriges Neapolitani— sches Transportschiff in Alicante an, welches außer einer Anzahl

Artilleristen, Kanonen ꝛe. auch 15 Pferde an Bord hatte;

das sechszehnte war schon am Tage des Aussegelns aus Tou— lon gefallen. Dieses Transportschiff befand sich mit der gan— zen Flotte am 31. Mai fuͤnf Meilen noͤrdlich von Algier, wurde durch starke Windstoͤße, so wie viele andere Schiffe, von dem Gros des Geschwaders getrennt, sah dasselbe jedoch noch am 1. Juni, 30 Seemeilen ebenfalls ganz nördlich von der Hauptstadt, und da ihm sein Versuch, nach Mahon oder Palma einzulaufen, mißlang, so nahm es seinen Lauf nach Alicante, wo ihm der Franzoͤsische Konsul, als er von des Neapolitaners Ankunft unterrichtet war, befehlen ließ, unver— uͤglich wieder in See zu stechen, und ihm nur die erforder— e. Zeit verstattete, um den noͤthigen Sand fuͤr das Lager

der Pferde einzunehmen.

3 nil a n de Berlin, 27. Juni. Aus Fuͤrstenstein (Schlesien)

vom 19ten d, wird gemeldet: Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kron⸗!

prinzessin nebst Gefolge ist heute Abend hier angelangt und wird, dem Vernehmen nach, einige Wochen hier verweilen, um den Brunnen von Salzbrunn und das Bad von Alt— wasser zu gebrauchen. .

= Aus Stettin wird gemeldet: Das Saͤkularfest der vor 300 Jahren geschehenen Uebergabe der Augsburgischen Confession wurde, der Allerhöͤchsten Anordnung gemaͤß, am 25sten d. M, in allen Kirchen Stettins durch feierlichen Gottesdienst begangen, nachdem dasselbe Abends zuvor einge— laͤutet worden war. Zu demselben Zweck hatte das Gymna⸗ sium am Vormittag des 26sten eine öͤffentliche Redeübung veranstaltet, zu der von dem Direktor der Anstalt mittelst eines Lateinischen . eingeladen war, und welcher die höoͤchsten Civil, und Militairbeamten, eine große Anzahl der Einwohner der Stadt und saͤmmtliche Schuͤler des Gymna⸗ siums beiwohnten. Diese Feier wurde in dem festlich ge— schmuͤckten Hoͤrsaale gehalten und mit passenden Gesaͤngen hegonnen und beschlossen. Zwei Zöglinge aus der ersten Klasse des Gymnasiums hielten eine Deutsche und eine Lateinische Rede uͤber jenes denkwuͤrdige geschichtliche Ereigniß, und

uber das Leben Melanchthons, ünd der Direktor sprach am

Schlusse uͤber die wichtigen und , , . Folgen der Ueber⸗ gabe der Confession auf die Bef . Wissenschaften, mithin auch mittelbar . den jetzigen Standpunkt der Wiß— senschaft in der hiesigen Lehranstalt; worauf er die Anwesen— den Zoͤglinge der letzteren mit kräftigen und eindringlichen Worten ermunterte und ermahnte, treu zu bleiben dem bele— benden, in jenem Bekenntnisse athmenden Geiste, ihn zu be— wahren, zu pflegen, und im Fall der Noth zu verfechten mit Wort und That.

Der wohlthaͤtige Einfluß eines Schafzuͤch ter-Vereins auf die Vervollkommnung der Schafzucht ist seit langer Zeit von denkenden Landwirthen unserer Monarchie erkannt und das Beduͤrfniß danach lebhaft gefuͤhlt worden.

Ein Unternehmen, dessen Gedeihen von der innigen Ueber⸗

einstimmung vieler Individuen abhaͤngt, ist jedoch nicht leicht

ins Werk zu setzen, und nur die Alles veredelnde Zeit ver— mag, es zur Reife zu bringen. . Es ist daher ein erfreuliches Zeichen der fortschreitenden Bildung und des ernsten Industrie-Fleißes, daß der Wunsch nach einem Verein zur Vervollkommnung eines so wichtigen Zweiges der Landes-Industrie, als die Schafzucht ist, seit Kurzem anz besonders rege geworden ist. Ber gegenwaͤr⸗ tige hiesige Wollmarkt gewährte den hier anwesenden Schaf— zuͤchtern, welche sich fuͤr diesen Gegenstand lebhaft interessi—⸗ ren, die Gelegenheit, ihre Ansichten hieruͤber gegenseitig aus— zutauschen, und was seit Jahren einzeln und abgebrochen . ein solches Unternehmen verhandelt worden, naͤher zu esprechen. 361 In dieser Absicht versammelten sich am 20sten d. M. nachbenannte Landwirthe zu einer gemeinschaftlichen Bera— thung in dem Lokale des Koͤnigl. Gewerbe-Instituts, welches der Geheime Ober-Finanz-Rath Beuth mit ermunternder Bereitwilligkeit einzuraͤumen die Geneigtheit hatte. An dieser Versammlung nahmen folgende Personen Theil: 1) Der Geheime Staatsrath von Quast, 2) der Geheime Staatsrath Graf v. Itzenplitz, 3) der Baron Arnhold von Eckardtstein, 4) der Landrath Graf von Itzenplitz, 5) der Amtsrath Karbe, 6) der Ober⸗Amt mann Karbe, 7) der Herr von Knoblauch-Pessin, 8) der Herr von Knoblauch-Osterholz, 9) der Major von Bredow, 10) der Herr von Ribbeck, 11) der Herr W.

von Knoblauch-Pessin, 12) der Herr von Bredow

auf Ihlow, 13) der Ober⸗-Amtmann Gruͤndler, 14) der Amtmann Nernst, 15) der Amtmann Zellner, 16) der Ober⸗Foͤrster Kobilins ki. .

Nachdem zuvoͤrderst die Frage: ob die Gruͤndung eines Schafzuͤchter-Vereins wuͤnschenswerth sey, von saͤmmtlichen Anwesenden bejahend beantwortet worden, sprachen sie eben so uͤbereinstimmend die Hoffnung aus, daß bei dem regen Eifer der Landwirthe fuͤr die Ausbildung ihres Faches das Unternehrnen zahlreiche Theilnehmer finden und recht bald zur Ausfuͤhrung kommen werde.

Die Versammlung beschaͤftigte sich hierauf mit der Wahl eines Ausschusses zur ,,, eines Statuten⸗Entwurfs fuͤr den Verein und wurden hierzu gewaͤhlt: 1) Der Amts— rath Karbe auf Blankenburg, 2) der Ober-⸗Amtmann Karbe auf Gramzow, 3) der Ober-Amtmann Gruͤndler, 4) der Amtmann Zellner, 5) der Kaufmann Adolph Schayer.

Der Ausschuß beschaͤftigte sich ungesaͤumt mit der Aus— arbeitung des Entwurfs aus den bereits vorhandenen Ma— terialien, und wurde solcher am 2isten, dem Beschlusse der Versammlung gemaͤß, dem Baron Arnold von Eckardtstein und dem Geheimen Ober-Finanz-Rath Beuth zur Pruͤ— fung vorgelegt.

In der am L2lsten abermals stattgefundenen Versamm— lung fanden sich noch folgende Landwirthe ein, welche dem Verein beizutreten sich bereit erklärten: der Kammergerichts— Rath v. Dzembowski; der Oekonomie⸗Rath Maaß zu Kentz⸗ lin; der Oberamtmann 9Osterroth zu Brussow; der Gutsbe— sitzer Schrader zu Toͤtzleben.

Die lebhafte Theilnahme, welche eine Anzahl angesehener und erfahrner Landwirthe dem in Rede stehenden Unterneh— men widmen, ist die sicherste Buͤrgschaft fuͤr die Nuͤtzlichkeit desselben und berechtigt zugleich zu der Hoffnung, daß am gegenwaͤrtigen Wollmarkte der erste Schritt zu der Verwirk— lichung des laͤngst ausgesprochenen Wunsches nach einem Schafzuͤchter⸗Verein geschehen sey. *

Es ward daher beschlossen, eine oͤffentliche Aufforderung an alle den Berliner Wollmarkt besuchenden Schafzuͤchter, Wollenwaaren⸗-Fabrikanten und Wollkenner ergehen zu lassen, und dieselben zur Theilnahme an dem Verein einzuladen, da— mit das Unternehmen recht bald ins Leben treten koͤnne und

seine gedeihliche Wirksamkeit durch eine vielseitige und rege

Theilnahme dauernd gesichert werde. Berlin, am 22. Juni 1830.

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Ueber das Fuͤrstenthum und den Schweizer Kanton Neufchatel oder Neuenburg sind in Nr. 118 und 143 des gegenwaͤrtigen Jahrganges der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung zwei Aufsaͤtze erschienen, welche durch die Gediegenheit und thatsaͤchliche Gruͤndlichkeit, womit in dem ersteren derselben die Statistik der Bevoͤlkerung und in dem

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zweiten der Gewerbfleiß dieses Landes dargestellt und beleuch— tet werden, die Ausmerksamkeit des Publikums auf diesen in vielfacher Hinsicht merkwuͤrdigen Theil des Preußischen Staats gezogen haben duͤrften. Um so sicherer laͤßt sich da⸗ her voraussetzen, daß es den Lesern der Staats⸗-Zeitung will—

kommen seyn wird, mit einem interessanten Aktenstuͤcke aus

der fruͤheren Geschichte Neuenburgs bekannt zu werden. Es ist dies die Charte der Stadt Neuenburg vom Jahre 1214, die also um ein Jahr der Charta magna des auf seine al— ten Freiheiten stolzen Englands, vorangegangen ist. Durch spätere, aus den Zeitverhaͤltnissen hervorgegangene Verordnungen erweitert, zuletzt aber gewissermaßen verdrängt, war sie fast in Vergessenheit gekommen, und sogar in fremde

In Nomine Sancte et iudividuae trinitalis Ulricus

Comes er Bertoldus nepos ejus, domini Novicastri, omnibus:

praesentes li iteras inspecturis, i Notum fa cimus uni- versis, quod nos castrum et villam nostram de Novocastro

cupientes ad augmentum et statum felicem pervenire tales

constitutiones burgensihus nostris de Novocastro de eorum assensu disposuimus sedenim *) Bisuutii con— suetudines sub hac forma. Nullam in castro aut villa Novicastri faciemus exactionem. Leges nostras in foris factis capiemus. In sanguine infra treucam diem facto IX solidos. In sanguine extra treueam diem facto novem solidos. Pro armis tractis super aliquem sine per- ecussione aut lapide jactato in aliquem sine percussione de- cem libras et si ille qui trahit arma aut jactat lapidem, non potest dare cautionem de lege, corpus ejus captum tenebitur usque ad satisfactionem. Est notandum, quod omnia plana vadia sunt quatuor solidorum. Neminem in eastro aut villa sine judicio capiendum nisi lalronem, ho— micidam aut insidiatorein manifestos. Habemus etiam pro

nolibel hove aut vacea vendito in macello quatuor dena— rios et linguam, pro porco duos denarios, pro bacoue unum denarium, pre hyreo aut capra unum obolum. Qui- libet sutor, qui tenebit stallum in foro, dabit nobis qua- tuor paria calceorum quolihet anno his temporihus anni- versariò natale domini unum par, anniversario pas cha ungam par, ad festum sancti Johannis unum par, ad estum sancti Galli unum par, nee de pejoribus nec de melioriw bus. Quilibet tabernarius pro quolibet modio vini quem vendet in taberna, dabit unum denariam et praeterea pro quolibet dolio cujuscunque capacitatis sit ab uno modio superius unum quarteronem. Dum autem tabernarii vi- num vendunt requiri debent ab eis denarios et quarterow nes et si iufra venditionem non requiruntur extra vendi— tionem non respondent. Habemus quoque in villa, in soro minagium et lihram quam quintallus vocatur, tam super burgenses quam super, externeos. Habemus bannum quod possumus vendere XXlIIII modios vini, in tempore quo capere hannum voluerimus, extra nundinas et vendemus vinum nostrum, dum non sit legitimum, ad majus pre— tium quo alia vina vendita sunt, a tempore vindemiarum usque ad tempus quo capiemus bannum. Aut, si placet nobis, vendemus bannum. Debet nobis communitas now strorum hurgensium de Novocastro VII libras quolibet anno, reddendas in die cenae. Si aliquis nostrorum bur- gensium ghierit sine herede aut parentibus, ejus boss essio kam mobiliam quam immobilium nostra erit. Si autem habeat heredes aut parentes et illi absentes sunt, usque ad annum et diem expectabuntur, et si infra annum et diem hereditatem suam non requisierint, hereditas nostra erit, nisi legitima occasione detenti fuissent. Percipiemus duoque in vineis quae spectant ad curiam Novicastri, pro dquolibet modio vini seztiarium vini. In vineis autem de gampo preshiterii, pro quihuslibel duobus modiis, unum sextarium, et praeterea pro quolibhet modio III denarios Propter quos custodes vinearum conducemus et de Lonsilio burgensium apponemus. Omnia autem casa- lia extra portas castri censum nobis debent, et si nos propriam guerram habemus, communitas juvare nos debet sine capiendo talliam. Armaturas quo— que habebunt burgenses et equos, juxta consilium com- munitatis, pro suis facultatibus competentes. Si castrum bastimento indigeat communitas pro posse suo tenetur facere bastimenfum. Quaelibel bolengiaria debet nobis

leg. secundum.

Archive uͤbergegangen. Jetzt befindet sich jedoch die in Bern auf⸗ gefundene alte Ürkunde wieder im Besitze der Stadt Neuenburg. = Der Ver fasser des trefflichen Essai de statistique sur le canton de Neuchatel, Zürch 13 138, Herr Praͤsident von Sandoz ⸗/Rol⸗ lin, hat diese Lgteinische Urkunde mit großem Fleiße durchge⸗ zeichnet oder kallirt, und der Hr. Staatsrath . Montmollin eine bis in die kleinsten orthographischen Unrichtigkeiten treue Abschrift derselben auszufertigen die Gute gehabt, welche in Nachfolgendem mitgetheilt wird: ) d. B.

2. Wir fuͤgen dieser Mittheilung zuglei Uebersetzung der It bei. h g zugleich eine Deutsche

Im Namen der heiligen und ungetheilten Dreinigkeit entbieten Wir, Graf Ulrich und dessen Neffe Bertold, Her⸗ ten von Neuenburg, Allen, denen Gegenwärtiges zu Gesicht kommt, Unseren Gruß. Wir machen jedermaͤnniglich bekannt, wie Wir in dem Wunsche, daß Unsere Burg und Stadt Neuenburg Wachsthum und Gedeihen erlangen moͤge, Un⸗ seren Buͤrgern zu Reuenburg mit ihrer Zustimmung folgende Satzungen gegeben haben, nach den Gewohnheiten von Besan gon in folgender Gestalt: Wir werden in Unserer Burg und Stadt Neuenburg keine (ungesetzliche) Abgabe erheben. Wir wer—⸗ den Unsere gesetzlichen Strafen bei Verbrechen einziehen: Fuͤr wahrend des Gottesfriedens vergossenes Blut 60 Solidi; fuͤr außerhalb des Gottesfriedens vergossenes Blut 9 Solidi. Fuͤr das Ziehen der Waffen gegen Jemand, ohne zu verwunden, oder fuͤr einen Steinwurf nach Jemand, ohne zu treffen, 10 Pfund, und wenn der, welcher die Waffen zieht oder den Stein wirft, die gesetzliche Sicherheit nicht leisten kann, so soll er bis zur Genugthuung in leiblicher Haft gehalten wer— den. Es ist zu bemerken, daß jedes schlichte Vadium (Gerichts⸗ pfand oder Sicherheit durch Burgen) 4 Solidi betraͤgt. Riemand soll in der Burg und Stadt ohne Urtheil verhaftet werden, den offenkundigen Raͤuber, Moͤrder oder Auflaurer ausgenommen. Auch gebuͤhren Uns fuͤr jeden auf dem Fleischmarkte verkauften Ochsen oder Kuh 4 Denare und die Zunge, fuͤr ein Schwein 2 Denare, fuͤr einen Schinken 1 Denar, fur einen Bock oder Ziege 1 Obolus. Jeder Schuster, der einen Stand auf dem Markte hat, soll Uns an folgenden Terminen jaͤhrlich Paar Schuhe geben: zu Weihnachten 1 Paar, zu Ostern 1 Paar, am St. Johannisfeste J Paar, am Feste des heiligen Gallus 1Paar, weder von den schlechtesten noch von den besten. Jeder Weinschenk zahlt Uns fuͤr jedes in seinem Schanke verkaufte Maaß Wein 1 Denar und außerdem fuͤr jedes mehr als ein Maaß haltende Faß einen Quartero Waͤhrend aber die Weinschenken den Wein verkaufen, muͤssen die Denare und Quarteronen bei ihnen eingezogen wer⸗ den; werden diese nicht waͤhrend des Verkaufs erhoben, so sind sie außerhalb des Verkaufs nicht mehr zu zahlen ver⸗ pflichtet. Auch haben Wir in der Stadt auf dem Markte das Maaß- und Wage⸗Recht, letztetes Quintal genannt, sowohl uͤber die Buͤrger, als über die Fremden. Wir haben das Vorrecht, daß Wir, zu welcher Zeit Wir wollen, außerhalb der Mar kttage 23 Maaß Wein verkaufen koͤnnen, und Wir werden Un fern Wein, 16 es (andern) nicht erlaubt ist, fuͤr den hoͤhern Preis verkaufen, fuͤr welchen audere Weine von der Zeit der Wein— lese bis zu der Zeit, in welcher Wir von Unserem Banne Gebrauch machen werden, verkauft worden sind; oder, wenn es Uns beliebt, werden Wir auch den Bann (das Vorrecht) ver— kaufen. Die Gemeine Unserer Buͤrger zu Neuenburg hat Uns alljährlich ? Pfund am gruͤnen Donnerstage zu entrichten. Wenn einer unserer Buͤrger ohne Erben oder Verwandte stirbt, so faͤllt sein bewegliches und unbewegliches Besitzthum Uns zu. Hat er aber Erben oder Verwandte, und sind diese abwesend, so soll Jahr und Tag auf sie gewartet werden; und wenn sie binnen Jahr und Tag ihr Erbe nicht in Anspruch nehmen, so soll die Erbschaft Unser seyn, wenn jene nicht durch Ehe⸗ haften (daran) verhindert worden sind. Auch werden Wir in den zur Curie von Neuenburg gehorigen Weinbergen von jedem Maaß Wein einen Sextarius Weins erheben, in den zur Pfarre gehörigen Weinbergen aber von jeden zwei Maaßen einen Sextarius und außerdem fuͤr jedes Maaß 3 Denagre, gegen welche Wir die Wachter der Wein—⸗ berge dingen und nach dem Rathe der Buͤrger anstellen werden. Alle Gehoͤfde außerhalb der Thore der Burg haben uns den Zins zu entrichten, und wenn Wir fuͤr Unsere Person eine Fehde haben, soll Uns die Gemeine ohne sonstige Beisteuer Huͤlfe leisten. Auch Ruͤstungen und Pferde sollen die Buͤrger haben, nach der Bestimmung der Gemeine, wie sie dem Vermoͤgen eines jeden angemessen sind. Wenn die Burg eines Baues bedarf, so ist die Gemeine nach ihrem Vermoͤgen gehalten, den Bau auszufuͤhren. Jede